ebook img

Witterung und Klima: Eine allgemeine Klimatologie PDF

362 Pages·1993·15.17 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Witterung und Klima: Eine allgemeine Klimatologie

Witterung und Klima Eine allgemeine Klimatologie Von Prof. Dr. Ernst Heyer 9. Auflage Unveranderter Nachdruck der 8. Auflage 1988 Mit 247 Abbildungen und 71 Tabellen B. G. Teubner Verlagsgesellschaft Stuttgart. Leipzig 1993 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Heyer, Ernst: Witterung und Klima: eine allgemeine Klimatologie ; mit 71 Tabellen I von Ernst Heyer. -9. Aufl., unverand. Nachdr. der 8. Aufl. - Stuttgart; Leipzig: Teubner, 1993 ISBN-13: 978-3-8154-3016-3 e-ISBN-13: 978-3-322-83746-2 DOl: 10.1007/978-3-322-83746-2 Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschOtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulassig und strafbar. Das gilt besonders fOr Vervielfaltigungen, Obersetzungen, Mikroverfilmungen und die Ein speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © B. G. Teubner Verlagsgesellschaft Leipzig 1993 Satz: Druckerei "G. W. Leibniz" GmbH, Grafenhainichen Umschlaggestaltung: E. Kretschmer, Leipzig Vorwort zur achten Auflage Ais vor mehr als 20 Jahren die erste Auflage wenigstens hinzuweisen. Der Umfang der von ..W itterung und Klima" erschien, wurde Klimatologie als Teil der Geowissenschaften damit eine Reihe von Darstellungen aus dem hatte zur Folge, daB die vorliegende Dar Bereich der Geowissenschaften fortgesetzt, stellung im wesentlichen auf das Makro die mit "Die Oberflachenformen des festen klima beschrankt blieb, andere Teilgebiete der Landes" begann und uber "Gewasser und Klimatologie dagegen nur mehr oder weniger Wasserhaushalt des Festlandes" fiihrte. Nach angedeutet wurden, wobei allerdings Fragen dem bei den bisher erschienenen weiteren der Geliindeklimatologie eine starkere Her Auflagen nur geringfugige Veranderungen vorhebung erfuhren. und Erganzungen vorgenommen wurden, er Die Zielstellung von "Witterung und Klima" gab die in neuer Form erscheinende sechste wurde auch in der vorliegenden achten Auf Auflage die Moglichkeit, groBere Verande lage beibehalten. Infolge der Neugestaltung rungen vorzunehmen. Das betrifft insbeson des Buches konnten die neueren Ergebnisse dere die erweiterte Darstellung der Klimate, der Klimatologie weitgehend dargestellt wer wobei an anderen Stellen Kurzungen eintraten. den. Auch der Tabellenteil - Klimadaten fur "Witterung und Klima" entstand als 'Ober die Periode 1931 bis 1960 - konnte erganzt sicht uber die allgemeine Klimatologie aus werden. Vorlesungen vor Studierenden der Geogra Bei der Auswahl der Literatur wurde - wie phie. Es will insbesondere diesen Studieren bisher - auf Vollstandigkeit verzichtet, da den eine Zusammenfassung dessen geben, was eine vollstandige Zusammenstellung der kli sie auf dem Gebiet der Klimatologie benotigen. matologischen Literatur eine besondere Be Diese Zielstellung bestimmte Auswahl und arbeitung erfordert hatte. Nach Moglichkeit Zusammenstellung des gebotenen Stoffes. wurden solche Werke in das Literaturver Aus den genannten Grunden wird im vorlie zeichnis aufgenommen, die ihrerseits um genden Buch einerseits eine Darstellung der fangreiche Literaturzusammenstellungen ent klimatologischen Elemente und Erscheinun halten. gen in ihrer Verteilung, zum anderen aber Der Verfasser spricht allen, die durch Anregun auch eine 'Obersicht uber eine Reihe von Kli gen und Hinweise an der Gestaltung des maklassifikationen gegeben. Gleichzeitig war Buches mitwirkten, seinen Dank aus; dieser eine Einfuhrung in die synoptische Meteoro Dank gebuhrt insbesondere dem Meteorolo logie erforderlich, deren Grundtatsachen an gischen Dienst der Deutschen Demokrati Hand der Wetterkarte dargestellt werden. schen Republik fur die 'Oberlassung von Bild Die Tatsache, daB die Klimatologie, die Wis und Zahlenmaterial. Ein ganz besonderer senschaft yom Klima, eng mit Fragen der Dank des Verfassers gilt dem Verlag und Praxis verbunden ist, fuhrte dazu, auf An seinen Mitarbeitern fur die stets verstandnis wendungen der Klimatologie in der Praxis volle Zusammenarbeit. Potsdam, am 29. April 1987 Ernst Heyer Inhalt 1. Einfiihrung, Klimadefinition ................................................. 