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Wirtschaftsinformatik der „langen Frist“: Perspektiven für Menschen, Automaten und Arbeit in einer lebensdienlichen Ökonomie PDF

362 Pages·2003·52.147 MB·German
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Ludger Eversmann Wirtschaftsinformatik der "Iangen Frist" WI RTS CH AFTS INFO RMATI K Ludger Eversmann Wirtschaftsinformatik der "I-angen Frist ll Perspektiven fUr Menschen, Automaten und Arbeit in einer lebensdienlichen Okonomie Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Arno Rolf Deutscher UniversiHits-Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet Ober <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Dissertation Universitat Hamburg, 2002 1. Auflage Januar 2003 Aile Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2003 Lektorat: Ute Wrasmann / Britta Giihrisch-Radmacher Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen der Fachve rl ag sgruppe Bertelsma nnSpri ng er. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschOtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla.os unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fOr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dOrften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN-13:978-3-8244-2165-7 e-ISBN-13:978-3-322-81224-7 001: 10.1007/978-3-322-81224-7 Geleitwort Was sind die wissenschaftlichen Herausforderungen fur die Wirtschaftsinfonna tik? 1m abgelaufenen lahrzehnt hat sie vor all em versucht, Metaphem wie ,,In fonnationsgesellschaft", "Datenhighway" oder "New Economy" zu operationa lisieren, d.h. Konzepte, Methoden und Produkte zur Umsetzung in Untemehmen zu entwickeln. Die Herausforderungen fur die Wirtschaftsinfonnatik, wie ich sie sehe und 1998 in meinem Buch "Grundlagen der Organisations- und Wirt schaftsinfonnatik" in konstruktiver Absicht fonnuliert habe, bestehen immer noch. Es ist die Frage nach dem Gegenstandsbereich der Wirtschaftsinfonnatik, in den auch relevante gesamtwirtschaftliche Tatbestande einbezogen werden sollten. Es geht nach meiner Auffassung aber auch darum, eine zu enge Anbin dung an aktuelle Trends zu venneiden und Moden und Mythen friihzeitig zu i dentifizieren, urn so Zeit und Kraft nicht zu verschwenden. Letztendlich ist die Wirtschaftsinfonnatik aufgerufen, neben der Bereitstellung von Verfugungswis sen auch tragfahiges Orientierungswissen zu erarbeiten und die eigenen hand lungsleitenden Motive und Leitbilder explizit zu machen. Ludger Eversmann hat mit seiner hier vorliegenden Arbeit ebenfalls den Ver such untemommen, sich einigen dieser Herausforderungen zu stellen. Aus gangspunkt seiner Argumentation ist die Infragestellung eines Selbstverstand nisses der deutschsprachigen Wirtschaftsinfonnatik, deren Erkenntnisinteresse als das mit sich im Konsens lebende, private GroBuntemehmen beschrieben werden kann. Dabei geht es der Wirtschaftsinfonnatik primar urn die Suche nach Rationalisierungs- und Produktivitatspotenzialen. Peter Mertens hat ent sprechend das Wissenschaftsziel der Wirtschaftsinfonnatik mit der Metapher der "sinnhaften Vollautomatisierung" beschrieben. Ein Leitbild, das mehr oder min der unhinterfragt eingebettet ist in die markthannonische, neoklassische Sicht yom stetigem Gleichgewichtswachstum. Es lasst sich so interpretieren, dass die durch die Wirtschaftsinfonnatik gestalteten Untemehmen standig Produktivitat generieren, die auf dauerhaft aufnahmefahige, weil nie gesattigte Markte trifft. Etwaige Probleme des Arbeitsmarktes werden immer wieder durch neues Wachstum ausgeglichen. Geht man jedoch von der Option aus, dass es (1) Grenzen volkswirtschaftlichen Wachstums gibt, und dass (2) die luK-Technologien einen Produktivitatsiiber schuss generieren, der das erreichbare Wachstum einer Volkswirtschaft dauer haft iibersteigt, dann sind, so die Argumentation von Ludger Eversmann, die ak tuell geltenden Wissenschaftsziele der Wirtschaftsinfonnatik zu reflektieren. Es sind umfassende wissenschaftstheoretische Begriindungen, also ein nachhaltige res Bemiihen urn die Erarbeitung von Orientierungswissen, erforderlich. VI Eine erste Reaktion auf den Vorschlag von Peter Mertens war 1995 ein Leser brief von D. Hoch in der "Wirtschaftsinformatik". In diesem Leserbriefwar u.a. die Rede von einer Implikation des Zielvorschlages von Prof. Mertens: "die sinnhafte Vollautomatisierung des Untemehmens wird auch weiterhin mindes tens physische Arbeitskraft und -zeit freisetzen." Und weiter: "Vielleicht ist das ja auch ein fur den Menschen in seiner Weiterentwicklung