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Wolfgang Pauli: Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a. Band IV, Teil I: 1950–1952 PDF

1001 Pages·1996·15.795 MB·German
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secruoS ni eht History of Mathematics dna Physical Sciences 41 Editor: G. J. Toomer Springer nilreB grebledieH weN kroY anolecraB Budapest Hong gnoK nodnoL Milan siraP Santa aralC eropagniS oykoT WOLFGANG PAULI Aufnahme hcilBi~lna der Ernennung zum Mitglied der Royal Society in London (Ziirich, 1953) WOLFGANG ILUAP Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a. Band ,VI Teil "I 1950-1952 Scientific Correspondence with Bohr, Einstein, Heisenberg, a.o. Volume ,VI Part :I 1950-1952 nebegegsuareH von/ Edited yb Karl von Meyenn Springer .rD Karl von Meyenn Werner-Heisenberg-Institut fur Physik F6hringer Ring 6 D-80805 Mtinchen, Germany Publiziert mit Untersttitzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Schweizerischen Nationalfonds zur F6rderung der wissenschaftlichen Forschung :egalfuA 056 eralpmexE Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme (Wolfgang Pauli, wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a.) Wolfgang Pauli, wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a., scientific correspondence with Bohr, Einstein, Heisenberg a.o. - Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo: Hong Kong; Barcelona; Budapest: Springer. :EN Pauli, Wolfgang; Wolfgang Pauli, scientific correspondence with Bohr, Einstein, Heisenberg a.o. Bd. 4. 1950-1952 / hrsg. von Karl von Meyenn. - 1996 (Sources in the history of mathematics and physical sciences; )41 ISBN 3-540-59442-6 :EN Meyenn, Karl von [Hrsg.]; GT ISSN 0172-6315 ISBN 3-540-59442-6 Springer-Verlag Berlin Heidelberg New kroY This work is subject to copyright. All fights are reserved, whether the whole or part of the material is con- cerned, specifically the fights of translation, reprinting, reuse of illustrations, recitation, broadcasting, re- production on microfilm or in any other way, and storage in data banks. Duplication of this publication or parts thereof is permitted only under the provisions of the German Copyright Law of September 9, 1965, in its current version, and permission for use must always be obtained from Springer-Verlag. Viola- tions are liable for prosecution under the German Copyright Law. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1996 Printed in Germany The use of general descriptive names, registered names, trademarks, etc. in this publication does not imply, even in the absence of a specific statement, that such names are exempt from the relevant protective laws and regulations and therefore free for general use. Typesetting: Data conversion by Kurt Mattes, Heidelberg SPIN 10470833 55/3144- 5 4 3 2 1 0- Printed on acid-free paper Inhaltsverzeichnis Einleitung: Wolfgang Pauli und die Physik in den frfihen 50er Jahren . . VII I. Das Jahr 1950 Auseinandersetzung mit Heisenbergs neuer Theorie der Elementarteilchen und die Pariser Konferenz . . . . . . . . . 1 II. Das Jahr 1951 Kepler, Jung und der psycho-physische Parallelismus . . . . . . . 229 III. Das Jahr 1952 Keplerstudie, Kopenhagener Junikonferenz und Formfaktortheorie . 489 IV. Anhang .1 Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807 2. Abkiirzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 811 3. Zeittafel 1950-1952 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 815 4. Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 818 a. Allgemeine Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 818 b. Schriften von W. Pauli aus den Jahren 1950-1952 . . . . . . 