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Zur Geschichte der Konstruktion und Theorie im Betonbau PDF

14 Pages·1981·0.827 MB·German
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Sonderdruck aus dem Jahresbericht 1980 (Sonderberichte 100 Jahre VSZKGF) des Verein Schweiz. Zement-, Kalk- und Gips-Fabrikanten. © Springer Basel AG 1981 Ursprünglich erschienen bei Birkhäuser Verlag Basel 1981 ISBN 978-3-7643-1270-1 ISBN 978-3-0348-5403-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-0348-5403-0 Brucke Riederwald (Brig) - Partiell yorgespannte Trager. 61 Zur Geschichte der Konstruktion Aus diesen Anfangen entwickelte sich um die Jahr und Theorie im Betonbau hundertwende der neue Verbund-Baustoff Stahlbe ton, welcher heute weltweit mit Abstand die grosste Prof. Dr. Bruno Thurlimann Anwendung findet. Beton setzt sich aus Rohstoffen zusammen, die praktisch uberall zu finden und auch Das Hundertjahrjubilaum des Vereins Schwei leicht zu gewinnen und zu verarbeiten sind. Er kann zerischer Zement-, Kalk- und Gips-Fabrikanten in einem unerschlossenen Gebiet von einem unge (VSZKGF) nehme ich sehr gerne zum Anlass, einen lernten Arbeiter fUr einen einfachen Bau von Hand kurzen Abriss uber die Entwicklung des Stahlbetons gemischt werden. Anderseits wird er zur Erstellung zu verfassen. Dabei versuche ich keineswegs, eine hochst anspruchsvoller Tragwerke, wie Brucken, umfassende Darstellung zu geben, sondern vor KuhltUrme und Olbohr-Plattformen, in elektronisch nehmlich die schweizerischen Verhaltnisse und Bei gesteuerten Mischanlagen erzeugt. trage wie auch meine personlichen Erfahrungen In der Schweiz wurden die ersten Bauwerke aus und Ansichten zu berucksichtigen. «armiertem Beton» oder «Eisenbeton», wie der neue Baustoff damals noch bezeichnet wurde, nach 1. Sturm und Drang (1824-1871-1918) den Bauweisen Monier oder Hennebique (Patent Das Zeitalter des Betons beginnt mit der Erfindung 1893) ausgefUhrt. Die Vorstellungen uber die Wir und Patentierung des Portland-Zements durch den kungsweise und dementsprechend die Bemessung Englander Joseph Aspdin im Jahre 1824. Mehr von Stahlbeton-Konstruktionen waren noch in kei zufallig als geplant entdeckte er ein kunstliches ner Weise geklart. Zur Berechnung dienten Anlei hydraulisches Bindemittel. Durch Brennen eines tungen der Firmen, welche die verschiedenen Gemisches von Ton und Kalkstein wird der Port Patente innehatten. Es brauchte nicht nur Phantasie .Iand-Zement hergestellt. Ein dosiertes Gemisch von und Mut, sondern auch noch einen Schuss Verwe Kies, Sand, Zement und Wasser erhartet zu Beton. genheit, um solche Bauten auszufUhren. Aus dieser Die Verbreitung dieser Erfindung liess jedoch auf «heroischen Zeit» des Betonbaus ist uns die soge sich warten. Die erste Portland-Zementfabrik in der nannte Drittelsregel zur Dimensionierung uberlie Schweiz wurde im Jahre 1871 in Luterbach (SO) in fert: «Ein Drittel tragt der Beton, ein Drittel das Betrieb genommen. Eisen, und ein Drittel der liebe Gott. Und fallt der Die Idee, die geringe Zugfestigkeit durch Stahleinla Beton schlecht aus, so ubernimmt der Hebe Gott gen zu kompensieren, ist in verschiedenen Kopfen zwei Drittel». aufgetaucht. 