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Experimentelle Beiträge zu einer Theorie der Entwicklung PDF

303 Pages·1936·15.147 MB·German
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EXPERIMENTELLE BEITRAGE ZU EINER THEORIE DER ENTWICKLUNG VON HANSSPEMANN FREIBURG I. BR. MIT 217 ABBlLDUNGEN DEUTSCHE AUSGABE DER SILLIMAN LECTURES GEHAL TEN AN DER YALE UNIVERSITY 1M SPKTJAHR 1933 BERLIN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1936 ISBN-13:978-3-642-90421-9 e-ISBN-13:978-3-642-92278-7 DOl: 10.1007/978-3-642-92278-7 ALLE RECHTE VORBEHALTEN. SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 1ST EDITION 1936 DEM ANDENKEN AN THEODOR BOVERI GEWIDMET Vorwort. 1m Spatjahr 1931 erhielt ich die ehrenvolle Aufforderung, an der Yale-Universitat in New Haven im Rahmen der Silliman Lectures iiber mein engeres Arbeitsgebiet zu berichten. Die zwei Jahre darauf gehaltenen Vortrage liegen diesem meinem Buche zugrunde, welches gleichzeitig in englischer Sprache erscheint. Vortrage sind es auch geblieben, wenn nicht der auBeren Form, so doch dem inneren Aufbau nacho Ein Lehrbuch daraus zu machen, hatte mich zu viel der mir noch gebliebenen Arbeits zeit und Arbeitskraft gekostet. So fehlt dem Buche zunachst Voll standigkeit im Stoff, und dann GleichmaBigkeit in der Beriicksichtigung all der zahllosen Arbeiten, welche gerade auf diesem Gebiete in den letzten Jahrzehnten erschienen sind. Vieles konnte nur angedeutet, vieles muBte ganz iibergangen werden, wenn nicht die Form des Vortrags vollig ge sprengt werden sollte. Dafiir strebte ich etwas anderes an, was mir auch nach Neigung und Vergangenheit naher lag; namlich eine kurze Strecke wissenschaftlicher Gedankenentwicklung darzustellen, an welcher ich selbst mit einem groBen Teil meiner Lebensarbeit beteiligt bin. So mag das Buch dem jungen biologischen Forscher weniger durch Vermittlung von Kenntnissen dienen - diese findet er in schwer zu iibertreffender Vollstandigkeit und Ordnung an verschiedenen anderen Orten ge sammelt - als durch Einfiihrung in die Methode des experimentellen Forschens iiberhaupt. Wenn ich dieses Buch dem Andenken des groBen Forschers THEODOR BOVERI, meines unvergeBlichen Lehrers und Freundes, widme und zugleich den Wunsch ausspreche, daB es meinen eigenen Schiilern und Freunden eine Erinnerung an die Kameradschaft der Arbeit sein moge, die uns verbindet, so fiihle ich mich dabei als Glied in der Reihe derer, welche ihr Leben der reinen, zweckfreien Forschung widmeten, weil sie nicht anders konnten; die aber darin auch den Dienst erblickten, durch welchen sie ihr Yolk am best en fordern zu k6nnen glaubten. Freiburg i. Br., im November 1936. H. SPEMANN. Inhaltsverzeichnis. Seite Einleitung ..... I. Die normale Entwicklung des Amphibieneies bis zur Anlage der Hauptorgane des Embryos ...... 3 II. Einige Experimente und Grundbegriffe aus den An- fangen der Entwicklungsphysiologie. . . . . . .. 8 WILHELM HIS 8. - AUGUST WEISMANN 9. - W. Roux gegen E. PFLUGER 10. - Rouxs Anstichversuch 11. - H. DRIESCHS Zertellungsversuch 13. - Schniirungsversuche an Tritoneiern 14. - Zerteilungsversuch an Froscheiern 15. Verzogerte Kernversorgung 16. - Abnorme Kernverteilung 19. Kritik der WEISMANNschen Theorie 19. - Diskussion der verschiedenen Folgen von Anstich und Durchtrennung 20. - DRIESCHS harmonisch-aquipotentielles System 21. - Rouxs primare und sekundare Entwicklung, Postdegeneration 21. Diskussion einiger Begriffe 23. III. Zur Entwicklungsphysiologie des Wirbeltierauges (als Beispiel eines zusammengesetzten Organs). . . . . . . . 