Delphi-Befragungen Michael Häder Delphi-Befragungen Ein Arbeitsbuch 3. Aufl age Prof. Dr. Michael Häder Technische Universität Dresden Deutschland ISBN 978-3-658-01927-3 ISBN 978-3-658-01928-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-01928-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2002, 2010, 2014 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Lektorat: Dr. Cori Antonia Mackrodt, Katharina Gonsior Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de Inhalt Vorwort ................................................................................................................... 9 1 2800 Jahre Delphi: Ein historischer Überhlick ................................... 13 2 Begriffsbestimmungen ........................................................................... 19 2.1 Was sind Delphi-Befragungen? ............................................................... 19 2.1.1 Delphi-Befragungen als Verfahren zur Steuerung von Gruppenkommunikation ........................................................................... 19 2.1.2 Delphi-Befragungen als Verfahren zur Erforschung bestimmter Sachverbalte ............................................................................................. 21 2.1.3 Diskussion der Definitionen ..................................................................... 22 2.2 Typen von Delphi-Befragungen: Ein Einteilungsversuch ........................ 24 2.2.1 Die klassische Delphi-Befragung ............................................................. 24 2.2.2 Vatiaoten .................................................................................................. 25 2.3 Die Grenzen von Delphi-Befragungen, oder: Wie Experteo irren (könoen) ................................................................................................... 27 2.4 Delphi-Befragungen zur Ideenaggregation, Vorhersage von Sachverbalten, Ennittlung von Expertenaosichten und zur Konsensfindung ........................................................................................ 30 3 Wissenschaftstheoretische Grundlagen ................................................ 39 3.1 Erkenotnistheoretische Grundlagen .......................................................... 40 3.2 Das I + n Argument ................................................................................. 41 3.3 Kognitionspsychologische Grundlagen .................................................... 43 3.3.1 Die Urteilsbildung in der ersten Welle ..................................................... 45 3.3.2 Die Urteilsbildung in den Folgewellen ..................................................... 49 3.4 Das SillE-Modell ..................................................................................... 53 3.5 Die Schätzung von Einttittswahrscheinlichkeiten .............................. 55 3.6 Ansatz fiir eine Theorie der Delphi-Befragungen .............................. 57 4 Delphi-Befragungen in Vergleich zu ähnlichen Ansätzen .............•••••• 59 4.1 Gruppendiskussionen ............................................................................... 59 4.2 Expertenbefragungen ............................................................................... 64 4.3 Deliberative Polis ..................................................................................... 67 6 Inhalt 5 Anwendungsgebiete von Delpbi-Befragungen ..................................... 69 5.1 Vorhersageo von Entwicklungen aufunterschiedlicheo Gebieten ........... 69 5.2 Delphi-Befragungeo mit weiteren Zielstellungeo ..................................... 76 6 Planung von Delphi-Befragungen ......................................................... 81 6.1 Vor Begino der Studie ...... ........................................................................ 81 6.2 Kostenverursacheode Faktoren bei eioer Delphi-Befragung .................... 84 6.3 Besonderheiten der Planung reio quantitativer Delphi- Befragungeo .............................................................................................. 87 6.4 Vergabe der Feldarbeit an eio kommerzielles Institut .............................. 88 6.5 Selbstorgaoisierte Delphi-Befragungeo .................................................... 89 7 Designs von Delpbi-Befragungen .......................................................... 91 7.1 Operationalisierung der Fragestellung und Aufbereitung des Problems mithilfe der Facerteotheorie ..................................................................... 92 7.2 Theorie und Praxis der Rekrutierung der Experten .................................. 97 7.2.1 Überlegungeo zur Zusammeosetzung der Experteogruppe ...................... 97 7.2.2 Hioweise zwn Umfang der Expertengruppe ........................................... 100 7.2.3 Die bisherige Praxis bei der Zusammenstellung der Experten- gruppe, eioe Auswahl ......................................... .................................... 102 7.2.4 Wie findet man Experteo für eioe Delphi-Befragung? ........................... 104 7.2.4.1 Das Vorgeheo bei der Rekrutierung von Experteo für eioe (reio) qualitative Delphi-Befragung ................................................................. 105 7.2.4.2 Das Vorgehen bei der Rekrutierung von Experteo für eioe Delphi- Befragung zur exakteo Bestinunung eioes Sachverhalts ........................ 