1m Jahr 1854 zeigte der Franzose Offensichtlich entsprach damals die Qualitat des Joseph-Louis Lambot an der Pariser Weltausstel Betons nicht immer den Erwartungen und die Aus lung ein Ruderboot aus Beton, welches mit einem arbeitung eines Bemessungsverfahrens auf wissen Eisengeflecht armiert war. Der Amerikaner T. Hyatt schaftlicher Grundlage wurde dringend notwendig. fUhrte 1855 in London Versuche mit Betonbalken Prof. Wilhelm Ritter (1847-1906) yom Polytechni durch, welche bereits eine typische Langs- und kum in Zurich (Professor an der ETH von 1882 bis 1904) erkannte diese Aufgabe. 1m Jahr 1899 verof fentlichte er in der Schweiz. Bauzeitung [1] eine grundlegende Arbeit, welche wesentlich zur Aner kennung der neuen Bauweise beitrug. Zu den damals gebrauchlichen Bemessungsverfahren machte er folgende kritische Bemerkung: Armierungssystem von T. Hyatt «Was die Berechnung der inneren Spannungen betrifft, moge zunachst gezeigt werden, in welch sonderbarer Art der Erfinder der Bauweise seiber -- --..---_- ....-.I.I ---0------- ----t,f!I- --:-.-----~_ -1, , , n(Fu. nHge inhnreebr iTquraeg),e rs ovowrinee shemineen »V. ertreter die Berech Bereits 1903 konnte der SIA provisorische Vorschrif ten zur Berechnung von Eisenbeton-Konstruktionen Bugelarmierung aufwiesen. 1867 erhielt der Fran erlassen [2]. In vorbildlicher Kurze fanden die 19 zose Joseph Monier ein Patent fUr Betonbehalter Artikel auf einer einzigen Druckseite Platz. Die von mit einer Armierung aus einem Eisengeflecht. Er Ritter vorgeschlagene Berechnungsmethode wurde erweiterte dieses Patent 1878 auf Bauelemente wie eingefUhrt. Ais ausserordentlich weitsichtig fand Decken und Treppen. sich schon damals der wichtige Ausnahmeartikel: 62 «Art. 19: Mit Rucksicht auf die Neuheit dieser Bauart Bemerkenswert ist, dass seine undurchsichtigen sind Abweichungen von vorstehenden Normen Bemessungsregeln falschlicherweise nur etwa die zuhissig, wenn sie durch eingehende Versuche und Halfte der Biegemomente berucksichtigten. Sein Urteile kompetenter Personlichkeiten begrundet Landsmann J. R. Nicols prasentierte 1913 eine fur sind». die damalige Zeit hochst geniale Analyse, welche Dieser sehr weitsichtige Artikel wurde seither in nur auf Gleichgewichtsuberlegungen und Grenz allen Revisionen der Stahlbetonnorm beibehalten. werten der Biegemomente beruhte und auf die Er hat den schweizerischen Ingenieuren erlaubt, fehlerhaften Regeln hinwies [3]. Nach heutiger neue Ideen und Methoden schon vor einer Normie Theorie entsprach sie praktisch der Anwendung des rung anzuwenden und damit sicher zu einer gesun oberen Grenzwertsatzes der Plastizitatstheorie. den Entwicklung beigetragen. Dass Nicols seiner Zeit weit voraus war, zeigte die Wilhelm heftige Diskussion, welche seiner Arbeit folgte. Ritter Insbesondere Turner antwortete mit vollig haltlosen Attacken: «These assumptions and deductions by Mr. Nicols appear to involve the most unique combination of multivarious absurdities immaginable from either a logical, practical, or theoretical standpoint. At the Emil Morsch very outset he assumes the illogical proposition that the mechanics of a slab and the mechanics of a Nach dem krankheitshalber bedingten Rucktritt Rit" beam are identically the same.» ters wurde der Schwabe Emil Morsch (1872-1950) Das Beispiel zeigt, dass zu jener Zeit die Dimensio als Professor ans Poly berufen (1904-1908). Der nierung des Stahlbetons mehr eine Sache der Intui Einfluss der Ritterschen Ideen auf Morsch ist bis tion und des Mutes war, da eine wissenschaftliche heute wenig untersucht worden. Jedenfalls hat Fundierung noch weitgehend fehlte. Morsch die von Culmann und Ritter entwickelte graphische Statik weiter gepflegt. Er hat auch das von Ritter zur Bemessung der Schubarmierung von 2. Zeit der Entfaltung (1919-1945) Balken vorgeschlagene Fachwerk-Modell ubernom In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wurde Jmen utnd d.. .urch. .. Versuche abgeklart. die wissenschaftliche Untersuchung des Stahlbe ··U±tJ···"x tons sowohl experimentell wie auch theoretisch ..