GESELLSCHAFT FÜR LOGOTHERAPIE UND EXISTENZANALYSE – WIEN Wo ein Wille – Da ein Weg Vom Wollen und Lassen in Therapie & Beratung Nr. 2 / 2012 29. Jahrgang ISSN 1024-7033 Eduard Sueßgasse 10 A-1150 Wien Tel./Fax: (0043-1) 985 95 66 E-Mail: [email protected] Inhalt Impressum ....................................................................................................................45 Wissenschaftlicher Beirat PlenarVOrtrÄGe Was heißt Wollen? Günther Pöltner ............................................................................................4 Arbeit am Freiheitsspielraum statt Appellation an einen „Frei-Geist“ Michael ascher emmAnuel J. BAuer ...............................................................................................................................9 Philadelphia (USA) Vom gelassenen Wollen zum erzwungenen Lassen – Zur Praxis der realen Freiheit Karel Balcar Prag (CZ) Alfried länGle ...................................................................................................................................15 renate BUKOVsKi Warum tue ich nicht, was ich will? – Emotionale Orientierung zum Umgang mit Salzburg (A) psychodynamischen Blockierungen ChristoPh KolBe ..........................................................31 herbert csef Der Wille, die Emotionen und das Selbst – Wie funktioniert freier Wille? Würzburg (D) Julius Kuhl .........................................................................................................................................39 reinhard haller Ist Wollen männlich, Lassen weiblich? Gertrud nunner-WinKler ..........................................50 Feldkirch (A) Brigitte heitGer Bern (CH) Klinisches sYMPOsiUM hana JUnOVÁ Zwangsbehandlungen in der Akutpsychiatrie rAiner Gross ............................................57 Prag (CS) Die Demenzerkrankung und ihre Folgen für Betroffene und Pflegende christoph KOlBe evA liesmAnn .....................................................................................................................................64 Hannover (D) George KOVacs leBens- UnD sOZialBeratUnG Miami (USA) Wollen hätt’ ich schon mögen, aber dürfen hab’ ich mich nicht getraut (frei Jürgen KriZ Osnabrück (D) nACh KArl vAlentin) KlAudiA GennermAnn .......................................................................................68 anton-rupert laireiter Warum die Beine nicht tragen – wie Burnout den Willen beeinflusst irinA efimovA ...71 Salzburg (A) Erfahrungsbericht „Ich will trotzdem leben“ thomAs reiChel .............................................77 alfried lÄnGle Wien (A) sYMPOsiUM: KinDer- UnD JUGenDlichenPsYchOtheraPie Karin MatUsZaK-lUss Hältst du mich? Meilensteine einer Kindertherapie BArBArA GAWel ...............................81 Wien (A) corneliu Mircea Temesvar (RO) PÄDaGOGiK anton ninDl Wo ein Wille ist, ist ein Wert evA mAriA WAiBel .........................................................................85 Salzburg (A) Existenzanalytische Überlegungen für eine personal ausgerichtete Unterrichtsge- christian PrOBst staltung hAns-JürGen strAuCh ........................................................................................................92 Graz (A) heinz rOthBUcher sYMPOsiUM: theOlOGie UnD seelsOrGe Salzburg (A) Den Willen stärken? Den Willen lassen? Werner eiChinGer ..................................................97 christian siMhanDl Wien (A) Vom freien und vom unfreien Willen WieBKe dAnKoWsKi .....................................................102 christian sPaeMann Deutungen der Spiritualität aus existenzanalytischer Sicht miChAel utsCh .................109 Braunau (A) Michael titZe BUchBesPrechUnG Tuttlingen (D) Buchbesprechungen ...............................................................................................113 liselotte tUtsch Wien (A) fOrschUnGsnOtiZ helmuth Vetter Wien (A) Stressbewältigungsstrategien im Zusammenhang mit der existenziellen Veranke- Beda WicKi rung Karel Balcar, alžBěta ProtivansKá .........................................................................................118 Unterägeri (CH) Wasiliki WinKlhOfer PUBliKatiOnen München (D) Publikationen .............................................................................................................119 elisabeth WUrst Wien (A) BanKVerBinDUnGen Der Gle-int. Österreich: Konto Nr.: 040-33884, Erste Österr. Spar-Casse-Bank, BLZ 20111 BIC:GIBAATWW; IBAN: AT932011100004033884 Deutschland: Konto Nr.: 7000006, Acredobank Nürnberg, BLZ 76060561 schweiz: Konto Nr. 203054-10-556, Credit Suisse andere länder: Wir bitten um Zahlung mittels Postanweisung oder mittels DC, VISA, EC/MC aBO-Preise fÜr Die eXistenZanalYse Jahresabonnements für nichtmitglieder: Euro 25,–/sfr 38,– inkl. Versand einzelpreis: Frühjahrsausgabe (Einzelheft) Euro 11,–/ sfr 16,50; Herbstausgabe (Doppelheft Kongressbe- richt) Euro 18,–/sfr 27,– inkl. Versand (Europa) – Mitglieder erhalten die Zeitschrift kostenlos. 2 EXISTENZANALYSE 29/2/2012 eDItorIal Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! hinWeise Wo ein Wille – da ein Weg!? KOnGresse Gle-int. Ja, aber wie lässt sich dieser Weg finden? Was ist das für ein Weg? Der Suche nach Zürich dem Wollen, nach diesem Weg, widmete sich der Jahreskongress der GLE-International Wer saGt, Was richtiG im April 2012 in Wien, dessen Kongressbericht hiermit nun vorliegt. ist? Ethik in der Psychotherapie, „Vom Wollen und Lassen in Therapie & Beratung“ als Untertitel führt näher heran, Beratung und Coaching 3. – 5.5.2013 wie dieser Weg gefunden werden kann: Die Untrennbarkeit von Wollen und Lassen, anmeldung und Programm: das zu einem freien Wollen führt. Das Lassen-Können als Voraussetzung zum Wollen, www.existenzanalyse.org das sich und andere nicht manipuliert, − das Lassen, das auch ein Zu-lassen ist, − das Berlin Lassen, das den Menschen öffnet, − das Lassen, das der Weg zu existenzieller Freiheit ressOUrcenOrientierUnG ist, − das Lassen, das dem Wollen den Raum gibt und das Leben eröffnet. in PsYchOtheraPie & BeratUnG Das Wollen in dieser Dimension zu heben war Thema dieses Kongresses, sowohl Existenzanalyse und Positive in der philosophischen