24 1. AuBerer Ablauf der Entwicklung des Amphibienauges 25 2. Die Lage von prasumptivemAugenbecher und Linse in fruhen Entwicklungsstadien . . . . . . . . . . . . . . .. 28 3. Der determinative Zustand.von prasumptivem Augenbecher und Linse bis zum Neurulastadium . . . . . . . . . 29 a) Determination der Augenanlagen bei Duplicitas anterior und bei zyklopischem Defekt . . . . 29 b) Isolation der prasumptiven Anlagen. . . . . . . .. 31 des Augenbechers 31. - der Linse 33. 4. Die kausalen Beziehungen zwischen Augenbecher und Linse 34 a) Wirkung der Linse auf die Augenblase und den Augen- becher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 b) Wirkung des Augenbechers auf die Entstehung der Linse 36 Methoden der Feststellung 36. - Defektversuche 3-8. Transplan,tation 43. - Spat erzeugte Zyklopie 47. - c) Zusammenfassung . . . . . . . . . . 49 IV. Erste Analyse des Induktionsvorgangs . . . . . . . 49 1. Diskussion einiger Begriffe. . .. . . . . . . . . . . . 49 2. Ausdehnung und Bereitschaftsgrad des reaktionsfahigen Be- reichs. Linsenpotenz . . . . . . . . . . 50 3. Die Natur des induzierenden Agens . . . . . . . . . . 55 4. Struktur des Aktions- und Reaktionssystems . . . . ., 56 5. Antell von Aktions- und Reaktionssystem an der Induktion 57 6. Prinzip der doppelten Sicherheit; synergetisches Prinzip der Entwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 59 Inhaltsverzeichnis. VII Seite V. Das Anlagenmuster in der beginnenden Gastrula.. 63 1. Dynamische Determination der Gastrulation. '. . . 63 a) Die Gestaltungsbewegungen der Gastrulation, nach W. VOGT und K. GOERTTLER . . . . . . . . 63 b) Das Mosaik der Gestaltungstendenzen . . . . . 65 2. Determinationsgrad der prasumptiven Organanlagen zu Be- ginn der Gastrulation ............... 71 Problem undMethode 71. - Aufzuchtin unspezifischer Salzlosung 72. - Aufzucht im Coelom alterer Larven 74. Aufzucht in der Augenhohle 75. 3. Das Verhaltnis der dynamischen zur materiellen Determina- tion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4. Der determinative Zustand der When Gastrula 79 VI. Potenzpriifungen an der Gastrula . . . . . 82 1. Homooplastischer Austausch zwischen gleich alten Gastrulen von Triton taeniatw; . . . . . . . . . . . . . . . . 83 2. Heteroplastischer,Austausch .zwischen gleich alten Gastrulen von Triton taeniatus \l.nd,cristatus .... :, . . . . 85 3. Heteroplastischer Austausch zwischen verschiedenen Keim blattern. . . . . . .:. . . . . . . . . . . . . . . 88 4. SchluBfolgerungen. Sonderstellung' der Randzone. . . . . 89 VII. Induktion einer sekundaren Embryonalanlage durch einen "Organisator" . . . . . . . . . 91 1. Das Experiment von HILDE MANGOLD. . . 91 2. Richtung der sekundaren Embryonalanlage 95 3. Induktion der sekundaren Medullarplatte . 100 Induktion durch fortschreitende Determination 101. - Induktion durch das unterlagernde Urdarmdach 102. 4. Angliederung von Wirtsmesoderm durch assimilatorische Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 5. Induktoren zweiter Ordnung. Induktionsketten. . . . . . 107 VIII. Der Anteil der Induktion an der normalen Entwick lung der Med ullarpla tte . . . . . . . . . . . . . . 110 1. Entwicklung der prasumptiven Medullarplatte in allgemeiner Abhangigkeit von der mesodermalen Unterlagerung .. 110 Isolierte Aufzucht der prasumptiven Medullarplatte in indifferentem Mediuni 110. - Aufzucht im.Blastocoel 111. Wirkung von Defekten im Urdarmdach 111. 2. Die feinere Ausgestaltung des Medullarrohrs in Abhangigkeit von der Unterlagerung . . . . . . . . . . . . . . . 