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Wirtschaftssysteme: Vergleiche — Theorie — Kritik PDF

238 Pages·1987·5.977 MB·German
by  Ota Sik
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Ota Sik Wirtschafts systeme Vergleiche - Theorie - Kritik Springer-Verlag Berlin Heide1berg New York London Paris Tokyo Professor Dr. Ota Sik Gatterstraße 1 CH-9010 St. Gallen ISBN -13:978-3-540-17496-7 e-ISBN-13:978-3-642-71863-2 DOI: 10.1007/978-3-642-71863-2 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek. Sik. Ola: Wirtschaftssysteme : Vergleiche, Theorie, Kritik I Ota Sik. - Berlin: Heidelberg; NewYork; London; Paris; Tokyo: Springer, 1987. ISBN-I3'978-3-540-17496-7 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervieltältigung auf anderen Wegen und der Speiche rung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervieltältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepuhlik Deutschland vom 9. September 1965 in der Fassung vom 24. Juni 1985 zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungs pflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1987 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von je dermann benutzt werden dürften. 2142/3140-543210 Vorwort In diesem Buch versuche ich, möglichst leicht verständlich, die bei den heute existierenden Wirtschaftssysteme, das kapitalistisch-marktwirtschaftliche und das sozialistisch-planwirtschaftliche System, in ihren Grundzügen darzustellen und miteinander zu vergleichen. Auch wenn es mir zuerst einmal darum geht, die systembedingte Unterschiedlichkeit der wichtigsten Prozesse, aus welchen sich eine Wirtschaft zusammensetzt, möglichst objektiv näherzubringen, so wird diese Darstellung dennoch immer von meiner Bewertung der Systeme beeinflußt sein. Selbstverständlich geht es um die Bewertung von empirisch erfaßbaren Erschei nungen, die mit den Grundzügen dieses oder jenes Wirtschaftssystems inhärent verbunden sind. Meine Einstellung zu beiden Systemen geht davon aus, daß keine Wirtschafts bzw. Gesellschaftsordnung von ewiger Dauer ist. Während der geschichtlichen Entwicklung haben sich alle Gesellschaftssysteme verändert und zwar in der Weise, daß sich mehr oder weniger einzelne Systemgrundzüge verändert haben. Es ist meine Überzeugung, daß früher oder später auch verschiedene Grundzüge der heute existierenden Systeme eine Wandlung erfahren werden. Die Völker strebten immer - bewußt oder unbewußt - nach solchen Gesell schaftsänderungen, die sie von immer schwerer ertragbaren Leiden, von Ängsten, Unterdrückungen und Krisen befreien sollten. Manchmal dauerte es sehr lange, bevor sie einen richtigen Weg aus ihren Nöten fanden - oft irrten sie auch und folgten falschen Propheten. Trotz solcher Rückschläge setzte sich jedoch langfri stig eine fortschreitende Humanisierung der gesellschaftlichen Ordnungen durch. Nie wird es zwar ein absolut humanes System geben, und jede neue Epoche wird ihre neuen Probleme und Schwierigkeiten zu überwinden haben. Dennoch sind die Menschen heute wesentlich freier, als sie es noch vor einigen Jahrhunderten waren, und sie werden in Zukunft auch wieder freier sein, als sie es heute sind. Die Aufdeckung von Ursachen unnötiger Schwierigkeiten, die sich in der Wirt schaft und Gesellschaft wiederholen oder sogar anwachsen sowie das Suchen nach Wegen ihrer Vermeidung, sollten daher erste Aufgabe von Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaftern sein. Dieser Aufgabe habe ich mich verschrieben und ihr soll auch dieses Buch dienen. In der Entstehung des sowjetischen kommu nistischen Systems sehe ich einen Irrweg, der den Völkern schwer ertragbare Verluste und Unterdruckungen