ebook img

Zeitschrift für aktive Christen PDF

24 Pages·2012·1.96 MB·German
by  
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Zeitschrift für aktive Christen

4 2012 H 11661 Meinerzhagen Nummer 140 Jahrgang 2012 Zeitschrift für aktive Christen MMiitt AAuusshhaarrrreenn llaauuffeenn ddeenn vvoorr uunnss lliieeggeennddeenn WWeettttllaauuff HHeebbrrääeerr 1122..11 NR. 140 IMPRESSUM 4. Quartal 2012 Herausgeber CLV Christliche Literatur- Youngstown/Ohio, USA – Herbst Verbreitung e.V. Postfach 110 135 2012: Der Vize-Präsidentschafts- 33661 Bielefeld Kandidat Paul Ryan hilft kurz vor der Wahl in einer Armen-Suppenküche. Bankkonto Zusammen mit seiner Familie über- Postbank Hannover nimmt er dort den Spüldienst. Dabei Kt.-Nr.: 25 24 309 BLZ: 250 100 30 lassen sich die Ryans natürlich filmen und fotografieren. Alle stehen in wei- Sonderkonto für ßen Schürzen vor Edelstahlbecken und Außenmission hantieren publikumswirksam mit Ge- Für Lateinamerika, schirr und Töpfen. In der letzten Woche Russl and, usw.: vor den Wahlen wird sogar ein Millionär CLV-Auslandshilfe Volksbank im zum temporären Tellerwäscher … Märkischen Kreis eG Als kurz darauf der Leiter der Suppen- Kt.-Nr.: 101 216 0700 küche von dem Foto-Termin hörte, erhob er erbost Protest: Er lehnt eine parteipoli- BLZ: 447 615 34 tische Vereinnahmung seiner Wohltätigkeits-Stelle strikt ab. Der Termin war auch gar BIC GENODEM1NRD nicht mit ihm abgesprochen. Ryans Medienberater hatten spontan und ungefragt den IBAN DE74 4476 1534 Kandidaten ans Spülbecken gestellt. Zu allem Überfluss war das Kochgeschirr gar nicht 1012 1607 00 schmutzig. Ryan tat nur so, als ob … Bitte bei Spenden- Eine amerikanische Satire-Sendung titelte am Abend: „Bitte, wegen Gottes Liebe, bescheinigungs- lasst das sein!“ Wunsch auf Richten wir unseren Blick auf eine ähnliche Szene in einem Obersaal: In einer Schür- eine vollständige ze kniet unser Herr vor einem Waschbecken und hantiert mit Lappen und Füßen. Er Absender-Anschrift achten. Vielen Dank! hat diesen Saal nicht ungefragt okkupiert, sondern alles im Voraus für seine Jünger arrangiert. In der Waschschüssel ist echtes Waschwasser und an den Füßen der Zwölf Erscheint klebt echter Schweiß und Dreck. Kein Pressefotograf hat diesen Waschgang im Bild Vierteljähr- festgehalten, aber dafür hat es das Gedächtnis seines Jüngers Johannes um so prä- lich und kann ziser getan. Als Petrus heftig widerspricht, sagt Jesus ihm mit anderen Worten: „Lass kos tenl os bezogen werden. meine Liebe an dir geschehen!“ In der letzten Nacht vor seinen Todesqualen wird unser Herr und Meister zum Fußwäscher. Schriftleiter und „Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr ... Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, Versandstelle wenn ihr es tut.“ (Joh 13,16-17) Wolfgang Bühne Postfach 1126 58527 Meinerzhagen Etwas mehr „Tun“ bei allem „Wissen“ – angeregt auch durchs Lesen der neuen fest+treu-Ausgabe wünscht Bestellungen, Abbestell ungen sowie Adressänderungen bitte umgehend an folgende Adresse senden: Christoph Grunwald INHALT Eickenstr. 29c 51709 Marienheide oder per e-Mail an: [email protected] Inhalt dieser Ausgabe: Bildnachweis: Seite 2: http://i.huffpost.com/ gen/817910/original.jpg (30.11.2012) C.H. Spurgeon Spurgeons Vermächtnis .....................................3 Seite 3: http://giacintobutindaro. Wolfgang Bühne Hiskia – der Mann, der Gott vertraute.........................4 org/wp-content/uploads/2012/07/ spurgeon_chair1.jpg (02.12.2013) Christoph Grunwald Das größte Gebot...........................................8 Seite 5: sxc.hu | 104992; Seite 7: sxc.hu | brokenarts; Seite 14: Michael Bühne Schicht im Schacht?.........................................11 Wappen: wikimedia (11.12.2012); Wolfgang Bühne Bolivien – das Land, wo Einheit nur ein Wort ist ............... 13 Seite 17: http://www.jimand- nancyforest.com/wp-content/ Georg Walter Henri J.M. Nouwen......................................... 17 uploads/2006/06/Nouwen.jpg (11.12.2012) NACHGEDACHT 3 Spurgeons Vermächtnis C.H. Spurgeon Am 7. Juni 1891 hielt Charles Haddon Spurgeon seine letzte Predigt im Metropolitan Tabernacle in London. Seit dem Umzug seiner Gemeinde in dieses Gemeindehaus im südlichen Teil Londons waren 30 Jahre vergangen. Wenige Monate später starb er am 31.01.1892 im Alter von 58 Jahren. Der Abschnitt aus 1Samuel 30,21-26 diente Spurgeon als Ausgangstext für seine Predigt, welche er an seine Gemeinde richtete, die ihm ans Herz gewachsen war. Die letzten Worte seiner Predigt lauteten: Und was ich als Letztes zu sagen habe, ist dies: Wie sehr wünsche ich mir, dass du, der du dem Herrn noch nicht folgst, zu ihm kommen mögest, damit du erkennst, was für ein freundlicher und barmherziger Herr er ist! Junge Männer, wenn ihr euren Führer sehen könntet, ihr würdet eure Knie beugen und ihn bitten, dass er euch erlaubt, sich