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Zeitgeschichtliches Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. PDF

536 Pages·2002·18.546 MB·German
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ewichtet. Die Relevanz der Analyse des Wortgebrauches di as Gericht wird dun Irteilstextes belegt: , Zeitgeschichtliches Sülle" auch durch den Wörterbuch edeutung einzubüße aß [offenbar weil das der deutschen Gegenwartssprache eiten in besonders be ulle) oder mit Zusätze rweist sich die fortb< usammenhängen, in^1 /•\ rv y-v r» /^| /~\ V I I I Herausgegeben von Georg Stötzel Is ,Freund und Helfe und Thorsten Eitz erwendung. Greift s unter Mitarbeit von in, ist das Wort ,Bul Astrid Jährling-Marienfeld, Lea Plate u.a. aufschlussreich sind (PPIWfl . v-* i i v i i v/ i .Ul IUI I' V7M VV7T 980: „Gericht: ,Bulle" kann teuer sein" (WZ); „Gericht: ,Bulle chimpfwort" (NRZ); „,Bulle" bald ein Spitzname? Polizisten dü ich noch beleidigt fühlen"" (FAZ). 983 kommt es zu einer andersartigen medienwirksamen geri chen Beurteilung des Sprachgebrauchs. Im August 1983 besti as Berliner Landgericht den Freispruch eines Schöffengerii om Jahresanfang, das einen Redakteur der linken Berl tageszeitung"" vom Vorwurf der Beleidigung freigesprochen hi »er Redakteur war für den Abdruck von Leserbriefen verantwor ewesen, in denen von „Bullen"" die Rede war (so die F 2.8.1983). Die Richter verhehlen nicht, dass sich das Wort wt jr Beleidigung eigne, sie stellen aber in Abrede, dass es in jec all des Gebrauchs „automatisch"" eine Beleidigung darstelle: er Urteilsbegründung sagten die Richter, im Laufe der Zeit ine Entwicklung eingetreten, die das Wort ,Bulle" nicht rr utomatisch als eine Beiekiiouymerscheinen lasse. So gebe es er Polizei zum BeiS^tBflwTanzgruppe mit dem Nar Sullenballett". und es werde ein .Bullenorden" verliehen."" ( Georg Stötzel • Thorsten Eitz (Hrsg.) Zeitgeschichtliches Wörterbuch der deutschen Gegenwarts spräche unter Mitarbeit von Astrid Jährling-Marienfeld, Lea Plate u. a. 2002 Georg Olms Verlag Hildesheim • Zürich • New York o Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post e.V. Düsseldorf Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © ISO 9706 © Georg Olms Verlag AG, Hildesheim 2002 Alle Rechte Vorbehalten Printed in Germany Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Umschlagentwurf: Prof. Paul König, Hildesheim Herstellung: Goldener Schnitt, Sinzheim Druck: Druck Partner, Hemsbach ISBN 3-487-11759-2 Heinrich Steveling, 1946—1976 Pfarrer in Dortmund-Kirchlinde, gewidmet ■ Vorwort Dieses Wörterbuch ist neuartig. Es untersucht ausgewählte Vokabeln aus dem deutschen gesellschaftlich-politischen Sprachgebrauch seit 1945. Die einzelnen Artikel ver¬ schränken Sprach- und Zeitgeschichte, indem sie die Ge¬ schichte des Wortgebrauchs im Zusammenhang mit den historischen Ereignissen darstellen. Die neue Konzeption erforderte auch eine entsprechend ungewöhnliche Lösung der Frage nach der Erarbeitung der zu Grunde liegenden Texte. Hierzu war eine methodisch neuartige Recherche, Lektüre und Analyse der Textgrund¬ lagen notwendig. Die gesellschaftlich relevanten Diskussionen über zumeist brisante Themen wurden semantisch-pragmatisch unter¬ sucht. Dabei galt es, gezielt solche Texte herauszufinden, in denen öffentlich über konfliktträchtige bzw. strittige Wörter diskutiert wurde, in denen also die gesellschaftliche Bedeutsamkeit der Sprache, speziell der Wortwahl in öf¬ fentlichen Auseinandersetzungen direkt oder indirekt the¬ matisiert bzw. problematisiert wurde. Angesichts solcher Texte wurde das spezifische Vokabular der Diskurse eru¬ iert und analysiert, d.h. die sprachlichen Mittel und Strate¬ gien waren als mögliche Motive, Symptome und Kataly¬ satoren oder auch als wirksame Faktoren der gesellschaft¬ lichen Verhältnisse und des geschichtlichen Geschehens zu beleuchten und zu kommentieren. In der Textsichtung und Textauswahl kam Erstbelegen, die einen gesellschaftlichen (Sprach)Wandel indizieren, verständlicherweise ein beson¬ deres Gewicht zu. Außer den Herausgebern Georg Stötzel (GS) und Thorsten Eitz (TE) sowie den im Titel genannten Mitarbeiterinnen Astrid Jährling-Marienfeld (AJM) und Lea Plate (LP) ha¬ ben Silke Bartsch (SB), Anke Blum (AB), Kristin Diehle (KD), Asa Svenmarck (AS), Thomas Willems (TW), Silke Schwiebert (SS), Ingrid Bresgen (IB), Jan Funken (JF), 1 Mandy Merbeth (MM), Stephanie Wollnik (SW) und Su- sanna Wengeier (SWE) einzelne oder mehrere Artikel ver¬ fasst oder mitverfasst. Die Herausgeber haben alle Artikel überarbeitet und korri¬ giert. Für