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YOU'LL Never walk alone PDF

100 Pages·2015·16.73 MB·German
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YOU‘LL Never walk alone Ensembletheater am Theater und Themenheft Orchester Heidelberg Ein Themenheft des Theater- magazins DIE DEUTSCHE BÜHNE in Zusammenarbeit mit dem Theater und Orchester Heidelberg 39-DB_Heidelberg_2015_Titel_korr.indd 1 17.08.15 14:50 mi Premieren 2015|16 Foto: Kalle Kuikkanie Musiktheater Schauspiel Hexenjagd von Arthur Miller Le nozze di Figaro Unschuld ab 30. Juni 2016 von Wolfgang Amadeus Mozart von Dea Loher Regie Isabel Osthues ab 18. September 2015 ab 01. Oktober 2015 Musikalische Leitung Elias Grandy Regie Brit Bartkowiak Tanz Regie Nadja Loschky Fahrenheit 451 SILVER Uraufführung Hänsel und Gretel von Ray Bradbury von Nanine Linning von Engelbert Humperdinck ab 10. Oktober 2015 ab 14. November 2015 ab 24. Oktober 2015 Regie Viktor Bodó MReugsiiek aClliasrcah Ke aLleuist ung Dietger Holm Pfirsichblütenglück Uraufführung Unframed #3 Uraufführung Der Abend junger Choreografen von Gesine Schmidt ab 08. Juli 2016 Deutsche Erstaufführung ab 03. Dezember 2015 Didone abbandonata Regie Markolf Naujoks Junges Theater von Leonardo Vinci / Die Ratten Georg Friedrich Händel von Gerhart Hauptmann From Zero to Hero?! Uraufführung ab 05. Dezember 2015 ab 12. Dezember 2015 Ensembleprojekt Musikalische Leitung Wolfgang Katschner Regie Holger Schultze ab 19. September 2015 Regie Yona Kim Regie Sarah Victoria Wagner Wir sind die Neuen Uraufführung Pym Uraufführung Der satanarchäolügenial- nach Ralf Westhoff von Johannes Kalitzke ab 14. Februar 2016 kohöllische Wunschpunsch ab 18. Februar 2016 Regie Christian Brey von Michael Ende Musikalische Leitung Elias Grandy ab 08. November 2015 Regie Johann Kresnik Richard III. Regie Natascha Kalmbach von William Shakespeare Der fliegende Holländer ab 09. März 2016 Michael Kohlhaas von Richard Wagner Regie Elias Perrig nach Heinrich von Kleist ab 09. April 2016 ab 09. Dezember 2015 Musikalische Leitung Elias Grandy Die Verwandlung Regie Obid Abdurakhmanov Regie Lydia Steier nach Franz Kafka ab 16. April 2016 Mahlzeit Uraufführung La bohème Regie Britta Ender von Bernhard Studlar von Giacomo Puccini ab 13. März 2016 ab 29. Mai 2016 Stadt Land Flucht (at) Uraufführung Regie Markolf Naujoks Musikalische Leitung Gad Kadosh von Anestis Azas Regie Andrea Schwalbach und Prodromos Tsinikoris ab 23. April 2016 Freund Till, Regie Anestis Azas genannt Eulenspiegel Kiss me, Kate und Prodromos Tsinikoris von Katrin Lange von Cole Porter ab 15. Juni 2016 ab 25. Juni 2016 Musikalische Leitung Dietger Holm Der Mann aus Oklahoma Regie Franziska Theresa Schütz Regie Holger Schultze von Lukas Linder ab 29. April 2016 Theater und Orchester Heidelberg Intendant Holger Schultze, Theaterstraße 10, 69117 Heidelberg Theaterkasse Theaterstraße 10, ✆ 06221 | 5820 000, Mo-Sa 11-18 Uhr www.theaterheidelberg.de YOU’LL Never walk alone Ensembletheater am Theater und Orchester Heidelberg Ein Themenheft des Theatermagazins DIE DEUTSCHE BÜHNE in Zusammenarbeit mit dem Theater und Orchester Heidelberg