1 2 3 Alexander Hislop Von Babylon nach Rom Der Ursprung der römisch-katholischen Religion Christliche Literatur-Verbreitung e.V. Postfach 110135 · 33661 Bielefeld 4 1. Auflage 1997 Originaltitel: The Two Babylons Amerikanische Ausgabe bei Loizeaux Brothers, Inc. © der deutschen Ausgabe 1997 by CLV · Christliche Literatur-Verbreitung Postfach 11 01 35 · 33661 Bielefeld Übersetzung: Sabine Paul Satz: CLV Umschlaggestaltung: Dieter Otten, Gummersbach Druck und Bindung: Graphischer Großbetrieb Pößneck ISBN 3-89397-377-X 5 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort des deutschen Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Kennzeichen der beiden Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Gegenstände der Verehrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Dreiheit in der Einheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Mutter und Kind und das Urmodell des Kindes . . . . . . . . . . . . . 30 Das Kind in Assyrien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Das Kind in Ägypten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Das Kind in Griechenland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Der Tod des Kindes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Das Kind wird zum Gott erhoben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Die Mutter des Kindes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Feste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Weihnachten und Mariä Verkündigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Ostern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Die Geburt Johannes des Täufers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Das Fest Mariä Himmelfahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Die Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Wiedergeburt durch die Taufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Rechtfertigung durch Werke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Das Meßopfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Die Letzte Ölung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Fegefeuer und Gebete für die Toten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 Bräuche und Zeremonien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Götzenprozessionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Reliquienverehrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 Das Bekleiden und Krönen von Bildnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 Der Rosenkranz und die Verehrung des heiligen Herzens . . . . . . 173 Lampen und Wachskerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 Das Zeichen des Kreuzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 6 Religiöse Stände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 Der oberste Pontifex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 Priester, Mönche und Nonnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 Historische und prophetische Betrachtung der beiden Entwicklungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 Der große rote Drache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 Das Tier aus dem Meer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 Das Tier aus der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 Das Bild des Tieres . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 Der Name des Tieres, die Zahl seines Namens, das unsichtbare Haupt des Papsttums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Schlussfolgerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 Die Frau mit dem goldenen Becher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 Hebräische Zeitrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264 Shing Moo und Ma Tsoopo von China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 Ala-Mahozim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 Die Bedeutung des Namens Centaurus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 Olenos, der Sündenträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 Die Identität von Rhea bzw. Kybele und Venus . . . . . . . . . . . . . . . 277 Die jungfräuliche Mutter des Heidentums . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 Die Muttergöttin als Wohnstätte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 Die Bedeutung des Namens Astarte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283 Oannes und Souro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 Die Identität des skandinavischen Odin und des Adon von Babylon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 Das Ablegen der Kleider der in die Mysterien Eingeweihten . . . 