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Zeugnisse von Alfred Hitchcock bis Helmut Heissenbuettel PDF

123 Pages·2011·0.52 MB·German
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Preview Zeugnisse von Alfred Hitchcock bis Helmut Heissenbuettel

Über Eric Ambler Herausgegeben von Gerd Haffmans unter Mitarbeit von Franz Cavigelli Diogenes Nachweis der einzelnen Beiträge am Schluß des Bandes. Umschlagfoto von Brian Shue, aus ›The Sunday Times Magazine‹. Erstausgabe Alle Rechte vorbehalten Copyright © 1979 by Diogenes Verlag AG Zürich 60/79/8/1 ISBN 3257206070 »Ich versuche den Leuten zu erklären, wie es zugeht auf der Welt.« Eric Ambler Inhalt Eine Geschichte Eric Ambler, Der Kuhhandel 11 Über Eric Ambler Alfred Hitchcock empfiehlt Eric Ambler 39 Gabriel Veraldi, Vom Nutzen und Nachteil der Literatur 41 Paxton Davis, Die Welt in der wir leben oder Die Romane Eric Amblers 45 Francis Lacassin, Eric Ambler und der nouveau roman 50 Hans C. Blumenberg, Ein britischer Romancier 70 Helmut Heissenbüttel, Eric Ambler 76 Jürgen Busche, Anatomie einer modernen Form des spannenden Romans 86 Aurel Schmidt, Wie es zugeht auf der Welt 95 Ein Interview Walter Hertenstein, Ambling with Ambler 117 Ein Aufsatz Eric Ambler, Der Romanautor und die Filmleute 137 Ein Foto-Album kommentiert von Eric Ambler Anhang Biogramm 181 Bibliographie 183 Nachweis 194 Eine Geschichte »Meine Lieblingslektüre sind die Märchen der Brüder Grimm. Jede Geschichte darin ist eine ausgezeichnete Quelle für mich.« Eric Ambler Eric Ambler Der Kuhhandel F uentes ist wohl der einzige Staatspräsident, dem jetzt, seit er im Ruhestand lebt, mehr Leute nach dem Leben trachten als zu der Zeit, da er noch die Macht innehatte. Er ist sehr ungehalten darüber und steht vor einem Rätsel. Was er nicht begreift, ist lediglich, daß ein Mann wie General Rojas zwar einen finanziellen Verlust mit der Zeit verschmerzen kann, es aber niemals verwindet, lächerlich gemacht worden zu sein. Der Staatsstreich, durch den die Regierung Fuentes gestürzt wurde, war gut organisiert und verlief dementsprechend unblutig. Ausgeführt wurde der Putsch hauptsächlich von Offizieren der Armee, die sich indessen mit Gesinnungsgenossen bei der Luftwaffe und der Marine verständigt hatten und mit dem stillschweigenden Segen der Kirche rechnen konnten. Der Unterstützung durch den Chef der Polizei hatten sie sich, selbstverständlich gegen einen Preis, von vornherein versichert; die Listen gewisser linksstehender Abgeordneter, rabiater Gewerkschaftsfunktionäre, regierungstreuer Redakteure, auf Kuba ausgebildeter Klassenkämpfer und anderer Elemente, deren sofortige Verhaftung ratsam schien, waren mit seiner Hilfe zusammengestellt worden. Ähnliche Vorkehrungen hatte man in den größten Provinzstädten getroffen. Obwohl die Putschisten politisch keineswegs alle die gleiche Färbung aufwiesen, war es ihnen doch gelungen, ihre Meinungsverschiedenheiten ausnahmsweise dem gemeinsam verfolgten Ziel unterzuordnen. Was immer nachher kommen mochte, in einer Hinsicht waren sie sich alle einig: falls das Land von Korruption, kommunistischer Wühlarbeit, Anarchie, Verschuldung, Bürgerkrieg und letzten Endes militärischer Intervention von außen her errettet werden sollte, gab es nur eines – Präsident Fuentes mußte abtreten. Eines Abends im September trat er ab. Das Vorgehen der ›Befreiungsfront‹ folgte den Richtlinien, wie sie mehr oder weniger üblich geworden sind, wenn ein Staatsstreich sich auf militärische Streitkräfte stützt und Widerstand höchstens von Volksmassen und verwirrten leichtbewaffneten Garnisonstruppen zu gewärtigen ist. Bei Einbruch der Dunkelheit rollten die Tanks zweier Panzerbrigaden in die Hauptstadt hinein, samt Mannschaftswagen, mit denen ein Regiment Fallschirmjäger sowie Nachrichtenverbände und eine Pionierkompanie befördert wurden. In wenig mehr als einer Stunde hatten sie die vorgesehenen Stellungen besetzt. Inzwischen hatte sich die Luftwaffe des Internationalen Flughafens bemächtigt, hatte den Flugverkehr