und INSPIRING NETWORK DIE deutsche BUHNE 39-Heidelberg_2_5_Vorwort_U_korr.indd 3 17.08.15 14:51 die Welt des Theaters neu entdecken Sichern Sie sich jetzt 12x DIE DEUTSCHE BÜHNE ohne Mindestlaufzeit mit 12% Rabatt für nur 74,- Euro! Schauspiel Tanz Musiktheater Reportage Abgehoben: Streich- q uartett mit Helikoptern SFocthoaeussspaieyler in Heino IhJgKNeüreedineunes :seVt Oi HoAghereunrfstt ega e ialMmisbl i ieemAn mbda Eoeleisnshntn lrzAa eevubmlekforzaepenunainftts!! esennt!: 1 2A EU%BDBX_N201O5 JJJ_DDÖÖ1188II00uuu066KssmmSRM..tt9 Giieelll JJDdaa_eerr55iii 99rrhh h0aaaVeee PPrraii0eSSggcc aa_hhooWWWagccnn Tcr88Lggrrhh,,i 55kAte tt|| iiie 00haaSSMeeerrb lO€€ee_enäännnuu44 ppVD||t ttttSSeesUssiiiBaü1111scc::mmnnnpphh b9999bbpwwBsapbggg0000eiieeeeueeIwp0parr4444Riieee ekzzr22eiIll7777e 00rrr11eeemi11222222Sea.r55i,,rrn661b eel||siiE004444dA rHHenn wsCC0000de HH 447777T 778t FF0000o1rrm22I I440000te LEE4444Tw n0||V li@DDE teel00uu Tmett6Et99ssu.ccThhllndEaaIdenn/eaddgl 77L,,i00 il400r i€€eelel7E-n-e:df d 4eoeen0tunu : 4 t:Stss7icc*ehhee I--hbbvuureeo hhpnneeesPrr..rddogseena/soöasebSnnci ocuhlna s d ui sScPphCrioeHhopl,W hOeeaEpzRnseeiPru, U TnuAaNg0n-e3K.b0zn8T.:15 o 13:34: Dies ist ein Angebot der INSPIRING NETWORK GmbH & Co. KG, Geschäftsfü hrung: Dr. Katarzyna Mol-Wolf (Vorsitzende), Anke Rippert, Hoheluftchaussee 95, 20253 Hamburg. AG Hamburg, HRA 110793; Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, vertreten durch Nils Oberschelp, Dü hrkop, Dr. Michael Rathje, Dü sternstraße 1-3, 20355 Hamburg, als leistender Unternehmer. Festabonnement: 1364285* 20 Cent/ Anruf aus dem deutschen Festnetz, maximal 60 Cent/ Anruf aus dem deutschen Mobilfunknetz. Preise aus dem Ausland abweichend. ENSEMBLETHEATER 05 DIE DEUTSCHE BÜHNE 2015 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser Ensembletheater – was ist das? An vielen Theatern ist die Arbeit mit einem Ensemble selbstverständliche Praxis. Wird darüber gesprochen, stellt man schnell die Einzigartigkeit des deutschsprachigen Theatersystems fest. Nirgends auf der Welt ist die Theaterlandschaft so vielfältig und reich, nirgends gibt es flächendeckend so viele öffentlich geförderte Theaterensembles wie in Deutschland. Das ist eine historisch gewachsene Errun- genschaft, auf die wir zu Recht stolz sind und die wir nicht mis- sen möchten. Auf der anderen Seite ist die Praxis des Ensembletheaters Darum glaube Wir würden uns freuen, wenn schon längst nicht mehr selbstverständlich. Etatkürzungen ich an das uns mit diesem Heft eine exem­ haben manche Ensembles bis zum Skelett eingedampft. Doch Ensemble plarische Dokumentation über mit einem Skelett ist schlecht Theater spielen. Die entstehen- als Herz des das Ensembletheater gelungen den Lücken mit Gästen aufzufüllen ist eine fragwürdige Lö- Theaters: das, wäre. Wir laden Sie ein, liebe Lese- sung. Auch wenn sie sich zunächst verlockend anhören mag: Es was ein Theater rinnen und Leser, uns über die ausmacht sei effektiver, genau diejenigen Künstler für ein paar Wochen Schulter zu schauen bei unserer und es von zu engagieren, die man für eine bestimmte Produktion braucht. Arbeit, von