Grundsatz-Reflexion der Eröffnungsvorträge von Günther Pöl- Psychologie 2. – 4.5.2014 tner und von Emmanuel Bauer, als auch in der psychotherapeutischen Praxis, wie von Alfried Längle und Christoph Kolbe dargestellt. Die Anbindung an die psychologische Kognitions-Forschung brachte Julius Kuhl ein, den psychologisch-soziologischen As- pekt Gertrud Nunner-Winkler. taGUnGen VOn Gle-Ö Goldegg, 27. – 28.9.2013 Die Umsetzung des existenzanalytischen Zugangs in die Praxis wurde in einer guten WeGe ZUM Wesentlichen Breite und Fülle in den Symposia vermittelt bzw. erarbeitet. Einige dieser Symposia- Adjuvante Methoden in Exis- Beiträge sind ebenfalls Inhalt dieses Kongressberichts. tenzanalyse & Logotherapie Wir als Redaktion freuen uns, Ihnen diesen Kongressband der EXISTENZANALYSE wie immer zum Jahreswechsel vorlegen zu können und wünschen Ihnen viel Freude beim aUsBilDUnG Lesen bzw. Nachlesen. ○ PsYchOtheraPie ○ BeratUnG WeiterBilDUnGen • teamsupervision, coaching; fallsupervision • traumatherapie • Persönlichkeitsstörungen • authentisch lehren • säuglings-, Kinder- u. Jugend-Psychotherapie Silvia Längle • Paartherapie • Psychosomatik im Namen des Redaktionsteams weitere infos unter www.existenzanalyse.at www.gle-d.de www.existenzanalyse.ch VOrschaU auf die nächsten Ausgaben Heft 1/2013 themenheft cOachinG, PersOnalentWicKlUnG Erscheint im Juli 2013 Heft 2/2013 Kongressbericht Wer saGt, Was richtiG ist? Ethik in der Psychotherapie, Beratung und Coaching Erscheint im Dezember 2013 [email protected] www.existenzanalyse.org 3 EXISTENZANALYSE 29/2/2012 Plenarvortrag WAS HEISST WOLLEN?* Günther Pöltner Der Beitrag möchte zeigen, inwiefern das Wollen ein „Antwort- WHAT DOES IT MEAN TO WANT? phänomen“ ist. Wollen muss von ähnlichen Phänomenen wie z.B. dem Wünschen unterschieden werden. Das Intendieren This contribution attempts to point out to which extent wanting und Bestimmen eines Zieles ist etwas Zweites, an erster Stel- is a phenomenon of response. Wanting must be distinguished le steht der Aufruf einer Handlungssituation. „Antwort“ meint from similar phenomena such as wishing. Intending and defi- nicht eine nachträgliche Reaktion, sondern Entsprechung, in ning an aim comes second, invoking an action situation comes der Anspruch und Lassen ineinander fallen. Wer etwas ernst- first. Response is not a subsequent reaction, but rather a cor- haft will, lässt sich in Anspruch nehmen. Weil das oft nur unter respondence in which requirement and refraining from action Überwindung äußerer und innerer Widerstände gelingt, ist zum merge together. Whoever wishes for something serious, allows Lassen Einübung erforderlich. Seine Grenzen schränken das the own availability. Since this often only succeeds by overco- Wollen nicht nur ein, sondern ermöglichen es auch. ming internal and external resistance, practice in letting some- thing be is necessary. Own limits not only restrict wanting, but schlÜsselWÖrter: lassen, Wollen also render it possible to want. KeYWOrDs: refraining from action, wanting MethODische VOrBeMerKUnGen all seiner Bedingtheit. Jemand – ein konkreter, namentlich zu nennender Mensch in seinem naturhaften Gewordensein, in Das Generalthema des Kongresses lautet: Wo ein Wille seiner leiblichen und geschichtlichen Vorgegebenheit, in seiner – da ein Weg!? Daß hinter dem Rufzeichen ein Fragezeichen jeweiligen Befindlichkeit will etwas, sucht sein Vorhaben zu steht, will wohl sagen, daß die Aussagekraft des Sprich- verwirklichen, oder ist so gestimmt, daß er sich zu nichts, wie wortes davon abhängt, was unter dem Willen verstanden wir sagen, aufschwingen kann. Dies oder jenes wollend, etwas wird. Also muß gefragt werden: Was heißt Wollen? tuend oder unterlassend vollziehen wir uns selbst. Wollen ist eine Form menschlichen Selbstvollzugs. Zu fragen, was Wol- Die Beantwortung dieser Frage scheint keine Schwie- len heißt, heißt letztendlich fragen, wer wir als Menschen sind, rigkeiten zu bereiten, schließlich ist uns allen aus unserer und was es mit unserem Menschsein auf sich hat. So fragend, Lebenspraxis bekannt, was es mit dem Wollen auf sich hat. wollen wir etwas, es geht uns um ein Wissen. Die Frage, „Was Wir wollen einmal dies und jenes, wollen zuweilen auch gar heißt Wollen?“, ist selbst ein Beispiel für das, was Wollen heißt. nichts, sondern wollen in Ruhe gelassen werden. Wir kennen unwillige Menschen, auch solche, die von sprunghafter Will- kür sind, und auch solche, die nicht wissen, was sie wollen. auslegung des Vollzugs Dann wiederum sagen wir, das habe ich nicht gewollt, das ist einfach passiert, und schließlich kennen wir auch viele Fäl- Was wie ein Spiel mit bloßen Worten klingt, gibt uns je- le, wo wir uns schwer tun zu entscheiden, ob etwas wirklich doch drei wichtige methodische Hinweise. Wenn wir nämlich gewollt oder zwanghaft getan worden ist, ob eine Handlung wissen wollen, was Wollen heißt – so der erste Hinweis – jemandem zuzurechnen ist oder nicht. All das ist uns bekannt. müssen wir uns an das Wollen selbst halten, d.h. damit ernst machen, daß das Wollen jemandes Selbstvollzug ist. Das ist Nun ist aber bekanntlich dasjenige, was bekannt ist, des- alles andere als eine überflüssige Bemerkung. Besteht doch in halb noch nicht erkannt. Also ist zu fragen, was es mit dem der gegenwärtigen Debatte um die sogenannte Willensfreiheit Wollen auf sich hat. Diese Frage ist aus mindestens zwei die Tendenz, das Wollen von vornherein zu verfälschen, d.h. Gründen zu stellen. Erstens lassen sich die krankhaft einge- es in ein beobachtbares und exprimentell überprüfbares Ge- schränkten Formen des Wollens nur im Licht des möglichst schehen zu verdrehen. Allein ein Selbstvollzug ist kein mir unverkürzten Phänomens ausbuchstabieren, dessen Priva- gegenüber stehender Gegenstand, kein beobachtbarer Vor- tionserscheinungen sie sind. Und zweitens geht es in die- gang, sondern dasjenige, worin und wodurch Vorgänge und ser Frage um uns selbst, um unser Miteinandersein in einer Gegenstände allererst gegeben und beobachtbar sind. Nur im gemeinsamen Welt. Denn Wollen ist kein freischwebendes, lebendigen Wollen ist das Wollen erschlossen und zugäng- anonymes Geschehen, sondern Wollen ist allemal jemandes lich – und nirgends sonst. Wir müssen uns in den Vollzug des Wollen. Nicht der Wille will, sondern jemand will. Streng ge- Wollens versetzen und aus der Vollzugshaltung heraus das in dacht ist nicht der Wille frei, sondern der jeweilige Mensch in Frage Stehende begrifflich auslegen.1 * Es handelt sich um den mit Anmerkungen versehenen Text des Eröffnungsvortrags. 