Sammlung Metzler Band 286 MarliesJanz Elfriede Jelinek J. Verlag B.Metzler Stuttgart-Weimar Die DeutscheBibliorhek- CIP-Einheitsaufnahme Janz,Marlies: ElfriedeJelinek/ MarliesJanz. -Stuttgart:Metzler, 1995 (SammlungMerzler;Bd.286) ISBN 978-3-476-10286-7 ISBN 978-3-476-03983-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03983-5 NE:GT SM286 ISSN 0558-3667 DiesesWerkeinschlieBlichallerseinerTeileisturheberrechtlichge schiitzt.Jede VerwertungauBerhalbder engen GrenzendesUrheber rechrsgeserzesistohneZustimmungdesVerlagesunzulassigundstrafbar. Dasgilt insbesonderefurVervielfaltigungen,Obersetzungen,Mikroverfil mungenunddie EinspeicherungundVerarbeitunginelektronischen Sysrernen. © 1995 Springer-VerlagGmbHDeutschland UrsprunglicherschienenbeiJ.B.Metzlersche VerlagsbuchhandlungundCarlErnstPoeschel VerlagGmbH1995 EIN VERLAG DER . SPEKTRUM FACHVERLAGE GMBH Inhalt Vorbemerkung ................................................................. VII 1. Das Fruhwerk (Gedichre, bukolit, wirsindlockvogel baby!) ....... II. Trivialmythen 1. DieendloseUnschuldigkeit 8 2. Michael. EinJugendbuchflirdieInfantil- gesellschaft 15 3. DieLiebhaberinnen 21 Ill.Mythen des Kunstlertums und der -Emanzipation- 1. Wasgeschah,nachdem Nora ihren Mannverlassen harteoder StlitzenderGesellschaften 31 2. DieAusgesperrten .. 40 3. ClaraS. 53 4. Burgtheater 62 5. Die Klavierspielerin 71 IV:Mythen der Frau, Natur und Sexualitat 1. Krankheit oder Moderne Frauen 87 2. Oh Wildnis, ohSchutzvorihr 99 3. Lust III v: Die »Unschuld« des Denkens 1. Wolken.Heim. 123 2. Totenauberg 133 Zeittafelzu Biographieund Werk 148 Siglenderzitierten Abdrucke und Ausgaben.. 150 v Literaturverzeichnis 151 I. Bibliographien 151 II. Prirnarliteratur 151 1. Buchausgaben 151 2. Weitereliterarische,essayistischeund publizistischeArbeiten 152 3. Horspiele 157 4. Drehbtlcher/Fernsehfilme 158 5. Libretti/Venonungen 158 6. Obersetzungen 159 7. Interviews/Gesprache 160 III.SekundarlireraturzuElfriedeJelinek 164 IV.SonstigePrimar- undSekundarliteratur 176 Namenregister 179 AnmerkungzurAutorin 182 VI Vorbemerkung VoneinerJelinek-Forschung kann noch keine Redesein. Zwar ist derStand derPublikationentiberdieAutorininzwischen bereitsin drei Sarnmelbanden dokumentiert, doch tiberwiegen hier die eher journalistischenArbeiten.WernachInterpretationsvorschlagenftir einzelneTextesucht oder nach Materialien, diedasVerstandnis er leichternkonnren,wirdnurseltenftindigwerden. DiemeistenTex teJelineks wurden bisher uberhaupt noch nicht interpretiert, und selbstzuhaufig aufgegriffenenTexten wieDieLiebhaberinnenund DieKlavierspielerinliegennurwenigetiberzeugendeDeutungenvor. SeinenGrundhatdasvermutlichnichtnur inderSchwierigkeitdes Werks, sondern auch in der anhaltenden Verkennungjelineks als politischerAutorin. Sowird sowohl ihr Feminismus alsauch ihre Situierung im Kontexr von Poststrukturalismus und Postmoderne zumeistfalscheingeschatzr,wei!ihremarxistischen Orientierungen ausgeblendetwerden.Diesen aber isrJelinek beiallenscheinbaren bzw.parriellenAnnaherungenanVerfahrensweisenvon Poststruk turalismus und Postmodernebisheuteverpflichtet. Diesatirischen Mythendestruktionen, die ihr Werk mit wechselnden Gegenstan den und sich ausdifferenzierenden astherischen Verfahrensweisen leisrer,sind stets bezogen aufihre materialistischen Gesellschafts analysenundverstehen sichalsaulklarerische Ideologiekritik. Die entpolitisierendeJelinek-Rezeption, wie sie insgesamt vor herrscht, auchwoman pauschalihreschwarzenGesellschaftsbi!der oder ihren - zumeist falschverstandenen - Feminismus goutiert, waredem Selbsrverstandnis derAutorinzufolgealsMyrhisierungs prozef zu beschreiben. Jelineks Auseinandersetzung mit Roland Barthes' Trivialmythen-Konzepr Ende der sechzigerJahre war die InitialztindungftirdieEntwicklungihrer eigenen asthetischen Po sition, dieAspektederstrukturalistischenSemiologieverbindetmit