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Alexis Sorbas PDF

421 Pages·1989·1.44 MB·German
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Nikos Kazantzakis Alexis Sorbas Roman Der mitreißende Roman eines schicksalhaften Abenteuers auf Kreta, das den Autor lehr­ te, »das Leben zu lieben und den Tod nicht zu fürchten« – eine beglückende Liebeser­ klärung an Griechenland und sein einfaches Menschentum. Das weltberühmte, preisgekrönte Werk in autorisierter, dem griechischen Originaltext angepaßter Neufassung. Nikos Kazantzakis Alexis Sorbas Roman Originaltitel: Βίος καὶ Πολιτεία του̃ Αλέξη Ζορµπα̃ Übersetzung aus dem Neugriechischen von Alexander Steinmetz, angepaßt von Isidora Rosenthal-Kamarinea F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München • Berlin, 1982 ISBN 3-7766-1163-4 Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!! Das Buch Mit »Alexis Sorbas«, dem populärsten Roman des mehrfach für den Nobelpreis vorgeschlagenen Nikos Kazantzakis, begann im Jahre 1946 der Weltruhm des griechischen Dichters. Das mitreißende Buch erscheint nun in einer von der Witwe des Autors autorisierten, dem griechischen Originaltext angepaßten Neufassung von Isidora Rosen­ thal-Kamarinea. Sie charakterisiert den Roman, in dem Kazantzakis eine reale Begegnung verarbeitet, wie folgt: Überdrüssig des Lebens in geistiger Unruhe und des Ringens um die Erkenntnis beschließt ein Schriftsteller, ein anderes Leben zu begin­ nen. Er pachtet ein aufgelassenes Braunkohlenbergwerk an der Süd­ küste Kretas, um dort mit Hilfe der einfachen Menschen ein Unter­ nehmen zu gründen. Vor der Abfahrt lernt er einen etwa 65-jährigen hageren Mann mit markanten Zügen kennen, den makedonischen Arbeiter Alexis Sorbas, der ihn bittet, ihn nach Kreta mitzunehmen. Eine spontane gegenseiti­ ge Sympathie verbindet die beiden vom ersten Augenblick an. So fah­ ren sie zusammen in das weltabgeschiedene kretische Dorf und bezie­ hen eine Baracke in der Nähe des Bergwerks, wo unter Sorbas’ Lei­ tung der Kohlenabbau neu belebt wird – freilich mit wechselndem Er­ folg, bis zuletzt mit dem Einsturz einer selbstkonstruierten Seilbahn das Projekt ein spektakuläres Ende findet. Der »Chef« hat alles inve­ stierte Geld verloren; jedoch bedeutet ihm dieser Verlust nichts ange­ sichts des reichen inneren Gewinns dieser kretischen Monate. – Wenn auch die metaphysischen Zweifel nicht aufhören, den Erzähler umzu­ treiben, findet er doch im täglichen nahen Umgang mit dem Mann, der ihm Untergebener, Vater und Freund zugleich ist, einen Partner, der »alle die für uns so komplizierten Probleme mit einem Schwertstreich löst«, ob es sich nun um Gott, Teufel, um das Vaterland oder um die Frauen handelt. So wird der schlichte Arbeiter, der Weltenbummler, der wachen Herzens Lust und Qual erlitten und seinen Horizont erwei­ tert hat, »ohne die primitive Kühnheit zu verlieren«, zum Lehrmeister des Gelehrten. Die beiden ergänzen sich, der intellektuelle, »vom Geist verwunde­ te« Schriftsteller und der urvitale Mann, der den Augenblick der Ewigkeit vorzieht, jedoch im Augenblick die Ewigkeit zu erleben vermag. Sorbas ist der Gegenpol und das andere »Ich«, das Wunsch­ Ich des Autors. Die Begegnung mit den einfachen Menschen, die Schilderung der Konflikte dieser Dorfgesellschaft