gebracht hat. Auch die anwachsenden Schwierig keiten des kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Systems und vor allem seine pe riodisch wiederkehrenden Erscheinungen von Massenarbeitslosigkeit sollten mit Hilfe von Reformen überwunden werden. Zum Unterschied von vorangehenden Arbeiten, in welchen ich ein denkbares Modell eines neuen Wirtschaftssystems vorzustellen versuchte, soll diese Arbeit in vermehrtem Maße der Analyse bei der existierenden Systeme sowie auch unter- V schiedlicher systembezogener ökonomischer Theorien gewidmet sein. Gleichzei tig versuche ich, mich auch mit verschiedenen Einwänden in Richtung meiner früheren Arbeiten zu befassen. Hoffentlich werden auch einige neue Aspekte in der Erklärung dieses oder jenes ökonomischen Problems Beachtung bei meinen Fachkollegen finden. Für die Hilfe meiner beiden Mitarbeiter bei der Bearbeitung dieses Buches, Rene Höltschi und Christian Rockstroh, will ich mich hier herzlich bedanken. St. Gallen, Frühjahr 1987 Ota Sik VI Inhalt sverzeichnis I. Grundprobleme der gegenwärtigen Wirtschaftssysteme 1 1 Wesen der Volkswirtschaft . . . . . . . . . . . 1 2 Ökonomische Problematik der Bedürfnisse . . . . 7 3 Charakterzüge von Wirtschaftssystemen im Vergleich. 17 3.1 Begriff "Wirtschafts system" . . . . . . . . . 17 3.2 System der Güterverteilung und Eigentumsverhältnisse 18 3.3 System der ökonomischen Interessen und Wirtschaftsmotivation 27 3.4 System der technischen und ökonomischen Wissensbildung 35 3.5 System der Leitung und Koordination . . . . . . . . 39 3.6 System der Beziehungen zwischen Wirtschaft und Staat. 47 4 Die Theorie der Wirtschaftssysteme . . . . . . . . . 52 11. Entwicklung der Idee einer volkswirtschaftlichen Planung 59 1 Einführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 2 Entstehung der marxistischen Planungstheorie . . . . . 60 3 Kriegswirtschaftlich bedingte Planungspraxis und -theorie 62 4 Entstehung der sozialistischen Planwirtschaft . . . . . . 64 5 Die Planungsdiskussionen in der UdSSR der zwanziger Jahre 65 6 Die Wirtschaftsrechnungsdebatte . . . . . . 70 7 Planung in kapitalistischen Marktwirtschaften . 72 111. Sozialistische Plan-Markt-Koppelungen . . . . 77 1 Kurzer historischer Exkurs . . . . . . . . . . . . . 77 2 Mängel des sowjetischen dirigistischen Planungssystems 78 3 Systemerhaltende Verbesserungsversuche . . 82 4 Systemverbesserungsversuche in der UdSSR 85 5 Die jugoslawische Systemreform . . . . . 91 6 Tschechoslowakische Reformvorstellungen 99 7 Reformentwicklung in Ungarn 101 8 Reformentwicklung in China . . . . . . 104 IV. Quantitativer Ausdruck der sozialistischen Rückständigkeit 109 1 Problemeinführung . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 2 Vergleich der sowjetischen und finnischen Entwicklung . . 110 3 Vergleich der vorsozialistischen Tschechoslowakei und Deutschlands 112 4 Vergleich des relativen Verbrauchs von Produktions gütern 114 5 Vergleich der Arbeitsproduktivität . . . . . . . . . . . . . .. 116 VII 6 Vergleich des Wachstums tempos und der Investitionseffektivität 119 7 Vergleich der privaten Konsumtion . . . . . . . . . 120 8 Vergleich der gesellschaftlichen Bedarfsbefriedigung . . . . . 123 9 Vergleich der Vorratsbildung bzw. Produktion auf Lager . . . 125 10. Zusammenfassung der quantitativerfaßten sozialistischen Mängel 126 V. Reformerfordernisse im marktwirtschaftlichen System . . . 129 1 Theoretische Voraussetzungen einer Systemreform . . . . 129 2 Arbeitslosigkeit in der neoliberalen ökonomischen Theorie 132 3 Hindernisse unternehmungsbezogener Lohnentwicklung 134 4 Hindernisse konstanter Lohn- und Gewinnquotenentwicklung 138 5 Entstehung der Massenarbeitslosigkeit . . . . . . . . 