P N Neue Phospholan-basierte , -Chelatoren zur Katalyse Von der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH Aachen University zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Naturwissenschaften genehmigte Dissertation vorgelegt von Dipl.-Chem. Andreas Hergesell aus Aachen Berichter: Universitätsprofessor Dr. C. Bolm Universitätsprofessor Dr. W. Leitner Tag der mündlichen Prüfung: 11. März 2011 Diese Dissertation ist auf den Internetseiten der Hochschulbibliothek online verfügbar. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. D 82 (Diss. RWTH Aachen University, 2011) Andreas Hergesell Neue Phospholan-basierte P,N-Chelatoren zur Katalyse © SV SierkeVerlag Am Steinsgraben 19 · 37085 Göttingen Tel. 0551- 503664-7 · Fax 0551-3894067 www.sierke-verlag.de Einbanderstellung: Grafik SierkeVerlag Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. ISBN 13: 978-3-86844-324-0 1. Auflage 2011 Die vorliegende Arbeit wurde unter Leitung von Prof. Dr. Carsten Bolm in der Zeit von August 2007 bis Dezember 2010 am Institut für Organische Chemie der RWTH Aachen University durchgeführt. meinen Eltern Inhaltsverzei hnis 1 Einleitung 1 1.1 Zur Geschichte der Katalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1.1 Katalyse in der Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1.2 Katalyse in der Industrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.2 Die Chemie der Katalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.2.1 Katalyse als chemische Reaktion . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.2.2 Funktionsweise eines chiralen Katalysators . . . . . . . . . . 7 1.2.3 Katalyse in der chemischen Industrie . . . . . . . . . . . . . 14 2 Zielsetzung 23 3 Hauptteil 27 3.1 Phospholansynthesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 3.1.1 Syntheseweg über das cyclische Carbonat . . . . . . . . . . 28 3.1.2 Syntheseweg über das cyclische Silan . . . . . . . . . . . . . 35 3.2 Ligandensynthesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3.2.1 N-Arylimidazole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3.2.2 N-Methyl-/N-Phenylimidazole . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 3.2.3 2-Methylimidazole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 3.2.4 Maleinimidbasierte P,N-Chelatoren . . . . . . . . . . . . . . 49 3.3 Katalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 3.3.1 C=C Hydrierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 3.3.2 C=N Hydrierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 3.3.3 C=O Hydrierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 4 Zusammenfassung und Ausbli k 63 4.1 Phospholansynthesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 4.2 P,N-Chelatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 5 Experimentalteil 69 5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 5.1.1 Allgemeine Arbeitstechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 5.1.2 Reinigung und Trocknung von Chemikalien . . . . . . . . . 69 5.1.3 Kommerziell erhältliche Reagenzien . . . . . . . . . . . . . . 70 I Inhaltsverzeichnis 5.1.4 Analytik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 5.1.5 Chromatographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 5.2 Allgemeine Arbeitsvorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 5.2.1 (AAV 1) Synthese von N-arylierten (Benz-)Imidazolen . . . 74 5.2.2 (AAV 2) Synthese von maleinimidbasierten P,N-Chelatoren 74 5.2.3 (AAV 3) Synthese von Chloroaminomaleinimiden . . . . . . 74 5.2.4 (AAV 4) Hydrierung von prochiralen Alkenen . . . . . . . . 75 5.2.5 (AAV 5) Hydrierung von prochiralen Iminen . . . . . . . . . 75 5.2.6 (AAV 6) Hydrierung von Hydroxyacetophenon . . . . . . . 76 5.3 Synthesevorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 5.3.1 Synthese von cyclischen Carbonaten und Silanen . . . . . . 77 5.3.2 Synthese von N-Methyl-2-haloimidazolen . . . . . . . . . . 80 5.3.3 Synthese von N-arylierten Imidazolen . . . . . . . . . . . . . 81 5.3.4 Synthese von maleinimidbasierten P,N-Chelatoren . . . . . 93 5.3.5 Synthese von Chloroaminomaleinimiden . . . . . . . . . . . 