ZWERCHFELLPATHOLOGIE 1M RONTGENBILD VON DR. RICHARD HAUBRICH MED. APL. PROFESSOR FUR RONTGENOLOGIE UNO STRAHLENHEILKUNDE AN DER UNIVERSITAT BONN MIT 210 ABBILDUNGEN SPRINGER-VERLAG BERLIN· GOTTINGEN· HEIDELBERG 1956 ISBN 978-3-642-49112-2 ISBN 978-3-642-88758-1 (eBook) DOl 10.1 007/978-3-642-88758-1 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER DBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN OHNE AUSDRDcKLICHE GENEHMIGUNG DES VERLAGES 1ST ES AUCH NICHT GESTATTET, DIESES BUCH ODER TEILE DARAUS AUF PHOTOMECHANISCHEM WEGE (PHOTOKOPIE, MIKROKOPIE) ZU VERVIELFALTIGEN © BY SPRINGER-VERLAG OHG. BERLIN· G6TTINGEN . HEIDELBERG 1956 SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 1ST EDITION 1956 Meinen Lehrern ULRICH EBBECKE WILLY BAENSCH PAUL MARTINI in dankbarer Verehrung gewidmet Vorwort Seit K. HITZENBERGERS Buch tiber "Das Zwerchfell im gesunden und kranken Zustand" erschien (1927), sind die normale und pathologische Physiologie des Zwerchfells und die klinische Pathologie der zwerchfelleigenen und -nahen Krankheiten nicht mehr in gleich eingehender Weise zusammenfassend dargestellt worden. In dieser Zeit hat sich eine Ftille neuer Tatsachen und Einsichten angesammelt, die fast ausschlieBlich rontgeno logischen Untersuchungen zu danken, im Schrifttum aber weit verstreut und fiir den Einzelnen nicht mehr zu tiberblicken sind. So weist allein das Gebiet der Zwerchfell "brtiche" einige tausend neue Publikationen auf, neben denen kaum weniger Mitteilungen tiber die anderen Zwerchfellalterationen erschienen sind. Sie aIle nach ihrer Bedeutung ftir die Klinik zu sichten und in Verbindung mit den in der Zwischenzeit erarbeiteten Grundztigen der pathologischen Physiologie des Zwerchfells zu bringen, war eine Aufgabe, die gerade einen Rontgenologen ansprechen konnte. Hatte noch H. EpPINGERS Mono graphie tiber die "Allgemeine und spezielle Pathologie des Zwerchfells" (1911) auf Rontgen bilder verzichten mtissen und HITZENBERGERS Buch den klinischen Untersuchungs methoden einen recht groBen Raum belassen, so erscheint es heute selbstverstandlich, eine klinisch brauchbareDarstellung derZwerchfellpathologie auf den Ergebnissen der Rontgen untersuchung aufzubauen und sich dabei der Fortschritte zu bedienen, die insbesondere durch die rontgenkymographische Methode unterdes erzielt worden sind. Der Plan zu vorliegendem Buch entstand zu der Zeit, als ich in meiner kriegschirurgi schen Rontgenologenarbeit eine Reihe von Zwerchfellverletzungen untersuchen konnte. Dieses Material wurde wesentlich erweitert und reichlich vervielfacht durch eine lang jahrige Tatigkeit an der Medizinischen Klinik (Prof. Dr. P. MARTINI) und gefordert durch die Zusammenarbeit mit der Chirurgischen Klinik (Prof. Dr. A. GUTGEMANN) und dem Pathologischen Institut (Prof. Dr. H. HAMPERL) der Universitat Bonn. AuBer meinem verehrten Chef und den letztgenannten Kliniks- und Institutsdirektoren habe ich jedoch auch all denen herzlich zu danken, die mir Rontgenbilder, Krankengeschichten und spezielle Befunde liebenswtirdigzur Verftigung gestellt haben: den Herren Prof. JANKER (Bonn), DAHM (Koln), DERRA (Dusseldorf), ROTH (Bonn), TESCHENDORF (Kaln), VIETEN (Dusseldorf) und Dr. RAUSCH (Hamburg), P. SCHNEIDER (Bonn) - sowie den vielen Kollegen aus dem Inland und Ausland, die durch Sonderdrucke und Hinweise mir die, wie ich hoffe, genugend vollstandige Berucksichtigung der neueren Literatur ermoglicht haben. Nicht zuletzt aber danke ich dem Springer-Verlag fur sein Verstandnis gegenuber allen meinen Wunschen und fur die groBztigige Ausstattung dieses Buches. Bonn, im Februar 1956. R. HAUBRICH Inhaltsverzeichnis Seite Allgemeiner Teil . . . . . . . 