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Die wirtschaftliche und politische Bedeutung der panafrikanischen Konferenzen: (Accra, Tunis, Addis Abeba, Tanger) PDF

59 Pages·1962·1.27 MB·German
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FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr. 1121 Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Dr. Franz Meyers von Staatssekretär Professor Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt Forschungsinstitut für Internationale Technische Zusammenarbeit an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen Dr. phil. Ma rkus Timmler Die wirtschaftliche und politische Bedeutung der panafrikanischen Konferenzen (Accra, Tunis, Addis Abeba, Tanger) Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ISBN 978-3-663-06147-2 ISBN 978-3-663-07060-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-07060-3 Verlags-Nr. 011121 © 1962 by Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen 1962. Inhalt Einleitung ............................................................. 7 1. Die natürlichen Gegebenheiten ..................................... 9 1. Afrika - ein Vakuum .............................................. 9 2. Afrika - eine Schatzkammer ........................................ 9 3. Verkehrs lage und strategische Bedeutung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 11 11. Die politischen Voraussetzungen .................................... 13 1. Aufbruch ........................................................ 13 2. Durch Europa ausgelöst. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 15 3. Wettlauf zwischen Ost und West. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 15 4. Zweifel der Afrikaner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 17 5. Drei Ergebnisse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 In. Ablauf und Inhalt der Konferenzen .................................. 19 1. Die Tagungen der »Economic Commission for Africa« . . . .. . . . . . . . . . . . . 19 Erste Tagung vom 29. Dezember 1958 bis 6. Januar 1959 in Addis Abeba ............ 21 Zweite Tagung vom 26. Januar bis 6. Februar 1960 in Tanger. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 22 Dritte Tagung vom 6. bis 18. Februar 1961 in Addis Abeba . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 22 2. Die Tagungen der »Conference of Independent African States« ......... 23 Erste Tagung vom 15. bis 22. April 1958 in Accra ................................. 24 Zweite Tagung vom 14. bis 26. Juni 1960 in Addis Abeba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 24 3. Die Tagungen der »All African People's Conference« .................. 25 Erste Tagung vom 5. bis 13. Dezember 1958 in Accra 26 Zweite Tagung vom 25. bis 30. Januar 1960 in Tunis ................................ 26 Dritte Tagung vom 25. bis 31. März 1961 in Kairo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 26 5 IV. Die Bedeutung der »Konferenzen« .................................. 31 V. Die Tagesordnungen..................................... ... ..... .. 35 a) Befreiung der Gebiete unter nicht-afrikanischer Herrschaft . . . . . . . . . . . . .. 35 b) Neokolonialismus ................................................. 37 c) Verhalten zum Kommunismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 38 d) Wirtschaftspolitische Vorstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 40 VI. Schlußfolgerungen ................................................. 43 Anlagen (Text jeweils englisch und deutsch): First Conference of Independent African States (Anlage I) . . . . . . . . . . . . . . . .. 45 Second Conference of Independent African States (Anlagen II-IV) ......... 