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Offene Innovationsprozesse: Die kommerzielle Entwicklung von Open-Source-Software PDF

285 Pages·2008·1.44 MB·German
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Joachim Henkel Offene Innovationsprozesse GABLER EDITION WISSENSCHAFT Innovation und Entrepreneurship Herausgegeben von Professor Dr. Nikolaus Franke, Wirtschaftsuniversität Wien, und Professor Dietmar Harhoff, Ph.D., Universität München Innovative Konzepte und unternehmerische Leistungen sind für Wohl- stand und Fortschritt von entscheidender Bedeutung. Diese Schriften- reihe vereint wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Themenbereich. Sie beschreiben substanzielle Erkenntnisse auf hohem methodischen Niveau. Joachim Henkel Offene Innovationsprozesse Die kommerzielle Entwicklung von Open-Source-Software Mit einem Geleitwort von Prof. Dietmar Harhoff, Ph.D. Deutscher Universitäts-Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationbalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Habilitationsschrift Universität München, 2004 1. Auflage Dezember 2007 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitäts-Verlag | GWVFachverlage GmbH, Wiesbaden 2007 Lektorat: Frauke Schindler /Stefanie Brich Der Deutsche Universitäts-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbe- sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. indiesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8350-0978-3 Geleitwort ImMittelpunktdervorliegendenHabilitationsschriftvonJoachimHenkelstehteinezen- traleFragedesInnovationsmanagementsundderInnovations¨okonomik:wiek¨onnenstarke Anreizefu¨rInnovatorenmiteinerm¨oglichstbreitenNutzungundWeiterentwicklungder resultierendenInnovationenkombiniertwerden?DieFragestellteinDilemmadar-denn m¨oglichst breite Nutzung der Innovation und starke Anreize fu¨r Innovatoren schließen sichoftgegenseitigaus. H¨aufigwerdenzweiAntwortenaufdieFragegegeben.ZumeinenwirdaufGeheimhaltung oderrechtlicheM¨oglichkeitendesSchutzesvonErfindungenundInnovationenverwiesen. IndiesemFallwirddasDilemmazugunstenderAnreizeundzuLastenderNutzungder Innovationaufgel¨ost,dennGeheimhaltungebensowieSchutzrechteerzielenihreWirkung u¨berdenAusschlussvonderNutzung.DiezweiteAntwortl¨auftoftaufdiestaatlichePro- duktiondesneuenWissensoderderInnovationhinaus-zugunstenderbreitenVerfu¨gbar- keitwirddannaberaufmarktwirtschaftlicheAnreizeverzichtet.EinEingriffdesStaates istinjedemFallzwingenderforderlich. DievorliegendeArbeitstelltdiesenetabliertenStandpunktinFrage.DerAutorzeigt,dass Unternehmen unter bestimmten Bedingungen auch ohne rechtliche Schutzm¨oglichkeiten undohnestaatlicheInterventioninnovierenundsogarfreiwilligEntwicklungenfreigeben, um im eigenen Interesse kollektive Innovationsprozesse zu unterstu¨tzen. In der Arbeit von Joachim Henkel wird sehr differenziert gezeigt, dass es aus verschiedenen Gru¨nden imkommerziellenInteresseeinesUnternehmensliegenkann,seineEntwicklungenfu¨reine Nutzungdurchanderefreizugeben.DieuntersuchtenUnternehmengebendabeitypischer- weiseihreEntwicklungenselektivfreiundnutzenverschiedenenicht-rechtlicheSchutzme- chanismen, w¨ahrend sie von der Entwicklungsunterstu¨tzung durch andere Unternehmen profitieren. DerGegenstandderempirischenUntersuchungistebensooriginellwierelevant.Esgeht umdieEntwicklungvonEmbeddedLinux,alsoumVariantendesOpen-Source-Betriebs- VI Geleitwort systems Linux, die in so verschiedenen Ger¨aten wie Maschinensteuerungen, Telekom- Routern oderVideorecorderneingesetztwerden. EmbeddedLinux istdamit ein Beispiel fu¨r eingebettete Software, die rein mengenm¨aßig von wesentlich h¨oherer Bedeutung ist alsdieinPersonalcomputernverwendetenProgramme,jedochinder¨okonomischenAna- lysebisherweitgehendvernachl¨assigtwurde.DurchdieUntersuchungvonembeddedLi- nux weitet der Autor als einer der ersten Verfasser die systematische Untersuchung des Ph¨anomensOpenSource-Softwarevonnicht-kommerziellenCommunitiesaufkommerzi- elleUnternehmenaus. Aus methodischer Perspektive ist besonders hervorzuheben, dass der Verfasser mit For- schungsmethodenarbeitet,diedenForschungsfragenoptimalangepasstwerden.Gru¨ndli- chequalitativ-empirischeUntersuchungen,dieeinumfassendesVerst¨andnisdesUntersu- chungsobjektes,derinstitutionelleRahmenbedingungenundderrelevantenGesetzm¨aßig- keitenliefern,werdenkombiniertmitanspruchsvollenspieltheoretischenAnalysen.Inder