Dietmar Kress Zum Aufbau der Jugendhilfe und Jugendarbeit in den neuen Bundesländern Reihe: Focus Soziale Arbeit Herausgegeben von Nando Belardi Materialien - Band 3 Dietmar Kress Zum Aufbau der Jugendhilfe und Jugendarbeit in den neuen Bundesländern Eine soziologische Analyse ausgewählter Beispiele Leske + Budrich, Opladen 1997 Die vorliegende Arbeit hat der Philosophischen Fakultät in Münster vorgelegen und wurde als Dissertation angenommen. Mein besonderer Dank gilt Professor A1fons Cramer, der mir als Betreuer mit vielen Anregungen zur Seite stand. Den zahlreichen Institutio nen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich für ihre unterstützende und geduldige Mitarbeit, insbesondere Sigrid Flöring, Ruth ]ansing und Volker Schabram. Für die außerordentlich umsichtige redaktionelle Überarbeitung des Manu skripts danke ich Klaus Engbring und Margret Bernard-Kress, für die Unterstützung in technischen Fragen Karen Marggraf und Gerd Hotfilter und zuletzt meinen Kindern David und Nele. Stein furt, im Oktober 1997 Dietmar Kress Gedruckt auf säurefreiem und altersbeständigem Papier. ISBN 978-3-8100-1902-8 ISBN 978-3-322-95098-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95098-7 (Reihe Focus Soziale Arbeit -Materialien 3) © 1997 Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfaltigungen, Übersetzungen, Mi kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalt Vorwort............................................................................................................................... 9 Einleitung.................................................. ....................................................................... 11 L Ansätze derJugendforschung in der BundesrepubUk Deutschland und in der DDR als Rahmen der Untersuchung.................................. 15 1. Begriffsbestimmung und Sozialdaten......................................................... 15 2. Ausgewählte Theorien und Ansätze.......................................................... 18 2.1 Westdeutsche Jugendforschung........... ...................... ............................... 18 2.1.1 Theoretische Ansätze................................................................................... 18 2.1.2 Empirische Befunde..................................................................................... 28 2.2 Jugendforschung in der DDR..................................................................... 34 2.2.1 Theoretische Ansätze................................................................................... 34 2.2.2 Empirische Befunde..................................................................................... 35 3. Zum Stand der Jugendforschung nach der Wiedervereinigung........... 47 U. Zur Geschichte der Jugendhilfe, Jugendbewegung undJugendarbeit........................................................................................ 57 1. Ursprünge der Jugendhilfe.......................................................................... 57 1.1 Die Gründungsphase. ............................................................... ................... 57 1.2 Ansätze der Jugendhilfe mit Beginn der Industrialisierung................... 60 1.3 Jugendverbände und Jugendbewegung seit der Jahrhundertwende zwischen interessenabhängiger und selbstorganisierter Jugendarbeit......................................................... 65 2. Vertiefung...................................................................................................... 71 5 2.1 Die proletarische Jugendbewegung als Reaktion auf soziale Notlagen....................................................................................... 71 2.2 Der Zugriff auf Jugend und Jugendbewegung im Nationalsozialismus und Formen des Widerstandes................................ 77 2.2.1 Die politische Zielsetzung der KPD............................................................. 79 2.2.2 Die politische Zielsetzung der Sozialdemokraten..................................... 84 2.2.3 Ausgewählte politisch-programmatische Aussagen des bürgerlichen Widerstandes......................................................................... 85 3. Zusammenfassung........................................................................................ 87 m. Strukturen, Hintergründe und Grundlagen der Jugendhilfe in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR...................... 89 1. Soziale Sicherungssysteme........................................................................... 89 1.1 Das Netz der sozialen Sicherung in der Bundesrepublik Deutschland..................................................................... 89 1.1.1 Das soziale Sicherungsgefüge...................................................................... 