Informationsmanagement und Computer Aided Team Herausgegeben von H. Krcmar, München, Deutschland Die Schriftenreihe präsentiert Ergebnisse der betriebswirtschaftlichen Forschung im Themenfeld der Wirtschaftsinformatik. Das Zusammenwirken von Informations- und Kommunikationstechnologien mit Wettbewerb, Organisation und Menschen wird von umfassenden Änderungen gekennzeichnet. Die Schriftenreihe greift diese Fragen auf und stellt neue Erkenntnisse aus Theorie und Praxis sowie anwendungs- orientierte Konzepte und Modelle zur Diskussion. Herausgegeben von Professor Dr. Helmut Krcmar Technische Universität München, Deutschland Andreas Roland Schwertsik IT-Governance als Teil der organisationalen Governance Ausgestaltung der IT-Entschei- dungsrechte am Beispiel der öffentlichen Verwaltung Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Helmut Krcmar Andreas Roland Schwertsik München, Deutschland Dissertation Technische Universität München, 2012 ISBN 978-3-658-02160-3 ISBN 978-3-658-02161-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-02161-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Gabler ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-gabler.de Geleitwort IT-Organisationen der öffentlichen Verwaltung stehen vor der Herausforderung, sowohl der organisationalen Governance der öffentlichen Verwaltung mit einer exakten Verteilung von Zuständigkeiten gerecht zu werden als auch IT-bezogene verwaltungsträgerübergreifende Zusammenarbeit zu gewährleisten und zu gestalten. Während die organisationale Governance durch Föderalismus, Ressortprinzip und das Verbot der Mischverwaltung charakterisiert wird, bedingen beispielsweise die Neugestaltung der Kontakte zu Bürgern, Sparzwang und der de- mographische Wandel zunehmend IT-gestützte Zusammenarbeit. Vor diesem Hintergrund werden die Anforderungen der IT als widersprüchlich zu den organisationalen Anforderungen wahrgenommen. Der Ausgestaltung der IT-Entscheidungsrechte und Verantwortlichkeiten im Sinne der IT-Governance kommt daher eine herausragende Bedeutung zu. Die Arbeit von Herrn Schwertsik begreift IT-Governance als Teil der organisationalen Governance und beschreibt das Spannungsfeld der Ausgestaltung der IT-Entscheidungsrechte in der öffentlichen Verwaltung. Aufbauend auf den Erkenntnissen einer Literaturanalyse un- tersucht Herr Schwertsik in einer umfangreichen empirischen Untersuchung den aktuellen Stand der IT-Governance in der öffentlichen Verwaltung in Deutschland am Beispiel von 15 Länderverwaltungen. Neben einer detaillierten Einordnung der IT-Organisationen der Länder in den Verwaltungsaufbau arbeitet Herr Schwertsik anhand der empirischen Untersuchung besonders verbreitete Mechanismen der IT-Governance sowie zugehörige IT-Entscheidungs- bereiche heraus und ordnet diese neun möglichen Formen der IT-Governance zu. Die Arbeit verdeutlicht, dass bislang vorherrschende gemischte IT-Governanceformen mit aufwendigen Mechanismen zur Integration verteilter IT-Entscheidungsrechte in der Verwaltungspraxis aufgrund fehlender Durchsetzungsmöglichkeiten oder gesetzlicher Vorgaben Einschränkun- gen bei der Koordination unterliegen. Auf Basis eines ressourcentheoretischen Ansatzes der IT-Governance nimmt die Arbeit eine neue Perspektive auf die IT-Governance ein und zeigt anhand von zwei Fallbeispielen, wie die neue Perspektive dazu beitragen kann, die aktuellen Einschränkungen der IT-Governance in der öffentlichen Verwaltung zu vermeiden. Herr Schwertsik formuliert die zentrale Frage- stellung der IT-Governance neu und zeigt so Möglichkeiten zur Ausgestaltung der IT- Governance im Einklang mit der organisationalen Governance auf. Führungskräfte der öffent- lichen Verwaltung profitieren von Vorschlägen zur Ausgestaltung der IT-Governance, die die organisationale Governance der öffentlichen Verwaltung berücksichtigen und so eine strategi- sche Ausrichtung der IT an den fachlichen Anforderungen ermöglichen. Lehrenden und Stu- denten der Wirtschaftsinformatik und IT-naher Studiengänge bietet die Arbeit einen Einblick in die aktuelle Forschung zur IT-Governance und ein Modell der Zusammenhänge zwischen Governance und strategischer Ausrichtung der IT. Der Arbeit von Herrn Schwertsik und der daraus resultierenden Herangehensweise an die IT- Governance wünsche ich die ihr gebührende weite Verbreitung. Prof. Dr. Helmut Krcmar V Vorwort Zwar steht das Vorwort am Beginn dieser Arbeit – geschrieben wurde es aber ganz zum Schluss. Und so gilt es, in der Rückschau einigen Menschen Dank zu sagen, die mich in der Zeit der Erstellung der Arbeit begleitet und zu ihrem Gelingen beigetragen haben: Die Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirt- schaftsinformatik der Technischen Universität München unter der Betreuung von