~. . u ... ( ) umfassend in Angriff genommen. So wurde eine ·.····~ eigentliche Beton-Technologie geschaffen und Rezepturen fUr eine zielgerichtete Betonherstellung mit bestimmbaren Eigenschaften entwickelt. Die ~/. ~ wichtigsten Betoneigenschaften wie Festigkeit, Fachwerkmodell fUr Schubbemessung von W. Ritter Schwinden, Kriechen, Frostbestandigkeit usw. wur den untersucht. Einen entscheidenden und auch international wir In Anlehnung an den bereits etablierten Stahlbau kenden Einfluss auf die Entwicklung des Stahlbe wurde als Bemessungsniveau das Verhalten unter tons hatte Robert Maillart (1872-1940), ein Schuler Gebrauchslasten angesetzt. Zur statischen Berech von Prof. Ritter. Wie kein anderer erkannte er die nung wurde linear-elastisches Materialverhalten Moglichkeiten dieses neuen Baustoffes, die Freiheit angenommen. In der Querschnitts-Bemessung in der Gestaltung und Formgebung, wie auch die wurde die Zugfestigkeit des Betons vernachlassigt integrale Wirkung von raumlich zusammenhangen und die Spannungen durch zulassige Stahl- und den Bauteilen. Neben ersten Ansatzen zu neuarti Beton-Spannungswerte begrenzt. Eine umfassende gen Bogenbrucken (Dreigelenkbogen Zuoz 1901) und meisterhafte Darstellung des damaligen entwickelte er 1908 die Pilzdecken. Unter Verzicht Standes hat E. Morsch, nach seiner Ti:itigkeit an der auf Unterzuge und Rippen sind sie zu einem sehr ETH Professor an der Technischen Hochschule einfachen und weitverbreiteten Deckensystem Stuttgart (1916-1939), in seinem laufend uberarbei geworden. Heute werden besonders Flachdecken teten Werk «Der Eisenbetonbau» gegeben. Der ohne Pilzkopf-Verstarkung sehr viel angewendet. pragmatische Leitgedanke, den Morsch seinem Gleichzeitig und unabhangig von Maillart hatte der Werk vorausstellte, gilt auch heute noch unveran Amerikaner C. A. P. Turner Pilzdecken konstruiert. dert [4]: 63 «Die Erfahrung zeigt, dass die mathematische Daneben befasste sich Maillart auch mit der Weiter Beherrschung der Formeln noch keinen Eisenbeton entwicklung der Stahlbeton-Theorie. Schon bald ingenieur macht, und dass nur derjenige schwierige machte er auf die Unzulanglichkeiten der eben erst Bauten verantwortbar entwerfen kann, der das Ver geschaffenen Methode mit zulassigen Spannungen halten der Baustoffe unter den verschiedenen stati aufmerksam. Vor lauter Glaubigkeit an mathemati schen Einwirkungen grLindlich versteht. sche Formeln und Zahlenergebnisse hatte die Fach Nachdem allgemein gLiltige Vorschriften fUr Eisen welt sehr bald die grob vereinfachenden Annah beton vorhanden sind, besteht die Gefahr, dass men, welche diesem Verfahren zu Grunde lagen, blindlings nach ihnen gerechnet und die Versuchs vergessen. Der damals an der Hochschule starke forschung ausser acht gelassen wird.» deutsche Einfluss forderte diese Zahlen- und Nor Nachdem Maillarts Tatigkeit in Russland durch die menglaubigkeit. So wurde uns noch im Studium Revolution ein unfreiwilliges Ende gefunden hatte, wahrend des 2. Weltkrieges an der ETH beige kehrte er 1919 in die Schweiz zurLick. Schon vor bracht, bei der Biegebemessung zwischen den in dem Ersten Weltkrieg hatte er richtungsweisende der Ritter-Tabelle aufgefUhrten wWerten fUr den Impulse gegeben und unter anderem bei der Ausar Armierungsgehalt genau zu interpolieren. Auch beitung der provisorischen Normen von 1903 mit wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass die gewirkt. Sein neues Wirken erlangte noch grossere SBB in einer statischen Berechnung die Betonspan Bedeutung. 