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Wissenserwerb und Handlungsregulation PDF

333 Pages·1990·17.357 MB·German
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Stefan Strohschneider Wissenserwerb und Handlungsregulation Stefan Strohschneider Wissenserwerb und Handlungsregulation DeutscherUniversitats Verlag 1"[Yl1.\f7 ~ GABLER ·VIEWEG ·WESTDEUTSCHER VERLAG CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Strohschneider, Stefan: Wissenserwerb und Handlungsregulation / Stefan Strohschneider. - Wiesbaden : Dt. Univ.-Verl., 1990 (DUV : Psychologie) lugl.: Bamberg, Univ., Diss., 1990 Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Untemehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann Intemational. © Deutscher Universitats-Verlag GmbH, Wiesbaden 1990 Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge schOtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Ur heberrechtsgesetzes ist ohne lustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fOr Vervielfaltigungen, Ober setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Ver arbeitung in elektronischen Systemen. ISBN-\3: 978-3-8244-4047-4 e-ISBN-13: 978-3-322-86447-5 001: 10.1007/978-3-322-86447-5 Inhalt Vorwort ................................................................................................................ 9 1 Wissenserwerb: Theoretische Perspektiven 1.1 Wissenserwerb und das Problem der Betrachtungsebenen ........... 13 1.2 Wissenserwerb aus der Sicht der Theoretischen Neurologie ......... 18 1.3 Wissenserwerb aus der Sicht "regelbasierter Systeme" ................... 31 1.4 Wissenserwerb als Begriffsbildung .................................................... 43 1.5 Wissenserwerb im Rahmen umfassender HandlungsvollzUge ....... 59 2 Wissenserwerb: Empirische Befunde 2.1 Arbeiten zum Thema "Learning by Doing" ....................................... 83 2.2 Arbeiten zum Thema "Vorwissen" ..................................................... 91 2.3 Arbeiten fiber Wissenserwerbsprozesse beziiglich spezieller Aspekte dynamischer Systeme ........................................................... 96 2.4 Resiimee ................................................................................................ 103 3 FragesteUungen und Verfabren 3.1 Fragenbereiche ..................................................................................... 107 3.2 Zum Problem der Diagnose von WlSSensstrukturen ....................... 111 3.3 Die Untersuchungsinstrumente .......................................................... 116 3.4 Versuchsdesign und Versuchsdurchfiihrung .................................... 130 3.5 Auswertung ........................................................................................... 137 3.6 Hypothesen ........................................................................................... 146 4 Gruppenstatistische Ergebnisse 4.1 VorwissensetIekte ................................................................................. 155 4.1.1 Die EtIekte der UV "Konzeptvorgabe" aufVEK1'OR ............................................................................ 155 4.1.2 Die Effekte der UV "Konzeptvorgabe" auf MORO ................................................................................. 165 4.1.3 Transfereffekte VEK1'OR -MORO ...................................... 171 4.1.4 Diskussion der Ergebnisse ....................................................... 176 5 4.2 WlSSenserwerbsprozesse ..................................................................... 179 4.2.1 WlSSenserwerbsprozesse heim VEKTOR-5ystem ............... 179 4.2.2 Die Zusammenhange von verbalisierbarem W'lSSCIl, Pro- bleml6segiite und Handlungsstrategien hei VEKTOR ....... 186 4.23 WlSSenserwerbsprozesse heim MORO-5ystem .................... 191 4.2.4 Die Zusammenhinge von verbalisierbarem WlSSCIl, Pro- blemlOsegiite und Handlungsstrategien hei MORO ............ 197 4.2.5 Diskussion der Ergebnisse ....................................................... 200 4.3 Die Effekte unterschiedlicher Variableneigenschaften .................. 