ABHANDLUNGEN DER NORDRHEIN-WESTFÄLISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Band 107 PATRISTICA SLAVICA herausgegeben von Hans Rothe Band 8 Herausgegeben von der Nordrhein-WestfälischenAkademie der Wissenschaften Worterbuch zum Gottesdienstmenaum fur den Monat Dezember slavisch - griechisch - deutsch nach ostslavischen Handschriften des 12. und 13. Jahrhunderts mit einem Glossar griechisch - slavisch bearbeitet von Dagmar Christians Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Das Manuskript wurde der Klasse fur Geisteswissenschaften am 18. Juli 2001 von Hans Rothe vorgelegt. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz fur diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhăltlich. Alle Rechte vorbehalten © Springer Fachmedien Wiesbaden 2001 Urspriinglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden 2001 Softcover reprint of the hardcover lst edition 2001 Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulăssig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfăltigungen, Dbersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf săurefreiem Papier. Herstellung; Westdeutscher Verlag ISSN 0944-8829 ISBN 978-3-663-01835-3 ISBN 978-3-663-01834-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-01834-6 Einführung 1. Die hier vorgelegten Glossare bieten einen Überblick über den Wortschatz des Gottesdienstmenäums für den Monat Dezember und sind ein erster Schritt zur Dokumentierung des lexikalischen Materials der in ostslavischen Handschrif ten des 11. bis 13. Jahrhunderts überlieferten Übersetzung der byzantinischen Monatsmenäen für den gesamten Jah reszyklus. Von den zahlreichen ostslavischen Menäenhandschriften aus diesem Zeitraum wurden bisher nur wenige lexikogra phisch ausgewertet: die in der Ausgabe von Jagi6 (1886) enthaltenen Handschriften für September bis November1, sowie die erst später edierten ältesten Handschriften für Mai (Putjata-Menäum)2, für Junifeststage (Dubrovskij Menäum)3, ferner ein bisher nicht ediertes, nur frag mentarisch überliefertes Menäum für März4• Ihr lexikali- 1 vgl. Jagic, I. V., CJiy)Ke6HblR MHHeH 3a ceHTR6pb, oKTR6pb H HOR6pb B'b qepKOBHOCJ18BRHCKOM'b nepeBOI{'h no pyCCKHM'b pyKOIIHCRM'b 1095-1097 r. (ßaw~THHKH APeBHepyccKaro ll3blKa, TOM"b 1). ß3;a;aHie ÜT;a;t.neHill PyccKaro 513biKa H CJiosecHOCTH ßMn. AKa;a;eMiH HayK"b. Sankt Petersburg 1886. 2 11. Jh., ed.: F. M. Mur'janov, liYTRTHHa MHHeR Ha Maii, in: Palaeoslavica VI (1998), S. 114-208, VII (1999), S. 136-217 und VIII s. (2000), 123-221. 3 11. Jh., Edition: Das Dubrovskij-Menäum. Edition der Hand schrift F.n.L36 (RNB), besorgt und kommentiert von M. F. Mur'janov. Überarb. und mit dt. Übers. versehen von Hans Rothe und Arnd Wöhler. Hrsg. von Hans Rothe. Opladen, Wiesbaden 1999 (Abhandlungen der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissen schaften, Bd. 104, Patristica Slavica Bd. 5) 4 11. Jh., vgl.: Zukovskaja, L.P. et. alii, Csoi{HblH KaTaJior c.nasa Ho-pyccKHX pyKonHCHblx KHHr, xpaHRmHxca B CCCP, XI-XIII BB., VI sches Material wurde in das Wörterbuch von Sreznev skij5 und das Wörterbuch der russischen Sprache des 11. bis 17. Jahrhunderts6 aufgenommen. Das von Avanesov begründete Wörterbuch der altrussischen Sprache des 11. bis 14. Jahrhunderts 7 erwähnt zwar als Quellentexte weitere zehn Menäenhandschriften für das 11. bis 13. Jahrhundert, darunter auch die für die Edition des Dezembermenäums herangezogenen Handschriften rMM, C:mi. 162, und PrA ,UA, q,. 