113 3. Das Verhalten der prasumptiven Medullarplatte bei Exo gastrulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 7 4. Der determinative Zustand der prasumptiven Medullarplatte vor der Unterlagerung . . . . . . . . . . . 122 IX. Diskussion der Begriffe Potenz und Determination 128 1. Der Begriff Potenz . . . . 128 2. Der Begriff Determination. . . . 131 X. Induktion durch abnorme Induktoren. 136 1. Induktion von Medullarplatte durch Medullarplatte (homoo genetische oder assimilatorische Induktion) . . . . . . 137 2. Induktion von Tritonbein durch Horblase und Riechgrube 138 VIII Inhaltsverzeichnis. Seite 3. Induktion von Medullarplatte durch GliedmaBenknospe. . 139 4. Uber die Verbreitung des Induktionsvermogens . . . . . 140 5. Theoretische Bedeutung der Induktion durch abnorme Induktoren . . . . . . 141 XI. Die Mittel der Induktion 142 XII. Die zeitliche Korrelation der Induktion. 158 1. Induktion zwischen Keimteilen von geringer Altersdifferenz 159 2. Analyse der zeitlichen Verhaltnisse bei der homoogenetischen Induktion von Medullarplatte durch Medullarplatte . . 160 3. Zeitliche Grenzen der induktiven Aktionsfahigkeit des Meso derms und der Reaktionsfahigkeit des Ektoderms ... 161 Anfang und Dauer der Induktionsfahigkeit des Meso derms 161. - Anfang und Dauer der Reaktionsfahigkeit des Ektoderms 164. XIII. Regionale Determination ............... 167 1. Regionale Determination durch Urdarmdach ....... 168 2. Regionale Determination durch Chorda und Chordaanlage 173 3. Regionale Verschiedenheit der Induktionsfahigkeit innerhalb der Randzone . . . . . . . . . . . . . . 174 4. Regionale Determination durch Medullarplatte . 179 XIV. Komplementare und auto nome Induktion 179 1. Komplementare Induktion. . . . . . . . . 180 2. Autonome Induktion 182 XV. Das embryonale Feld. 191 1. A. GURWITSCHS embryonales Feld. 191 2. P. WEISS' Determinationsfe1d. 192 3. Fassung einiger Tatsachen der Induktion unter den Feld- begriff .. . . . . 195 XVI. Die Gradiententheorie 205 1. Die allgemeine Gradiententheorie . 205 2. Die CHILDsche Gradiententheorie . 207 XVII. Induktion und Ganzheitsproblem 223 XVIII. Uber den Geltungsbereich der fur den Amphibien- keim festgestellten Gesetzlichkeiten 237 1. Experimente an der Keimscheibe des Huhnchens 238 2. Experimente am Seeigelei . . . . . . . 243 3. Versuche am Insektenei . . . . . . . . 258 4. Allgemeine Erorterung dieser Ergebnisse 271 XIX. SchluBbemerkungen 274 Literaturverzeichnis . . . 279 Einleitung. Auf den folgen€len Seiten handelt es sich urn Probleme, Untersuchungen und Ergebnisse der Entwicklungsphysiologie, also urn die kausale Er forschung von Entwicklungsvorgangen. DaB diese als naturliche Vor gange dem Kausalprinzip unterstellt werden mussen, versteht sich eigentlich von selbst. So war auch schon seit langem und immer wieder da und dort der Versuch gemacht worden, einzelne Entwicklungs vorgange mit anderen und mit auBeren Verhaltnissen in feste Beziehung zu bringen. In der Botanik ist diese Forschungsweise langst anerkannt und ausgebildet. In der Zoologie dagegen hat, vielleicht zum Teil aus zufalligen, personlichen Grunden, die deszendenztheoretische Spekulation jahrzehntelang jedes andere Interesse uberwogen und zuruckgedrangt. Hier bedurfte es des AnstoBes durch einen originalen Denker, urn jene Forderung, die uns heute selbstverstandlich erscheint, wieder in Er innerung zu rufen. WILHELM Roux ist es, dem wir dies verdanken; er wird immer als Begriinder einer neuen Forschungsriehtung der tierischen Embryologie gefeiert werden. Die spezifische Methode, urn kausale Beziehungen zu ermitteln, ist das Experiment. Beim experimentellen Eingriff verhalt sich der Forscher nicht mehr nur rein