Prof. Dr. Helmut Krcmar. In unterschiedlichen Projekten habe ich mich im Rahmen meiner Tätigkeit, ausgehend von Fragestellungen des IT-Controllings, zunehmend mit Fragestellungen der IT- Steuerung im Allgemeinen und der Ausgestaltung der IT-Entscheidungsrechte in der öffentli- chen Verwaltung im Besonderen auseinandergesetzt und so das Thema meiner Dissertation gefunden. Professor Krcmar hat es in dieser Zeit in allen Phasen des Dissertationsprozesses verstanden, die rechten Worte im rechten Augenblick zu finden und mich durch seine Ideen und seine konstruktive Kritik zu unterstützen und zu motivieren. Von seiner Art zu führen und zu arbei- ten habe ich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich profitiert. Für seine Rolle als akade- mischer Lehrer, Vorgesetzter und Doktorvater gilt ihm daher mein aufrichtiger und herzlicher Dank. Danken möchte ich auch Herrn Prof. Dr. Gunther Friedl und Herrn Prof. Dr. Rainer Kolisch für die Übernahme des Zweitgutachtens und des Prüfungsvorsitzes. Ein herzliches Dankeschön gebührt Herrn Professor Philip Yetton für lehrreiche Gespräche zur IT- Governance und wertvolle Anregungen zu meiner Arbeit. Den Kollegen am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik danke ich für die gemeinsamen Dis- kussionen und Erlebnisse bei Doktorandenseminaren und Konferenzen sowie die allzeit offe- nen Bürotüren. Insbesondere gilt mein Dank Frau Dr. Petra Wolf für die Betreuung in ihrer Forschungsgruppe sowie die Unterstützung bei Projekten und weiteren Aufgaben. Frau Dr. Simone Rudolph danke ich für die Motivation zur Arbeit am Lehrstuhl, zur Promotion und die gute Zusammenarbeit. Herr Dr. Armin Sharafi ist mir in vielen gemeinsamen Büro- und Arbeitsstunden immer ein zuverlässiger Kollege und Freund gewesen. Dafür und dafür, dass nicht immer alles ernst war, danke ich ihm herzlich. Danken möchte ich auch allen wissen- schaftlichen Hilfskräften und Studenten, die mich durch die Transkription von Interviews und viele weitere Tätigkeiten unterstützt haben. Darüber hinaus bin ich allen Interviewpartnern der beteiligten Landesverwaltungen für ihre Zeit und die Bereitschaft zu einem offenen Ge- spräch dankbar: Ohne sie hätte die vorliegende Arbeit nicht geschrieben werden können. Den Projektpartnern beim Freistaat Bayern und ISPRAT e.V. danke ich für aufschlussreiche Ein- blicke in die öffentliche Verwaltung. Sie haben mein Interesse an der Domäne Verwaltung geweckt und mich bei der empirischen Untersuchung unterstützt. Mein wichtigster Dank aber gilt meiner Familie, insbesondere meinen Eltern Maria und Ro- land, meinem Bruder Peter und meiner zukünftigen Frau Sabine für ihre uneingeschränkte Unterstützung bei der vorliegenden Arbeit und zu jeder Zeit. Andreas Roland Schwertsik VII Zusammenfassung Problemstellung, Ziel und Vorgehen: Die strategische Ausrichtung der IT auf die Fachseite durch die IT-Governance stellt die öff. Verwaltung in Deutschland vor Herausforderungen: Aufgrund der verfassungsmäßig vorgegebenen Verteilung von Zuständigkeiten (Föderalismus und Ressortprinzip) liegt ein Widerspruch zwischen den Anforderungen der IT nach Koordi- nation und Zusammenarbeit einerseits und den klaren Verantwortungsstrukturen der organisa- tionalen Governance andererseits vor. Ziel der Arbeit ist die Unterbreitung eines Vorschlags zur Ausgestaltung der IT-Governance, der die organisationale Governance der öff. Verwal- tung berücksichtigt und so die strategische Ausrichtung der IT an der Fachseite ermöglicht. Im Rahmen eines interpretativen Forschungsansatzes führt die Arbeit eine Literaturanalyse und eine qualitative empirische Untersuchung in 15 Länderverwaltungen Deutschlands durch. Ergebnisse: Der Literatur zufolge bedingt die organisationale Governance der öff. Verwal- tung gemischte IT-Governanceformen und aufwendige IT-Governancemechanismen zur In- tegration verteilter IT-Entscheidungsrechte. Die empirische Untersuchung bestätigt das Vor- liegen einer solchen IT-Governance in der Praxis. Aufgrund fehlender Durchsetzungsmög- lichkeiten oder gesetzlicher Vorgaben unterliegen diese Mechanismen in der Praxis jedoch Einschränkungen bei der Koordination. Die Arbeit schlägt daher auf Basis eines neuartigen IT-Governanceansatzes die organisatorische Entkopplung von IT-Entscheidungen, die techni- sche Lösung der Zusammenarbeit und die Zuweisung der IT-Entscheidungsrechte zu fachsei- tigen Entscheidern vor. Die Anwendung des Ansatzes auf die Ergebnisse der Empirie und eine Illustration durch Fallbeispiele zeigen, dass die Umsetzung in der Praxis möglich ist. Implikationen für Forschung und Praxis: Die Arbeit kontrastiert bisheriges kontingenzthe- oretisches Verständnis der IT-Governance mit ressourcentheoretischen Überlegungen des neuartigen IT-Governanceansatzes. Die