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Worte in Freiheit. Der italienische Futurismus und die deutsche literarische Avantgarde (1912-1934) PDF

436 Pages·1990·12.376 MB·German
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Preview Worte in Freiheit. Der italienische Futurismus und die deutsche literarische Avantgarde (1912-1934)

Der italienische Futurismus und die deutsche literarische Avantgarde 1912-1934 Mit einer ausführlichen Dokumentation Peter Demetz Worte in Freiheit /" . , ' r ■ ~ SerieRper Band 1186 Zu diesem Buch Peter Demetz beschäftigt sich in diesem umfangreichen Essay mit der widersprüchlichen Wirkung des Futurismus in Deutschland und wirft die Frage auf, ob der Futurismus faschistisch war oder nicht. Diese Frage gewinnt besonders dadurch Aktualität, daß über Autoren wie Döblin und Grass eine Tradition des Futurismus bis in die Gegenwart reicht. Der ausführlichen Untersuchung der literarischen und politischen Hintergründe und Zusammenhänge der futuristischen Bewegung in Italien und Deutschland schließt sich ein umfassender Anhang an, der ein eigenständiges Lesebuch zur Geschichte des Futurismus und seiner Aufnahme in Deutsch¬ land darstellt. Er enthält u.a. eine Textauswahl futuristischer Manifeste, Beiträge aus zeitgenössischen Zeitschriften, die sich mit dem Futurismus auseinandersetzten, Texte bekannter ita¬ lienischer und deutscher Futuristen und beispielhafte Ver¬ öffentlichungen zum Thema Futurismus und nationalsozialistische Kunstdiktatur. Peter Demetz, geboren 1922 in Prag, Studium in Europa und in den USA. Promovierte an der Karls-Universität Prag und an der Yale • University. Er ist Professor für Deutsche und Vergleichende Lite¬ raturwissenschaft in Yale. Seine wichtigsten Veröffentlichungen sind: »Rene Rilkes Prager Jahre« (1953); »Marx, Engels und die Dichter« (1959); »Formen des Realismus - Theodor Fontane« (1964); »Die süße Anarchie. Deutsche Literatur seit 1945« (1970); »Fette Jahre, magere Jahre. Deutschsprachige Literatur von 1965 bis 1985« (1988). Peter Demetz Worte in Freiheit Der italienische Futurismus und die deutsche literarische Avantgarde (1912-1934) Mit einer ausführlichen Dokumentation . „ ,r. Piper München Zürich ISBN 3-492-11186-6 Originalausgabe Mai 1990 © R. Piper GmbH & Co. KG, München 1990 Redaktion: Uwe Steffen Umschlag: Federico Luci, unter Verwendung des Gemäldes »Rivolta« (1911) von Luigi Russolo (© VG Bild-Kunst, Bonn 1990) Gesamtherstellung: Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany INHALT /•- Vorwort 7 1. Die Sturm-Ausstellung der italienischen Futuristen in Berlin (1912). Widerhall und Streitgespräche. Waiden, Marinetti, Boccioni, Balla 13 2. Ein politisches Intermezzo: Arthur Moeller van den Bruck 32 3. Der Schriftsteller Marinetti. Lyrik, Manifeste, »befreite Worte«. Seine ersten deutschen Leser und Kritiker 42 4. Franz Pfemferts »Aktion«. Theodor Däubler und der Futurismus 63 5. Waiden, Marinetti und August Stramm 78 6. Futurismus, Dada, Christentum: Hugo Ball 90 7. Der Futurist Johannes R. Becher 99 8. Noch einmal: Döblin (Grass) und Marinetti 114 Coda: Günter Grass und Döblins »futuristische Komponente« 132 9. Waiden, Ruggero Vasari und das kulturpolitische »Interregnum« 1933/34 137 Ein Blick zurück 153 Anmerkungen 159 Dokumentation 168 A. Futuristische Manifeste (Auswahl), in der Reihenfolge ihrer Veröffentlichung in deutscher Sprache Hl B. Verteidigungen und Kritiken der futuristischen Kunstausstellungen (1912-16) 209 5 C. Die Entdeckung der futuristischen Politik; Arthur Moeller van den Bruck (1912/13) 227 D. Texte futuristischer Dichter in zeitgenössischen deutschen Übersetzungen (Auswahl) 241 E. Franz Pfemferts »Aktion«. Theodor Däubler und die Futuristen 264 F. August Stramm: Zur Diskussion 293 G. Hugo Ball: Futurismus, Dada, Christentum 313 H. Der Futurist Johannes R. Becher 318 I. Aus Alfred Döblins Essays (mit einer Günter-Grass- Coda) 341 J. Futurismus und nationalsozialistische Kunstdiktatur 372 Hinweise zur weiteren Fektüre 403 Personenregister 411 6 Vorwort In unserer Epoche der Computernetze und Fax-Kommunikations¬ systeme liegt der Gedanke an die Gleichzeitigkeit wissenschaft¬ licher und kritischer Tätigkeit nahe. So weit ist es aber noch lange nicht, zumindest nicht in der Geschichte der Ideen und Literatu¬ ren, und die historisch