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Wunder PDF

201 Pages·2007·3.72 MB·German
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Wunder 4806 [email protected] Historische Einführungen Herausgegeben von Frank Bösch, Angelika Epple, Andreas Gestrich, Inge Marszolek, Barbara Potthast, Susanne Rau, Hedwig Röckelein, Gerd Schwerhoff und Beate Wagner-Hasel Band 2 Die Historischen Einführungen wenden sich an Studierende aller Semes- ter sowie Examenskandidaten und Doktoranden. Die Bände geben Über- blicke über historische Arbeits- und Themenfelder, die in jüngerer Zeit in das Blickfeld der Forschung gerückt sind und die im Studium als Seminar- themen angeboten werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf sozial- und kulturgeschichtlichen Themen und Fragestellungen. Unter www.historische-einfuehrungen.de finden sich zu jedem Band nützli- che Ergänzungen für Studium und Lehre, unter anderem eine umfassende, jährlich aktualisierte Bibliographie sowie zusätzliche schriftliche, Bild- und Audioquellen mit Kommentar. Gabriela Signori ist Professorin für Geschichte des Mittelalters an der Universität Konstanz. Gabriela Signori Wunder Eine historische Einführung Campus Verlag Frankfurt/New York 4806 [email protected] Besuchen Sie unsere Seite zur Reihe: www.historische-einfuehrungen.de Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-593-38453-5 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Copyright © 2007 Campus Verlag GmbH, Frankfurt/Main Umschlaggestaltung: Guido Klütsch, Köln Umschlagmotiv: Motivbild aus der Windschnurkapelle in Niederrasen bei Bruneck im Pustertal. Quelle: Klaus Beitl, Votivbilder, Salzburg 1973. Fotosatz: Fotosatz L. Huhn, Linsengericht Druck und Bindung: Druckpartner Rübelmann, Hemsbach Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.campus.de Inhalt Vorwort: »Star of wonder . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1. Die christlichen Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . 15 1.1. Augustinus von Hippo († 430) . . . . . . . . . . . . 16 1.2. Gregor von Tours (ca. 539–594) . . . . . . . . . . . . 23 1.3. Gregor der Große († 604) . . . . . . . . . . . . . . . 25 1.4. Kirchliche Wunderkritik . . . . . . . . . . . . . . . 28 1.5. »Populäre« Wundervorbehalte . . . . . . . . . . . . 33 2. W underberichte: Hören und Sehen, Schreiben und Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 2.1. Erzählen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 2.2. Augenzeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 2.3. Dingzeugnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 2.4. Berufsschreiber und Schönschreiber . . . . . . . . 52 2.5. Die Ordnung der Wunder . . . . . . . . . . . . . 61 2.6. Abschreiben, Vervielfältigen, Drucken . . . . . . . 62 2.7. Mirakelbilder – Votivbilder . . . . . . . . . . . . 66 3. Die soziale Welt des Wunders . . . . . . . . . . . . . . 74 3.1. Frauen und Männer . . . . . . . . . . . . . . . . 75 3.2. Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 3.3. Klerus, Adel oder Städter? . . . . . . . . . . . . . 86 3.4. Personenübergaben . . . . . . . . . . . . . . . . 89 4806 [email protected]  Wunder 4. Wunderheilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 4.1. Der Heilschlaf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 4.2. Biblische Heilungswunder . . . . . . . . . . . . 97 4.3. Das Gewicht der Tradition . . . . . . . . . . . . 98 4.4. Häufigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 4.5. Moderne Ätiologien . . . . . . . . . . . . . . . . 