Anwendung des Ansatzes in der Arbeit zeigt seine Eignung als alternativer und einfacherer Weg zur strategischen Ausrichtung. Praktikern emp- fiehlt die Arbeit als wesentl. IT-Governancemechanismus ein Gremium fachseitiger Spitzen- führungskräfte unter Beteiligung des CIO zur Definition der Verwaltungsstrategie und Ge- nehmigung von IT-Plattformstrategie und Ressortstrategien. Weitere Mechanismen sind SSC, die polit. Anbindung des CIO, die Nutzung von Steuerungsinstrumenten und polit. Vorgaben. Originalität: In Erweiterung des bisherigen Verständnisses empfiehlt die Arbeit für den Kon- text der dt. öff. Verw. die Betrachtung der IT als strategisch-fachl. Ressource statt als Infra- struktur, die Anwendung techn. Lösungen der Interoperabilität statt organisator. Lösungen zur Zusammenarbeit und die Entkopplung von IT-Entscheidungen mit dem Ziel der Unabhängig- keit einzelner Verwaltungseinheiten als Entsprechung zur organisationalen Governance. Ausblick: Zukünftige Arbeiten können sich mit technischen Lösungen der Zusammenarbeit und der Anwendungen der Empfehlungen der Arbeit befassen. Die Arbeit kann durch die Be- fragung fachlicher Entscheider, die stärkere Differenzierung der Entscheidungsbereiche und die Untersuchung weiterer Verwaltungsebenen und Staaten ausgeweitet werden. IX Stichworte: IT-Governance, organisationale Governance, strategische Ausrichtung, IT-Ent- scheidungsrechte, öff. Verwaltung. X Abstract Problem, objective, approach: Strategic alignment between IT and functional needs by means of IT governance challenges public administration in Germany: Due to the constitu- tionally regulated distribution of accountabilities (federalism and departmental principle) the requirements of IT regarding coordination and collaboration stand in opposition to the precise structures of responsibility imposed by organizational governance. It is therefore the objective of this dissertation to suggest an IT governance arrangement, which, by taking the organiza- tional governance of public administration into account, allows strategic alignment between IT and functional needs. Using an interpretive research approach, the dissertation conducts a literature analysis and a qualitative empirical study within the administrations of 15 German federal states. Findings: According to literature the organizational governance of public administration re- quires blended forms of IT governance and complex IT governance mechanisms in order to integrate distributed IT decision rights. The empirical study confirms the existence of such IT governance in practice. But due to missing possibilities of enforcement or due to legal pre- scriptions, these mechanisms are in practice subject to limitations regarding coordination. This dissertation therefore suggests, based on a novel IT governance approach, an organiza- tional separation of IT decisions, a technical resolution of collaboration and the allocation of IT decision rights to functional decision makers. The application of this approach to the re- sults of the empirical study and an illustration by means of case examples show that a realiza- tion of the approach is possible in practice. Implications for research and practice: The dissertation contrasts hitherto existing contin- gency based understanding of IT governance to resource based considerations of the novel IT governance approach. The application of the approach within the dissertation shows its suita- bility as alternative and simpler way to strategic alignment. The dissertation recommends practitioners the use of a committee of functional top executives including the CIO to define the administrational strategy and to approve the IT platform strategy and department strate- gies as primary IT governance mechanism. Additional mechanisms include linking the CIO to politics, the usage of steering instruments and the usage of political guidelines. Originality: Extending hitherto understanding, the dissertation recommends for the context of German public administration in order to be consistent with organisational governance, to view IT as strategic-functional resource instead of infrastructure, to use technical resolutions for interoperability instead of organizational resolutions for collaboration and to separate IT decision with the objective of independence for individual administrative units. Outlook: Future research should address technical resolutions for collaboration and the appli- cation of the recommendations given within this dissertation. The dissertation may be extend- ed by interviewing functional decision makers, by further differentiation of decision domains and by studying different administrative layers and other countries. XI
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