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KTTEZEE GrEAllATIKEN
GERMANISCHER DIALEKTE
HERAUSGEGEBEN
VON
WILHELM BRAUNE
IV. ALTNORDISCHE GRAMMATIK I
HALLE (SAALE)
VERLAG VON MAX NIEMEYER
1923
ALTNORDISCHE GRAMMATIK I
ALTISLÄNDISCHE
UND
ALTNORWEGISCHE GRAMMATIK
(LAUT- UND FLEXIONSLEHRE)
UNTER BERÜCKSICHTIGUNG DES URNORDISCHEN
J
VON
ADOLRNOREEN
VIERTE VOLLSTÄNDIG UMGEARBEITETE AUFLAGE
5-
HALLE (SAALE)
VERLAG VON MAX NIEMEYER
1923
Y o r w o r t.
[I. aufl. 1884.] Beim ausarbeiten der vorliegenden altis-
ländisch- altnorwegischen grammatik habe ich in erster linie
mich bestrebt, der in den vorhandenen 'werken dieser art wenig-
stens nach heutigen anforderungen gar zu kärglich bedachten
lautlehre die ihr gebührende sorgfältige Behandlung angedeihen
zu lassen. Aus der besonders in den letzten jähren auf diesem
gebiete so reich emporgewachsenen literatur, die ich mit allem
fleiss ausgebeutet zu haben glaube, ist in meine darstellung alles
das aufgenommen worden, was mir von wesentlicher bedeutung
zu sein und dabei die vergleichsweise gesicherten ergebnisse der
forschung darzustellen schien, tvährend noch unabgeschlossene
Untersuchungen und flüssige theorien nur in geringerem masse
berücksichtig ung finden konnten.
Ein anderer punkt, auf welchen ich auch ganz besonders
mein augenmerk gerichtet habe, ist die zeitliche und örtliche
auseinanderhaltung der vielartigen in der altnordischen laut-
geschichte zutage tretenden er scheinungen. Ich habe also den
versuch gemacht, sowol den lautentwicläungen ihr rechtes Sprach-
gebiet als entweder urnordisch, altisländisch oder altnorwegisch
anzuweisen, als auch innerhalb jedes der genannten sprachkreise
das gegenseitige chronologische Verhältnis der er scheinungen, so-
weit möglich, festzustellen.
[II. aufl. 1892.] Die schnellen fortschritte unserer Wissen-
schaft haben dazu geführt, dass diese grammatik schon nach
wenigen jähren fast wie ein neues buch erscheint. Von arbeiten,
die mir bei der ausarbeitung dieser neuen ausgabe besonders
nützlich gewesen sind, nenne ich nur für das altnorwegische
die ausgezeichnete abhandlung E. Wadsteins, 'Fornnorska homi-
liebokens ljudlära\ Upsala 1890, für das altisländische das
VI Vorwort.
musterhafte werk L. Larssons, 'Ordförrádet i de älsta islänska
handskrifterna% Lund 1891.
Betreffs der altnordischen Orthographie habe ich in dieser
auflage (wie auch schon in meiner iGeschichte der nordischen
sprachen9 in Pauls Grundriss J, V, 4) nur die eine wichtige
Veränderung durchgeführt, welche mir dringend geboten schien,
indem ich konsonantisches i und u überall durch i, resp. u
(nicht j, resp. v) wiedergebe, jenes im einklang mit allen, dieses
mit den besten handschriften.
[III. aufl. 1903.] Wiederum haben die wissenschaftlichen
fortschritte dam geführt, dass die neue auflage meines buches
ein wesentlich verändertes aussehen darbietet. Keine seite,
kaum ein einziger paragraph ist ohne erhebliche änderung ge-
blieben. Von arbeiten, die mir bei dieser revision förderlich ge-
wesen sind, mögen besonders hervorgehoben werden: für die
allgemeine grammatik die wichtige abhandlung 0. v. Friesens,
(Till den nordiska sprákhistorien9, Uppsala 1901, welche mir
zu einer durchgreifenden umarbeitung der umlautslehre anlass
gegeben hat, und für das altnorwegische die reiche material-
Sammlung M. Hœgstads, lGamalt trendermaaV, Kristiania 1899
(desselben 'Maalet i dei gamle norske kongebrev9, 1902, habe
ich hauptsächlich nur mehr für die nachtrüge benutzen können).
Um eine allzugrosse anschwellung des buches zu vermeiden,
habe ich jedes irgendwie entbehrliche wort gestrichen, besonders
diejenigen vielen altnorwegischen nebenformen, welche nur ganz
regelmässige entsprechungen oder rein orthographische Varianten
zu den altisländischen sind; so dass also jetzt jede von mir
erwähnte form, welche nicht ausdrücklich als 'aisl.9 oder 'anorw.9
angegeben wird, als altisländisch und altnorwegisch anzusehen
ist, obwol sie nur in ihrem altisländischen gewand auftritt.
