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Widerstand als Ästhetik: Peter Weiss und Die Ästhetik des Widerstands PDF

227 Pages·2003·8.211 MB·German
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Karen Hvidtfeldt Madsen Widerstand als Asthetik LlTERATURWISSENSCHAFT Literaturwissenschaft/Kulturwissenschaft Herausgegeben von Klaus-Michael BogdallGerhard Mercator Universitat Duisburg), Erhard Schlitz IHumboldt-Universitat zu Berlin), Jochen Vogt IUniversitat Essen) In den Banden dieser Reihe werden - ohne dogmatische Fixierung - neuere methodische Entwicklungen der Literaturwissenschaft, insbe sondere ihre kulturwissenschaftliche Neuakzentuierung reflektiert. Zentraler Gegenstandsbereich ist die deutschsprachige Literatur des 18. bis 20. Jahrhunderts in sozialgeschichtlicher, diskursanalytischer und narratologischer sowie kulturtheoretischer Perspektive. Ausblicke auf das Wirkungspotenzla~ publizistischer Formen, auf die Genres der ,Paraliteratur' und den Problemkreis ,Literatur in der Medienkon kurrenz' erweitern das thematische und methodische Spektrum. Karen Hvidtfeldt Madsen .. Widerstand als Asthetik Peter Weiss und Die Asthetik des Widerstands Aus dem Danischen von Ursula Kleinen und Monika Wesemann Deutscher UniversiHits-Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet Uber <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Dissertation Universitat Roskilde, Danemark, 2000 Obersetzung und Druck wurden gefiirdert von Statens Humanistiske Forskningsflld, Danemark. 1. Auflage Januar 2003 Aile Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2003 Lektorat: Ute Wrasmann / Anita Wilke Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschUtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla.9s unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fUr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dUrften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN-13:978-3-8244-4S07 -3 e-ISBN-13:978-3-322-81287-2 001: 10.1007/978-3-322-81287-2 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ................................................................................... 1 1.1 Widerstand a1s Asthetik und Asthetik als Widerstand ...................... 1 1.2 Geschichte und Kontext der Forschung tiber die Asthetik des Widerstands ........................................................................................... 3 1.3 Rahmen und Struktur der Arbeit ........................................................ 7 2 Peter Weiss ............................................................................... 11 2.1 Der junge Peter Weiss - Kunst und Opposition .....•......................•.. 11 2.1.1 Von der Malerei zum Film und zum Schreiben ........................... 11 2.1.2 Emigration und Auseinandersetzung mit den Eltern ................... 13 2.1.3 Als Fremder in Schweden ........................................................... 19 2.1.4 Abschied von der Familie -die autobiographischen Konfrontationen ........................................................................... 26 2.1.5 Fremdheit als Modernismus ........................................................ 30 2.2 Abrechnung mit dem Schweigen - der politische Peter Weiss ........ 32 2.2.1 Peter Weiss als deutscher Dramatiker ......................................... 32 2.2.2 Studentenbewegung und Schuldfrage .......................................... 35 2.2.3 Von Dante und Laokoon zu Auschwitz und Vietnam ................. 39 2.2.4 1968 als Vergangenheitsbewaltigung .......................................... 48 2.3 Die Heimatlosigkeil der Moderne - der ambivalente Peter Weiss .. 52 2.3.1 Deutschland als Heimat.. ............................................................. 52 2.3.2 Heimatiosigkeit als Befindlichkeit - der Kampf des modernen Menschen urn den Weg nach Hause ............................................ 55 2.3.3 Dante-Prosa und Rekonvaleszenz ............................................... 60 VI Inhaltsverzeichnis 3 Die Asthetik des Widerstands ................................................ 63 3.1 Ein monstroses Buch ........................................................................... 63 3.1.1 Ein Werk in Bewegung ............................................................... 63 3.1.2 Vom Widerstand zur Asthetik ..................................................... 66 3.1.3 Von Pergamon zu PlOtzensee - die Handlung des Romans ........ 68 3.2 Zwischen Fiktion und Fakten ............................................................. 75 3.2.1 "Ich bin ein Schizophrener" - Erzlililer und Autor ...................... 75 3.2.2 Mewis und Wehner als authentische Quellen des Widerstands ... 80 3.2.3 Subjektive Blickwinkel-Mewis und Wehner in der Asthetik des Widerstands ........................................................................... 84 3.2.4 Zwischen objektiver Geschichte und subjektiver Fiktion ............ 89 3.2.4.1 Zeit und Erzlihlung: Paul Ricceur .................................... 