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Zwischen Gestern und Morgen: Betrachtungen zur heutigen Kulturlage PDF

240 Pages·1946·14.909 MB·German
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Zwischen Gestern und Morgen Betrachtungen zur heutigen Kulturlage Von Dr. jur. Hans Peters o. Professor an der Universitat Berlin Professor on der Technischen Universitat Berlin Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH ISBN 978-3-642-53116-3 ISBN 978-3-642-53115-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-53115-6 Alle Rechte, inshesondere das dp,r Ohersetzung in fremde Sprac-hen, vorbphalten. Copyright 1946 hy Springer-Verlag Berlin Heidelberg Urspriinglich erschienen bei Springer-Verlag OHG Berlin 1946 Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1946 Vorwort. Weite Kreise un seres Volkes hat heute tiefe Verzweiflung erfam. War schon nach Ende des ersten Weltkrieges der Boden fUr eine Welt und Kulturuntergangsstimmung geebnet, wie sie ihren litera risch wissenschaftlichen Niederschlag in Oswald Spenglers .,Dntergang des Abendlandes" fand, so sind jetzt mehr als damals die Menschen, die sich wirtschaftlich und kulturell vor ein Nichts gestellt sehen und die oft geistig und moralisch ihren alten Halt verloren haben, in schwere ideelle und materielle Not geraten. Der einzige Glaube, den allzu viele hatten und den sie nicht rechtzeitig als Irrwahn zu er kennen vermochten, der Nationalsozialismus, ist klar erkennbar zu sammengebrochen, und ihr Ideal: nationalistischer Imperialismus, gestlitzt auf Militarismus, hat nur schwerste Enttauschungen ge bracht. Mit dem Glauben ist ihr Lebenswille zerbrochen; auf die Verherrlichung der Tat, vom Nationalsozialismus als hochstes ethisches Ideal gepriesen, folgt nun das entgegengesetzte Extrem: Stagnation und Tatenlosigkeit. So traurig unsere durch die nationalsozialistische Mmwirtschaft geschaffene Lage und das allgemeine Bild der Zerstorung auch ist, so darf und mu13 der deutsche Mensch weiterleben, wenn auch in einer von ihm erst zu schaffenden neuen Umwelt und nach neuen Idealen. Er mu13 sich sein Leben neu aufbauen und kann dabei eines - an der zunachst trostlosen Wirklichkeit gelauterten - Optimismus nicht entraten. Deutschland hat schon mehrfach in seiner Geschichte seine hochsten kulturellen Leistungen zu Zeiten tiefster politischer Zerrissenheit erlebt. Ein Auf und Ab im Verlaufe der Jahrhunderte widerlegt gerade im kulturellen Bereich die These vom "Dntergang des Abend- III landes", die um so Heber geglaubt wird, wei! viele geneigt sind, den Mangel des eigenen Lebenswillens oder die groEe deutsche Kata strophe als das Ende der abendUindischen Kultur iiberhaupt zu deuten, anstatt sich zum BewuEtsein zu bringen, daE jede Kultur, insbesondere die abendHindische, bisher wellenformig abgelaufen und bereits von manchem Hohepunkt (z. B. Ritterzeit, klassische Zeit) in die Tiefen des Ungeistes herabgesunken ist. Es hiingt lediglich von uns, von unseren Fiihigkeiten und unserem Willen ab, ob auf unseren nunmehr tiefsten kulturellen Fall ein neuer Aufstieg folgt. Gerade wir, denen fast alles an materiellem Vermogen genommen und deren geistiges Gut einer scharfen Kritik und Selbstkontrolle unterworfen ist, sind gezwungen - wie kein anderes Volk -, die wertbestiindigen geistigen Werte vom Bedeutungslosen zu scheiden. Die Besatzung durch die vier Siegermiichte bringt die verschiedenen Zonen Deutsch lands in engere Beriihrung denn je mit den Kulturen unserer Nachbar- volker und Amerikas. Wir spUren unsere Verpfiichtung, auf der einen Seite das iiberkommene abendl1indische Kulturgut auf seinen lebenc1i gen Gehalt und auf seine