1 I. Anatomie des Zwerchfells 1 1. Embryologie. . . . . 1 2. Anatomie, Histologie und Topographie 4 3. Innervation . . . . . . 9 Literatur . . . . . . . 11 II. Physiologie des Zwerchfells . 12 1. Stand des Zwerchfells . 14 2. Form des Zwerchfells 16 3. Zwerchfellbewegung 22 4. Funktionspriifung . 27 Lit era t u r . . . . . 30 III. Pathologische Physiologie 32 1. Hochstand. . . . . . 32 2. Tiefstand . . . . . . 38 3. Pathologische Bewegung. 44 4. Indirekte Rontgenzeichen der gestorten Zwerchfellfunktion 54 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 IV. Das Zwerchfell im Pneumothorax, Pneumoperitoneum und Pneumoretroperitoneum . 58 1. Pneumothorax. . . . . 59 2. Pneumoperitoneum. . . 66 3. Pneumoretroperitoneum. 77 Literatur . . . . . 81 Spezieller Teil . . . . . . . . 84 V. Zwerchfell und Pleuritis . 84 1. Diaphragmale Pleuritis 85 2. Diaphl'agmale Pleuraschwarte 93 Literatur . . . . . . . . . 102 VI. Das Zwerchfell bei Lungen. und Herzkrankheiten . 103 1. Lungenkrankheiten. 104 2. Herzkrankheiten. . . . . . . . 114 Literatur . . . . . . . . . . . 119 VII. Das Zwerchfell bei Bauchkrankheiten 120 Literatur . . . . . . . . . . . 139 VIII. Zwerchfellverletzungen . . . . . . 142 1. Subcutane Zwerchfellverletzungen (einschlieLllich der sog. Spontanruptur) 142 2. Schull· und Stichverletzungen des Zwerchfells 144 a) Riintgenologische Friihbefunde 145 b) Riintgenologische Spatbefunde . 153 Literatur ........ . 157 IX. Zwerchfellhernien und .prolapse . 159 1. Allgemeines . . . . . . . . 161 2. Die parasternale Hernie. . . 162 3. Lumbocostale Hernien und Prolapse 167 4. Die anderen kongenitalen Hernien und Prolapse 171 5. Prolaps durch einen traumatischen Zwerchfelldefekt 180 Anhang: Zwerchfelldefekte auf entziindlich·nekrotischer Grundlage . 187 Literatur 187 X. Hiatushernien . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 1. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 2. Kongenital kurzer Oesophagus (mit Thoraxmagen) 196 3. Paraoesophageale Hernien. . . . . . . 197 4. Gleitbruch (oesophagogastrische Hernie). 202 Literatur ............. . 221 Inhaltsverzeichnis VII Seite XI. Zwerchfellahmung. . 226 1. Zwerchfellparalyse 227 2. Zwerchfellparese . 241 3. Die sog. Relaxatio hemidiaphragmatica (totalis) 249 4. Partielle Relaxation (Paralyse und Parese). 260 Literatur ..... 268 XII. Zwerchfelltumoren . . . 271 1. Primare Geschwiilste . 271 2. Sekundare Geschwiilste 276 Literatur .. 285 N amen verzeichnis 288 Sachverzeichnis 298 Jedem Kapitel des vorliegenden Buches ist ein Verzeichnis der zugehorigen Literatur angefiigt. Au13erdem sind folgende Spezial. und Standardwerke vielfach beriicksichtigt: ASSMANN, H.: Die klinische Rontgendiagnostik der inneren Erkrankungen, 6. Aufl., I. Tell 1949, II. Teil 1950. Berlin· Gottingen-Heidelberg. EpPINGER, H.: Allgemeine und spezielle Pathologie des Zwerchfells. Wien u. Leipzig 1911. - All gemeine und spezielle Zwerchfellpathologie. In Handbuch der inneren Medizin, 2. Aufl., Bd. II/I. Berlin 1928. HITZENBERGER, K.: Das Zwerchfell im gesunden und kranken Zustand. Wien 1927. SCHINz, H. R., W. E. BAENSCH, E. FRIEDL