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Zellstrukturen und ihre Bedeutung für die amöboide Bewegung PDF

102 Pages·1963·2.96 MB·German
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FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr.1247 Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Dr. Franz Meyers von Staatssekretär Professor Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt DK 576.3: 578.6: 593.12 Prof. Dr. Kar/-Ernst Wohlfarth-Bottermann Zentral-Laboratorium für ang ewandte Ubermikroskopie am Zoologischen Institut der Universität Bonn Zellstrukturen und ihre Bedeutung für die amäboide Bewegung WESTDEUTSCHER VERLAG KÖLN UND OPLADEN 1963 Herrn Prof. Dr. W. J. SCHMIDT zur Vollendung seines 80. Lebensjahres am 21. 2. 1964 gewidmet. Nicht für den Verkauf bestimmt ISBN 978-3-663-04039-2 ISBN 978-3-663-05485-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-05485-6 Verlags-Ne. 011247 © 1963 by Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag' Inhalt I. Einführung ................................................... 7 H. Mikroskopische Zellstrukturen .................................. 10 IH. Korrelationen von Struktur und Dynamik ........................ 21 1. Dynamik von Membranen ................................... 27 2. Membrangenese durch Flächenwachstum ...................... 39 3. Membrangenese »de novo« .................................... 40 4. Membranflußmechanismen und Konvertibilität von Membranen .. 48 IV. Die Bedeutung des Grundcytoplasmas für die Erzeugung der Triebkraft 57 1. Das Grundcytoplasma von Amöben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 59 2. Das Grundcytoplasma von Schleimpilzen ...................... 64 V. Bewertung der Theorien der amöboiden Bewegung ................ 80 1. Amöben................................................... 81 2. Schleimpilze ............................................... 87 VI. Literatur ..................................................... 91 5 1. Einführung Die Gestalt der lebenden Substanz und eine ihrer charakteristischen Eigenschaften, ihre Motilität, sind zu allen Zeiten der Zellforschung ein bevorzugtes Unter suchungsziel gewesen. Nur selten ist bezweifelt worden, daß die Protoplasma strämung - eine Form der Motilitätserscheinungen und wohl eines der wichtigsten Lebensphänomene - in direktem und ursächlichem Zusammenhang mit der Struktur des Protoplasmas steht. So verwundert es nicht, wenn die Auffassungen über die Ursachen der Protoplasmasträmung und besonders der amäboiden Bewegung in den verschiedenen Epochen der Zellforschung enge Verbindungen zu den jeweils vorherrschenden Theorien der Protoplasmastruktur erkennen lassen. Man kann sogar sagen, daß die Theorien der Protoplasmasträmung oft durch die Theorien der Protoplasmastruktur bestimmt worden sind (DE BRUYN, 1947; NOLAND, 1957). Es ist nicht der Zweck dieses Referates, auf die sehr verschiedenen Arten und Einzelheiten der Protoplasmasträmung einzugehen; vielmehr soll gezeigt werden, welche Beiträge die moderne Zellmorphologie, die wesentlich durch die Elek tronenmikroskopie bestimmt wird, zur Analyse des Mechanismus der amäboiden Bewegung liefern kann. Soweit der Morphologe zu diesem zellphysiologischen Problem Aussagen machen kann, wird ihm vor allem die Frage gestellt, welche Zells trukturen für die Erzeugung der Triebkraft dieses Vorganges in Frage kommen oder verantwortlich sind. Weiterhin ist gegebenenfalls ihre sinnvolle funktionelle An ordnung ein morphologisches Problem und die unerläßliche Grundlage für physiologische und biochemische Analysen. Die Betrachtungen dieses Referates wurden in denjenigen Abschnitten, die sich mit den Strukturen zur Erzeugung der Triebkraft der Protoplasmasträmung befassen, im wesentlichen auf die »klassischen Objekte« - die Amäben und Schleimpilze - beschränkt, weil hier sowohl die morphologische als auch die physiologische Analyse am weitesten vorangetrieben worden sind. Das bedeutet eine Ausklammerung der Protoplasmasträmung in pflanzlichen Zellen, der »Cyclose«, einer Form der Protoplasmasträmung, die von der amäboiden Be wegung abgetrennt wird, weil sie nicht mit einer Gestaltveränderung und einer Fortbewegung der Zelle verbunden ist. Hierzu sei auf die zusammenfassenden Darstellungen von KAMIYA (1959, 1960a und 1960b) verwiesen. Bei dem Versuch einer Korrelation von Struktur und Dynamik im Hinblick auf den Mechanismus der amäboiden Bewegung ist es zweckmäßig bzw. erforderlich, in die Betrachtung auch die Dynamik einzelner grundlegender Strukturelemente der Zelle miteinzubeziehen, wie z. B. der wichtigen cytoplasmatischen Mem branen. Das bedeutet weiterhin aber, daß gleichzeitig einige morphogenetische Prinzipien diskutiert werden müssen, ohne deren Kenntnis kein vollständiges 7 Bild von der Dynamik der Feinstrukturen der Zelle zu entwerfen ist. Der enge Zusammenhang zwischen der Dynamik einzelner Strukturk omponenten, ihren morphogenetischen Fähigkeiten und dem Phänomen der Protoplasmamotilität resultiert aus der Tatsache, daß im makromolekularen Bereich der lebenden Substanz Dynamik, Morphogenese und Motilität nicht getrennt voneinander behandelt werden können, weil sie sich weitgehend gegenseitig bedingen bzw. identisch sind. Auf die Verbreitung der Protoplasmaströmung und ihre Bedeutung im Rahmen der amöboiden Bewegung ist immer wieder hingewiesen worden, seit F. E. SCHULZE (1875) wohl die erste Kontraktilitätstheorie mit zahlreichen Beobach tungen untermauerte, die später PANTIN (1923-1925) und MAST (1926-1931) ergänzten. Da die Morphologie seinerzeit jedoch nicht in der Lage war, die Kontraktilitätstheorien zu stützen oder zu widerlegen, gewannen in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts die Oberflächenspannungstheorien mehr und mehr an Bedeutung, die auf BERTHOLD (1886), BÜTSCHLI (1892) und RHUMBLER (1898) zurückgehen (ältere Literatur vgl. HERTWIG, 1929). Obgleich DELLINGER (1906) schon kurz darauf Beobachtungen vorlegte, die mit einer Erklärung der amöboi den Bewegung allein durch Oberflächenspannungskräfte unvereinbar waren und für das Vorhandensein eines kontraktilen Substrats sprachen, blieben die Ober flächenspannungstheorien zunächst doch verbreitet, da sie mit physikalischen und chemischen Begriffen operierten, die es gestatteten, den Mechanismus der Protoplasmaströmung »zu erklären«, ohne einer ungewissen Protoplasmastruktur eine wesentliche Funktion einräumen zu müssen. Der Einfluß der sich in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts entwickelnden Kolloidchemie auf die Zellforschung bestand u. a. darin, daß man die als un befriedigend erkannten Oberflächenspannungstheorien verließ und zu Kontrak tionstheorien verschiedener Art zurückkehrte, wobei die Einführung neuer Termini (»Sol-Gel-Theorie«, »Endoplasma-Ektoplasma«) nicht darüber hinwegtäuschen sollte, daß ihr wesentlicher Gehalt schon auf F. E. SCHULZE (1875) zurückgeht. Aber auch die Einführung kolloidchemischer Termini brachte zunächst wenig Gewinn, weil es nicht möglich war, das morphologische Substrat, die kontraktile Struktur, näher zu identifizieren und so den Kontraktionstheorien eine sichere morphologische Grundlage zu geben. (Ausführliche Literatur über die Ge schichte der Theorien siehe DE BRUYN, 1947.) Zwar sind nun seither von bio chemischer und physiologischer Seite zahlreiche Hinweise für das Vorhandensein von Kontraktionsmechanismen zur Erzeugung der Triebkraft der Protoplasma strömung und damit der amöboiden Bewegung erbracht worden (MARsLAND und BRowN, 1936; MARS LAND, 1939, 1942; LOEWY, 1952; HOFFMANN-BERLING und WEBER, 1953; LANDAu, ZIMMERMAN und MARSLAND, 1954; WEBER, 1955; ALLEN und ROSLANSKY, 1958; HOFFMANN-BERLING, 1958; KAMIYA, 1959, 1960a und 1960b; GOLDACRE, 1961; YAGI, 1961), das Substrat hat sich jedoch bis in die jüngste Zeit einem eindeutigen morphologischen Nachweis entzogen (»Elec tron microscopists have so far not been able to see any contractile-Iooking filaments ... «, GOLDACRE, 1961), so daß wie früher auch heute noch immer wieder Zweifel an der Richtigkeit der Kontraktionstheorien zumindest bei be- 8 stimmten Objekten auftauchen und Alternativen erwogen werden (vgl. STEW ART und STEWART, 1959a und 1959b; BINGLEY und THoMPsoN, 1962). Die Erklärung des Mechanismus der Protoplasmaströmung muß aber zweifellos auf strukturelle Gegebenheiten des Protoplasmas zurückgeführt werden. Zweck dieses Referates ist es, darzulegen, daß die heutige Zellmorphologie erstmalig in der Lage zu sein scheint, in den elektronenmikroskopisch erkenn baren Zellstrukturen (zumindest bei