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Zwischen Enthüllen und Verstecken: Eine Analyse Von Barbara Honigmanns Prosawerk PDF

226 Pages·2008·1.239 MB·German
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Conditio Judaica 69 StudienundQuellenzurdeutsch-j(cid:23)dischenLiteratur-undKulturgeschichte HerausgegebenvonHansOttoHorch inVerbindungmitAlfredBodenheimer,MarkH.GelberundJakobHessing Petra S. Fiero Zwischen Enth(cid:11)llen und Verstecken Eine Analyse von Barbara Honigmanns Prosawerk n Max Niemeyer Verlag T(cid:23)bingen 2008 MeinenElterninDankbarkeit BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNationalbiblio- grafie;detailliertebibliografischeDatensindimInternet(cid:30)berhttp://www.d-nb.deabrufbar. ISBN978-3-484-65169-2 ISSN0941-5866 +MaxNiemeyerVerlag,T(cid:30)bingen2008 EinImprintderWalterdeGruyterGmbH&Co.KG http://www.niemeyer.de DasWerkeinschließlichallerseinerTeileisturheberrechtlichgesch(cid:30)tzt.JedeVerwertungaußerhalb derengenGrenzendesUrheberrechtsgesetzesistohneZustimmungdesVerlagesunzul=ssigund strafbar.Dasgiltinsbesonderef(cid:30)rVervielf=ltigungen,>bersetzungen,Mikroverfilmungenunddie EinspeicherungundVerarbeitunginelektronischenSystemen.PrintedinGermany. Gedrucktaufalterungsbest=ndigemPapier. DruckundEinband:AZDruckundDatentechnikGmbH,Kempten Inhalt Einleitung .............................................................................................. 1 I Kurzbiographie ...................................................................................... 7 II Roman von einem Kinde ........................................................................ 15 1 Thematische Zusammenhänge zwischen den Geschichten ............ 16 2 Religiöse Elemente in Roman von einem Kinde ............................. 24 3 Alltagsleben in der DDR ................................................................ 32 4 Das Motiv der Geburt ..................................................................... 34 5 Das Motiv der Erlösung .................................................................. 36 6 Träume ............................................................................................ 37 7 Strukturelle Besonderheiten der Assoziationsprosa ........................ 41 III Eine Liebe aus nichts ............................................................................. 43 1 Die Ausgangslage vor der Emigration ............................................ 44 2 Die Emigration über Frankfurt nach Paris ...................................... 46 3 Das Verhältnis der Erzählerin zu ihrem Vater ................................ 54 4 Das Verhältnis zu Alfried ............................................................... 67 5 Die Beziehung zu Jean-Marc .......................................................... 72 6 Kommunikation durch Briefe ......................................................... 76 7 Die Welt als Theater ....................................................................... 79 IV Soharas Reise ........................................................................................ 83 1 Die Exilerfahrung ........................................................................... 85 2 Die Darstellung verschiedener jüdischer Lebenswelten ................. 91 3 Soharas Selbstfindung .................................................................... 100 V Damals, dann und danach ..................................................................... 109 1 Fremdbestimmung durch den Anderen: »Ich bin nicht Anne!« ..... 110 2 Distanz und Nähe zu Deutschland: Schwierigkeiten des Doppellebens .................................................................................. 114 3 Legenden und Mythen der Kindheit ............................................... 121 4 Leerstellen ...................................................................................... 