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Zeitstrategien in Innovationsprozessen: Neue Konzepte einer nachhaltigen Mobilität PDF

231 Pages·2007·4.952 MB·German
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Kurt Weis (Hrsg.) Zeitstrategien in Innovationsprozessen SOZIALWISSENSCHAFT Kurt Weis (Hrsg.) Zeitstrategien in Innovationsprozessen Neue Konzepte einer nachhaltigen Mobilität Mit einem Geleitwort von Prof. Dr.-Ing. Martin Faulstich Deutscher Universitäts-Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Die Untersuchung wurde gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst als Projekt F217 des Bayerischen Forschungsverbundes Abfall- forschung und Reststoffverwertung (BayFORREST). 1. Auflage Mai 2007 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitäts-Verlag | GWVFachverlage GmbH, Wiesbaden 2007 Lektorat: Frauke Schindler / Britta Göhrisch-Radmacher Der Deutsche Universitäts-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbe- sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. indiesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8350-6068-5 Geleitwort Martin Faulstich „Gut Ding will Weile haben – erst recht, wenn man sich über Zeit auslässt.“ Mit diesen Worten hat mich der Hauptautor des vorliegenden Buches, Michael Schneider gebeten, ein Vorwort zu schreiben. Es trifft sich gut, dass dieser Wunsch den Vorwortschreiber gerade zur Jahreswende trifft, denn die Zeit zwischen den Jahren gilt gemeinhin als die Zeit, um über Zeit nachzudenken, über das abgelaufene Stück Vergangenheit und das kommende Stück Zukunft. Es wäre nun aber müßig in einem Vorwort zu einem Buch über Zeit auch nur ansatzweise zu versuchen, dieses Phänomen einzufangen. Der Autor will die Gelegenheit lediglich nutzen, den kleinen Ausschnitt aus der Vergangenheit Revue passieren zu lassen, der zur Vorgeschichte dieses Buches gehört und den ich als Vorstand des Forschungsverbundes BayFORREST mitgestalten durfte. Dieser Forschungsverbund ist bereits 1991 gegründet worden und damit der älteste von zeitweise über 25 bayerischen Forschungsverbünden, die das ge- samte Spektrum der Wissenschaften abdecken. BayFORREST ist als abfallwirtschaftlicher Forschungsverbund ins Leben gerufen worden, der sich vorzugsweise mit Schadstoffentfernung, Wertstoffge- winnung und Abfallablagerung befasste; alles Themen, welche vor allem die Natur- und Ingenieurwissenschaften betrafen. Der Verbund war damit auch ein Kind seiner Zeit, war es doch ein drängendes Umweltproblem zu Beginn der neunziger Jahres des vorherigen Jahrhunderts, mit steigenden Abfallmengen, endlichen Deponien und fehlenden Behandlungskapazitäten fertig zu werden. Der Forschungsverbund hat sich jedoch stets als interdisziplinärer Verbund verstanden, nur ist es viele Jahre nicht recht gelungen, andere Disziplinen für unsere Themen zu begeistern. Denn uns war recht bald klar, dass die bisherige Abfallwirtschaft schnell an ihre Grenzen kam, da sich diese immer erst dann mit den Stoffströmen befassen konnte, wenn sie schon angefallen waren. Selbst die besten Technologien hatten damit nur begrenzte Möglichkeiten. Eine nachhaltige Wirtschaft, die diesen Namen auch verdient, muss jedoch viel früher im Lebenszyklus beginnen. Es gilt an der Quelle der riesigen Res- sourcen- und Energieströme unserer heutigen Industriegesellschaft anzusetzen. Dazu sind jedoch auch die politischen und