7 2. Zusammensetzung und Aufbau der Atmosphare ............................... 12 2.1. ~estandteile der Atmosphare ................................................. 12 2.2. Erkundung der Atmosphare .................................................. 14 2.3. Stockwerke der Atmosphare .................................................. 15 3. Einfiihrung in die synoptische Meteorologie ................................. " 19 3.1. Wetterkarte ................................................................. 19 3.1.1. Bodenwetterkarte ................................................... " 20 3.1.2. Hohenwetterkarte .................................................... 23 3.2. Hochdruckgebietc ........................................................... 24 3.3. Luftmassen ................................................................. 25 3.4. Tiefdruckgebiete (Zyklonen) .................................................. 28 3.4.1. Lebenslauf einer Zyklone ............................................. " 28 3.4.2. Fronten ............................................................. 30 3.4.2.1. Warmfront ......................................................... 30 3.4.2.2. Kaltfront .......................................................... ·32 3.4.2.3. Okklusion ......................................................... 32 3.4.2.4. Wetterablauf beim Durchzug einer Zyklone ............................ 33 3.5. Grofiwetterlagen ............................................................ 36 3.6. Wettervorhersage .......................................................... " 44 3.6.1. Kurzfristvorhersagc ................................................. " 45 3.6.2. Mittel- und Langfristvorhersage ........................................ 46 4. Klimatologische Anwendungen der Synoptik ................................ " 48 4.1. Grofiwetterlagen, Luftmasscn und Luftkorper in Europa ........................ " 48 4.2. Grofiraumige Dbersichten .................................................... 50 4.3. Grundschicht der Troposphare ........ ,....................................... 52 5. Klimatologische Elemente und Erscheinungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 56 5.1. Strahlung .................................................................. 57 5.2. Temperatur ............................................................... " 67 5.2.1. Definition und Messung der Tempcratur .............................. '" 67 5.2.2. Temperaturwerte zur Kennzeichnung klimatischer Verhaltnisse ............. 70 5.2.3. Taglicher Gang der Temperatur ........................................ 72 5.2.4. Jahresgang der Temperatur ........................................... ..75 5.2.5. Abnahme der Lufttemperatur mit zunehmender Hohe (vertikale Temperatur- verteilung) ........................ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 81 5.2.6. Horizontale Temperaturverteilung ...................................... 84 5.3. Luftdruck und Wind. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 89 5.3.1. Definitionen und Messung ............................................. 89 5.3.2. Abhangigkeit des Windes yom Luftdruck .............................. " 91 5.3.3. Hohenabhangigkeit von Luftdruck und Wind ............................ 95 Inhalt 5 5.3.4. Tagesgang von Luftdruck und Wind " . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 97 5.3.5. Jahresgang von Luftdruck und Wind........ . .. .... .. ..... .. ............ 99 5.3.6. Verteilung von Luftdruck und Wind .................................... 101 5.3.7. Lokale Windsysteme .................................................. 106 5.3.8. Tropische Zyklonen .................................................. 109 5.4. Wasser in der Atmosphare ..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 112 5.4.1. Wasserdampf ........................................................ 