der ersten Idee für ein allen anderen Und durch Kooperationen mit unterschiedlichen Künstlern Stück bis zur laufenden Vorstel- Theatern und Gruppen könne man der immer stärkeren Differenzierung lung („fertig“ ist eine Aufführung unterscheidet des Publikums und der angebotenen Formate besser gerecht ja nie) – und zu hören, wie andere werden als mit einem festen Ensemble. Fragwürdig sind diese uns wahrnehmen. Zum Beispiel Lösungen meines Erachtens deshalb, weil dadurch die unver- der Opernregisseur Peter Konwit- wechselbare Einzigartigkeit jedes einzelnen Theaters verloren schny, der in der vergangenen Spielzeit in Heidelberg die große geht. Darum glaube ich an das Ensemble als Herz des Theaters: Johannes-Harneit-Uraufführung „Abends am Fluss“/„Hochwas- das, was ein Theater ausmacht und es von allen anderen Thea- ser“ inszeniert hat. Er spricht mit Bezug auf diese Inszenierung tern unterscheidet. vom Ensemble als Utopie einer ganzheitlichen Theaterarbeit. An dieser Utopie wollen wir auch weiterhin mitwirken. Ausschlaggebend für mein Theaterverständnis ist der Dia­ Viel Spaß! log mit dem Publikum. Dialog funktioniert aber bloß dann, wenn man sein Gegenüber in seiner Identität wahrnimmt und Taake wenn man auch selbst eine Identität entwickelt. Identität ent- ne steht jedoch nicht dadurch, dass man zusammenkauft, was auch mo andere kaufen können. Das Ensemble des Theaters und Orches- ne An ters Heidelberg gibt es nirgendwo zu kaufen. Das gibt es bloß Holger Schultze, Intendant Foto: in Heidelberg. Es ist die Identität unseres Theaters. Theater und Orchester Heidelberg 39-Heidelberg_2_5_Vorwort_U_korr.indd 5 17.08.15 14:51 6 ENSEMBLETHEATER DIE DEUTSCHE BÜHNE 2015 Inhalt INHALT EINLEITUNG 08 VON ANFANG AN EIN ZUHAUSE 12 Detlef Brandenburg, Chefredakteur des Theatermagazins DIE DEUTSCHE Die Sopranistin Irina Simmes trat in der Spielzeit 2012/13 ihr erstes BÜHNE, über die Prinzipien Ensembletheater und Produktionstheater Engagement am Theater und Orchester Heidelberg an. Über ihren Start in die Profilaufbahn in der geschützten Atmosphäre des Ensembles 18 MUSIK WILL EINE 24 UNSERE GANZHEIT VEREINBARUNG Peter Konwitschny, einer der Der Intendant des Heidelberger Thea- wichtigsten Regisseure unserer Zeit, ters Holger Schultze über Ensemblepfle- über Inszenieren als Lebenszeit, ge, flache Hierarchien, die steigende falsches Startheater und Chordirekto- Belastung Einzelner und Mülltonnen ren als Koregisseure. Ein Interview im Innenhof. Ein Interview DIE EWIGE SUCHE 40 Die ArchiDtekAteSn ESiNbySlleE uMndB FLeElix SWIaCeHchtTerB bAetRre uMtenA dCieH SEanNier3un0g des FuAEuEüninnrnbrsdd eeP emdeiirtiniasnbeaex elnSliemlsut bOvac oeGghpnr.