Trotz dieser knappen form ist dennoch das ganze nicht un-
bedeutend umfangreicher als früher geworden, besonders wol
weil ich nötig gefunden habe seltene sprachformen der regel
nach durch quellenzitate zu belegen, was hoffentlich beifall finden
wird. Auch habe ich zu den etwas seltneren flexionstypen die
beispiele soweit möglich vollständig angeführt, was nicht nur
an und für sich empfehlenswert erschien, sondern auch dadurch
geboten, dass Wimmers grammatik, auf die ich in den früheren
Vorwort. VII
auflagen diesbezüglich manchmal rekurrieren konnte, jetzt nicht
mehr vorrätig ist
In der Orthographie habe ich jetzt, ivie schon in meinem
'Abriss der an. (aisl.) grammatik1896, die änderung vor-
genommen, dass ich ausser bei wiedergäbe rein altnorwegischer
formen das zeichen ð durch p ersetzt habe, dies in Überein-
stimmung mit den ältesten altisländischen handschriften und
vielen in der letzten zeit erschienenen ausgaben (auch solchen,
die hauptsächlich für anfänger bestimmt sind) wie Sijmons
und Jónssons Eddaausgaben, Golthers und Jónssons ausgaben
der Islendingabók u. a. Zwar halte ich aus gründen, die
Brate in Bezzenbergers Beiträgen XI, 179 ff. trefflich ent-
wickelt hat, diese neuerung weder von der Wissenschaft un-
bedingt erheischt, noch für den ersten Unterricht gerade forder-
lich, aber sie ist doch eine früher oder später zu ziehende
konseqiienz unserer sonstigen altisländischen Orthographie und
scheint deshalb auch schon ziemlich allgemein durchgedrungen
zu sein.
Zur vierten auflage; Das nach zwanzig jähren mein buch
in vielfach veränderter gestaM-erscheinen muss, ist selbstverständ-
lich. Der text ist jetzt um drei bogen erweitert, der ur-
nordische anhang ist von 68 zu 95 inschriften angeschwollen, und
übrigens ist fast jede seite dank reichlicher benutzung der
neueren fachliteratur mehr oder weniger revidiert worden. Aus
der einschlägigen literatur ist vor allem Hcegstads überaus
reiches werk Vestnorske maalfere mir von nutzen gewesen.
Viel verdanke ich auch Marstranders Bidrag til det norske
sprogs historie. Pippings De nordiska spräkens ljudlära ist
aber zu spät mir zur hand gekommen um berücksichtigt werden
zu können. Die sehr wichtige abhandlung I. Lindquists 'Galdrar1
(Göteborg 1923) ist erst, nachdem mein runologischer anhang
schon gedruckt worden ist, erschienen und hat daher nur als
nachtrag einigermaßen benutzt werden können.
Herzlichen dank schulde ich sowol herrn Johannes Warneck,
der die güte gehabt hat, die ausarbeitung des mühsamen registers
zu übernehmen, wie auch meinem söhne Erik, der bei der heiklen
korrektur mir vielfache hilfe geleistet hat.
Uppsala, 1. April 1923.
Adolf Noreen.
I n h a l t .
seite
Einleitung § 1—16 . . . 1
Lautlehre.
I. Abschnitt: Einleitendes über schrift und ausspräche 33
Kap. 1. Die runen § 17-21 33
Kap. 2. Das lateinische aiphabet § 22—51 36
I. Aussprache der vokalzeichen § 23—33 37
II. Aussprache der konsonantenzeichen § 34—45 39
III. Phonetische Übersicht § 46—51 44
II. Abschnitt: Die sonanten . . . . I 49
Kap. 1. Lautgesetze der starktonigen silben § 53—135 49
A. Qualitative Veränderungen § \53—121 49
I. Urnordische Vorgänge § 53—57 49
II. Umlaut § 58-86 53
A. Verschiebung durch velarisierung § 59—61 53
B. Verschiebung durch palatalisierung § 62—75 . . . . 56
1. ^-umlaut § 63-67 57
2. j-umlaut § 68-70 64
a) Regressiver umlaut § 68—69 64
b) Progressiver umlaut § 70 65
3. Ä-umlaut § 71—72 66
4. Palatalumlaut § 73—75 67
C. Verschiebung durch labialisierung § 76—86 . . . . 69
1. w-umlaut § 77-81 69
2. ^-umlaut § 82—84 80
3. Labialumlaut § 85—86 85
III. Brechung § 87—96 86
IV. Die di- und triphthonge § 97—106 92
a) Entwicklung der alten di- und triphthonge
§ 97—101 92
b) Entstehung neuer diphthonge § 102—106 . . 95
V. Sonstige Verschiebungen § 107—121 97
B. Quantitative Veränderungen § 122—129 108
I. Dehnung § 122—126 108
II. Kürzung § 127—129 111
III, Hiatuserscheinungen § 130—135 115
X Inhalt.