denen anzuschließen, die ihm nachfolgen. Es ist der Himmel, Jesus zu dienen. Ich bin ein Feldwebel, der Soldaten rekrutiert, und ich würde mich freuen, in dieser Stunde einige Rekruten zu finden. Jeder Mensch muss jemandem dienen, diese Tatsache ist unausweichlich. Alle, die keinen Meister haben, sind Sklaven ihres Ichs. Du kannst dir sicher sein, du wirst entweder Satan oder Christus dienen, entweder deinem Ich oder deinem Erlöser. Die Sünde, das Ich, Satan und die Welt wirst du als harte Meister erfahren; wenn du aber die Uniform Christi trägst, wirst du ihn als den Sanftmütigen und von Herzen Demütigen erfahren, sodass du Ruhe für deine Seele finden wirst. Er ist der ehrbarste von allen Führern. Unter den größten Führern war niemand wie er. Er war stets an dem Ort zu finden, wo die Schlacht am stärksten tobte. Wenn der Wind kalt bläst, stellt er sich immer der unerträglichsten Seite des Berges ent- gegen. Das schwerste Ende des Kreuzes ruht immer auf seinen Schultern … Diese vierzig Jahre und mehr habe ich ihm gedient, gepriesen sei sein Name! Und ich empfinde nichts als Liebe für ihn! Ich wäre froh, hier auf Erden weitere vierzig Jahre in diesem gleichen, so lieb gewonnenen Dienst fortzufahren, wenn es ihm gefällt. Ihm zu dienen ist Leben, Friede, Freude. O dass du dies sogleich erleben könntest! Gott möge dir helfen, dass du dich noch heute zur Treue unter dem Ban- ner Jesu verpflichtest! Amen. (Aus: Georg Walter; „Unter dem Banner Christi – Charles Haddon Spurgeon“; CLV; siehe Buchbesprechung auf Seite 21) 4 BIBELARBEIT Hiskia – der Mann, der Gott vertraute Wolfgang Bühne (Schluss) Bibeltext: 2Kö 20, 12-19; 2Chr 32, 32.33; ternden Botschaft: „Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht genesen!“ (2Kö 20,1) Peinliche Fragen … Jetzt kam dieser Prophet nicht zu einem In meiner Kindheit und Jugend war es üblich, König, der deprimiert und sterbenskrank auf dass alle zwei oder drei Jahre in unserer dem Bett lag, sondern zu einem, der „auf Wolke Gemeinde Hausbesuche durchgeführt wurden. sieben“ schwebte. Zu einem, der sich nach dem Meist ältere, ehrwürdige und sehr ernste „Reise- Besuch der babylonischen Diplomaten und „Reichtum brüder“ – die Abends in der Gemeinde Vorträge wegen der ungewohnten weltweiten Anerken- und weltliche über biblische Themen hielten – besuchten nung und Wertschätzung wie im Rausch fühlte Gesellschaft tagsüber die Familien, um dort jung und alt „auf und vor lauter Euphorie wie benebelt war. den Zahn“ zu fühlen, Fragen zum geistlichen Wie alle Propheten Gottes war Jesaja kein sind die beiden Leben zu stellen, oder auch Fragen zu beant- Mann, der eine salbungsvolle Einleitung benö- Krebsge- worten. tigte, um sein Anliegen auf den Punkt zu brin- schwüre, die Bei meinen Eltern waren sie meist beim Mit- gen. Kurz, knapp und unmissverständlich stellte das wahre tagessen zu Gast. Das war für mich der ange- er dem König drei Fragen, um sein Gewissen in Leben der nehme Teil des Besuches, denn zu diesem spe- das Licht Gottes zu stellen. Er brauchte drei ziellen Anlass gab es immer ein besonders gutes „Paukenschläge“, um Hiskia aus seinen Träume- Gottseligkeit und aufwendiges Essen … reien aufzuwecken: verzehren. Allerdings schmeckte mir das Essen meis- • „Was haben diese Männer gesagt?“ Christ sei tens nur halb so gut, weil ich wusste, dass nach • „Woher sind sie zu dir gekommen?“ auf der Hut der Mahlzeit peinliche Fragen gestellt wurden, • „Was haben sie in deinem Haus gesehen?“ vor ihnen!“ die ich nicht ehrlich beantworten würde. Eine Fluchtmöglichkeit gab es nicht und so musste „Was haben diese Männer gesagt?“ ich alle Fragen um mein Seelenheil erwartungs- Eigenartig, dass Hiskia auf die erste der drei gemäß mit einem netten Lächeln und in Gegen- Fragen nicht eingeht. Jedenfalls lesen wir nichts wart meiner Eltern und Geschwister zur Zufrie- davon. Aber wir lesen wohl, dass die Boten aus denheit des Fragenstellers beantworten. Ich Babylon mit dem deutlichen Auftrag ihrer Vor- war ein Heuchler und wusste wahrscheinlich als gesetzten gekommen waren „… um nach dem Einziger in der Tafelrunde, dass ich einer war und Wunder zu fragen, welches im Lande geschehen hoffte, dass keiner hinter meine Maske schaute. war.