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Zur Geschichte des Feldzuges von 1813 PDF

304 Pages·1838·12.477 MB·German
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1 2 59 Zur Geschichte des Feldzuges von 1813 K. K bor ARIEGS v. Hofmann, Königlich Preußischem Generallieutenant a, D. Posen, gedruckt in der Königl. Hofbuchdruckerei von W. Decker und Comp. bgedruckt 1838. 306.419- B.Al 4 3 A4.0 6 HOFMANN,Jean Vilhelmsvou 50 PI + 1300 C( XX 8. 2014 1 WIEN £ Vorwort. Seit dem Werke von Plotho, welches schon im Jahre 1817 sehr schäßbare Nachrichten und offi zielle Dokumente über den Feldzug von 1813 lie ferte, find von mehreren Seiten Darstellungen von vielem Werthe über diesen Feldzug erschienen und laſſen, zumal die franzöſiſchen Nachrichten, in strategischer Hinsicht nichts zu wünschen übrig; noch aber fehlen zu einer vollſtändigen Geſchichte die österreichischen. Gegenwärtiges ist auch nur ein Beitrag, eine Zuſammenstellung deffen , was der Verfaſſer, welcher damals beimWittgensteinſchenKorpsstand, . ſelbſt geſehen, was er von den bewährtestenTheil nehmern und Augenzeugen der benachbarten Korps gehört, mit dem, was eraus denſicherstengedruck ten Quellen entnommen hat. Er war zumal bemüht, den Standpunkt zu erkennen, unter welchem die Entschlüsse gefaßt wurden und ſein Urtheil aus den schlichten That sachen, nie aus Systemen, hervorgehen zu laſſen. Außer den größern Vorfällen sind auch häufig die kleinern - besonders bei dem Wittgenstein ――― schen Korps erzählt; nur aus beiden zuſam men kann ein richtiges Bild des Krieges hervor gehen, und dieſes zeigt uns, daß weit weniger aus Mangel am sogenannten Wiſſen, als nur der richtigen Anwendung deſſelben gefehlt wird. Endlich glaubt sich derVerfasser frei von ärm licher Partheilichkeit, unwerth eines Krieges, in welchem die Alliirten alle einander zur Erreichung ihres großen Zweckes bedurften. T i I. Feldzug von 1813 bis zum Waffen stillstande. BeDiei EErrzzäähhlluunngg ddiieesseess Feldzuges muß man bis zum Uebergang über die Beresina zurückgehen, weil die da genommenen Richtungen auf den Feldzug bedentenden Einfluß gehabt haben. Die Verfolgung ging von da nochbis zur Saale vor, unter Umgestaltung der politi schenVerhältnisſſe; aber eben deshalb auchlangsam und stockend. 1) Vorgehen bis gegen die Oder. Bald nachdem die Franzosen den Rückzug von Moskau angetreten, hatteschon Fürst Kutusofder ruffi ſchen Armee die Befreiung des Reiches als Grenze der Verfolgung bezeichnet; nur nach und nach verſtand ſich Napoleon zu deſſen Räumung. Erst wollte erbei Smolensk verbleiben; als er sich hier, bei dem allgemeinen Nachdrang der Ruffen, noch zu weit vorsah, glaubte er hinter dem Dniepr und der DünaHalt machen und den überPoloßk vorgedrungenen Grafen Wittgenstein über die Düna zurückwerfen zu können. Als erdies nicht vermochte, wollte ersich zunächst überBorisofund Minskmitdem Fürsten Schwarzenberg in Verbindung segen. Aufdem Wege nachBoriſof erfuhr er, daß sichihm hier an der Beresina der aus Wolhynien mit der Mol 1 2 ww dan-Armee vorgedrungene Admiral Tschitschaifof vorge- legt habe. Es gelang ihm, dieſeu zu täuschen und am 28ſten und29ſten November denUebergang beiStudianki zu erzwingen; aber nur um jezt überZembin nach Wilna zu gehen. DieStraßenachMinsk blieb ihmdurchTschitschaikof verschlossen, den anzugreifen, er nicht mehr Kräfte und Zeithatte. Dadurch verlor ſeine Hauptmacht die Linie auf Warschan, die jeßt in jeder Beziehung wichtiger war, alsdie längs der Ostsee. Aber auch Wilua bot viele Hülfsmittel. Sier waren die größten Vorräthe. Die Division Loison (10,000 M.) war von der Dder daselbst eingetroffen; G. Wrede mit 2000 M. hatte sich von Pologk ansdahin dirigirt. Dadurch konnte der Rest der großen Armee (noch an 9000 Bewaffnete und 7000 wieder gesammelte Mannſchaft*) mit Makdonalds 25,000 Mann, wenn derselbe zeitig aus der Gegend von Riga herbeigezogen wurde, wiederzu 