mit ihren Härten und ihren Freuden ist Gegenstand des Buches – tragische und komi­ sche Momente, Faszination und Ursprünglichkeit werden eindring­ lichst dargestellt. Verändert und bereichert kehrt der Erzähler vom kretischen Abenteuer zurück. In der Gestalt seines Freundes Sorbas hat sich ihm die naiv-vitale, dem Leben in all seinen Erscheinungs­ formen aufgeschlossene Natur eines Menschen seines Volkes offen­ bart. Der Autor Nikos Kazantzákis wurde am 18. Februar 1883 in Megalokastro, jetzt Iráklion (Kreta), geboren als Sohn von Michael Kazantzákis und Ma­ ria Christodoulzki. Er besuchte die Schule der Franziskaner des Heiligen Kreuzes auf Naxos und das Gymnasium in Iráklion (1899-1902). Er studierte vier Jahre an der Universität von Athen und machte sein Doktorat der Rechtswissenschaften im Jahre 1906. Von 1907 bis 1909 studierte er Philosophie in Paris unter der Lei­ tung von Heinrich Bergson. Während der Balkankriege kämpfte er als Freiwilliger in der grie­ chischen Armee. Zwischen 1910 und dem Ende der 30er Jahre ist er viel gereist (Chi­ na, Japan, Rußland, England, Spanien, u.a.). Später hat er Reportagen über seine Reisen veröffentlicht (Spanien, Ägypten-Sinai, China- Japan, Was ich in Rußland gesehen habe, England...). 1914 macht er die Bekanntschaft von Angelos Sikelianos und be­ sucht mit ihm den Berg Athos. 1918-1919 nimmt er an der Rückführung der Griechen aus dem Kaukasus teil. Schon früh wurde Kazantzákis vom Leninismus angezogen, und später hat er den Lenin-Friedenspreis erhalten, aber er ist nie Mitglied der kommunistischen Partei gewesen. Er wurde tief beeinflußt durch die Werke von Nietzsche und Berg­ son, seines Lehrers, und durch die Philosophien des Christentums, des Marxismus und des Buddhismus. In seinem Werk hat er versucht, eine Synthese der verschiedenen Geistesrichtungen zu verwirklichen. 1936 veröffentlicht er Reportagen über den spanischen Bürgerkrieg als Korrespondent der Zeitung »Kathimerini«. Vor dem Zweiten Weltkrieg läßt sich Kazantzákis auf der Insel Ae­ gina nieder. Nach dem Krieg ist er einige Zeit als Minister tätig. Von 1947-48 arbeitet er in Paris für die UNESCO. In 1948 verläßt er Griechenland, um sich in Antibes, Frankreich, niederzulassen, wo er seine literarische Arbeit fortführt. Am 28. Juni 1956 erhält er den »Internationalen Friedenspreis« in Wien. In 1957 unternimmt er eine Reise nach China, wo er krank wird. Er kehrt nach Europa zurück und wird von Kopenhagen in die Universi­ tätsklinik von Freiburg im Breisgau, Deutschland, transferiert, wo er am 26 Oktober 1957 stirbt. Er wird auf Martinego, einer der Venezia­ nischen Basteien begraben, die Iráklion umgeben. Das Epitaph auf seinem Grab lautet: »Ich hoffe auf nichts, ich fürch­ te nichts, ich bin frei «. Deutsche Übersetzung von Alexander Steinmetz, überarbeitet, z. T. neu übertragen und dem neugriechischen Originaltext angepaßt von Isidora Rosenthal-Kamarinea Titel der Originalausgabe: Βίος καὶ Πολιτεία του̃ Αλέξη Ζορµπα̃ Athen 1946 © 1982 by Helene Kazantzakis Alle Rechte fur die deutsche Sprache bei F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München · Berlin Umschlaggestaltung: Christel Aumann, München, unter Verwendung eines Fotos aus dem Film »Alexis Sorbas« Satz: Filmsatz Schröter GmbH, München Druck und