112 5.4.2. Bildung der Wolken .................................................. 115 5.4.3. Fohn ............................................................... 121 5.4.4. Klassifikation der Wolken ............................................. 123 5.4.5. Niederschlage ........................................................ 130 5.4.6. Taglicher und jlihrlicher Gang von Bewolkung und Niederschlag ........... 135 5.4.7. Verteilung der Bewolkung und der Niederschlage auf der Erde ............. 140 6. Allgemeine Zirkulation der Atmosphare 147 7. Einteilung und Verbreitung der Klimate 162 7.1. Einige Grundfragen der Klimaeinteilung ....................................... 162 7.2. Einteilungsmoglichkeiten der Klimate .......................................... 165 7.2.1. Gesamtklassifikationen ................................................ 165 7.2.2. Teilklassifikationen ................................................... 167 7.3. Einige Klimaeinteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 169 7.3.1. Klimaeinteilung von W. Koppen ........................................ 169 7.3.2. Klimaeinteilung von C. E. Koeppe ...................................... 194 7.3.3. Klimaeinteilung von A. Penck ......................................... 199 7.3.4. Klimaeinteilung von N. Cre1ltzb1lrg ...................................... 201 7.3.5. Klimaeinteilung von C. Troll und K. H. Paffen ........................... 203 7.3.6. Klimaeinteilung von B. P. Alissow ...................................... 204 7.3.7. Klimaeinteilung von H. Flohn .......................................... 207 7.3.8. Klimaeinteilungen von E. K1Ipfer und E. Neef ............................ 208 7.3.9. Weitere Klimaeinteilungen ............................................. 210 7.4. Vergleich der Klimaeinteilungen .............................................. 211 7.5. Klimate der Kontinente und OZeane ........................................... 215 7.5.1. Afrika ............................................................... 215 7.5.2. Australien ........................................................... 216 7.5.3. Sudamerika .......................................................... 217 7.5.4. Nord- und Mittelamerika .............................................. 218 7.5.5. Europa .............................................................. 219 7.5.6. Asien ............................................................... 220 7.5.7. Antarktika .......................................................... 222 7.5.8. Ozeane ....................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 222 7.5.9. Zusammenfassung .................................................... 223 8. Klimaanderungen und Klimaschwankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 224 8.1. Rezente Klimaveranderungen ................................................. 225 8.2. Klimate in historischer und erdgeschichtlicher Zeit ............................ : .. 232 8.2.1. Klimazeugen ......................................................... 233 8.2.2. Ablauf des Klimas .................................................... 238 8.2.3. Ursachen fur Klimaveranderungen wahrend der Erdgeschichte ............. 246 6 Inhalt 9. Meso- und Mikroklima 251 9.1. Besonderheiten von Meso- und Mikroklima im Vergleich zum Makroklima ......... 251 9.2. Klima in der Nahe der Bodenoberflache ........................................ 252 9.2.1. Warmeumsatz in der bodennahen Luftschicht ............................ 252 9.2.2. Temperaturverhaltnisse .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 256 9.2.3. Feuchtigkeit und Wind ................................................ 257 9.3. Einflufi der Unterlage auf das Mikroklima ...................................... 258 9.3.1. Einflufi des Bodens .................................................. 258 9.3.2. Einflufi von Wasserflachen ........................................... 260 9.3.3. Einflufi der Schneedecke .............................................. 