u. E. DEHLINGER: Lehrbuch der Rontgendiagnostik, 5. Aufl., Bd. III u. IV, Innere Organe. Stuttgart 1952. STUMP}" P., H. H. WEBER u. G. A. WELTZ: Rontgenkymographische Bewegungslehre innerer Organe. Leipzig 1936. TESCHENDORF, W.: Lehrbuch der rontgenologischen Differentialdiagnostik, 3. Aufl., Bd. I, Brust organe 1952, Bd. II, Bauchorgane 1954, Stuttgart. Allgemeiner Teil I. Anatomie des Zwerchfells 1. Embryologie Die Entwicklungsgeschichte des Zwerchfells ist in ihren Grundlagen von BRACHET, CORNING, EISLER, KEITH, LEWIS, MALL erarbeitet und in den Darstellungen von W. FELIX und G. B. GRUBER ubersichtlich zusammengefaBt. Sie wird von der Tatsache bestimmt, daB die "Entstehung des Zwerchfells innig mit der Entstehung der Pericardial-, Pleura und Peritonealhohle zusammenhangt" (FELIX) und sich auf der Entwicklung dreier Zmm Abb. 1. Schema der Zwerchfellentwicklung nach HITZENBERGER (K Kopfciilom, R Rumpfciilom, S Septum transversum, L Lungenfeld, Pi Plica pleuropericardiaca, P Plica pleuroperitonealis) 2 verschiedener, primitiver Zwerchfell-Teilanlagen aufbaut. Die Zwerchfellentwicklung beginnt beim Embryo von 2 mm GroBe und ist beim Embryo von 21-24 mm GroBe bereits im wesentlichen abgeschlossen (GRUBER). Die folgende Darstellung dieser kompli zierten Entwicklung zur endgUltigen Scheidewand zwischen Brust- und Bauchraum folgt im groBen und ganzen den Ubersichten von FELIX und GRUBER. Die Perikardial-, Pleura- und Peritonealhohle sind paarige Abkommlinge der rechten und linken Colomhohle des Embryo, die sich in ein Kopfcolom im Gebiet des spateren Kopfes und RaIses und in ein Rumpfcolom im Gebiet des Dottersackes und Schwanzes mit dem zwischen beiden Abteilungen gelegenen sog. Isthmus gliedern laBt (Abb. 1, linkes Schema). 1m Lauf der Entwicklung krummt sich der anfanglich gestreckte Embryo zusammen, so daB sein Kopf-Halsteil sich dem Nabelstrang nahert und das Kopfcolom ventral vor das Kranialende des Rumpfcoloms zu liegen kommt. Dabei erhalt die ventrale Wand des Kopfcoloms eine dorsale Lage und verschmilzt mit der ventralen Wand des Rumpfcoloms - wie Abb. 1 im mittleren Schema zeigt - zu dem Septum transversum, das die Scheidewand zwischen dem jetzt vorn gelegenen Kopfteil und dem hinten gelegenen Rumpfteil der primitiven LeibeshOhle bildet (FELIX) und die erste Teil anlage des primitiven oder hautigen Zwerchfells darstellt. Wenn sich in der anschlieBenden Embryonalphase der Kopf aufrichtet, bleibt das Kopfcolom zunachst ventral des oberen Anteils des Rumpfcoloms liegen, da seine Rinterwand mit dessen Vorderwand zum Septum Haubrich, Zwerchfellpathologie 1 2 Anatomie des Zwerchfells transversum zusammengewachsen ist. Dieses macht eine scheinbare Drehbewegung aus der vertikalen in die horizontale Lage mit, weil die Kopfaufrichtung und das Wachstum des Neuralrohres eine gegenlaufige Verschiebung der Umgebung bedingen. Dadurch werden urspriinglich caudal yom Septum transversum gelegene Segmente mit ihren Nerven kranialwarts verschoben und diese, soweit sie wie der N. phrenicus und N. vagus bereits mit der Peripherie verbunden sind, zwischen Ursprung und peripheren Endpunkten aus gedehnt (FELIX). Das friih in der Halsregion angelegte Septum transversum "durch wandert" also die ganze Hals- und Brustregion, urn erst an der Grenze zur Lendenregion zur Ruhe zu kommen (CORNING). Dabei erfahrt es eine Richtungsanderung von der ventralkranialen