107 7.2.4.3 Das Vorgeheo bei der Rekrutierung von Teilnehmern für eioe Delphi Befragung zur Ermittlung der Ansichten eioer bestinunten Experten- gruppe .................................................................................................... 109 7.2.4.4 Die Rekrutierung von Teilnehmern für eioe Delphi-Befragung zur Konsenserzeugung ................................ ........................................... 112 7.2.4.5 Zusammeofassung .................................................................................. 114 7.2.5 Innerbetriebliche Delphi-Befragungeo ................................................... 115 7.2.6 Praktische Tipps .................................... ..... ............................................ 117 7.3 Die qualitative Befragungsrunde ............................................................ 121 7.4 Zahl der Befragungsrunden .................................................................... 124 7.5 Fragebogeo und Anschreiben an die Teilnehmer für die quantitative Bewertung .......................................................................... 126 7.6 Fragetypeo io Delphi-Studieo ................................................................ 130 7.6.1 Die subjektive Kompetenzfrage ............................................................. 131 7.6.2 Die Schätzung von Zeitintervalleo ......................................................... 134 7.6.3 Die Schätzung weiterer numerischer Angabeo ....................................... 136 Inhalt 7 7.6.4 Die Bewertung von Entwicklungen, Folgeproblemen, Szenarien u.ä ..... 137 7.6.5 Die Bewertung des gleichen Sachverhalts aufgrund unterschied- licher Fragestellungen ............................................................................ 139 7.6.6 Fragen zur Person des Experten ............................................................. 140 7.6.7 Die Erhebung von Megatrends ............................................................... 140 7.6.8 Die Aufualnne offener Fragen in die quantitativen Wellen und die Bitte um Kommentare ............................................................................ 141 7.6.9 Zu komplexe Indikatoren und Fragen, die für Delphi-Studien weniger geeignet erscheinen .................................................................. 142 7.7 Pretest .................................................................................................... 144 7.7.1 Das klassische Vorgehen ............. ........................................................... 146 7.7.2 Kognitive Methoden .............................................................................. 146 7.7.3 Expertenratings ...................................................................................... 147 7.7.4 Ein Beispiel: Der Pretest zur Delphi-Befragung ,,zukunft des Handwerks" ............ ................................................................................ 148 7.8 Anonymität ............................................................................................. 153 7.9 Das Feedback ........................................................................................ 155 7.9.1 Feedback bei numerischen Schätzungen ............................................... 157 7.9.2 Feedback bei Bewertungen von Sachverhalten ............................... ...... 160 7.9.3 Feedback bei offenen Fragen ................................................................ 161 7.10 Rücklaufkontrolle und Panelmorta1ität ................................................... 163 7.11 Abschlussberichte ....................................... ........................................... 166 8 Computerunter.tützte Delphi-Befragungen ...................................... 171 8.1 Stand der Dinge ........................................... ........................................... 171 8.2 Beispiele ........................................... ........ .............................................. 172 8.3 Zusanunenfassung der Vor-und Nachteile ............................................ 176 9 Der Daten.chutz bei Delphi-Befragungen .......................................... 179 10 Datenerfassung und -analy.e ................................................................ 183 10.1 Aufbereitung der Daten .......................................................................... 183 10.2 Facettentheorctisch gestützte Datenanalyse ........................................... 185 10.3 Weitere Vorgehensweisen bei der Datenauswertung ............................. 194 11 Evaluation von Delphi-Befragungen .................................................. 199 11.1 Generelle Ziele der Evaluation ............................................................... 199 11.2 Evaluation aufgrund vorhergesagter Ereignisse ..................................... 20 I 11.3 Evaluation mithilfe von Almanachfragen ............................................... 202 11.4 Begründung der Funktionsweise von Delphi-Befragungen mithilfe kognitionspsychologischer Tests .............................................. 207 8 Inhalt 11.5 Vergleich von Delphi-Befragungen mit anderen Ansätzen .................... 214 11.6 Tests mithilfe eines manipulierten Feedhacks ........................................ 216 12 Methodenforschung zu Delphi-Befragungen ..................................... 219 Literatur .............................................................................................................. 223 Anhang: Auswahl von Delphi-Befragungen ..................................................... 