äeei Wc rsnnhntueiatdeerc i tp1hrael2 takS vftäneoontsrn tgm eg e1near8h nnS0ö ä0zmrnue0ingm0te eRE r iunenir es oem?n Gülay Keskin (1), Kangmin Justin Kim (1), Tobias Kruse (1), Kalle niemi (1), Florian Merdes (1), Thomas Ott (1), Annemone Taake (7) Heidelberger Thaeuaßteenrs .u Ünbde irn dnieen C hhiann ocffee, nine sd Hera huiss tzour isscchhaeffne Anl tstadt ein nach Fotos: Kuikka 39-Heidelberg_6_7_Inhalt_U_korr.indd 6 17.08.15 14:52 ENSEMBLETHEATER 7 DIE DEUTSCHE BÜHNE 2015 Inhalt DAS REGIME 50 DES NEUEN Eventschuppen oder Ensemble- theater? Sich dem Regime des Neuen hingeben? Schauspieldramaturgin Lene Grösch und Intendant Holger Schultze über Kreativität und Innova- tionsdruck im Theaterbetrieb 58 GETANZTE SYNERGIE Nanine Linning, Leiterin der Dance Company Nanine Linning/Theater Heidelberg, und ihr Dramaturg Phillip Koban über interdisziplinäres Arbeiten, Kontinuität und Beleuchter als Mittänzer NEUGIER AUF ANDERE 66 Das multikulturelle Ensemble des Heidelberger Jungen Theaters hat auch Einfluss auf den Spielplan, Mehrsprachigkeit wird zum Konzept. Eine Einschätzung von Viktoria Klawitter und Franziska-Theresa Schütz 74 VERTRAUEN INS 70 ABONNIERT AUF REIHE 8 IMPERFEKTE Annette Trabold hat langjährige GMD Elias Grandy und der Erfahrung mit dem Theater und 1. Kapellmeister Dietger Holm über Orchester Heidelberg: als Abonnentin, Chancen, Selbstzweifel und glück- Alt-Stadträtin und 2. Vorsitzende des liche Verbindungen im Ensemblemu- Theater-Freundeskreises. Anmerkun- siktheater. Ein Gespräch mit der Mu- gen einer Zuschauerin sikdramaturgin Julia Hochstenbach 78 DER GEMEINSAME HERZSCHLAG 82 NEUANFANG ALS Als Mitglied des Extrachores be- TRADITION schreibt die Psychologin Elisabeth Im sanierten Heidelberger Theater Hutter die Probenarbeit zu Johannes steckt die Erinnerung an Ensemble- Harneits „Abends am Fluss“: Welche Leistungen aus mehr als dreißig Motivationsformen funktionierten? Jahren. Von Volker Oesterreich, Feuil- Was heißt geteilte Aufmerksamkeit? letonchef der Rhein-Neckar-Zeitung VORWORT 05 ENSEMBLE UND AUTOREN 88 IMPRESSUM 94 MITARBEITER 96 Der Intendant des Theaters und Orches- Die künstlerischen Mitarbeiter der THEATER HEIDELBERG ters Heidelberg, Holger Schultze, glaubt Sparten Schauspiel, Musiktheater, Alle Mitarbeiter vor, neben und hinter an das Ensemble als Herz des Theaters. Tanz, Junges Theater sowie die Autoren der Bühne: Leitungsteam, Orchester, Chor, Und an den Dialog mit dem Publikum dieser Dokumentation technisches Personal und Werkstätten 39-Heidelberg_6_7_Inhalt_U_korr.indd 7 17.08.15 14:53 8 ENSEMBLETHEATER DIE DEUTSCHE BÜHNE 2015 Einleitung Jeder Handgriff im Team muss sitzen: Bühnentechniker des Theaters und Orchesters Heidel- berg bei der Arbeit Wachstum braucht ein gutes Klima Ensembletheater und Produktionstheater werden immer wieder als unvereinbare Prinzipien hingestellt. Dabei können sie sich sehr gut ergänzen. Allerdings nur, wenn ihre jeweiligen Stärken gepflegt und entwickelt werden. Das fordert beim Ensemble eine ganz besondere Liebe und Sorgfalt Text_Detlef Brandenburg 39-Heidelberg_8_11_Einleitung_U_korr.indd 8 17.08.15 14:56 ENSEMBLETHEATER 9 DIE DEUTSCHE BÜHNE 2015 Einleitung E duktionsprinzip längst nicht so neolibe- ral und Event-beliebig, wie seine Kritiker behaupten. Im Grunde genommen ist übrigens Castorfs Volksbühne sogar der beste Beweis dafür, wie gut beides zusam- menpasst. Denn die Stärke der Volksbüh- ne war ja gerade ihre Vielfalt: hier das grandiose Schauspielerensemble um Frank Castorf, das aber an den Rändern bald ausfranste, weil sich einerseits einige aus der Kerngruppe