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Zwischen Säkularisierung und religiöser Vitalisierung: Religiosität in Deutschland und Polen im Vergleich PDF

319 Pages·2014·7.969 MB·German
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Veröff entlichungen der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Herausgegeben von C. Gärtner, Frankfurt, Deutschland M. Koenig, Göttingen, Deutschland G. Pickel, Leipzig, Deutschland H.-M. Winkel, Potsdam, Deutschland K. Sammet, Bielefeld, Deutschland Herausgegeben von Christel Gärtner Gert Pickel Frankfurt, Deutschland Leipzig, Deutschland Matthias Koenig Heidemarie Winkel Göttingen, Deutschland Potsdam, Deutschland Kotnelia Sammet Bielefeld, Deutschland Michael Hainz • Gert Pickel • Detlef Pollack Maria Libiszowska-Żółtkowska Elżbieta Firlit (Hrsg.) Zwischen Säkularisierung und religiöser Vitalisierung Religiosität in Deutschland und Polen im Vergleich Herausgeber Michael Hainz Maria Libiszowska-Żółtkowska München, Deutschland Warschau, Polen Gert Pickel Elżbieta Firlit Leipzig, Deutschland Warschau, Polen Detlef Pollack Münster, Deutschland ISBN 978-3-658-04662-0 ISBN 978-3-658-04663-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-04663-7 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht aus- drücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Ein- speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk be- rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de Inhalt Michael Hainz/Gert Pickel Detlef Pollack Religiosität in Deutschland und Polen – lohnt sich ein Vergleich? ....................................... 9 Religiöser Wandel in Deutschland und Polen – ein Überblick Detlef Pollack Religiöser Wandel in Deutschland: Muster und Zusammenhänge ...................................... 19 Janusz Marianski Entwicklungstendenzen der katholischen Religiosität in Polen .......................................... 31 Michael Hainz Ein deutscher Kommentar zum religiösen Wandel in Polen .............................................. 45 Theoretische und disziplingeschichtliche Perspektiven Hartmann Tyrell Säkularisierung – eine Skizze deutscher Debatten der Nachkriegszeit .............................. 51 Irena Borowik/Malgorzata Zawila Die Religionssoziologie in Polen – ihre jüngere Geschichte und Gegenwart. .................... 67 Andrezej Wojtowicz Klassische Traditionen in der polnischen Religionssoziologie. Richtungen, Problemstellung, Paradigmen .............................................................................................. 79 Säkularisierung oder Vitalisierung? Der religiöse Wandel in Polen und Deutschland im internationalen Vergleich Olaf Müller Zwischen Säkularisierung und Revitalisierung: Kirchlichkeit und Religiosität in Ostmittel- und Osteuropa. Eine vergleichende Analyse der Entwicklung seit 1989/90 ...... 85 Gert Pickel Die Religionen Deutschlands, Polens und Europas im Vergleich. Ein empirischer Test religionssoziologischer Theorien ..................................................... 95 6 Inhalt Witold Zdaniewicz Wandlungsprozesse religiöser Praktiken in Polen von 1980 bis 2010 im Licht der Indikatoren Kirchgang und Kommunionsempfang ........................................................... 109 Michael Hainz Warum sind die Polen so fromm? Werden sie es bleiben? Ein Erklärungs- und Prognoseversuch mit Hilfe der Theorien von David Martin, Bernhard Grom und Pierre Bourdieu ................................................................................................................. 119 Manuel Franzmann Materiale Analyse des säkularisierten Glaubens als Beitrag zu einem empirisch gesättigten Säkularisierungsbegriff ................................................................................ 127 Religion in Politik, Öffentlichkeit und Gesellschaft Gergely Rosta Religiosität und politische Präferenzen – Polen und Deutschland .................................... 135 Susanne Pickel Does God still cast his ballot? Zum Einfluss kirchlicher Prägung auf das Verhalten west- und osteuropäischer Wähler mit Schwerpunkt Polen .............................................. 147 Maria Sroczynska/Jan Kochanowski Das katholische Radio in deinem Haus. Das Phänomen Radio Maryja in Polen ............ 157 Ewa Stachowska Religion und Medien in Polen ........................................................................................... 169 Christel Gärtner Religion und Medien in Deutschland. Das Religionsverständnis von Elitejournalisten ... 