iiber die horizontale in die ventralcaudale Richtung, die erst beim Abb. 2. Trennung der Perikardial- von den Pleurahiihlen, schematisch nach CORNING (P Plica pleuropericardiaca, D Ductus Cuvieri, Ph N. phrenicus, V linke Herzkammer, L linke Lunge) Embryo von etwa 24 mm abgeschlossen ist und die sich am Langenwachstum bzw. Descensus der Nn. phrenici ablesen laBt. Fiir die endgiiltige Zwerchfellbildung wird dabei nur der obere Anteil des Septum transversum verwandt, wahrend der untere Anteil dieser mesenchymalen Scheidewand schon beim 4 mm langen Embryo die hepatischen Epithelsprossen yom Leberdivertikel des Darms aus aufnimmt (GRUBER). Mit der scheinbaren Wanderung des Septum transversum ist der Descensus des Herzens und die Entwicklung der Perikardial- und Pleurahohle topographisch und zeitlich eng verbunden. Die Herzanlage ist anfangs ohne perikardiale Umkleidung zwischen einem ventralen und dorsalen Mesokard im Kranialteil der primitiven Leibeshohle fixiert, urn spater zunachst das ventrale, dann auch das dorsale Gekrose wieder zu verlieren. Infolge der Lageanderung der venosen Herzbucht nach dorsal und kranial, die umgekehrt zur ventralcaudalen Verlagerung der zuerst mehr kranialen Ventrikelschleife ablauft, erleiden auch die zum Vorhof ziehenden Ductus Cuvieri eine Lageanderung. Diese aus den cardinalen und primitiven J ugularvenen entstandenen GefaBe verliefen urspriinglich in transversaler Richtung von lateral nach medial, werden nun aber mit dem Wachstum der Herzanlage und der embryonalen Korperwand zunehmend frontal gestellt und spring en als Plica pleuropericardiaca beiderseits in die Leibeshohle vor (Abb. 2, linkes Schema). Sie gehen median in den Sinus venosus iiber und verschmelzen schlieBlich als frontale Wand mit dem dorsalen Herzgekrose (Abb.2, rechtes Schema). Diese beiderseitige Plica pleuropericardiaca, die den Ductus Cuvieri und den N. phrenicus enthalt, entwickelt sich aus dem kranialen Ende der sog. Lungenfalte oder Lungenleiste (MALL), die sich beim Embryologie 3 Embryo von 5 mm Lange zuerst an der medialen Scheidewand zwischen den beiden Colomanteilen aufwirft, das Lungenfeld umfaBt und spater die aus der medialen Wand des Rumpfcoloms ausgestUlpte Lunge aufnimmt. Yom mittleren bzw. caudalen Ende der gleichen und ursprunglich einheitlichen Lungenfalte aus entwickelt sich die Plica oder Membrana pleuroperitonealis (BRACHET), die mit der durch den Descensus der Urnieren verlangerten Urnierenfalte (BROMAN) identisch ist und durch Anfiigung einer Gewebsleiste yom Septum transversum zum WOLFFschen Korper - dem dorsalen Zwerchfellpfeiler von USKOW - weiter ausgebildet wird. Mit der Plica pleuropericardiaca zusammen wachst diese Plica pleuroperitonealis, konvergierend wie die Schenkel eines liegenden Y, auf das dorsale Ende des Septum transversum als Vereinigungspunkt zu und dehnt sich in dem MaBe aus, als die Urnieren caudal warts zuruckweichen. Dieses Entwicklungssta dium ist beim Embryo von 11 mm Lange deut lich ausgepragt. Die beiderseits dorsal yom Septum transversum vorher lange Zeit klaffen den Lucken zwischen den drei Anteilen der Zwerchfellanlage (Foramina pleuroperitonealia, KEITHsche Pleuroperitonealpassage) werden aber erst nach der 5. Embryonalwoche deutlich ein geengt und bleiben relativ nahe an der dorsalen Korperwand noch als kleine 0ffnungen bis zur 7.