144 6 Beschränkte Wirkung keynesianischer Fiskalpolitik 150 7 Zusammenfassende Darstellung sowie Perspektiven der Massenarbeitslosigkeit . . . . . . . . . . . . . . . 153 8 Vollbeschäftigungsbedingungen . . . . . . . . . . . 159 9 Maßnahmen zur Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit 164 VI. Alternative sozial-ökonomische Modelle . . . . . . . . 173 1 Illusionen über Durchsetzungsmöglichkeiten von Volksinteressen . 173 2 Bedeutung der funktionellen Verteilung des Volkseinkommens 176 3 Wesen der makroökonomischen Verteilungsplanung 177 4 Bedeutung der einzelnen geplanten Zielprozesse . . . . . . 178 5 Anmerkungen zum Recht auf ein Sozialeinkommen . . . . 180 6 Einwände gegen die Möglichkeit makroökonomischer Prognosen 181 7 Voraussetzung erfolgreicher Verteilungsplanung . . . . 183 8 Vorteile der Gewinnbeteiligung für eine Marktwirtschaft . 186 9 Kapitalbeteiligung und Mitbestimmung . . . . . . . . 188 10 Sozioökonomische Bedeutung der komplexen Partizipation 190 11 Ökonomische Theorie und Politik . . . . . . . 192 12 Ideologische Basis unwissenschaftlicher Kritiken . 196 13· Konfliktstoff sozialistischer Reformentwicklungen 203 14 Humanisierungserfordernisse 208 Literaturverzeichnis . . . . 219 Namen- und Sachverzeichnis 223 VIII 1. Grundpro bleme der gegenwärtigen Wirtschaftssysteme 1 Wesen der Volkswirtschaft Bevor die beiden existierenden Wirtschaftssysteme, das kapitalistische markt und das sozialistische planwirtschaftliche System verglichen werden können, soll zuerst ein volkswirtschatliches System ganz allgemein gültig charakterisiert wer den. Auf die Frage, was ist "Volkswirtschaft"? welcher Untersuchungsgegenstand der Wirtschaftswissenschaft gemeint ist, wird üblicherweise als naheliegendster Bestandteil die Produktion genannt werden. Die Produktion bildet ohne Zweifel die Grundlage einer Volkswirtschaft. Aber die Produktion hat immer zwei Seiten, von welchen nur eine zum eigentlichen Untersuchungsobjekt der ökonomischen Wissenschaft gehört. Eine Seite der Produktion kann allgemein als die technische Seite bezeichnet werden. Mit dieser Seite, d. h. damit, wie die Produkte technolo gisch entstehen, wie sich die Produktionstechnologie entwickelt, welche chemi schen, physikalischen, biologischen u. a. Naturgesetzmäßigkeiten in der Produk tion ausgenützt, welche technischen Gesetzmäßigkeiten angewandt werden, welche Eigenschaften die Produkte haben u. ä., mit diesen Fragen befaßt sich die Ökonomie nicht. Die Entwicklung der technischen Produktions seite muß zwar bei volkswirtschaftlichen Untersuchungen eine gewisse Beachtung finden, bildet aber nicht das eigentliche Untersuchungsobjekt der Ökonomen. Aber mit einer anderen Seite der Produktion haben sich die Ökonomen den noch zu befassen. Die Ökonomen müssen z. B. solche Fragen beantworten: wo durch sind die Mengen der Produktion einzelner Produkte bestimmt, wodurch werden diese Quantitäten innerhalb des Betriebes, wodurch in der ganzen Volks wirtschaft bestimmt, wodurch wird die Produktivität bestimmt, wie wird sie ge messen und wie muß sie sich entwickeln, wie werden der Arbeitsaufwand, die sachlichen Kosten, insgesamt die Produktionskosten bestimmt, wie wird die Ar beit für die Produktion abgesichert und wodurch werden die Arbeitenden zur Leistung motiviert, gibt es spezielle Motivationen für die Leitungs- und Grün dungstätigkeit? Wie entsteht das Kapital für die Produktion, was ist überhaupt Kapital? Dies alles sind nun Fragen, die in den Mittelpunkt der ökonomischen Betrachtung gehören. Die Ökonomen befassen sich also doch mit der Produk tion, aber sozusagen mit einer anderen Seite