124 5 Familienrecherche .......................................................................... 128 VI Inhalt 6 Die Ästhetik des Alltags ................................................................. 130 7 Der Schaffensprozess ..................................................................... 133 VI Alles, alles Liebe! .................................................................................. 139 1 Politischer Hintergrund ................................................................... 140 2 Diskriminierung .............................................................................. 142 3 Innerjüdische Beziehungen zwischen den Generationen ................ 143 4 Annas und Evas Beziehung zum Judentum .................................... 145 5 Beziehungen zwischen Juden und Deutschen ................................ 149 6 Kunst und Literatur in der DDR der siebziger Jahre ...................... 151 7 Das Genre des Briefromans ............................................................ 155 VII Ein Kapitel aus meinem Leben .............................................................. 159 1 Die Lebensstationen der Mutter ...................................................... 160 2 Parteielite, Kulturhierarchie, Privilegien ........................................ 162 3 Postmemory der Generation nach der Shoah .................................. 169 4 Die Aufbewahrung von Erinnerungs- und Erbstücken ................... 174 5 Die Verschlossenheit von Orten ..................................................... 175 6 Erzähltechnik, Stil und Rezeption .................................................. 178 VIII Die Poetologie der Erinnerung .............................................................. 183 1 Autofiktion ..................................................................................... 183 2 Beziehung zwischen Autor und Leser ............................................ 184 3 Figurenkonstellation ....................................................................... 188 4 Erinnerungstechniken der Schriftsteller nach der Shoah ................ 188 5 Verhältnis zur deutschen Sprache ................................................... 190 6 »Eine ›ganz kleine Literatur‹ des Anvertrauens« ........................... 194 Literaturverzeichnis ............................................................................... 201 Literatur von Barbara Honigmann .................................................. 201 Literatur über Barbara Honigmann ................................................. 202 Sonstige Literatur ........................................................................... 207 Danksagung ........................................................................................... 213 Personenregister .................................................................................... 215 Einleitung Barbara Honigmanns Roman von einem Kinde1 war im Jahre seines Erschei- nungsdatums 1986 eines der ersten Werke einer neuen Literatur, die Thomas Nolden in seiner bahnbrechenden Studie als »Junge jüdische Literatur« be- zeichnete.2 Ende der achtziger Jahre begannen Vertreter der »Generation nach der Shoah«, also Kinder von Überlebenden der Judenverfolgung, die kurz vor oder nach Ende des Zweiten Weltkrieges geboren wurden, sich literarisch zu Wort zu melden.3 Das Adjektiv «jung« bezieht sich hier also nicht auf das Alter der Schriftsteller – die meisten dieser Autoren haben die Fünfzig längst überschritten –, sondern soll zum Ausdruck bringen, dass die Shoah ein zwar nicht am eigenen Leib erfahrenes Ereignis in ihrem Leben ist, aber doch eines, das nichtsdestoweniger einen großen Schatten auf ihre Weltanschauung wirft. »Jüdisch« bezeichnet nicht allein die Herkunft des Autors, da jemand zwar jüdischer Herkunft sein kann, aber nie jüdische Themen in seinen Werken artikulieren mag. Alle nachfolgend genannten Autoren jedoch befassen sich auf die eine oder andere Weise mit ihrem Judentum und nähern sich der Shoah in konzentrischen Kreisen, ohne das Zentrum je zu erreichen, was Nolden in Anlehnung an David Roussets Bericht L’univers concentrationnaire über seine 1 Barbara Honigmann: Roman von einem Kinde. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2001 (dtv; 12893). Im folgenden zitiert als RK. 2 Thomas Nolden: Junge jüdische Literatur. Konzentrisches Schreiben in der Gegen- wart. Würzburg: Königshausen & Neumann 1995. 3 Diesen Begriff entlehne ich Hartmut Steineckes Einführung zu dem Band Deutsch- jüdische Literatur der neunziger Jahre. Steinecke weist darauf hin, dass es in der Forschung immer noch keine einheitliche Benennung dieser Generationen gibt, und spricht deswegen nicht von zweiter oder dritter Generation, da mit diesen Bezeich- nungen teilweise die gleichen Autoren gemeint sind. Hartmut Steinecke: »Deutsch- jüdische« Literatur heute. Die Generation nach der Shoah. In: Deutsch-jüdische Li- teratur der neunziger Jahre. Die Generation nach der Shoah. Hg. von Sander L. Gil- man und Hartmut Steinecke. Berlin: Erich Schmidt 2002 (Beihefte zur Zeitschrift für deutsche Philologie; 11), S. 9–10. Siehe Karen Remmler: The »Third Genera- tion« of Jewish-German writers after the Shoah emerges in Germany and Austria. In: Yale Companion to Jewish Writing and Thought in German Culture 1096–1996. Ed. by Sander L. Gilman and Jack Zipes. New Haven, London: Yale University Press 1997, S. 796–804 oder Helene Schruff: Wechselwirkungen. Deutsch-jüdische Identität in erzählender Prosa der »Zweiten Generation«. Hildesheim, Zürich, New York: Georg Olms 2000 (Haskala; 20). 2 Einleitung Erfahrung als Lagerhäftling in Buchenwald von »konzentrischem Schreiben« sprechen lässt. Damit ist weniger eine Anspielung auf die Konzentrationslager gemeint, sondern »das Spannungsverhältnis zwischen den Positionen der jun- gen Generationen und den von der Tradition verbürgten kulturellen, religiösen und geschichtlichen Mittelpunkten des Judentums«.4 Es handelt sich bei dieser Generation um Schriftsteller wie Katja Behrens, Esther Dischereit, Lea Fleischmann, Chaim Noll, Maxim Biller, Rafael Selig- mann, Robert Schindel, Robert Menasse, Doron Rabinovici und Daniel Ganzfried. Nolden betont in seiner Studie die mannigfachen Einstellungen gegenüber dem Judentum unter diesen Vertretern, die Vielfalt der literarischen Produktion, und warnt davor, sie als homogene Gruppe aufzufassen.5 Unter diesen Autoren nimmt Barbara Honigmann eine wichtige und außergewöhnli- che Stelle ein, da sie eine der wenigen ist, die ihre Religion praktiziert und der es um die heiligen Texte und die Tora, den Mittelpunkt des Judentums, geht, wenn sie sich als Jüdin definiert. Sie distanziert sich insofern von Juden, die sich nur zu einer Schicksalsgemeinschaft zugehörig fühlen, in der Judesein mit Opferdasein gleichgesetzt wird. Auch mit Juden, die sich rein kulturell als solche fühlen und den religiösen Bereich ausklammern, kann sie sich nur bis zu einem gewissen Grad identifizieren.6 Bis dato hat sich vor allem die ameri- kanische Literaturkritik mit den Werken der deutsch-jüdischen Autoren be- schäftigt.7 Der von Sander L. Gilman und Karen Remmler 1994 herausgege- bene Band Reemerging Jewish Culture in Germany: Life and Literature Since 1989 fasste zum ersten Mal die Forschungsergebnisse eines interdisziplinären 4 Nolden, Junge jüdische Literatur (wie Anm. 2), S. 10. 5 »Keinesfalls wird hier von einer in sich geschlossenen oder homogenen Gruppe von Autoren ausgegangen oder die Vorherrschaft eines gewissen stilistischen Verfahrens behauptet. ›Konzentrisches Schreiben‹ stellt weder ein normatives Konzept dar noch verbirgt sich dahinter eine singuläre literarische Technik oder Strategie. Die hier be- trachteten Autoren arbeiten mit höchst verschiedenen ästhetischen Konzeptionen und verstehen sich nicht als eine wie auch immer definierte Gruppe oder literarische Bewegung; doch wird ihre literarische Arbeit von Vektoren beeinflusst, die von ver- schiedenen Positionen ausgehen, aber auf gemeinsame Bezugspunkte ausgerichtet sind« (Ebd., S. 12). 