261 9.3.4. Einflufi einer Rasendecke .............................................. 261 9.4. Mikroklimatischer Einflufi des Gelandes ........................................ 262 9.4.1. Bildung von Kaltluftseen .............................................. 262 9.4.2. Hangklima .......................................................... 263 9.5. Einflufi der Pflanzendecke auf das Mikroklima ................................... 265 9.5.1. Niedere Pflanzendecke ........................................... : .... 266 9.5.2. Einwirkung des Waldes ............................................... 267 9.5.3. Veranderung der Windverteilung durch die Vegetation .................... 269 9.6. Stadtklima als Beispiel eines Mesoklimas ........................................ 270 9.6.1. Stadtluft und ihre Verunreinigungen .................................... 271 9.6.2. Strahlung und Temperatur ............................................. 273 9.6.3. Windverhaltnisse ..................................................... 274 9.6.4. Bewolkung und Niederschlag .......................................... 275 9.7. Gelandeklimatologische Aufnahmc ............................................. 277 10. Einige Fragen der Phanologie ......................... , ..................... 278 10.1. Wirkung klimatischer Faktoren auf das Pflanzenwachstum· ., ..................... 278 10.1.1. Strahlung ........................................................... 278 10.1.2. Temperatur ......................................................... 279 10.1.3. Wind und Niederschlag .............................................. 281 10.2. Anwendung phanologischer Ergebnisse in der Klimatologie ...................... 281 10.2.1. Phanologie und Makroklima .......................................... 281 10.2.2. Phanologie und Mikro- bzw. Mcsoklima ................................ 283 10.2.3. Fragen der phanologischen Klimatologic ............................... 284 11. Anwendung klimatologischer Forschungsergebnisse .......................... 285 11.1. Agrarklimatologie .......................................................... 285 11.2. Bioklimatologie ............................................................ 288 11.3. Klima und Stadtebau ....................................................... 291 11.4. Klima und Technik .............................................. . . . . . . . . . .. 293 11.5. Veranderung des Klimas durch den Menschen .................................. 295 12. Aus der Geschichte der Klimatologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 297 Literatur ...................................................................... 300 Klimadaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 304 Sachregister 338 Bildanhang 1. Einfiihrung, Klimadefinition Das Wort Klima tritt bereits bei HIPPO J. F. SCHOUW gegeben: "Die Meteorologie ist KRATES (460-375 v. u. Z.) auf. Es steht mit die Lehre von den Beschaffenheiten der Atmo = dem Wort "M'IIel'll neigen in Verbindung sphare im allgemeinen. Die Klimatologie ist und weist somit darauf hin, daB die Erschei die geographische Meteorologie oder die nungen, die im Begriff Klima zusammenge Lehre von den Beschaffenheiten der Atmo faBt werden, auf die Neigung der Sonnen sphare in den verschiedenen Erdteilen. Die strahlen, also auf deren Einfallswinkel zuriick letztere ist auch ein Teil der physischen Geo zufiihren sind. graphie." (Zitiert nach K. SCHNEIDER-CARIUS, Eine erste genauere Definition fand der Kli 1961). mabegriff durch A. VON HUMBOLDT im Jahre An dieser Definition ist interessant, daB das 1831: "Das Wort Klima umfaBt in seiner all Zusammenwirken von Meteorologie und Geo gemeinen Bedeutung aIle Veranderungen in graphie in der Klimatologie dargestellt wird, der Atmosphare, von denen unsere Organe wobei gewissermaBen eine Abgrenzung der merklich affiziert werden; solche sind: die Aufgaben beider Wissenschaften gegeben wird. Temperatur, die Feuchtigkeit, die Verande Die Stellung der Klimatologie in Meteorologie rungen des barometrischen Druckes, der und