906 5. Verzeichnis der Manuskripte aus den Jahren 1950-1952 ..... 908 6. Verzeichnis der Korrespondenten . . . . . . . . . . . . . . . 910 7. Briefverzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 912 a. Chronologische Verzeichnis: 1950-1952 . . . . . . . . . . . 912 b. Alphabetisches Verzeichnis: 1950-1952 . . . . . . . . . . . 921 c. Liste der in den Briefen beschriebenen Trfiume . . . . . . . . 933 8. Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 935 9. Sachwortregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 948 Wolfgang Pauli und die Physik in den friihen 50er *nerhaJ t Karl von Meyenn .1 Zfirich als intemationales Zentrum der theoretischen Physik Der Schwerpunkt der physikalischen Forschung hatte sich in den Jahren nach dem Kriege eindeutig nach Amerika verlagert, obwohl auch die europ~iische und japanische Wissenschaft sich rasch von den Folgen des verheerenden Krieges erholt hatte. In England, Frankreich, und ganz besonders in den kleineren Staaten wie der Schweiz, Holland sowie in den skandinavischen L/indem wurden wieder bedeutende Beitrfige zur physikalischen Forschung geleistet. Die einst im ersten Drittel unseres Jahrhunderts so erfolgreiche deutschen Forschung brauchte nach den dunklen Jahren der Naziherrschaft und unter den erschwerten Bedingungen der ersten Nachkriegsjahre eine 1/ingere Erholungspause, bevor auch sie sich wieder einen angesehenen Platz innerhalb der europ/iischen Staaten verschaffte. Diese allgemeine Entwicklung l~Bt sich auch am Inhalt des vorliegenden Briefwechsels ablesen. BaD auch die theoretische Physik weiterhin eine Spitzenstellung in Europa einnehmen konnte, verdankte sie zum groBen Teil Wolfgang Pauli, der trotz attraktiver Angebote in den U.S.A. und der erschwerten Bedingungen, die er nach seiner langen Abwesenheit in Ziirich vorfand, es vorgezogen hatte in seine Schweizer Wahlheimat zuriickzukehren. Der ihm 1945 verliehene Physik- nobelpreis und die ehrenvolle Berufung als Einsteins Nachfolger in Princeton vergr6Berten Paulis Ansehen und erleichterten ihm seine rasche Reintegration in der Schweiz. In Anbetracht der grol3en Bedeutung, welche die amerikanische Physik nun erlangt hatte, erwiesen sich die durch Pauli gekniipften Verbindungen zum Institute for Advanced Study in Princeton f'tir die Entwicklung der Nachkriegs- physik als /iuBerst vorteilhaft. Sie boten eine ideale Voraussetzung ftir eine langjfihrige intemationale Zusammenarbeit auf dem Gebiete der theoretischen ,kis..yhP bei der Zfirich zeitweilig eine Sonderstellung einnehmen sollte. Uber Paulis Aktivit/iten w~ihrend seines kriegsbedingten Amerikaaufenthaltes berichten die bereits publizierten Briefe und die Einleitung zu Band III. Die entsprechenden Vorg/inge an der ETH und die Umst/inde, welche zu Differenzen mit dem Schweizerischen Schulrat und beinahe zu Paulis Trennung vonder * Die in runden Klammern eingeschlossenen Seitenangaben verweisen auf den vorliegenden Band. Die Zahlen in eckigen Klammern bezeichnen die Briefe, in denen der betreffende Gegenstand behandelt ist. t Markus Fierz und Charles P. Enz danke ich f'tir viele Anregungen und Verbessemngsvorschl/ige zum vorliegenden Text. IIIV gnagfloW Pauli dnu eid Physik ni ned nehiirf 50er nerhaJ Hochschule f'tihrten, waren bisher nur andeutungsweise bekannt und lieferten ein verzerrtes Bild der wahren Hintergrfinde. Die jetzt ge6ffneten Akten des Schweizerischen Schulrates und ihre bevorstehende Ver6ffentlichung' vermitteln neue Einsichten und Erkenntnisse, welche diese Kenntnislficke schlieBen. Infolge des..Krieges und der damit einhergehenden pers6nlichen Bedrohung durch einen Ubergriff des Nationalsozialismus