381, Ng 130 und Ng 131. Eine exemplarische Überprüfung des Materials für den Buchstaben & zeigte aber, daß dort kein einziger Beleg aus dem Dezembermenäum erscheint. Die Lexik der in ostslavischen Hss. des 11. bis 13. Jahr hunderts überlieferten Gottesdienstmenäen verdient indes besondere Aufmerksamkeit, weil anläßlich der Missionierung auf ostslavischem Gebiet erstmals der vollständige Zyklus der Gottesdienstmenäen zusammenhängend aus griechischen Vorlagen ins Slavische übersetzt wurde, und zwar nach standardisierten Prinzipien, durch die sich die slavischen Menäen des gesamten Jahres zu einem sprachlich einheitli chen Ganzen zusammenfügen. 8 Das hier vorgelegte Wortmaterial dokumentiert, daß die für die Hymnographie so typische Lexik, wie etwa sp4KO (13 Belege), (9), (7), HEHCKOYChHZ.IH sorooTpoKOBH1.1.4 rrp4CTOThpnH1.1.4 Moskau 1984 (im folgenden CK), No. 20. 5 Sreznevskij, I. 1., MarepHaJibl ~JIR CJIOBapa ppeBHepyccKaro R3b1Ka no nHCbMeHHbJM naMRTHHKaM, Sankt Petersburg 1893. 6 CJiosapb pyccKoro R3b1Ka XI-XVII BB., red. S. G. Barchudarov, Moskau 197Sff. 7 CJioBapb ppeBHepyccKoro R3b1Ka XI-XW BB., red. R. I. Avanesov, Moskau 1988ff. 8 Vgl. dazu die anläßlich eines Symposiums im Mai 2001 in Münster gehaltenen Vorträge von Dieter Stern, Variationen in Mehrfachübersetzungen von Theotokia in den ostslavischen Gottesdienstmenäen und Dagmar Christians, Von der Nachahmung der Form zur wortgetreuen Wiedergabe des Inhalts - Übersetzungs prinzipien in der altslavischen Menäentradition, die in einem Sammelband erscheinen sollen. VII (5), (5), (6) oder CB;NJ.IEHhHOOYYEHHK'll. TphB'll.ttHEHHIE OYHOWhCK'll.l nA'li.TOHOCh~h (4) eben nicht nur vereinzelt belegte Okkasiona lismen sind, als die sie in den vorhandenen Wörterbüchern erscheinen, sondern daß es sich um sehr gebräuchliche Le xik in Menäentexten handelt. Allein für die Dezember akoluthien sind solche Wörter gut belegt, und es ist davon auszugehen, daß sich ihre Belegdichte mit der Auswertung jeden neuen Monatsbandes erheblich vergrößern wird. Lexikalische Neuerungen, die das Dezembermaterial bie tet, seien hier nur in den Grundzügen skizziert, da ihnen im geplanten Kommentarband zur Edition ein ausführliches Ka pitel gewidmet wird. Auffallend - und zwar in allen zur Edition herangezogenen Handschriften - ist ein gehäuftes Auftreten von Verben, die mit dem Suffix er -OB4-, -EB4- weitert sind. So findet man beispielsweise neben geläufi gem und auch neben OSAHYHTH OSAHY4TH OSAHYEB4TH, B'll.nA'li.THTH CA\ und B'll.nA'li.4J4TH CA\ auch B'll.nA'li.4JEB4TH CA\, Beliebt sind auch mit präfigierte Ver npo-, np'k-, np'k.A'll.- ben, was damit zu erklären ist, daß in den Menäen-Texten immer wieder auf Präfigurationen verwiesen wird, die Ereig nisse im Voraus beschreiben, vorhersehen usw. Typisch aber ist die Präfigierung von Verben mit die in morphemge c11.-, treuer Nachahmung des griechischen Vorbilds Handlungen bezeichnen, die gemeinsam mit anderen vollzogen werden. So findet man für ouyxwpeuw slavisch C'li.AHKOB4TH neben dem vertrauteren AHKOB4TH C'll., für OU\ICX~AEW C'li.CT94A4TH neben und viele andere mehr. CT94A4TH c11. Ferner bieten die Dezembermenäen eine Fülle an Kom posita, die bisher nicht oder nur spärlich lexikographisch ausgewiesen waren. Der Kompositabestand ist deutlicher Ausdruck der morphemgetreuen Übersetzung, von der die Novgoroder Gottesdienstmenäen geprägt sind. 9 9 Ein ausführlicher Beitrag zur Übersetzungstechnik wird im Kommentarband zur Edition erscheinen. VIII Lehnwörter aus dem Griechischen sind im Wortschatz des Dezembermenäums erstaunlich selten anzutreffen. Es han delt sich hier fast ausschließlich um Termini der kirchlichen Verwaltung und des kirchlichen Alltags (z.B. 114Bp4, MHTponoAHra, enHcKon-z., Mypo, n4TpH4p)\-z.) oder biblische termini technici (KHBOT7>, M4HhH4, CKHnETpoz.). 