Geographie wird spaterhin noch Gegen ruhige Luftzustand oder die Wirkungen un stand einer besonderen Betrachtung sein gleichnamiger Winde, die Ladung oder die miissen. GroBe der elektrischen Spannung, die Rein Eine Klimadefinition, die weite Verbreitung heit der Atmosphare oder ihre Vermengung gefunden hat, wurde 1883 durch J. HANN ge mit mehr oder minder ungesunden Gasaus geben und in spateren Jahren mehrfach wieder haU'chungen, endlich der Grad eigentiimlicher holt: "Unter Klima verstehen wir die Gesamt Durchsichtigkeit oder die Heiterkeit des he it der meteorologischen Erscheinungen, die Himmels, welche durch den EinfluB, den sie den mittleren Zustand der Atmosphare an nicht aIle in auf die Ausstrahlung des Bodens, irgendeiner Stelle der Erdoberflache kenn auf die Entwicklung des pflanzlichen Organis zeichnen. Was wir Witterung nennen, ist nur mus und die Zeitigung der Friichte, sondern eine Phase, ein einzelner Akt aus der Aufein auch auf samtliche Eindriicke ausiibt, die die anderfolge der Erscheinungen, deren voller, Seele vermittels der Sinne in den verschieden Jahr fiir Jahr mehr oder minder gleichartiger sten Zonen aufnimmt, so wichtig ist." (Zitiert Ablauf das Klima eines Ortes bildet. Das nach K. SCHNEIDER-CARIUS, 1961). Klima ist die Gesamtheit der Witterungen In dieser Definition sind aIle Elemente und eines langeren oder kiirzeren Zeitabschnittes, Erscheinungen zusammengesteUt, die das Kli wie sie durchschnittlich zu dieser Zeit des ma kennzeichnen, und es wird eine zahlen Jahres einzutreten pflegen." (Zitiert nach mafiige Beschreibung und Feststellung von K. SCHNEIDER-CARIUS, 1961.) GroBen gefordert, die physikalisch definiert Auch W. KOPPEN wiederholt seine 1906 ge sind. Wenn dabei der Mensch sehr stark in den gebene Klimadefinition mehrfach: "U nter Vordergrund der Betrachtung geriickt wird, Klima verstehen wir den mittleren Zustand so ergibt sich in der Definition die Blickrich und gewohnlichen Verlauf der Witterung an tung der Bioklimatologie, eines Zweiges der einem gegebenen Orte. Die Witterung andert Klimatologie. Es sei berperkt, daB die Herein sich, wahrend das Klima bleibt." (Zitiert nach nahme der Luftverunreinigungen, also des K. SCHNEIDER-CARIUS, 1961). Aerosols, in die Klimadefinition durchaus mo SchlieBlich sei eine Klimadefinition aus neuerer dern anmutet. Zeit angefiihrt, die - in Erweiterung der De Eine andere Klimadefinition, die etwa aus der finition W. KOPPENS - auch den Zeitfaktor, gleichen Zeit stammt, wurde 1827 von also das Auftreten von Klimaanderungen und 8 1. Einfiihrung. Klimadefinition Klimaschwankungen, beriicksichtigt. V. CoN Das Klima stel1t entsprechend den vorher an RAD (1936) definiert: "Unter Klima verstehen gefiihrten Definitionen eine weitere Veral1ge wir den mittleren Zustand der Atmosphare meinerung dar. Durch das Klima wird ein iiber einem bestimmten Erdort, bezogen auf mittlerer Witterungsablauf gekennzeichnet und eine bestimmte Zeitepoche, mit Riicksicht auf beschrieben. die mittleren und extremen Veranderungen, Die Begriffe Wetter, Witterung und Klima denen die zeitlich und ortlich definierten atmo enthalten zunachst keine raumliche Beschran spharischen Zustande unterworfen sind." kung. Al1erdings wird man beim Wetter zuerst In den bisher genannten Klimadefinitionen nur an einen Ort, in zweiter Linie an ein gro trat neben dem Begriff Klima mehrfach der Geres Gebiet denken. Man kann also die er BegriffWitterung auf, mit dem seinerseits wie wahnten Begriffe im allgemeinen sowohl auf der der Begriff Wetter in enger Verbindung einzelne Orte wie auf groGere Gebiete, schlieG steht. Es wird somit notwendig, diese drei Be lich auf Erdteile oder noch groGere Gebiete der griffe gegeneinander abzugrenzen bzw. die Erdober£lache anwenden. Dabei hat die GroGe zwischen ihnen bestehenden Verbindungen des betracht;ten Gebietes insofern einen Ein festzustellen. £luG auf die Genauigkeit der Angaben, als die Ais Wetter bezeichnet man den augenblick Darstellungen' 'urn so eingehender sein wer lichen Zustand der Atmosphace, wie er durch