auf die benachbarte Schweiz hatte sich Pauli fast sechs Jahre lang nach Princeton zurfickgezogen. Seine Lehr- und Forschungsaufgaben an der ETH in Zfirich muBten w~ihrenddessen durch Vertretungen und Lehrauftr~ge fiberbriickt werden, die langfristig die ffihrende Stellung der theoretischen Physik dieser Institution in Frage stellte. W~ihrend der Verhandlungen fiber eine vorzeitige Riickkehr oder eine andere L6sung des so entstandenen Problems kam es zu schweren Vorwfirfen und harten Auseinandersetzungen zwischen Pauli und seiner Hochschule, die noch lange Zeit ihr gegenseitiges Verh~ltnis belasteten. Zum Verst/indnis der aus diesem Konflikt noch bis in die 50er Jahre hinein reichenden Wirkungen, die vielleicht sogar Paulis zeitweilige Abkehr von der physikalischen Forschung und seine st/irkere Hinwendung zu psychologischen und erkenntnistheoretischen Studien bewirkten, sollen hier die einzelnen Etappen dieser Entwicklung aufgrund der jetzt vorliegenden Dokumentation dargelegt werden. 2. Paulis gespanntes Verh~iltnis zur ETH w~ihrend der Kriegsjahre Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen und der Annexion von 0sterreich Anfang M~irz 1938 verlor Pauli automatisch seine 6sterreichische Staatszu- geh6rigkeit. In der Schweiz wurde er nun als Deutscher behandelt, der damit auch der fiblichen Visumspflicht unterlag, obwohl er erst am .7 M~irz 1938 ffir weitere 01 Jahre als ordentlicher Professor der theoretischen Physik der ETH Zfirich wiedergew/~hlt worden war. Inzwischen hatte er 01 Jahre lang un- unterbrochen in der Schweiz gewohnt und so die fibliche Wartefrist f'tir die Einbiirgerung erffillt. Als er am 24. April beim Stadtpr~isidenten von Zfirich sein Einbiirgemngsgesuch einreichte, gab er als dringenden Grund an, dab er ,,als Osterreicher und Halbarier die ihm fremde deutsche Staatsbiirgerschaft wenn ir- gend m6glich vermeiden m6chte. 2'' Der Schweizerische Schulratspr~isident Ar- thur Rohn und seine beiden Kollegen Fritz Fischer und Paul Scherrer hatten 1 Genauere Einzelheiten fiber diese Vorg~inge vermitteln die Amtlichen Dokumente aus dem Archiv des Schweizerischen Schulrates in den Wissenschafishistorischen Sammlungen der ETH-Bibliothek Ziirich, die von Beat Glaus und Gerhard Oberkofler gesammelt wurden und demn~ichst unter Mitwirkung von Charles P. Enz publiziert werden sollen. Diese Sammlung hat mir vor dem Druck vorgelegen und wurde der nachfolgenden Darstellung zugrundegelegt. 2 Die deutsche PaBbeh6rde hatte Pauli als ,,Halb-Arier" eingetragen, obwohl er sich selbst ent- sprechend dem deutschen Gesetz als ,,75 per cent Jewish" einstufte und damit im Falle eines deutschen Einmarsches in die Schweiz als wirklich gef'~ihrdet betrachtete (vgl. Band III, S. XXVIII). Wie sp~iter ein Gutachter bemerkte, ginge es Pauli bei seiner Amerikareise weniger um die Gelegenheit zur Abhaltung von Gastvortr/~gen, ,,als vielmehr darum, sich ffir den Fall einer Verwicklung der Schweiz in den Krieg und fiir den Fall einer politischen Umstellung oder eines politischen Umsturzes in der Schweiz in Sicherheit zu bringen." Vgl. Glaus et al. [1996, Dok. II. 63]. Wolfgang Pauli und eid Physik in ned frtihen 50er Jahren IX rit'f ihn die/ibliche B/irgschaft tibemommen. Trotz dieser Ftirsprache wurde das Gesuch abgelehnt, weil er nicht gen/igend mundartlich angepaBt sei. 3 Es wurde ihm empfohlen, mit dem Antrag zwei weitere Jahre zu warten. Inzwischen muBten Paulis Vater und seine Schwester nach der Annexion von Osterreich aufgrund ihrer j/idischen Abkunft aus ihrer Heimat entfliehen. Mit Hilfe des Schulratsprfisidenten konnte Pauli ftir seinen Vater eine Einreise- und Aufenthaltsgenehmigung erwirken, nachdem er sich bereit erkl~irt hatte, ftir den Unterhalt zu sorgen. 