beobachtend, sondern er schaltet sich handelnd in den Gang des Geschehens ein. Er verandert einen Teil des Geschehens ablaufs an selbst gewahlter Stelle, in selbst gewahlter Weise, und schlieBt aus den folgenden Veranderungen auf den inneren Zusammenhang. Dem Entwicklungsgeschehen gegenuber gibt es nun, so viel ich sehe, zwei grundsatzlich verschiedene Wege der fortschreitenden Analyse. Bei der einen Methode sucht man das ungeheuer verwickelte Gesamt geschehen gewissermaBen von auBen her abzubauen, indem man einen moglichst einfachen V organg nach dem andern absondert und heraus lost, in der festen Erwartung, daB der ubrig bleibende Rest immer kleiner werden und schlieBlich auch der Auflosung anheim fallen werde. AuBer lich kennzeichnet sich diese Art des Vorgehens dadurch, daB man physi kalische und chemische Vorgange auf den werdenden Organismus ein wirken laBt. Die Natur des Eingriffs ist also verhaltnismaBig durch sichtig; die Art seiner Wirkung aber dafiir meist urn so undurchsichtiger. Bei der anderen Methode sucht man das Gesamtgeschehen zunachst in groBere Teilgeschehen zu zerlegen und diese selbst fortschreitend weiter aufzulosen. Man bleibt dabei zunachst ganz im Bereich des Vitalen und dringt schrittweise vorwarts, unbekummert darum, wie weit die Auflosung ins Nicht-Vitale moglich sein wird. Beide Wege sind gangbar und haben letzten Endes dasselbe Ziel. Forderlicher als daruber zu streiten, auf welchem Wege man dem Wesen Spemann, Experimenteile Beitrage. 2 Einleitung. des Lebens naherkommen wird, scheint es mir, den einen oder anderen zu beschreiten, je nach Veranlagung und zufallig sich bietendem Aus gangspunkt, und mit N achdruck und kritischer Umsicht vorzudringen. Die Experimente, tiber welche ich zu berichten haben werde, geh6ren fast alle der zweiten Gruppe an. Es handelte sich bei ihnen urn die ganz allgemeine Frage, ob und in welcher Weise die Einzelvorgange der Ent wicklung untereinander zusammenhangen; ob einer den anderen hervor ruft und bedingt, oder ob sie selbstandig nebeneinander herlaufen. Zur Entscheidung dieser Frage dienten grundsafzlich zwei Methoden: die Methode der Isolation und diejenige der Transplantation. Wenn ein Erttwicklungsvorgang unabhangig von seiner Umgebung ablaufen kann, so muB er auch ablaufen k6nnen, wenn die Umgebung wirklich entfemt, wenn also der Keimteil, an dem er ablauft, isoliert wird. Wenn anderer seits ein Entwicklungsvorgang durch einen anderen bedingt ist, so muB er unterbleiben, wenn der bedingende EinfluB entfemt wird, und es ist unter Umstanden zu erwarten, daB er an anderer Stelle eintritt, wenn der bedingende EinfluB an dieser Stelle zur Wirkung gelangt. Drei Gruppen solcher Experimente sollen zur Darstellung kommen: 1. Die Isolationsversuche ganz zu Beginn der Entwicklung; die Trennung der ersten Blastomeren, die Zerteilung der jtingsten Ent wicklungsstadien, wie sie zuerst von W. Roux und H. DRIESCH vor genommen wurden. Diese Versuche zeitigten einige grundlegende Be griffe, wie den Begriff der Selbstditterenzierung, der Regulation, des harmonisch-aquipotentiellen Systems. Die jahrelang oft heftig geftihrte Diskussion, welche sie hervorriefen, brachte die Arbeit in dieser For schungsrichtung in Gang und hat dartiber hinaus unsere aligemeinen biologischen Anschauungen aufs tiefste beeinfluBt. 