206 43.1 Die Gruppierung der Variablen ............................................. 206 4.3.2 Ergebnisse .................................................................................. 208 4.33 Zusammenfassung und Diskussion ......................................... 212 4.4 Die Zusammenhinge zwischen den Szenarios ................................. 215 4.4.1 Ergebnisse .................................................................................. 216 4.4.2 Zusammenfassung und Diskussion ......................................... 221 4.5 Die Nachgesprache .............................................................................. 224 4.5.1 Vorhemerkungen ...................................................................... 224 4.5.2 Ergebnisse .................................................................................. 225 4.53 Zusammenfassung und Diskussion ......................................... 232 5 Einzelfallbetrachtungen 5.1 Probleme der "gruppenstatistischen" Vorgehensweise ................... 236 5.2 Ergebnisse ............................................................................................. 242 5.2.1 Durchftihrung und Versuchspersonen ................................... 242 5.2.2 Die allgemeine Struktur der Vorgehensweise ....................... 244 5.2.3 Variablenauswahl und Variablensteuerung .......................... 251 5.2.4 Das Systemwissen ..................................................................... 262 53 Diskussion ............................................................................................. 265 6 6 Zusammenfassende und weiterftihrende Oberlegungen 6.1 Zusammenfassung der Ergebnisse ..................................................... '1:14 6.2 Determinanten des Wissenserwerbsprozesses ................................. 283 6.3 Zur Modellierung von Wissenserwerbsprozessen in komplexen Realitatsbereichen ................................................................................ 296 6.4 Wissen und Wissenserwerb im ProzeB der Handlungs- regulation ............................................................................................... 307 6.5 AbschlieBende Bemerkungen ............................................................. 316 Anbang ................................................................................................................. 318 Literatur .............................................................................................................. 322 7 Vorwort Zie1gerichtetes Handeln setzt Wissen liber die Situation, in der man handeln will, voraus -diese Feststellung ist so seIbstverstandlich, daB sie fast trivial er scheint. Die kognitionspsychologische Analyse der Rolle, die Wissen bei der Einleitung und Regulation von Handlungsprozessen spielt, ist allerdings weit weniger trivial. Nicht nur, daB man "W'JSsen" so schlecht beobachten kann, Wissen und Handeln sind auch voneinander abhangig. Handeln basiert auf WlSSen, Handeln verandert aber auch WlSSen. Dies gilt insbesondere fur Handlungsprozesse in komplizierten, unlibersichtlichen und schlecht struktu rierten Situationen, in denen man Iangst nicht alles weill, was man fur eine optimale Handlungsplanung eigentlich wissen mUBte. In solchen Situationen wird Wissenserwerb wichtig: Wte kann ich mir das Wissen verschaffen, das mir zur Erreichung meiner Handlungsziele feh1t? Die vorliegende Arbeit beschaftigt sich mit der Untersuchung solcher WlSSenserwerbsprozesse beim Umgang mit komplexen, dynamischen Pro blemstellungen. Dabei werden besonders jene Formen des Wissenserwerbs in den Vordergrund der Betrachtung geriickt, die auf der aktiven Auseinander setzung mit dem in Frage stehenden Problem beruhen. Es geht also weniger um solche Formen des Wissenserwerbs, die aus der retlexiven Analyse, der gedanklichen Durchdringung von Handbiichern, Instruktionen oder sonsti gem sprachlichen Material entstehen. Dem liegt die Annabme zugrunde, daB Wissenserwerb beim Handeln, WlSSenserwerb durch das Handeln, eine sehr haufige, fur den Menschen typische Form des Lemens ist. Obwohl natiirlich die Psychologie des