ebook img

Vom Klang der Bilder. PDF

133 Pages·1999·40.905 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Vom Klang der Bilder.

~···· Karin v. Maur Vom Klang der Bilder Munchen · London · New York Auf dem Einband: Vorderseite: Detail aus Josef Albers, Violinschliisse/, 1935. vgl. S. 102/103 Rucken: Juan Gris, Die Violine, 1913, vgl. S. 66 Frontispiz: Moritz van Schwind, Die Katzensymphonie, 1868, vgl. S. 114 Die Deutsche Bibliothek - CJ P-Einheitsaufnahme: Maur, Karin v.: Vom Klang der Bilder/ Karin v. Maur. - Munchen; London; New York: Prestel, 1999 (Pegasus-Bibliothek) ISBN 3-7913-2098-X © fiir die abgebildeten Werke bei den Kunstlern, ihren Erben oder Rechtsnachfolgern, mit Ausnahme von: Josef Albers, Giacomo Balla, Joseph Beuys, Charles Blanc, Georges Braque, Pol Bury, Alexander Calder, Camille Claudel, Fortunato Depero, Theo van Doesburg, Johannes ltten, Alexej van Jawlensky, Jasper Johns, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Yves Klein, Frantisek Kupka, El Lissitzky, Rene Magritte, Armin Martinmiiller, Joan Mir6, Francis Picabia, jean Pougny, Alexander Rodtschenko, Niki de Saint Phalle, Arnold Schonberg, Kurt Schwitters, Gino Severini, Leopold Survage, Jean Tinguely, Henri Valensi, Panayotis Vassilakis bei VG Bild-Kunst, Bonn 1999; Salvador Dali bei Demart pro Arte B.V. /VG Bild-Kunst, Bonn 1999; Marcel Duchamp bei Succession Marcel Duchamp/ VG Bild-Kunst. Bonn 1999; Henri Matisse bei Succession H. Matisse f VG Bild-Kunst, Bonn 1999; Piel Mondrian bei Mondrian f Holtzman Trust, c/o Beeldrecht, Amsterdam, Holland f VG Bild-Kunst, Bonn 1999; Pablo Picasso bei Succession Picasso/ VG Bild-Kunst. Bonn 1999; Man Ray bei Man Ray Trust, Paris/ VG Bild Kunst, Bonn 1999. © Prestel Verlag. Miinchen · London · New York 1999 Prestel Verlag, Mandlstr. 26 80802 Miinchen Telefon 089 f 381 709 o Telefax 089 I 381 709 35 Lektorat: Eckhard Hollmann Gestaltung und Satz: [email protected] Einbandgestaltung: F. Ludtke, A. Graschberger, A. Ehmke, Munchen Lithographie: ReproLine, Munchen Druck und Bindung: Passavia Druckservice, Passau Printed in Germany ISBN 3-7913-2098-X (Deutsche Ausgabe) ISBN 3-7913-2082-3 (Englische Ausgabe) Malerei und Musik im Dialog 7 Runges Vision vom malerisch-musikalischen Gesamtkunstwerk 10 Wagner und die Synasthesie 12 Musikalische Bildgestalt: Gauguin und Matisse 18 Der Maler-Komponist Ciurlionis 24 Kandinsky und Schonberg 30 Harmonie und Dissonanz 38 >Zeitformen< in der Malerei 43 Chromatik des Lichts und kosmische Rhythmik 46 Vom Sequenzbild zur Filmsequenz 54 Musikalisierung und Dynamisierung des Bildraums 60 Gerauschplastik und Bildchoreographie 68 Synasthetische Erkundungen der russischen Avantgarde 78 Farblichtmusik und Harmonia Mundi 83 Tanz-Analogien und >Absoluter Rhythmus< 94 Serielles Prinzip und transformiertes Material 102 Die intermediare Synthese 110 Graphische Musik 114 Der plastische Klang 121 Anmerkungen 126 Register 127 Malerei und Musik im Dialog Die Maler waren seit jeher fasziniert von der Musil<, von ihrer Immaterialitat, ihrer souveranen Un abhangigkeit von der Welt des Sichtbaren und der reproduktiven Verpflichtung, an die sich die euro paische Kunst jahrhundertelang gebunden fohlte. Wahrend auch die Dichtung trotz ihres hoheren Abstraktionsgrades dem Konkret-Benennbaren verhaftet blieb, konnte sich die Musik in einem Freiraum entfalten, bestimmt lediglich <lurch die aus ihren eigenen Mitteln hervorgegangenen Ge setze der tonalen Harmonik. Dieser Aktionsradius wurde im Laufe des vorigen Jahrhunderts immer weiter ausgedehnt, um schliefSlich - gleichzeitig mit dem Durchbruch der Malerei zur Gegen standslosigkeit - auch die tradierten Schranken der Tonalitat zu tiberwinden. Wenn