rechtlichen, gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Randbedingungen zu analysieren und zu beeinflussen. Und hier reicht es eben nicht, wenn der Chemiker mit der Biologin zusammenarbeitet, hier ist echte Interdisziplinarität gefragt, hier müssen die Geistes- und Sozial- VI Geleitwort wissenschaften mit den Natur- und Ingenieurwissenschaften Hand in Hand zusammenarbeiten. Zahlreiche und vielfältige Fragen und Aufgaben stellen sich in diesem Zu- sammenhang: Wohlstandserhalt und Ressourceneinsparung, Akzeptanz und Verbraucherverhalten, Steuerung von Innovationen, Leasingmodelle und Mar- ketingstrategien usw. Ein effizienter Umgang mit Ressourcen muss zunächst die Bereiche in den Blick nehmen, wo große Massen- und Energieströme umgesetzt werden und da steht der Bereich Mobilität ganz oben. Es war daher nur folge- richtig, dass sich das Team von Kurt Weis, Michael Schneider, Siegfried Kreibe und Monika Wastian des Themas Zeitstrategien in Innovationsprozessen am Beispiel der Mobilität angenommen hat. Es liegt zudem in der Sache, dass ein derart anspruchsvolles Projekt nicht gegen, sondern nur mit der Industrie gelin- gen kann. Ich habe mich seinerzeit sehr gefreut, dass dieses interdisziplinäre Projekt bewilligt wurde und es durch Kompetenz und Kreativität der Forschergruppe zu wegweisenden Ergebnissen geführt hat. Meine Freude ist umso größer, dass ihre interessanten Erkenntnisse nunmehr in einem renommierten Verlag publi- ziert werden und damit etwas Nachhaltiges geschaffen wird. Mein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle noch einmal dem ganzen Projektteam für die wissen- schaftliche Bearbeitung und dem Verlag für die sorgfältige Veröffentlichung dieser wichtigen Studie. Prof. Dr.-Ing. Martin Faulstich Vorstand des Forschungsverbundes BayFORREST Vorwort Kurt Weis Mobil – kurzsichtig – nachhaltig? Es gibt sie noch, die Traumteams von Mitarbeitern, wie man sie sich fast nur noch im Märchen zu wünschen wagt. Hier hat ein Team mit unermüdlicher Schaffensfreude und motivierendem Dauerengagement selbstständig und weit- gehend ungestört und gelegentlich auch unbezahlt gearbeitet. Privatdozent Dr. Michael Schneider regte dieses Projekt an und steuerte es durch alle Höhen und Tiefen bis zur Buchgestalt, Frau Diplompsychologin Monika Wastian begleitete ihn dabei und löste kreativ und kritisch alle dabei auftauchenden Methoden- fragen. Als wir von unserem Geldgeber, dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst bei einer „Begehung“ überprüft wurden, wurde ich lange vor Ende unserer Präsentation gefragt, ob dieses Team bereit sei, zusammen zu bleiben und weitere Projekte für das Ministerium durch- zuführen. Was wünscht man sich mehr? Als Dritten erwähne ich gern Herrn Dr. Siegfried Kreibe, Leiter der Abteilung Umwelttechnik am Bayerischen Institut für Angewandte Umweltforschung und -technik (BIFA) in Augsburg, mit dem ich unseren Projektantrag vor dem Bayerischen Forschungsverbund Abfall- forschung und Reststoffverwertung (BayFORREST) vorstellte und als Bay- FORREST-Projekt F 217 bewilligt bekam. Ihnen allen, dem Wissenschafts- ministerium und dem BayFORREST-Forschungsverbund als wohlwollenden Geldgebern, den genannten drei Projektstützen und allen weiteren Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern, Caraola Gugel, Sarah Hottenroth, Barbara Mühlberger, Bernhard Hartleitner, Gerhard Ilg und Herbert Rinner, danke ich noch einmal ganz herzlich. Dieses Buch reiht sich