anderen Aufgaben zuwandten und andererseits neue Mit- glieder und Gäste hinzukamen; dort die von den Dramaturgen Matthias Lilien- thal und Carl Hegemann „kuratierten“ Gastgruppen, von denen aber einige – die Martha- Produktionstheater ler-Truppe, die Schlin- und Ensembletheater gensief-Bande bis hin erscheinen immer Ein Riss geht durch die Theaterwelt: zur Meg-Stuart- oder frü- wieder in einem Hier die schlanken, in ihrer Organisation her der Johann-Kresnik- schiefen Licht. Dabei ganz auf die einzelne Produktion zuge- Compagnie – irgend- ist das Ensemble viel schnittenen Häuser, wo die beteiligten wann einfach dablieben besser als der Ruf, Künstler gezielt für eine bestimmte In- oder zumindest so regel- der ihm manchmal szenierung zusammengestellt werden, Inbegriff des deutschen mäßig vorbeischauten, angehängt wird – und diese in ein paar Wochen erarbeiten und Ensembletheaters hoch. dass sie mehr oder min- das Produktions- am Ende der Vorstellungsserie, nach der Da staunte der Laie, und der zur Familie gehör- prinzip längst nicht so Dernière, weiterziehen. Dort die En- der Fachmann wunderte ten. neoliberal und Event- semblehäuser, die mit einem festen sich. beliebig, wie seine Künstlerstab ein Repertoire erarbeiten Sachlich betrachtet, Kritiker behaupten und dieses in mehr oder minder breiter Der Zwist verrät vor al- können sich beide Verteilung über eine Saison zeigen. Im lem eines: dass besagter Prinzipien sehr frucht- letzten Frühjahr ist dieser ewige Streit Riss seine Existenz nicht zuletzt auch den bar ergänzen. Aber warum dann über- wieder neu entbrannt: Als der Berliner Wahrnehmungsdefiziten auf der einen haupt ein Heft über Ensembletheater Kulturstaatssekretär Tim Renner den wie der anderen Seite verdankt. Anders herausbringen? belgischen Theatermann und Avantgar- gesagt: Der Anschein der unversöhnli- Ganz einfach: Ergänzen können sie sich de-Kurator Chris Dercon zum Nachfol- chen Gegensätzlichkeit von Produktions- nur so lange, wie sie ihre Stärken unge- ger von Frank Castorf als Intendant der theater und Ensembletheater – wie wir hindert ausspielen können. Denn Ergän- Berliner Volksbühne am Rosa-Luxem- die beiden Prinzipien hier verkürzt nen- zung setzt Verschiedenheit voraus. Und burg-Platz bestellte, da flammte der Riss nen möchten – ist eher ideologischer als nur aus Differenz entsteht Reichtum. zwischen den beiden Arbeitsweisen blen- sachlicher Natur. Und er wirkt auch des- Gerade das gute alte Ensembletheater ist dend auf, lichterloh beleuchtet von den halb so tief, weil vor allem in der kultur- aber in den letzten Jahrzehnten ins Fa- Verteidigern des einen wie des anderen politischen Diskussion etliche Büchsen- denkreuz geraten. Erst ins Fadenkreuz Prinzips. Renner fand es ohne tiefere Be- spanner unterwegs sind, die sich von der forschen Effizienzoptimierer, die das gründung irgendwie schick, den alten ideologischen Grabenkämpfen argumen- Theater ohne Rücksicht auf ästhetische Tanker Volksbühne zu einem hart am tative Vorteile versprechen. In der Folge Verluste dem Spardruck der Politik an- ästhetischen Wind segelnden Trendliner erscheinen sowohl das