1 In der philosophisch-begrifflichen Auslegung wird dasjenige ausdrücklich gemacht, was für gewöhnlich immer nur unausdrücklich mitvollzogen wird. Im lebenspraktischen Vollzug sind wir auf das Gewollte gerichtet. Das Wollen selbst bleibt dabei im unbeachteten Hintergrund. Eben dieser unthema- tische Hintergrund wird in der philosophisch-begrifflichen Auslegung zum Thema. 4 EXISTENZANALYSE 29/2/2012 Plenarvortrag Wollen als inneres Moment von Vollzügen wie Wollen meine Vollzüge verursacht, so wenig steht es bloß an deren Beginn. Es durchherrscht und durchstimmt vielmehr Der zweite methodische Hinweis: Wollen bildet keinen ei- in unterschiedlichem Ausmaß unsere Vollzüge. Deshalb reden genen Handlungstyp, ist kein Vollzug neben anderen Vollzü- wir von willensstarken oder willensschwachen Menschen. gen auch noch, sondern ein inneres Moment unserer Vollzüge. Stärke und Schwäche bemißt sich nicht an so etwas wie einer Das zeigt sich u.a. daran, daß das Wollen selbst nicht gewollt Willensenergie, sondern daran, in welchem Maß sich jemand werden kann. Wir wollen z.B. spazieren gehen oder uns un- von dem, was er als für ihn real möglich und auch als gut terhalten, ein Fest feiern oder einfach faulenzen. Spazieren- wahrgenommen hat, in Anspruch nehmen läßt – und auch gehen, Sich-unterhalten, Feiern, Faulenzen sind bestimmte daran, in welchem Maß er für die Verwirklichung des Guten Typen menschlichen Weltbezugs. Es ist aber nicht so, daß Nachteile in Kauf zu nehmen bereit ist. neben Spazierengehen, Faulenzen etc. auch noch das Wollen vorkommt. Das Wollen selbst ist nichts Gewolltes, nichts di- rekt Intendierbares und Wählbares. Wir streben nicht um zu WOllen als sich-Verhalten ZUr GrUnD– streben, sondern wir erstreben etwas. Menschliche Vollzüge DYnaMiK Unseres Daseins unterscheiden sich durch ihr Gewolltes. Das Wollen selbst ist jedoch keine inhaltliche Bestimmung von Vollzügen, viel- mehr ist „Wollen“ der Name für die innere Dynamik, für die angesprochensein als anfang des Wollens Bewegtheit unserer Vollzüge. „Wollen“ bezeichnet nicht ein Was, sondern ein Wie menschlicher Vollzüge. Das Wollen ist Diese drei methodischen Hinweise zusammenfassend und eine Weise, wie wir uns zur Aufgabe unseres Daseins verhal- gleichzeitig vorblickend auf noch zu Erörterndes läßt sich sa- ten. Wir tun etwas freiwillig oder unfreiwillig, wir handeln gen: Wollen ist eine Weise, sich zur Grunddynamik unseres aus Überlegung oder unwillkürlich, ohne viel zu überlegen.2 Daseins zu verhalten. Indem wir dieses oder jenes wollen, ent- sprechen wir einer Dynamik, die unser ganzes Miteinandersein Die Eigentümlichkeit, nicht einen speziellen Handlungstyp bestimmt und aller Zwecksetzung voraus- und zugrunde liegt. zu verkörpern, teilt übrigens das Wollen – das sei nur nebenbei Achten wir nämlich genau auf unser Wollen, dann zeigt sich: angemerkt – mit dem Geistvollzug, dem Erschlossensein des- Das Wollen geht nicht von einem Ich-Pol aus. Am Anfang des sen, was ist (Seinsverstehen). Wir bemerken dieses oder jenes, Wollens steht nicht ein als Aktzentrum vorgestelltes Ich-Sub- wir hören, wie jemand etwas für uns Unverständliches spricht, jekt, sondern ein responsorischer Bezug: Etwas spricht mich wir fragen nach diesem oder jenem, bemühen uns um Erkennt- (so oder so) an. Etwas spricht mich an, und es spricht mich an. nis. Es ist aber nicht so, daß neben Fragen, Erkennen, Wahrneh- men, Hören auch noch die Seinserschlossenheit (traditionell als Wenn wir etwas wollen, setzen wir uns nicht erst in Be- intelligere, als Geistvollzug bezeichnet) vorkommt. Vielmehr ziehung zum Gegenstand unserer Wahl, sondern wir nehmen bildet dieses den Grundzug menschlicher Vollzüge. zu ihm Stellung. Wollen ist nicht eine Beziehungsaufnah- me, sondern eine Form der Stellungnahme zu etwas. Wol- len heißt nicht, aus einer ursprünglichen Indifferenz oder Der Vollzugscharakter des Wollens Indeterminiertheit heraustreten, Indeterminiertheit in Deter- miniertheit verwandeln – sich selbst bestimmen. Solch ein Dritter methodischer Hinweis. Wollen heißt nicht: Vollzü- Begriff von Selbstbestimmung ist eine Konstruktion, die an ge verursachen. Wenn ich z.B. etwas wissen will, dann verur- der konkreten Freiheit völlig vorbei geht.4 sache ich nicht mein Fragen. Mein Wille ist nicht die Ursache dafür, daß ich etwas tue oder unterlasse oder dieses gegenüber Das ansprechende jenem bevorzuge. Vollzüge sind keine Wirkungen einer Wil- Das Ansprechende kann vielerlei sein: ein Ding, in dessen lensursache. Wer so denkt, lebt in einer Subjektvergessenheit. Besitz ich sein möchte, eine Landschaft, die mich einlädt, sie Ich vollziehe mich selbst, indem ich etwas will. Als Urheber zu erkunden, eine Problemkonstellation, deren Lösung mich meiner Vollzüge bin ich einer, der nicht nur etwas anfangen reizt, ein Mensch, dem ich näher kommen möchte. Auch leib- kann, sondern einer, der seiner selbst als eines Anfangenden haftig Abwesendes kann mich in seiner bedrängenden Abwe- mächtig ist. Sich selbst vollziehen heißt nicht, Vollzüge pro- senheit, die ja ein Modus von Anwesenheit ist, ansprechen. duzieren. Indem ich etwas will, lasse ich mich vom Gewollten Das Erste ist nicht, daß ich von mir aus tätig werde, nicht ich bestimmen, ich will mich als einen solchen. Es ist dies eine selbst fange an, sondern mit mir ist etwas angefangen wor- Form des Ja-Sagens zu sich. Zwischen Wollen und Sich- den. Ich entdecke mich als einen, der so oder so angesprochen Vollziehen herrscht auch kein zeitliches Hintereinander. Nicht ist. Wir sind in allen Belangen die primär Angesprochenen. will ich zuerst etwas und dann folgt mein Vollzug.3 So wenig Andere haben uns längst angesprochen, bevor wir noch zu 2 Vgl. die diesbezüglichen aristotelischen Analysen in der Nikomachischen Ethik (Nik. Eth. III, 1 ff). 