als der technischen Produktionsseite, sie befassen sich mit der gesellschaftlichen Seite der Produktion. Dies ist allerdings noch nicht die ganze Problematik. Die Ökonomen müssen weiter untersuchen, wie die Produkte zu den Verbrauchern gelangen. Die eigentli che ökonomische Problematik ist erst mit der Arbeitsteilung in der Gesellschaft entstanden, mit einer Situation, in welcher diejenigen, die die Produkte erzeugen, sie nicht mehr allein direkt verbrauchen. In einstigen Urgemeinschaften war die Beziehung zwischen Bedarf und der Anschaffung von Gütern direkt und durchsichtig, und meist waren die, die etwas in ihrer Umgebung fanden oder auf der Jagd erlegten, auch die direkten Verbrau cher dieser ersten Arbeitstätigkeit. Mit der Entwicklung der Arbeitsteilung ist es zur Trennung von Produktion und Bedürfnisbefriedigung gekommen. Es ist ein Austausch von Gütern innerhalb der Gesellschaft entstanden, zuerst ein direkter Güteraustausch, später dann der Austausch mit Hilfe von Geld. Die Probleme, vor die das Wirtschaften gestellt wird, sind wegen des direkten oder indirekten Güteraustausches nun nicht mehr so unmittelbar durchsichtig. Die Bedürfnisse sind bei der Produktion oder in der Zeit der Produktion nicht mehr so verläßlich bekannt. Es sind Bedürfnisse anderer, meist völlig fremder Menschen, Bedürfnisse, die als Nachfrage auftreten, als Marktnachfrage. Und diese Nachfrage ist bereits von weiteren Faktoren abhängig, nicht nur mehr vom Bedürfnis selbst, sondern von dem Vorhandensein von Geldeinkommen, von bestimmten Preisen und Preisentwicklungen usw. Erst jetzt entstehen die wirkli chen Probleme der Ökonomie, Probleme, die mit dem Austausch von Gütern, mit der Verteilung von Gütern in der Gesellschaft und schließlich mit dem Entstehen gesellschaftlicher Gruppen bzw. Schichten als Form sozial-wirtschaftlicher Diffe renzierungen, bestimmter ökonomischer Beziehungen zwischen den Gruppen, verbunden sind. Es geht also um spezifische, gesellschaftliche Probleme. Mit dem Auftreten dieser Probleme entstehen auch die ersten Versuche, Lö sungsmöglichkeiten für sie zu finden. Die Aufgabe der Wissenschaft nun ist, kompliziertere Problemkreise zu erkennen, aufzunehmen und sie zu verstehen versuchen, zu erklären, zu lösen. Es ist eine Tätigkeit, die darauf aus ist, schwie rige Fragen zu beantworten, welche durch einfache oberflächliche Betrachtungen nicht zu beantworten sind. Es ist der Versuch, eine Antwort meist auf folgende Fragen zu geben: warum existieren bestimmte Gruppen von Phänomenen, be stimmte Prozesse, wie entstehen und entwickeln sich diese Prozesse? Es geht also nicht um eine konkrete Beschreibung dessen, wie einzelne Phänomene an der Oberfläche in Erscheinung treten, wie sie konkret in jedem Augenblick der Ent wicklung verlaufen, sondern es ist der Versuch, Phänomene mit gleichen oder ähnlichen Wesenszügen aus der Masse aller Erscheinungen herauszufiltern, in Gruppen zu ordnen und zu erklären, warum sich diese Gruppen wiederholen, warum sie öfter oder seltener, aber doch immer wieder in ihrem Grundwesen auftreten. Hier sprechen wir von der Aufdeckung von Gesetzmäßigkeiten bestimm ter Phänomene. Auch wenn sich ein jedes einzelne konkrete Phänomen im Detail von allen anderen immer wieder unterscheidet, so sind doch Gemeinsamkeiten zu beobach ten. Es ist dementsprechend z. B. nicht die Aufgabe der Volkswirtschaftslehre, die konkrete Bewegung einzelner Preise an jedem Tag in jedem einzelnen Land zu erfassen und zu beschreiben. Ihre Aufgabe ist es, herauszufinden, warum über haupt Preise existieren? Was stellen sie dar? Was verbirgt sich hinter den Preisen? Warum gibt es wesentliche Unterschiede