“ (2Chr 32,31) Möglicherweise war das nur eine höfliche, Ein unerwarteter Besuch diplomatische Floskel, um Hiskia aus der Reserve König Hiskia bekam auch Hausbesuch – aller- zu locken, ihn gesprächig zu machen und damit dings keinen angekündigten, für den er sich die Basis zu schaffen, ihm später das Angebot präparieren konnte. Dieser Besuch traf sehr einer gemeinsamen Allianz gegen den Feind spontan und völlig unerwartet ein. Es war kein anbieten zu können. Oder aber bei negativem „Reisebruder“, den er nur vom Namen her flüch- Verlauf der Verhandlungen die Schwachstellen tig kannte. Nein, es war der ihm vertraute Pro- des Königs und seines Reiches herauszufinden. phet Jesaja – sicher einige Jahrzehnte älter als Sie knüpften jedenfalls sehr klug an dem Hiskia, denn schließlich hatte er schon seinem an, was damals in den umliegenden Völkern für Vater Ahas und seinem Großvater Jotham ins mächtigen Gesprächsstoff gesorgt hatte: Die Gewissen geredet. wundersame Heilung der Krankheit Hiskias, ver- Nachdem Hiskia mit ihm wegen der Bela- bunden mit dem Naturwunder an der Sonnen- gerung der Assyrer zu Gott geschrien und eine uhr Ahas und der unerklärliche, plötzliche und wunderbare Gebetserhörung erlebt hatte, waren vernichtende Sieg über die Assyrer, ohne das noch nicht viele Wochen vergangen. Und es war ein einziger Soldat aus dem Heer des Königs von auch noch nicht lange her, dass dieser Prophet Juda dabei ums Leben gekommen war. zu einem Blitzbesuch am Krankenbett bei ihm Welch eine Steilvorlage für Hiskia, Zeugnis auftauchte, mit der kurzen, aber niederschmet- von der Größe und Macht seines Gottes abzule- BIBELARBEIT 5 drohte. Aber das Lächeln und die Glückwün- sche Babylons hatten Hiskia blind gemacht für die Gefahr, die mit dem freudigen Empfang der Gäste verbunden war. Sie waren wahrschein- lich mit der Absicht erschienen, den Untergang Judas vorzubereiten. „Wir können daraus ler- nen, dass das Lächeln der Welt uns besiegen kann, während vielleicht ihr Spott uns näher zum Kreuz getrieben hätte“ (C.H. Mackintosh) Die Belage- Man kann es sich fast bildlich vorstellen, wie rung und die der König auf die ernste Frage des Propheten Drohungen nach dem „Woher“ der Gäste mit stolzen Augen, der feindlichen die vom Hochgefühl der erwiesenen Ehre glänz- Assyrer hatten ten, antwortete: „Aus fernem Land sind sie gen – also das zu tun, was er auf dem Kranken- gekommen, von Babel.“ (2Kö 20,14) Hiskia in die bett nach seiner Heilung gelobt hatte: „Der Herr Es ist schon eigenartig: Die Belagerung und Gegenwart war bereit mich zu retten; und wir wollen mein die Drohungen der feindlichen Assyrer hatten Gottes und ins Seitenspiel schlagen alle Tage meines Lebens.“ Hiskia in die Gegenwart Gottes und ins Gebet Gebet getrie- (Jes 38,20) getrieben. Aber die Komplimente der Baby- ben. Aber die Aber der ehrenvolle Besuch aus Babylon lonier machten ihn taub für das „Zischen der hatte ihn so geblendet, dass er offensichtlich Schlange“. Komplimente vergessen hatte, dass sein Todestag schon Damit keine Missverständnisse entstehen: der Babylonier beschlossen war. Eigentlich hätte ihn der Ernst Wir sollen höflich und freundlich zu unseren machten ihn der Ewigkeit treiben sollen, seinen Mund zur ungläubigen Mitmenschen sein und dürfen uns taub für das Ehre seines Gottes und Retters zu öffnen. Welch freuen, wenn Gott uns Kontakte und Gesprä- „Zischen der eine Botschaft hätte er diesen Diplomaten mit- che schenkt. Aber diese Kontakte sollten wir geben können – auf dem Weg in ihre heidnische nutzen, um auf irgendeine Weise die Menschen Schlange“ Umgebung – wenn er diese einmalige Gelegen- auf unseren Herrn Jesus aufmerksam zu machen heit zur Evangelisation genutzt hätte! und nicht um uns selbst in den Mittelpunkt der Aber so lernten die babylonischen Gesand- Gespräche zu stellen. ten einen König kennen, der von seiner eigenen Wenn der heute aus allen Richtungen auf uns Größe wie berauscht war und die angenehme eindringende „missionale“ Ruf nach „Kulturrele- Atmosphäre und das scheinbare Wohlwollen vanz“ dazu führt, dass wir uns unserer Umge- seiner vornehmen Gäste nicht durch ein klares bung und Kultur anpassen, ohne ein deutliches Bekenntnis zu seinem Gott beeinträchtigen Zeugnis von unserem Herrn abzulegen, dann wollte. sollten wir wissen, aus welcher Quelle diese Rat- „Reichtum und weltliche Gesellschaft sind schläge stammen … die beiden Krebsgeschwüre, die das wahre Leben der Gottseligkeit verzehren. Christ sei „Was haben sie in deinem auf der Hut vor ihnen!“ (C.H. Spurgeon) Haus gesehen?“ Ehre und Anerkennung von unseren Mitmen- Auch hier zeigt die unschuldig klingende Ant- schen und besonders von der „gehobenen“ und wort des Königs eine verblüffende Offenheit: intellektuellen Gesellschaft zu suchen, bewirkt „Sie haben alles gesehen, was in meinem Haus auch heute die „Maulkörbe“, die uns den Mund ist; es gibt nichts in meinem Schätzen, was ich zu einem offenen, deutlichen und glaubwürdi- ihnen nicht gezeigt hätte.“ (V. 15) Aus der gen Zeugnis verschließen. Tatsächlich lesen wir einige Verse vorher, Erinnern wir uns an die ernsten Worte unse- dass er seine Gäste in sein Schatzhaus und Fülle des res Herrn und an die Charakterisierung der uns Zeughaus geführt hatte und diese einen exak- Herzens umgebenden Gesellschaft: „Denn wer irgend ten Einblick in die Vermögensverhältnisse und redet der sich meiner und meiner Worte schämt unter die- Geldanlagen Hiskias bekommen hatten. Mund sem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, Von dem Reichtum, der Herrlichkeit und der dessen wird sich auch der Sohn des Menschen Größe seines Gottes hatte er geschwiegen und schämen, wenn er kommt in der Herrlichkeit um so ausführlicher und freimütiger konnte seines Vaters mit den heiligen Engeln.