1m besonderen sind hier seine beiden nungen auf vier Stellen genau verlange. Heute BrLickensysteme zu nennen. Den Dreigelenkbogen mutet uns ein solches Missverstandnis Liber Genau fLihrte er mit einem sehr steifen Bogen und einer igkeitsanforderungen fast unglaubhaft an. Wir soll leichten aufgestanderten Fahrbahn aus (z. B. Thur ten jedoch mit Nachsicht Liber unsere Vorganger brLicke Felsegg, 1933). Umgekehrt baute er beim urteilen. 1m Zeitalter der Anwendung von elektroni versteiften Stabbogen die notwendige Steifigkeit schen Computern werden heute wahrscheinlich fUr unsymmetrische Lasten in den Versteifungstra noch viel extremere Fehlleistungen mit falschen ger der Fahrbahn ein und fUhrte den Bogen als Genau ig keitsvorstellu ngen gerechtfertigt. biegeweichen Stabzug aus (z. B. Val Tschiel-BrLicke, Maillart kampfte gegen diese Zahlenglaubigkeit an. 1925). Maillart soli die Statik solcher BrLicken auf Er versuchte, wie auch andere Ingenieure und der RLickseite alter Briefumschlage ausgefUhrt Forscher, eine Berechnung unter BerLicksichtigung haben. Jedenfalls hat er in meisterhafter Weise die des tatsachlichen Verformungsverhaltens des Tragwirkung seiner Syteme erfasst und daraus Betons einzufUhren [5]: auch die konstruktive Ausbildung entwickelt. Robert Maillart (19321 Mirko Ros (1935) Dreigelenk-Bogen, ThurbrGcke Felsegg. Gossau-Wil (SG). Ansichf ffOl'izOI7ta/' Schnr~~ . ~' 64 «Fur die Bemessung hat sich eine Berechnungs «Die Baustile vorausgegangener Zeiten in Stein und weise eingeburgert, die heute mit Recht von vielen Eisen reichten Maillart fUr den Stil seiner Bauwerke Fachleuten kritisiert wird. ... Die jetzt ubliche nicht aus. Seine Phantasie und Gestaltungskraft Berechnungsweise beruht auf dem Hookeschen strebten nach Klarheit, nach logischer Gliederung Gesetz, einen sogenannten <Festwert> n, der jedoch der Licht und Luft atmenden Flachen als einzelner, in weiten Grenzen veranderlich ist, und auf soge zu einer organischen Einheit verbundener Trag nannten <zulassigen Spannungen>, die einen der werkselemente. Maillart war Ingenieur im wahrsten Sicherheit entsprechenden Bruchteil von Streck Sinne des Wortes. Die Theorie und wissenschaftli grenze und Betonfestigkeit darstellen sollen, was che Erkenntnis stellte er ganz in den Dienst der dadurch widerlegt wird, dass der Biegebruch allge Baukunst; die erste war ihm das Mittel, die andere mein nicht beim Erreichen eines bestimmten Mehr das Endziel. Der Erfahrung raumte er das gleiche fachen der <zulassigen Spannungen> eintritt. Mitspracherecht ein wie der wissenschaftlichen Die gegenwartige Berechnungsmethode ist also Erkenntnis. Er erkannte klar, das dem mit den praktisch unzulanglich und zudem padagogisch Naturkraften ringenden Ingenieur das letzte unerwunscht, da sie unrichtige Vorstellungen uber Geheimnis der Materie verschlossen bleiben wird das wahre Verhalten eines auf Biegung bean daher die in seinen Werken zum Ausdruck gelan spruchten Betonquerschnittes