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Zur kommunikativen Konstruktion von Räumen: Theoretische Konzepte und empirische Analysen PDF

235 Pages·2016·3.82 MB·German
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Theorie und Praxis der Diskursforschung Herausgegeben von R. Keller, Augsburg, Deutschland Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich im deutschsprachigen Raum in den Sozial- und Geisteswissenschaft en eine lebendige, vielfach interdisziplinär arbeitende em- pirische Diskurs- und Dispositivforschung entwickelt. Vor diesem Hintergrund zielt die vorliegende Reihe durch die Veröff entlichung von Studien, Th eorie- und Diskussionsbeiträgen auf eine weitere Profi lierung und Präsentation der Diskurs- forschung in ihrer gesamten Breite. Das schließt insbesondere unterschiedliche Formen sozialwissenschaft licher Diskursforschung und Diskursperspektiven an- grenzender Disziplinen sowie interdisziplinäre Arbeiten und Debatten ein. Die einzelnen Bände beschäft igen sich mit theoretischen und methodologischen Grundlagen, methodischen Umsetzungen und empirischen Ergebnissen der Dis- kurs- und Dispositivforschung. Zudem kommt deren Verhältnis zu anderen Th eo- rieprogrammen und Vorgehensweisen in den Blick. Veröff entlicht werden empiri- sche Studien, theoretisch oder methodologisch ausgerichtete Monographien sowie Diskussionsbände zu spezifi schen Th emen. Herausgegeben von Reiner Keller, Universität Augsburg Gabriela B. Christmann (Hrsg.) Zur kommunikativen Konstruktion von Räumen Theoretische Konzepte und empirische Analysen Herausgeber Gabriela B. Christmann Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung Erkner, Deutschland Entstanden im Zusammenhang mit einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung e.V. (IRS) bezuschussten Fachtagung. Theorie und Praxis der Diskursforschung ISBN 978-3-658-00866-6 ISBN 978-3-658-00867-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-00867-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbi- bliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Inhalt Gabriela B. Christmann Einleitung: Zur kommunikativen Konstruktion von Räumen.....………………...7 Teil I: Kommunikation, Diskurs, Sprache und die kommunikative Konstruktion von Räumen. Theoretische Annäherungen Hubert Knoblauch Über die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit………………………29 Reiner Keller Die symbolische Konstruktion von Räumen. Sozialkonstruktivistisch-diskursanalytische Perspektiven……………………...55 Martina Löw Kommunikation über Raum. Methodologische Überlegungen zur Analyse der Konstitution von Räumen…………………………………………79 Gabriela B. Christmann Das theoretische Konzept der kommunikativen Raum(re)konstruktion..............89 Teil II: Kommunikative Konstruktionen von Städten und Regionen. Empirische Forschungen zu Raum und Kommunikation Heidi Fichter-Wolf Europäisierung als kommunikative Konstruktion kulturräumlichen Wandels in europäischen Grenzregionen. Am Beispiel interkultureller Praktiken in einer deutsch-polnischen Hochschulkooperation………………..121 Anika Noack, Tobias Schmidt Innovation und Kommunikation. Raumpionier-Ideen in Stadtquartieren mit ausgeprägten Problemlagen………155 6 I nhalt Hans-Joachim Bürkner Über „coole Orte“ im Osten reden. Imaginationen kultureller Orte und machtgeleitete Kommunikationspraxis im Kontext posttransformativer Stadtentwicklung. Die Schiffbauergasse in Potsdam……………………..…...179 Gertraud Koch Städte, Regionen und Landschaften als Augmented Realities. Rekonfigurationen des Raums durch digitale Informations- und Kommunikationstechnologien………………………………………………...209 Ursula Stein Ein systemisches Kommunikationsmodell für die räumliche Planung…..……223 Autorinnen und Autoren…………………………...………..