4 Als im September 1939 nach dem Kriegsausbruch auch die Schweiz vor einem deutschen Ubergriff nicht mehr sicher war, s riet der Schulratspr/isident Pauli, das Einbtirgemngsgesuch nochmals direkt bei der Direktion des Inneren des Kantons Ztirich einzureichen. 6 Pauli hatte inzwischen ein ihm sehr gelegen kommendes Angebot zur Abhaltung von Gastvortr/igen aus Princeton erhalten. 7 Als er daraufhin den Schulratsprfisidenten bat, ihn zum Wintersemester 1940/41 zu beurlauben, 8 bezeichnete er als wichtigen Umstand ftir diesen EntschluB die noch immer ausstehende Antwort auf sein zweites Einbtirgerungsgesuch. Rohn verstfindigte sofort den Chef der Polizeiabteilung in Bern von der Dringlichkeit der Angelegenheit. Zugleich beantragte er aber auch in einer Sitzung des Schulrates vom 20. Juni 1940 Paulis Beurlaubung, weil in Anbetracht der sich tS.glich verschlechtemden Reisem6glichkeiten groBe Eile geboten schien. Am .5 Juli wurde Paulis Gesuch vom Eidgen6ssischen Justiz- und Polizeidepartement in Bern mit dem Hinweis auf seine ungentigende Assimilation abermals abgelehnt? Weil der Schulratspr/isident sich mit diesem Bescheid nicht zufrieden geben wollte, bat er den Chef der Polizeiabteilung, das Gesuch nochmals zu pr/ifen, denn er bef'tirchtete, sonst den prominenten Physiker f'tir immer zu verlieren. 3 Die inzwischen verstorbene Witwe berichtete, Paulis Versuche in dieser Mundart seien so mangelhaft ausgefallen, dab sie f'tir ein Schweizer Ohr geradezu als eine Beleidigung empfunden werden muBten. Pauli h/itte deshalb jeden weiteren Versuch, die Schweizerische Sprache zu erlernen, unterlassen. 4 Vgl. Paulis Schreiben vom 20. November 1938 an Rohn. 5 Anstelle seines 6sterreichischen hatte Pauli nun einen deutschen PaB erhalten, der bis zum 29. November 1940 gfiltig war (vgl. Band III, S. XXVIII). Danach wurde er staatenlos, falls er bis dahin nicht die Schweizer Staatsb/irgerschaft erhalten konnte. 6 Pauli war am 23. Mai 1938 von Ztirich in die am See auBerhalb der Stadt gelegene Ortschaft Zollikon gezogen, wo ffir die Einbtirgemng jetzt nur noch die tibliche 10j/ihrige Aufenthaltsdauer vorgeschrieben war. 7 Das Telegramm mit dem Angebot war am .01 Mai 1940 vom Direktor des Institute for Advanced Study in Princeton Frank Aydelotte aufgegeben worden. Pauli telegraphierte sofort zurtick, er w/ire gerne bereit zu kommen, sobald er die Einwilligung des Polytechnikums erhalten habe. Die zun/ichst f'tir ein Jahr durch die Rockefeller Foundation finanzierte Gastprofesur wurde auf zwei Jahre ausgedehnt, nachdem Pauli dem Direktor des Institute mitgeteilt hatte, dab Schwierigkeiten bei der Beantragung des Visums aufgetreten wfiren. Das Jahresgehalt betrug US $ 5000. 8 Nachdem er den Schulrat verst/indigt hatte, telegraphierte Pauli am .81 Mai nach Princeton, dab er die Einladung annehmen k6nne. Vgl. das Schreiben des Chefs der Polizeiabteilung vom .61 Juli 1940 an Rohn und dessen Brief vom 9 .11 M/irz 1942 an das Eidgen6ssische Departement sed Inneren. Wie sich sp/iter herausstellte, hatte ihn ,,ein ihm n/iherstehender und durchaus wohlgesinnter Kollege" als einen ,,nicht assimilierbaren Ostjuden" charakterisiert. X gnagfloW Pauli dnu eid Physik ni ned nehiirf 50er nerhaJ Obwohl sich mit dem ehemaligen ETH-Rektor und Mineralogen Paul Niggli, °~ seinem.Kollegen Paul Scherrer und dem ebenfalls mit Pauli befreundeten und in der Offentlichkeit allgemein gesch~itzten Herausgeber des Schweizer Spiegel Adolf Guggenbfihl Gew~hrspersonen erboten, deren Schweizertum und Urteil fiber allem Zweifel erhaben waren, hatte auch diese Anfrage keinen Erfolg. Mit