vorgezeichneter Weg .. ( ... ) .. die Entwicklung weg von der physischen Arbeit hin zur st1ITkeren Befriedigung geistiger und sozialer Bedlirfnisse .... ". Ludger Eversmann hat die se hier angesprochenen und mit dem Wirken der Wirtschaftsinformatik ja in Zu sammenhang stehenden Fragen nach der "We iterentwicklung des Menschen" als vertiefte philosophische und gesellschaftliche Werte-Diskussion aufgefasst und die vorliegende Arbeit in diesen Kontext gestellt. Der Wirtschaftswissenschaftler Amartya Sen vertritt ein methodologisches Prin zip, nach welchem es besser ist, eine vage Vorstellung vom Richtigen zu entwi ckeln, als eine prazise Vorstellung vom Falschen. Die von Ludger Eversmann vorgetragenen Gedanken sind in diesem Sinne keine prazise und fertig ausgear beitete L6sung. Es bleibt aber dennoch zu hoffen, dass sie eine noch immer notwendige Debatte urn die "Zukunft der Arbeit" und die langfristigen Gestal tungsziele der Wirtschaftsinformatik ein wenig befordem k6nnen und somit ei nen Beitrag leisten, urn schlie!3lich auch eine prazisere Vorstellung vom Richti gen zu gewinnen. AmoRolf Vorwort Die vorliegende Arbeit ist das Resultat eines sich Uber viele - genau genornmen rund 25 - Jahre hinziehenden, zeitweilig unstet und fast irnmer ganz privat ver folgten Erkenntnisinteresses, in dessen Mittelpunkt immer die Frage nach prin zipiellen Moglichkeiten kultureller Evolution stand, sowie die Frage nach deren Beschaffenheit, Wahrend diesbezUgliche Hoffnungen und fachbezogene Interes sen sich zunachst - wie seit Ende der 1960er Jahre dem Trend entsprechend - auf humanwissenschaftliche Disziplinen und deren Erkenntnisse richteten, be gann die Informatik und deren Erkenntnisgegenstand ab Mitte der 1980er Jahre eine zunachst kaum erklarliche Faszination auszuUben. SchlieBlich konzentrier ten sich die Fragestellungen auf die anzunehmenden bzw. zu beobachtenden Wechselwirkungen zwischen Informations- und Automationstechniken und de ren Wirkungsentfaltung im Rahmen der global en Wirtschaftsentwicklung. Schlaglichtartig beleuchtet waren diese Zusammenhange sowie der in diesem Fragekontext neu entstehende Reflexionsbedarf mit Vorstellung des vieldisku tierten Vorschlages einer langfristigen Zielorientierung der Wissenschaft Wirt schaftsinformatik durch Peter Mertens im Jahre 1995. Der Titel der Arbeit ist stark angelehnt an eine volkswirtschaftstheoretische Be trachtung okonomischer Langfristtheorien von N. Reuter: die "Okonomik der ,langen Frist'''. Eine "Wirtschaftsinformatik der ,langen Frist'" soli einer Ges taltungswissenschaft Wirtschaftsinformatik normative Grundlagen einer lang fristigen Programmatik zuliefem. Urn diese zu gewinnen, ist der Orientierungs horizont einer "Okonomik der langen Frist" ebenso unverzichtbar wie das Auf spannen eines Wertehorizonts mit Hilfe der Erkenntnismittel der modemen Ver nunftphilosophie. Zu ganz besonderem Dank bin ich dem wissenschaftlichen Betreuer dieser Ar beit, Prof. Peter Schefe, verpflichtet, der trotz einiger bestehender Unwagbarkei ten einer extemen Promotion die Betreuung Ubemommen hat, mir immer wieder Hilfestellung bei der Uberwindung auf dem Realisierungsfortschritt auftauchen der HUrden leistete und alles in all em dafUr Sorge getragen hat, dass ein univer sitatsextem durchgefUhrtes Projekt auf den Pfaden der Wissenschaftlichkeit sei nen Fortschritt nehmen konnte. Prof. Amo Rolf danke ich fUr wertvolle Anre gungen und auch fUr die ErOffnung einer Debatte im Feld der Wirtschaftsinfor matik, an die die vorliegende Arbeit nun Anschluss suchen bzw. herstellen kann. Ganz aufrichtigen Dank sage ich auch dem V orsitzenden des Promotionsaus schusses des Fachbereichs Informatik der Universitat Hamburg, Prof. Christo pher Habel, dessen wohlwollender Behandlung meines Anliegens ich den bisher erreichten Stand des Projekts verdanke. VIII Ich danke auch lieben Menschen meines privaten Umfeldes fur z. T. auJ3eror dentlich wichtige Hinweise und Anregungen, und fur groJ3e und unendliche Ge duld und Gesprachsbereitschaft, auch wenn die bevorzugten Themen und Frage stellungen zeitweilig keine sehr groJ3e Variationsbreite erkennen JieJ3en. Die Arbeit widme ich meinen Kindem Niko und Heidi, deren Zukunft in einer hoffentlich zunehmend menschenwiirdigen und auch farbenfrohen Welt mir be sonders am Herzen liegt. Ludger Eversmann Inhaltsverzeichnis Geleitwort V Vorwort VII Inhaltsverzeichnis IX Abbildungsverzeichnis XIII Einleitung 1 1 Wirtschaftsinformatik und Wissenschaftstheorie ................................... 