103 4.6. Krankheiten ohne Namen . . . . . . . . . . . . 106 4.7. Geburtswunder . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 4.8. ›Verrückt‹ oder Besessen? . . . . . . . . . . . . . 114 4.9. Magie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 4.10. Wunderglaube oder Ärztekunst? . . . . . . . . . 125 4.11. Der Beitrag der Seelenheilkunde . . . . . . . . . 131 5. Gewalt und Wunder . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 5.1. Weltliche Übergriffe auf Klosterbesitz . . . . . . . 138 5.2. Gefangenenbefreiungen . . . . . . . . . . . . . . 141 5.3. Der Hundertjährige Krieg . . . . . . . . . . . . . 143 5.4. Die Hussiten- und die Türkenkriege . . . . . . . . 146 5.5. Das Galgenwunder . . . . . . . . . . . . . . . . 148 5.6. Wunder, Ritualmord- und Hostienfrevellegenden . . 151 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 Auswahlbibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 Abbildungsnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Personen- und Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Vorwort »Star of wonder« Münster, Hauptfriedhof. Es regnet. Der Wind peitscht gegen die Fenster des Glasbaus. Nicht wie die Grabkapelle einer Heiligen (korrekt: Seligen) sieht das Gebäude aus, sondern eher wie ein Warteraum für Reisende. Das schlechte Wetter hält niemanden ab. Es sind stille Besucher, andächtige Besucher, die am Grab von Schwester Maria Euthymia, ehedem Emma Üffing (1914–1955), innehalten und beten. An der Glaswand entlang ziehen sich zur Rechten und zur Linken Holzbänke. Einige Besucher setzen sich, andere verrichten ihre Gebete im Stehen. Junge Menschen, alte Menschen, Männer, Frauen, ja selbst Kinder, jeder scheint etwas zu wollen von Schwester Euthymia. Schwester Euthymia nämlich wirkt Wunder. Die Homepage der Clemensschwestern weiß von 150.000 Bittbriefen und 45.000 Gebetserhörungen zu berichten. Bemerkenswert unspektakulär hingegen war Schwester Euthy- mias Leben. Die Geschichte ist schnell erzählt. Selig gesprochen wurde sie am 7. Oktober 2001, weil sie Kriegsgefangene gepflegt und für ihre Mitschwestern und das von ihnen betreute Kran- kenhaus fast zehn Jahre lang Wäsche gewaschen hatte. Ob die Menschen, die ihr Grab aufsuchen, Schwester Euthymias Lebens- geschichte kennen? Der Wald aus Teddybären, Plastikblumen und Gartenschmuck, der das Grab säumt, bleibt – zumal in dieser  www.euthymia.de/sr_euthymia/index.htm. Das Manuskript wurde im Au- gust 2004 fertiggestellt. Spätere Erscheinungen konnten nur noch punktuell in Text und Bibliographie eingearbeitet werden. An dieser Stelle sei gleich- sam Marc Müntz und Hedwig Röckelein für die gründliche Lektüre des Manuskriptes gedankt.  Vgl. u.a. Schwester Maria Euthymia. Ihr Leben, ihre Seligsprechung, ihre Aus- strahlung, bearb. von Hans-Josef Joest u.a., Münster 2001. 4806 [email protected]  Wunder Hinsicht – stumm. Hier geht es nicht um die Heilige. Hier stehen die Gläubigen im Mittelpunkt. Im Blumenwald verstreut finden sich verschiedene Votivtafeln (der Begriff will nicht so recht zum Gegenstand passen), wie jenes Stück Papier, auf dem in fast zur Unkenntlichkeit verblasster Tinte geschrieben steht: »Liebe Schwester Euthymia, bitte bei Gott, das (sic) unsere Kinder zum katholischen Glauben (...) zurückkehren.