48 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 55 6 * Einleitung Es ist für die Politiker der freien Welt bezeichnend, daß sie allenfalls vermögen, gegenwärtige Ereignisse treffend zu analysieren. Sie sind aber offenbar nicht in der Lage, Strömungen aufzuspüren, bevor sie als Tatsachen in Erscheinung treten. Daher kommt es, daß wir immer wieder von den Geschehnissen überrascht werden. So war es 1958 im ehemals französischen Guinea, später im Kongo-Gebiet, dann in Laos und auf Kuba, und so ist es seit einigen Monaten in Angola. Es ist eine Kette von politischen, wirtschaftspolitischen und moralischen Niederlagen, die 1948 mit dem Staatsstreich in der Tschechoslowakei begann, und ihr vor läufig letztes Glied heißt Tunesien (Bizerta). Diese für die freie Welt verhängnis volle Entwicklung begann in Europa. Sie griff dann auf die Entwicklungsländer in Asien und Afrika über. Die Ursachen dafür sind Fehleinschätzung und un vollständige Betrachtungsweise. Bewertete man in den Jahren von 1945 bis 1950 die Absichten der Sowjetunion falsch, so unterschätzte man während der fünfziger Jahre und bis zur Gegenwart das Potential der Entwicklungsländer. Da es sich hierbei fast durchweg um technisch rückständige und wirtschaftlich arme, hinsichtlich der Ergiebigkeit des Bodens noch weitgehend unerforschte Gebiete handelt, deren Bevölkerungen zudem im Elend leben, glaubte man, die Aufgabe, die die Entwicklungsländer uns stellen, mit Geld, technischen Fachkräften, - Methoden und Erfahrungen meistern zu können, die in Europa gewachsen sind. Man übersah und übersieht die große Bedeutung der jeweils lokalen Gegebenheiten - der Traditionen, der Religionen, der Mentalität und Dynamik. Der Koran ist für den Moslem wichtiger als die Kurstabelle; der Inder schätzt die Unberührbarkeit der Kuh höher als einen guten Braten, und der Afrikaner hat zwar keinen Respekt vor den modernen Maschinen, aber zu den Kräften der Natur hat er ein enges, auf Ehrfurcht ge gründetes Verhältnis. Dieser Welt ist weder mit nur wissenschaftlichen Methoden a la Europa noch mit dem »American way of life« beizukommen. Zu ihrem Ver ständnis, geschweige denn zu ihrem Begreifen, gehört weit mehr. Um die schillernde und komplexe Frage »Entwicklungsländer« mit einiger Aussicht auf Erfolg beantworten zu können, müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein: 1. Exaktes Fachwissen bei der zu lösenden Aufgabe; 2. Wissen um die allgemeine politische, wirtschaftliche, soziale, technische und kulturelle Problematik, die in diese Aufgabe einbezogen ist; * Anmerkung des Forschungsinstituts für internationale technische Zusammenarbeit: Diese Arbeit wurde vom Verfasser nach dem Stand von März 1961 abgeschlossen, so daß die seitherige Entwicklung in diesem Bericht nicht mehr berücksichtigt ist. 7 3. Kenntnis über die sachlichen Gegebenheiten des Gebietes, dem die Lösung dieser Aufgabe zugute kommen soll; 4. Wissen um die Mentalität der Bewohner; 5. Verbindung zu den führenden Persönlichkeiten in dem jeweils in Frage stehenden Gebiet, um unter anderem deren Vorstellung über die Lösung der Aufgabe in die Betrachtungsweise rechtzeitig einbeziehen zu können. Dieses Fachwissen allein genügt aber nicht. Zu erfolgversprechender Beschäfti gung mit diesem Schlüssel-Problem unserer Zeit bedarf es außer der Wissenschaft noch der Erfahrung, der Begabung und des Instinkts. Vieles kann man lernen, das Entscheidende aber muß man haben. Nicht alle, die heute meinen, sich zu den Fragen der Entwicklungsländer maßgebend äußern zu können, sind dazu auch berufen, und noch weniger sind auserwählt. Europa erscheint von außen betrachtet ganz anders, als etwa von Paris her. Wer die Möglichkeit gehabt hat, in den letzten beiden Jahren unseren Rest-Kontinent von Asien oder Afrika her zu betrachten und das Verhalten der Europäer mit den Menschen dort zu diskutieren, der muß zu dem Schluß kommen: Europa überschätzt seine Macht und unterschätzt seinen Wert. Wer da meint, daß Europa gegenwärtig das internationale Kräftespiel durch Pochen auf Rechte oder ver gangene Größe bestimmen könnte, irrt. Jedoch unsere Wertmaßstäbe, unser Wissen, unser Leistungsvermögen, unsere Erfindungsgabe, unser Lebensstandard: sie sind der ganzen Welt ein Vorbild, gleichgültig, ob es sich um die Kommu nisten handelt, die ihre versklavten Untertanen überhaupt nur dadurch bei der Stange halten können, daß sie ihnen die Erreichung unseres Lebensstandards verheißen - wenn auch wider besseres Wissen -, oder um Amerika, das eifer süchtig auf die wirtschaftliche Blüte dieses geschundenen und verstümmelten Europas blickt. Diese Tatsache verpflichtet Europa, dafür zu sorgen, daß es von Moskau, Peking oder Pankow nicht weiter als Ärgernis hingestellt werden kann. Das wiederum bedingt, daß wir mehr als bisher das Gespräch