eingestellt und im Verwaltungsgebäude ihr Hauptquartier aufgeschlagen. Nun begann eine Infanteriedivision in die Stadt einzurücken und überall Stellung zu beziehen, um die Unruhen niederschlagen zu können, mit denen man rechnete, sobald die Nachricht von dem Putsch und von den Massenverhaftungen, die gleichzeitig erfolgten, sich in den dichtbevölkerten Elendsvierteln verbreitete, in denen Fuentes am meisten Anhänger hatte. Kurz nach acht Uhr dreißig drangen eine Panzerabteilung und ein Verband Fallschirmjäger zum Präsidentenpalast vor. Die Palastwache leistete eine Viertelstunde lang Widerstand und büßte acht Verwundete ein. Der Befehl, den Kampf einzustellen, wurde dem Kommandanten von Präsident Fuentes persönlich erteilt, »um weiteres Blutvergießen zu verhüten«. Als dies General Rojas, dem Anführer des Putsches, gemeldet wurde, fuhr er zum Palast, begleitet von den fünf rangältesten Mitgliedern der Befreiungsfront, einschließlich des Polizeichefs, sowie nicht weniger als drei Vertretern der Auslandspresse. Diese waren schon vorher von einem Adjutanten aus der Bar des Jockey-Klubs geholt und in aller Eile über Ziel und Zweck der Befreiungsfront unterrichtet worden. General Rojas lag daran, im Ausland von allem Anfang an als großmütiger, vernünftiger und verantwortungsbewußter Mann zu gelten, dessen Regierung ohne weiteres diplomatischer Anerkennung würdig sei. Was die Journalisten über die Unterredung zwischen Präsident Fuentes und General Rojas und über den inzwischen berühmt gewordenen politischen Kuhhandel berichteten, der sich dabei ergab, stimmt im wesentlichen überein. Damals erschien ihnen dieser Handel nur als ein weiteres Beispiel dafür, wie menschlich und gesittet es auch in den dunkelsten Stunden lateinamerikanischer Revolutionen oft zuging. Man kann den drei gewiegten Berichterstattern kaum einen Vorwurf daraus machen, daß sie ihn mißverstanden. Sie wußten, daß Fuentes allgemein als ein listiger Fuchs galt. Der einzige Fehler, den sie begingen, bestand darin, daß sie von der Annahme ausgingen, die andern an dem Handel Beteiligten hätten seine Verschlagenheit und Unredlichkeit gebührend in Rechnung gesetzt und wüßten genau, worauf sie sich einließen. Doch der rasche und gründliche Anfangserfolg war den sonst mißtrauischen und unnachgiebigen Offizieren dermaßen zu Kopf gestiegen, daß sie, als sie im Präsidentenpalast eintrafen, nicht mehr klar zu denken vermochten. Das war den Berichterstattern entgangen. Präsident Fuentes empfing General Rojas und die andern Führer der Befreiungsfront in dem prunkvollen Sitzungssaal, in den er von den Fallschirmjägern, die ihn festgenommen hatten, gebracht worden war. Er war umgeben von denjenigen, die sich bei seiner Festnahme im Luftschutzkeller des Palastes aufgehalten hatten. Dazu gehörten der Kommandant der Palastwache, der Kammerdiener des Präsidenten, der Hausverwalter, zwei Lakaien und der Mann, der die sanitären Einrichtungen des Palastes betreute, sowie der Minister für öffentliche Wohlfahrt, der Minister für das landwirtschaftliche Erziehungswesen, der Justizminister und der bejahrte Staatssekretär. Der Minister für öffentliche Wohlfahrt hatte aus dem Luftschutzkeller eine Flasche Cognac mitgebracht und stand die kommenden Verhandlungen mit einem etwas glasigen Blick freundlich lächelnd durch. Das landwirtschaftliche Erziehungswesen und das Rechtswesen setzten eine bedepperte, beziehungsweise entrüstete Miene auf, beschränkten ihren Einspruch jedoch auf behutsames Gemurmel. Der Hauptmann der Fallschirmtruppe hatte einen verbissenen Ausdruck und handhabte seine Maschinenpistole, als wäre ihm jeder Vorwand recht, von ihr Gebrauch zu machen. Nur der Präsident wirkte gelassen. Als General Rojas und seine Leute aus dem Vorzimmer hereintraten, erhob er sich mit einem unwilligen Achselzucken, als sei er von einem aufdringlichen Besuch bei einer Partie Bridge gestört worden. Seine Gelassenheit war nur teilweise gespielt. Er war darüber im Bild, wie

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