PerspektivendermarxistischenIdeologiekritik.HinzukommenEin flusseder zeirgenossischenexperimentellenLireratur undder Pop Art, unter denen sieihrespezifischeSchreibweiseauszubi!den ver mochte. Mit vorgefertigten und vorgestanzten Mustern zunachst derTrivialkultur, zunehmendaber auch der -hohen-Kulturzu ar beiten undsieinVerfahrenderCollageundMontagezuverformen VII und ideologiekritisch zu brechen, istdie grundlegende literarische Methode jelineks, die sich von den Anfangen bis heute erhalten hat. 1mweitestenSinn istihreVerfahrensweiseintertextuell: siebe zieht sich aufvorgegebene kulturelle Muster, urn sieals-Mythen', d.h.alsIdeologisierungenvon sozialenund sexuellenMachtsrruk turenzudestruieren. Satirischverhohntwird nicht nur dieNatura lisierungvonBesitz-und Gewalrverhaltnissen,wiesieimmerschon im Zusammenhangvon Ideologiekritikeine bedeutende Rollege spielr hat (vgl. Eagleton, 1993, S. 72ff.), sondern etwa auch die entpolitisierende Universalisierung der Vorstellung von -derFrau, in den sog. -radikalferninistischen.Positionen (vgl.Barrett, 1983, S.13f.).JelineknimmtihreMyrhendesrrukrioneninderRegelvor, indem sieholzschnitthafi und fast -okonornisrisch. aufdie -Basis rekurriertund damitverbundenaufden Klassengegensatzund das Geschlechterverhaltnis.Der Primatvon Okonomiewird exponiert und in keiner Phase des Werks in Fragegestellt, auch wenn ent rauschte Kollegenihr neuerdings aufgrundvon miisversrandlichen AuBerungen in Interviews vorwerfen zu konnen glauben, siehabe den Marxismus an einen (universalisierenden) Feminismus verra ten (vgl,Rothschild, 1994).WieimmermanzuJelinekspolitischer Situierungstehen mag:ohnesiezur Kenntnis zunehmen,wieesin derjelinek-Rezeprionweitgehendder Fallist,istihrWerk miBver standen. Gerade auch ihreAdaptationvon Roland Barthes,wiesie schon mehrfach inderForschung beobachterworden ist(vgl.Janz, 1989 und 1993; Giirtler, 1990;Spanlang, 1991), solltewohl nicht unabhangiggesehenwerden von der materialistischen Zuspitzung, wenn nichtteilweisenUmdeutungderThesenvon Barthes,dieJe linek vornimmt. Dariiberhinaus geht esbeiJelinek grundsatzlich nichturndaspostmoderneSpielmit kulturellenMustern,sondern urn deren satirische Entlarvung im Kontext von Feminismus und Faschismus-Kritik, Das Faschismus-Thema, das in Jelineks Werk vonAnfanganprasentwarund inzwischenauchgegeniiberfernini stischenAspekten dominantgeworden ist,scheintvon derJelinek Forschung noch nachhaltigerverdrangtzuwerdenalsihrernarxisti schenAnalysen.KeineinzigerForschungsbeitragbisheute, dersich dieser Thernarik ausdriicklich gewidmet hatte, die zumal in den TheaterstuckenJelineksvonAnfang an eine bedeutende Rollege spielt hat und in den letzten Texten (Wolken. Heim.und Totenau berg)zumzentralenThemagewordenist,DieEntpolitisierungund Mythisierung von jelineks Werk wird auch hier in der Rezeption aufganzer Linievollzogen. Bedenkenlos wird esin der Regelver- VIII einnahmtflirunverbindlichekulturkritischeRasonnernents,flirei nen vermeintlichpostmodernenBudenzaubersowieflirpseudo-fe ministischePositionen,dieaufdas-Frausein.alsvermeintlichprivi legiertenStatus des-Unrerdruckrseins.rekurrieren zukonnenglau ben. GegenlibersolchenJelinek-Mythen solIhierversuchtwerden,das WerkausseinenspezifischenpolitischenundasthetischenImplika tionenzuenrfalten und beider Konnex verstandlich zumachen. Es istdiesderersteVersucheinerzusammenfassendenDarstelIungdes bisherigen Werks aufgrund der Beschreibung seiner Enrwicklun gen von den sechziger biszu den fruhen neunziger Jahren. Dabei warenflirdiemeistenTexteersteInrerpretarionsvorschlagezuerar beiten sowiedie Materialien zu recherchieren, dieJelineks extrem intertextuellerSchreibweisezugrundeliegen.ZumindesteinGrund stockanunentbehrlichenInformationenzumVerstandnis derTex te solIhier bereitgestellt werden.Aufeine gesonderte Forschungs diskussion kann dagegen schon mangels Masseverzichtet