mit den Afrikanern, Asiaten und Latein-Amerikanern pflegen, daß wir ihnen unser Wollen erklären, daß wir uns rechtzeitig in ihre Diskussionen einschalten. Freilich und vor allem bedeutet dies aber, daß wir es ehrlich mit ihnen meinen, daß wir zum Beispiel nicht »Hilfe« sagen, vornehmlich aber unseren Vorteil meinen. Die Afrikaner pflegen die interkontinentalen Diskussionen in der Hauptsache auf drei Ebenen: 1. In der »Economic Commision for Africa« (ECA), 2. in der »Conference of Independant African States« - das sind Treffen von Regierungsvertretern der unabhängigen Staaten des Schwarzen Kontinents - und schließlich 3. in der »All African People's Conference«, den Begegnungen der Sprecher von Parteien und Gewerkschaften. Doch bevor Entstehen, Arbeitsweise und Wert dieser Organisationen umrissen werden, zunächst ein kurzer Blick auf Ausgang und Ziel des Denkens und Trachtens der Afrikaner sowie auf das Fundament ihres Wirkens, nämlich auf Afrika selbst. 8 1. Die natürlichen Gegebenheiten 1. Afrika - ein Vakuum Afrika ist ein menschenleerer Kontinent. Auf diesem Territorium, das 22 v. H. der festen Erdoberfläche darstellt (30,29 Mil!. qkm), lebt nur 8 v. H. (236 Mil!.) der Weltbevölkerung. Aber diese Feststellung gibt keine auch nur annähernd richtige Vorstellung von der tatsächlichen Verteilung der Menschen in Afrika. Während in Ruanda-Urundi (54 172 qkm) 88 Bewohner auf einen Quadrat kilometer kommen und in Städten wie Kairo (3 Mil!. Einwohner), Alexandrien (1,4 Mil!.), Johannesburg (1 Mil!.), Casablanca (700000) oder Leopoldville (320 000) sich die Bevölkerung ähnlich wie in Europa ballt, leben im ehemals Belgisehen Kongo (2344902 qkm) nur 6, in Angola (1 246700 qkm) 4, in der Zentralafrikanischen Republik (617000 qkm) 2, in Mauretanien (1 085 805 qkm) 1 und in der Sahara (2 082 000 qkm) gar nur 0,4 Menschen auf einem Quadrat kilometer!. Afrika ist also in bezug auf Bevölkerung ein Vakuum, das allein wegen seiner wirtschaftlichen Potenz gefüllt werden muß, und zwar nicht so sehr mit Menschen als vielmehr - in Ausnutzung seiner wirtschaftlichen Möglichkeiten - durch die damit verbundene Besiedlung. Wenn der »Westen«, wenn das freie Europa dies nicht tut, geschieht es durch andere, wie die Beispiele in Ägypten, Guinea, im ehemals Belgisehen Kongo oder in Tunesien zeigen. 2. Afrika - eine Schatzkammer Afrika ist ein mit natürlichen Reichtümern gesegneter Kontinent. Da ist zunächst die Sonne. Ihre in Afrika besonders licht- und wärme starke Strahlung ermöglicht in der tropischen Zone - und das sind 75 v. H. des Kontinents - eine dreimalige Ernte im Jahr. Abgesehen vom eigenen Konsum hat Afrika in den Jahren 1955 bis 1957 an landwirtschaftlichen Erzeugnissen zur Weltausfuhr im Durch schnitt - unter anderem - beigesteuert: mehr als 90 v. H. an Palmöl und Palmkernen (366267 bzw. 703000 t), 59 v. H. an Sisal oder anderen Agaven-Fasern (304000 t), 69 v. H. an Kakao (523 000 t), 91 v. H. an Erdnüssen (924000 t), 22 v. H. an Kaffee (483000 t), 1 United Nations, Statistical Yearbook, New Y ork 1960. 9 54 v. H. an Baumwoll-Kernen (216000 t), 29 v. H. an Apfelsinen und Mandarinen (662000 t), 5 v. H. an Kautschuk (112 000 t), 6 v. H. an Tee (29 000 t)2. Weiterhin ist Afrika besonders reich an »weißer Kohle«. Die Ströme und Flüsse dieses Kontinents enthalten 40 v. H. aller Wasserkräfte der Erde; Nord-Amerika hat demgegenüber nur 15, Asien 17, Europa 12,5 v. H. Der Assuan-Damm ist ein Beispiel dafür, was dieser Wasserreichtum für Afrika praktisch bedeuten kann. Mit Hilfe von Bewässerungsanlagen wird die bestehende Ackerfläche um fast ein Drittel von 2,6 auf 3,5 Mill. ha vermehrt, zugleich aber auch der Ertrag des Bodens gesteigert werden. Die Kraftwerke werden jährlich 10 Md. kWh produzieren. Davon sollen nach den vorliegenden Plänen 1,8 Md. für eine Düngemittelfabrik bei Assuan verwendet werden; einige hundert Millionen kWh benötigt der Betrieb der Pumpanlagen zu Bewässerungszwecken. Der größte Teil der neu gewonnenen Energie wird jedoch nach Kairo geleitet. Dort soll in der Nähe der Hauptstadt ein großes Industriezentrum entstehen: eine mit Elektroöfen arbeitende Schwerindustrie, eine Maschinen- und Fahrzeug industrie sowie verarbeitende Unternehmen. Das Sozialprodukt in Ägypten beträgt