…………………241 Aus dem alleinigen Grund der besseren Lesbarkeit der Beiträge wird auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet und überwiegend die männliche Form verwandt. Frauen und Männer sind damit immer gleichermaßen gemeint und angesprochen. Einleitung: Zur kommunikativen Konstruktion von Räumen Gabriela B. Christmann 1 Einführung Dass Räume erst vor dem Hintergrund menschlicher Bedeutungszuschreibungen zu einer gesellschaftlichen Wirklichkeit werden und folglich als soziale Kon- struktionen verstanden werden müssen, ist ein Gedanke, der raumtheoretische Reflexionen seit Langem leitete, wie im Folgenden gezeigt werden soll. Ver- gleichsweise neu ist es demgegenüber, die kommunikative Konstruktion von Räumen systematischer zu betrachten. Mit der Berücksichtigung kommunikativer Prozesse wird dem Umstand Rechnung getragen, dass Räume weder in der Vergangenheit noch in der Ge- genwart von Subjekten jenseits kommunikativer Prozesse gedacht, geplant oder gestaltet wurden. Schon in einfachen Gesellschaften ist ein kommunikativer Austausch der Gesellschaftsmitglieder über Räume unabdingbar, damit Räume überhaupt erst zu einer intersubjektiv geteilten, also zu einer gesellschaftlichen Wirklichkeit werden können. Besonders aber in modernen, funktional differen- zierten und hoch komplexen Gesellschaften ist beobachtbar, dass Raumvorstel- lungen und geplante Raumgestaltungen in hohem Maße kommunikativ verhan- delt werden, und zwar vielfach in breiten Öffentlichkeiten. Eine empirische Evidenz für die Bedeutung von Kommunikationen ist nicht zuletzt die Tatsache, dass im Rahmen von konkreten Raumentwicklungsprozessen Begriffe wie Governance, Netzwerkbildung, Kooperation und Partizipation selbstverständlich geworden sind, die letztlich auf Kommunikationsprozesse anspielen. Obwohl man erkannt hat, dass Kommunikationen eine wichtige Rolle in der Konstruktion von Räumen spielen (vgl. z. B. Paasi 1989; Hastings 1999; Lees 2004), ist jedoch dieser Gedanke in theoretischer Hinsicht kaum ausgear- beitet worden. Auch die empirische Forschung zu kommunikativen Raumkon- struktionen ist noch nicht sehr ausgeprägt. Dies gilt für die Sozialgeographie, die raumwissenschaftlich orientierte Soziologie und die Planungswissenschaften gleichermaßen. Es fehlt an systematischen Erkenntnissen über Mechanismen einer kommunikativen Konstruktion von Raum. Wir wissen wenig über kom- munikative Prozesse in raumbezogenen Akteursgruppen, Netzwerken, Instituti- G. B. Christmann (Hrsg.), Zur kommunikativen Konstruktion von Räumen, Theorie und Praxis der Diskursforschung, DOI 10.1007/978-3-658-00867-3_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 8 Gabriela B. Christmann onen und öffentlichen Diskursen. Insbesondere wissen wir wenig über Aushand- lungsprozesse, in denen bestimmte Raumvorstellungen entstehen, vermittelt und anschlussfähig gemacht werden, in denen sie Akzeptanz finden und letztlich Raum gestaltend wirksam werden oder in denen sie blockiert, abgelehnt bzw. verhindert werden. Nicht zuletzt fehlt es an Erkenntnissen über den Zusammen- hang von raumbezogenen Kommunikationsprozessen, Wissensformen und Machtstrukturen. Damit sind freilich nur einige wenige Fragen angesprochen. Insgesamt besteht ein Bedarf an kommunikationstheoretischen Konzepten und empirischen Analysen, die auf raumwissenschaftliche Fragen zugeschnittenen sind. Hier setzt der vorliegende Band an. Er will zum einen eine Grundlegung für die theoretische Fassung kommunikativer Aspekte in der Raumkonstruktion anbieten. Dies wird vor allem auf der Basis des aus dem Sozialkonstruktivismus herausentwickelten kommunikativen Konstruktivismus1 geschehen (vgl. Teil 1 des Bandes). Zum anderen will er Einblicke in kommunikationsorientierte empi- rische Raumforschungen geben (vgl. Teil 2 des Bandes). In diesem Beitrag wird zunächst ein Überblick über Meilensteine der Theo- riebildung in der sozialwissenschaftlichen Raumforschung gegeben. Es wird gezeigt, in welcher Weise bislang ganz allgemein die soziale Konstruktion von Räumen theoretisch gefasst wurde und wo darin kommunikative Aspekte – bereits am Rande – eine Rolle spielten (Kap. 2). Im Anschluss wird die Konzep- tion des Bandes erläutert und in die einzelnen Beiträge eingeführt werden (Kap. 3). Dort wird es in theoretischer wie auch empirischer Hinsicht um die kommu- nikative Konstruktion von Räumen gehen. 