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Zeit der Hoffnung — Zeit der Angst: Psychologische Begleitung von Krebspatienten PDF

198 Pages·1996·6.76 MB·German
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Ute Schlomer-Doll und Dietrich Doll Zeit der Hoffnung - Zeit der Angst Psychologische Begleitung von Krebspatienten SpringerWienN ewYork Dr. phil. Ute Schlomer-Doll Dr. med. Dietrich Doll Beelitz/Mark, Bundesrepublik Deutschland Das diesem Buch zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bun desministeriums fUr Forschung und Technologie unter dem Forderkenn zeichen 0706883 gefordert. Das Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begrtindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ahnlichem Wege und der Spei cherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugswei ser Verwertung, vorbehalten. © 1996 Springer-Verlag/Wien Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnun gen usw. in diesem Buch berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB soIehe Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirfen. Produkthaftung: Fiir Angaben tiber Dosierungsanweisungen und Applika tionsformen kann vom Verlag keine Gewahr iibernommen werden. Der artige Angaben mtissen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit iiberpriift werden. Satz: Vogel Medien GmbH, A-2100 Korneuburg Graphisches Konzept: Ecke Bonk Gedruckt auf saurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier-TCF Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Zeit der Hoffnung - Zeit der Angst: Psychologische Begleitung von Krebspatienten / Ute Schlomer-Doll ; Dietrich Doll. - Wien ; New York: Springer, 1996 ISBN-13:978-3-21 1-82761-1 NE: Schlomer-Doll, Ute; Doll, Dietrich ISBN-13:978-3-211-82761-1 e -ISBN-13:978-3-7091-9445-4 DOl: 10.1007/978-3-7091-9445-4 Geleitwort Altere Arzte werden sich aus ihrer Studentenzeit der Weisung ihrer Lehrer erinnern, man diirfe einem Krebskranken nie die Wahrheit sagen. Das Wort Krebs - wie auch seine Prognose - durfe er nie wis sen. Das zeigt zunachst die bis in die Gegenwart reichende Aura die ses Wortes als Metapher des unausweichlichen Todes. Es weist aber eben so auf die Schwierigkeit vieler Arzte, bei ihren Patienten die je weils angemessene Form des ersten, sogenannten aufkhirenden, wie * auch weiterer Gesprache mit ihnen zu finden. Zu den Gebieten der Medizin, die heute in schneller und sich weiter spezialisierender Entwicklung sind, gehort zweifellos das der Krebstherapie. Medikamentose und strahlentherapeutische Verfah ren bringen neben chirurgischen Eingriffen eine hingere Lebens zeit, die dann beim Kranken allerdings durch Nebenwirkungen der BehandlungsmaBnahmen, Schmerzen und das Wissen urn Art und Lauf der Erkrankung belastet ist. Angstzustande, depressiver Ruck zug, Zorn und Revolte oder verzweifelte Versuche, die Krankheit nicht wahrhaben zu wollen, wechseln sich haufig abo Eine Belastung besteht aber auch fur die Arzte, gerade wenn sie hier nicht in der heilenden Rolle auftreten und letztlich ihre Ohn macht und das Wissen urn die jetzt greifbare Nahe des Todes uber eine oft lange Zeitstrecke mit dem Kranken teilen sollen. Dabei erfordert die moderne Krebsbehandlung in ihren kom plexen technischen und naturwissenschaftlichen Wegen eine sehr spezialisierte fachliche Kompetenz, die schon allein eine besondere Aufgabe darstellt, v-.i.ssenschaftlich eine Faszination ausubt, Kraft und Zeit fordert. Das fuhrt immer mehr zu einer Konkurrenz der arztlichen Rollen und es wird zusehends schwerer, es moglich zu * In diesem Buch wird der besseren Lesbarkeit wegen nur die mannliche Form (Arzt, Patient, Psychologe etc.) benutzt. Selbstverstandlich sind Frauen und Manner in gleicher Weise gemeint. VI Geleitwort machen, fiir den Kranken erreichbar zu sein und ihm hilfreich zur Verfiigung stehen zu konnen. In den letztenJahrzehnten haben immer haufiger Psychologen bei korperlich Kranken therapeutische Aufgaben iibernommen und sind mit auf das gegenwartige Erleben und Verhalten der Kran ken zielenden Interventionen ganz neue Wege gegangen. Das ge schah auch, urn Menschen im wechselvollen Verlauf einer Krebser krankung beistehen und helfen zu konnen. Was hier von der Psychologin Ute Schlomer-Doll beschrieben