Wirksamkeit bei uns unj;l im Leben der anderen Teile des abendlandischen Kulturkreises zu iiberpriifen, auf der anderen Seite aber die bisher kUnstlich ferngehaltenen Krafte des Ostens bei der neuen Synthese unserer Kultur sHirker als bisher zu beriicksichtigen. Denn nur wenn wir aus unserer eigenen Kraft Altes und Neues zu einer machtvollen Kultureinheit zu gestalten verstehen, haben wir eine neue ElUte abendlandischer Kultur zu erwarten. Sie in ernstem geistigen Ringen zu erreichen, miissen wir als unsere heutige groEe Aufgabe anerkennen. Mit diesem edlen Kampf werden wir uns wieder den Platz in der Volkergemeinschaft der Welt zu erstreiten haben, den innezuhaben einst der Ehrgeiz der groEen Deutschen und Europaer war und den wir durch die eigene tiefe Erniedrigung unter dem Nationalsozialismus verloren haben. Hier unsere ganze Kraft einzusetzen, ist eine ebenso vaterlandische wie allgemein menschliche Pflicht und hilft die Voraussetzung fUr die Gutmachung alles c1essen schaffen, was in unserem N amen - wenn auch gegen den Willen vieler von uns - an Verhrechen gegen die Menschheit in zwOlf unheilvollen Jahren im In- und Auslande begangen worden ist. Wenn es uns dabei gelingt, vom Kulturellen her die groEen sozialen Pro bleme der Zeit zu lOsen und die Masse der Werktiitigen als lebendige Glieder in unsere kUnftige Kulturschau richtig einzuordnen, dann waren wir zu einem Ziel gelangt, dessen Erreichung vom Wirtschaft- IV lichen her bislang vergeblich versucht worden ist und das meines Erachtens nur unter der Voraussetzung kultureller Einsichten und in erster Linie von der kulturellen Seite her gewonnen werden kann. Auf dem Wege zu diesem Ziele solI dies Biichlein ein bescheidener Helfer sein. In Form lose zusammenhangender, allgemeinverstand licher Vortrage, wie ich sie im Laufe des ersten J ahres nach dem Zusammenbruch vor verschiedenen Kreisen und an verschiedenen Orten gehalten habe, sollen Zeitprobleme aufgezeigt, prakti8che Hin weise zur Lasung gegeben und Anregungen vermittelt werden. Dabei beschranken sich die Darlegungen nicht auf die Verhaltnisse einer einzelnen Zone oder Berlins, sondern haben stets ganz Deutsch land im Auge, magen daher gelegentlich auch fUr eine einzelne Zone weniger aktuell sein. Theoretische Erarterungen wechseln mit praktischen Vorschlagen ab. In einer Zeit, in der als Folge nationalsozialistischer "Schulung" und Uniformierung des Denkens primitivste Erkenntnisse verlorengegan gen und das affentliche Leben geistig in schwerste Verwirrung ge raten ist, mul3 man erst wieder mit einfachsten Feststellungen be ginnen, mag auch dem einen oder anderen Leser Bekanntes gesagt werden oder manches als Gemeinplatz erscheinen. Die Zeit vor dem Jahre 1933 hat bewiesen, dal3 wir Gegner des Nationalsozialismus zu hohe geistige Voraussetzungen unterstellt haben. - Insbesondere hoffe ich, der deutschen Jugend, die heute in weiten Teilen von starkem Kulturwillen beseelt ist, neuen Mut und erwiinschte Finger zeige zu geben. Berlin, den 5. September 1946. Der Verfasser. Inhaltsverzeichnis. I. Der 8chluBstrich. A. F i ask 0 u n d S c h u I d f rag e . 1 B. Die Bilanz der letzten 12 Jahre 4 1. ZerstOrung des deutschen Raumes . 4 2. Zerstorung der deutschen Wirtschaft 5 3. ZerstOrung der deutschen Kultur 5 4. Vernichtung ethischer Werte . 6 5. Geschichtsfiilschung 6 6. Verbreitung von RaE und Neid 7 7. Judenmorde 7 8. Kirchenverfolgung 8 9. Rechtlosigkeit 9 10. Liigenhafte Propaganda 10 11. Vernichtung der Wehrmacht 10 12. Vernichtung des Berufsbeamtentums 11 13. Zerstorung der Familie 12 14. Jugendproblem 12 15. Finanzielle Ausbeutung des Volkes 13 16. Vernichtung des deutschen Ansehens im Ausland 13 17. Der Volksbetrug . 