290 Zoroaster, das Haupt der Feueranbeter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 Die Geschichte von Phaëthon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 Die kaiserliche römische Flagge mit dem Drachen als Symbol der Feueranbetung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 Das Töten der Zeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 Attes, der Sünder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300 Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 7 VORWORT des deutschen Herausgebers Mit diesem Buch, unter dem Originaltitel »The Two Babylons« weithin bekannt, legen wir dem deutschsprachigen Leser die langerwartete Übersetzung eines auch in deutscher Literatur immer wieder zitierten Standardwerkes vor: Alexander Hislop (1807–1865) gab sein Werk in vollständiger Fassung erstmalig im Jahr 1858 heraus, nachdem es 1853 zunächst als kurzgefaßte Flugschrift erschienen war. Seine gründlichen Nachforschungen über die Zusammenhänge antiker Mysteri- enreligionen und Mythologien, die sich wie ein roter Faden durch die Weltge- schichte verfolgen lassen, bilden auch heute noch eine Grundlage für viele weitere Veröffentlichungen neuerer Autoren. Daß man bisher von der Herausgabe einer deutschsprachigen Ausgabe abgese- hen hat, ist aufgrund des brisanten, oft provokant empfundenen Inhalts verständ- lich. Mit beispielloser Deutlichkeit zeigt Hislop das eigentliche Wesen des Katho- lizismus auf – eine Deutlichkeit, die am Ende des 20. Jahrhunderts in der Öffent- lichkeit nicht mehr als angebracht betrachtet wird, weil sie die heutigen Normen der Toleranz und Verständigung verletzt. Von daher kann die jetzige Herausgabe der deutschen Übersetzung als ein Zeitzeugnis aufgefaßt werden, das das kompro- mißlos-konsequente Denken des 19. Jahrhunderts widergibt. Den aufrichtigen Leser werden Hislops Ausführungen jedoch nicht in dieser historischen Distanz belassen. Die von ihm gebotenen Einsichten bringen für den bibelgläubigen Christen einfach zu entscheidende Konsequenzen mit sich: In Konkurrenz zur heiligen Stadt Jerusalem, zur Braut Christi, steht eine »große Stadt«, ja eine »Hure«, deren entlarvtes Angesicht erschaudern läßt. Die Bibel gibt den vielsagenden Hinweis, daß »Babylon, die große … der Greuel der Erde« eine Stadt auf sieben Bergen bzw. Hügeln ist (siehe Offenbarung 17,5.9.18). Handelt es sich hier tatsächlich um das als »Siebenhügelstadt« weltbekannte Rom, das zu- gleich Synonym für ein politisches Reich und ein religiöses System ist? Dieser naheliegende Gedanke ist zwar erschreckend, doch wurde er nicht nur in der gesamten Kirchengeschichte von Bibelauslegern vertreten, sondern wird sogar von katholischen Bibelausgaben in ihren Anmerkungen bestätigt.1 In seiner Schrift »Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche« schreibt Martin Luther: »… weiß ich jetzt und bin überzeugt, daß das Papsttum das Reich Babylon und die Herrschaft des gewaltigen Jägers Nimrod ist«.2 Damit gibt der Reformator genau die Aussageabsicht Hislops wieder, wie der Autor sie auch im Untertitel der Originalausgabe treffend anführt: »Der päpstliche Gottesdienst, erwiesen als der Gottesdienst Nimrods und seiner Frau.« Hislops Arbeit besteht in erster Linie darin, die Wurzeln des Katholizismus im antiken Kult um Nimrod und seiner Frau Semiramis aufzudecken. Nimrod war der erste König der Erde, Herr- scher über Babel (1. Mose 10,8-10) und damit Anführer des dortigen Turmbaus. 8 VORWORT DES DEUTSCHEN HERAUSGEBERS Seine Frau Semiramis wurde später als Himmelskönigin verehrt, ihr Sohn Tam- muz zum reinkarnierten Nimrod und Gottmenschen erhoben. Hislops schonungslose Entlarvung Roms und sein dringender Aufruf an eine schläfrige Christenheit ist in Anbetracht seiner Zeit, England Mitte des 19. Jahr- hunderts, nur zu verständlich. Seinerzeit befand sich die römisch-katholische Kirche des Inselreiches in einem rasanten Aufschwung: 1829 wurde die Testakte von 1673 aufgehoben, und somit erhielten die Katholiken die Glaubensfreiheit und das Recht des Zugangs zu den öffentlichen Ämtern zurück. 