I Georges Tamer Zeit und Gott II Studien zur Geschichte und Kultur des islamischen Orients Beihefte zur Zeitschrift „Der Islam“ Herausgegeben von Lawrence I. Conrad Neue Folge Band 20 Walter de Gruyter · Berlin · New York III Georges Tamer Zeit und Gott Hellenistische Zeitvorstellungen in der altarabischen Dichtung und im Koran Walter de Gruyter · Berlin · New York IV Printed on acid-free paper which falls within the guidelines of the ANSI to ensure permanence and durability ISBN 978-3-11-020057-7 Library of Congress Cataloging-Publication Data A CIP catalogue record for this book is avaible from the library of Congress. Bibliographic information published by the Deutsche Bibliothek The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available in the Internet at http://dnb.d-nb.de. © Copyright 2008 by Walter de Gruyter GmbH Co. KG, D-10785 Berlin All rights reserved, including those of translation into foreign languages. No part of this book may be reproduced or transmitted in any form or by any means, electronic or me- chanical, including photocopy, recording or any information storage and retrieval system, without permission in writing from the publisher. Printed in Germany Cover design: Christopher Schneider, Berlin V Eudaimoniae Princetonensis VI Vorbemerkung VII Vorbemerkung Vorliegende Schrift hat sich anders entwickelt, als sie ursprünglich ge- plant war. Beabsichtigt war eine Untersuchung der Zeitvorstellungen in der vorislamisch-arabischen Poesie und daraus resultierender Lebens- formen als Einstieg in die Untersuchung der Auffassung von Zeit und Zeitlichkeit im Koran, ein Thema, das bisher in der Forschung kaum ge- bührend berücksichtigt wurde. Bis auf Ausführungen vor allem in unter- schiedlichen Werken von Helmer Ringgren und Toshihiko Izutsu und wenige Aufsätze aus der Feder von Jacques Berque, Gerhard Böwering und Robert Brunschvig steht eine eingehende Untersuchung darüber noch aus wie übrigens auch die aufgrund mangelnden Stoffs verhältnis- mäßig kurze Bibliographie am Ende des jüngst erschienenen Artikels „Time“ in derEncyclopedia of Qur<an deutlich macht. Äußerungen zum Verständnis der Zeit im Koran sind lediglich hier und da Teil der Be- schäftigung mit anderen Fragen. Arabische Autoren, die sich mit dem Thema befassten, konnten sich aus dem Bann der klassisch-islamischen Koranforschung nicht lösen. Ihre Arbeiten bringen deshalb nichts Neues zu dem in jenem Bereich bereits Bekannten. Wenngleich die Lage hin- sichtlich der Behandlung von Zeitvorstellungen in der vorislamisch-ara- bischen Dichtung besser aussieht, wie die Auseinandersetzung mit der Literatur an Ort und Stelle zeigen wird, fehlt bisher dennoch eine Mono- graphie, die die Zeitvorstellungen im Koran und der vorhergehenden Poesie gründlich untersucht und in Verhältnis zueinander setzt. Dies zu untersuchen hatte ich mir vorgenommen, ehe mir klar wurde, dass die vorislamisch-arabischen Gedichte deutliche Gemeinsamkeiten mit hellenistischen Zeitvorstellungen aus der griechisch-römischen Spät- antike des östlichen Mittelmeerraums aufweisen. Der Sachverhalt ver- langte danach, tiefer erforscht zu werden, ein Unternehmen, das sich auch auf den Koran erstreckte. Überraschende Ergebnisse konnten dadurch erzielt werden: Nicht nur die vorislamisch-arabische Dichtung, sondern auch der Koran selbst enthält bedeutsame hellenistische Zeitvorstellun- gen. Welche wichtigen Konsequenzen daraus für die Behandlung des Themas entstehen, sei hier nur stichpunktartig vorweggenommen. Im Gegenteil zu der in der bisherigen Forschung herrschenden Meinung ging VIII Vorbemerkung der Hellenismus mit der Entstehung des Islams nicht zu Ende, sondern wurde in neuer Gestalt fortgesetzt. Eine solche Erkenntnis führt notwen- digerweise dazu, dass der Koran und die sich darauf stützende islamische Kultur in ein neues Licht rücken müssen. Von der Bedeutung der erziel- ten Forschungsergebnisse überzeugt, habe ich mich entschlossen, sie der Fachwelt mitzuteilen. In anschließenden Forschungen will ich die reich- haltige Zeitauffassung im Koran hermeneutisch-kritisch behandeln. Die Untersuchung ist im Ganzen von einem geistesgeschichtlichen Interesse geleitet, das einen Horizont altarabischer und koranischer Weltanschauung zu erschließen versucht, um einen Beitrag zum besseren Verständnis eines nicht immer leicht zugänglichen Religions- und Kul- turraumes und einer alten, aber dennoch sehr präsenten geistigen Epoche zu leisten. Die Beschäftigung mit dem historischen Gegenstand soll jedoch von einem stets wachen Interesse an gegenwärtigen Verhältnis- sen in der islamischen Religion und Kultur begleitet werden, die in un- gebrochener Kontinuität mit ihrer Vergangenheit stehen. Denn moderne Probleme des Islams können ohne die Beziehung konstituierender Epo- chen seiner Entwicklungsgeschichte nicht angemessen behandelt wer- den. Nicht nur im fundamentalistischen Diskurs lebt der frühe Islam imaginativ fort; auch die