begründete Ungleichzeitigkeit ideologi¬ scher Voraussetzungen bestimmt die Art und Weise, wie man mit unbequemen Fragen umgeht, noch immer durch ihre besonderen Axiome und Tabus. In der unmittelbaren Nachkriegszeit hatte man gute Gründe, den italienischen Futurismus, der als erster die Avantgarde-Umwälzung der europäischen Künste unternahm, nicht zum ersten Gegenstand der forschenden Neugierde zu erhe¬ ben. In den späteren fünfziger und sechziger Jahren allerdings be¬ gannen sich italienische Historiker, Kritiker, Kunsthistoriker und Philologen wieder mit der Hinterlassenschaft des Futurismus zu beschäftigen und ihn nüchtern (ebenso wie italienische Filmregis¬ seure die gesellschaftlichen Erfahrungen) im Kontext der Ge¬ schichte zu sehen. In der Bundesrepublik war man eher geneigt, die Pionierarbeiten Christa Baumgarths zur Geschichte des Fu¬ turismus nicht fortzusetzen und Jänos Riesz’ und Carmine Chielli- nos Warnungen, den Futurismus und den Faschismus nicht ganz, nicht voreilig oder gar ahnungslos gleichzusetzen, in den Wind zu schlagen; und neuerdings darf allein die geschichtsphilosophische Studie des Futurismus von Manfred Hinz den Anspruch darauf erheben, in erschöpfender Kenntnis der italienischen Quellen und ihrer Sekundärliteratur geschrieben zu sein. Ich denke nicht daran, politische Erwägungen ganz aus meinen literaturhistorischen Untersuchungen zu verbannen, denn das Streitgespräch über die Frage, ob der Futurismus faschistisch war oder nicht, ist noch lange nicht zu Ende, und es ist eben diese Frage, die sich einer sachlichen Beschäftigung mit den Wirkungen des Futurismus jenseits Italiens immer wieder in den Weg stellt. Das vielzitierte Wort Walter Benjamins über die faschistische »Äs- thetisierung der Politik« (Beispiel: Futurismus), auf welche der Kommunismus mit einer wünschenswerten »Politisierung der 7 Kunst« antwortet, hat historische Analysen zuletzt eher gehemmt als gefördert, und was einmal, in den dreißiger Jahren, eine epi¬ grammatisch formulierte Einsicht war, ist längst zu einem dogmati¬ schen Lehrsatz im Katechismus der weiland sechziger Jahre erstarrt (von den Erfahrungen, welche die Betroffenen mit der be¬ hördlichen »Politisierung der Kunst« gemacht haben, ganz zu schweigen). Die Schwierigkeit liegt auch darin, daß es nicht ge¬ nügt, in dieser Hinsicht, einen »ersten« (1909-16) von einem »zweiten« Futurismus der zwanziger und dreißiger Jahre oder den jungen vom älteren F. T. Marinetti ganz zu trennen und Licht und Schatten nach Generationsstufen zu verteilen; je jünger, desto besser, je älter, desto übler. Das historische Verhältnis von Fa¬ schismus und Futurismus ist nicht in einem Schema von früher und später zu erfassen, denn wir sind, sobald wir die Ergebnisse der neueren italienischen Forschungen von Renzo De Felice, Luciano De Maria, Enrico Crispolti und anderen in Betracht ziehen, mit Annäherungen, Verwicklungen, Brüchen, Entfremdungen und, mag sein, mit der Intransigenz einer inneren Fronde konfrontiert, mit einem Hin und Her und Her und Hin, das die Fragen nach einem genaueren Wie und Wann herausfordert. Marinettis Futuristen und die wenigen Getreuen Mussolinis (da¬ mals noch eines sozialistischen Dissidenten) arbeiteten nach Caporetto (dem österreichischen Frontdurchbruch, den man in Italien als nationale Katastrophe empfand) und in den Jahren 1918/19 in einer Art radikaler Heimkehrer-Apo zusammen; an der berühmten Mailänder Versammlung am 23. März 1919, später zur Geburtsstunde des Faschismus umfunktioniert, nahmen Futuri¬ sten, arditi (Infanteriestoßtruppkämpfer), Anarchisten, Republi¬ kaner, Nationalisten und Mussolini-Sozialisten teil, um sich, rechts und links, gegen den Staat und die übermächtige sozialistische Par¬ tei zu organisieren. Futuristen, arditi, Mussolini-Leute und andere bildeten die patriotischen fasci di combattimento, störten sozialisti¬ sche Veranstaltungen (welche besonders die Heimkehrer anzo¬ gen), und eine Aktivistengruppe zerstörte die Redaktion des so¬ zialistischen Avanti, Marinettis politisch dunkelste Stunde. Nur ein wenig später (Mai 1920), und die Wege der Futuristen und Mussolini-Loyalisten in den fasci trennten sich wieder, weil Mari¬ netti und seine Freunde die pragmatische Bereitschaft in den fasci. 8

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