1833 begann John Henry Newman, zunächst als anglikanischer Theologe, mit der Herausgabe viel- beachteter »Traktate zur Zeit«, die viele katholische Lehrauffassungen unter den Protestanten verbreiteten. Die daraus hervorgegangene »Oxfordbewegung« (New- man lehrte in Oxford), auch »Traktarianismus« genannt, stärkte dem Anglokatholi- zismus den Rücken. Gegen Newman und die Traktarianer wendet Hislop sich in seinem Buch namentlich, ebenso gegen den hochkirchlichen Theologen Pusey, der sich der Oxfordbewegung anschloß und ihr die spätere Bezeichnung »Puseyis- mus« aufprägte. Unter dem Einfluß dieser Bewegungen nimmt die anglikanische Hochkirche mehr und mehr das unbiblische römisch-katholische Gepräge an: äußeren Pomp, Prozessionen, Seelenmessen, Anrufung Marias, katholische Feier- tage usw. In diesem Zustand wird sie als »ein für den Papst gesatteltes Roß« bezeichnet. 1841 versuchte Newman mit seinem 90. Traktat gar, die 39 Artikel der Church of England mit den römischen Dogmen in Einklang zu bringen. Seit 1840 war eine Übertrittsbewegung zur römischen Kirche im Gange; in den Jahren 1845-46 wechselten etwa 150 Geistliche ihre Konfession zum Katholizismus; 1845 trat auch Newman selbst zum Katholizismus über (1879 zum Kardinal erhoben, wurde er schließlich einer der bedeutendsten katholischen Theologen des 19. Jahrhunderts). 1850 erlebte England schließlich die Wiederherstellung der katholi- schen Hierarchie. Das Vordringen des Katholizismus war derart bedrohlich, daß sich 1846 die Evangelikalen der Staatskirche (Evangelical Party, Low Church) und der Freikirchen (Methodisten, Dissenters) zur Gegenwehr formierten und in London die Evangelische Allianz gründeten. Dennoch hatten die Evangelikalen dem Katholizismus auch weiterhin sowenig entgegenzubieten, daß der berühmte Prediger C.H. Spurgeon im Jahr 1876 rief: »Ihr Protestanten, die ihr heute eure Freiheit wie Billigware verschleudert, werdet einmal den Tag verfluchen, an dem ihr euch die alten Ketten wieder an die Knöchel passen ließet. Das Papsttum fesselte und tötete unsere Väter, und wir machen es zu unserer Nationalreligion.«3 Wahrscheinlich hat dieses vielbeachtete Buch mit seinem Einfluß einen Beitrag dazu geleistet, daß die Kirche Englands schließlich doch nicht gänzlich von Rom verschlungen wurde. Als geschichtlicher Hintergrund dieses Buches sollte auch die allgemeine Ent- wicklung der katholischen Kirche jener Zeit beachtet werden. In Pius IX. findet die römische Kirche einen ebenso konservativen wie willensstarken Papst, der den Reformkatholizismus endgültig unterbindet. Stattdessen gewinnt in der Theolo- VORWORT DES DEUTSCHEN HERAUSGEBERS 9 gie unter dem starken Einfluß der Jesuiten die Scholastik Thomas von Aquins wieder an Bedeutung, in der Volksfrömmigkeit erfahren Wunderglaube und My- stik eine wesentliche Steigerung. Die Ausstellung des Heiligen Rocks in Trier im Jahr 1844 zieht in 50 Tagen eine Million Besucher an, das sind fünf mal soviel wie bei seiner letzten Ausstellung im Jahr 1810. Große Beachtung findet das Phäno- men der Stigamtisation – das mysteriöse Auftreten von Kreuzigungswundmalen an Händen und Füßen, z.B. bei Anna Katharina Emmerich und Clemens Brenta- no. Von besonderer Bedeutung sind vor allem die seit Anfang des 19. Jahrhunderts häufig auftretenden Marienerscheinungen und die damit zunehmende Marienver- ehrung. Die Erscheinungen in Paris (1830), La Salette (1846) und Lourdes (1858) wurden kirchlich anerkannt und sind für den Katholizismus prägend. Einen vor- läufigen Höhepunkt des neu entfachten Marienkultes stellt das 1854 verkündete Dogma der Unbefleckten Empfängnis Marias dar, welches besagt, Maria sei von der Erbsünde verschont geblieben. Hislop berücksichtigt dieses noch als letztes richtungweisendes Ereignis (S. 241) vor der Vollendung des Buches. Seit dem Abschluß dieses Werkes waren weitere Meilensteine in der Entwick- lung der römisch-katholischen Kirche zu verzeichnen. 1870 demonstrierte Pius IX. beim Ersten Vatikanischen Konzil seine unumschränkte Macht, indem er das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit durchsetzte. 