50,000 anwachsen. Napoleon glaubte damals, Wilna einige Zeithalten und seine Winterquartiere hinter der Memel und in Warschau etabliren zu können, nach welchem leßtern Drte denn auch unterwegs das 5te Korps (Polen) von Mas lodeczno über Dlitta dirigirt worden war. Aber bis Wilna verschlimmerte sich der Zustand der Franzosen bedeutend. -- Diewiederzu 27Gradsteigende Kälte warf die Reste der Armee und die ihr entgegen kommenden Verstärkungen nieder. Napoleonselbst hatte aufdemWege dahininSmor goni, am 5ten December, dieArmee verlassen; er eilte nachParis, um das Ganze zu erhalten; dem verlaſſenen Theil wurde dies verderblich; durch Mürat konnte er nicht erseßtwerden. Die Moldau-Armee war dem Feinde direkt auf Wilna gefolgt; rechts derselben zog Wittgenstein auf *) S. Chambrays Expedition deRussie. 3 ww Niemenczin; auch die Haupt-Armee, welcheseit Krasnoi dem Feinde langsam gefolgtwar, statt ihn auf die von TschitschaikofbefehteBeresinazu drängen, erhielt nun von da, wie natürlich, die Richtung auf Wilna gegen den Hauptfeind, der leicht wieder gefährlich werden konnte. Schon am 9ten December verließ Mürat Wilna eilig undsandtezugleich an Makdonald, welcher noch in der Gegend von Riga war, den Befehl: sich aufTilsitzurück zuziehen, indem er selbst sichhinter der Memel mit Be hauptung vonKowno halten würde; an Schwarzenberg ginggleichzeitig die Aufforderung, ſich auf Bialiſtock zu ―――――― ziehen. Der unerschütterliche Ney hatte vonWiásma aus die Arriergarde geführt. Mit dieser, meist dem Rest derkaiserlichen Garde, auf einige 1000 M. geschmolzen, hatte er, von der AvantgardederMoldau-Armee lebhaftverfolgt, am11ten Wilna, am 13ten Kowno verlaſſen müſſen. Er zog sich auf Insterburg; hier verließ er die Arriergarde, da die Verfolgung aufgehört hatte. Mürat, der nachKönigsberg geeiltwar, wollte jezt die Korps an der Weichselsammeln. Das 2te und 3te bei Marienburg, = 4te = 9te bei Marienwerder, = 1ste = 6te bei Thorn, = 5te = 7te und dasöstreichische beiWarschau, und deshalbsollte Makdonald eineZeit lang bei In sterburg halten und durch die aus Danzig kommende Division Hendelet, vom11ten Korps verstärkt werden. Am 11ten December traf Fürst Kutusof mit der { Moldan-Armee (etwa 15,000 M.) in Wilna ein; die Haupt-Armee, circa uoch 40,000 M. stark,*) erreichte aber erst am 17ten die dortige Gegend. *) Außerdem starken Abgang in den Gefechten und durchdie an geftrengten Mårsche im Winter, war auchandem Dnieper ein bedeu tender Theil zur Reorganisation zurückgelassen worden, und die meiſt als drittes Glied eingestellteLandbewaffnung ander Grenze inihreHei mathzurückgekehrt. 1* 4 wwwm Aufdem Wege nachWilnahatteKutuſofdie Nach richt erhalten, daß Fürst Schwarzenberg, der den G. SackenvonWolfowisk bis Kobrin verfolgt hatte, umge kehrtsei und wieder über Prujani vordringe. In Wilna erfuhr er, daß Makdonald aus Kurland noch nicht zurückgekehrtſei. Das Entscheidendste wäre nun geweſen, gleich mit dem Gesammten aufJusterburg zu dringen, um den hier wahrscheinlich befindlichen Rest des Feindes zu ſchla gen und dadurch Makdonald abzuschneiden. Nahm er dann die Richtung auf Ploßk an der Weichsel mit Bedrohung von Warschau, so bewog dies ficher Schwarzenberg schleunig umzukehren, wohin er auch unterdessen vorgedrungen sein mochte. - Aber diese Eröffnung eines neuen, weit aussehenden Feldzuges war von dem alten Feldherrn an der Grenze des Landes undseines Lebens nicht zu verlangen. Der neue Feldzug, derEuropa umgestaltensollte, konnte auch nur von einem Souverain ausgehen. Kutusof beschloß, gegen Makdonald und Schwar zenberg nur zu detachiren und in der Mitte bei Wilna mit der Hauptarmee inErholungs-Quartieren denErfolg abzuwarten. Gerade vorsollte dieMoldau-Armee mit Hetmann Platof nach Kowno, Graf Wittgenstein rechts über Niemenczin nach der untern Memel gegen Makdonald, G.Waſiltschifof mit einem Detachement von der Haupt Armee gegen Schwarzenberg (jezt bei Slonim) vorgehen. Gegen diesen wurden zugleich das Korps Tutſchkof, wel chesvonMozir,sowieeinDetachementunterGeneralRadt, welches vonBobruiskher inMinsk eingetroffen, und das Korps von Sacken dirigirt, welches sich vor Schwarzen= berg bis hinter den Styr hatte zurückziehen müſſen, zu ſammen außer Waſiltschikof circa 30,000 M. Am 17ten December mußte dieMoldau-Armee bei Kowno Haltmachen; auch Platofging nicht weiter vorz Kutusof wollte erst den Erfolg gegen Makdonald und Schwarzenberg abwarten. 