Lemens eine lange Tradition hat, zahlt das Studium von Wissenserwerb beim Umgang mit komplexen Proble men erstaunllcherweise erst seit kiirzerer Zeit zu den anerkannten For schungsthemen der kognitiv orientierten Psychologie. Zwei Entwick1ungsli nien baben zum zunehmenden kognitionspsychologischen Interesse an sol chen Fragen gefiihrt. Die eine Entwick1nngslinie laBt sich mit dem Schlag wort "Kiinstliche Intelligenz" kennzeichnen. Seit etwa 15 Jahren bemiiht man sich im Schnittfeld von Informatik und Kognitionswissenschaft darum, "Ex pertensysteme" zu entwickeln, Systeme, die das Wissen menschlicher Exper ten biindeln und fur praktische Anwendungen moglichst schnell, fehlerfrei und effizient zur Verfiigung stellen. Bei der Entwicklung solcher Systeme wird man nicht nur sehr bald mit der Frage konfrontiert, wie man das Wis-· sen, liber das das System verfiigen soil, am besten reprasentiert, sondem auch, wie man es erreichen kann, daB das System dazulemt -sei es, daB man 9 mOchte, daB das Expertensystem aus eigenen Fehlem die richtigen Schl1isse ziebt, um sie in Zukunft zu vermeiden, sei es, daB man sich fragt, wie immer wieder neues WlSSen in existierende WlSSenstrukturen eingebunden werden bon. Die aus dieser Forschungsrichtung resultierenden iDformationswissen schaftlichen Annabmen liber WlSSenserwerb interessieren in dieser Arbeit allerdings nur am Rande. 1m Zentrum stehen Erkenntnisse der zweiten Ent wickbJDgdinie, die sich mit dem Schlagwort "komplexes ProblemlOsen" be zeichnen Ui6t. Seit Mitte der siebziger Jahre wenden sich Teile der Denkpsy chologie zunehmend von ihren klassiscben "statischen" Untersuchungsgegen standen ab und der Erforschung von Denk- und Handlungsprozessen in un bestimmten und komplexen Problemstellungen zu. Man analysiert kognitive Prozesse bei der Handlungsplanung, die Effektivitit verschiedener Hand lungsformen und Strategien, Denk- und Handlungsfehler und ihre Ursachen. Auch hierbei st08t man sehr schnell auf Fragen der WlSSensnutzung und des WlSSenserwerbs. FUr wie bedeutsam dieses Thema mittlerweile gehalten wird zeigt sich daran, daB die Deutsche Forschungsgemeinschaft seit einigen Jah ren ein Schwerpunktprogramm "WlSSenspsychologie" eingerichtet hat, in dem Forschungsprojekte zusammengefaBt sind, die sich mit Fragen der WlSSens reprasentation, der WlSSensnutzung und des WlSSenserwerbs beschaftigen. Einem dieser Projekte entstammt auch die vorliegende Arbeit. Der Autor war zwei Jahre lang als Mitarbeiter am Projekt "Heuristisches Wissen" betei ligt, das unter der Leitung von Prof. Dr. D. Dorner am Lehrstuhl Psychologie II der Universitit Bamberg durchgefiibrt wurde. Viele Anregungen fUr die empirischen Untersuchungen, tiber die hier berichtet werden wird, kommen aus der Projektarbeit. Insofem fiihlt sich der Autor der Deutschen For schungsgemeinschaft und Prof. Dorner zu Dank verptlichtet. Natiirlich kann eine einzelne Untersuchung nicht aile noch ofIenen theo retischen und empirischen Fragen im Zusammenhang mit dem Thema "Wis senserwerb" bearbeiten. Sie will aber dazu beitragen, den Proze8 des sukzes siven Aufbaus von WlSSen beim Handeln zu beleuchten, wesentliche Deter minanten des WlSSenserwerbs aufzudecken, sowie die Funktion und die Ef fekte von WlSSenserwerb im Rahmen umfassender Handlungsvollziige zu analysieren. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, gliedert sich die Arbeit in sechs Kapitel, die sich drei Tellen zuordnen lassen. Der erste Tell versucht, einen Uberblick liber den aktuellen Stand der Forschung zu geben. 1m ersten Kapitel werden wichtige theoretische Ansitze zur Beschreibung und Erklirung von WlSSenserwerb referiert und diskutiert; im zweiten Kapitel sind, davon getrennt, empirische Untersuchungen liber WlSSenserwerb in dynamischen Situationen zusammengestellt. 10 Der zweite Tell umfa8t mit den Kapitein 3 bis 5 den groBten Tell der Arbeit, er ist der Darstellung und Diskussion der eigenen empirischen Unter suchungen gewidmet. 