den, je kleiner das betrachtete Gebiet ist. wah die GroGe der meteorologischen Elemente - rend groGe Gebiete zu Verallgemeinerungen wie Luftdruck, Temperatur, Wind, Bewol AniaG geben. kung, Niederschlag - und ihr Zusammen Der in der Klimadefinition genannte mittlere wirken gekennzeichnet ist. Damit verstehen Zustand der Atmosphare wird durch Mittel wir unter dem Wetter ein Augenblicksbild werte der meteorologischen Elemente und Er aus einem Vorgang, dem Wettergeschehen. scheinungen gekennzeichnet. Dabei ist zu be Wenn dabei haufig das Wort Wetter auch fUr achten. daG ein mittlerer Wert nicht auch zu das Wettergeschehen oder den Wetterverlauf gleich der haufigste Wert zu sein braucht, so gebraucht wird, so ergibt das eine Mehrdeutig daG man bei Verwendung des Mittelwertes keit des Wortes Wetter, die im einzelnen be gewisse Fehler begeht. Diese Fehler werden achtet werden muG. urn so groGer sein, je weiter der Mittelwert yom Der Begriff Witterung bringt gegeniiber dem haufigsten Wert entfernt ist; in den meisten Wetter eine Verallgemeinerung, die darin be Fiil1en bleibt jedoch der entstehende Fehler steht, daG die Witterung als allgemeiner Cha verhaltnismaBig gering. Weiter ist zu beriick rakter des Wetterablaufes zu verstehen ist. Da sichtigen, dan das Klima letzten Endes im mit wird durch die Witterung der mittlere Zusammenspiel aller meteorologischen bzw. oder aber auch der vorherrschende - falsch klimatologischen Elemente und Erscheinun lich manchmal auch der auffallendste - Cha gen besteht, wenn auch vielfach ein Element rakter des Wetterablaufs eines bestimmten oder 'eine Gruppe von Elementen starker her Zeitraumes gekennzeichnet. Die GroGe des vortritt. Daraus ergibt sich die Forderung, daG betrachteten Zeitraumes hangt von der Frage man nach Moglichkeit zur Kennzeichnung des stellung ab und kann sich von wenigen Tagen Klimas die Mittelwerte aller klimatologischen bis zu Jahreszeiten, in einzelnen Fallen auch Elemente und Erscheinungen gemeinsam be noch dariiber hinaus erstrecken. Als Beispiel trachten muG. Hier tritt erschwerend in Er fiir die Verwendung des Begriffes Witterung scheinung, daG man das Klima nicht durch sei folgendes erwahnt: Ein milder Winter eine einzige Zahl kennzeichnen kann; das hat wird dadurch gekennzeichnet, daG seine Tem zur Folge, daG man doch von Fall zu Fall unter peraturen im Mittel verhaltnismamg hoch den klimatologischen Elementen eine Auswahl liegen; der Charakter des milden Winters treffen muG, wobei selbstverstandlich charak wird aber nicht durch kurze Frostperioden, teristische Elemente zu wahlen sind. selbst wenn diese sehr tiefe Temperaturen Bei der Bildung der Mittelwerte, also bei den aufweisen, beein£luGt. Somit kennzeichnet man fur die Mittelwerte zu verwendenden Zeit durch die Witterung den Gesamtcharakter raumen, ist darauf zu achten, daG diese nicht einer bestimmten Zeit beziiglich des Wetter zu kurz, aber auch nicht zu lang gewahlt wer ablaufes. den. Es ist dabei zu beriicksichtigen, daG dec 1. Einflihrung. Klimadefinition 9 "mittlere Zustand" der Atmosphare keinDauer Die angedeuteten Unterschiede in der Be zustand ist, sondern Veranderungen unterliegt. trachtungsweise haben dazu gefiihrt, daB man Man darf daher das Klima nicht als konstant, eine Dreiteilung des Klimas in Makro-, Meso sondern hochstens als quasikonstant auffassen. und Mikroklima durchfuhrt bzw. yom makro-, In der alteren Klimatologie stand - ent meso- und mikroklimatischen Bereich spricht. sprechend dem ersten Teil der Klimadefinition Es muB allerdings bemerkt werden, daB diese nach J. HANN - der Mittelwert im Vorder Einteilung noch keine allgemeine Anerken grund der Betrachtung. Man spricht daher nung gefunden hat, was darauf beruht, daB auch manchmal von der Mittelwertsklimatolo eine exakte Abgrenzung nicht in allen Fallen gie, der man die auf dem zweiten Teil der moglich ist. Klimadefinition beruhende Witterungsklima Ein auBerliches Kennzeichen des Makroklimas, tologie gegenuberstellt. Diese Gegenuber auch als GroBklima oder schlechthin Klima be stellung