14 C. W i r m ii sse nun sse i b s the 1 fen! 15 II. Hat kulturelle Arbeit heute einen Sinn '! A. u b e r win dun g des Nat ion a 1 s 0 z i ali s m usn u r von der kulturellen Seite her moglich 15 B. Kultur auch eine Grundlage des materiellen A ufb a us 16 VI C. Un mit tel bar e A u s w irk u n g die s erE r ken n t n i s auf die deutschen Auslandsbeziehungen 17 D. V e r s chi e den h e i t d e r V e r h a I t n iss e I n den v e r - s chi e den end e u t s c hen Lan des tel len 19 E. Wid e r leg u n g von I r r t ii mer n wi e , K u I t u r s e i k 0 s t s pie Ii g 20 1. Fehlbeurteilung des Verhaltnisses von Staat und Kultur . 21 2. Kulturpfiege nicht nur in politisch starken Staaten moglich 25 3. Verwechslung von Kultur mit Ihrer Aufmachung 26 4. Verpfilchtung gegen die Kulturschaffenden . 29 5. Unsere Not erfordert ethlsche Haltung! . 32 III. Kultur als auBere und innere Einheit. A. Z e r s p I Itt e run gun d S P e z i a lis i e run g, die Man gel u n s ere sKu I t uri e ben s 33 B. Z i e I: E I n e i n h e I t I I c h e sKu I t u r b I I d auf e v 0 I u - tlonarer Grundlage 35 1. Eingliederung des Spezlalisten . 35 2. Bekiimpfung unfruchtbarerVerelnsamung desKulturschaffenden 36 C. P r a k tis c h e F 0 I g e run g e n 37 1. Staats interesse an a lien Kulturzwelgen 37 2. Kulturkammer a II e r Kulturschaffenden und -vermlttler 38 3. Auswirkungen In der Behordenorganlsation . 39 4. Ausgestaltung der Verblndungen zwischen den elnzelnen Kultursparten 39 a) Erzlehung: Familie, Schule, Klrche 39 - b) Schule und Wissenschaft 40 - c) Kunst und Schule 41 - d) Wissenschaft und Kunst 41 - e) Museen 42 - f) Verlagswesen (Schul biicher) 42 - g) Kunstkritik 43 - h) Rundfunk, Presse, Vor tragswesen 43 5. Sonderfinanzausglelch Innerhalb der Kultur 43 6. Beseltigung der Raumnot . 45 7. Kulturelnhelt und bildende Kunst . 45 D. We g ii b e r die E I n he ltd e r K u I t u r z u m E u r 0 p a e r tum und Riickkehr Deutschlands In die Volker- fa mil I e 46 IV. Das kiinftige Antlitz des gebildeten Menschen. A. E I n lei tun g . 46 1. MuB es absolut neu seln? 46 2. Gelstlge Freiheit . 47 3. Der Begriff des "Gebildeten" 48 VII B. Was soil aus dem bisherigen Geistesbild aus- gem e r z t w e r den ? . 49 1. Nationalsozialismus, Faschismus und Militarismus in ihrem gegenseitigen Verhaltnis 49 2. Nationalsozialismus 49 a) Vergemeinschaftung des Menschen 49 b) Volk im rassischen Sinne oberstes Ziel 50 - c) Ablehnung allgemein giiltiger ethischer Normen 50 d) Tat als hochste Forde rung 51 - e) Skeptizismus 51 3. Militarismus, se1ne Struktur . 51 C. D ask ti n f t i g e B i I dun g sid e a I 52 1. Das abendlandische Kulturideal und seine 5 Grundfaktoren . 52 2. Lernen und Wissen 58 3. Glaube an objektive Wahrheiten . 58 4. Anerkennung der gemeinschaftsgebundenen Personlichkeit . 59 5. Anerkennung allgemeingiiltiger ethischer Normen; Wertskala 60 6. Arbeit an der EntfaJtung der eigenen Personlichkeit . 62 7. Der besondere Beitrag des Christen zur Entwicklung dieses Kulturbildes 62 D. For m a I e Vo r au sse t z u n g e n f ti r die En t wi c k I u n g dieses Kulturbildes 63 E. Mit arb e ita II erE r z i e her 64 V. Universitiit nod Universitiitsreform. A. B e h a u pte t e Man gel d e r d e u t s c hen Un i v e r sit a t 66 1. Sie ist weitgehend Fachhochschule 66 2. Mangel in der Lehre 67 3. Lebensfremdheit 67 B. M 0 g I i c heR e for men 68 1. Wiedererstehen als geistige Bildungsstatte 68 2. Die Mittel zur Erreichung dieses Ziels . 69 a) uberschatzung des Organisatorischen 69 - b) Energische, deutlich slichtbare Reform tut not 69 - c) Bildungsprofessoren und Fachprofessoren 70 d) Von der. Anstalt zur Korper schaft 73 3. Theologische Fakultaten 74 4 .. Der Student . 