-8. Embryonalwoche bestehen. Dann ist bei einer Korperlange von 20-24 mm die Annahe rung der Plica pleuropericardialis und pleuro peritonealis an das Septum transversum und die Abb. 3. Topographisches Schema der verschie laterale Rumpfwand abgeschlossen und die Ver denenZwerchfellurspriinge nach BROMAN (beim Embryo von 21 mm Liinge, von oben vorn einigung der drei Zwerchfell-Teilanlagen zum gesehen). 1 Perikardialer Teil, vom Septum primitiven Zwerchfell erreicht (Abb. 1, rechtes transversum gebildet; 2und 3 Teile vom Mesen Schema). Damit ist auch die Dreiteilung der ur terium und Nebenmesenterium, sog. caudale sprunglichen Leibeshohle in Pleura-, Perikard Begrenzungsfalten; 4 Teile von den medialen Blattern der Plicae pleuroperitoneales bzw. und Peritonealhohle prinzipiell vollzogen, selbst Urnierenfalten; 5 bei der ThoraxvergroBerung wenn durch UngleichmaBigkeiten der yom Wachs von der Korperwand isolierte Teile tum der Nachbarorgane vielfaltig beeinfluBten Entwicklung noch kurze Gangverbindungen zwischen den einzelnen Hohlen bestehenblei ben (Ductus pleuropericardiaci und pleuroperitoneales). Wahrend die Ductus pleuroperi cardiaci stets geschlossen werden, kann der Ductus pleuroperitonealis vor aHem auf der linken Seite als HemmungsmiBbildung konnatal offenbleiben und Grundlage eines trans diaphragmatischen Prolapses durch dieses persistente Zwerchfelloch an der Fusionsstelle zwischen der lumbalen und costalen Zwerchfellpartie werden (GRUBER, FELIX). Mit der Vereinigung der drei Zw erchfellanlagen - der mesenchymalen Anlage des Septum transversum ventral, der dorsomedialen Plica pleuropericardiaca aus Teilen des ventralen Mesenterium und Nebenmesenterium der V. cava und der dorsolateralen Plica pleuroperi tonealis aus der medialen Scheidewand zwischen Kopf - und Rumpfcolom - ist das hautige Zwerchfell ausgebildet. Dabei wirken nach BROMAN noch laterocostale Anteile mit, die bei der ThoraxvergroBerung von den Korperwanden isoliert werden. Dies primitive Diaphragma, dessen topographisches Entwicklungsschema Abb. 3 zeigt, liefert Pleura und Peritoneum des endgultigen Zwerchfells. Ein qualitativ neuer Entwicklungs prozeB ist mit der Ausbildung der Zwerchfellmuskulatur gegeben. Sie stammt aus den infrahyoiden Anteilen der ventralen Korpermuskulatur, und zwar aus dem 4. und 5. Cer vicalmyotom (v. GOSSNITZ) bzw. aus dem 3.-5. Cervicalmyotom (FELIX). Die Ent wicklung des muskularen Zwerchfells uberlagert sich teilweise mit der Entstehung des serosen Zwerchfells. Das Einwachsen der Muskulatur ist der Topographie des N. phrenicus 1* 4 Anatomie des Zwerchfells in der Plica pleuropericardiaca, deren Wachstum und endlicher Vereinigung mit den anderen Teilen der Zwerchfellanlage kongruent. Es beginnt am Ende des erste n Embryo nalmonats von Muskelzellen im freien Ende des Septum transversum aus, schreitet von vorn nach hinten und lateral fort und ist erst am Ende des 3. Embryonalmonats abge schlossen, wenn das ganze Transversalseptum und die Plicae pleuroperitoneales durchsetzt sind (BROMAN, EISLER, FELIX). Dabei handelt es sich urn zwei getrennte Gewebsmassen, die sich auch spater nicht vereinigen. Sie lassen sich, entsprechend der Teilung des N. phreni cus in zwei Portionen, in einen rein dorsolumbalen und in einen facherartig ausgebreiteten sternocostal en Anteil mit dem Zwerchfellspiegel gliedern (GRUBER). Die laterocostalen Anteile der Zwerchfellmuskulatur entstehen aus Muskelzellen des