“ (Mk 8,38) er nun den aufmerksamen Babyloniern seine eigene Größe und seinen Reichtum vorstellen. „Woher sind sie gekommen?“ „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“, Diese rhetorische Frage sollte Hiskia bewusst gab unser Herr sowohl den Pharisäern (Mt machen, auf welche Menschen er sich da einge- 12,34), wie auch seinen Jüngern (Mk 6,45) zu lassen hatte und welch eine Gefahr aus Babylon bedenken. 6 BIBELARBEIT „Gedankenblüten zeigen, wo wir verwurzelt Babel gezeigt hatte, alle Reichtümer und selbst sind“, pflegte der 1970 verstorbene Straßen- seine Nachkommen würden nach Babylon weg- Evangelist Wolfgang Dyck zu sagen. Als Berliner gebracht werden: „… es wird nichts übrigbleiben, hatte er keine Mühe, seinen Mund zu öffnen spricht der Herr.“ (2Kö 20,17) und sein lautes Organ war von weitem zu hören. Welch eine Ernüchterung für Hiskia, den Aber immer kam er schließlich auf den zu spre- die deutlichen Worte des Propheten aus allen chen, der sein Leben völlig verändert hatte und Träumereien rissen und wieder auf den Boden nun sein Herz erfüllte. der Realität stellten. Vielleicht haben wir oft und Was sind unsere Gesprächsthemen? Wovon gerne den Refrain gesungen: und worüber reden wir am liebsten? Wovon „Mach was klein dir, mir klein, „Ein an der fließt unser Mund über? und was groß dir, mir groß; Ewigkeit Hiskia hatte auch nicht daran gedacht, die dass ich folge dir, Jesus, allein. ausgerich- Gäste aus Babylon mit dem Propheten Jesaja Mach vom eignen Sinn, tetes Wer- bekannt zu machen. Immerhin hatten er und von mir selber mich los, der Prophet doch eine jahrelange und vertraute lass ein brauchbares Werkzeug mich sein.“ tesystem ist Beziehung. (E.E. Hewitt) das größte Aber der ernste Prophet hätte schlecht Erbe, das in diese honore Gesellschaft gepasst. Als das Es kann Erfahrungen in unserem Leben wir unseren wandelnde Gewissen Hiskias hätte allein seine geben, in denen Gott unsere Wertvorstellungen Kindern Anwesenheit es schwer möglich gemacht, die in wenigen Augenblicken völlig verändert und Diplomaten in die sonst sicher gut abgeschirm- uns lehrt, unser Leben, unsere Lebensziele und mitgeben ten Schatzhäuser und Vorratskammern zu füh- auch unsere Lebensinhalte im Licht der Ewigkeit können.“ ren. Man stelle sich die Peinlichkeit vor, Jesaja zu bewerten. Oft muss Gott – wie im Leben wäre plötzlich unangemeldet auf der Empfangs- Hiskias – schmerzliche Maßnahmen ergreifen, gala zu Ehren der Babylonier erschienen … damit uns groß und wichtig wird, was Ewigkeits- „Wie selten und wie wunderbar schön ist ein wert hat und wir durch Erfahrung lernen: „… die Mensch, dem das Geld nichts anhaben kann, Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen der weder die Menschen nach ihrem Geld ein- Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“ (1Joh 2,17) schätzt, noch seinen Blick auf Gott sich trüben Auf einem alten Autoaufkleber soll folgen- lässt durch lockende Gewinne auf den Ernte- der zynischer Satz gestanden haben: „Wer mit feldern dieser Welt.“ (Paul Humburg) dem meisten Spielzeug stirbt, hat gewonnen!“ Jesaja betrat das Haus des Königs erst, als Diese wenigen Worte machen den wirklichen die inzwischen bestens in die Reichtümer His- Wert unserer Hobbys, Immobilien und Bank- kias eingeweihten Gesandten auf dem Rückweg konten deutlich. Randy Alcorn hat das einmal nach Babylon waren, um ihren Auftraggebern auf positive Weise so formuliert: „Ein an der Bericht zu erstatten und Pläne zu ermöglichen, Ewigkeit ausgerichtetes Wertesystem ist das wie man die Schatzhäuser in Jerusalem plündern größte Erbe, das wir unseren Kindern mitgeben könnte. können.“ Georg Müller (1805-1889), der bekannte Ein vernichtendes Urteil … Waisenvater von Bristol, bekam im Mai 1842 eine „Höre das Wort des Herrn!“ mit dieser War- goldene Uhr und Kette geschenkt. Ein kurzer, nung besiegelt Jesaja im Namen Gottes das aber denkwürdiger Brief war beigefügt: Urteil über die Reichtümer Hiskias und über die „Ein Pilger braucht nicht eine Uhr wie diese, Zukunft Judas: alles, was Hiskia den Boten aus um glücklich zu sein. Eine geringere wird genü- EINLADUNG 12. Frühjahrskonferenz der KfG • 12.-14.04.2013 „Vom Schriftprinzip zur Schriftkritik – 500 Jahre Theologiegeschichte im Überblick“ mit Dr. Wolfgang Nestvogel und Wolfgang Bühne Veranstaltungsort: Feriendorf Groß Väter See, Groß Väter 34 17268 Groß Dölln (50 km nördlich von Berlin) Anmeldung bitte unter www.kfg.org oder direkt bei der KFG-Geschäftsstelle: Mackenzeller Str. 12 • 36088 Hünfeld • Tel.: 06652 918 187 • [email protected] BIBELARBEIT 7 gen, ihm zu zeigen, wie schnell die Zeit dahin- Vielleicht war das auch die Haltung Elis, fliegt, und wie schnell er dem Kanaan entge- nachdem er das Gericht Gottes über sich und geneilt, wo es keine Zeit mehr gibt; so können sein Haus aus dem Mund des jungen Samuel Sie damit tun, was Sie gut dünkt. vernommen hatte: „Er ist der Herr; er tue, was Es ist die letzte Reliquie irdischer Eitelkeit; gut ist in seinen Augen.