6 Siehe hierzu vor allem das Interview mit Andrea Kuschel: »Es gibt wieder ein paar, die Piep sagen«. In: Grauzone 13 (1997), S. 22–23. 7 Hartmut Steinecke zitiert Barbara Honigmanns Aussage in Bezug auf den Term »deutsch-jüdisch«, mit dem sie sich früher schwer getan hätte: »Heute nehme ich die Bezeichnung ›deutsch-jüdische Schriftstellerin‹ ohne Komplexe an, und ich verbin- de damit sogar einen gewissen Stolz, und sei es nur, um der Formulierung Scholems von der Illusion eines Deutsch-Judentums entgegenzutreten, hoffend allerdings, meine Lektion gelernt zu haben. Nie wieder Selbstverleugnung, nie wieder Selbst- aufgabe!« Barbara Honigmann, zitiert in Steinecke, »Deutsch-Jüdische« Literatur heute (wie Anm. 3), S. 12. Einleitung 3 Symposiums, das im Mai 1993 an Cornell stattfand, zusammen.8 Gilmans im Jahre 1995 erschienenes Buch Jews in Today’s German Culture9 ist so essen- tiell für ein Verständnis dieser Vertreter einer neuen Literatur wie Thomas Noldens bereits erwähnte Studie Junge jüdische Literatur. Konzentrisches Schreiben in der Gegenwart (1995).10 Helene Schruff befasst sich in ihrer Dissertation Wechselwirkungen. Deutsch-Jüdische Identität in erzählender Prosa der »Zweiten Generation« mit der Identitätskonstruktion bedeutender Vertreter der Post-Shoah-Generation.11 Im Jahre 2000 schließlich fand unter der Leitung von Sander L. Gilman und Hartmut Steinecke erstmals ein interna- tionales Symposium zu dieser Literatur auf deutschem Boden statt (Berlin- Wannsee), dessen Beiträge auf Deutsch in dem Beiheft zur Zeitschrift für Deutsche Philologie Deutsch-jüdische Literatur der neunziger Jahre. Die Gene- ration nach der Shoah 2002 vom Erich Schmidt Verlag veröffentlicht wurden.12 Bislang erschienen einige wichtige Aufsätze zu dem Werk Barbara Honig- manns und auch etliche längere unveröffentlichte akademische Arbeiten, die im Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland in Heidelberg einzusehen sind.13 Es ist an der Zeit, dem Prosawerk dieser mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Autorin eine umfassendere Studie zu widmen, um Entwicklungslinien innerhalb ihres epischen Werkes aufzeigen zu können. Barbara Honigmanns Texte oszillieren »zwischen Enthüllen und Ver- stecken«, wie sie es selber in ihrem Aufsatz »Eine ›ganz kleine‹ Literatur des Anvertrauens« beschreibt.14 Dieses Leitmotiv zieht sich als roter Faden durch 8 Reemerging Jewish Culture in Germany: Life and Literature Since 1989. Ed. by Sander L. Gilman and Karen Remmler. New York: New York University Press 1994. 9 Sander L. Gilman: Jews in Today’s German Culture. Bloomington & Indianapolis: Indiana University Press 1995 (The Helen and Martin Schwartz Lectures in Jewish Studies 1993). 10 Nolden, Junge jüdische Literatur (wie Anm. 2). 11 Schruff, Wechselwirkungen (wie Anm. 3). 12 Deutsch-jüdische Literatur der neunziger Jahre (wie Anm. 3). 13 Zu den Aufsätzen seien vor allem die von Michael Braun, Amir Eshel, Marilyn Sibley Fries, Christina Guenther, Todd Herzog, Hans Otto Horch, Dagmar C. G. Lo- renz, Jeffrey Peck, Karin Remmler, Petra Renneke und Guy Stern hervorgehoben. Bei den unveröffentlichten Arbeiten handelt es sich um Ellen Papaceks Studie »Wahrnehmung aus jüdischer Perspektive. Barbara Honigmanns Prosawerk im Rahmen der jungen jüdischen Literatur« (Mainz 1996, Zentralarchiv Heidelberg, B 2/6), um Ruth Wolfs Magisterarbeit »Die Protagonistin des Romans ›Soharas Reise‹ von Barbara Honigmann. Soharas Selbstfindung« (Freiburg i. Br. 1997/98, Zentral- archiv Heidelberg, B 2/6) und Korinna Scheidts »Barbara Honigmann. Beiträge zur Rezeption ihrer Prosa« (Bonn 2003, Zentralarchiv B 2/6 Heidelberg). 