seite
Kap. 2. Lautgesetze der schwach tonigen silben § 186—161 . . . 118
I. Urnordische Vorgänge § 136—143 118
II. Sonstige qualitative Veränderungen § 144—150 . . . . 122
III. Kürzung § 151—152 129
IV. Schwund § 153—160 132
V. Svarabhakti § 161 140
Kap. 3. Vokalwechsel aus urgerm. zeit stammend § 162—173 . . 141
I. Spuren speziell urgerm. lautgesetze § 162—163 . . . . 141
II. Ablaut § 164-173 142
Kap. 4. Etymologische Übersicht über die sonanten § 174—218 . 152
I. Die sonanten der starktonigen silben § 174—214 . . . . 152
1. Monophthonge § 174—191 152
2. Diphthonge § 192-214 156
II. Die sonanten der schwach tonigen silben § 215—218 . . 159
III. Abschnitt: Die konsonanten 160
Kap. 1. Urnordische Vorgänge § 220—236 161
A. Qualitative und quantitative Veränderungen § 220—227 161
B. Schwund § 228 - 236 166
Kap. 2. Altwestnordische lautgesetze § 237—316 173
I. Wechsel der artikulationsarten § 237—254 173
A. Die stimmhaften Spiranten § 237—239 173
B. Die stimmlosen Spiranten § 240—243 179
C. Die stimmhaften explosivæ § 244-246 182
D. Die stimmlosen explosivæ § 247—249 183
E. Die halb vokale, nasale und liquidæ § 250—254 . . . 184
II. Wechsel der artikulationsstellen § 255- 265 186
A. Die labiale §255-258 186
B. Die dentale § 259—262 188
C. Die palatale und velare § 263—265 190
III. Quantitative Veränderungen § 266—286 192
A. Dehnung § 266-282 192
1. Assimilation § 266-278 192
a) Regressive assimilation § 266—274 192
b) Progressive assimilation § 275—278 199
2. Sonstige fälle von konsonantendehnung § 279-282 203
B. Kürzung § 283—286 207
IV. Uebrige lautgesetze der konsonanten § 287—316 . . . . 210
A. Schwund § 287-303 210
1. Im anlaute § 287—290 210
2. Im in- und auslaute § 291—303 212
B. Zusatz § 304-312 223
C. Metathese § 313—316 226
Kap. 3. Konsonantenwechsel aus urgermanischer zeit stammend
§317-322 229
I. Spuren urgermanischer lautgesetze § 317—319 229
II. Spuren indoeuropäischer lautgesetze § 320—322 . . . . 235
Inhalt. XI
seite
Kap. 4. Etymologische Übersicht über die konsonanten § 323—355 237
I. Die stimmlosen explosivæ § 323—328 237
II. Die stimmhaften explosivæ § 329—334 238
III. Die stimmlosen Spiranten § 335—341 240
IV. Die stimmhaften Spiranten § 342—344 241
V. Nasale § 345-349 242
VI. Liquidæ § 350-353 243
VII. Halbvokale § 354-355 244
Flexionslehre.
I. Abschnitt: Deklination 246
Kap. 1. Deklination der substantiva § 356—422 246
A. Vokalische stamme (starke deklination) § 356—398 . . . . 246
I. a-stämme § 356—372 246
a) Reine a-stämme § 357—363 247
b) wa-stämme §364-366 255
c) ia-stämme § 367—369 256
d) ea-stämme § 370—372 257
II. ö-stämme § 373—384 . 259
a) Reine ö-stämme § 874—379 260
b) wö-stämme § 380 .1 263
c) ./ö-stämme § 381—383 263
d) «o-stämme § 384 264
III. i-stämme § 385-392 . 265
IV. w-stämme § 393—398 272
B. w-stämme (schwache deklination) § 399—411 . . . . . . . 276
I. cw-stämme § 399—405 276
II. ön-stämme § 406—409 279
III. iw-stämme 410-411 281
C. Uebrige (konsonantische) Stämme § 412—422 282
I. Einsilbige Stämme § 412—418 282
II. r-stämme § 419-421 286
III. nd-stämme § 422 287
Kap. 2. Deklination der adjektiva § 423—441 288
A. Starke deklination § 424—431 288
a) Reine a-, ö-stämme § 426—429 291
b) wa-, wö-stämme § 430 295
c) ja-, jö-stämme § 431 296
B. Schwache deklination § 432—435 296
a) Flexion des positivs und superlativs § 433—434 297
b) Flexion des komparativs und partie. präs. § 435 297
C. Komparation § 436—441 298
Anhang: Komparation der adverbia § 442—443 302
Kap. 3. Die Zahlwörter § 444—463 203
a) Kardinalzahlen § 444—453 303
b) Ordinalzahlen § 454-458 306
c) Andere numeralia § 459—503 308