89 1.1.2 Die Sozialhilfe als öffentliche soziale Leistung............................................ 91 1.2 Das Netz der sozialen Sicherung in der DDR............................................ 93 1.2.1 Die Säulen der Sozialversicherung............................................................. 93 1.2.2 Die besonderen Familienleistungen........................................................... 95 2. Jugendhilfesysteme...................................................................................... 97 2.1 Ausprägungen der Jugendhilfe in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR vor dem Hintergrund der unterschiedlichen gesellschaftlichen Entwicklungen............................. 97 2.2 Vertiefung: Besonderheiten der Organisation und Planung der Jugendhilfe in der DDR................................................ 108 2.2.1 Rechtliche Grundlagen............................................................................... 109 2.2.2 Arbeitsfelder und Arbeitsstrukturen.......................................................... 110 2.2.3 Aufgaben der Jugendhilfe ........................................................................... 112 2.2.4 Die Jugendhilfe tangierende Arbeitsbereiche........................................... 113 3. Rechtliche Grundlagen und Schwerpunkte der Kinder- und Jugendhilfe nach der Wiedervereinigung................................................. 123 3.1 Zur Begriffsbestimmung der Kinder-und Jugendhilfe............................ 123 3.2 Aufgaben des Bundes................................................................................... 124 4. Zusammenfassung........................................................................................ 131 6 IV. ProblemIagen von Jugendlichen in den neuen Bundesländem auf die die Jugendhilfe undjugendarbeit reagieren müßte............. 135 1. Problemlagen und Problemverschärfungen bei Jugendlichen aufg rund der Wiedervereinigung...................................... 135 1.1 Arbeitslosigkeit und Lehrstellenknappheit............................................... 136 1.2 Armut........ ............ ......................................................................................... 140 1.3 Verlust der Freizeitmöglichkeiten............................................................... 144 1.4 Neue Konsumwelt, Identitäts-und Zugehörigkeitssuche....................... 145 1.5 Verschärfter Generationenkonflikt............................................................. 147 1.6 Polarisierung.................................................................................................. 148 2. Der weitere Untersuchungsrahmen.......................................................... 150 V. Jugendhilfe und Jugendarbeit im städtischen Raum........................ 153 1. Ergebnisse der Befragungen in Jugendfreizeitstäuen als Gradmesser kommunaler Jugendarbeit.................................................... 153 1.1 Zu den Rahmenbedingungen..................................................................... 154 1.2 Zur Qualifikation.......................................................................... ................. 160 1.3 Zum Vergleich DDR/BRD............................................................................ 161 1.4 Zur Einschätzung der Lebenslagen Jugendlicher und der offenen Jugendarbeit............................................................... ..... 165 1.5 Zu den Zukunftserwartungen..................................................................... 167 2. Exkurs: Bearbeitungsformen von Konflikten............................................. 168 3. Ergebnisse der Befragungen im Berufsbildungswerk Gera......... ............. 172 3.1 Zu den Rahmenbedingungen..................................................................... 174 3.2 Zur Qualifikation......................... ......................... ....... .................................. 184 3.3 Zum Vergleich DDR/BRD............................................................................ 187 3.4 Zu den Zukunftserwartungen....... .... .............................. ....... ............... ...... 193 4. Exkurs: Aspekte der Transformation des Jugendhilfesystems und der Wohlfahrtsverbändeforschung.................................................... 195 5. Zusammenfassung........................................................................................ 197 7 VI. Jugendarbeit und Jugendhilfe im ländlichen Raum......................... 199 1. Besonderheiten der sozialen Lage von Jugendlichen im ländlichen Raum als spezifische Bedingungen der Jugendhilfe und Jugendarbeit.................................................................... 