vermittelt.» gende Ehrfurcht vor der Natur und ihren Gesetzen. In der Schweiz und besonders in den akademischen Seine Brucken erscheinen in der Sch6nheit der Kreisen fanden diese Ansichten Maillarts nicht Umgebung als zarte Gebilde, die, von Menschen uberall Anklang. Hingegen unterstUtzte Prof. Mirko geist erdacht und von Menschenhand erbaut, Ros (1879-1962), der damalige Direktor der EMPA anspruchslos aber kuhn das Tal uberspannen, sich (Professor an der ETH 1924-1949), die Ideen und selbstverstandlich in das Landschaftsbild einfU Projekte von Maillart mit der ihm eigenen Begeiste gend.» rung [6]: Versteifter Stabbogen, Brucke uber Val Tschiel (GR). 65 Durch das Aufziehen der Eisenreifen (mechanische Vorspannung) werden diese unter Zug und die Dauben unter Druck gesetzt. Das Quellen der Dau ben unter Feuchtigkeitseinfluss (Selbst-Vorspan nung durch expansives Material) verstarkt noch diese Wirkung. Dadurch werden die Fugen dicht. Das Speichenrad aus Holz wurde auch nur durch das Aufschrumpfen eines erwarmten Eisenreifens (thermische Vorspannung) zu einem erfolgreichen Konstruktionselement. Dadurch werden der Holz kranz wie auch die Speichen und die Nabe unter Druck gesetzt und die Verbindungen durch Uber drucken steif gemacht. Mit logischer Klarheit und durchhaltender Hartnak kigkeit hat der Franzose Eugene Freyssinet (1879-1962) die schwierigen Probleme gemeistert, die ihn zum Begrunder der modernen Spannbeton Technik werden liessen. Seine grundlegenden Erkenntnisse uber das Schwinden und Kriechen des Betons und die Relaxation von Stahldrahten gewann er in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg. Daraus erkannte er als erster, dass nur eine Vor spannung mit hoher Stahldehnung und entspre chender Spannung, d. h. mit Stahlen von hoher Festigkeit, zum Ziel fUhren konnte. Durch Verkur zung des Betons infolge Schwinden und Kriechen in der Gr6ssenordnung von ~E = Es + E k == 476.10-4 wird namlich bereits eine Stahlspan Robert Maillart und Mirko Roil nung von ~o = Es~E = 2.1 .105• (476) .10-4 == (anlasslich Belastungsprobe Brucke uber Val Tschiel, 1925). 807 120 N/mm2 abgebaut. Somit muss eine m6g lichst hohe Stahlspannung herangezogen werden, Unter Prof. Ros wurde die Forschung auf dem um die Verluste infolge Schwinden und Kriechen Gebiet des Stahlbetons an der EMPA weitsichtig des Betons in vernunftigen Grenzen zu halten. Die gepflegt. Es ist erstaunlich, auf wie vielen Gebieten damaligen Armierungsstahle mit einer Fliessgrenze er und seine Mitarbeiter wichtige Beitdige gemacht von nur Of = 240 N/mm2 waren dazu v611ig ungeeig haben, welche auch international grosse Beachtung net. Somit waren auch die Bemuhungen aller Pr6b gefunden haben. Eine Zusammenfassung dieser ler vor Freyssinet, welche nur solche Stahle verwen Arbeiten ist im EMPA-Bericht Nr. 162 (1950) zu deten, zum vorneherein zum Scheitern verurteilt. finden [71. Freyssinet versuchte es daher mit kaltgezogenen hochwertigen Drahten mit einer Fliessgrenze Of> 3. Neue Ideen und Methoden (1946-1981) 1600 N/mm2 wie sie bereits seit langem fUr die Kabel Einen ganz entscheidenden Entwicklungsschritt im von Hangebrucken verwendet worden waren. Mit Betonbau brachte die Vorspannung. Schon in den einer Vorspannung von Ov ~ 0.75 . Of = 0.75 . 