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Ein neues Gerät und neue Übungen der schwedischen Heilgymnastik zur Behandlung von Rückgrats-Verkrümmungen PDF

50 Pages·1913·1.499 MB·German
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Ein neues Gerät und neue U00 bungen der schwedischen Heilgymnastik zur Behandlung von Rückgrats-Verkrümmungen Von Geh. Hofrat Oldevig ~. Dresden Mit einer Einleitung vonDr. med.Axel Tagesson-Möller und mit 26 Textabbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1913 ISBN 978-3-662-23861-5 ISBN 978-3-662-25964-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-25964-1 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. ZUR EINLEITUNG. V Das in dieser Broschüre angegebene neue, von 0 I d e v i g erfundene heilgymnastische Gerät und die hier beschriebenen Übungen (die Oldevigschen Riemen übungen) sind in dem Dresden er Institute ihres Erfinders schon seit vielen Jahren im Gebrauch. In etwas größerem Umfange sind sie den heilgymnastischen und ärztlichen Kreisen durch eine vorläufige Mitteilung in der schwedischen Fachzeitschrift "Svenska Gymnastiken i in- och utlandet" 1905 und 1909 bekannt geworden. Seit der Zeit ist ihre Anwendung immer größer geworden. Jedoch fehlte bis jetzt ihre Einführung und Bekanntmachung in weiteren Ärzte kreisen, was sicher bedauerlich war in Anbetracht der ziemlich brennenden Frage der Skoliosebehandlung. In dem Streit zwischen den Anhängern der rein orthopädischen Stütz- und Druckapparate, der Kriechmethode und der manuellen oder maschinellen heilgymnastischen Methode sind sie meiner Meinung nach sehr geeignet, die Aufmerk samkeit weiter Kreise zu erwecken. Der Verfasser hatte die Freundlichkeit, mir an Ort und Stelle die Übungen an einzelnen sehr schweren Fällen zu demonstrieren, und meiner Ansicht nach sind sie wohl geeignet, in das thera peutische Arsenal mit aufgenommen zu werden. Es scheint mir zweifellos diese Methode in bezug auf die Resultate aussichtsvoller als jede andere zu sein in der Behandlung von Rückgratsverkrümmungen, ganz abgesehen davon , daß sie in der mechanischen Behandlung vieler anderer Krank heiten mit Vorteil verwendet werden können. Die Oldevigsche Riemenbehandlung scheint mir methodischer und wissenschaftlicher begründet zu sein als 4 die K I a p p sehe Kriechmethode. Das Hauptverdienst der Riemenübungen liegt in der Möglichkeit einer genauen I so I i er u n g der einen Krümmung unter Ruhigstellung der Kompensationskrümmung während der Übung. Die Riemen bieten uns ferner im Gegensatz zu den orthopädischen Stütz- und Druckapparaten ein neues Gerät, das eine größtmögliche Aktivität des Patienten erzielen läßt. Für alle Freunde einer funktionellen Skoliosebehand lung ist es klar, daß die Muskelübung bei der Beseitigung einer Deviation von ausschlaggebender Bedeutung ist, und daß es keinen Druckapparat gibt, der die gleiche Wirkung auf die Dauer erreichen könnte. Diese Muskelaktivität läßt sich durch die Riemenübungen bequemer, präziser und effektiver als durch irgend eine andere Methode er möglichen. Die Riemen bieten auch dem Übungsgeber sehr viele Vorteile beim Anbringen des Widerstandes, Vorteile, die ihm die gewöhnliche manuelle Behandlung nicht gewährt. Der Nachteil der Riemenbehandlung könnte vielleicht darin erblickt werden, daß dazu mehrere Assistenten nötig sind. Dieser Fatalität ist ja in einer größeren heilgym nastischen Anstalt leicht abzuhelfen, und auch der allein arbeitende Mechanoterapeut kann durch einfache Vor richtungen , die ihm das Anbringen der Stützriemen in gewünschter Lage ermöglicht, ohne Assistenz meistens gut auskommen. Was die Schwierigkeit betrifft, die Methode zu er lernen, so wird vielleicht bei der ersten Einsicht manchem die Methode der Riemenübungen schwer und kompliziert erscheinen. Bei eingehender Überlegung wird sie aber sehr klar und selbstverständlich erscheinen und bei einiger Übung auch leicht zu handhaben sein. Die hier beschriebenen Übungen sind nur eine Aus w a h I. Ein selbständig denkender Mechanoterapeut wird aus dieser Anleitung leicht viele andere Übungsformen herleiten können. 