in die Bücher und Projekte zur Zeitforschung ein, die aus dem Fachgebiet Soziologie der Technischen Universität München hervor- gingen. Es begann mit den großen Ringvorlesungen zur Frage Was ist Zeit? (1993-1995: Zeit und Verantwortung in Wissenschaft, Technik und Religion; Entwicklung und Herrschaft der Zeit in Wissenschaft, Technik und Religion) und wurde in Seminaren und Projektarbeiten über Zeitlandschaften und Be- schleunigungsphänomene in Gesellschaft und Umwelt, Technik und Wissen- schaft fortgesetzt. Die vier Reizwörter des vorliegenden Titels: Zeitstrategien, Innovations- prozesse, Nachhaltigkeit und Mobilität lassen sich schon allein und getrennt in VIII Vorwort ihrer umstrittenen Bedeutungsvielfalt nur schwer aufschlüsseln. Hier werden alle vier in Beziehung gesetzt. Das gibt dem Buch seinen Reiz. Der Faktor Zeit ist eine der wichtigsten Größen unserer Lebens- und Ar- beitswelt. Zeit möglichst effektiv zu nutzen, sie zu sparen, gilt heute mehr denn je – vor allem in der Wirtschaft. Dabei gibt es ganz verschiedene Vorstellungen von Zeit; denn Menschen nehmen Zeit unterschiedlich wahr, sie leben in ver- schiedenen ‚Zeitlandschaften’. Am Beispiel eines Symbols unserer Beschleuni- gungsgesellschaft, des Automobils, zeigt das Projekt die Probleme unterschied- licher Zeitstrategien und Planungshorizonte. So werden die Entwicklungspha- sen immer kürzer, ziehen jedoch dann häufiger Rückrufaktionen nach sich. Die rasche Folge der Vierteljahres-Bilanzen verstellt den Blick auf mittel- und lang- fristige Konsequenzen der Autonutzung für Umwelt und Klima. Immer wieder neue kurzfristige Konzepte der Verkehrsplaner gegen den drohenden Verkehrs- infarkt verdecken, dass Fahrerinnen und Fahrer die in Jahrmillionen entstan- denen unersetzlichen Ressourcen eilig tanken und aufbrauchen. Gefordert wird deshalb eine nachhaltige Mobilität, eine Wirtschaftsweise, die ökonomische, ökologische und soziale Faktoren gleichermaßen berücksich- tigt und die Lebenschancen künftiger Generationen sichert. Zeitliche Aspekte wie Wirkungszeiträume, Regenerationsraten oder Planungshorizonte sind dabei von wesentlicher Bedeutung. Erst der Faktor Zeit füllt das Leitbild der nachhal- tigen Mobilität mit Inhalt und verleiht ihm seine zukunftsweisende Bedeutung. Trotz ihres herausragenden Stellenwerts liegen über die zeitliche Dimension der Nachhaltigkeit kaum gesicherte Erkenntnisse vor – ja es scheint, dass die Uhren der ökonomischen, der ökologischen und der sozialen Welt jeweils anders lau- fen. Da setzt unser Projekt an und versucht, die Voraussetzungen zu schaffen, dass diese Uhren besser synchronisiert werden können. Mit unserer fortschreitenden Zivilisation wachsen unser Zeitbewusstsein und unsere Sensibilität für Zeit. Mit wachsender Fortschrittsdynamik scheint sich auch der Aufenthalt in der Gegenwart zu verkürzen. Schrumpft die Ge- genwart, weil sich der Zeitraum konstanter Lebensbedingungen verkürzt? Äng- stigt uns die Zukunft, weil zukünftige Lebensverhältnisse immer weniger pro- gnostizierbar sind und doch immer schneller näher rücken? Expandiert die Gegenwart oder expandiert die Zukunft, wenn momentane Entscheidungen immer längerfristige Folgen haben? Diese Frage war unter engagierten Zeitfor- schern gelegentlich umstritten: Ist es nur eine akademische Frage, ob sich die Gegenwart oder die Zukunft ausdehne, wenn in der Gegenwart Entscheidungen getroffen werden, die für die Zukunft