“ (2Sam 3,18) möge ich – so lange ich im Leibe walle – vor Beugung unter das Gericht Gottes und allem Götzendienst bewahrt bleiben.“ uneingeschränkte Anerkennung seiner Souve- Beugung unter „Reliquien irdischer Eitelkeit“ – ist das nicht ränität sollte auch unsere Reaktion auf das „gute eine treffende und originelle Beschreibung vie- Wort des Herrn“ sein, auch dann, wenn es unser das Gericht ler schöner Dinge, die wir eigentlich nicht brau- Versagen und unsere Sünde offenlegt. Gottes und chen, die uns in der Nachfolge wie ein Klotz am uneinge- Bein hängen und das Sterben schwer machen? Das Ende der Erweckung schränkte Leider zeigen die letzten Mitteilungen über das Demütigung Leben Hiskias, dass die erstaunliche und ermu- Anerkennung „Da demütigte sich Hiskia wegen der Überhe- tigende Erweckung, die Gott durch ihn in Juda seiner Souve- bung seines Herzens, er und die Bewohner von bewirken konnte, nicht weiterging. Trotz Hiskias ränität sollte Jerusalem; und der Zorn des Herrn kam nicht Demütigung und Buße geht eine Segenszeit auch unsere über sie in den Tagen Hiskias.“ (2Chr 32,26) zu Ende, die in seinen jungen Jahren durch ihn Reaktion auf Aus dieser kurzen Bemerkung im zweiten begonnen wurde. Und so wird beides im Leben das „gute Buch Chronika kann man schließen, dass diese Hiskias deutlich: Gottes Souveränität und Demütigung Hiskias die Reaktion auf Gottes menschliche Verantwortung! Erinnern wir uns Wort des Gerichtsankündigung war. an das Gebet Spurgeons: Herrn“ sein, Das würde auch zu der Mitteilung in 2Kö 20 „Behüte mich in der Jugend, wenn meine auch dann, passen, wo wir die letzten Worte Hiskias lesen Leidenschaften stark sind! wenn es unser können: „Und Hiskia sprach zu Jesaja: Das Wort Behüte mich im Alter, wenn ich mir auf meine Versagen und des Herrn ist gut, das du geredet hast; und er Weisheit etwas einbilde und deshalb ein größe- sprach: Nicht wahr, es wird Frieden und Bestand rer Tor sein mag, als selbst die Jungen!“ unsere Sünde sein in meinen Tagen?“ (2Kö 20,19) Schenke Gott, dass unsere letzten Tage und offenlegt Man kann den Eindruck bekommen, dass Stunden auf der Erde der krönende Abschluss diese letzten Worte Hiskias ziemlich eigennützig eines gesegneten Lebens sind! klingen, als hätte er gemeint: „Na ja, ist ja nicht Doch die Lebensgeschichte Hiskias schließt so schlimm – Hauptsache das Gericht Gottes nicht mit seinem Versagen und seiner Demüti- trifft nicht mich, sondern meine Nachkommen!“ gung. Das Buch der Chronika betont abschlie- Aber es könnte auch sein, dass die Worte ßend, welche Lücke Hiskia im Volk Gottes hin- davor: „Das Wort des Herrn ist gut, das du gere- terlassen hat: „Und Hiskia legte sich zu seinen det hast!“ die rückhaltlose Beugung und Demü- Vätern, und man begrub ihn auf der Anhöhe der tigung des Königs unter das Urteil Gottes bein- Gräber der Söhne Davids; und ganz Juda und die halten. Keine Rechtfertigung, keine Einwände, Bewohner von Jerusalem erwiesen ihm Ehre bei keine Versuche, seine Sünde irgendwie in ein seinem Tod …“ (2Chr 32,30) anderes Licht zu stellen und so zu verharmlosen. Was auch immer Hiskias Motive waren, Doch wichtiger und gewichtiger als alle Ehr- Aufrichtigkeit und Rückhaltlosigkeit sollten wir bezeugungen der Bewohner Judas und Jerusa- jedenfalls zeigen, wenn Gott Sünde in unserem lems am Grab des verstorbenen Königs ist der Leben aufdeckt. Nachruf und das Zeugnis Gottes: 8 BIBELARBEIT Das größte Gebot Christoph Grunwald (Teil 4) Eine Frage – zwei Antworten … werden, braucht es ganz dringend Regeln, Vor- „Was ist das größte und erste Gebot?“ Die Ant- schriften und Gebote, welche die Beziehungen wort Jesu auf diese Frage eines Schriftgelehrten dieser Verkehrsteilnehmer untereinander regeln. wurde ja in den letzten drei Ausgaben bereits Beziehungen ohne Regeln, ohne Gebote führen ausführlich behandelt. In diesem letzten Teil der zu Anarchie, zu Chaos, zur Macht des Stärkeren Artikelserie soll noch ein weiterer Punkt ange- und Unterdrückung des Schwächeren – wenn es sprochen werden. Während in der letzten Aus- um Beziehungen zwischen sündigen Menschen gabe die Unterschiedlichkeit der beiden Gebote geht! betont wurde, geht es nun um die Gemeinsam- Wenn wir die beiden Gebote betrachten, die keiten. Jesus betont, dann sehen wir, dass auch diese Die Antwort, die Jesus gab, ging eigentlich beiden Gebote Beziehungen regeln: die Bezie- Wer das über die Frage des Schriftgelehrten hinaus. Die- hung zwischen uns und Gott, als die wichtigste erste Gebot ser fragte nach dem höchsten Gebot (Einzahl) – Beziehung überhaupt, und die Beziehungen zu aber Jesus nennt ihm zwei Gebote. Es gibt also unseren Mitmenschen, als die Zweitwichtigsten. hält – hält nicht nur ein höchstes Gebot, es gibt zwei! Jesus Die ungeheure Tragweite der beiden Gebote auch das hebt diesen Punkt besonders hervor, wenn er in besteht nun darin, dass sie tatsächlich ausrei- zweite. Mt 22,38 nach der Nennung des ersten Gebo- chend sind, um alle Aspekte unserer täglichen Anders geht tes hinzufügt: „Dieses ist das größte und erste Beziehungen zu regeln. Sie genügen als Verhal- es nicht. Wer Gebot, aber das zweite ist ihm gleich.