181 Stella Grotowska Sozialkapital und Religion ................................................................................................ 189 Gert Pickel/Yvonne Jaeckel/Claudia Götze/Anja Gladkich Religiöses Sozialkapital in Deutschland und Polen .......................................................... 199 Die kirchliche Verfasstheit des Religiösen Halina Rusek Die Rolle des polnischen Protestantismus im gesellschaftlichen Leben und in der Kultur ................................................................................................................................ 217 Inhalt 7 Michael N. Ebertz Kirchenkrise und Kirchenreform. Katholizismus in Deutschland ..................................... 229 Elżbieta Firlit Die Modernisierung der Strukturen der katholischen Kirche in Polen im Zeitraum der Systemtransformation ................................................................................................. 235 Kornelia Sammet Evangelische Pfarrerinnen in Deutschland: Berufsbilder und Geschlechterdiskurse ........ 247 Halina Mielicka-Pawłowska/Jan Kochanowski Religiöses Brauchtum der Polen ....................................................................................... 257 Neue religiöse Phänomene und jugendliche Religiosität Bernt Schnettler Transzendenzerfahrung und populäre Religion ................................................................. 271 Stanislaw A. Wargacki New Age in Polen: eine neue Spiritualität in einer verzauberten Welt ............................. 279 Maria Libiszowska-Zóltkowska Der religiöse und spirituelle Pluralismus im heutigen Polen............................................. 289 Wojciech Swiatkiewicz Viatores non eunt, ut eant – Das Pilgern im modernen Polen als Ausdruck von Spiritualität und als Lebensstil .......................................................................................... 301 Slawomir Zareba Religiosität als Kontaktsphäre mit dem Heiligen. Das Beispiel der polnischen Jugend ... 313 Autoren.............................................................................................................................. 325 Religiosität in Deutschland und Polen – lohnt sich ein Vergleich? Michael Hainz/Gert Pickel/Detlef Pollack 1. Einleitung – der Vergleich des Religiösen in Deutschland und Polen Hier das religiös hochvitale Polen, dort das religiös lauwarme Deutschland, hier die konfessionell homogene Hochburg der Katholiken, dort die religiös pluralistische Landschaft eines seit der Reformationszeit konfessionell gespaltenen Landes, das durch die Einwanderung von Immigranten aus der ganzen Welt religiös immer noch vielfältiger wird, hier der politisch selbstbewusste Katholizismus, der einem diktatorischen System erfolg- reich getrotzt hat, dort ein durch die sozialistische Vergangenheit massiv geschwächter Protestantismus, der sich auch nach dem Zusammenbruch des totalitären Regimes nicht zu erholen vermochte – lassen sich die religiösen Verhältnisse in Polen und in Deutschland überhaupt vergleichen? Die religiöse Signatur zweier Gesellschaften dem Vergleich aus- zusetzen, erfordert Feingefühl und Entschlossenheit, Differenzierungsvermögen und den Mut zur Verallgemeinerung, Sinn für Unterschiede und Verständnis für Ähnlichkeiten. Es handelt sich um ein außerordentlich vielschichtiges und facettenreiches Unterfangen, einen solchen Vergleich vorzunehmen. Und dieses Unterfangen wird nicht einfacher, wenn man bedenkt, dass die religiösen Landschaften eine Fülle an „Besichtigungsorten“ aufweisen, in sich regional und sozialstrukturell differenziert sind, mit Hilfe unterschiedlicher Methoden der empirischen Sozialforschung analysiert und von unterschiedlichen theoretischen Ansät- zen her interpretiert werden können, und wenn der Vergleich, wie in unserem Fall, von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Ländern mit unterschied- lichen Wissenschaftstraditionen und -kulturen vorgenommen wird. Doch es lohnt sich, sich dieser Herausforderung zu stellen, denn es ist der Vergleich, der ein Verständnis des Eige- nen, der Besonderheit, des Unverwechselbaren eröffnet. Durch den Vergleich erst können die Spezifika eines Falles herausgearbeitet, Vorurteile aufgebrochen, scheinbare Selbstver- ständlichkeiten in Frage gestellt werden. Gleichzeitig kann aber auch die Erkenntnis von Gemeinsamkeit das Ergebnis des Vergleichs sein. Vielleicht ist manches, das man als cha- rakteristisch für die eigene Kultur, das eigene Land, die eigene Region angenommen hatte, gar nicht so einzigartig wie bislang unterstellt und steht möglicherweise sogar in einem be- schreibbaren Zusammenhang mit