immer längerfristige irreversible Folgen mit sich bringen? Dehnt sich die Gegenwart oder schrumpft sie, wenn wir heute folgenreichen Einfluss auf die Zukunft nehmen? In unserer so genannten Risi- kogesellschaft sind wir inzwischen in der Lage, unsere Lebensgrundlagen, also die Luft zum Atmen, das Wasser zum Trinken, den Boden zur Nahrungsgewin- Vorwort IX nung, die Ozonschicht zum Schutz vor tödlichen kosmischen Strahlen und das Klima auf der Erde so zu verändern, dass unser Weiterleben gestört oder ver- hindert werden kann. Das ist ein Aspekt der neuen Nachhaltigkeit. Trotz dieser langfristigen Zugriffe auf die Zukunft verkürzt sich an vielen Orten die Perspektive des Handelns. Das gilt privat wie gesellschaftlich. Es fällt ja schon politisch schwer, Menschen langfristig und rechtzeitig für die Alters- vorsorge für ihr eigenes Leben zu motivieren. Große Firmen werden immer seltener als Familienfirmen im langfristigen familiären Interesse, also im Inter- esse der nachfolgenden Generation(en) geführt. Stattdessen werden sie immer häufiger mit kurzfristigem Blick auf die Börse und die für Anteilseigner wichti- gen Quartalsabschlüsse geleitet und bewertet. Berufsgruppen haben ihre eigene Sicht. Menschen denken, schon berufsbe- dingt, in unterschiedlich langen oder kurzen Zeiträumen. Bei Klimaforschern sind die zu berücksichtigenden Zeiträume länger als bei Abfallwissenschaftlern. Forstleute und Bodenexperten beobachten längerfristige Entwicklungen als Lehrer, die ihre Erfahrungen aus den Zyklen sich ablösender Schülergeneratio- nen sammeln. Politikern kommt bei der Frage nach der Zeit schnell die nur vier- jährige Wahlperiode ins Bewusstsein. Das strukturiert ihr Planen und Handeln. Wirtschaftler beachteten einzelne Haushaltsjahre. Börsenmakler rechnen nun schon eher in vierteljährlichen Perioden oder im Alltag der Börsenhektik ganz kurzfristig in Entwicklungssprüngen von Tagen, Stunden und Minuten. Rund- funkmoderatoren sollen sich zwischen Musiktiteln, Werbeblöcken und Wortein- spielungen an einen Rhythmus von gut drei Minuten halten. Bei der Abmode- ration müssen sie darauf achten, dass die Zeit zu Beginn der Nachrichten auf die Zehntelsekunde genau angesagt werden kann. Auch die Produzenten, die Ent- wickler und die Lackierer, die Verkäufer und die Nutzer, die Entsorger und die Versicherer von Autos haben ihre jeweils typischen Zeitplanungshorizonte. Wir leben in einer Welt zunehmender Beschleunigung, die bei vielen zu wachsender Unsicherheit und verkürzter, also kurzsichtiger Planung führt. Zu dem Problem wachsender Kurzsichtigkeit gesellt sich wohl ein weiteres Phä- nomen. Wir leben in einer Gesellschaft, die es – wie nie in der Menschheitsge- schichte zuvor – darauf anlegt zu verhindern, dass wir zur Ruhe und Besinnung kommen. Der allgemein beklagte Stress, der allenthalben gestiegene Zeitdruck in Beruf und Freizeit, die Dauerberieselung mit Informationen aus Nachrichten und Unterhaltungsangeboten, die auch in diesem Buch eindrucksvoll geschil- derten Beschleunigungsphänomene in Technik, Gesellschaft und Umwelt, die Verlängerung geschäftlicher Öffnungszeiten und die Verkürzung von früher rituell und religiös genutzten Auszeiten – all dies sind Hinweise auf den Weg in die pausenlose Gesellschaft, die uns dauerndes Handeln, Entscheiden und Agie- ren abverlangt, aber wenig Zeit für Kontemplation und Nachdenken lässt.

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