3 Insofern ist die oft anzutreffende Rede unzutreffend, auf den Willensentschluß folge die Ausführung. Indem ich eine Handlung ausführe, will ich sie ausführen. Die Ausführung ist eine willentliche, nicht aber eine, die den Willen hinter sich gelassen hätte. 4 Wird Freiheit mit solch einem Begriff von Selbstbestimmung gleichgesetzt, ruft das zu Recht die Kritik von Neurowissenschaftlern hervor. Völlig zu Unrecht erfolgt allerdings die Berufung auf empirische Befunde. Empirische Befunde können niemals die kritische Letztinstanz bilden, weil jedes neurowissenschaftliche Experiment bereits von einem Vorbegriff von Freiheit geleitet wird. Gegenstand der Debatte können nicht neurowissenschaftliche Experimente, sondern müssen die jeweils mitgebrachten Freiheitsbegriffe sein, die den Experimenten zugrundeliegen. Über die sachliche Angemessen- heit eines Freiheitsbegriffs entscheidet nicht ein neurowissenschaftliches Experiment, sondern die gemeinsame Lebenspraxis. 5 EXISTENZANALYSE 29/2/2012 Plenarvortrag selbständigen sprachlichen Äußerungen fähig waren. Nur so ben ist, geht es uns selbst darum. Daß wir der Aufgegebenheit konnten wir die werden, die wir im Grunde schon gewesen unseres weltoffenen Existierens nicht entrinnen können, be- sind. Mensch sein heißt Mitmensch sein. Dasein heißt Her- deutet keinen Zwang. Was mein Freisein-können ermöglicht, kunft haben. Jeder/jede von uns ist im ontologischen (nicht ist mir zwar unverfügbar, aber es zwingt mich nicht. Wir sind entwicklungspsychologischen) Sinn Kind. zur Freiheit weder verurteilt noch zu ihr gezwungen, sondern zu ihr freigegeben. Die Freigabe betrifft die Ermöglichung, Der angesprochene die Konstitution des Freisein-Könnens. Sie bildet das Moment Was immer mich anspricht, es spricht mich selbst als der Notwendigkeit in der Freiheit. Freiheit schließt Notwen- ganzen Menschen an. Nicht etwas in mir oder an mir, nicht digkeit nicht aus, sondern ein. Das Gegenteil des Freiwilligen eine Fähigkeit wird angesprochen, sondern ich selbst in ist nicht das Notwendige, sondern das Gewaltsame.6 Gezwun- meinem Sein-Können, in meiner Bezogenheit auf Andere gen sein, verurteilt sein zu etwas, das pathologische Leiden und Anderes, in meiner leiblich-geschichtlichen Situiertheit, am Wählen-Müssen sind Phänomene konstituierter Freiheit, ein meiner jeweiligen Befindlichkeit, ich selbst in meinem so sind nur kraft der Freigegebenheit möglich. oder so gestimmten situativen Weltbezug. Für die Frage des Wollens ist die Berücksichtigung der konkreten Gefühlsla- Dieses Gehen-um macht die Grunddynamik unseres Le- ge äußerst wichtig, weil es von meiner Grundbefindlichkeit, bens aus und steht demgemäß nicht in unserer Disposition. d.h. vom Grad meiner Weltoffenheit abhängt, in welchem Man könnte die Grundausrichtung unseres Daseins auch als Maß ich überhaupt ansprechbar bin, ob und wie mich etwas Grundwollen bezeichnen – vorausgesetzt, man beachtet den überhaupt „erreichen“, überhaupt bei mir „ankommen“, wie grundlegend responsorischen Charakter des Wollens. Grund- und was ich wollen kann.5 Gefühle sind nicht bloß subjek- wollen, weil es unmittelbarer Ausfluß unserer Menschennatur tive Zustände bzw. Einkleidungen rational erfaßter Gehalte. ist und die Wahlfreiheit ermöglicht. Es ist also nicht zu ver- Gefühle erschließen einen Raum von Präsenz, der darüber wechseln mit einem in unserer Verfügung stehenden Vollzug mitbestimmt, was und wie etwas für uns bedeutsam wird. In wie dem willentlichen Verfolgen selbst gesetzter Zwecke. einem von Trauer durchstimmten Weltbezug kündigt alles Grundwollen, weil es uns selbst um unser Dasein geht, und in einer Weise vom erlittenen Verlust, daß die beglückenden dieses Wollen in seiner Notwendigkeit weder Unfreiheit noch Seiten des Lebens verblassen. In einem glücklich gestimmten Zwang bedeutet. Wir können uns nur deshalb Zwecke setzen, Weltbezug hinwiederum werden die Dinge sein gelassen, d.h. weil wir vor aller Zwecksetzung und in ihr schon von unserer sie können den ihnen in der jeweiligen Lebenspraxis gebüh- Seinsweise beansprucht sind, vor und in allem Wählen schon renden Rang einnehmen. Nicht umsonst gehören die Heilung zum Vollbringen des Guten als des Sinnspendenden aufgeru- eines krankhaft eingeschränkten Weltbezugs auf dem Wege fen sind. All unsere Zwecksetzung ist Antwort, ist die Weise, einer Um-stimmung und damit die Befreiung des Patienten sich zu dieser Beanspruchung zu verhalten. zu seiner Freiheit zu den großen therapeutischen Aufgaben. Ohne die Grundausrichtung unseres Daseins und ohne die dynamischen Vorgaben leiblicher Natur könnte ansprechbarkeit als Welt-Offenständigkeit uns niemals etwas angehen, anlocken, abstoßen, unsere Aufmerksamkeit erregen, uns kalt lassen, uns schrecken. Etwas kann uns nur ansprechen, weil es in unserem Da- Ohne die Grunddynamik wäre uns so etwas wie Bedeu- sein um dieses selbst geht und wir kraft unseres Weltbezugs tung, Sinnvolles, Zweckvolles verschlossen. Es könnte sich offenständig für das uns Begegnende sind. Dasein heißt Sein- nichts Zuträgliches oder Abträgliches, nichts Bergendes oder können. Können meint hier nicht eine im Laufe des Lebens Bedrohliches zeigen. All dem fehlte die Möglichkeit, bei uns erlernbare Fähigkeit wie z.B. Autofahren oder Musizieren, anzukommen, uns so oder so betreffen zu können. Wir kön- sondern Können besagt Sich-Verstehen-auf… Dieses Können nen überhaupt nur deshalb etwas wählen und wollen, weil wir ist mit dem Dasein selbst schon gegeben. Dieses ist uns so bereits bestimmt sind von naturhaften, d.h. nicht unserer Ab- anvertraut und zu eigen gegeben, daß es uns im Verwiesen- sicht entstammenden, sondern uns vorgegebenen Zwecken.7 sein auf Andere und Anderes zum Vollbringen aufgegeben ist. Wir können uns zur Daseinsaufgabe immer nur so oder Deshalb geht es in allem, was wir tun oder unterlassen, ob so verhalten, ihr so oder so nachkommen, ihr aber niemals wir das wahrhaben wollen oder nicht, letztlich um das Dasein entkommen. Wir können – um ein bekanntes Wort von Paul selbst und damit um all die Bezüge, denen es sich verdankt. Watzlawick abzuwandeln – unser Dasein nicht nicht vollbrin- gen. Was immer wir wählen, ob dieses oder jenes, was immer Das Dasein ist Gabe und Aufgabe zugleich – freilich eine wir tun oder unterlassen, in all diesen Vollzügen entscheiden Aufgabe, die nicht wir selbst uns gestellt haben, sondern in wir über uns selbst und das Ganze unseres Daseins im Mitsein die wir gestellt sind. Es geht in unserem Dasein um dieses mit Anderen. Auf diese Weise nimmt unsere Lebenspraxis selbst – nämlich um das Miteinandersein im Bezug zu einer Gestalt an, bildet sich eine Grundhaltung heraus, welche den gemeinsamen Welt. Weil aber das Dasein uns zu eigen gege- Rahmen unserer Wahlmöglichkeiten absteckt und die Mög- 5 Heidegger hat in Sein und Zeit (§ 29 – § 30) auf die welterschließende Funktion der Befindlichkeit eindringlich aufmerksam gemacht. 