zwischen unterschiedlichen, sich relativ lange haltenden Preisgruppen ? Sind Gesetzmäßigkeiten der Preis bewegung vor handen, und wenn ja, welche? "Der Wirtschaftsprozeß ist ein Komplex sich ständig wiederholender menschli cher Handlungen. Unter bestimmten, aus der gegebenen historischen Entwick- 2 lung der Gesellschaft hervorgehenden Bedingungen wiederholen sich diese Hand lungen auf eine bestimmte Weise, zeichnen sich also durch eine ihnen innewohnende Gesetzmäßigkeit aus. Diese Gesetzmäßigkeit kann man in gewisse Elemente sich ständig wiederholender Beziehungen (oder Relationen) zwischen den einzelnen Handlungen oder Verrichtungen untergliedern, aus denen sich diese Handlungen zusammensetzen. Solche Beziehungen (oder Relationen) bezeichnen wir als ökonomische Gesetze"l. Soweit uns heute bekannt ist, entstammen die ersten Versuche, auf solche ökonomischen Fragen zu antworten, dem alten Griechenland und sind mit den Namen der bekanntesten Philosophen, wie Plato und Aristoteles, verbunden. Aber in dieser Zeit waren die ökonomischen Probleme doch noch relativ klein. Die Arbeitsteilung war noch nicht sehr weit entwickelt, meist wurde für einen nahen, bekannten Markt produziert, ein Großteil der Produzenten kannte auch seine Abnehmer, d. h. die Konsumenten; es entwickelte sich so etwas wie ein einfacher, überwiegend örtlicher Markt. Aber die damit verbundenen Probleme erforderten noch nicht die Entstehung einer speziellen Wissenschaft. Es waren also Philosophen, die sich allgemein mit gesellschaftlichen Problemen befaßten und nun auch eine gewisse Aufmerksamkeit diesen erst entstehenden ökonomi schen Problemen widmeten. Erst mit der Ausweitung des Warenaustausches tauchten die schwierigen Fragen auf. Es entwickelte sich eine weitgehende wirtschaftliche Verflechtung zwischen den Menschen, es entstand eine komplizierte Güterverteilung - verbunden mit einer Einkommensverteilung - an der alle gesellschaftlichen Schichten teilhatten, und auch der Staat wird in die Entwicklung der Wirtschaft einbezogen. Erst die Entwicklung der sogenannten kapitalistischen Produktion jedoch, das Wachsen einer Großproduktion in Manufakturen, später in maschinell betriebenen Fabri ken im 17., 18., 19. Jahrhundert führt zu einer reichen Entfaltung der Wirtschafts wissenschaft. Noch früher, im 16. Jahrhundert, entstanden bereits neue ökonomische Pro bleme und Theorien, verbunden mit einem sich ausdehnenden Handel, vor allem dem Überseehandel von Spanien, Frankreich, England und anderen Nationen. Dieser Handel entwickelte sich überwiegend noch auf der Basis der mittelalter lichen Produktion, der mittelalterlichen Landwirtschaft und des Gewerbes in den Städten. Zu einem ausgedehnten wirtschaftlichen Verkehr (über die Landesgren zen hinaus) kam es durch eine grundlegende Verbesserung der Transportmittel, des Schiffbaus, der Erfindung des Kompasses u. ä. und damit der Entdeckung weitentlegener, fremder, hochinteressanter Märkte, die zugleich zu Lieferanten völlig neuer Rohstoffe und anderer Güter wurden. Es war die Zeit des sogenann ten Merkantilismus, der im 16.-18. Jahrhundert in Europa mit der Existenz absolutistischer Staaten einherging. Merkantil heißt den "Handel betreffend". Die merkantilistische Wirtschafts politik, die diese absolutistischen Staaten zu treiben begannen, galt vor allem der Förderung des Außenhandels, des Überseehandels und der Heranschaffung von Rohstoffen. Die Staatslenkung war in dieser Zeit in erster Linie daran interessiert, Edelmetalle, d. h. Silber und Gold, anzuhäufen, so daß sich eine allmählich aus- 1 Vgl. Lange, 0., Politische ... S. 80. 3

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