15 1.1 Wissenschaftlichkeit: Ziele, Methoden und WissensbegrifJ. ................... 21 1.1.1 Inhaltliche Schwerpunkte der Wissenschaftstheorie ......................... 21 1.1.2 Klassische Wissenschaftstheorien .................................................... 22 1.1.2.1 Die aristotelische Wissenschaftstheorie ...................................... 22 1.1.2.2 Die Wissenschaftstheorie Francis Bacons .................................. 24 1.1.3 Zwischenbetrachtung: Reines Wissen, Lebenserleichterung und Automation ...................................................................................... 25 1.104· Wirtschaftsinformatik zwischen Pragmatismus, Positivismus und Konstruktivismus ............................................................................. 34 1.1.5 "Regionale Ontologie" der Wirtschaftsinformatik, Logik der Wirt- schaftsinformatikforschung oder Rekonstruktion als Konstitution? .50 1.2 Der Orientierungsbedarf der Wissenschaften ........................................ 63 1.3 Die ,Konstruktivitat' der Wirtschaftsinformatik .................................... 65 1.4 Vernunft und Rationalitat, konstruktive Wissenschaftstheorie und Radikaler Konstruktivismus .................................................................... 71 Die Keminhalte des Methodischen Konstruktivismus ........................... 82 Die Keminhalte des Radikalen Konstruktivismus ................................. 84 1.5 Methodische Kritik der These zur ,sinnhaften Vollautomation ' ............. 97 2 Menschenwiirde, Vernunft und Autonomie .......................................... l07 2.1 Menschenwiirde, Freiheit und Notwendigkeit ...................................... 113 x 2.2 Entwicklungslinien der Vernunftethik .................................................. 120 Die Goldene Regel oder das Christliche Gebot der Nachstenliebe ....... 123 Der unparteiische Zuschauer nach Adam Smith .................................. 124 Der Kategorische Imperativ Kants ...................................................... 125 Das regelutilitaristische Verallgemeinerungskriterium ........................ 129 Die Diskursethik ................................................................................. 132 2.3 Verantwortung, Intention und Funktion. .............................................. 141 2.4 Faktizitiit und Geltung, Macht und die Ohnmacht des Sol/ens ............. 151 2.5 Die Idealisierung des Realen und die Realisierung des Idealen. .......... 156 2.6 VernunJt, Handlung, Arbeit und Okonomie ......................................... 168 3 Berechenbare Automaten ....................................................................... 185 3.1 Grundbegriffe der theoretischen Informatik ........................................ 188 3.2 Grammatiken undformale Sprachen ................................................... 192 3.3 Turing-Maschinen ............................................................................... 194 3.4 Berechenbarkeit ................................................................................... 198 3.5 Komplexitiit ......................................................................................... 201 3.6 Geist im Computer? Anmerkungen zur " Teleologie" des Automaten .. 207 3.7 Automat, Berechnung und Leistung ..................................................... 219 4 Menschen, Automaten und Arbeit ......................................................... 223 4.1 Zur Entwicklungslogik wirtschaJtlicher " Ordnungen" oder "Systeme" .... ............................................................................................................ 229 4.1.1 Wirtschaftssysteme als Gegenstand der Erkenntnis ........................ 230 4.1.2 Vergleich der Wirtschaftssysteme .................................................. 231 4.1.3 Theorie der Wirtschaftssysteme ..................................................... 231 4.1.4 Evolution von Wirtschaftssystemen ............................................... 233 4.1.4.1 Lange-Wellen-Theorien ........................................................... 237 4.1.4.2 Die Deutsche Historische Schule ............................................. 239 4.1.4.3 Die marxistische Interpretation gesellschaftlicher Evolution .... 239 4.1.4.4 Die Stadientheorie J. M. Keynes' ............................................. 246 4.1.4.5 Die Pluralitatstheorie Waldemar Mitscherlichs ........................ 249 4.1.5 Wertideen wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Evolution .......... 252

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