199 1.1 Wirtschafts-und Sozialstruktur................................................................... 200 1.2 Lebenslagen von Jugendlichen.................................................. ................. 202 1.3 Besondere Bedingungen für die Jugendarbeit......................................... 204 2. Ergebnisse der Befragungen in Jugendfreizeitstätten in einer ländlichen ostdeutschen Region.................... .............. ............... 205 2.1 Zu den Rahmenbedingungen.............................................................. ....... 206 2.2 Zur Qualifikation........................................................................................... 215 2.3 Zum Vergleich DDR;'BRD............................................................................ 216 2.4 Zur Einschätzung der Lebenslage Jugendlicher und der offenen Jugendarbeit...................................................... ....................... 219 2.5 Zu den Zukunftserwartungen..................................................................... 223 3. Zusammenfassung........................................................................................ 225 VII. Schlußbemerkungen: Vorschläge zur Optimierung der AbsicherungvonJugendhilfe undJugendarbeit................................. 227 Abkürzungsverzeichnis.. .. ..... ...... ..... ...... .......... ............ ...................... .......... ..... ..... ............ 231 Literaturverzeichnis........ ......... ............ ............... .......... ... ...... ................. ................... ..... ... 233 8 Vorwort Nando Belardi Der Beitritt der ehemaligen DDR zum Staatsgebiet der BRD am 3. Oktober 1990 hat auch eine neue Phase vergleichender sozialpädagogischer Forschung eingeleitet. War vor der "Wende" die DDR relativ selten in den Blickwinkel westdeutscher sozialwissen schaftlicher Forscher geraten (wie auch umgekehrt) so kam es seit 1990 zu einem regel rechten Forschungs- und Publikationsboom. Denn nachdem die Grenzen geöffnet wa ren, blieben die Archive in Ostdeutschlands den Forschern nicht mehr länger verschlos sen. Eine neue Phase der vergleichenden Jugendforschung begann, gefolgt von einer Be schäftigung mit dem Jugendhilfe- und Sozialsystem der DDR. Während man nun im Westen zunehmend begann sich mit dem ,Jugend- und Sozialstaat DDR" auseinander zusetzen, gehörte dieser Staat schon der Vergangenheit an und die Menschen mußten sich neu orientieren. Denn sofort mit dem Beitrittstermin zur alten BRD galt in der ehemaligen DDR das neue "Kinder-und Jugendhilfegesetz" (IqHG). Demgegenüber trat es im Westen erst zum 1.1.1991 in Kraft. Kress zeichnet diesen in der Welt wohl einmaligen Systemwandel nach, indem er einen weiten Bogen schlägt. Am Anfang seiner Untersuchung steht die Jugendfor schung in der BRD und in der DDR. Die dann folgende Geschichte der Jugendhilfe hat Kress zu Recht verbunden mit einigen Einblicken sowohl in die Geschichte der proletari schen Jugendbewegung als auch der KPD bis 1933. Denn man kann die DDR, ihre sozia len und jugendpolitischen Ziele nur verstehen, wenn man weiß, welchen Weg die kommunistische Bewegung vor und nach 1933 gegangen ist. Das dritte Kapitel ver gleicht Jugendhilfe auf dem Hintergrund von Sozialpolitik in der BRD und der DDR bis 1989. Auch hierbei vermeidet der Autor eine besserwisserische "West-Position" und warnt vor einem unreflektierten Export westlicher Versorgungsstrukturen. Damit wird gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit ausgewählten Problemlagen der Jugendlichen bzw. dem System der Jugendhilfe in Ostdeutschland eingeleitet. Der Autor begibt sich nun von der Makroebene des System- und Dienstleistungsvergleichs in den Mikrobereich der Jugendhilfe an ausgewählten Orten Ostdeutschlands. Der Aufbau der freien Träger, mit all ihren Vor- und Nachteilen, die Einstellung von Mitarbeitern (ost und westdeutscher Herkunft), die Desillusionierung nach einer Gründerphase, alle diese Vorgänge werden nachgezeichnet. Eine weitere Variante des Vergleichs stellt die Untersuchung über Jugendarbeit und Jugendhilfe im ländlichen Raume, einschließlich der Befragung von Mitarbeitern, dar. Folgerichtig kommt Kress zu dem ernüchternden Ergebnis, daß es der Jugendhilfe im Osten Deutschlands noch an vielem mangelt. Sie 9 hat immer noch nicht die Defizite, welche durch das Wegbrechen der vormundlichen Versorgung der DDR entstanden sind, ausgleichen können. Gleichzeitig kam es zu vielfältigen neuen Problemen und Zielgruppen. Dienstleistungsstrukturen und professionelle Standards entsprechen längst noch nicht den Notwendigkeiten. Und schließlich: Es scheint so, als ob die politisch Verantwortlichen -vor allem im Westen - die Veränderung von Teilen der ehemaligen DDR in ein deutsches "mezzogiorno" ein fach nicht zur Kenntnis nehmen wollen. 10