103 5.3.6 Synthese von Phosphinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 5.3.7 Katalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 6 Literaturverzei hnis 113 7 Anhang 121 7.1 Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 7.2 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 II 1 Einleitung 1.1 Zur Ges hi hte der Katalyse 1.1.1 Katalyse in der Wissens haft Die Katalyse (aus dem griechischen Katalysis κατα´λυσις = Auflösung) wird be- reits seit tausenden von Jahren von Menschen genutzt. Die wohl erste bewusst eingesetzte katalytische Reaktion ist die alkoholische Vergärung von Zucker mit Hilfe von Hefe. Der Zweck dieser Katalyse war die Herstellung eines Genuss- mittels. Neben dieser Reaktion wurde aber auch die katalytische Herstellung von Essigsäure seit der Mittelsteinzeit (vor ∼ 10000 Jahren) vorgenommen. Es dauerte jedoch noch einige Zeit bis es die Katalyse in den Fokus der Wissen- schaftler geschafft hatte und entsprechende Forschungen zu deren Natur durch- armentier geführt wurden. Erst im Jahre 1781 bemerkte P , dass Salzsäure die Verzuckerung von Stärke ermöglicht. Ein ganzes Jahrhundert später erkannte irchhoff K , dass ein Katalysator bei einer Reaktion nicht verbraucht wird und nach Einstellung des Gleichgewichtes wieder unverändert entnommen werden kann.[1] In den folgenden Jahren wurden vielerlei Experimen- te zum Thema Katalyse vorgenommen. Unter an- öbereiner derem erfand D 1823 das nach ihm be- nannte Feuerzeug (auch als Platinfeuerzeug bezeich- net). In diesem wurde Wasserstoffgas, welches durch Einwirken von Schwefelsäure auf Zinkmetall herge- stellt wird, über ein Platinmohr geleitet. Der Was- serstoffstrom entzündet sich dabei aufgrund der frei- werdenden Wärme der katalytischen Oxidation an der Platinoberfläche.[1] 1835 fasste Berzelius die da- maligen Erkenntnisse zusammen, sprach eine Defini- Abb.1.1:J.J.Berzelius tion der Katalyse aus und prägte ebenfalls den Na- men. 1 Einleitung „Es ist also erwiesen, daß viele, sowohl einfache als zusammengesetzte Körper, sowohl in fester als in aufgelöster Form, die Eigenschaft besitzen, auf zusammengesetzte Körper einen, von der gewöhnlichen chemischen Ver- wandtschaft ganz verschiedenen Einfluß auszuüben, indem sie dabei in dem Körper eine Umsetzung der Bestandtheile in anderen Verhältnissen bewir- ken, ohne daß sie dabei mit ihren Bestandtheilen nothwendig selbst Theil nehmen, wenn dieß auch mitunter der Fall sein kann. [...] Die katalytische Kraft scheint eigentlich darin zu bestehen, daß Körper durch ihre bloße Ge- genwart, und nicht durch ihre Verwandtschaft, die bei dieser Temperatur schlummernden Verwandtschaften zu erwecken vermögen, so daß zufolge derselben in einem zusammengesetzten Körper die Elemente sich in solchen anderen Verhältnissen ordnen, ... Sie wirken dabei im Ganzen in derselben Art, wie die Wärme, ...“[2] erzelius ObwohlB ohneWissen desmolekularenAufbaus odergareines Kataly- sezyklus die Eigenschaften der Katalyse erstaunlich genau resümiert, erwähnt er in seiner Definition nicht die Reaktionsgeschwindigkeit. Nach Untersuchungen der säurekatalysierten Oxidation von Iodwasserstoff durch Bromsäure erkannte stwald O erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, dass ein Katalysator nur die Ge- schwindigkeit einer Reaktion verändert, jedoch nicht thermodynamisch unmög- liche Reaktionen ermöglicht. 1894 veröffentlichte er die noch heute maßgebende Definition der Katalyse: „Katalyse ist die Beschleunigung eines langsam verlaufenden chemischen Vorganges durch die Gegenwart eines fremden Stoffes.“[1] Seine Definition eines Katalysators von 1901 wird ebenfalls bis dato gelehrt: „Ein Katalysator ist jeder Stoff, der, ohne im Endprodukt einer chemischen Reaktion zu erschei- nen, ihre Geschwindigkeit verändert. ...“[1] SeineArbeitenzumThemaKatalyse,Reaktionsgeschwin- digkeit und Gleichgewichtsverhältnisse wurden 1909 mit dem Chemienobelpreis geehrt. Dieser war der erste einer Reihe von Nobelpreisen, die im Feld der Katalyse verge- ben wurden. stwald O war es ebenfalls, der den Zerfall von Abb.1.2:W.Ostwald Ammoniak in seine Elemente beobachtete, wenn dieser über glühendes Eisen geleitet wird. Er schloss daraus, dass Eisen die Gleichge- wichtseinstellung unter diesen Bedingungen katalysiert. Er untersuchte darauf- hin die eisenkatalysierte Synthese von Ammoniak und meldete dazu im Jahre 2 Zur Geschichte der Katalyse 1900 ein Patent an. Es gelang ihm jedoch nicht reproduzierbare Ergebnisse zu aber erhalten, woraufhin er die Patentansprüche zurückzog. H meldete 1908 das Patent „Zur synthetischen Darstellung von Ammoniak aus den Elementen“ mit der Nummer DE235421 