91 3.2.4.2 Noch einmal die NaInen .................................................. 94 3.3 Die Gattung Roman als Form und DarsteUungsweise ...................... 95 3.3.1 Moderne oder ,Kein Roman iiberhaupt?' .................................... 95 3.3.1.1 Eine Wunschbiographie? ................................................ 95 3.3.1.2 Unmodernes Leseverhalten oder bewusst aufgebaute Erwartungen? .................................................................. 97 3.3.2 Ein moderner Bildungsroman .................................................... 100 3.3.3 Bildung als Marxismuskritik ................ :. ................................... 102 3.3.4 ,Fremde und Heimat' des Exils ................................................. 107 3.3.5 Bildungsroman und Autobiographie .......................................... 109 3.3.6 Durchbrochene Gattungserwartungen als asthetische Strategie 112 3.4 Die Asthetik des Widerstands tiber Kunst und aIs Kunst .............. 114 3.4.1 Der Pergamonaltar und Walter Benjamins Geschichtsthesen .... 115 3.4.2 Herakles zwischen Mythologie und ModernitaL. ..................... 119 3.4.3 Die spiraffOrmige Entwicklung der Geschichte und die Kritik des Romans am sozialistischen Realismus ...................... 125 3.4.4 Die Spiegelgasse als Sinnbild - Die Asthetik des Widerstands und die Avantgarde ............................................... 129 3.4.5 Bertolt Brecht in Inhalt und Form ............................................. 135 3.4.5.1 Der fiktive Bertolt Brecht. ............................................. 135 3.4.5.2 Allegorien und das epische Theater .............................. 138 3.4.5.3 Filmischer Realismus - Sequenzen und Montagen ....... 140 3.4.6 ,In medias res' ........................................................................... 145 3.4.7 Ekphrastische Poetik - Die Wiederkehr des Laokoon ............... 151 3.4.8 Die Asthetik,des Widerstands - ein unvollendetes Projekt ....... 153 Inhaltsverzeichnis VII 3.5 Der Blick der Medusa und die Kunst nach Auschwitz ................... 155 3.5.1 Medusa und die indirekten Erzahlstrategien .............................. 155 3.5.2 Mutter und Vater als Gegensatze ............................................... 160 3.5.3 Die Geschichte der Opfer als Gedenktafel ................................ I64 3.5.3.1 Die Selbstdestruktion der Strategie ............................... 167 3.5.3.2 Realismus oder Desorientierung? ................................. 169 3.5.3.3 Der Realismus des Dntergrunds .................................... 170 3.5.4 Das Schicksal der Opfer - Einfuhlung als Strategie .................. 172 3.5.4.1 ,Oben' und ,Dnten' ....................................................... 173 3.5.4.2 Inferno und Ambivalenz ............................................... 177 3.5.5 Die Gegengeschichte der Frauenstimrnen ................................. 181 3.5.5.1 Marcauer und das weibliche Martyrium ....................... 182 3.5.5.2 Rosalinde und die Logik des Selbstmords .................... 187 3.5.5.3 Schweigen und Schmerz: Karin Boye und die Kunst ... 190 3.5.5.4 Lotte Bischoff - die Gegensatze tiberleben ................... 194 3.5.6 Heimatlosigkeit in Kunst und Leben ......................................... 199 4 Noch einmal: Moderne, Postmoderne und Schreiben nach Auschwitz .................................................... 201 4.1 Moderne oder Postmoderne? ........................................................... 201 4.1.1 Der altere Sohn des Laokoon ..................................................... 203 4.1.2 Die historische Moderne ............................................................ 204 4.1.3 "Es leben die Toten" .................................................................. 206 Literaturverzeichnis ................................................................... 211 Benutzte Ausgaben der Werke von Peter Weiss ......................................... 211 Literatur tiber Peter Weiss und Die Asthetik des Widerstands .................... 211 Benutzte Aufsatze und Monographien ........................................................ 211 Samrnelbande .............................................................................................. 215 Sonstige Literatur ........................................................................................ 216 Sonstige Quellen .......................................................................................... 