wird, sind in zehnJahren Arbeit mit Krebskranken gesammelte Er fahrungen. Dabei geht es urn Patienten, die eine sicher ungiinstige Prognose haben, also inoperable Tumoren, Metastasen, Rezidive und andere fortgeschrittene Formen. Es geht hier also nicht nur urn Begleitung in der Zeit der Erstdiagnose, sondern es werden Ver laufe und deren psychologische Behandlung beschrieben, aller dings mit von der Autorin selbst entwickelten Formen aktiver Hilfe stellung. In mehr als fiinfzig Fallskizzen mit wortlich festgehaltenen Ge sprachen wird anschaulich gemacht, wie es moglich ist, mit der lah menden Angst, Verzweiflung oder Verleugnung bei den Kranken umzugehen. Gefordert ist eben nicht nur einfiihlsames Zuhoren und Verstehen, sondern Handeln, urn zu helfen, mit der Krankheit leben zu konnen. Dabei werden etwa in positiven Visualisierungen nach Land schaften, Wunschphantasien oder Bildern aus der Kindheit ge sucht, nach Orten von "Ruhe und Kraft". Bei diesen Interventio nen, die gestalttherapeutische Verfahren in eigener Weise nutzen, werden auch korperliche Entspannungsmethoden und musikali sche Hilfen herangezogen. Es wird keine Behandlungstechnik fiir alle angeboten; die Ein maligkeit jedes Patienten und seine besondere subjektive und ob jektive Lage bestimmen, was sich als Weg entwickelt. Die Wucht des Wissens urn die eigene bedrohliche, hier zu einem todlichen Ende fiihrende Erkrankung, trifft auf ganz unterschiedliche subjektive Sinnentnahmen und Verarbeitungen. Eine "aufdeckende" Psychotherapie bei Krebskranken ist nicht angezeigt. Es gibt keine iiberzeugenden Befunde fiir eine Krebsper sonlichkeit oder fiir psychogene Einfliisse, ob eine Krebserkran kung auft ritt, was friiher vereinzelt angenommen wurde. Wie die Autorin betont, geht es urn Hilfe dabei, daB die Menschen ihre kor- Geleitwort VII perliche Lage besser bewaltigen und trotz dieser Bedrohung noch Leben konnen. Die an den deutschen Universitaten und in privaten Kliniken praktizierte Psychosomatische Medizin hat gegenwartig nur in Ein zelfallen die erforderliche Nahe zu Kranken in dieser extremen Lage. Soweit diese heute nicht in Spezialeinrichtungen stationar aufgenommen werden und hier sterben, haben am ehesten noch Aligemeinarzte, die alten Hausarzte, die schwere Aufgabe und Mog lichkeit, die chronisch Krebskranken kontinuierlich zu begleiten. Haufig sind die Kranken abel' alleingelassen mit uberforderten An gehorigen, mit Schwestern und Pflegern, die sie betreuen und ihnen nahe bleiben. Sie aIle konnen aus den in diesem Buch beschriebenen Erfah rungen und entwickelten Schritten lernen und sich starken. Wie bei allen schweren Krankheiten knlipfen sich auch bei Krebsbetroffenen weiter wesentliche Erwartungen und Hoffnun gen an den Ant selbst, an seine umfassende arztIiche und mensch liche Kompetenz, nicht allein, wenn es urn Schmerz und Schlaf geht. Es ist deshalb eine weitere Bereicherung dieses Buches, daB im letzten, vierten Teil von dem Arzt Dietrich Doll noch einmal Rolle und Aufgaben des Antes behandelt werden. El' beschreibt dabei sei nen eigenen LernprozeB vom noch ganz offenen, durch fachliche Routine und Distanz nicht abgesicherten Medizinstudenten zum Berufsanfanger in mehreren Landern bis zum Assistenten in einer Krebsabteilung. Er macht die haufige Uberforderung, manche mensch lichen Schwachen und eine abgewehrte eigene Betroffenheit vieler Ante im Umgang mit den Krebspatienten anschaulich. Schon die ,,Auf klarung" des Kranken, die hier differenziert beschrieben wil'd, er weist sich ais keine einmalige und einfache Handlung; sie ist ein an der Person des Patienten orientiertel' WId gerade bei unglinstiger Prognose wechselvoller zeitlicher Prozess, der den gesamten Verlauf del' Krankheit begleitet. Der Arzt kann nicht aIle seine Kl'anken gerne haben. Seine Liebe zum Patienten Iiegt in dem Interesse und in del' Zeit, die er dem Einzelnen schenkt. Gel'ade bei Kranken mit unglinstiger Pro gnose sollten die Ante sich nicht scheuen, ihre eigene psychologi sche Kompetenz zu liberprufen und zu erweitern, hier, wo sie mit ihren Patienten haufig sehr allein sind. VIII Geleitwort Dieses Buch kann fur aIle Menschen, die Krebskranken nahe sind, sie behandeln und sie begleiten, eine Hilfe und Bereicherung sein: Arzte und Psychologen, Krankenschwestern und Pfleger. Es kann aber auch Angehorigen von Krebskranken Mut machen und Wege zeigen, ihren Kranken beizustehen. Walter Brautigam Vorwort Krebs ist eine Erkrankung, die groBe Angst auslost - ganz gleich, ob die Prognose gut oder weniger gut ist. Bei einer Ersterkrankung konzentrieren sich die Patienten zumeist darauf, die anstrengenden Krebstherapien zu iiberstehen, wahrend die Angehorigen sie mit den ihnen zur Verfugung stehenden Moglichkeiten unterstutzen. Die Patienten vertrauen und hoffen darauf, daB sie zu denjenigen gehoren, fur die die Krebserkrankung eine einschneidende Episode in ihrem Leben darstellt, und daB sie nach der Therapie relativ "normal" weiterleben konnen. Eine fortschreitende Krebserkrankung oder die Konfrontation mit einer zweiten Krebserkrankung wird von fast allen Patienten als Desaster empfunden. Die Angst, sterben zu mussen, durchdringt das ganze Leben. Das Vertrauen in weitere notwendige Krebsthera pien und die Kompetenz der Arzte ist erschuttert, und das Gefuhl der Unsicherheit entzieht den Patienten den Boden. In vielen Fal len haben sich die Patienten noch gar nicht von der vorausgegan genen Therapie erholt, und auch die Angehorigen sind durch die Begleitung del' Patienten psychisch erschopft. Die fortschreitende Krebserkrankung eines Patienten beruhrt auch die behandelten, pflegenden und betreuenden Berufsgrup pen tief. Sie haben die Patienten und Angehorigen liber die schwe re Zeit der Diagnose und der ersten Krebstherapie begleitet, haben ihnen Mut zugesprochen, haben versucht, therapiebedingte Ne benwirkungen ertraglich zu machen und Schmerzen zu lindern. Die Begegnung mit wiedererkrankten Patienten stellt eine groBe Belastung dar. Sie kann Angste schliren, versagt zu haben, ,,falsche" Versprechungen gemacht zu haben. Sie konfrontiert alle Betroffe nen mit dem Sinn oder der Sinnlosigkeit eingreifender Krebs therapien und der Endlichkeit des eigenen Lebens. Die Enttauschung und Verunsicherung auf seiten der Patienten, der Angehorigen und des klinischen Personals fuhren zu vielfalti gen Kommunikationsproblemen. Fragen, die gestellt werden mliB- x Vorwort ten, werden nicht artikuliert; Gefiihle wie Enttauschung, Angst und Arger, die in dieser Situation nur zu verstandlich sind, werden nicht ausgesprochen. Dies kann zu einer Sprachlosigkeit fiihren, die fiir Patienten, Angehorige und Klinikpersonal ein StreBfaktor sein kann und die den mitmenschlichen, einfiihlsamen Umgang mitein ander verhindert. Dieses Buch mochte die Erlebniswelt von Patienten, Angehori gen und Arzten, die mit einer fortschreitenden Krebserkrankung konfrontiert sind, transparenter machen. Es solI Mut machen, auf die Krebspatienten und deren An gehorige zuzugehen und sie anzusprechen, urn so der drohenden Sprachlosigkeit und Vereinsamung entgegenzutreten. Beelitz/Mark, November 1995 Ute Schlomer-Doll Dietrich Doll Herzlichen Dank ... · .. Diplom-Psychologin Heidrun Donath, Hamburg, fUr ihre fachli che Starke und einfiihlsame Art, unser Buch zu lektorieren. · .. Dr. Volker Manger, Hamburg, fiir seine wohltuende Supervi sion, fiir menschliche Warme, Humor und konstruktive Kritik. · .. Diplom-Soziologin Maike Frost und Diplom-Psychologe Frank Schulz-Kindermann, Hamburg, fiir die angenehme Arbeits atmosphare wahrend des Projekts. · .. Dr. Dietrich Klusmann, Hamburg, fiir die inhaltliche Zusam menarbeit am Thema "Hoffnung". · .. Professor Rolf Verres, Heidelberg, der das Hamburger Projekt leitete, fliT die Moglichkeit, daB ich mich beruflich frei entfalten konnte. · .. Professor Uwe Koch, Hamburg, fiir seinen Beistand in schwieri gen Zeiten. (Ute Schlomer-Doll) · .. Professor Demetriades, Johannesburg, who taught me that me dicine is far more than medical science. · .. Dr. Mohler und Dr. Lietzau, Hamburg, die mir vorlebten, daB Tatkraft und Empfindsamkeit mit chirurgischer Prazision sehr wohl vereinbar sind. · .. Oberstleutnant Fries, Beelitz, del' mir vorgelebt hat, wieviel durch Engagement, Zahigkeit, Vertrauen und Mitmenschlich keit bewegt werden kann. · .. Pastor i. R. Heinz Krause, der uns auch im hohen Alter mit Ge lassenheit, Aufmerksamkeit und Humor begleitet. (Dietrich Doll)

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