wir nun Sichtbares mit Unsichtbarem, Zeit kunst mit Raumkunst in Beziehung setzen, so stellt sich von vornherein ein Ungleichgewicht ein, da sich die Musik, bis auf die Notenschrift, der Sicht barkeit entzieht. Unser Blickwinkel geht daher vom bildenden Ki.instler aus, for den die Musik in vielerlei Hinsicht Modellcharakter annahm und zu einer wesentlichen Quelle seiner innovativen Vorstof?.e wurde. Auch die Musik empting seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts wesentliche Impulse von der Malerei. Debussy bekundet das mit seiner impressionistisch anmutenden »Technil< von Tontupfen« und mit dem Zuri.ickdrangen des zeitlichen Entwicklungsprin zips zugunsten kontrastierender, nebeneinander angeordneter Farbflachen, die gleichsam aus dem zeitlichen FlufS herausgeschnitten scheinen. Oder spater Strawinsky, der alles Verschwimmende und Paul Klee (1879-1940) Vermittelnd-Subjektive tilgte, um mit seinen hart Zwitschermaschine, 1922/ 151 Aquarell, Feder und Tinte i.iber gegeneinander abgesetzten Klangkomplexen »eine blfarbzeichnung, 41,3 x 30,5 cm The Museum of Modern Art, New York Art von musikalischem Kubismus« zu begri.inden.' Musiker wie Maler gewannen ihre Emeuerungs moglichkeiten haufig <lurch Annaherung und Austausch von Verfahrensweisen aus der Schwe sterkunst - diese Wechselwirkung zieht sich wie ein roter Faden <lurch <las ganze Jahrhundert. Die Patenschaft der Musik bei der Geburtsphase der bildnerischen Abstraktion lagt sich an dem revo lutionaren Umbruch beobachten, der in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg in den grogen Zentren von Paris bis Moskau und Prag, von London bis Rom und schlieJ?.lich New York vor sich ging. Vorausgegangen waren freilich die epochalen Entdeckungen in der Physik und Chemie, die <las Weltbild radikal veranderten und hinter <les sen Sichtbarkeit einen weitgehend unbekannten Kosmos erscheinen lieJ?.en. Die Kunstler empfan den, daJ?. ihre Bildsprache dieser neuen Weltsicht nicht mehr entsprach und <lag sie sich von der mimetischen Darstellung der optischen Erschei nungen losen muJ?.ten. Kandinsky wies in den 1913 verfaJ?.ten »Rlickblicken« auf diesen Zusam menhang hin: »Ein wissenschaftliches Ereignis raumte eins der wichtigsten Hindernisse auf die sem Wege. Das war die weitere Teilung des Atoms. Das Zerfallen des Atoms war in meiner Seele der ganzen Welt gleich. Plotzlich fielen die dicksten Mauem. Alles wurde unsicher ... Ich hatte mich nicht gewundert, wenn ein Stein vor mir in der Luft geschmolzen und unsichtbar geworden ware ... «. Aus dieser Erschutterung zog er die Erkenntnis und Berechtigung, dai?, »sich for mich das Reich der Kunst vom Reiche der Natur immer mehr [trennte], bis ich beide als selbstandige Reiche vollkommen durchfohlen konnte.«' Um eine dem neuen Weltbild adaquatere Bild sprache zu finden, blickten die Kunstler auf die Musik, die keine gegenstandlichen Fesseln kannte. Paul Klee Polyphon gefafltes Weifl, 1930/140 Sie wurde nun zum Leitbild: die Zerschlagung Aqua rel I und Tusche auf Karton des gegenstandlichen Zusammenhangs brachte 33"3 x 24,5 cm Kunstmuseum Bern, I'aul-Klee-Stiftung eine Befreiung der Farben und Formen mit sich. 8 Um jedoch nicht in Ornamentik, Willkur oder Chaos zu verfallen, stellte sich dem Kunstler die Aufgabe, mit den Elementen der Malerei ahnlich wie ein Komponist zu verfahren. Vorbild war hier zum einen die sich parallel vollziehende Entfaltung einer neuen Tonsprache der zeitgenossischen Komponisten, zum anderen die kontrapunktisch geregelte Struktur der Polyphonie. An deren Beispiel erkannte Paul Klee: »Die Musik hat die Wege der Abstraktion schon im 18. Jahrhundert erschaut und gelost, die dann wieder von der Pro grammusik des 19. Jahrhunderts verwirrt wird. Die Malerei beginnt erst heute damit«.3 Paul Klee Polyphonie. 