“ tensanweisung für jede Situation! Diese beiden „Du sollst den Herrn deinen Gott lieben!“ ist Gebote geben uns trotz und vielleicht auch Gott liebt, das erste und größte Gebot – aber das zweite gerade wegen ihrer allgemeingültigen Formu- liebt den ist ihm gleich. „Gleich“ ist hier sicher als Gleich- lierung einen klaren Rahmen vor, in dem wir uns Nächsten. heit im Rang, in der Bedeutung zu verstehen bewegen können und sollen. Sie sind nicht situ- Wer den – danach fragte der Schriftgelehrte schließlich ationsspezifisch, sondern eher wie zwei Leit- Nächsten und das ist es, was Jesus ihm zur Antwort gibt. planken, die uns auf dem richtigen Weg halten. Ein größtes und erstes – aber das zweite ist ihm Das ist auch der Grund, warum sowohl Pau- nicht liebt, gleich – an Rang und Stellenwert. Inwiefern sind lus als auch Jakobus mehrfach darauf hinweisen, liebt Gott diese beiden Gebote nun aber gleichwertig? dass das Gesetz mit diesen Geboten erfüllt ist. nicht (Sie nennen explizit nur das Gebot der Nächs- Das Wesen und der Nutzen tenliebe – aber das liegt vermutlich daran, dass von Geboten sie sich in dem Kontext, in dem sie dieses Gebot Gebote sind Anweisungen, die (unter anderem) zitieren, nur mit der zwischenmenschlichen Beziehungen regeln. Wenn nur eine einzige Ebene beschäftigena)). Auf den Gesetzestafeln Person existieren würde und sonst nichts und der 10 Gebote sind genau diese beiden Ebenen niemand, wären keine Gebote notwendig. Der vertreten – die ersten vier Gebote „regeln“ das einzelne wäre vollkommen frei, weil niemand Verhältnis zwischen Gott und Menschen, die mit ihm in Interaktion träte und seinen Hand- folgenden sechs die Beziehungen der Men- lungsfreiraum eingrenzen würde. Sobald aber schen untereinander. Paulus nimmt wörtlich nur eine weitere Person existiert – sei es Gott oder auf letztere sechs Bezug, wenn er in Römer 13 ein Mensch – und in eine Beziehung mit dieser schreibt: (ersten) Person tritt, muss es Verhaltenswei- „Seid niemand etwas schuldig, außer dass sen geben, die diese Beziehung regeln. Eine ihr einander liebt; denn wer den anderen liebt, absolute Freiheit ist dann nicht mehr möglich. hat das Gesetz erfüllt. Denn die Gebote: ‚Du Wenn nur eine Person auf der Straße mit dem sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, Auto unterwegs wäre, könnte sich diese Person du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsches verhalten wie sie wollte. Sobald die Straßen Zeugnis ablegen, du sollst nicht begehren‘ – und von mehreren Verkehrsteilnehmern genutzt welches andere Gebot es auch gibt –, werden a) Es fällt auf, dass es in den paulinischen Schriften sehr wenige Stellen gibt, die explizit eine Erwähnung der Liebe des Men- schen zu Gott enthalten. Diese sind: Röm 8,28, 1Kor 2,9 (in einem Zitat); 1Kor 8,3; 1Kor 16,22; Eph 6,24. Das für Paulus die Liebe des Menschen zu Gott jedoch ebenfalls essentiell ist, zeigt allein die scharfe Formulierung in 1Kor 16,22 (siehe hierzu auch: „The Longing of Love: Faith and Obedience in the Thought of Adolf Schlatter“; Dane C. Ortlund; Themelios 33.2 (2008); S. 43). BIBELARBEIT 9 zusammengefasst in diesem Wort, Gleichwertig und Gott. Wer nicht liebt, der hat Gott nämlich: ‚Du sollst deinen Nächsten gleich wichtig … nicht erkannt; denn Gott ist Liebe.“ lieben wie dich selbst!‘ Die Liebe tut Die beiden Gebote sind also in dem Und Vers 20: „Wenn jemand sagt: ‚Ich dem Nächsten nichts Böses; so ist nun Sinne gleichwertig, dass sie beide – liebe Gott‘, und hasst doch seinen die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.“ und nicht eines allein – die Grundlage Bruder, so ist er ein Lügner; denn wer (Röm 13,8-10). für das ganze Gesetz legen. Aber sie seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, sind noch in einem weiteren Sinne wie kann der Gott lieben, den er nicht Anfang und Ende gleichwertig bzw. gleichbedeutend. sieht? Und dieses Gebot haben wir von Paulus benutzt hier zwei Begriffe um Auffällig ist ja, dass Jesus das ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen das Gebot der Nächstenliebe in Bezie- zweite Gebot anführt, obwohl er selbst Bruder lieben soll.