bestimmten Objekten) ein für die Erzeugung der Triebkraft der Protoplasmaströmung ausreichendes kontraktiles Substrat darzustellen. Dieses Referat stellt also weder eine Übersicht der heutigen Zell morphologie noch der Motilitätserscheinungen der lebenden Substanz dar, vielmehr mögen einige schon mögliche Korrelationen zwischen bei den Wissens gebieten dargelegt werden, um weitere Untersuchungen anzuregen und vielleicht zu erleichtern. Dies erscheint um so wünschenswerter, als die Elektronen mikroskopie auf diesem interessanten Gebiet der Biologie bisher vergleichsweise wenig erfolgreich gewesen ist. Da die amöboide Bewegung der Bewegungs mechanismus ist, mit dessen Hilfe sich nicht nur Protozoen und Blutzellen (vgl. DE BRUYN, 1944, 1945, 1946), sondern auch Gewebezellen und die meisten embryonalen Zellen (vgl. LEWIS, 1931, 1939, 1942) fortbewegen bzw. bestimmte Stoffwechsel-Leistungen vollbringen, braucht die Bedeutung der Analyse des Mechanismus der amöboiden Bewegung nicht unterstrichen zu werden. 9 II. Mikroskopische Zellstrukturen Die Beobachtung einer lebenden Zelle unter geeigneten lichtoptischen Bedin gungen zeigt uns je nach Objekt zumeist sehr schön das Phänomen der Proto plasmaströmung und in vielen Fällen, wie z. B. bei Amöben, Schleimpilzen und tierischen Gewebekulturzellen, eine u. a. daraus resultierende Zellbewegung. Abgesehen von der besonderen Dynamik einer Zellart, erkennt man bei der Lebendbeobachtung, welche Zellorganellen an der Protoplasmaströmung teil nehmen und ob verschiedene Modifikationen des Protoplasmas im Rahmen der Bewegungsvorgänge in Erscheinung treten. Während der Zellkern z. B. bei Hühnerherzmyoblasten in Gewebekultur (Abb. 1) relativ wenig an der Protoplasmaströmung teilzunehmen scheint, bewegen sich die zahlreichen Kerne in den Plasmodien der Schleimpilze mit voller Geschwin digkeit (maximal mehr als 1 mm/sec) mit dem Protoplasmastrom (auf die Gefahr von Fehlschlüssen insbesondere bei der subjektiven Beobachtung langsam ab laufender Bewegungsprozesse und ihre Analyse durch Kinematographie unter Änderung des Zeitfaktors [KUHL, 1942, 1951, 1952, 1953, 1954; W. und G. KUHL, 1949] kann hier nur kurz hingewiesen werden). Bei Hühnerherzmyoblasten und allgemein bei Gewebekulturzellen ist die Protoplasmaströmung ebenso wie bei vielen anderen Zellen zumeist dadurch zu erkennen, daß Mitochondrien (Abb. 1, M) oder andere Zellpartikel (wie z. B. die Cytosomen, Abb. 1, Cy) mitgeführt oder in ihrer Gestalt verändert werden. Relativ große Areale des Cytoplasmas sind lichtmikroskopisch im Leben völlig homogen (Abb. 1, Pseudopodien Ps), Bewegungsvorgänge in solchen hyalinen Cytoplasmaarealen entgehen der sub jektiven Beobachtung, sofern sie nicht etwa an der Zellperipherie zu einer Orts veränderung führen. Die historische Unterscheidung von »Hyaloplasma« und »Körnchenplasma«, z. T. übereinstimmend auch die Unterscheidung von »Ektoplasma« und »Endoplasma«, hängt hiermit zusammen (vgl. FREY-WySS LING, 1938, 1955a und b; SCHMIDT, 1937, 1939). Nur in wenigen Zellarten ist eine so konstante und großräumige Trennung von »Hyaloplasma« einerseits und »Körnchenplasma« andererseits festzustellen wie bei der zum Limax-Typ gehörenden Amöbe Hyalodiscus simplex WOHLFARTH BOTTERMANN 1960 (vgl. Abb. 2). Eine Unterscheidung verschiedener Cyto plasmamodifikationen entweder im Sinne ihres Organell- bzw. Partikelgehaltes (Hyaloplasma-Körnchenplasma) oder im Sinne einer räumlichen Anordnung (Ektoplasma-Endoplasma) ist in irgendeiner Form bei den meisten Zellen möglich, die eine ausgeprägte Protoplasmaströmung besitzen. Bekanntlich spielen diese verschiedenen Cytoplasmamodifikationen für das Phänomen der amöboiden Bewegung eine wesentliche Rolle. Das lichtmikroskopische Bild kann jedoch wenig zu ihrer genaueren Charakterisierung beitragen. Nur unter 10 Abb. 1 Lebende Hühnerherzmyoblasten in Gewebekultur. Phasenkontrastmikrosko pische Aufnahmen a und b im Abstand von 1 Minute. N = Zellkern; Z = Zen trosphäre; Cy = Cytosomen; M = Mitochondrien; Ps = Lichtmikroskopisch hyaline Pseudopodien. Beachte die Gestaltveränderungen der Mitochondrien (M) in der Zeit zwischen den bei den Aufnahmen. Vergr. 1900: 1. WEISSENFELS (unveröffentlicht). 11 Cy _-6/A"'~ a 12

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