ist insofern nicht sehr glucklich, als zeichnet, ist, daB die Temperaturmessungen in man bei der zusammenfassenden Betrachtung etwa 2 m Hohe uber dem Erdboden durchge des Witterungsablaufes - und das ist letzten fuhrt werden. Damit werden die in Bodennahe Endes die Witterungsklimatologie - auch oft sehr betrachtlichen Unterschiede und nicht ohne das Hilfsmittel des Mittelwertes Schwankungen der klimatologischen Elemente, auskommen kann. Ein Unterschied in der Be z. B. der Temperatur-und Feuchteverhaltnisse, trachtungsweise besteht darin, daB bei der die auf der verschiedenen Beschaffenheit der Mittelwertsklimatologie einzelne Elemente und Bodenoberflache beruhen, bewuBt auBerhalb Erscheinungen den Ausgangspunkt bilden, der Betrachtung gelassen. Nur wenn man die be wahrend bei der Witterungsklimatologie im sonderen Verhaltnisse der bodennahen Luft "Wetter" und in der "Witterung" bereits das schicht zunachst nicht berucksichtigt, ist es Zusammenwirken der klimatologischen Ele moglich, einen 'Oberblick uber das Klima mente und Erscheinungen berucksichtigt wird. groBerer Gebiete zu geben. In der Witterungsklimatologie werden also die Das Gegenstuck zum Makroklima bildet das Mittelwerte bereits von bestimmten Komple Mikroklima, das "Klima der bodennahen xen klimatologischer Elemente und Erschei Luftschicht" (R. GEIGER, 1950). Denn das nungen gebildet. Es zeigt sich - und das ent Mikroklima bezieht sich auf die Verhaltnisse spricht auch der Klimadefinition -, daB Mittel in der Schicht, die im Makroklima bewuBt wertsklimatologie und Witterungsklimatolo vernachlassigt wird. Fur viele Fragen des gie zwei sich erganzende Betrachtungsweisen Mikroklimas mussen vollig andere MeBme derselben Sache darstellen. Das besagt aber thoden verwendet werden als im Makroklima. gleichzeitig, daB die Konstruktion eines Gegen (Man denke nur an die Temperaturmessung un satzes zwischen Mittelwertsklimatologie und mittelbar an der Erdoberflache, die einen be Witterungsklimatologie, die in diesem Zu sonders kleinen MeBkorper erfordert.) Da die sammenhang als "klassische" und ..m oderne" Mikroklimate sehr stark von der Beschaffen Klimatologie bezeichnet werden, am Kern der heit der Bodenoberflache abhangig sind, bleibt Sache vorbeigeht und daher verfehlt ist. ihre rliumliche Ausdehnung sehr gering. Da 1m Verlaufe der Geschichte klimatologischer her halt auch R. GEIGER (1950) fur die beste Untersuchungen hat es sich gezeigt, daB es Definition des Begriffes Mikroklima die 'Ober nicht moglich ist, alle auftretenden Fragen setzung "Klima auf kleinstem Raum". nach einheitlichen Methoden zu bearbeiten. Zwischen dem Makro- und Mikroklima steht Das gilt sowohl fur die instrumentelle Beob das Mesoklima, oft auch als Lokalklima be achtung als auch fur die Bearbeitung der Be zeichnet. Die beim Mesoklima betrachteten obachtungsergebnisse, also beispielsweise fur Raume sind in sich geschlossen und unter die Mittelwertbildung. Es kommt hinzu, daB scheiden sich deutlich von ihrer Umgebung man in manchen Fallen die Untersuchungs (z. B. Stadt, Talkessel), beschranken sich aber methoden auch nach der GroBe der zu unter nicht mehr nur auf die bodennahe Luftschicht. suchenden Gebiete einrichten muB. Dabei ist Das hat zur Folge, daB man sich zur Betrach selbstverstandlich, daB die 'Obersicht urn so tung des Mesoklimas sowohl der im Makro weniger Einzelheiten bringen kann, je ausge klima als auch der im Mikroklima angewandten dehnter das betrachtete Gebiet ist. Methoden bedient. 