6 Thomas von Aquin z.B. hat das (u.a. in der Theologischen Summe) immer wieder hervorgehoben: Nicht die Notwendigkeit der Wesensnatur (necessitas naturalis), sondern die Notwendigkeit des Gewaltsamen (coactionis necessitas) widerstreitet zur Gänze dem Willen (coactionis necessitas omnino repugnat voluntati) (STh I, 82, 1). 7 Thomas von Aquin spricht von Neigungen, die sich aus unserer Menschennatur (= menschlichen Seinsweise) ergeben (inclinationes naturales, STh I-II, 94, 2). Es sind dies Grundausrichtungen, in denen wir uns immer nur entdecken können (z.B. Hunger, Durst, Streben nach menschlicher Gemeinschaft, Wissensdrang). 6 EXISTENZANALYSE 29/2/2012 Plenarvortrag lichkeiten präformiert – nicht nur in dem Sinn, daß gewisse Ich kann mir wünschen, ein Akrobat zu sein – wissend, daß Möglichkeiten erst gar nicht in das Blickfeld treten, andere ich das niemals sein werde. Umgekehrt kann ich mir wün- hingegen sehr wohl, sondern auch in dem Sinn, daß jemand schen, jetzt in einem anderen Land zu sein. Dort zu sein ist an zu gewissen Dingen von vornherein nicht fähig ist. Wir sagen sich nicht unmöglich, doch für mich im Moment eben nicht dann, für jemanden kommen gewisse Möglichkeiten erst gar möglich. Ich kann mir wünschen, daß etwas eintreten möge, nicht in Frage, jemand kann gar nicht anders, als so oder so wozu ich weder etwas beitragen kann noch möchte. zu handeln. Nicht deshalb, weil er unter einem Zwang steht, sondern aufgrund der Nötigung seiner sittlichen Grundein- Wünsche können sich auf real Mögliches, auch für ei- stellung. Freiheit und Notwendigkeit schließen einander nicht nen selbst Mögliches beziehen, ohne daß es zur Tat kommt, aus, sondern ein – nur die Willkür kennt keine Notwendigkeit. sondern beim Wünschen bleibt – aus welchen Gründen auch immer (weil ich z.B. zu anderem verpflichtet bin, oder weil Freilich: Nicht alles, was mich anspricht, will ich auch ich ein Verantwortung scheuender Ästhet bin). Freilich: Ein schon, oder kann ich wollen. Nur unter bestimmten Voraus- Mensch, der gar keine Wünsche hat, ist entweder wunschlos setzungen wird etwas Ansprechendes zum Gewollten. Das glücklich – oder er erleidet das Unglück der Wunschlosig- kann ein bereits oberflächlicher Blick auf ähnlich struktu- keit. Einer, der gar keine Wünsche hat, der hat nichts, was er rierte Phänomene wie das Müssen oder Wünschen zeigen. unter gegebenen Umständen wollen könnte. MÜssen – WÜnschen WOllen Das Wünschen lebt teilweise von der Suspendierung des Müssen Wirklichkeitsbezugs, nicht so das Wollen. Vieles, was ich mir wünschen kann, kann ich nicht ernsthaft wollen, als für Wie auch das Wollen bilden weder das Müssen noch das mich wirklich in Betracht kommend wählen. Wünschen einen eigenen Typ von Vollzügen, sondern be- nennen ein inneres Moment von Vollzügen. Ich mußte ei- nen Umweg machen, weil die direkte Zufahrt versperrt war. Das Gewollte als das real Mögliche Müssen besagt hier: gehindert sein. Ich mußte zu spät kom- men, weil die Straßenbahn nicht gekommen ist – ich war Das Wollen hat es mit realen Möglichkeiten zu tun. gezwungen. Wer ein bestimmtes Ziel verfolgt, muß die ent- Möglichkeit im doppelten Sinn von subjektivem Können sprechenden Wege beschreiten. Hier handelt es sich um ein und sich mir eröffnender objektiver Möglichkeit. Das Ge- von einer Zwecksetzung bedingtes Müssen. Etwas tun müs- wollte darf nicht bloß formal, sondern muß real möglich, sen – das kann auch die Folge eines krankhaften Zwanges situativ möglich sein. Und es muß mir selbst möglich sein sein. Das Tun-Müssen kann aber auch Ausfluß eines nega- – und sei dies in bloß indirekter Form (z.B. jemanden ande- tiven habitus sein, der sich infolge schlechter Gewohnheiten ren veranlassen können, etwas zu tun). Das Gewollte muß herausgebildet hat. Einer muß, weil er nicht mehr anders sich auch erreichen lassen, d.h. die zielführenden Mittel und kann. Umgekehrt gibt es aber auch ein Müssen im Sinne Wege müssen möglich sein. Dazu muß man nicht nur eine eines Nicht-anders-Könnens, das Ausfluß einer sittlichen Handlungssituation richtig einschätzen können – die Alten Grundhaltung ist. Müssen meint dann sittlich notwendig. haben von Klugheit (prudentia) oder praktischer Urteilskraft Jemandem ist z.B. eine verwerfliche Tat unmöglich. Jemand gesprochen – sondern man muß auch sich selbst richtig ein- muß so, kann nicht anders handeln, weil er im Tun des als schätzen können, d.h. wissen, was man kann, und was nicht, gut Erkannten eingeübt ist. Solch ein Müssen ist nicht das was man verantworten kann und was nicht. Gegenteil von Wollen, sondern ist dessen Frucht. Das Gewollte – das als gut erfaßte Wünschen Zwar ist jedes Wollen ein responsorisches Streben, Das Wünschen kommt mit dem Wollen darin überein, daß doch ist nicht jedes Streben ein Wollen. Wollen ist ein von wir uns in beiden Fällen zu zukünftigen Zuständen verhalten, Überlegung und Einsicht getragenes und durchstimmtes die als gut erachtet werden. Allerdings reicht das Wünschen Streben, d.i. ein Sich-bestimmen-Lassen. Wir sagen zu weiter als das Wollen. Im Wünschen spielen nämlich das Recht: Man muß wissen, was man will. Wissen meint hier Möglichsein und damit der Wirklichkeitsbezug eine weitaus nicht wissenschaftliches Wissen im Sinne des neuzeitlichen geringere, gegebenenfalls gar keine Rolle. Wir können Dinge Wissensideals, sondern praktisches, d.i. handlungsleiten- wünschen, die entweder überhaupt nicht oder zumindest für des Wissen. Jemand, der