1950 machte mit Pius XII. erstmalig ein Papst vom Recht der unfehlbaren Verkündigung Gebrauch und erließ das Dogma über die Aufnahme Marias in den Himmel. Die marianischen Dogmen, zusammen mit weiteren Marienerscheinungen wie z.B. Fatima, bewir- ken einen weiteren Aufschwung dessen, worin der Katholizismus so erschreckend mit dem babylonischen Kult übereinstimmt: die hingegebene Verehrung einer Muttergöttin und Himmelskönigin. Die verbreitete Annahme, seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) habe die katholische Kirche sich wesentlich verändert, ist leider eine irrige Vorstel- lung. Zwar hat sie ihre äußere Erscheinung freundlicher gestaltet, so z.B. mit einer Reform ihrer Liturgie, ist in ihrer Haltung gegenüber nichtchristlichen Religionen und auch anderen christlichen Konfessionen toleranter geworden, und dann und wann erzielt der Papst durch Eingeständnisse früheren Versagens weltweite Sym- pathie. Aber all das dient nur als Werbemittel auf dem Weg zu einer religiösen Einheit unter dem Dach des Vatikan. So lehnte kürzlich der Papst vorläufig ab, ein drittes Dogma über Maria zu verkündigen: Obwohl er an Maria als »Fürspreche- rin, Miterlöserin und Mittlerin aller Gnaden« glaubt, wie das neue Dogma bein- halten soll, verzichtet er zugunsten des ökumenischen Prozesses vorerst auf einen abermaligen Gebrauch des päpstlichen Rechts auf Unfehlbarkeit. Der Anspruch Roms als die allein wahre, allein seligmachende Kirche mit dem alleinigen Oberhaupt aller Christen gilt nach wie vor, und sämtliche Dogmen sind unfehlbar gültig wie eh und je und wurden auf dem Konzil erneut bestätigt – auch jene Verdammungsurteile der Gegenreformation vom Konzil zu Trient.4 Von ihrer Lehre und ihrem Wesen her ist sie genau dieselbe wie zur Zeit Hislops, ja genau 10 VORWORT DES DEUTSCHEN HERAUSGEBERS dieselbe wie zur Zeit der englischen Königin »Maria die Katholische«, unter der Hunderte bibelgläubiger Christen auf dem Scheiterhaufen die Echtheit ihres Glaubens bezeugten, und genau dieselbe wie in den Jahrhunderten der Inquisiti- on, der Abertausende zum Opfer fielen, die sich nicht unter das römische Joch beugten. Von daher hat dieser Klassiker nichts an Aktualität eingebüßt, vielmehr ist diese Entlarvung des Katholizismus nötiger denn je. Vier Parallelen zu der Zeit der Abfassung sind in der heutigen Christheit deutlich zu erkennen und stellen eine nicht minder große Problematik dar: 1.) Ein Aufschwung und zunehmender Einfluß des Katholizismus – dazu beachte man allein die Wirkung eines Papstbesu- ches in Deutschland, 2.) die wachsende Bedeutung des Marienkults, insbesondere in Verbindung mystischer Phänomene und im Zusammenhang einer charismati- schen Ökumene (z.B. Medjugorje), 3.) eine besorgniserregende Verflachung des geistlichen Lebens und der Botschaft der Evangelikalen, und 4.) immer mehr gemeinsame Foren für Evangelikale und Katholiken: von ProChrist bis zu den PromiseKeepers, von der Charismatischen Bewegung bis zur Willow Creek-Welle finden wir wo immer wir hinschauen Evangelikale, die gemeinsam mit der katho- lischen Kirche an einem Strang ziehen – die Frage ist nur, in welche Richtung. Leider ist Hislops Werk auch zu sektiererischen Zwecken zitiert und somit mißbraucht worden. Bei mutwilligem Mißverstehen kann z.B. seine Darlegung zum Thema Dreieinigkeit tatsächlich falsch aufgefaßt werden. Wenn er in Kapi- tel 1 aufzeigt, daß im babylonischen Götzendienst eine bildhafte Darstellung oder eine dem wahren Wesen Gottes zuwider laufende Form der Dreieinigkeit verehrt wird, heißt das natürlich nicht, daß er die Dreieinigkeit als solche abstreitet, er bezeichnet sie ja als »Geheimnis unseres Glaubens« (s. S. 29). Es ist vielmehr eine Bestätigung des dreieinen Wesens Gottes, wenn die antichristliche Religion diese Dreiheit dem äußeren Schein nach kopiert, um so dem wahren Glauben möglichst täuschend ähnlich zu werden. Da Hislop sich an diesem Punkt nicht besonders deutlich ausdrückt, ist sein Buch vielfach von Neoarianisten wie den »Zeugen Jehovas« (die es zu Hislops Zeit noch nicht gab) zu ihren Zwecken zitiert worden. Gleiches gilt für Hislops Ausführung über das Symbol des Kreuzes. Damit wendet er sich gegen einen mystisch-magischen Symbolismus, keineswegs jedoch gegen die biblische Wahrheit, daß der Herr Jesus an einem Kreuz hingerichtet wurde. Die Lehre der »Zeugen Jehovas«, Jesus sei an einem bloßen Pfahl gestorben, findet durch Hislops Aussagen keinerlei Bestätigung. Aufgrund seiner Vorgehensweise hat man Hislops Ausführungen vielfach in Frage gestellt und kritisiert, da der etymologische (sprachgeschichtliche) Anteil seiner Beweisführung zum Teil weit hergeholt oder konstruiert erscheint. Sicher- lich wirken manche seiner logischen Schlußfolgeketten auf den unkundigen Leser befremdend, und ein Nachvollziehen verlangt ihm ein gewisses Interesse an der Materie ab. Doch sind alle Argumente und insbesondere die ca. 270 Quellen, auf die Hislop zurückgreift, von fachkundiger Seite in langwieriger Arbeit überprüft
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