Kritik und Hilfe bei der Überarbeitung danken wir Hans-Werner Scharf, Thomas Niehr und ganz beson¬ ders der unermüdlichen Lektorin des Olms-Verlags, Frau Doris Wendt. Freundliche Ermutigung und finanzielle Hilfe bei der Pro¬ duktion dieses Studienbuchs und Nachschlagewerks für alle, die an der Dokumentation und Funktionsbeschreibung von zeitgeschichtlich wichtigem Vokabular des öffentli¬ chen Sprachgebrauchs interessiert sind, erhielten wir von Frau Dr. Esther Betz, der Vorsitzenden der Anton-Betz- Stiftung der Rheinischen Post e.V. Georg Stötzel und Thorsten Eitz 2 Zum Konzept Dieses Wörterbuch ist ein Spezialwörterbuch. Es ergänzt große Wörterbücher des Deutschen, die den Gesamtwort¬ schatz zu erfassen suchen und die nur kurze Bedeutungs¬ angaben zu den einzelnen Stichwörtern (Ausdrücken) ma¬ chen können. Um diesen größeren Horizont zugleich mit unserer speziellen Perspektive bewusst zu halten, haben wir unseren Artikeln Worterklärungen und Belegbeispiele des zehnbändigen „Großen Wörterbuchs der deutschen Sprache“ des Duden-Verlages (1999) vorangestellt, sofern unsere Stichwörter dort verzeichnet waren. Wir beschränken uns auf eine begrenzte Anzahl von Stichwörtern. Diese haben wir nicht intuitiv ausgewählt, sondern sie erwiesen sich bei der Analyse im Rahmen von Lehrveranstaltungen über die deutsche Sprachgeschichte seit 1945 als zeitgeschichtlich besonders aufschlussreich. Über solche Schlüsselwörter - und auch mit ihnen - wird bzw. wurde in der Öffentlichkeit oft gestritten. Die Analy¬ se des Wortgebrauchs zeigt, auf wie vielfältige Weise eine in Gruppen und Parteiungen gegliederte und somit hetero¬ gene Gesellschaft unterschiedliche Sprachverwendungen eines vermeintlich einheitlichen lautlichen ,Materials4 entwickelt und eilten fortwährenden Sprachwandel produ¬ ziert. Diese Sprachverschiedenheit hat ihre materielle Grundlage in dem mehr oder weniger starken Antagonis¬ mus gesellschaftlicher Gruppierungen, die in der Sprache ihre unterschiedlichen Einstellungen und Interessen artiku¬ lieren und danach streben, dass diese sich allgemein durch¬ setzen - und im besten Falle akzeptiert und anerkannt wer¬ den. Der gesellschaftliche Wandel, mit dem ein Sprachwandel einhergeht, lässt sich zum Teil bestimmten Themenberei¬ chen zuordnen, innerhalb derer — zumeist auch kontroverse - öffentliche Diskussionen stattfinden. Die sprach- und zeitgeschichtliche Analyse solcher gesellschaftlicher Dis- 3 kurse haben wir Mitte der neunziger Jahre in Düsseldorf in zwei großen Handbüchern dokumentiert.1 Dieses Wörterbuch ist kein Sach-Lexikon der Zeitge¬ schichte. Die Sachen, um die es (in) ihm geht, sind Wörter. Es erzählt konkrete einzelne Fallgeschichten oder Wortkar¬ rieren und zeigt, dass es in bestimmten Bereichen und zu bestimmten Zeiten im öffentlichen Wortschatz und im öf¬ fentlichen Sprachgebrauch besonders auf der Bedeu¬ tungsebene kein einheitliches Deutsch gibt, dass - häufig nicht bewusst - ein semantisch uneinheitliches bzw. diver¬ gierendes Deutsch realisiert wird. Das heißt, dass es den rivalisierenden gesellschaftlichen Gruppen in bestimmten Brisanzphasen des Wortgebrauchs, die wir analysieren, keineswegs gleichgültig ist, wie ein so genannter „Pro¬ blemverhalt“ bezeichnet wird. In der reflektierten sprach- kritischen Analyse ist zu erkennen, dass es bei der - oft auch öffentlich thematisierten — Bezeichnungskonkurrenz um die Konstitution diverser potenzieller „Sachverhalte“ geht. Im konkreten, durch Interessen gelenkten Sprachge¬ brauch will jede Gruppierung ihre Bezeichnung und damit ihre „Sicht der Dinge“ durchsetzen, eine legitime Strategie der Sprachverwendung, die „Tatsachen“ bzw. „Sachver¬ halte“ allererst (er)schafft.2 Die Rede von der „Sicht der Dinge“ verweist darauf, dass mit Sprache eine andauernde Weltinterpretation stattfindet. Dieser Vorgang wird bei Veränderungen oft als Werte¬ wandel bewusst und ist strittig, wenn sich Uminterpretatio¬ nen im öffentlichen (oder auch im juristischen) Wort¬ schatz, das heißt im veränderten Gebrauch der Wörter äu¬ ßern: So ist zur Zeit beispielsweise umstritten, ob ärztlicher Bereitschaftsdienst im Krankenhaus Arbeitszeit sei, ob Viagra als Medikament gelten soll, das heißt mit allen Stötzel/Wengeler (1995) Kontroverse Begriffe. Geschichte des öffent¬ lichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland; Böke/Lied- tke/Wengeler (1996) Politische Leitvokabeln in der Adenauer-Ära. Am deutlichsten wird dies bei der so genannten Sprachlenkung; siehe Schmitz-Berning (1998). 4

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