Binden: Mohndruck Graphische Betriebe GmbH, Gütersloh Printed in Germany 1982 ISBN: 3-7766-1163-4 I Ich begegnete ihm zuerst in Piräus. Ich war zum Hafen hinabgegangen, um den Dampfer nach Kreta zu nehmen. Der Morgen dämmerte. Es regnete. Ein heftiger Schirokko wehte, und die Salzwasserspritzer flogen bis zum kleinen Kaffeehaus. Die Glastüren waren geschlossen, der Raum roch nach Menschen und Salbeitee. Draußen war es kalt, und die Scheiben waren vom Atem der Gäste beschlagen. Fünf, sechs übernächtigte Seeleute in ihren dicken braunen Ziegenhaarjacken tranken Kaffee und Salbeitee und blick­ ten durch die trüben Scheiben auf das Meer. Die Fische, betäubt vom Peitschen des Sturmes, hatten sich auf den stillen Grund geflüchtet und warteten, daß sich das Meer oben wieder glätte. Und auch die Fischer, die in den Kaffeehäusern eng bei­ einander hockten, warteten auf das Ende des Unwetters, damit sich die Fische beruhigten, an die Oberfläche kämen und wieder anbissen. Die Seezungen, Wasserskorpione und Rochen kehrten von ihren nächtlichen Raubzügen zu­ rück, um sich schlafen zu legen. Der Tag brach an. Die Glastür öffnete sich, ein kleiner, sonnengebräunter Ha­ fenarbeiter trat ein, ohne Mütze, barfuß, voller Lehmspritzer. »He, Konstantis«, rief ein alter Seebär, eingehüllt in eine dicke, blaue Seemannsjacke, »wie geht’s?« Konstantis spuckte grimmig auf den Boden. »Wie soll’s gehen?« erwiderte er. »Morgens ins Kaffee­ haus, abends nach Hause. Morgens ins Kaffeehaus, abends nach Hause. Das ist mein Leben. Keine Arbeit.« Einige lachten, andere schüttelten den Kopf, fluchten. 7 »Das Leben ist lebenslänglich«, sagte ein schnurrbärtiger Mann, der seine Philosophie bei Karagöz studiert hatte, »ein lebenslängliches Gefängnis, verdammt noch mal!« Ein sanftes blaugrünes Licht tränkte die schmutzigen Scheiben, drang in das Kaffeehaus, hängte sich an Hände, Nasen und Stirnen und sprang auf den Schanktisch, daß die Flaschen Feuer fingen. Das elektrische Licht verblaßte, der übernächtigte Wirt streckte seine Hand aus und knipste es aus. Alles schwieg einen Augenblick. Die Augen hoben sich und blickten in den lehmigen Tag hinaus. Man hörte das Tosen der Brandung und im Kaffeehaus das Gurgeln der Wasserpfeifen. Der alte Seebär seufzte: »Wie mag’s dem Kapetan Lemonis gehen? Gott stehe ihm bei!« Er warf einen wilden Blick auf das Meer. »Pfui! Du verdammter Witwenmacher«, knurrte er und biß sich auf den grauen Schnurrbart. Ich saß in einer Ecke, ich fror und bestellte mir noch ei­ nen Salbeitee. Ich war schläfrig. Ich kämpfte gegen den Schlaf, die Erschöpfung und die Traurigkeit des frühen Morgens an. Ich blickte durch die trüben Scheiben auf den Hafen, der soeben erwachte und mit allen Schiffssirenen und dem Lärm der Wagen und dem Geschrei der Boots­ leute aufheulte. Je angestrengter ich hinaussah, desto dich­ ter wurde das Netz aus Meer, Regen und Fernweh, dessen Maschen mein Herz umschnürten. Ich hatte meine Augen auf den schwarzen Bug eines großen Dampfers geheftet, dessen Rumpf noch in Nacht getaucht war. Es regnete, und ich sah, wie die Regenfäden den Himmel mit dem Lehm der Straße verknüpften. 