der ihm am .51 Juli zugestellten Einwilligung des Schulrates bereitete Pauli nun unter den erschwerenden Kriegsumst~inden und mit einem deutschen BaP versehen seine Abreise in die Vereinigten Staaten vor." Nachdem er dem Schulrat Vorschl~ge ffir seine Vorlesungsvertretung f'tir das Wintersemester fibermittelt hatte, 2' traten er und seine Frau Ende Juli 1940 unter abenteuerlichen Umst~inden die beschwerliche Reise nach Amerika an. ~' Als das erste Wintersemester seinem Ende entgegenging, war es f'tir alle Beteiligten erkennbar, dab Pauli unter den gegebenen Kriegsbedingungen nicht aus Amerika zuriickkommen k6nne. Deshalb genehmigte der Schulrat die Verlfingerung des Urlaubs Ftir das Sommersemester 1941 - und anschlieBend auch ffir das Wintersemester 1941/42-, noch bevor Pauli ihn darum ersucht hatte. Bereits im Winter 1941/42 wurde Paulis Abwesenheit bei den ETH-Physikem immer deutlicher empfunden, zumal eine Beendigung dieses Zustandes nicht abzusehen war. Die Inbetriebnahme des ersten Zfiricher Zyklotrons stand bevor, und bei der Planung der kernphysikalischen Experimente wollte man auf die Beratung eines theoretischen Physikers nicht verzichten. Am .51 MT Oktober wies der diese experimentellen Forschungen leitende Paul Scherrer den Schulratspr~isidenten auf den durch Paulis Ausfall entstehenden Schaden ffir die ETH-Physik hin. Er regte an, Paulis Urlaub nicht weiter zu verlfingem und ihn zum Sommersemester zurfickzubeordem. Paulis Visaschwierigkeiten, meinte er, seien sicher mit Hilfe eines offiziellen Schreibens leicht zu fiberwinden. 01 W/ihrend Paulis Amtszeit wirkten an der ETH die Rektoren Paul Niggli (1928-1931), Michel Plancherel (1931-1935), Frffz Baeschlin (1935-1939), Walter Saxer (1939-1943), Franz Tank (1943-1947), Hans Pallmann (1947-1948), Fritz Stiil3i (1949-1951), Henry Favre (1951-1953), Karl Schmid (1953-1957) und Albert Frey-Wyssling (1957-1961). Die eigentliche Leitung der ETH unterstand (bis 1968)dem Pr/isidenten des Schweizerischen Schulrates. Rohn /ibte dieses Amt von 1926-1948 aus und Pallmann wurde sein Nachfolger. Siehe hierzu die zum 100- und zum 125j~hrigen Jubil/ium erschienenen Festschriften Eidgen6ssische Technische Hochschule 1855-1955, Z/irich 1955 und Eidgen6ssische Technische Hochschule 1955-1980, Zfirich 1980. Siehe hierzu die Einleitung zum Band III, .S XXVIIIff. 11 21 Pauli hatte vorgeschlagen, dab die Physikstudenten der ETH die Vorlesungen fiber theoretische Physik von Gregor Wentzel an der benachbarten Universitdt Ziirich besuchen k6nnten. Die Obungen sollte sein zun~ichst noch in Ztirich verbleibender Assistent Joseph Maria Jauch tibemehmen. 31 Siehe Band III, .S XXIXf. Aus seiner sp/iter in Princeton eingereichten Reisekostenabrechnung geht hervor, dab Pauli und seine Frau von Genf aus mit einem Auto bis an die franz6sisch-spanische Grenze nach Cerbbre gereist waren und dann mit dem Zug durch Spanien nach Portugal weiterfuhren. Am .51 August bestiegen er und seine Frau das amerikanische Handelsschiff Exeter, das sie dann nach New York weiter bef'drderte. 41 Eine Beschreibung dieses Cyclotrons lieferte Paul Scherrer in seinem Beitrag zu der erw/ihnten Festschrift der ETH 1855-1955, .S 575-578. Obwohl der Bau des Zyklotrons bereits im Jahre 1940 begonnen wurde, konnte es erst 1943 zum ersten Mal in Betrieb gesetzt werden. Physikalisch interessante Experimente fiber Kemreaktionen konnten allerdings erst Anfang der 50er Jahre durch- gef'tihrt werden. Vgl. Gugelot (1960, .S 120f.). gnagfloW Pauli und eid Physik ni ned friihen 50er Jahren IX Am 21. Oktober 1941 wurde Pauli daraufhin vom Schulratspr~isidenten zur Wiederaufnahme seines Unterrichts bis