« Geschrieben worden ist der Brief irgendwann in den letzten zehn Jahren. Um der Bitte mehr Gewicht und mehr Würde zu ver- leihen hat der Bittsteller das Papier in einen Holzrahmen gefasst. Hinter dem gerahmten Papierbrief sticht ein rotes Holzherz her- vor. Darauf bittet eine Henriette, Schwester Euthymia möge sich dafür einsetzen, dass zwei ihr nahestehende Personen endlich Ar- beit finden. Das Herz ist mit einem Filzstift beschrieben, der dem westfälischen Klima standhält. Es datiert auf den 8. April 2003. Weiter rechts, nahe der Glaswand findet sich das entsprechende Dankesschreiben, wiederum im Herzform. Es datiert auf den 23. Oktober 2003. »Danke für deine Hilfe«, heißt es da, »immer wenn ich dich brauche, bist du für mich da.« Nicht nur rote Her- zen, auch blaugrüne Gartenfrösche aus glasiertem Ton werden als Schriftträger benutzt. Am häufigsten sind jedoch die Laternen. Kleine, große, rote, graue und schwarze Laternen. Sie scheinen der Hoffnung plastische Gestalt zu verleihen, von Schwester Eu- thymia erhört zu werden. Als Schriftträger fungiert das Laternen- fenster: »Liebe Schwester Euthymia, hilf uns bitte weiter, dass wir gesund bleiben, egal was auch kommt. Deine Annelies. 14.1. 2003.« Im Blumendickicht verborgen findet sich schließlich auch ein kleines Nest aus Kieselsteinen mit Tierfigürchen und einem Holzschild, auf dem, wohl als Dankeschön, geschrieben steht: »Star of Wonder«. Einleitung Verglichen mit den romanischen Sprachen tut sich die deutsche Sprache schwer, Sachverhalte, die unsere Neugier wecken, weil sie vom Erwartbaren abweichen, begrifflich zu fassen. Darauf hat die Forschung verschiedentlich schon hingewiesen. Wir kennen allein den diffusen Sammelbegriff Wunder, wo andere Sprachen der lateinischen folgen und ungleich präziser zwischen »pro- digia«, »mirabilia« und »miraculum« unterscheiden. Den vielen im Deutschen namenlos gebliebenen Wunderarten gemein ist, dass sie allesamt Dinge bezeichnen, die sich nicht erklären lassen, Dinge, die verwundern, die einen aufmerken, staunen lassen oder neugierig machen. Auf der Seite der Neugier stehen über die Jahrhunderte hin- durch die Mirabilien, denen die Reisenden in fremden Ländern, auf fremden Kontinenten oder am Rande der Welt zu begegnen glaubten. Das gilt gleichermaßen für die Prodigien, Naturwun- der wie Kometen, Sternschnuppen, siamesische Zwillinge oder Wolfskinder, die im Verlauf der Jahrhunderte vom göttlichen Zeichen oder Vorboten zur wissenschaftlichen Herausforderung  Vgl. Jacques Le Goff, L’imaginaire médiéval. Essais, Paris 1985, 17–39; Dale Kinney, »Mirabilia urbis Romae«, in: The Classics in the Middle Ages, hg. v. Aldo S. Bernardo/Saul Levin (Medieval & Renaissance Texts & Studies 69), Binghamton 1990, 207–221; Caroline Walker Bynum, Miracles and Marvels: the Limits of Alterity, in: Vita Religiosa im Mittelalter. Festschrift für Kaspar Elm zum 70. Geburtstag, hg. v. Franz J. Felten/Nikolas Jaspert, Berlin 1999, 799–818; Michel Tarayre, Miracula et mirabilia chez Vincent de Beauvais. Étude de concepts, in: Le Moyen Âge 105 (1999), 367–413; Nine Robijntje Miedema, Die »Mirabilia Romae«. Untersuchungen zu ihrer Überlieferung mit Edition der deutschen und niederländischen Texte (Münchener Texte und Un- tersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 108), Tübingen 1996. 4806 [email protected]

Description:
Die Geschichte des Wunders reicht vom antiken Griechenland bis in die heutige Zeit. Da sie den Stoff für zahllose Erzählungen bilden, sind Wunder ein wichtiges Thema für alle, die sich für die Geschichte abendländischer Frömmigkeitspraktiken und religiöser Vorstellungen interessieren. Das Wun
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