2. Die Isolations- und Transplantationsversuche am Wirbeltierauge und an einigen anderen Organen von zusammengesetztem Bau. An ihnen wurde der Begriff der induktiven Entwicklung gewonnen; femer wurde durch sie das seltsame Verhalten bestatigt, welches mit dem N amen "doppelte Sicherung" bezeichnet worden war. 3. Die Transplantationsversuche zu Beginn und wahrend der Gastrula tion, erm6glicht durch eine neue Technik; also die Versuche, welche sich urn die Begriffe des "Organisators", des "Organisationszentrums" gruppieren. All die genannten Versuche wurden an den Eiem und frtihesten Entwicklungsstadien von Amphibien ausgeflihrt; entweder original oder in Wiederholung alterer an anderen Tierarten angestellter Versuche. Diese Beschrankung beim ersten VorstoB war eine durchaus bewuBte und nicht nur durch praktische Erwagungen veranlaBt. Die meisten Tatsachen erhalten ihre volle Bedeutung erst im Zusammenhang mit anderen, die aber nun ftir dasselbe Objekt festgestellt sein mtissen. Die normale Entwicklung des Amphibieneies. 3 Denn es steht von vorneherein keineswegs fest, daB die Entwicklung bei allen Tierarten auch nur in den gleichen Grundlinien verlauft; daB z. B. fiir das Amphibienei dasselbe gilt, was fUr das Seeigelei gefunden worden ist. Spate re Erfahrung hat gezeigt, wie angebracht diese kritische Vorsicht war; ja daB sie noch viel weiter gehen muB, als vorausgesetzt werden konnte. Die merkwiirdige Tatsache der "doppelten Sicherung" ware auf keinem anderen Weg festzustellen gewesen. Aber freilich spielten bei dieser vorlaufigen Einseitigkeit auch praktische Erwagungen eine groBe Rolle. Der Weg des Moglichen durch das weite Gebiet des Er wiinschten ist schmal; nur eine sehr eingehende Kenntnis des Versuchs materials und all seiner Eigenheiten ermoglichte so tiefe Eingriffe in das lebendige Werden, wie sie zur Aufdeckung seiner ursachlichen Ver kniipfung notig waren. Ebenso wiinschenswert erscheint eine solche Beschrankung im Interesse der Darstellung. Experimente am werdenden Organismus setzen zu ihrem Verstandnis die Kenntnis des auBeren Verlaufs dieses Werdens voraus; diesen fUr jede der verschiedenen zum Experiment verwendeten Tierarten neu beschreiben zu miissenware eine groBe Belastung des Vortrags. Auch aus diesem Grunde sollen zunachst nur Experimente an Amphibienkeimen herangezogen werden. Deren normale Entwicklung zu beschreiben, soweit es fUr das Verstandnis der Experi mente notig ist, muB nun meine nachste Aufgabe sein. 1. Die normale Entwicklung des Amphibieneies bis zur Anlage der Hauptorgane des Embryos. Die normale Entwicklung des Amphibieneies, also des Eies von Froschen, Kroten, Molchen ist in ihren groberen Ziigen leicht zu be obachten und seit langem bekannt. Sie beginnt im unmittelbaren An schluB an die Befruchtung mit einer durch langere Zeit fortgesetzten Teilung, welche wegen der an der Oberflache auftretenden Furchen als Furchungsproze/3 bezeichnet wird. Unter Bildung eines inneren Hohl raums, der Furchungshohle oder des Blastocoels, entsteht die Keimblase oder Blastula. Ihre untere vegetative Halfte, der dicke Boden der Keim blase, besteht aus groBen dotterreichen ZelIen, wahrend die obere animale Halfte, das diinne Dach, aus zahlreichen kleinen, dotterarmeren Zellen zusammengefiigt ist. Den Dbergang zwischen beiden bildet die Randzone, ein Ring von Zellen mittlerer GroBe (Abb. 1 a). Nun setzt ein sehr verwickelter, in vieler Hinsicht ratselhafter Vor gang ein, die sog. Gastrulation. Ihr Endergebnis ist, daB das gesamte Material der Randzone und der vegetativen Keimhalfte ins Innere ein gestiilpt, also vom animalen Material iiberdeckt wird (Abb. 1b-c). Langs der EinstiilpungsstelIe, dem U1'mund oder Blastoporus, geht dann das auBere Keimblatt, das Ektoderm, in die beiden ins Innere gebrachten Keim blatter, das Mesoderm (aus der Randzone entstanden) und Entoderm 1*

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