“ (1Joh 4,7.8.20.21) hung zu dem übrigen Gesetz zu stel- sagt, dass das von ihm erstgenannte len. Er spricht davon, dass das Gebot das „größte und erste“ ist (Mt 22,40). Gott ist der Ursprung aller der Nächstenliebe die Erfüllung und Er hat die Frage des Schriftgelehrten wahren Liebe die Zusammenfassung des Gesetzes also beantwortet, aber er nennt den- Wahre Liebe hat ihren Ursprung immer ist. Er macht deutlich, dass das Halten noch umgehend das zweite Gebot in Gott. Ohne Gott kann es keine echte dieses einen Gebotes bedeutet, dass – das erste ist ohne das zweite unvoll- Liebe geben. Der natürliche Mensch man „automatisch“ auch alle anderen ständig. wird durch seine Lieblosigkeit und sei- Gebote hält. Wer seinen Nächsten Tatsächlich ist es so: die beiden nen Hass charakterisiert (vgl. Joh 3,19; liebt, wird ihn nicht töten. Wer seinen Gebote gehören unauflöslich zusam- 8,44; Tit 3,3). Ohne göttliches Eingrei- Nächsten liebt, wird nicht die Ehe bre- men! Die radikale ganzheitliche Liebe fen können wir nicht lieben. Gott muss chen. Wer seinen Nächsten liebt, wird zu Gott (vom ersten Gebot gefordert) an uns wirken und uns beschenken, kein falsches Zeugnis über ihn ablegen ist nach außen hin nicht unbedingt damit wir überhaupt lieben können – kurz, wer seinen Nächsten liebt, hat sichtbar! Jesus fordert uns mit dem (vgl. z.B. 5Mo 30,6; Röm 5,5). das Gesetz erfüllt – weil letztendlich ersten Gebot zu einer inneren Haltung Jeder der liebt, ist aus Gott gebo- jedes andere Gebot ein Spezialfall auf, nicht zuerst zu einer äußeren ren und erkennt Gott. Wenn jemand dieses einen Gebotes ist. Paulus nennt Handlung – während das Gebot der liebt – mit der göttlichen Liebe liebt es daher die Zusammenfassung des Nächstenliebe aber vor allem letzteres – dann ist dies ein Zeichen dafür, dass Gesetzes. Er richtet seinen Blick auf ist. Die Nächstenliebe ist sozusagen er wiedergeboren ist. Wir wissen, dass das Endergebnis – die Summe aller die äußere Erscheinungsform der Got- jeder, der glaubt, ewiges Leben einzelnen Gebote ergibt das große tesliebe. haben wird (vgl. z.B. Joh 3,36; Apg Gebot der Nächstenliebe. Die Liebe zu Gott muss sich immer 2,21). Es ist der Glaube, der rechtfer- Jesus zeichnet ein ähnliches Bild, auch in der Liebe zum Nächsten zeigen tigt – aber dennoch ist Glaube an sich aber mit einer anderen Blickrichtung, – während es auf der anderen Seite eine kaum sichtbare Eigenschaft. Erst wenn er sagt: „An diesen beiden Gebo- nie eine wahrhaftige Nächstenliebe wenn dieser Glaube wahrhafte Liebe ten hängt das ganze Gesetz und die gibt, wenn nicht zunächst Gott von „produziert“, ist dies ein deutliches Propheten“ (Mt 22,40). Vermutlich will ganzem Herzen, ganzer Seele, gan- und belastbares Zeichen dafür, dass Jesus damit ausdrücken, dass aus die- zem Verstand und ganzer Kraft geliebt jemand aus Gott geboren ist. Liebe sen beiden Geboten das ganze Gesetz wird! Augustinus werden die Worte ist die unumgängliche Konsequenz entspringt – das ganze Gesetz und die zugesprochen: „Liebe Gott – und tue wahren Glaubens: „Wer nicht liebt, der Propheten ‚atmen‘ den Geist dieser was du willst.“1 hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist beiden Gebote – den Geist der Liebe Wer das erste Gebot hält – hält Liebe.“ zu Gott und der Liebe zum Menschen. auch das zweite. Anders geht es nicht. Ein Christ, der nicht liebt, ist kein Jedes Gebot ist demnach irgendwie Wer Gott liebt, liebt den Nächsten. Christ! Er kann Gott nicht erkannt auf diese Gebote zurückzuführen. Wer den Nächsten nicht liebt, liebt haben. Gott zu erkennen, an ihn zu Paulus sieht in der Rückschau das Gott nicht. glauben, bedeutet sein Wesen erkannt Endergebnis – alle Gebote münden in Johannes macht das in seinem ers- und verstanden zu haben – und es das Gebot der Nächstenliebe. Jesus ten Brief mehr als deutlich: „Geliebte, wiederzuspiegeln. Gottes Wesen ist blickt von vorne auf die Entwicklung – lasst uns einander lieben, denn die Liebe – daher muss Erkenntnis Gottes alle anderen Gebote ergeben sich aus Liebe ist aus Gott; und jeder der liebt, in Liebe münden. Wer nicht liebt, hat diesen beiden Liebesgeboten. ist aus Gott geboren und erkennt Gott nicht erkannt. EINLADUNG Hirtenkonferenz 2013 „Die Gemeinde des lebendigen Gottes“ mit Chris Mueller, Benedikt Peters, Johannes Pflaum und Bibelschullehrern des EBTC Ort: Lutherstadt Wittenberg • Weitere Infos und Anmeldung: www.hirtenkonferenz.de 10 BIBELARBEIT „Wenn jemand sagt: ‚Ich liebe Gott‘, und abhinge, dann wären wir alle verloren! Wenn wir hasst doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner; uns an den Geboten Jesu messen, sind wir Ver- denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, sager. Aber gerade dann, wenn wir unser dra- wie kann der Gott lieben, den er nicht sieht?