5 Die Riemenübungen sind außerordentlich geeignet, auf eine Mobilisierung eines fixierten Rückgrats hinzu arbeiten, und machen dieses in einer durchaus methodischen, genau individualisierten und wissenschaftlichen Weise durch die genaue Isolierung der betreffenden einzelnen Muskel gruppen und Außertätigkeitsetzen der nicht beteiligten Partien. Es gilt hier, daß je kleiner die Übungsbahn ist, desto größer ist die erreichbare Isolierung. Die leichtesten Übungen sind diejenigen, die in die selbe Richtung ausgeführt werden, in die der Riemen zieht. Demnächst kommen diejenigen, die unter Widerstand von dem Riemen ausgeführt werden. Am schwersten isoliert auszuführen sind diejenigen, die als "Haltungen" bezeichnet werden. Indem ich den 0 I d e v i g sehen Riemenübungen von seiten der Herren Kollegen und ausführenden Mechano terapeuten alles Interesse, das sie tatsächlich verdienen, wünsche, übergebe ich nunmehr dem Verfasser selbst das Wort. Berlin, im Mai 1910. Dr. med. Axel Tagesson-Möller. VORWORT. V Jedermann weiß , daß es keineswegs leicht ist, voll kommen deutlich zu beschreiben, wie Übungen ausgeführt werden sollen. Wenn es wünschenswert ist, daß ein Teil meiner früheren Beschreibungen geändert wird, so bitte ich doch betonen zu dürfen, daß die Art, wie die Riemen übungen ausgeführt werden, keine wesentliche Änderung erfahren hat, sondern daß die Übungen ganz genau so ge handhabt werden, wie sie zuerst von mir in die Praxis eingeführt worden sind. Die Absicht dieses neuen Aufsatzes ist, denjenigen, welche nicht die Gelegenheit haben, die Übungen zu sehen, diese durch eine noch sorgfältigere Beschreibung durchaus verständlich zu machen und außerdem noch einen Teil Riemenübungen bekanntzumachen, welche in meinen frühe ren Aufsätzen nicht besprochen worden sind. Die Riemen wurden von mir seit dem Jahre 1890 als Gerät benutzt, aber bekanntgemacht habe ich sie erst 1905. Wie ich erfahren habe, sind sie in 19 Instituten für schwedische Heilgymnastik in Anwendung gebracht, auch wurde mir gesagt, daß man an verschiedenen Orten ange fangen hat, in den Riemenübungen zu unterrichten. J. Oldevig. ie Isolierung bestimmter Muskeln in ihrer Arbeit, ohne daß andere Muskeln dabei mit funktionieren, ist, wie wir wissen, äußerst schwierig. Ein dazu passendes Gerät habe ich in Riemen von ungleicher Breite und Länge gefunden. In gewissem Grade entsprechen die Riemen dem Walmen und Querbaum, sie können aber wegen ihrer Biegsamkeit sich dem Körper besser anschmiegen und je nach Bedarf eine größere oder kleinere Körperfläche stützen. Es können leicht mehrere Riemen auf einmal an gewendet werden, sowohl als Stütze bei einer Reihe von Ausgangsstellungen, wo andere Stützen nicht benutzt werden können, als auch zum Leisten von Widerstand bei gewissen Übungen. Die Riemen müssen aus festem, nicht elastischem Gewebe sein und an beiden Enden Griffe zum Anfassen für den Gymnasten haben. Ihre Länge beträgt l 1/2 bis 2 m. Seit ich in meinem Institute die von mir so genann ten Riemenübungen begonnen habe, wurde das Resultat rascher und besser erreicht. Wie wir wissen, wird auch von Orthopäden eine Art von Binden oder richtiger gesagt von Bandapparaten gebraucht, aber dann, um verkürzte Muskeln und Kontrak turen zu dehnen, oder sie dienen als Druck- und Hänge apparate, während, wie schon angedeutet, die Riemen von mir im Prinzip als Stütze angewendet werden, um einzelne Muskeln in Ruhe zu versetzen bei Ausführung von Be wegungen und Haltungen, die andere, geschwächte, relaxierte Muskeln üben und zugleich ihre Antagonisten dehnen. Bei Übung bestimmter Muskelgruppen durch Bewegungen ist ein vollständiges