dem, von dem es sich abgrenzt. Auch wenn der Vergleich lohnt, so ist er deswegen nicht einfach oder gar frei von Voraussetzungen. Überprüfbare Theorien müssen genauso zur Verfügung stehen wie Referenzpunkte des Vergleichs. Nicht die einfache Deskription und Länderbeschreibung kann das Ziel sein, vielmehr müssen Kategorien oder Fragestellungen gefunden werden, entlang derer verglichen werden kann (siehe Lauth/Pickel/Pickel 2009). Dies ist gerade angesichts der verbreiteten Skepsis gegenüber universalistischen Betrachtungsweisen, wie sie aus kulturwissenschaftlichen Zugängen resultieren, nicht unproblematisch. Entsprechend muss man den Vergleich mit Behutsamkeit und methodologisch reflektierter Umsicht vornehmen und vorschnelle Generalisierungen vermeiden. M. Hainz et al. (Hrsg.), Zwischen Säkularisierung und religiöser Vitalisierung, Veröffentlichungen der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, DOI 10.1007/978-3-658-04663-7_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 10 Michael Hainz/Gert Pickel/Detlef Pollack Die Entwicklung des Religiösen in Europa hat im letzten Jahrzehnt enorm an Aufmerksamkeit gewonnen. Und dies nicht nur in der Öffentlichkeit. Aussagen über eine Wiederkehr des Religiösen (Graf 2004; Knoblauch 2009; Riesebrodt 2001; Zulehner 2002) stehen Annahmen einer fortschreitenden Säkularisierung (Pollack 2003, 2009; Pickel 2010b; Wolf 2008) gegenüber. Umstritten ist aber auch, welche Wirkungen die Pluralisie- rung der Religionen entfaltet, welches ihre Konsequenzen auf dem religiösen Feld selbst sind und wie Gesellschaft, Politik und Recht auf sie reagieren (Banchoff 2007; Baumann/ Behoul 2005; Chaves/Gorski 2001; Hero 2008; Hero/Krech 2011, Krech 2008; Pollack 2008). Die Auseinandersetzung über die Relevanz und die Stellung der Religion in moder- nen Gesellschaften ist in eine neue Runde gegangen, in der um neue Antworten jenseits der konventionellen Säkularisierungstheorie (Pickel 2010b) und in Auseinandersetzung mit die- ser jahrzehntelang dominanten Theorie gerungen wird (Beckford 2003; Berger 1999; Bruce 2002; Casanova 1994, 2010; Demerath 2007; Gabriel/Gärtner/Pollack 2012; Joas/Wiegandt 2007). Oft wird dabei gerade Ostdeutschland als der Paradefall einer weit vorangeschrittenen Säkularisierung in Europa angeführt (Greeley 2004; Pickel 2001, 2003; Pickel/Hidalgo 2013, Pickel/Sammet 2012; Pollack/Pickel 2000; Wohlrab-Sahr 2007, 2009). Ist aber Ostdeutschland nicht ein Sonderfall, der sich nicht verallgemeinern lässt und dessen hoher Entkirchlichungsgrad sich auch nicht durch die speziellen Umstände eines autoritären Regimes und seiner religionsfeindlichen Politik erklären lässt? Die politischen, rechtlichen und sozialen Gegebenheiten zwischen Ost und West waren in der Zeit des Kal- ten Krieges so verschieden, dass sich Verallgemeinerungen aus der ostdeutschen Situation verbieten. Oder ist der ostdeutsche Fall vielleicht doch nicht einzigartig, sondern ein Vor- läufermodell für das, was auch dem Westen Deutschlands hinsichtlich seiner religiösen Entwicklung bevorsteht? Schon der Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschland scheint problematisch. Doch werden die Schwierigkeiten nicht geringer, wenn es um den Vergleich zwischen Ostdeutschland und Polen geht. Wenn das niedrige Religiositätsniveau in Ostdeutschland – zumindest zum Teil – auf die politische Repression und Stigmatisierung der Kirchen und der Christen zurückzuführen ist (Pickel 2011; Pollack 1994; Wohlrab-Sahr 2007, 2009), wie verhält es sich dann mit der hohen Religiosität in Polen, wo die Christen unter dem kommunistischen Regime ebenso zu leiden hatten wie in der früheren DDR? Polen dient immer wieder als Gegenmodell zur behaupteten Säkularisierung in Europa (Casanova 2003). Beide Gebiete scheinen so etwas wie die Antipoden im europäischen Vergleich darzustellen (Froese/Pfaff 2001, 2009), wäh- renddessen Westdeutschland oft als der paradigmatische Normalfall westeuropäischer Säkularisierung gilt. Vor dem Hintergrund dieser hier angedeuteten Probleme erschien den Herausgebern dieses Bandes ein Vergleich genau dieser drei Gebiete reizvoll zu sein. Ist Ostdeutschland der behauptete Ausnahmefall? Oder ist vielleicht Polen die Ausnahme? Lassen sich über- haupt Regelfälle ausfindig machen? Und kann Westdeutschland tatsächlich als ein solcher gelten? Der Vergleich kann die Unterschiede in der religiösen Situation zwischen den drei Regionen offenlegen, aber auch zu einer Erkenntnis von Gemeinsamkeiten und Regel- mäßigkeiten führen.

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