rationalistisch-aufklärerischen Bemühungen rekurrieren auf die vergangene Blütezeit der arabischen Kultur, um ihre neuen Ansätze in der Tradition zu verankern. Dieses Buch ist eine leicht überarbeitete Fassung meiner Habilita- tionsschrift, die im vergangenen Februar von der Philosophischen Fa- kultät II der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ange- nommen wurde. Mein Dank geht an erster Stelle an die Mitglieder des Fachmentorats Prof. Dr. Hartmut Bobzin (Erlangen), Prof. Dr. Wilhelm Schmidt-Biggemann (Berlin) und Prof. Dr. Walter Sparn (Erlangen), die die Arbeit in ihren verschiedenen Phasen mit Interesse begleitet haben. Meine Lehrjahre in Erlangen sind wohl fruchtbar gewesen. Sie brachten mich mit freundlichen Kollegen und neugierigen Studierenden zusam- men, wofür ich dankbar bin. Besonders seien hier Prof. Dr. Otto Jastrow und die Kollegen am Lehrstuhl Orientalische Philologie, Prof. Dr. Dag- mar Glass, Dr. Claudia Ott, PD Dr. Shabo Talay and Frau Herta Hafen- richter, erwähnt. Hervorheben möchte ich ebenfalls Gelegenheiten geis- tiger Bereicherung, die mir dort im Gespräch besonders mit meinen verehrten Freunden Prof. Dr. Karl Bertau, Prof. Dr. Jens Kulenkampff und Prof. Dr. Michael Lackner zuteil wurde. Eine kürzere Version der ersten beiden Kapitel ist 2002–2003 wäh- rend eines Fellowship-Jahres am Arbeitskreis Moderne und Islam am Vorbemerkung IX Wissenschaftskolleg zu Berlin entstanden. Dem Arbeitskreis und der Fritz-Thyssen-Stiftung ist der Verfasser für ihre Förderung zu Dank ver- pflichtet. Ebenfalls richtet sich mein Dank an Prof. Dr. Angelika Neu- wirth (Berlin) für vielfältige Anregungen und Prof. Dr. Renate Jacobi (Berlin) für ihre sorgsame Durchsicht und fachliche Begutachtung der Schrift. Prof. Dr. Hans Daiber (Frankfurt am Main) hat in den letzten Jahren meine Arbeit mit Interesse stets freundlich unterstützt, wofür ich ihm meinen Dank aussprechen möchte. Ebenfalls richtet sich mein Dank an Prof. Dr. Gerhard Böwering (Yale), der eine frühere Version des ers- ten Teiles las. Der Kern der Studie ist im letzten Jahr während eines ergiebigen For- schungsaufenthalts am Institute for Advanced Study in Princeton ent- standen. Die günstigen Bedingungen in diesem Forscherparadies halfen mir, meine Forschung nach Kräften fortzusetzen und zu einschlägigen Erkenntnissen zu gelangen. Den Faculty Members der School of Histo- rical Studies sei an der Stelle für freundliche Aufnahme und inspirierende Gespräche gedankt. Besonders möchte ich den anregenden Gedanken- austausch mit Prof. Dr. Glen Bowersock und Prof. Dr. Patricia Crone hervorheben. Prof. Dr. Peter Goddard, der Direktor des Institute, und Prof. Dr. Heinrich von Staden trugen entscheidend durch die Überwin- dung von besonderen Schwierigkeiten zur Förderung meiner Forschung bei, wofür ihnen mein aufrichtiger Dank gilt. Meine Arbeit dort wäre mit Sicherheit nicht so fruchtbar gewesen ohne die kompetente und stets freundliche Betreuung des Libraryteams, an dessen Spitze Frau Marcia Tucker steht. Sie und ihre Mitarbeiterinnen sowie Marian Zelazny und Terrie Bramley seien hier mit Lob und Dank bedacht. Unfassbar und deshalb nicht konkret mit gebührendem Dank zu bedenken ist der am Institute wehende Geist der Freiheit, der die Seele mit Freude an der Wissenschaft erfüllt. Ihm sei das Buch als bescheidenes Zeichen tiefer Anerkennung gewidmet. Dem Verlag Walter de Gruyter besonders Frau Dr. Sabine Vogt und Frau Ilona Szlezak für freundliche und kompetente Betreuung sowie Prof. Dr. Lawrence Conrad möchte ich für die Aufnahme des Buches in die Reihe „Studien zur Geschichte und Kultur des islamischen Orients“ Dank aussprechen. Zum Schluss möchte ich ganz besonders meiner Frau danken. Ohne >Abla und ihre beflügelnde Liebe wäre Vieles von dem, was in meinem Leben real geworden ist, nicht möglich gewesen. Columbus, Ohio, im November 2007 Georges Tamer X Vorbemerkung Hinweise zur Transkription und Aussprache arabischer Laute Namen und Begriffe aus dem Arabischen werden in wissenschaftlicher Umschrift wiedergegeben. Wenn diese im geläufigen Sprachgebrauch bereits eingedeutscht sind, wird die bekannte Schreibweise verwendet (z.B. Koran statt Qur<an, Muhammad statt Muhammad und Diwan statt Diwan). Die transkribierten arabischen Laute werden wie folgt ausgesprochen: < fester Stimmeinsatz (be’eilen) © scharfes englischesth (thing) m weichesdsch (Dschungel) h gehauchtesh ä hartesch (Lachen) ü weiches englischesth (then) z weiches deutschess (Sonne) sˇ deutschessch s stimmloses emphatischess am Obergaumen d emphatischesd am Obergaumen t emphatischest am Obergaumen z emphatischesz am Obergaumen > Kehllaut g Gaumen-r wie im Französischen q tief artikuliertes emphatischesk w wie ein englischesw Die Begriffedahr undaion werden immer klein geschrieben, auch wenn sie die tätige oder ikonographische Personifikation der Zeit bezeichnen. Das arabische Wortibn (bin), Sohn, wird in männlichen Personennamen abgekürzt mit b. wiedergegeben.