zur Zeit im Durchschnitt 39 ägyptische Pfund pro Kopf; das sind etwa 410 DM pro Jahr oder 34,20 DM pro Monat. Allein durch die unmittelbaren Auswirkungen des Dammes glaubt man, das Volkseinkommen Ägyptens um 30 v. H. erhöhen zu können. Die Bodenschätze Afrikas waren - wieder im Durchschnitt der Jahre 1955 bis 1957 - an der Weltproduktion beteiligt: mit 100 v. H. bei Industrie-Diamanten, 68 v. H. bei Kobalt, 75 v. H. bei Schmuck-Diamanten, 13 v. H. bei Vanadium (das für Düsenjäger und Raketen unentbehrlich ist), 63 v. H. bei Gold, 50 v. H. bei Platin, 34 v. H. bei Chrom, 33 v. H. bei Phosphaten, 20 v. H. bei Mangan3• Der Erdteil war und ist auch führend in der Produktion von Antimon, Kupfer und Asbest. Wir wissen heute ferner von großen Vorkommen an Eisen und Öl; weitere Funde an Mangan, Bauxit, Kupfer und Phosphat wurden nach dem Kriege zum Beispiel in Mauretanien, Algerien, Libyen, Gabon, Guinea, Kamerun und Liberia gemacht. Endgültiges über Vielfalt und Ausmaß der mineralischen Rohstoffvorkommen aber kann noch nicht gesagt werden, weil wir jetzt erst bei der eigentlichen - der dritten - Entdeckung Afrikas sind, nach dem die Seefahrer im 15. und 2 FAO, Trade Yearbook, Rome 1959. 3 United Nations, Statistical Yearbook, New York 1960. 10 16. Jahrhundert Lage und Beschaffenheit des »Schwarzen Kontinents« nur grob ausgemacht hatten und nachdem wir Europäer dann im 19. Jahrhundert von den Schätzen Afrikas zunächst das nahmen, was uns die Natur anbot oder was dort aus der Erde sozusagen quoll. Schließlich ist ein wirtschaftlich ungewöhnlich günstiger Umstand dadurch gegeben, daß in Afrika Rohstoffe und Energiequellen, wie nicht häufig sonst in der Welt, dicht beieinander liegen. Bauxit zum Beispiel, das gegenwärtig von Afrika über tausende Kilometer nach Kitimat im Norden von Kanada transpor tiert werden muß, könnte in Afrika gegebenenfalls nur 20 bis 200 km von der Fundstätte entfernt verarbeitet werden. Solch vorteilhafte Standortverhältnisse waren denn auch bestimmend für die Errichtung von Stauanlagen und Kraft werken oder für die Ausarbeitung von Plänen dazu, zum Beispiel am Kongo, Niger, Sambesi, Konkoure, Niari-Kouilou oder Volta. Diese vielfältige Fülle ist zwiefach anziehend; sie eröffnet für die Produktion und zugleich für den Absatz günstige Perspektiven, und dies sowohl für Ein heimische wie auch für Nicht-Afrikaner. Neben dem politischen Interesse an Afrika und den Afrikanern, das aus diesen Gegebenheiten erwachsen kann - und, wie man weiß, bereits in reichem Maße wirksam geworden ist - gibt es schließlich noch ein objektives für die Weltwirtschaft schlechthin, und zwar im Hinblick auf den absoluten Wert und Nutzen jener Reichtümer für die Hebung des Lebens standards der Menschen in den Entwicklungsländern überhaupt. 3. Verkehrs lage und strategische Bedeutung Auf Grund der geographischen Lage der Kontinente zueinander bietet sich von selbst die Möglichkeit zu einer engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit an. Ägypten ist praktisch die »Drehscheibe« für den Schiffs- und Luftverkehr zwischen Europa, Afrika, dem Nahen Osten und Asien. Ähnliches gilt für Senegal (Dakar) in bezug auf Europa, das südlich der Sahara gelegene Afrika und Süd amerika. Die Straße von Gibraltar, die Afrika von Europa trennt, ist an der schmalsten Stelle nur 14,2 km breit. Von Marsalla auf Sizilien bis zu dem nordafrikanischen Cap Bone sind es 164 km, und die vor Italien liegende Insel Pantelleria wird nur durch 104 km von jenem vorspringenden Zipfel der Küste des Schwarzen Konti nents getrennt. Demgegenüber beträgt die mittlere Breite des Atlantik 5500 km, und ein Handelsschiff legt von Amerika aus 6000 bis 20 000 km zurück, ehe es in den verschiedenen Häfen Europas oder Nordafrikas vor Anker geht. Die nicht nur verkehrstechnisch, sondern vor allem auch strategisch günstige Lage Afrikas zu Europa wurde ganz deutlich während des letzten Krieges. Fort Lamy, Brazzaville, Dakar wurden bedeutende Zentren des europäischen Widerstandes; Freetown war wichtig als Sammelstelle und Proviantlager, und über Afrika liefen die großen Nachschublinien für die Versorgung der Armeen in Nordafrika, dem Vorderen Orient und der Sowjetunion. 11

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