2. Das slavisch - griechisch - deutsche Wörterbuch Bei der Erstellung eines Wörterbuches für das Dezember menäum ging es vorrangig darum, die bisherigen Wörterbü cher um den für die Gottesdienstmenäen charakteristischen Wortschatz zu ergänzen. Deswegen wurde darauf verzichtet, hier bereits zur Genüge dokumentierte Lexik zu verzeich nen. Da weder der Gebrauch von noch der von Prono soz.ITH mina, Präpositionen, Konjunktionen oder Partikeln in den Menäen-Texten Neues bietet, das nicht bereits ausreichend beschrieben ist, finden sie im vorliegenden Wörterbuch keine Berücksichtigung. Der Wörterbucheintrag ist wie folgt aufgebaut: Dem slavischen Lemma folgen die in den byzantischen Menäen vorgefundenen griechischen Äquivalente und in Klammern dazu die jeweiligen Belegstellen, die auf die Texte des Dezemberbandes der Menäenedition verweisen: voranstehend in Fettdruck der Monatstag, danach die Text nummer. Das Kürzel 24.3 bezeichnet beispielsweise den dritten Text in der Akoluthie zum 24. Dezember. Hand schriftensiglen bei der Textnummer bedeuten, daß das be treffende Wort hier nur als Variante von der angegebenen Handschrift belegt ist. Nicht für alle Texte konnten griechische Vorlagen ermit telt werden. Nach einem Bindestrich (-) sind Belegstellen des slavischen Wortes angeführt, für die griechische Äqui valente fehlen. IX Den Abschluß des Eintrags bildet die Bedeutungsangabe in deutscher Sprache. Zuweilen folgen nach einem Doppel II ) strich ( spezielle Wortverbindungen, bei Substantiva hin und wieder oblique Kasus, z.B. Instrumental mit adverbialer griechischer Entsprechung, bei Verben Reflexivformen oder Partizipien mit eigener Bedeutungsnuance. Unter dem eigentlichen Lemma sind gegebenenfalls - ein gerückt und in kleinerer Schrift - solche Fälle vermerkt, bei denen das slavische Wort von dem an entsprechender Stelle im griechischen Vorlagentext vorhandenen Wort se mantisch abweicht. Unter dem Zeichen D sind dabei solche Fälle gruppiert, bei denen die slavisch-griechische Nichtübereinstimmung nicht eindeutig zu erklären ist. Teilweise liegt die Vermu tung nahe, daß der tatsächlich der Übersetzung zugrundelie gende griechische Text hier eine andere Lesart aufweist, als der in der Edition abgedruckte. Keine der für die Edi tion verwendeten griechischen Quellen kann als unmittelbare Vorlage für die Übersetzung der Dezembermenäen betrach tet werden. Durch das Hinzuziehen der griechischen Hand schriften aus Rußland, vor allem aber aus dem Sinai und aus Grottaferrata konnten viele der Abweichungen der slavi schen Texte gegenüber dem Römischen Menäum als Ent sprechungen von Varianten in der griechischen Überlieferung ausgewiesen werden. Diese Handschriften stehen dem zu erwartenden Vorlagetext für die slavische Übersetzung deut lich näher als das Römische Menäum, wenn auch keine von ihnen den Text in der Form bietet, wie er dem slavischen Übersetzer vorlag. Zum anderen sind solche Nichtentsprechungen häufig bei den Namen oder den Epitheta für die Dreieinigkeit zu be merken, die in Handschriften meist in Abbreviatur geschrie ben sind. So findet man sor'A als Übertragung von Kupwc;, ebenso steht X911CTOC'A auch für 6 Lwt~p, CBII\TAII1 für ·lh:L'oc; usw. Diese geringf"ugigen Inkongruenzen sind wohl auf