220 1 Einleitung "Kunst entsteht aus antagonistischen Situationen aus Kontroversen aus ZusammenstofJen von Konflikten. ,,] 1.1 Widerstand als Asthetik und Asthetik als Widerstand Peter Weiss schrieb die Romantrilogie Die Asthetik des Widerstands in den 70er Jahren und gab die drei Bande 1975, 1978 und 1981 heraus. Wie der Titel andeu tet, ist es ein Roman, der vom Widerstand handelt. Naher bestimmt spielt die Handlung in der Zeit vor und wahrend des Zweiten Weltkriegs und es wird in erster Linie der ungleiche Kampf der Untergrundbewegungen gegen den Fa schismus in Spanien und den Nationalsozialismus in Deutschland geschildert. A.sthetik dagegen bedeutet die ,Lehre vom Schonen'. So ist schon der Titel Die Asthetik des Widerstands widerspriichlich in seiner Zusammenstellung des Schonen und des Grausamen, wie sich denn auch zeigen wird, dass der Roman grundlegend ein widersprtichliches Werk ist. Der Gegensatz zwischen Kunst und Widerstand ist das Grundparadigma der Asthetik des Widerstands. Er beschaftigte Weiss in existenzieller, psychologi scher und politi scher Hinsicht und erscheint in der Asthetik des Widerstands auf thematischer und formaler Ebene. Wie lasst sich die A.sthetik einsetzen, urn Krieg, Gewalt, Unterdrtickung und Leiden zu schildem? Wie verhalt sich ein Autor, der tiber den Zweiten Weltkrieg schreiben will, zu dem Gegensatz zwi schen dem A.sthetischen und den Grauen erregenden Untaten des Faschismus? Wie lasst sich eine ktinstlerische Existenz nach all dem verantworten, was in Auschwitz und anderswo geschehen ist? Und wer, der der Vergangenheit ins Auge geblickt hat, kann in letzter Instanz tiberhaupt noch verantworten zu leben? Das sind einige der Fragen, die sich Weiss stell ten und die sich dem Erzahler in der Asthetik des Widerstands stellen bei dem Versuch, tiber seine Erlebnisse in der Untergrundbewegung zu schreiben, denn hier war die Frage von Leben und Tod konstant gegenwlirtig. Der Erzahler will gegen historische Unterdriickung und Ungerechtigkeit durch Aufkllirung ankampfen. Er will die Widerstands kampfer aBer Zeiten katalogisieren und ihre Namen in die Geschichte der Kunst und Kultur einschreiben. Dies ist auch eines der wichtigen Ziele, die Weiss mit der Asthetik des Widerstands verfolgte. Diesem Bildungs- und Schreibvorhaben des Erzahlers entsprechend entwickelt sich Die Asthetik des Widerstands auf eine A.sthetik zu, die Widerstand ~istet. 1 Peter Weiss; NotizbUcher 1971-80, Frankfurt / M.: Suhrkamp, 1981 Seite 415. 2 1 Einleitung Die Asthetik des Widerstands setzt jedem neuen Leser massiven Widerstand entgegen. Der Roman ist mit seinen knapp tausend eng beschriebenen Seiten und mit Satzkonstruktionen, die sich, niemals durch andere Zeichen als durch Kom rna und Punkt getrennt, iiber mehrere Seiten erstrecken konnen, schon von der Sprache her schwer zuganglich. Er hat nicht viel eigentliche Handlung und die Personen werden nie richtige Menschen mit Schicksalen, die man verstehen und nachvollziehen kann. Der Erzahler referiert weitschweifige Gesprache zwischen Kommunisten und Politikern des linken Fliigels und gibt Diskussioneniiber politische Verhaltnisse wieder, die im Umfeld der kommunistischen Partei ge filhrt werden. AuBerdem vertieft sich der Erziihler in Gemalde und Romane des 19. und 20. Jahrhunderts, weit von der linearen Entwicklung des Romans ab schweifend. Weitere Verzogerungen entstehen noch durch detaillierte Beschrei bungen der geographischen Schauplatze wie StraBen und Hauser in Berlin, Paris und Stockholm sowie durch surrealistische Wiedergaben der Traume, Assozia tionen und Halluzinationen des Erziihlers, Der Leser verliert immer wieder den Faden. Er sieht sich gezwungen, vorwiirts und riickwiirts zu blattern und sich aufs AuBerste zu konzentrieren, will er nicht ganz den Uberblick dariiber verlie ren, wer in den umfangreichen Ausfiihrungen des Textes was gesagt hat. Jede Lektiire der Asthetik des Widerstands gerat zu einem kleinen Forschungsprojekt, in dem sich der Leser immer wieder auf sich selbst gestellt sieht. Dass der Ro man niemals wirklich ein breites Romanpublikum hat fesseln konnen, ist nicht weiter erstaunlich. Nicht nur der Stil des Romans ist schwierig. Auch yom Thema her stellt er Anspriiche, denn der Fokus entwickelt und veriindert sich konstant. Weiss dringt in seinem Roman immer tiefer in die historische Wirklichkeit ein, in der ihm Widerspriichlichkeit als die herausragendste Eigenschaft der Zeit erscheint. "Die Epoche der Ambivalenz u der Kontroversen. Es war unmoglich, eine absolut richtige, zutreffende Ansicht zu haben, man kam der Wahrheit am nachsten, wenn man den bestehenden Zwiespalt in die Analyse des Sachverhalts einbezog. Monolithische Haltungen von vomherein zum MiBgliicken verurteilt, und wenn sie mit Gewalt aufrecht erhalten werden, zeigen sie desto deutlicher das Atavistische ihres Charakters. ,,2 Die Asthetik des Widerstands kennt keine Einheit. Obwohl die handelnden Personen Kommunisten, Sozialisten und Widerstandler sind, ist hier nicht von einem traditionellen sozialistischen Roman die Rede. Die Erziihlung nimmt ihren Ausgangspunkt in der historischen Widerstandsbewegung, die sich allerdings als kontrastreiche GroBe herausstellt, wahrend sich die literarische Schilderung der Ereignisse konstant in Gegensatze aufiost. Die Entwicklung, das Veranderliche und das Auf-der-Suche-Sein bilden den Hintergrund des Werks. DaSgilt auch filr seine Form und Erziihlstruktur, die sich 2 Peter Weiss, Notizbiicher 1971-80, Seite 177.

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