10 1. Einfiihrung, Klimadefinition Es mag auffallen, daB die Abgrenzungen zwi logie, als deren Teilgebiet sich die Kurort schen Makro-, Meso- und Mikroklima zahlen klimatologie erweist, befaBt sich mit der Wir mlillig nieht genau zu definieren sind. Das kung des Klimas auf den Menschen; sie stellt hangt damit zusammen, daB das Klima des so mit ein Gebiet der Klimatologie dar, in dem jeweils kleineren Raumes in das des groBeren sich eine Zusammenarbeit mit der Medizin eingefiigt ist, so daB das Mikroklima in ein ergibt. In entsprechender Weise befaBt sich die Mesoklima und mit diesem wieder in ein Agrarklimatologie mit den Fragen, die Land Makroklima eingebettet ist. Dabei ist eine und Forstwirtschaft betreffen, wobei die scharfe Abgrenzung schon deshalb zweifel wechselseitigen Beziehungen zwischen Klima haft, weil die einzelnen Klimate nicht unab und Vegetation einen wesentlichen Bestand hlingig voneinander bestehen, sondeen gegen teil der Untersuchungen bilden. DaB Fragen seitig aufeinander einwirken. Trotzdem bleibt der Klimatologie auch noch in weiteren Ge den einzelnen Klimaten eine gewisse Selbstlin bieten eine Rolle spielen, sei hier nur erwlihnt; digkeit, so daB man also nicht etwa das Meso iiber Einzelheiten wird bei der Anwendung klima als Summe von Mikroklimaten auffassen klimatologischer Ergebnisse zu sprechen sein. kann. Die bisher genannten Klimadefinitionen legten Die Unterteilung in Makro-, Meso-und Mikro das Schwergewicht der Betrachtung meist auf klima hat Sinn, so lange der Einteilung nicht die meteorologische Fragestellung. Es darf nur die GroBe des betrachteten Gebietes, son aber nicht verkannt und iibersehen werden, deen auch die spezifische Verteilung der das daB die Klimatologie auch der Geographie Klima beeinflussenden Faktoren, die letzten angehort, und zwar nicht nur als "Hilfswissen Endes die unterschiedlichen MeBmethoden schaft". Dazu bemerkt W. KOPPEN (1931): bedingt, zugrunde gelegt wird. Eine Unter "Die Klimakunde oder Klimatologie ist ein teilung aber, die ausschlieBlich nach der GroBe Zweig der Meteorologie im weiteren Sinne, der betrachteten Gebiete erfolgt, kann den an der zwar ebenso, wie diese iiberhaupt, sich auf sie gestellten Forderungen nicht gerecht wer der Experimentalphysik und der Geographie den, da das Klima in seinen Grundzugen nicht aufbaut, in dem aber das geographische Mo von der GroBe des betrachteten Gebietes ab ment iiber das physikalische iiberwiegt." hlingt. Es ist wohl unwesentlich, zu untersuchen, 1m Makroklima werden in der Hauptsache welche Betrachtungsweise, die physikalische allgemeine Faktoren wirksam, die durch ort oder die geographische, in der Klimatologie liche Gegebenheiten modifiziert werden. DeI"Il vorherrscht. 1m einzelnen diirfte die stlirkere gegeniiber treten die ortlichen Faktoren beim Betonung der einen oder der anderen Betrach Mikroklima ausschlaggebend in den V order tungsweise von der gegebenen Fragestellung grund. Auch unter diesem Gesichtspunkt abhlingen. Die geographische Fragestellung nimmt das Mesoklima eine Zwischenstellung wird im allgemeinen auf die geographische ein. Da das Zusammenwirken der verschie Verbreitung der wesentlichen atmosphlirischen denen Faktoren, die das Klima bedingen, sehr Erscheinungen ausgerichtet sein. Da aber eine mannigfaltig sein kann, ergibt sich, daB die solche geographische Verbreitung kaum dar Grenzen zwischen Makro-, Meso- und Mikro zustellen ist, ohne auf die Ursachen einzu klima nicht scharf ausgeprligt, sonde en durch gehen, ergibt sich die Frage nach der "Physik verschiedenartige Uberglinge gegeben sind. der Atmosphlire". Besonders vielfliltig erscheinen diese Uber Mag im Einzelfall bei der Betrachtung der glinge zwischen Mikro- und Mesoklima, was Klimate die geographische Fragestellung nach zur Folge hat, daB diese gewohnlich in der der Verbreitung etwas mehr im Vordergrund Betrachtung nicht getrennt werden. stehen, so bedarf doch eine eingehende Dar Weitere Unterteilungen innerhalb der Klima stellung auch der Aufdeckung der physikali tologie rich ten sich nach der Fragestellung, die schen Zusammenhlinge und Ursachen der im Einzelfall zu untersuchen ist und aus der Klimate. Daraus ergibt sich, daB die Klima sich auch mehr oder weniger differenzierte tologie in Geographie und Meteorologie Untersuchungsmethoden ergeben. Hier sind Heimatrecht hat, daB in ihr die Geographie und Bioklimatologie, Kurortklimatologie und die Meteorologie in enge Beziehungen zuein Agrarklimatologie zu nennen. Die Bioklimato- ander treten. Es folgt weiterhin, daB sich der

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.