XII. Thorakalsegmentes (vgl. Abb. 3) und werden von den zugehorigen Thorakalnerven innerviert (BROMAN, FELIX). Das Centrum tendineum erhalt nach BROMAN erst sekundar durch Muskelschwund seinen bindegewebigen Charakter. Die Entwicklungsgeschichte des Zwerchfells, wie sie hier in vereinfachender Ubersicht dargestellt ist, liefert auch den Schliissel zum Verstandnis der verschiedenartigen, nicht seltenen Entwicklungsstorungen und MiBbildungen. So entstehen die transdiaphragmati schen, kongenitalen Prolapse an den Stellen der Vereinigung membranoser Zwerchfell teilanlagen auf der Grundlage hier persistierender Zwerchfellocher, vornehmlich also lumbocostal, seltener in den iibrigen Zwerchfellabschnitten. Die (echten) Zwerchfell hernien andererseits entstehen dort, wo die Entwicklung der serosen Haute bereits vollig abgeschlossen, die der Muskulatur aber noch nicht vollendet war oder an umschriebener Stelle bleibende Muskelliicken ausgespart hatte; dies kann auBer an den Bereichen der physiologischen Muskelliicken zwischen der Lumbal- und Costalportion (Trigonum lumbo costale, BOCHDALEK) oder zwischen der Costal-und Sternalportion (Trigonum parasternale, MORGAGNI, LARREY) als HemmungsmiBbildung auch an allen anderen Stellen der Zwerch fellmuskelplatte vorkommen. Das sog. Zwerchfelldivertikel, die partielle und die hemi diaphragmale Relaxation des Zwerchfells schlieBlich beruhen auf einem wahrscheinlich neurogenen Verlust der Muskulatur in mehr oder minder umschriebenem Bereich, sind also pathogenetisch einer sehr spaten Fetalperiode oder iiberhaupt nur dem allerersten postfetalen Lebensabschnitt zugeordnet. In den Kapiteln iiber die Prolapse, Hernien (Divertikel) und Relaxationen des Zwerchfells wird noch des naheren auf die entsprechen den Entwicklungsfaktoren dieser verschiedenen Alterationen einzugehen sein. 2. Anatomie, Histologie und Topographie Das Zwerchfell scheidet als eine yom inneren Umfang der unteren Thoraxapertur ent f'.pringende Platte den Brust- und Bauchraum und besteht aus einer Pars muscularis und einem Centrum tendineum. Die Muskulatur laBt sich in eine Pars sternalis, costalis und lumbalis trennen, deren Anatomie sich aus der im vorigen umrissenen Entwicklung ohne weiteres ergibt, und die im folgenden nach den Ubersichten von GRUBER, HITZEN BERGER, HAFFERL dargestellt wird. Die Sternalpartie ist der kleinste Muskelanteil; sie entspringt als symmetrische Muskelzacken an der Hinterflache des Processus xiphoideus und gelegentlich auch yom hinteren Blatt der Rectusscheide. Ihre Muskelfasern ziehen etwa horizontal zum sehnigen Zentrum. Die Costalpartie entspringt an der 12.-7. Rippe von der seitlichen Thoraxwand her. Ihre Einzelzacken sind fleischig mit den Knorpeln der 7.-9. Rippe und sehnig mit den intercostalen Sehnenbriicken der 10.-12. Rippe verbunden und treten staffelformig zwischen den Urspriingen des M. transversus abdom. hervor; sie erreichen das Sternum aber nicht. Die vorderen costalen Muskel biindel verlaufen wie die Pars sternalis fast horizontal, die riickwartigen fast so steil wie die Pars lumbalis. Zwischen der Pars sternalis und Pars costalis bleibt eine kleine drei eckige Muskelliicke bestehen (Trigonum sternocostale), durch welche die A. mammaria into hindurchtritt. Eine ahnliche, mehr ovalare oder halbmondformige Muskelliicke wechselnder GroBe zwischen der Pars costalis und Pars lumbalis wird als Trigonum lumbo-