spfitestens zum .1 Oktober 1942 auf- gefordert. Falls er sich bis dahin nicht zu einer Rfickkehr entschliegen k6nne, sollte sein Lehrstuhl neu besetzt werden. Der durch diese Mitteilung auf- geschreckte Pauli teilte dem Schulratspr/isidenten am .41 Januar 1942 mit, ohne einen Schweizer Pag k6nne er unm6glich eine Reise antreten, weil die englischen und amerikanischen Beh6rden ihn als Angeh6rigen eines krieg- f'tihrenden Staates betrachten und behandeln wfirden. Augerdem habe er den Urlaub ja im Einvernehmen mit der Hochschule angetreten, nachdem seine Einbiirgemng abgelehnt und er dadurch gesetzlich der deutschen Milit/irmacht unterstellt worden sei. In einer Schulratssitzung wurde nun beschlossen, Paulis Urlaub nochmals bis zum Ende des Sommersemesters zu verlfingem und f'tir seine Vorlesungen wieder eine Stellvertretung einzusetzen, si Ebenso wurde zur Kenntnis genommen, dab Pauli wohl kaum vor Kriegsende zurtickkehren k6nne, ~l Deshalb sollte demn~ichst fiber eine Neubesetzung der Professur im Schulrat diskutiert werden, ~l Pauli wurde vorerst jedoch nur fiber die Absicht unterrichtet, beim Departement sed Inneren eine Sonderreisegenehmigung f'tir ihn zu beantragen. 81 Paulis Urlaubsangelegenheit- und der fihnliche Fall des Mathematikers Georg Polya 9' - wurde am 4. Mai 1942 im Beisein des Rektors Walter Saxer von den Dozenten der Mathematik und Physik eingehend w/ihrend einer Abteilungskonferenz behandelt. °2 Die Anwesenden wurden abschliegend zu einer Meinungsabgabe aufgefordert. Der ehemalige ETH-Rektor und Mathematik- professor Michel Plancherel wies bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal auf Paulis unloyales Verhalten gegenfiber der Schweiz hin. Diesen Tadel habe er sich zugezogen, weil er das Land freiwillig verlieg, um den F~hmissen des Krieges zu entgehen. 12 Dieser Vorwurf sollte den weiteren Verlauf der si Der Schweizerische Schulrat setzte sich aus angesehenen Vertretern der Wissenschaft und des 6ffentlichen Lebens zusammen. Zu seinen damaligen Mitgliedern geh6rte auger dem Prfisidenten Arthur Rohn und dem Sekret/ir Hans Bosshardt .u .a der Nationalrat und Vizepr/isident Heinrich Walther, der Direktor Paul Joye, der Regierungsrat Ferdinand Porchet, der Generaldirektor Ernst Dfibi, der Nationalrat Ernst B/irtschi und der Rektor der ETH Walter Saxer. 61 In einem Schreiben vom .7 MS.rz 1942 an Kronig teilte ihm Scherrer mit, dab Pauli noch immer in den U.S.A. sei; und ,,es besteht wenig Hoffnung, dab er wieder zurfickkommt." 71 Am .61 August 1942 beklagte sich auch der Vorsitzende der Studenten der Abteilung IX beim Schulratsprfisidenten fiber den unzureichenden Unterricht in der theoretischen Physik. 81 Eine solche Genehmigung wurde trotz nochmaliger Anfrage des Schulratspr/isidenten nicht erteilt. Vgl. hierzu Ph. Etters Mitteilung vom .9 Dezember 1942. Polya hatte ebenfalls um die gleiche Zeit die Schweiz verlassen um eine Stellung an der nworB 91 ytisrevinU anzutreten. 02 Die Struktur der ETH ist in zehn verschiedene Abteilungen gegliedert, die jeweils beim Rektor und beim Schulrat durch einen Abteilungsvorstand vertreten werden. W~ihrend der von Zeit zu Zeit einberufenen neznerefnoksgnulietbA versammeln sich die Dozenten der entsprechenden Abteilung, um fiber aktuelle Hochschulfragen und andere spezielle Angelegenheiten ihrer Studenten und Kollegen zu beraten. Die Mathematik und Physik waren in der Abteilung IX zusammengefagt. 12 Dieser Vorwurf wurde am 28. Mai nochmals in einem Schreiben des Rektors Saxer aufgegriffen, der sich auf das ,,Prinzip der Wahrung von Treue und Aushalten auf dem anvertrauten Posten auch

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