nicht weiß, was er will, kann sich uns nicht möglich sind. Wir können uns wünschen, der Som- bekanntlich nicht entscheiden. Bei dem kommt es nicht zu mer möge doppelt so lange dauern, oder ein Sterbender möge ernsthaftem Wollen. So jemand macht sich zum Spielball der wieder gesunden. Beim Wünschen werden das Können und Umstände und überläßt sich der Willkür des Augenblicks. zuweilen auch das eigene Dazu-tun außer acht gelassen. Da- Ernsthaftes Wollen unterscheidet sich von einer bloßen her sagen wir ja, jemand lebe in einer Wunschwelt oder in ei- Anwandlung durch zweierlei: Es ist Frucht eines Entschlusses ner Phantasiewelt und habe den Wirklichkeitsbezug verloren. und manifestiert sich in einem Handeln, das es trägt und durch- 7 EXISTENZANALYSE 29/2/2012 Plenarvortrag stimmt. Wer ernsthaft will, ist zu einem Handeln entschlossen. Einsicht getan wird, von uns gewollt? Es gibt das Problem des Der Entschluß hängt davon ab, wie offen oder verschlossen rechten, des guten Willens. Jemand handelt wider seine wahren wir gegenüber dem uns Ansprechenden sind, sodann wie wir Interessen, handelt in einer Weise, die er ernsthaft nicht wollen die sich darbietenden Handlungsmöglichkeiten beurteilen, kann. Auch gibt es so etwas wie ein selbstschädigendes Verhal- und schließlich wie wir uns mit der ergriffenen Möglichkeit ten. Auf der anderen Seite wiederum kann jemandes Weltbezug identifiziert haben. Ob jemand ernsthaft will, zeigt sich da- so eingeengt sein, daß ihn kaum etwas noch ansprechen kann, ran, ob und wie die zielführenden Wege beschritten werden. daß er gar nichts mehr will, gar nichts mehr wollen kann, sich Ernsthaftes Wollen bedeutet nicht, „über Leichen gehen“, selbst als einen Wollenden nicht mehr will, sondern nur seinem sondern zeigt sich auch an der Art der Rücksichtnahme ande- Leben ein Ende machen will. ren gegenüber und an der Art, wie Unannehmlichkeiten und Hindernisse bewältigt werden – aber letztlich auch daran, wie Schwierigkeiten, die alle damit zu tun haben, daß Ein- das Verhältnis von Zweck und Mittel gewichtet wird, d.h. ob sicht, Wollen und Tun oft nicht im Einklang stehen und zwar einer im Verfolgen eines Zieles zur Einsicht kommt, derglei- in einer Weise, daß wir uns selbst fraglich werden, wir uns chen sei nicht weiter zu verantworten. In diesem Sinn besteht mit uns selbst nicht mehr auskennen. Das bin doch nicht ich! das Sprichwort zu Recht: Wo ein Wille – da ein Weg. Davon hat schon Paulus im Römerbrief gesprochen: „Denn ich begreife mein Handeln nicht: Ich tue nicht das, was ich Man muß aber nicht nur wissen, was man will, sondern will, sondern das, was ich hasse… Das Wollen ist bei mir muß dies – nämlich das Wissen – auch wollen. Aufs Ganze vorhanden, aber ich vermag das Gute nicht zu verwirkli- gesehen bedeutet das: Gewissen haben wollen. chen. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will“ (Röm. 7, 15, 18, 19). Überlegen heißt: mit sich zu Rate gehen, Gründe und Ge- gengründe durchsprechen und abwägen im Hinblick auf ein Es ist hier schon aus Kompetenzgründen nicht der Ort, Ziel, Zwiesprache halten mit sich und anderen. Zum Wollen die Gründe für die oft Leiden schaffende Diskrepanz zwi- gehört die Bereitschaft, sich gegebenenfalls raten zu lassen. schen Einsicht, Wollen und Tun zu erörtern. Dafür sind an- Raten heißt nicht, Verhaltensweisen vorschreiben, sondern die dere Referate auf diesem Kongreß vorgesehen. Daher ab- sachrelevanten Perspektiven namhaft machen, unter denen der schließend nur noch ein kleiner Hinweis: Ratsuchende das hier und jetzt zu Tuende selbst finden kann. Einander dazu verhelfen, die zu werden, die wir im Grun- Wir müssen nicht nur überlegen, ob das uns Anspre- de sind – zur Freiheit Freigebene zu sein, darauf kommt es chende real möglich ist, sondern auch, ob es gut ist, solches an. Nun kann es sein, daß das Freisein-können aus verschie- zu wollen. Diese Frage läßt sich nicht mit dem Hinweis densten Gründen in einer Weise eingeschränkt ist, daß Men- auf das Vorhanden-sein zielführender Mittel beantworten. schen daran leiden. Psychotherapeutisches Handeln versteht Zweckrationale Vernunft richtet hier nichts mehr aus. Ob es sich deshalb zu Recht als Dienst an der Befreiung leidender für mich gut – und nicht bloß nützlich – oder nicht gut ist, Mitmenschen im Sinne einer Hilfe zum Freiwerden für das hängt davon ab, ob sich das Gewollte in den Lebensentwurf eigenste Sein-können. integrieren läßt, d.h. letztlich, ob es Moment gelingenden Lebens werden kann. Ist die Sicht auf die Lebenspraxis ins- Ist es nicht höchst denkwürdig, daß wir überhaupt Gutes gesamt verstellt oder verdunkelt und in diesem Sinne ausge- wollen und vollbringen können? Dieses unser Können ist blendet – aus welchen Gründen auch immer, willentlichen ebenso bereits etwas Gutes, wie es die sich uns jeweils zu- oder unwillentlichen – kommt es zu einer Verengung des spielenden Möglichkeiten sind. Unser Wollen und Vollbrin- Weltbezugs: Die mit der Gegenwart gleichursprünglichen gen verdankt sich einer Vorgabe – sowohl in der Weise sub- Dimensionen des Gewesenen und des Kommenden wer- jektiven Könnens als auch zu ergreifender Möglichkeiten den ausgeblendet und es kommt zu einer Fixierung auf das des Guten. Denkwürdig bleibt, daß sich solches überhaupt gegenwärtig Dominierende, an dem nur noch dessen ange- ereignet, uns das Können gewährt ist, es uns gegeben ist, nehme Seite wahrgenommen werden kann. Das Suchtver- solches zu vermögen. Ist es nicht denkwürdig, daß wir über- halten ist dafür ein markantes Beispiel. haupt Gutes wollen und vollbringen können? Woher dieses unser Können? „Heißen“ besagt anbefehlen, anvertrauen (in die Obhut anbefehlen), wir heißen jemanden willkommen, Das Gewollte und das erstrebte wir möchten ihn unserer Gastfreundschaft anvertrauen, ihn Gastfreund sein lassen. Wird das Wort in dieser Weise ge- Wer sieht jedoch nicht, daß sich hier ungeheure Schwie- hört, müßte die Frage jetzt lauten: „Was heißt uns Wollen“? rigkeiten auftun – nämlich all diejenigen, die den Therapeu- tinnen und Therapeuten nur allzu gut bekannt sind? Die Schwierigkeiten beginnen schon bei der Diskrepanz zwischen wahrem und scheinbarem Gut. Wir alle können uns anschrift des Verfassers: bezüglich des für uns Guten irren, wir können etwas für gut hal- Univ.