1600 Anfangen versuchten verschiedene Ingenieure, = 1200 N/mm2 wurde der Spannverlust auf 7 bis durch Spannen der Armierungsstabe Risse in Eisen 10% reduziert. Damit war der entscheidende Schritt betontragern zu verhindern. Sie aile scheiterten zum Erfolg getan und die Entwicklung konnte ihren infolge der damals ungenugenden Kenntnisse uber Lauf nehmen. Vereinzelte Anwendungen des das Verhalten von Beton und Stahl unter dauernden Spannbetons von Freyssinet und weiteren Inge Spannungen. nieuren fallen in die Zeit vor dem Zweiten Welt Die Idee der Vorspannung, d. h. der Erzeugung krieg. eines Eigenspannungszustandes, um den Krafte In der Schweiz fand diese neue Technik schon sehr und Verformungszustand einer Konstruktion gun fruh Beachtung. Da wir glucklicherweise vom Krieg stig zu beeinflussen, ist schon sehr alt. Das Fass aus verschont blieben, bestand die M6glichkeit zu For Holz-Dauben ist dafUr ein anschauliches Beispiel. schungs- und Entwicklungsarbeiten. So wurden 66 von den Professoren Max Ritter (1884-1946, Profes weltweit in bedeutendem Umfang eingesetzt. So sor an der ETH 1927-1946) und Pierre Lardy sind die bedeutendsten Bauwerke wie ein Grossteil (1903-1958, Professor an der ETH 1946-1958) die der Olbohr-Plattformen, viele Reaktor-Druckge «Schinznacher Versuche» an Spannbett-Tragern fasse, der h6chste Turm (CN-Tower, Toronto, uber mehrere Jahre durchgefi..ihrt und die Ergeb 550 m) und die weitestgespannte Balkenbrucke nisse 1946 ver6ffentlicht [8). An der EMPA (Gateway-Bridge, Brisbane, Australien, 260 m, im erforschte Prof. Ros mit seinem Team die material Bau) mit schweizerischen Spannsystemen vorge technischen Grundlagen von Beton und Spannstahl spannt. und entwickelte auch Bemessungskriterien. Der Diese Erfolge auf dem Weltmarkt haben die zwei daraus entstandene EMPA-Bericht Nr. 155 (1946) [9) Firmen durch eine ausgereifte Technik und durch wie auch die vorher genannte Arbeit haben die nach ausgebaute Beratungs- und Service-Systeme er dem Krieg einsetzende Entwicklung sowohl in der rungen. Schweiz wie auch im Ausland sehr wesentlich Anfanglich haftete der Vorspanntechnik noch fast beeinflusst. etwas «Mystisches» an. Das Prestige Freyssinets Zwei Schweizer Firmen haben eigene Kabel-Verfah dominierte die Szene. Er sprach von einem v611ig ren (Vorspannung mit nachtraglichem Verbund: neuen Material und fi..igte hinzu: «L'essentiel, en «Post-Tensioning») entwickelt. Ende der vierziger matiere de pnkontrainte, ce n'est pas une techni Jahre brachte die Firma Stahlton das BBRV-System que, ni un ensemble de techniques; c'est I'etat mit parallel-drahtigen Kabeln und aufgestauchten d'ame du constructeur» [10). Ober die rechnerische K6pfchen an den Drahtenden als Verankerung auf Behandlung war man sich nicht einig. Anfanglich den Markt. Die Firma Losinger folgte in den fi..infzi herrschte der Glaube, dass sich nur statisch ger Jahren mit dem VSL-System. Die Kabel setzen bestimmte Systeme kontrolliert vorspannen lassen. sich aus einem parallelen Bundel anfanglich von Ais man sich an einfache statisch unbestimmte Drahten und spater von Litzen zusammen, welche Systeme heranwagte, wurden die durch die Defor durch Stahlkeile in einer Stahlbuchse verankert mationen infolge Vorspannung erzeugten Momente werden. Nach einer Entwicklungs- und Erprobuns bezeichnenderweise «moments parasitaires» phase in der Schweiz werden heute beide Systeme genannt. Noch lange suchte man nach einer «kon kordanten Vorspannung», um solche Momente zu Olbohr-Plattform «Condeep». vermeiden. Ruckblickend brauchte es eigentlich erstaunlich lange, bis in der elastischen Statik