theoretischen Analyse werden die zentralen ¨okonomischen Mechanismen isoliert und die Bedingungen fu¨r ihre Wirksamkeit sorgf¨altig herausarbeitet. In der Empirie werden die Hypothesensorgf¨altiggepru¨ft. Mit der vorliegenden Habilitationsschrift sind wichtige Elemente fu¨r einen neuen Zweig derInnovationsforschunggeschaffenworden.NachAbschlussdervorliegendenHabilitati- onsschrifthatderAutordashierdefinierteForschungsfeldsystematischweiterentwickelt. DiewissenschaftlicheAkzeptanzfu¨rdievonJoachimHenkelvorgelegtenForschungsergeb- nisse ist schon jetzt immens. Angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung des Ph¨anomens istdiesenForschungsergebnissendaru¨berhinausaucheinebreiteRezeptioninderPraxis desInnovationsmanagementszuwu¨nschen. Prof.DietmarHarhoff,Ph.D. Vorwort Linux fasziniert. Die Entwicklung des offenen Betriebssystems verst¨oßt scheinbar gegen alleLehrbu¨cherderO¨konomenundderInformatiker,undbrachtedennochSoftwarevon hervorragenderQualit¨athervor.AndereOpen-Source-Programmehaben¨ahnlicheErfolgs- geschichten geschrieben. Hobbyprogrammierer spielen dabei oft nur eine untergeordnete Rolle–essindvielfachkommerzielleUnternehmen,dieOpenSourceSoftware,kurzOSS, entwickelnundfreigeben.Sieschaffenundnutzendamitoffene,kollektiveInnovationspro- zesse.DiesemPh¨anomenistdievorliegendeArbeitgewidmet,diealsmeineHabilitations- schrift von Prof. Dietmar Harhoff, Ph.D., und Prof. Dr. Dres. h.c. Arnold Picot betreut undbegutachtetwurde. Nachdemichmichseit1999mitFragenderInternet¨okonomieundvirtuellenCommunities befassthatte,boteinForschungsaufenthaltamMassachusettsInstituteofTechnologyim Jahre2002dieGelegenheit,dasPh¨anomenOSSn¨aherzuuntersuchen.MeindortigerGast- geber,Prof.EricvonHippel,Ph.D.,dr¨angtemich,wirklichneueFragenzumThemaOSS zusuchen.NachzahllosenGespr¨achenundgelesenenWebseitenstanddieForschungsfra- ge fest: Was bewegt kommerzielle, gewinnorientierte Unternehmen dazu, Ressourcen in dieEntwicklungvonSoftwarezuinvestierenunddiesedannderganzenWeltgratisund offen zur Verfu¨gung zu stellen? Schon die Frage, warum Hobbyentwickler unentgeltlich zur Entwicklung von OSS beitragen, ist hochinteressant – aber warum eine solche infor- melle,offeneEntwicklungskooperationauchimreinkommerziellenUmfeldfunktionieren kann, erschien mir noch faszinierender. Schließlich fand sich auch ein ideales Untersu- chungsobjektmit embeddedLinux“ –VariantendesBetriebssystems,dieinGer¨atenwie ” VideorekordernoderMaschinensteuerungen eingebettet“ sind. ” AngesichtsderTatsache,dassmeinHabilitationsverfahren2004beendetwurde,dieseAr- beit jedoch erst 2007 in Buchform erscheint, stellt sich die Frage nach ihrer Aktualit¨at. Eine kritische Durchsicht zeigte erfreulicherweise, dass das Thema nach wie vor aktuell und die hier berichtete Forschung in keiner Weise u¨berholt ist. Technische Details der VIII Vorwort untersuchten Software m¨ogen sich ver¨andert haben, die im Vordergrund stehenden ¨oko- nomischen Zusammenh¨ange jedoch sind unver¨andert relevant und neu. Das vorliegende Buch entspricht daher der Fassung von 2004, lediglich im Literaturverzeichnis wurden, won¨otig,Aktualisierungenvorgenommen. Der Weg von Internet¨okonomie und virtuellen Communities hin zu der vorliegenden SchriftundweiterzumeinerBerufungandieTechnischeUniversit¨atMu¨nchenwurdebe- gleitetunderm¨oglichtvoneinerReihevonMenschen,denenichherzlichdankenm¨ochte. Zuerst und ganz besonders danke ich Prof. Dietmar Harhoff, Ph.D., an dessen Institut an der Ludwig-Maximilians-Universit¨at Mu¨nchen ich von 1999 bis 2004 Habilitand und wissenschaftlicher Assistent war. Ich habe ihm ungez¨ahlte Anregungen inhaltlicher und methodischer Art ebenso wie ein hervorragendes Arbeitsumfeld zu verdanken. Ebenso dankeichherzlichProf.Dr.Dres.h.c.ArnoldPicot,demichalsZweitgutachterzahlreiche Ratschl¨ageverdanke.Prof.EricvonHippel,Ph.D.,warmirw¨ahrendmeinesAufenthaltes inBostoneingroßartigerGastgeberundMentor,wofu¨richihmherzlichdankenm¨ochte. Schließlichw¨aredieseArbeitnichtm¨oglichgewesenohnemeinenDoktorvaterProf.Kon- radStahl,Ph.D.,dessenBegeisterungfu¨rseinFachmichansteckte.Auchihmdankeich herzlich. Das Arbeitsumfeld am Institut fu¨r Innovationsforschung, Technologiemanagement und Entrepreneurshipwargepr¨agtnichtzuletztdurcheingroßartigesTeam,vondemichviel gelernthabeundmitdemdiet¨aglicheArbeitSpaßgemachthat.Stellvertretendfu¨ralle