243 Personenregister ........................................................................... 249 Vorwort Seit Mitte der 1990-er Jahre ist eine erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber Delphi Befragungen zu bemerken. So wurde damals zum Beispiel ein gestiegener Bera tungsbedarf für dieses Verfahren am Zentnnn für Umfragen, Methoden und Analy sen' in Mannheirn (ZUMA) registriert. Vermehrt sind Delphi-Befragungen bzw. deren Ergebnisse auch Gegenstand der Ausbildung an Universitäten und Fachhoch schulen geworden. Großes Interesse ist an den inzwischen vorgelegten Publikationen zu Delphi-Befragungen zu konstatieren. Hier zeichnet sich jedoch insbesondere ein Bedarf an Veröffentlichungen ab, welche überblicksartig erklären, wie diese Befra gungen anzulegen sind. Diese Monographie versucht nun - zum Teil im Sinne eines How-to-do - dieser Erwartung gerecht zu werden. Gegenstand sind außerdem die Erfahrungen im Um gang mit Delphi-Befragungen, die aus einer Vielzahl von Stodien gewonnen wurden und die auf diesem Weg einem breiteren Interessentenkreis vorgestellt werden sol len. Um das Gewicht des Themas Delphi-Befragungen eiuleitend noch weiter heraus zuarbeiten, sollen zwei Autoritäten aufgerufen werden: der Wissenschaftsrat, der die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Hochschulen, der Wissenschaft, der Forschung und des Hochschulbaus berät sowie der ehemalige Präsident des Wissenschaftszentrurns für Sozialforschung in Berlin und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Sozi ologie, Wolfgang Zapf. Der Wissenschaftsrat hat in seinen Thesen zur zukünftigen Entwicklung des Wis sensehaftssystems in Deutschland empfohlen, im Rahmen eines vom Staat initiierten Programmfindungsprozesses, in dessen Verlauf die Kooperation von Wissenschaft, Wirtschaft und Staat gefordert wird, auch Delphi-Befragungen zu nutzen: ,,Der Pro grammfindungsprozess sollte möglichst transparent unter Einbeziehung aller rele vanten Aktenre gestaltet werden. Moderne diagnostische Instrumente wie z.B. Pro spektions- und Delphi-Verfahren sollen bei der Programmfindung soweit wie mög lich und sinnvoll einbezogen werden" (Drs. 4594/00 vom 7. Juli 2000: 17). Für den Wissenschaftsrat ist die Delphi-Technik offenbar vor allem deshalb interessant, weil Das ZUMA ist inzwischen im GESIS - Leibniz Institut fiir Sozialwissenschaften aulge gangen. Mehr lulormationen über die GESIS finden sich im Internet unter der fulgenden URL: http://www.gesis.org/ (letzter Zugriff 11.05.2013) 10 Vorwort mit ihrer Hilfe Konsens unter den beteiligten Experten' beziehungsweise Institutio nen erzielt werden kann. Auch aus der Sicht der Sozialwissenschaften wurde implizit ein dringender Be darf an Ansätzen wie der Delphi-Technik konstatiert. So bemerkte Zapf auf einer Feier aus Anlass des 25-jährigen Bestehens von ZUMA zu den Entwicklungstenden zen in der sozialwissenschaftlichen Methodik: ,,Noch immer ungeküßt ist die Idee einer prospektiven Sozialberichterstattung. Dies meint Versuche, die verstreuten prognostischen Verfahren ... systematisch auszubauen, um neben die Retrospektiv und Status quo-Beschreibung auch kontrollierte Prognosen oder Vergleiche altema tiver Zukunftsentwürfe stellen zu können" (Zapf 1999:29 [Hervorhebung im Origi nal; M.H.D. Die Attraktivität von Delphi-Befragungen resultiert damit auch aus deren Vermögen, prognostische Aussagen zu treffen. Die vorliegende Monographie beginnt mit einern historischen Exkurs zum Orakel von Delphi, einern Ort im heutigen Griecheuland (Abschnitt I). Diesern verdankt die Befragungstechnik ihren Namen. Es wird weiter gezeigt, welche Entwicklung die Anwendung des Delphi-Gedankens seit seiner "Wiederentdeckong" Ende der 1940- er Jahre genommen hat. Danach (Abschnitt 2) wendet sich die Darstellung den verschiedenen Begriffsbe stimmungen fiir De\phi-Befragnngen zu. Eine Reihe vorliegender Ansichten wird referiert und auf deren Grundlage ein Vorschlag fiir die Systematisierung von Del phi-Befragungen abgeleitet. Es schließt sich (Abschnitt 3) die Beschreibung der wissenschaftstheoretischen Grundlagen von Delphi-Befragungen an. Mit dieser Beschreibung wird der Versuch unternommen, einer bisher nicht eingelösten Forderung nach theoretischer Fundie rung des Ansatzes nachzukommen. Es folgen ein Vergleich des Delphi-Ansatzes mit anderen methodischen Zugän gen (Abschnitt 4) wie Groppendiskussionen und Expertenbefragung sowie eine Be schreibung der bisherigen Anwendungsgebiete (Abschnitt 5) von Delphi-Befra gungen. Einen relativ großen Raum nimmt nachfolgend die Darstellung der praktischen Aspekte, die bei der Veranstaltung von Delphi-Befragungen beachtet werden sollten, ein. Beginnend mit der Erstellung eines Projektplanes (Abschnitt 6) wird ausfiihrIich behandelt, wie ein geeignetes Befragungsdesign (Abschnitt 7) gefunden werden kann. Innerhalb dieses Abschnittes wird beispielsweise auf die Operationalisierung der Fragestellung, die Rekrutierung der Teilnehmer, die Erstellung des Fragebogens, den Pretest sowie auf die Gestaltung des Feedbacks eingegangen. Der Abschnitt schließt mit Hinweisen fiir die Dokumentation des methodischen Vorgehens bei einer Delphi-Befragung. 2 Wenn nicht ausdtücklich auf das weibliche oder männliche Geschlecht hiogewiesen wird, siod personenbezogene Begriffe wie Expertinnen und Experten generisch gemeint.
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