75 a) Wandlung seiner geistigen Struktur 75 - b) Massen andrang 76 - c) Hochschulzulassungsprtifung? 79 - d) Stu dentenverbindungen 79 5. Die Lage an den Technischen und sonstigen Spezialhochschulen 81 VIIl C. Die pad ago g 1 s c hen Pro b 1 e m e 82 1. Verb1ndung von Forschung und Lehre 82 2. Wesentlichster Inhalt der Studienreformen . 83 3. Nahere ZusammenfUhrung von Lehrer und Studenten 85 4. Studentische Selbstverwaltung . 86 D. D 1 e E r z 1 e hun gsa u f gab e de rUn 1 v e r sit a t 86 E. Die L e ben s f rem d h e 1 t d e rUn 1 v e r s 1 tat 87 1. Das Leben 1st ge1stesfremd geworden . 87 2. Entfremdung von Theor1e und Praxis 87 F. W 1 r t s c h aft 1 i c he un d so z 1 ale Lag e de r Stu den ten 89 1. Finanzierung von Studium und Unterhalt . 89 2. Vorbereitung auf Einfiihrung demokratischer Einrichtungen 91 VI. Zur Refonn der hoheren Schule. A. Die a k t u ell e n V 0 r w U r f e 92 B. D 1 e G e f a h r e n 93 1. Restauration des Zustands vor 1933 93 2. uberschatzung staatlicher MaBnahmen 93 C. Die Z i e 1 e d erR e for m 94 1. Ausmerzung von Nationalsoz1alismus und Militarismus 94 2. BewuBtmachung der abendlii.ndischen Bildungsidee 94 3. Statt enzyklopadischer Allgemeinbildung Vertiefung durch Kernfacher 96 4. Die dre1fache Problematik der hoheren Schule . 96 a) Verhaltnis zur Volkssehule; die E1nheit des Schul wesens 97 - b) Verhaltnis zur Hochschule; Zugang 98 5. Eigene Bildungsidee der h5heren Schtile . 99 6. Einwande aus den Verhaltnissen 1m Ausland 100 D. Das Vorstudium 101 VII. Die Aufgabe der christlichen Menschen und die Stellung der Kirchen beim Wiederaufbau. A. B ere c h t i gun g d e r F rag est e 11 u n gin die s e m Zusammenhang 102 1. Wer hat abendlii.ndisches Geistesgut gegen den National- sozialismus erfolgreich verteidigt? . 103 2. Voraussetzung fUr den Beitrag des Christen . 105 IX B. Die G I' ii n d e des g e i s t i g en Z e I' fall s a u s del' Per- s p e k t i v e des ChI' i s ten 106 1. Abfall vom Glauben an die natiirlichen und iibernatiirlichen Wahrheiten 106 2. Del' Mensch als Ebenbild seiner selbst . 106 3. Die Sakularisierung des offentlichen Lebens 107 4. Del' Verlust del' geistigen Einheit 107 5. Die Rettung ins Kollektiv . 108 6. Del' Materialismus 108 7. Kirchenkampf und Kirchenverfolgung 108 C. ChI' i s ten tum u n d K i I' C h e 109 1. GeschichtlicheAufgabe del' Kirche als Tragerin kulturellerWerte 109 2. Die Wandlung in del' Stellung del' Kirche seit dem Mittelalter 110 a) Konfession und Kirche 110 - b) Katholischer und pro testantischer Kirchenbegriff 110 D. Inhalt del' Mitarbeit des Christen ais solchen am Wiederaufbau 112 1. Die Fernwirkung des Wiederaufbaus . 112 2. Del' Wert christlichen Gedanltenguts fiir die moderne Menschheit 112 3. Konfessionelle StreW.gkeiten 113 4. Glaubens- und Gewissensfreiheit 113 5. Die Normen del' Gemeinschaftsbindung als Grundlage geistiger und wirtschaftlicher Freiheit. 114 6. Familie und natiirliche Ordnung . 114 7. Schulfragen vom christlichen Standpunkt 115 E. Rechtsstellung del' Kir'chen . 119 1. Das Reichskonkordat 119 2. Del' Wiederaufbau del' Evangelischen Kirche und Angleichung an die Rechtsstellung del' Katholischen Kirche 120 F. Das christliche Vereinswesen . 120 VIII. tJber Staatsethik. A. Sin n del' E t h i k 120 1. rational 120 2. religiOs fundiert 123 B. Gibt es eine Moral fiir Gemeinschaften? 124 C. Die Auf f ass un g e n i nTh e 0 r i e u n d P I' a xis 125 1. Verneiner del' Existenz einer Staatsethik . 125 2. Ihre Bejaher 127 3. Staatsethik und pOlitische Praxis . 128 x

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