anderen m¨ochte ich meinen Weggef¨ahrten und Kollegen Prof. Dr. Nikolaus Franke und Prof.Dr.MarcGruberherzlichdanken. MeinenElternEdithundJohannesHenkeldankeichganzherzlichdafu¨r,dasssiemirmei- nen Lebensweg erm¨oglicht und mich stets ermutigt haben. Schließlich gilt mein gr¨oßter DankmeinerFrauKathrinHenkel.SiehatmichunddieseArbeitmitvielenKommenta- ren,DiskussionenundliebevollerErmunterungbegleitet.IhristdieseArbeitgewidmet. Prof.Dr.JoachimHenkel Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis XIII Tabellenverzeichnis XV 1 Einleitung 1 1.1 Motivation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 ZieleundAufbauderArbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2 Aneignung von Innovationsrenten 9 2.1 KontrollierenderFremdnutzungeinerInvention . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.1.1 AusschließenversusKontrollieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.1.2 Rechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.1.3 Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.1.4 Komplement¨areGu¨ter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.1.5 Gewinnaussichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.1.6 WechselwirkungenderKontrollmechanismen . . . . . . . . . . . . . 17 2.1.7 Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.2 Aneignungsmechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 2.2.1 IntrinsischerNutzenausdemInventionsprozess . . . . . . . . . . . 21 2.2.2 EigeneNutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.2.3 Fremdnutzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 2.2.4 Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 2.3 Auswirkungenaufu¨berbetrieblicheInnovationsprozesse . . . . . . . . . . . 40 2.3.1 AnreizeundIneffizienzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 2.3.2 SequentielleundkollektiveInnovationsprozesse. . . . . . . . . . . . 43 2.3.3 Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 X Inhaltsverzeichnis 3 Open-Source-Software: Grundlagen 57 3.1 EntstehungundHintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 3.2 LizenztypenundrechtlicheImplikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 3.3 MotiveindividuellerOpen-Source-Entwickler . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 3.4 Institutionen¨okonomischeAspektevonOpen-Source-Software. . . . . . . . 72 3.5 Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 3.6 Open-Source-SoftwarevonUnternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 3.6.1 Typenvon Open-Source-Unternehmen“ . . . . . . . . . . . . . . . 77 ” 3.6.2 Beitr¨agevonUnternehmen:AllgemeineMotive. . . . . . . . . . . . 80 3.6.3 MotivevonNutzer-Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 3.6.4 MotivevonKomplementorenundZulieferern. . . . . . . . . . . . . 85 3.6.5 MotivevonHersteller-Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 3.6.6 Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 4 Empirische Untersuchung: Embedded Linux 91 4.1 MotivationundForschungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 4.2 Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 4.3 Datenbasis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 4.4 TechnikundEinsatzvonembeddedLinux . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 4.4.1 Hintergrund:EmbeddedSoftware . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 4.4.2 TechnischeAspektevonembeddedLinux . . . . . . . . . . . . . . . 102 4.4.3 EinsatzundEinsatzmotive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 4.4.4 Embedded-Linux:Marktstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 4.5 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 4.5.1 Existenzfreiverfu¨gbarenCodes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 4.5.2 Quellenvon(Weiter-)Entwicklungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 4.5.3 Spielr¨aumeinderFreigabeentscheidung. . . . . . . . . . . . . . . . 118 4.5.4 AusmaßderFreigabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 4.5.5 VerwendungexistierendenCodes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 4.5.6 Gru¨ndefu¨rundgegenFreigabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 4.5.7 EntwicklungsgeschwindigkeitvonembeddedLinux . . . . . . . . . . 148 4.6 Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150

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