1m dritten Kapitel werden die Fragestellungen spezifi ziert, die Untersuchungsinstrumente und der Versuchsplan vorgestellt, sowie wichtige methodische Fragen diskutiert. Das vierte Kapitel enthaIt die Dar stellung der inferenzstatistischen Ergebnisse, wahrend im fiinften Kapitel er ganzend die Ergebnisse einiger Einzelfallbetrachtungen referiert werden. Der dritte Tell besteht aus dem wieder theoretisch orientierten sechsten Kapitel. Nach der Zusammenfassung der Ergebnisse werden einige Uberle gungen zu den grundlegenden Determinanten von Wissenserwerb sowie zur Modellierung solcher Prozesse entwickelt. Die Entstehung dieser Arbeit war ebenfalls ein ProzeB des sukzessiven, viel fach iiber Umwege und in Sackgassen fiihrenden Wissenserwerbs, eines Wis senserwerbsprozesses allerdings, der nicht nur im stillen Kammerlein statt fand, sondem im Grunde das Werk vieler Hinde (und Kopfe) ist, denen ich Dank sagen mochte. Der erste Dank gebiihrt den Versuchspersonen, jungen Bambergern, die sich der schwierigen Aufgabe des Wissenserwerbs mit sehr viel Engagement, Konzentration und Ausdauer gewidmet haben. Ebenso wichtig und hilfreich waren die vielen kritischen und anregenden Gesprache mit allen Mitarbeitem des Lehrstuhls Psychologie II der Universitat Bamberg und dem Lehrstuhlinhaber, Prof. Dr. Dietrich Domer, gleichzeitig Betreuer dieser Arbeit. Hier konnte ich nicht nur Ergebnisse, Zwischenberichte und Interpretationsversuche zur Diskussion stellen, das gesamte intellektuelle und soziale Klima am Lehrstuhl hat die Arbeit in enormem Ma8e gefOrdert und beeinfluBt. Hierfiir bin ich allen meinen Kollegen zu Dank verpflichtet. Das letzte und vielleicht wichtigste DankeschOn aber gilt meiner Frau Su sanne fUr ihre liebevolle Unterstiitzung der gesamten Arbeit iiber die letzten Jahre hinweg. Stefan Strohschneider 11 1 Wissenserwerb: Theoretische Perspektlven 1.1 Wissenserwerb und das Problem der Betrachtungsebenen 1m Stadtverkehr fahrt vor uns ein aIteres Auto mit einem gro&n Aufldeber am Heck, der verkiindet, daB es sich beim Fahrer um einen Anianger han de1t. Wenn wir es eilig haben, oder sonstwie schlechter Laune sind, werden wir uns ziemlich argern: Der Fahrstil des Anfangers ist ruckartig und un gleichmaBig, mal fahrt er so langsam, daB wir fast auffahren, mal beschleunigt er heftig, nur um gleich darauf wieder abzubremsen. Auf einmal geht der rechte Blinker an - allerdings fahrt der Wagen seelenruhig an der nachsten Abzweigung vorbe~ bremst aber vor der kommenden Einmiindung scharf ab, um rechts abzubiegen. Dennoch mi8lingt dieses Manover ziemlich, der Wa gen kommt beim Abbiegen weit auf die linke Spur - hatte dort ein anderes Auto gewartet, ware es moglicherweise sogar zu einem ZusammenstoB ge kommen. SchlieBlich verlieren wir den Anfanger aus den Augen und atmen auf: wieviel anders fahren doch wir! Mit gleichbleibender Geschwindigkeit, durch sanfte Bewegungen des GasfuBes reguliert, bewegen wir uns vorwarts. Wir merken kaum, daB wir den Blinker erst dann betiitigen, wenn wir tatsachlich abbiegen wollen, ziehen unser Auto dann aber in einem sauberen Bogen um die Kurve, schalten im richtigen Moment wieder hoch und nehmen gleichzeitig noch die Sonderangebote eines am Stra&nrand liegenden Ge schaftes wahr. Eine andere Situation. Wir sitzen abends in einer Kneipe und lauschen amiisiert der Unterhaltung am Nebentisch, wo offensichtlich ein Neuling lautstark in die Geheimnisse des Skatspiels eingewiesen wird: "Verdammt nochmal, so gewinnst Du nie! Wenn einer Grand spielt, dann heiBt die Regel: 'Entweder du spielst Asse oder du haIst die Klappe', der Herz-Konig war auf jeden Fall falsch." Der Neuling wagt nur noch verschiichterten Widerspruch: "Ja, aber vorhin habe ich doch in einer ahnlichen Situation mit meinem Pik Konig einen Stich gemacht?" Da kann sich unser Skat-Padagoge nur noch verzweifelt die Haare raufen: "Das war doch ein vollig anderes Spiel, beim Ramsch ist es ganz richtig, einen Konig zu spielen, aber auch nur, wenn man die Sieben dazu hat, beim Grand ist es jedenfalls absoluter Selbstmord - so schwierig kann das doch gar nicht sein!" Fast bedauem wir den Skat-Anfm ger, den es wohl noch viel Lehrgeld kosten wird, bis er all diese komplizier- 13

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