-Prof. Dr.Phil. Günther Pöltner ten, was es in Wahrheit nicht ist. Wir handeln oft wider bessere Institut für Philosophie der Universität Wien Einsicht, tun etwas, was wir im Grunde nicht wollen. Was aber A-1010 Wien, Universitätsstraße 7 heißt hier: im Grunde nicht wollen? Ist das, was wider bessere [email protected] 8 EXISTENZANALYSE 29/2/2012 Plenarvortrag ARBEIT AM FREIHEITSSPIELRAUM STATT APPELLATION AN EINEN „FREI-GEIST“ emmAnuel J. BAuer Freiheit ist ein Konstituens menschlicher Existenz, verstanden WORKING ON THE SCOPE OF FREEDOM INSTEAD OF APPEA- als die grundsätzliche Offenheit des Menschen, sein Sein zu LING TO A FREE SPIRIT entwerfen, und resultierend aus der Fähigkeit, zu sich, seinen Handlungen und seiner Welt in Distanz zu treten. Die Frage der Freedom is a constituent of human existence, understood as Philosophie ist heute nicht, ob der Mensch frei ist, sondern in mankind’s fundamental openness to shape one’s own being welchem Maß und in welcher Qualität er frei ist. Die neurobio- and resulting from the capability to take a step back from logischen Erkenntnisse machen die vielfältige Bedingt- und oneself, one’s actions and one’s world. The question of phi- Begrenztheit der Freiheit bewusst. Diese ist weder reine Willkür losophy today is not, whether the human being is free, but to noch Indifferenz, aber auch keine bloße Handlungsautono- what extent and in which quality his freedom lies. Neurobio- mie, sondern ein dynamischer, gewachsener, geschichtlich- logical findings make us aware of the manifold conditionali- biographisch bedingter Spielraum personalen Wollens. Psy- ty and limitedness of freedom. It is neither pure arbitrariness chotherapie kann daher bei ihrer Arbeit nicht große Sprünge nor indifference, and also not mere autonomy of action, but (im Sinne des voluntaristischen Freiheitsoptimismus Frankls) im a dynamic, grown, historic-biographically determined margin Auge haben oder einen homunculusartigen „Frei-Geist“ im for personal wanting. Therefore the process of psychotherapy Menschen beschwören, sondern unter Berücksichtigung der cannot have great leaps in mind (in terms of Frankl’s volun- vielfältigen Dimensionen nur kontinuierlich an der Erweiterung tarist freedom optimism) nor can it conjure up a homunculus des Freiheitsspielraums arbeiten. like free spirit in the human being, but rather, considering the manifold dimensions, only work continuously on expanding the schlÜsselWÖrter: Willensfreiheit, freiheitsraum, existentielle scope of freedom. Offenheit KeYWOrDs: freedom of will, scope of freedom, existential openness VOrBeMerKUnG Fragecharakter aufweist:2 Einerseits wird und wurde Frei- heit immer wieder vom Menschen in Frage gestellt, ande- Ich gehe davon aus, dass Sie alle freiwillig hier sind. rerseits stellt auch umgekehrt die Freiheit den Menschen je Schließlich wird niemand gezwungen worden sein, diesen neu zutiefst in Frage. Sie ist also in einer Weise eine fragile Kongress zu besuchen. Die Frage ist aber: Waren Sie im vollen Wirklichkeit, die durch viele Faktoren bedroht ist und un- Sinn des Wortes auch innerlich frei, als Sie sich für die Teilnah- tergraben werden kann. Trotzdem ist sie aber eine Grunder- me entschieden? Angenommen, der Kongressbesuch ist für Sie fahrung des Menschen, die den Menschen als Person kon- eine unabdingbare Voraussetzung für den Erwerb des Psycho- stituiert. Als solche verstehen wir Freiheit als fundamentale therapie-Diploms, in Wahrheit interessiert Sie das Thema aber existentielle Offenheit, als die grundsätzliche Möglichkeit, nicht sonderlich und Sie hätten lieber etwas ganz anderes getan. das eigene Sein zu entwerfen, und zwar unter den je kon- Oder angenommen, Sie ließen sich bei der Anmeldung im Ge- kreten Daseinsbedingungen und innerhalb der damit gezo- heimen von dem Gedanken bestimmen, es sich nicht gut leisten genen Grenzen. Man könnte in diesem Sinn von transzen- zu können, von den Verantwortlichen der Gesellschaft für Lo- dentaler bzw. ursprünglich-ontologischer Freiheit sprechen. gotherapie und Existenzanalyse hier nicht gesehen zu werden. Wäre der Mensch nicht von seiner Seinskonstitution her ein Wäre Ihre Entscheidung auch unter solchen Umständen noch freies Wesen, könnte er die unfrei machenden Faktoren sei- wirklich frei gewesen? – Wie dem auch sei, diese zugegebener- nes Lebens gar nicht als solche erfassen. maßen konstruierten Vorüberlegungen zeigen uns, dass Freiheit ein sehr komplexes, subtiles und fragiles Phänomen ist.1 freiheit als Konstituens des Menschen als Person und bleibende anfrage Die DOPPelte anfraGe Der freiheit Diese konstitutive Bedeutung der Freiheit kommt poin- Freiheit ist eine existentielle und ontologische Grundbe- tiert in einem Wort Giovanni Pico della Mirandolas zum stimmung des menschlichen Daseins, die einen doppelten Ausdruck: Er weiß den Menschen im Unterschied zu ande- 1 Das vorliegende Referat diente auch als Ausgangspunkt eines Artikels im Salzburger Jahrbuch für Philosophie LVII (2012) mit dem Titel „Wie frei ist der Mensch? – Wie ist der Mensch frei?“. 2 Vgl. dazu Bauer, Emmanuel J. (Hg.), Freiheit in philosophischer, neurowissenschaftlicher und psychotherapeutischer Perspektive, München: Wilhelm Fink 2007; Zaborowski, Holger, Spielräume der Freiheit. Zur Hermeneutik des Menschseins, Freiburg im Breisgau: Alber 2009, 59ff; und Bieri, Peter, Handwerk der Freiheit. Über die Entdeckung des eigenen Willens, München: Hanser 2001 (Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verl. 9 2009). 