für die BASF an, in dem alle Grundgedanken des zu- rückgezogenen Patentes von Ostwald wiederzufinden sind[3]. Ihm gelang es, osch zusammen mit B , reproduzierbare Ergebnisse zu erhalten und diese in aber einen technischen Maßstab umzusetzen. Dafür erhielt H 1918 den Chemie- osch nobelpreis (B 1931). Die Reihe der Nobelpreise für Themen aus dem Bereich der Katalyse wird seit- eck egishi dem stetig erweitert. Erst im Jahr 2010 erhielten die Katalytiker H , N uzuki und S den Chemienobelpreis für ihre palladiumkatalysierten Kreuzkupp- lungen. Dies verdeutlicht ganz aktuell die enorme Bedeutung der Katalyse so- wohl in der akademischen Forschung als auch in der industriellen Chemie. 1.1.2 Katalyse in der Industrie Neben dem rein akademischen Interesse an der Katalyse er- kannten die Verantwortlichen in der chemischen Industrie bereits sehr früh ihr enormes Potenzial. Zu Beginn der in- dustriellen Revolution verwendete man bereits ein katalyti- sches Verfahren zur Schwefelsäureproduktion, das Bleikam- merverfahren. Auch wenn das Wissen über die Vorgänge in diesem Verfahren nur sehr begrenzt war, wurde es seit 1746 in großem Maßstab eingesetzt.[4] Als Katalysator wirkt hier der zugesetzte Salpeter, der ein- mal zu Stickstoffdioxid reduziert, Schwefeldioxid oxidiert und dann von Luftsauerstoff wieder reoxidiert wird. Diese lement esormes esor Abb.1.3:F.Haber Zusammenhänge konnten C -D und D - mes jedoch erst im Jahre 1806 formulieren. Ein weiteres katalytisches Oxidationsverfahren, welches noch heute Anwendung stwald findet, ist das 1902 von O patentierte und nach ihm benannte Verfahren zur Herstellung von Salpetersäure. Es beschreibt die Oxidation von Ammoniak mit Sauerstoff an einem Platin/Rhodiumkatalysator bei 600 bis 700°C.[5] aber Erst 1913 wird das im vorherigen Abschnitt erwähnte Patent von H zur osch Synthese von Ammoniak von der BASF (hier war B federführend beteiligt) industriell umgesetzt. Es ist bis heute das Standardverfahren zur industriellen Herstellung von Ammoniak und bietet somit einen Zugang zu stickstoffhaltigen Verbindungen wie verschiedenen Aminen, Harnstoff, Nitrobenzol und Salpeter- ittasch säure. Den Katalysator für den industriellen Maßstab entwickelte M um das Jahr 1910. Es handelt sich dabei um einen Katalysator aus Eisen mit Oxid- 3 Einleitung anteilen, Aluminium, Calcium und Kalium. Auch wenn der Katalysator mit der Zeit stark optimiert wurde, ist seine Grundlage nach wie vor das Element Eisen. Nach den Nobelpreisen für Erkenntnisse aus der anorganischen Chemie erhiel- iegler atta ten Z und N 1963 für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der organischen Polymersynthese den Chemienobelpreis. Der Katalysator für die klassische Po- iegler lymerisation nach Z besteht aus Triethylaluminium und Titantetrachlorid. Er ist in der Lage eine Umsatzzahl (TON –turnover number– sie beschreibt die Menge an Produkt im Verhältnis zum Katalysator) von weit über einer Millio- atta nen zu erreichen. Diese hocheffizienten Katalysatoren, die N noch weiter entwickelte und spezialisierte, sind von enorm hohem Nutzen für die chemische Industrie. nowles oyori harpless Der Chemienobelpreis 2001 wurde an K , N und S für ihre Arbeiten über asymmetrisch katalysierte Hydrierungs- bzw. Oxidationsre- nowles aktionen verliehen. Insbesondere K präsentierte bereits 1977 einen ho- mogenen Metallkatalysator, der es ermöglichte, enantioselektive Hydrierungsre- aktionen durchzuführen. Dazu ersetzte er im bekannten Hydrierungskatalysa- tor von Wilkinson 1 die achiralen Phosphingruppen durch chirale Phosphor- liganden. Aufgrund dieser Modifikation erhielt er einen chiralen Metallkomplex, der sowohl Aktivität in der Hydrierung von Aminosäurenvorläufern zeigt, als auch einen Enantiomerenüberschuss von immerhin 15%bei der Hydrierungvon α-Phenylacrylsäure erzielt.[6] PPh3 P Cl Rh PPh3 Cl Rh P PPh3 P 1 2 ilkin Abb.1.4:Weiterentwicklung des achiralen Hydrierungskatalysators von W - son nowles durch K . Weitere Optimierungen und die Erkenntnis, dass nur zwei Liganden am Metall- zentrum genügen, um eine ausreichende asymmetrische Induktion zu erhalten und die Verschmelzung der zwei verbliebenden einzähnigen Liganden zu einem zweizähnigen Chelatligand, brachten Knowles schließlich zu DiPAMP 3. Mit diesem Chelator gelang es ihm nun im industriellen Maßstab die asymmetrische 4
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