Produktionsthea- passen wollen. Und dann ins Fadenkreuz Merdes umfunktionieren zu lassen. Die Castorf- ter wie das Ensembletheater immer wie- der Differenzierungs-Enthusiasten, die n Fraktion schnaubte was von einer „Event- der in einem schiefen Licht. Dabei ist das an einem Haus immer mehr ästhetische Floria bude“ (Claus Peymann) und rockte die Ensemble viel besser als der Ruf, der ihm Handschriften für immer neue Zielgrup- Foto: gute alte Volksbühne unversehens zum manchmal angehängt wird – und das Pro- pen anbieten und die dazu nötigen 39-Heidelberg_8_11_Einleitung_U_korr.indd 9 17.08.15 14:56 10 ENSEMBLETHEATER DIE DEUTSCHE BÜHNE 2015 Einleitung Künstler möglichst kurzfristig und mög- Wahrheit. Denn das Produktionstheater- lichst bunt zusammenwürfeln wollen. Modell impliziert durchaus und ganz kon- Gerade im Musiktheater ist aber auch die kret, dass sich die Institution Theater sehr innere Erosion der Ensembles ein großes viel weitgehender als beim Ensemble- Problem. Hier sind insbesondere große theater aus der Entwick- Häuser immer mehr dazu übergegangen, Eine Sängerin lung und Pflege der für wichtige Partien regelmäßig medien- möchte ein Kind Künstler, die die Kunst- prominente Gäste zu engagieren und und danach ihren form Theater am Leben nur noch die kleinen, die „Wurzen“, aus beruflichen Wieder- erhalten, verabschiedet. dem Haus zu besetzen. Dadurch ist in einstieg organisie- Ein Sänger ist unsicher, den Ensembles mitunter eine Art Zwei- ren? Soll sie doch welche Partien für die klassengesellschaft entstanden: Eine In- nen Haus mit eigenem sehen, wie sie klar- Entwicklung seiner Stim- szenierung wird mit dem eigenen En- Ensemble produziert, son- kommt. Das sind die me am besten sind? Das semble vorbereitet, die großen Partien dern dazugekauft. Dahin- Konsequenzen einer muss er schon selber her- werden zunächst mit sogenannten Co- ter steckt die Annahme, Haltung, die aus ausfinden! Ein Schauspie- ver-Besetzungen ebenfalls aus diesem die Ensembletheater bür- Effizienzgründen ler fragt sich, mit welchem Ensemble geprobt. Und irgendwann er- deten sich mit ihren fest das Ensemble zu Regisseur er sein persönli- scheint der Star und wird in einem kon- angestellten Künstlern fi- diskreditieren sucht ches künstlerisches Poten- zentrierten Arbeitsprozess eingewiesen. nanzielle Verpflichtungen zial am besten fördern Dass diese Praxis mit einem anspruchs- und soziale Lasten auf, die doch die Künst- kann? Soll er’s doch ausprobieren! Ein vollen Regiekonzept kaum vereinbar ist, ler viel besser allein tragen könnten. War- Sänger fühlt sich nicht mehr wohl in sei- liegt auf der Hand. um Künstler fest anstellen, wenn sie doch nem Fach, weiß aber nicht, ob er wechseln auf Zeit viel billiger sind? Und warum soll? Warum sucht er sich keinen Gesangs- Vor diesem Hintergrund lohnt es, wie- nicht überhaupt gleich komplette Pro- lehrer?! Eine Tänzerin zweifelt, ob ihre der einmal nachdrücklich auf die Stär- duktionen einkaufen, statt sie selber zu Trainingsmethode zu ihr passt? Ihr Pro- ken des Ensembles aufmerksam zu ma- produzieren? blem! Eine Sängerin möchte ein Kind und chen. Und daran zu erinnern, dass