9 EXISTENZANALYSE 29/2/2012 Plenarvortrag ren Geschöpfen dazu berufen,3 „Schöpfer seiner selbst“ zu on menschlicher Existenz ins Spiel. Angesichts der Freiheit sein. Darin liege die besondere Würde des Menschen. Er ist hat der Mensch in gewissem Maß immer die Wahl zwischen nicht durch die Gesetzmäßigkeiten der eigenen Natur auf ein Gut und Böse, Besserem und Schlechterem. Immanuel Kant bestimmtes Verhalten determiniert, sondern seinem eigenen wird deshalb unter dem Willen schlichtweg nichts anderes Willen und Ermessen anvertraut, damit er als frei entschei- verstehen als die praktische Vernunft.9 Menschliches Wollen dender Bildhauer (fictor) sich selbst, sein Leben, seine Per- ist nicht zu trennen von Freiheit und Verantwortung. Damit sönlichkeit, zu jener Gestalt formt, die er für gut und richtig wird auch klar, dass sich der Mensch gerade im Wollen als findet. Freiheit erscheint hier als die große existentielle He- Person verwirklicht. Das leuchtet umso mehr ein, bedenkt rausforderung, die menschliches Leben radikal in die Ver- man, dass der Wille in der philosophischen Tradition auch antwortung des Menschen legt. immer als Ort und Quelle der Liebe gesehen wurde, wie um- Dieser Gedanke des humanistisch inspirierten Renais- gekehrt der Eros als elementare Urkraft des Kosmos (Neu- sance-Philosophen markiert eine nachhaltige anthropolo- platonismus, Schopenhauer, Nietzsche) oder als innerste gische Wende. Über Jahrzehnte diskutierte die Philosophie Antriebskraft des Willens. bereits etwa 200 Jahre früher heftig die Frage, ob die Ver- Wenn aber Liebe die innerste Dynamik und Verantwor- nunft jenes Vermögen sei, das den Menschen und sein Wol- tung, das moralische Regulativ des menschlichen Willens len zu einem freien mache, oder ob umgekehrt der Wille die ist, dann wäre Vernunft alleine zu wenig für die Konstituie- Voraussetzung dafür sei, dass der Mensch und sein Denken rung des genuin Menschlichen. Das Vermögen des Wollens, (die Vernunft) frei seien. Letztlich ging es um die Frage, was dessen Vollzug nicht ohne Vernunft, aber auch nicht ohne primär den Menschen zum Menschen mache, die Vernunft Gefühl und Gewissen möglich ist, und die Realisierung von (gemäß der Definition des Menschen als animal rationale) Freiheit und Verantwortung sind die entscheidenden Fak- oder der (freie) Wille. toren, durch die aus dem vernünftigen Tier „Mensch“ eine Wurde in der aristotelisch-thomanischen Tradition die Person wird. Vernunft für das unterscheidend Menschliche gehalten und Unter diesem Gesichtspunkt ist die Freiheit die bleibende als Vermögen verstanden, das den Willen erst zu einem frei- existentielle Herausforderung, die den Menschen in seinem en mache (insofern die Vernunft durch Präsentation der Ziele faktischen Sein stets anfragt und in Frage stellt und somit den Willen erst bewegt), so lehrt die nominalistisch-franziska- auf neue personale Gestaltung seiner Existenz hin öffnet. nische Tradition, dass die Vernunft den Willen als innere Le- benskraft (vigor = Leben, Frische, Kraft, Feuer) brauche, um zu ihren spekulativen und reflexiven Akten fähig zu sein (Pe- Die infragestellungen von freiheit trus Johannis Olivi). Der Wille sei frei aus eigener Kraft (Duns Scotus)4 und dasjenige Merkmal, das den Menschen zum Men- Freiheit fragt nicht nur an, sie wird auch angefragt bzw. schen mache (Olivi)5. Ohne Willen bleibe der Mensch ein Tier, in Frage gestellt: Wurde in der Antike die Freiheit des Ein- trotz seiner Vernunftbegabung. Der Wille wird hier quasi als zelnen grundsätzlich sehr niedrig veranschlagt, einerseits „allgemeiner und erster Beweger“ (Heinrich von Gent)6 bzw. infolge des ontologischen Vorrangs des Allgemeinen, an- als Metapotenz (Albertus Magnus)7 verstanden, die alle ande- dererseits weil das Dasein des Menschen als etwas auf- ren Vermögen der Seele dynamisiere. Auf dieser Linie liegt gefasst wurde, das wesentlich von der Notwendigkeit des auch die Auffassung René Descartes’, dass vor allem die im Kosmos (anánkê, heimarmenê) bestimmt ist, so verkam sie Kern unendliche Kraft des Willens und der freien Entschei- in manchen philosophischen Ansätzen der Neuzeit infolge dung der Grund dafür sei, dass der Mensch „gleichsam ein der Vorstellung einer logisch stringenten Innenstruktur der Abbild und Gleichnis Gottes“8 sei. Gesamtwirklichkeit, in der das einzelne Individuum nur Meines Erachtens erweist sich die strenge Alternative eine Erscheinungsform der einzigen göttlichen Wirklichkeit als falsch. Denn der Wille ist der fokussierte Ausdruck der darstellt, letztlich zu einer leeren Worthülse. In diesem Sinn Freiheit des Menschen, der sich aber nicht ohne die Vernunft setzte Spinoza Freiheit „nicht in den freien Willen, sondern personal und damit genuin menschlich formen kann. in die freie Notwendigkeit“10, identifizierte also Freiheit und Mit dem Willen als freiem Vermögen der Entscheidung Notwendigkeit. Hegel führte diesen Gedanken weiter und und Lebensgestaltung kommt auch die moralische Dimensi- verstand Freiheit am Ende als bewusst gewordene Notwen- 3 Vgl. Pico della Mirandola, Giovanni, De hominis dignitate / Über die Würde des Menschen. Übers. von Norbert Baumgarten. Hrsg. und eingel. von August Buck. Lateinisch-Deutsch. Hamburg: Meiner 1990, 7f. 4 Vgl. Kobusch, Theo, Die Philosophie des Hoch- und Spätmittelalters (Geschichte der Philosophie, hrsg. von Wolfgang Röd, Bd. 5), München: Beck 2011, 357. 5 Vgl. Olivi, Petrus Johannis, Über die menschliche Freiheit / Quaestio an in homine sit liberum arbitrium. Lateinisch-Deutsch. Übers. und eingel. von Peter Nickl (Herders Bibliothek des Mittelalters, Bd. 8), Freiburg im Breisgau: Herder 2006. 6 Im ganzen Reich der Seele spielt der Wille die Rolle des „universalis et primus motor“. Vgl. Heinrich von Gent, Quodlibet I. Hrsg. von R. Macken (Opera omnia, Bd. 5), Leuven: University Press 1979, qu. 14, 83–90. 7 Vgl. Albertus Magnus, De anima. Hrsg. von Clemens Stroick (Opera omnia, Bd. 8), Münster: Aschendorff 1968, hier III, tr. 4, c. 10. 8 Vgl. Descartes, René, Meditationes de prima philosophia / Meditationen: mit sämtlichen Einwänden und Erwiderungen. Übers. und hrsg. von Christian Wohlers (Philosophische Bibliothek, Bd. 598), Hamburg: Meiner 2009, Med. IV, 8. 9 Vgl. Kant, Immanuel, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, in: Ders., Schriften zur Ethik und Religionsphilosophie (Werke in sechs Bänden. hrsg. von Wilhelm Weischedel, Bd. 4), Darmstadt: Wiss. Buchges. 1998, 7–102, hier BA 36. 10 Spinoza, Baruch de, Briefwechsel. Übers. und Anm. von Carl Gebhardt. Einl. und Bibliographie von Manfred Walther (Sämtliche Werke in sieben Bänden, Bd. 6), Hamburg Meiner 21977, Brief 58, 236. 10 EXISTENZANALYSE 29/2/2012
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