Isolieren unmöglich, es gilt eben, daß vorzugsweise die Muskeln arbeiten, welche man üben will. 10 Auf diese Art wird doch schließlich das Ziel erreicht. In dem die Riemen unsere Stützapparate in der manuellen Gymnastik um einen biegsamen Apparat vermehren, dienen sie gleichzeitig bei einer Menge Widerstandsübungen, indem sie des Gymnasten Widerstandskraft verstärken dadurch, daß diese auf eine größere Fläsche verteilt und in größerer Entfernung ausgeführt werden kann, als es allein mit den Händen möglich ist. Demnach ist der Riemen als Verlängerung und Verstärkung der Arme und Hände des Gymnasten anzusehen. Das Kapital der Widerstands übungen wird durch die Riemen um ein ganzes Teil ver mehrt, ohne diese könnten ihrer viele keineswegs ausge führt werden. Gegen die Riemenübungen wird wahrscheinlich ein gewendet werden, daß bei ihrer Ausführung mehrere Gymnasten erforderlich sind, aber schon ein bis zwei Gymnasten genügen für die am häufigsten vorkommenden Riemenübungen. Der Patient soll bei der Ausführung dieser Übungen so entblößt sein, daß der Übungsgeber die Muskelarbeit deutlich vor Augen hat. Zum leichteren Verständnis der Riemenübungen er laube ich mir einiges in bezug auf Rückgratsverkrümmungen in Erinnerung zu bringen. Bei Kyphose ist wohl die Aufgabe des Gymnasten, die Dorsalmuskulatur zu stärken, soweit als die Konvexität geht, und dadurch ein besseres Strecken von diesem Teil des Rückens zu ermöglichen, und zwar ohne gleichzeitig einen möglicherweise vorhandenen Kompensationsbogen zu vergrößern. Daß Kyphose in verschiedenem Umfange auf tritt, wissen wir. Sie nimmt oft die ganze columna verte bralis ein, Hals und Lende eingerechnet, doch zumeist kommen die Fälle vor, wo sich die Krümmung nur über den Dorsalteil erstreckt. Gleichzeitig mit der Kyphose kann auch eine Lendenlordose als Kompensationskrümmung entstehen. Sind z. B. die Strecker des Dorsalteils im 11 Verhältnis zu den vorderen Muskeln bedeutend schwächer, so vermehrt der Patient, um dem Vorziehen des Rumpfes entgegenzuarbeiten, die Lendenlordose, wodurch der Schwer punkt nach hinten verlegt und das Gleichgewicht leichter beibehalten wird. Wenn wir uns nun folgende Muskeln ins Gedächtnis zurückrufen: Mm. interspinales (fehlen am Rücken vom 3.-11. Rückenwirbel), mm. intertransversarii (kommen am Rücken nur am obersten und untersten Rückenwirbel vor), m. spina lis dorsi, m. splenius, m. extensor dorsi communis = m. + + sacrolumbalis m. sacrospinalis m. transversospinalis + + = mm. semispinalis m. multifidus mm. rotatores, und wenn wir bedenken, wie der Verlauf dieser Muskeln ist, wie sie in Muskelbündel und Portionen geteilt sind, schließlich, daß ihre Muskelfasern sich für gewöhnlich nicht über die ganze Länge der Muskel erstrecken, so ist es wohl erklärlich, daß sehr oft ein Teil eines Muskels kontrahiert und kräftiger sein kann, während gleichzeitig ein andrer Teil desselben Muskels ausgedehnt und schwächer ist. Daß es nicht selten so ist, kann man ja am besten sehen und bei Abweichungen im Rückgrat da feststellen, wo eine kurze Krümmung und Gegenkrümmung dicht auf einander folgen. Hiervon hängt auch die große Bedeutung ab, die Wirkung von den Übungen, die wir geben, zu begrenzen. Vor allen Muskeln haben die Streckmuskeln des Rückens die Fähigkeit, segmentweise zu arbeiten. Es ist vorge kommen, daß Patienten, die durch die Riemen gelernt hatten zu isolieren, ohne Stütze die Muskeln der konvexen Krümmung kontrahieren konnten und auf solche Art diese aktiv ausglichen. Der Patient verstand die Arbeit so zu lokalisieren, daß die Bewegung in sämtlichen umgebenden Muskeln unmerkbar war. Ich habe gesehen, wie Patienten durch Übung eine Portion eines größeren Muskels aktiv bewegen konnten und gleichzeitig den übrigen Muskelteil in Ruhe hielten. Bei der beabsichtigten Wirkung der

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