2 Vom objektiv gegebenen zum (kommunikativ) konstruierten Raum. Meilensteine raumtheoretischer Überlegungen Die Geschichte raumtheoretischen Denkens zeigt, dass Räume zwar zunächst als invariante und objektiv gegebene Entitäten konzipiert wurden (so etwa bei Aristoteles), dass es aber von Anfang an auch Versuche gab, sie als relationale bzw. als soziale Konstrukte zu fassen: Bedeutende Beispiele in der Raumphilo- sophie sind hierfür Theophrastos (in der Antike), Eriugena (in der Renaissance- 1 Die bislang systematischsten Überlegungen zur Entfaltung des kommunikativen Konstrukti- vismus sind im Band von Keller, Knoblauch und Reichertz (2013) niedergelegt. Siehe vor al- lem die Beiträge von Knoblauch (2013; sowie Knoblauch 2015 in diesem Band) und von Kel- ler (2013; sowie Keller 2015 in diesem Band). Vgl. ferner Christmann (2010; 2013; 2015 in diesem Band) für die Übertragung zentraler Überlegungen des kommunikativen Konstrukti- vismus auf den Gegenstand des Räumlichen. Einleitung: Zur kommunikativen Konstruktion von Räumen 9 zeit) und Einstein (in der Moderne). In der frühen Raumsoziologie (Park, Sim- mel) wird deutlich, dass man von Anfang an das Soziale dem Physisch- Räumlichen vorgelagert hat. Dies ist nicht überraschend. Denn die Soziologie zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie das Soziale in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellt. In der heutigen Zeit dürfen als wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Erklärung sozialer Raumkonstruktionen die Werke von Henri Lefebvre, Pierre Bourdieu, Anthony Giddens, Benno Werlen, Martina Löw, Doreen Massey und Nigel Thrift gelten. Diese Autoren gehören zu den promi- nentesten und meist zitierten Denkern, die sich mit der sozialen Konstruktion von Räumen befasst haben.2 Im Folgenden sollen die Überlegungen der genannten Denker in ihren Grundzügen skizziert werden. Sie weisen den Weg von einer sozialen zu einer kommunikativen Konstruktion von Räumen. Es wird sich zeigen, und soviel soll vorweggenommen werden, dass die raumphilosophischen Vordenker wie auch die modernen Raumtheoretiker vor allem die raumkonstituierende Rolle des Wissens und/oder des Handelns von Subjekten ins Zentrum rücken. Teilweise leuchtet dabei bereits die Dimension der Kommunikation auf. Charakteristisch für die Konzeptionen der modernen Denker ist, dass es soziale Subjekte – und in der Folge auch soziale Strukturen – sind, die Räume entstehen lassen und sogar physisch prägen. Damit hat sich die einstige Annahme von der objektiven Ge- gebenheit und der prägenden Kraft des physisch-materiellen Raumes gewisser- maßen ins Gegenteil verkehrt. In der modernen Theoriebildung prägt nicht das Räumliche das Soziale, sondern das Soziale das Räumliche. Der Gedanke von der sozialen Geprägtheit des Räumlichen hat von der Soziologie, die bekannt- lich lange Zeit an einer „Raumblindheit“ krankte, ihren Ausgang genommen und hat über die Versozialwissenschaftlichung der Sozialgeographie Eingang in die Geographie gefunden. Als Katalysator hat der „cultural turn“3 – und in die- sem Zusammenhang nicht zuletzt der „linguistic turn“ – mitgewirkt, der sich in den Raumwissenschaften in den 1990er Jahren vollzog. In der Geographie hat dies eine Entwicklung ausgelöst, die später als „Raumexorzismus“ (vgl. z. B. Weichhart 2008: 60) bezeichnet wurde. Die Entwicklung hat dazu geführt, dass in der Sozialgeographie intensive – und teilweise auch polemische – Debatten 2 In der „neueren“ Sekundärliteratur verschiedener raumwissenschaftlicher Disziplinen, die sich mit Raumtheorien auseinandersetzt, werden diese Denker regelmäßig behandelt. Vgl. dazu z. B. Maresch/Werber (2002), Krämer-Badoni/Kuhm (2003), Eckardt (2004), Holm (2004), Hubbard et al. (2004), Dünne/Günzel (2006), Eigmüller/Vobruba (2006), Schroer (2006), Löw et al. (2008), Weichhart (2008), Csáky/Leitgeb (2009), Günzel (2010) und Eckardt (2012). 3 Zu den „cultural turns“ in den Sozialwissenschaften im Allgemeinen und den sozialwissen- schaftlich ausgerichteten Raumwissenschaften im Besonderen vgl. Bachmann-Medick (2007) und Cook et al. (2000).

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In der sozialwissenschaftlichen Raumforschung ist die Überlegung selbstverständlich geworden, dass Räume vor dem Hintergrund menschlicher Bedeutungszuschreibungen gesellschaftliche Wirklichkeit werden und als ‚soziale Konstruktionen’ verstanden werden müssen. Eine systematische Forschung hat
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