“ matisches Versagen im Blick auf diese Gebote Johannes bestätigt hier die unauflösliche Ver- erkennen, dürfen wir den Blick auf das Evange- bindung zwischen dem ersten und dem zweiten lium richten – und diese gute Nachricht lautet: Gebot. Wenn jemand seinen Bruder nicht liebt, „Darin besteht die Liebe – nicht das wir Gott zeigt dies, dass er auch Gott nicht liebt. Die geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat.“ Liebe zum Nächsten ist die nach außen sicht- (1Joh 4,10). Die frohe Botschaft ist: Gott handelt bare Manifestation der Liebe zu Gott. Und des- nicht gemäß unserer Liebe zu ihm, sondern sei- halb hält Johannes fest: „Dieses Gebot haben ner Liebe zu uns. wir von ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen In Christus verbinden sich die zwei Ebenen Bruder lieben soll.“ der Liebe, die vertikale und die horizontale am und im Kreuz. Hier ist einer, der beide Gebote Seine Liebe zählt … vollständig erfüllt hat und uns dadurch in unse- Paulus schreibt in Galater 5,6: „… denn in Chris- rer Unfähigkeit und Schwachheit zum Retter tus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbe- wird. Als er am Kreuz starb, starb er an „Liebe im schnittensein etwas, sondern der Glaube, der Endstadium“3! durch die Liebe wirksam ist.“ Ein Glaube ohne Wir lieben zu wenig? Ja, aber was wirklich Liebe ist unwirksam, tot (vgl. Jak 2,14-26)! Aus zählt ist – er liebt genug! Unser Glaube ist zu lebendigem Glauben wird unweigerlich Liebe schwach? Ja, aber die Schrift sagt nicht, dass entspringen und wirksamer Glaube kann vor viel Glaube rettet, sondern das Glaube rettet! allem daran wirklich erkannt werden. Wir merken, dass wir heiliger und gerechter Die Liebe ist „der Prüfstein des Glaubens“2! leben sollten? Ja, aber darauf kommt es am Die beiden Gebote, die der Herr nennt, sind der Ende nicht an – weil Jesu vollkommene Hei- Maßstab, den Gott an uns Menschen anlegt. Es ligkeit und Gerechtigkeit unsere Heiligkeit und sind seine Anforderungen an uns. Aber ohne Gerechtigkeit geworden ist (1Kor 1,30). göttlichen Beistand sind diese Anforderungen in Gott sieht uns in Christus. Wir sehen auf Wir sehen ihrer Tiefe unerfüllbar! unsere kümmerlichen Versuche zu lieben – er Auf uns selbst gestellt zerschellen wir an den sieht Jesu vollkommene Liebe. Wir sehen die die Sünde, Ansprüchen dieser beiden Gebote! Wir genügen Sünde, die Unfähigkeit, das Versagen – er sieht die Unfä- ihnen nicht. Niemals! Wir lieben zu wenig – den Sieg, die Unvergänglichkeit, die Vollkom- higkeit, das sowohl Gott als auch unseren Nächsten! menheit. Wir sehen uns als Sünder, er sieht uns Versagen Gott sagt: „Du sollst mich lieben aus deinem als Söhne: „Weil ihr nun Söhne seid, hat Gott den – er sieht ganzen Herzen und deiner ganzen Seele und Geist seines Sohnes in eure Herzen gesandt, der deinem ganzen Verstand und deiner ganzen ruft: Abba, Vater!“ (Gal 4,6) den Sieg, die Kraft.“ Und ich antworte: „Ja Herr, ich will dich Während wir noch nicht einmal dazu in der Unvergäng- aus ganzem Herzen lieben, ich sehe in meinem Lage sind, ein so wunderbares Wesen wie Gott lichkeit, die Herzen einen kleinen Funken, aber da ist mein zu lieben – geschweige denn unseresgleichen, Vollkom- Besitz, an dem mein Herz hängt, da ist mein liebt er uns trotz unserer Unwürdigkeit mit einer menheit. Wir Hobby, was meine Kraft beansprucht, da sind vollkommenen Liebe! meine Karrierepläne, die meinen Verstand in „Unsere Liebe zum Herrn ist nicht der Rede sehen uns Beschlag nehmen und da ist mein Stolz, von dem wert, aber von seiner zu uns kann nie genug als Sünder, meine Seele zehrt. Ich will dich lieben – aber es gesprochen werden.“4 er sieht uns fällt mir so schwer!“ Wir lieben definitiv zu wenig – und wir wollen als Söhne Gott sagt: „Du sollst deinen Nächsten lieben mehr von der göttlichen Liebe in Anspruch neh- wie dich selbst!“ Und ich antworte: „Ja Herr, ich men. Aber wir sollen an unserer Unzulänglich- will meinen Nächsten lieben wie mich selbst – keit nicht verzweifeln, sondern vor allem – wie aber ich liebe mich selbst zu sehr, als dass ich Johannes sagt – im Bewusstsein behalten, dass mich für ihn völlig aufopfern könnte!“ Gott Liebe ist – und in seiner Liebe bleiben und Liebe ist der Prüfstein des Glaubens – aber in seiner Liebe vollkommen werden (1Joh 4,16). wir würden an diesem Prüfstein zerrieben. Wenn unsere Rettung von dem Maß unserer Liebe „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ QUELLENANGABEN 1 zitiert in William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments, Markus-Evangelium; Aussaat-Verlag; Sonderausgabe 2006; S. 263 2 C.H. Spurgeon; „Jesus nachfolgen – nicht ihm vorauslaufen“; Bd 4. 3L Friedberg 2002; S.92 3 eine Formulierung von Andreas Fett 4 Matthew Henry, zitiert in: „The Complete Gathered Gold: A Treasury of Quotations for Christians“; John Blanchard; 2006 Evangelical Press; digitales Modul; V1.1; AccordanceBible 10.0.5; Oak Tree Software Inc. (eigene Übersetzung)

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.