der Fall «Vorspannung» schlicht und einfach als ein weiterer Lastfall behandelt wurde, der in der Berechnung nur die Belastungsglieder beeinflusst. Weiter bereitete der Einfluss der unelastischen und plastischen Verformungen bei der Bruchberech nung Schwierigkeiten. Noch heute k6nnen sich die Gemuter uber solche Fragen ereifern, wenn nicht die fundamentalen Prinzipien der Mechanik sauber angewendet werden. Sowohl die neuen Probleme aus der Vorspannung (neben zulassigen Spannungen auch Notwendig keit des Bruchsicherheitsnachweises) wie auch die fruheren Denkanst6sse von Ingenieuren wie Mail lart zeigten die Unzulanglichkeit der Bemessung auf zulassige Spannungen immer deutlicher. Die Revi sion der Eisenbeton-Norm SIA 162 vom Jahr 1956 hielt zwar immer noch an dieser Basis fest. Zu dieser Zeit wurden vom Comite Europeen du Beton (CEB), welches 1953 gegrundet worden war, um die Stahlbeton-Forschung und Theorie weiter zu ent wickeln, auch Vertreter der Schweiz eingeladen. Entsprechend der damaligen Lehrmeinung in der Schweiz wurde dem ersten schweizerischen Dele gierten, Ing. M. Hartenbach, die Instruktion erteilt, 67 entschieden gegen die EinfUhrung von «n-freien» Berechnungsmethoden aufzutreten. Herr Harten bach hat aber sehr bald die neuen Tendenzen erkannt und spater diese Episode mit Schmunzeln erzahlt. Seit diesen Jahren hat sich sowohl im Stahlbau wie im Stahlbetonbau die Bemessung auf die beiden Grenzzustande Gebrauchsfahigkeit und Tragfahig keit immer mehr durchgesetzt. Fur die Bestimmung des Bruchwiderstandes von auf Biegung und Nor mal kraft beanspruchten Stahlbetonbalken waren schon vor dem 2. Weltkrieg brauchbare theoreti sche Methoden entwickelt worden (z. B. EMPA Formel, [7], S. 25). Auf dem Gebiet der Platten hatte der Dane Prof. K. W. Johansen seine ersten Vert:if fentlichungen uber die Bruchlinien-Theorie ge Torsionsversuche an Trager mit Kastenquerschnitt. macht [11]. Nach dem Krieg setzte hauptsachlich in den angelsachsischen Landern ein Empirismus ein, begunstigt durch neue Entwicklungen in der Ver suchs- und Messtechnik, welcher zu einer Flut von semi-empirischen Bemessungsformeln fUhrte. Seit Anfang der sechziger Jahre ist am Institut fur Baustatik und Konstruktion, ETH Zurich, ein syste matisches Forschungsprogramm begonnen wor den mit dem Ziel, die Traglastberechnung und die Bemessung von Stahlbeton-und Spannbeton-Trag werken auf eine einheitliche theoretische Grund lage abzustellen. Ais solche wurde die in den flinfziger Jahren ausgereifte Plastizitatstheorie her angezogen. Es galt einmal, zutreffende theoretische Modelle zu bilden und anschliessend die Vorausset zungen und Abgrenzungen der Theorie sowie Fra gen der konstruktiven Ausbildung durch gezielte Versuche experimentell zu uberprufen. So sind im Laufe der letzten zwanzig Jahre Arbeiten uber Bie gung, partielie Vorspannung, Schub und Torsion von Balken, uber Sti.itzen und Platten, durchgefUhrt worden [12]. Die Ergebnisse der Forschung haben in der 1968 revidierten SIA-Norm 162 sowie in den Durchstanzversuche an vorgespannten Platten. beiden Richtlinien 34 (1976) und 35 (1976) ihren Parkgarage Saas Fee - Platte mit Vorspannung ohne Verbund. praktischen Niederschlag gefunden. Auch interna tional sind sie in den Mustervorschriften des CEB (1979) zur Anwendung gekommen. M l Raumliches Fachwerkmodell zur s-J Berechnung von Torsionstragern. 68

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