8 Und wie ich auf das dunkle Schiff, die Schatten, den Re­ gen schaute, nahm meine Traurigkeit Gestalt an, die Erin­ nerungen stiegen auf, verdichteten sich in der feuchten Luft, ließen aus Regen und Sehnsucht das Antlitz des ge­ liebten Freundes hervortreten. Wie lange war es her? Im letzten Jahr? In einem anderen Leben? Gestern? Ich war zu diesem Hafen hinabgegangen, um von ihm Abschied zu nehmen. Auch damals – erinnere ich mich – bei Regen und Kälte und im Morgengrauen. Und mein Herz erbebte wieder vor Erregung. Bitter ist der langsame Abschied von Menschen, die wir lieben. Besser ist, sich jäh zu trennen und allein zu bleiben im natürlichen Klima des Menschen, der Einsamkeit. Doch an jenem regnerischen Morgen konnte ich mich nicht von meinem Freunde losreißen. (Später begriff ich, leider zu spät, warum.) Ich hatte ihn an Bord begleitet und saß in seiner Kabine, inmitten herumstehender Koffer. Ich betrachtete ihn lange, durchdringend, wenn er abgelenkt war, als wollte ich mir seine Gesichtszüge einzeln einprä­ gen – die leuchtenden blaugrünen Augen, das volle junge Gesicht mit seinem feinen und stolzen Ausdruck und vor allem seine edlen langgliedrigen Finger. Plötzlich ertappte er mich bei einem jener Blicke, die ihn brennend umfaßten. Er wandte sich um mit jener spötti­ schen Miene, die er jedesmal aufsetzte, wenn er seine in­ nere Bewegung verbergen wollte. Er sah mich an und verstand. Und um dem Trennungsschmerz auszuweichen, fragte er mich mit ironischem Lächeln: »Wie lange noch?« »Wie lange was?« »… wirst du Papier kauen und dich mit Tinte beschmie­ ren? Komm mit in den Kaukasus. Dort sind Tausende von unserem Volk in Gefahr. Laß uns sie retten.« 9 Er lachte, als spotte er seines erhabenen Vorschlags. »Vielleicht retten wir sie nicht«, fuhr er fort. »Aber wir retten uns selbst, wenn wir uns bemühen, sie zu retten. Ist es nicht so? Das predigst du doch, Schulmeister: ›Die ein­ zige Methode, sich selbst zu retten, besteht in der Bemü­ hung, andere zu retten …‹ Vorwärts also, Schulmeister, der die eigenen Lehren nicht befolgt … Komm!« Ich antwortete nicht. Heilige Erde des Ostens, du alte Göttermutter, hohe Berge, Schrei des Prometheus an den Felsen geschmiedet … Wieder war unser Volk in jenen Jahren an dieselben Felsen geschmiedet und schrie um Hilfe in der Gefahr. Wieder rief es nach einem seiner Söh­ ne, damit er es rette. Ich aber hörte es untätig an, als wäre der Schmerz nur ein Traum und das Leben eine ergreifen­ de Tragödie, in der es nur ein Beweis von Grobheit und Einfältigkeit ist, sich aus dem Zuschauerraum auf die Bühne zu stürzen und mitten in der Handlung Partei zu er­ greifen. Ohne eine Antwort abzuwarten, erhob sich mein Freund. Der Dampfer tutete bereits zum dritten Mal. Er streckte mir die Hand hin: »Auf Wiedersehn, Papiermaus!« sagte er spöttisch, um seine Bewegung zu verbergen. Er wußte genau, daß es beschämend ist, wenn man sein Herz nicht in der Gewalt hat. Tränen, zärtliche Worte, aufgeregte Gebärden, plumpe Vertraulichkeiten waren für ihn menschenunwürdige Schwächen. Niemals hatten wir bei aller Liebe je miteinander ein zärtliches Wort gewechselt. Wir spielten und balgten uns wie die wilden Tiere. Er, fein, ironisch, zivilisiert, ich ein Barbar. Er, beherrscht, offenbarte alle Äußerungen seiner Seele höchstens in einem Lächeln, ich, unbeherrscht, brach in ein wildes, unpassendes Lachen aus. 10

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