14 Dieser Aufsatz wurde zweimal veröffentlicht, einmal in der Zeitschrift Sinn und Form, und zum zweiten Mal in leicht gekürzter Fassung in Das Gesicht wiederfin- den. Im folgenden zitiere ich aus der ersten Quelle. Barbara Honigmann: Eine »ganz kleine Literatur« des Anvertrauens. In: Sinn und Form 52 (2000), H. 6, S. 830–844, 4 Einleitung ihr gesamtes Prosawerk und manifestiert sich in der Genrewahl und Struktur ihrer Werke, der Sprache, in der Zeichnung der Charaktere – insbesondere des Verhältnisses zwischen Juden und Nichtjuden – und in ihrem Doppelleben als deutschsprachige Schriftstellerin und Künstlerin, die in Straßburg ein Leben nach den Regeln ihrer Religion führt, so gut es ihr möglich ist. Barbara Honigmann bevorzugt – mit der Ausnahme von Soharas Reise – das Genre der Autofiktion. Diese Gattung zeichnet sich durch eine Vermi- schung von autobiographischen und fiktiven Elementen aus; die Autorin ent- scheidet selbst, was und wie viel sie von ihrem eigenen Leben preisgeben will und was sie lieber verborgen hält. Die Briefform, die einen wichtigen Platz in ihrem Werk einnimmt, ist einerseits ein Genre, in dem die Verfasserin Intimes enthüllen kann, aber gleichzeitig bewahrt der Brief die Distanz zum Gegenüber und ist nie so persönlich wie ein Gespräch unter vier Augen, das eher selten in ihren Prosawerken geschildert wird. In ihrer Sprache versucht Barbara Honigmann verschüttete Wortbedeutun- gen auszugraben und freizulegen, den Wörtern ihren ursprünglichen Sinn wie- derzugeben, und weist ihre Leser durch zahlreiche intertextuelle Anspielungen auf versteckte, nicht immer sofort evidente andere Quellen hin, durch deren Schichten sie wie Archäologen vorstoßen müssen, um das reiche Beziehungs- geflecht, das vor ihnen liegt, zu entwirren. Auf der anderen Seite bedient sich die Erzählerin in Soharas Reise bei- spielsweise des verhüllenden da-Kompositums »davon« oder des persönlichen Fürwortes »es«, wenn sie berichtet, wie Frau Kahn von der Shoah spricht; die Leser wissen allerdings genau, was mit diesem Code-Wort gemeint ist, ohne dass die Autorin es ausbuchstabieren muss. Nach Frau Kahn können manche Überlebende dieses »es« in eine Geschichte verwandeln, die man erzählen kann, ihr selber sei das aber noch nie gelungen (SR 73f.).15 hier S. 843 oder »Eine ›ganz kleine Literatur‹ des Anvertrauens. Glückel von Ha- meln, Rahel von Varnhagen, Anne Frank.« In: Dies.: Das Gesicht wiederfinden. Über Schreiben, Schriftsteller und Judentum. München, Wien: Carl Hanser 2006. S. 7–29. Im folgenden zitiert als DGW. Auch Amir Eshel nimmt diesen Gedanken auf und schreibt: »Mehrere Bücher Barbara Honigmanns lassen sich somit als höchst li- terarische Formen von ›Selbstgespräch‹, ›Selbstbefragung‹ und Schreiben zwischen ›Enthüllen und Verstecken‹ im Kontext der deutsch-jüdischen Geschichte und Kul- tur deuten.« Amir Eshel: Die Grammatik des Verlusts. Verlorene Kinder, verlorene Zeit in Barbara Honigmanns ›Soharas Reise‹ und in Hans-Ulrich Treichels ›Der Verlorene‹. In: Deutsch-jüdische Literatur der neunziger Jahre. Die Generation nach der Shoah. Hg. von Sander L. Gilman und Hartmut Steinecke. Berlin: Erich Schmidt 2002 (Beihefte zur Zeitschrift für Deutsche Philologie; 11), S. 59–74, hier S. 68. 15 Amir Eshel sieht die weitreichendere Bedeutung dieser Wortwahl: »Daß sich das ›es‹ nicht in Form einer aufklärenden und aufklärerischen Narration, also als ›Die Geschichte‹, sondern höchstens als ›eine Geschichte‹ erzählen läßt, verweist näm- lich auf die unabschließbare Suche von Autoren wie Honigmann, Treichel und ande- ren Angehörigen ihrer Generation nach poetischen Ausdrucksformen, die diesem ›es‹ – jenseits der Tradition der Aufklärung und ihren modernen teils ›mörderischen

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