noch danach ihren beruflichen Wiedereinstieg immer viele deutsche Stadt- und Staats- In diesem Zusammenhang lohnt es, organisieren? Soll sie doch sehen, wie sie theater diesem Prinzip ihre besondere sich klar zu machen, was es konkret klarkommt. Das sind die Konsequenzen ästhetische Kraft und Identität verdanken: heißt, das feste Ensemble als Basis der Pro- einer Haltung, die aus Effizienzgründen in Kiel oder in Bremen, in Augsburg oder duktion abzuschaffen (wie das in weiten das Ensemble zu diskreditieren sucht. in Ingolstadt, in Stuttgart oder in Kassel, Teilen Italiens, Frankreichs, Englands und in Potsdam oder in Weimar. Oder am Amerikas längst geschehen ist). Zunächst Mit all diesen in nahezu jeder Künst- Theater und Orchester Heidelberg, mit mal ist es natürlich eine sowohl sprachli- lerkarriere virulenten Problemen dem DIE DEUTSCHE BÜHNE dieses Son- che wie auch semantische Abkürzung, sind die Künstler ohne ein festes En- derheft zum Thema Ensembletheater ge- wenn wir hier die Begriffe Produktions- semble in hohem Maße alleingelassen. meinsam herausgebracht hat. theater und Ensembletheater einander ge- Während in einem funktionierenden En- Aber beginnen wir dort, wo die Argumen- genüberstellen. Denn auch im Ensemble- semble die Dramaturgen, der Hausregis- tation am einfachsten ist: bei den eifrigen theater-Modell ist die Produktion und seur, der GMD, die Chefchoreographin, Effizienzoptimierern im Kielwasser der damit die Aufführung vor Publikum der die vertrauten Kollegen, die Korrepetito- kulturellen Sparpolitik, die im Produk- Endzweck allen künstlerischen Fleißes. ren, Spartendirektoren und natürlich tionshaus die preiswertere und obendrein Und natürlich kümmert sich auch das auch die Leitung des Hauses als An- auch ästhetisch innovativere Alternative Produktionstheater nicht nur um Produk- sprechpartner zur Verfügung stehen (soll- zum Ensemble sehen. Man konnte das tionen, sondern auch um die, die sie auf ten). Ohne so ein Ensemble muss sich ein gerade wieder am Beispiel der sogenann- die Bühne bringen – und engagiert sogar frei arbeitender Sänger sein Beratungs- ten Rostocker „Theaterreform“ beobach- gelegentlich dieselben Künstler regelmä- netzwerk privat aufbauen. Das aber kos- ten, die das Volkstheater dazu verdonner- ßig wieder, sodass auch hier eine partielle tet Zeit, es entsteht meist erst in der Be- te, seine vier Sparten nach dem schönen Kontinuität möglich wird. Trotzdem rufspraxis – deshalb stehen gerade junge Prinzip 2 plus 2 zu „erhalten“. Wobei steckt in der Suggestion, dass das Produk- Künstler, die so ein Netzwerk am nötigs- „plus 2“ allerdings bedeutet: Tanz und tionstheater sich primär um Produktio- ten bräuchten, ohne Ensemble oft sehr Musiktheater werden nicht mehr am eige- nen kümmert, mehr als nur ein Körnchen alleingelassen vor ihren Problemen. 39-Heidelberg_8_11_Einleitung_U_korr.indd 10 17.08.15 14:56

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KYLE PATRICK gebürtig aus Sint Maarten, er- DIE DEUTSCHE BÜHNE, St.-Apern-. Straße 17–21 .. Schlagzeug Peter Klinkenberg, Gregory Riffel.
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