1932/273 bl auf Leinwand 66,5 x 106 cm bffentliche Kunstsammlung, Kupferstichkabinett, Basel, E. Hoffmann-Stiftung Malerei und Musik im Dialog 9 Runges Vision vom malerisch- m usikalischen Gesamtku nstwerk Der Blick zuriick zeigt auch, da:fS im Wettstreit um die Rangordnung der Kiinste, wie er sich in der Traktatliteratur niedergeschlagen hat, die Musik und die Malerei sich von jeher miteinander ma:fSen. Begann in der Renaissance mit Alberti, Leonardo und Diirer die Malerei den Paragone anzufiihren, so setzte sich die Aufklarung for eine scharfe Ab grenzung der als gleichwertig angesehenen Kiinste ein, vor allem Lessing mit seiner kritischen Studie >Laokoon oder uber die Grenzen der Malerei und Poesie< (1766). Die Romantiker hingegen strebten nach einer Entgrenzung der Gattungen im Sinne des Gesamtkunstwerks. Der Musik wurde nun - nicht nur von Komponisten und Dichtem, son dem auch von den Malem - die Fuhrungsrolle zu erkannt. Ob Wackenroder oder Tieck, Heine oder Runge - sie alle erblickten in der Musik »Zunachst der Religion« die hochste und reinste Kunst, die uns <lurch ihre unmittelbare Wirkkraft auf Gemut und Seele der Schopfung nahebringt. Runge sah in ihr den gemeinsamen Urgrund aller Kunste und Garanten der Schonheit: »Die Musik ist <loch immer das, was wir Harmonie und Ruhe in allen drei Kunsten nennen. So mu:fS in einer schonen Dichtung <lurch Worte Musik sein, wie auch Musik sein mu:fS in einem schi:inen Bilde, und in einem schi:inen Gebaude, oder in irgendwelchen Ideen, die <lurch Linien ausgedriickt sind.«4 Langst vor der Wiederentdeckung Johann Sebastian Bachs, die im allgemeinen mit Mendelssohns Berliner Auffuhrung der >Matthauspassion< von 1829 in Zusammenhang gebracht wird, entdeckte Runge die Moglichkeit, ein figurliches Gemalde, seine Lehrstunde der Nachtigall, nach dem Fugenprinzip Philipp Otto Runge (r777-r8w) der Imitation aufzubauen. Das von Klopstocks Der Tag, 1803/1807 Blatt 3 aus dem Tageszeiten-Zyklus Ode >Die Lehrstunde<a ngeregte Leitthema des Kupferstich, 72 x 48 cm Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Samrnlung ovalen Mittelfeldes - Psyche unterweist Amor im 10 Flotenspiel - wird als Scheinrelief auf dem grisaille artig gemalten Rand in drei Variationen durchge spielt, »immer abstrakter und symbolischer, je mehr es aus dem Bilde heraustritt«. Seinem Bruder Daniel berichtet Runge am 4-August 1802, »dafS dieses Bild dasselbe wird, was eine Fuge in der Musik ist. Dadurch ist mir begreiflich geworden, dafS dergleichen in unserer Kunst ebensowohl stattfinde, namlich, wie vie! man sich erleichtert, wenn man den musikalischen Satz, der in einer Composition im Ganzen liegt, heraus hat, und ihn variiert <lurch das Ganze immer wieder durch blicken lafSt.«s Um die gleiche Zeit orientierte sich Runge for seinen Zeiten-Zyklus an der Symphonie und ihren verschiedenen Satzen. Seine Zeichnungen und Graphiken zu den Tageszeiten Morgen, Mittag, Abend und Nacht symbolisieren zugleich die Jahres zeiten im Kontext mit der Schopfungsgeschichte und dem ewigen Kreislauf des Werdens und Ver gehens. Runge stellte sich die bis auf den >Morgen< nicht mehr zur Vollendung gelangte, gemalte Fassung »als abstracte mahlerische phantastisch musikalische Dichtung mit Charen« vor, als eine »Composition for alle drey Kunste zusammen, wofor die Baukunst ein ganz eignes Gebaude auf fohren sollte.«6 Philipp Otto Runge Die Nacht, r803/1807, Blatt 4 aus dernk Tageszeiten-Zyklus Kupferstich, 72 x 48 cm Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sarnrnlung Runges Vision 11

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.