5 www Fürst Schwarzenberg war wirklichmit zwei Korps (dem östreichischen und dem 7ten) von Kobrin am 27ſten November gegen Minsk aufgebrochen, um sich Napoleon wieder zu nähern. Ju Slonim hatte er jedoch Napoleons Marsch auf Wilna erfahren und war hierauf am 14ten December mitdem östreichischenKorps gegen Bialiſtock, G.Reynier mit dem 7ten Korps gegenBrest-Litefski zurückgegangen; seinebis Grodno streifende Kavallerie hatte bei Kutuſof Besorgnisseerregt. Zwei Ereignisse sollten jest den Krieg vorwärts treiben, dersonst wahrscheinlichschon an der preußischen Grenze, gewiß aber an der Weichsel,ſtill gestanden hätte: Kaiser Alexander's Eintreffen in Wilna und York's Abfall. Kaiser Alexander kam am 22sten December nach Wilna; und bedeutend wärederKrieg abgekürzt worden, wenn derselbe gleich jezt unmittelbar an die Spiße ge tretenwäre. Admiral Tſchitſchaikofund HetmannPlatofmußten gleichvorrücken. — Mit Fürst Schwarzenbergſolltesofort unterhandelt werden. Fast gleichzeitig ward Mürat durch York's Abfall geschwächt, undseinPlan, sich zusammeln, vereitelt. Wittgenstein (das1ſte und dasFinnländischeKorps, mit einigen Verstärkungen gegen 30,000 M. ſtark) war am 24ſten December noch bei Keydaui. Ungewiß über die vonMakdonald genommeneRich tung, hatte er eine Avantgarde unter G. Diebitsch), von 1500 M., meist leichte Kavallerie, zwischen Tilsit und Mitau; eine andere unter G. Kutusof, von 4000 M., gegen Piktupöhnen vorgeschoben. Makdonald hatte durch die Verspätung einesDrdonnanz-Officiers, erst am 19ten December den Rückmarsch angetreten und mit den beiden vordersten Kolonnen (15,000 M.) am 27sten Tilſit er reicht, nachdem von Piktupöhnen die Avantgarde G. Kutuſofs vertrieben worden. 6 Er blieb hier bis zum 30sten, um die unter G.York langsamer folgende dritte Kolonne von 10,000 Manu abzuwarten. Yorktrafam25sten aufG. Diebitsch, der ihm bei Koltiniany in denWeg getreten (Makdonald war damals schon6Meilenvoraus), und schloßmit dieſem am30ſten, nachbis dahin fortgeseßten kurzen Märschen und Parla mentiren, die bekannte Konvention,die er nun auch durch Wittgensteins Stand motiviren konnte, dazu aber durch allgemeine Gesinnung und persönlichen Haß bestimmt worden war.*) Wittgenstein war nämlich auf die Nachricht, daß Makdonold schon gegen Tilsit voraus sei, am 28sten hinter G. Kutusof bei Georgenburg übergegangen und am 29sten bei Löbegallen eingetroffen; statt aber nunbei Schillupischken Makdonald abzuschneiden, war dieser Punkt am 31sten nur mit vier von Platofhergesendeten Kosacken-Regimentern beseßt; Wittgenstein'sAvantgarde hatte sich irrig gegen Justerburg gewendet; er selbst war wegen schlechter Wege nur bis Sommerau ge= kommen. Makdonald, der am 31sten Tilsit eiligst verlassen, zog sichnun, von Wittgenstein undTschitschaikofbedroht, über Schillupischken auf Labiau, wohin ihm der rechte Flügelvon Wittgenstein folgte, während der linke über Wehlauund Mehlsack zog. Platos und Tschitschaikof hatten unterdessen am 15ten December Justerburg erreicht, von wo sich die Neysche Arriergarde abgezogen hatte. Platof dirigirte sich nun auf Königsberg, Tschi tschaikofaufHeilsberg. Am 4ten Januar zog sich Makdonald, nach Vers einigung mit der Danziger Division, die von Tapian, bis wohin ſie vorgerückt, zurückkehrte, von Labiau über *) Das Nähere hierüber erzählt G. Clausewit im 7ten Theil feines Werks.

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