werden. AufBeitrage,dieinirgendeinerWeiseinteressantseinkonnren,wird in den Anmerkungen im laufendenText verwiesen. Die Darstel lungderWerkeverfahrtchronologisch,nichtnachGattungen.Dies empfahl sich nicht nur deshalb, weilzumal beiden letztenTexten Jelineks die Gattungsgrenzen iibcrhaupt nicht mehr gezogenwer den konnen, sondern auch aus methodologischen Grlinden. jeli neksWerkwirdhierentwicklungsgeschichtlichexpliziertalsAbfol gevon astherischen und zugleich geselIschaftskritischen Fragestel lungen,diesichallmahlich modifizierenundausdifferenzieren.Nur diegroBerenundwichtigstenWerkekonntendabeiausfuhrlichbe handelt werden; Verweiseaufeinzelne Essaysoder kleinere Texte der Autorin sowie aufVertonungen, Horspielfassungen usw. sind gelegentlich in die Einzelinterpretationen integriert. Aufdieweir verzweigteTatigkeirjelineks inden audio-visuellenund Print-Me dien konntenichteigenseingegangenwerden,dadiedazuerforder lichenMaterialienzumTeilunzuganglichsind. Dierelativausfuhr licheBibliographiekann hier abervielIeichtersteHinweise bieten. Ein Schwerpunkt der Interpretationen liegt aufder Analyse der sprachlichenVerfahrensweisensowiederModifikationender Zita tionspraxis in Jelineks Werk. Arbeiten hierzu wie auch allgemein zur Sprachform und asthetischen VerfahrensweiseJelineks liegen bisher in der Forschung - von einigen Marginalien abgesehen noch nichtvor.Siewarennoch erstzuleisren,auch imZusamrnen hang mit den musikalischen Interessen der Autorin, wie sie sich IX erwain der Zusammenarbeitmit der Kornponistin Patriciajunger niederschlagen. Da die bisher vorliegenden Jelinek-Bibliographien gelegentlich eher dem Zufallsprinzip alseiner Systematik folgen, war esnotig, ftirdiesen Band einevergleichsweiseumfassende Bibliographie so wohlder Primar-alsauch derSekundartextezuerarbeiten, dieeine einigermaSen zuverlassigeHilfestellung und Orientierung bieten kann. So wurden in die Primarbibliographie grundsarzlich keine Vor-,Teilabdruckeund Nachdruckeaufgenommen, die in einigen dervorliegenden BibliographieneinenwesentlichenBesrandteilder vermeintlichselbsrandigenTexteJelineksausmachen; lediglich bei einigen schwerzuganglichen Quellenwerden tarsachlicheinsehba reNachdruckemitgenannt.DieGespracheund InterviewsmitJeli nek werden relativvollsrandig dokumentierr, In die Bibliographie derSekundartextewurdennurinAusnahmefallen Rezensionenauf genommen, denen sich die bisherigen Bibliographien bevorzugt widmen (freilichohnezu verrnerken, daS sienur eine Zufallsaus wahl treffenausinzwischen ca. 5000 Rezensionen, dieaufzuarbei ten tibrigensalsweniglohnenderscheint). In dieBibliographieder Sekundarlireraturwurdendaruberhinaus nurTitel aufgenommen, dieingewisserAusfuhrlichkeitvonJelinekhandeln.Auchhierwur de keineVollstandigkeit angesrrebr. Dasvorrangige Ziel war auch hier,diegrundlegenden Orientierungenzuermoglichen. EnrstandenistdiesesBuchimZusammenhangmitmehrerenSe minaren tiberJelinek, die ich seit dem Sommersemester 1988 an derFUBerlinund anderUniversitarMiinchendurchgefUhrthabe. In diesen Seminaren wurde das Werk jeweilszu analysieren ver suchtaufderGrundlagederfrtihen BeschaftigungJelineksmit Ro land Barthes.VondenausdiesenSeminaren hervorgegangenen Ex amensarbeiten wurde bisher nur die Arbeit von Michael Fischer (TrivialmytheninE/friedeJelineksRomanen-DieLiebbaberinnen.und .DieKlaoierspielerin., 1988/1991)veroffenrlichr. die Publikation etwa derArbeiten von SilkeWeidtmann (Mythos undSchreibweise indenProsatextenvonE/friedeJelinek, 1990),Eva-MariaEntreStiber Clara S. oder Dorothee Lossintiber Wolken. Heim. ware zu wiin schen.DerGrundstockzuderumfangreichenJelinek-Bibliographie, dieinzwischeninmeinemArbeitsbereichanderFUBerlinvorliegt, wurde ab 1987 unter Mitarbeitzunachstvon Michael Fischerge legt.DorotheeLossingiltmein besondererDankfur ihr bibliogra phischesEngagementauch beider FertigstellungdesBuchs.Chri sta Loitsch danke ich fur ihregroSeSorgfaltundAufmerksamkeit x