Event- und Impaktforschung Holger Preuß · Markus Kurscheidt Hrsg. Florian Hösl Wettbewerbsfähigkeit nationaler Ligen im europäischen Profifußball Eine institutionelle und strategische Analyse der Ligen-Governance Event- und Impaktforschung Reihe herausgegeben von Holger Preuß, Mainz, Deutschland Markus Kurscheidt, Bayreuth, Deutschland Die Reihe bietet ein Forum für empirische Studien zur ökonomischen Wirkungs- analyse von Großveranstaltungen in Sport, Kultur und Tourismus. Die Bände beleuchten gleichermaßen die Effekte der Großereignisse auf ihr sozioökonomi- sches Umfeld als auch den Einfluss von Standortfaktoren auf die Wettbewerbs- fähigkeit und Governance der Eventwirtschaft. Die Themenfelder umfassen alle Stakeholder von Events und reichen von Primärerhebungen zum Reise- und Kon- sumverhalten von Eventbesuchern sowie zu Werbe- und Imagewirkungen von Großveranstaltungen über den gesellschaftlichen Beitrag von Events, etwa zum Volunteering, bis zu Analysen der Eventinfrastruktur wie Stadien- und Ligen- märkte oder Finanzierungsquellen. Die Schriftenreihe richtet sich an Lehrende und Studierende der Wirtschafts-, Sport- oder Tourismuswissenschaft sowie an Prakti- ker und öffentliche Entscheidungsträger in eventbezogenen Handlungsfeldern. Reihe herausgegeben von Prof. Dr. Holger Preuß Universität Mainz, Deutschland Prof. Dr. Markus Kurscheidt Universität Bayreuth, Deutschland Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/12513 Florian Hösl Wettbewerbsfähigkeit nationaler Ligen im europäischen Profifußball Eine institutionelle und strategische Analyse der Ligen-Governance Mit einem Grußwort von Andreas Rettig Florian Hösl Kulturwissenschaftliche Fakultät, Institut für Sportwissenschaft Universität Bayreuth Bayreuth, Deutschland Dissertation Universität Bayreuth, Kulturwissenschaftliche Fakultät, 2018 Erstgutachter: Prof. Dr. Markus Kurscheidt Zweitgutachter: Prof. Dr. Oliver Budzinski (TU Ilmenau) Tag der Annahme der Dissertation: 14.11.2018 ISSN 2662-9224 ISSN 2662-9232 (electronic) Event- und Impaktforschung ISBN 978-3-658-32325-7 ISBN 978-3-658-32326-4 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-32326-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Grußwort Liebe Leserinnen und Leser, der anhaltende Boom der Fußballbranche in Deutschland und Europa ruft unterschiedli- che Reaktionen unter den Fans und in der Öffentlichkeit hervor. Diese reichen von Be- wunderung des wirtschaftlichen Wachstums und der geschäftlichen Erfolgsstories bis zur scharfen Kritik an einer empfundenen Überkommerzialisierung und vermeintlichen Gier der handelnden Personen im Profifußball. Die schon mal hitzige Debatte wird – stark verkürzt – unter den Schlagwörtern Kultur versus Kommerz geführt. Wie so oft liegt die Wahrheit bei nüchterner Betrachtung irgendwo zwischen diesen extremen Positionen. Die nun als Buch vorliegende Dissertationsschrift von Dr. Florian Hösl widmet sich ge- nau diesem Themenfeld. Dabei leistet die umfassende Untersuchung deutlich mehr als nur eine nüchterne Betrachtung. Zunächst ist hervorzuheben, dass es sich um eine unab- hängige wissenschaftliche Studie handelt, die sich mit analytischem Blick streng an die beobachtbaren Daten und Fakten hält. Mehr noch, Herrn Dr. Hösl gelingt es, erstmals empirisch nachzuweisen, dass die deutschen Profiklubs in der Vergangenheit in den UEFA-Wettbewerben deutlich effektiver waren als die europäische Konkurrenz der so genannten Big-5-Ligen aus England, Frankreich, Italien und Spanien. Mit anderen Worten haben die Vereine der Bundesliga in der Europa und Champions League mehr aus ihren wirtschaftlichen Möglichleiten gemacht als die Vertreter der an- deren großen Ligen. Dies ist in einem Zeitraum gelungen, als die Umsätze der Premier League sowie der Spitzenklubs aus den anderen Big-5-Ligen förmlich explodiert sind – auch dank der Gelder von Investoren. Zudem zeigt Herr Dr. Hösl, dass die deutschen Klubs bei der Erzielung von Einnahmen ebenfalls im Vergleich gut abgeschnitten haben. Denn die Ergebnisse auf dem Platz und in den Finanztabellen müssen stets unter den gegebenen Rahmenbedingungen betrachtet werden. Hierzu verwendet der Autor an- spruchsvolle statistische Methoden und legt damit die tatsächlichen Konkurrenzverhält- nisse in der europäischen Fußballbranche offen. Die Nachweise und Einsichten von Herrn Dr. Hösl sind unter anderem deshalb wichtig, weil die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga hierzulande vielfach unter- schätzt wird. Für eine treffende Bewertung müssen längere Zeiträume unter Berücksich- tigung der verfügbaren Budgets in den Blick genommen werden. Meist wird aber nur über das Abschneiden der deutschen Teams in der jüngeren Vergangenheit diskutiert oder wehmütig an erfreuliche Ausnahmen wie das deutsche Finale der Champions League 2013 zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund erinnert. Natürlich würden die Verantwortlichen und Fans der Bundesliga gerne wieder ein deut- sches Finale in den UEFA-Wettbewerben sehen oder zumindest in den Endrunden stark VI Grußwort vertreten sein. Dies sollte aber auf der Basis langfristiger Strategien und solider kaufmän- nischer Geschäftsführung angestrebt werden. Die Ergebnisse von Herrn Dr. Hösl bestäti- gen einen solchen Ansatz. Stabilität und Kontinuität erweisen sich als zentrale Erfolgs- faktoren. Diese so genannte Pfadabhängigkeit erklärt in weiten Teilen den sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg im europäischen Fußballmarkt unter sonst gleichen Bedin- gungen. Es ist aber ein Irrweg, einen solchen Erfolgspfad um jeden Preis einschlagen zu wollen. Auch dies zeigen die Befunde von Herrn Dr. Hösl. Über viele Jahre konnten etwa die Teams der Premier League ihre üppigen TV- und Investorengelder nicht in dem Maße in sportliche Erfolge ummünzen. Auf dem Weg zu immer neuen Umsatzrekorden ging al- lerdings der Rückhalt in der Gesellschaft und bei weiten Teilen der Fanbasis verloren. Von einem Vorbild für Ligenreformen in den 1990er Jahren hat sich die Premier League und ihr Unterbau in vielen Aspekten zu einem warnenden Beispiel im europäischen Pro- fifußball entwickelt. Der institutionelle Systemvergleich von Herrn Dr. Hösl verdeutlicht, dass die Bundesliga eine nachhaltigere Struktur aufweist. Gerade das umstrittene vereinsbasierte Modell mit der so genannten 50+1-Regel sichert den gesellschaftlichen Interessenausgleich und Di- alog mit allen Anspruchsgruppen. Dabei haben sich die deutschen Klubs in der abgelau- fenen UEFA-Saison gegen die finanzstarke Konkurrenz erneut gut geschlagen. Der FC Bayern München konnte sogar den dritten Titel in der Champions League erringen. Das zweite Triple nach 2013 und die achte Deutsche Meisterschaft in Folge unterstreichen indes die Sonderstellung des FC Bayern München. Damit stellt sich die Herausforderung für die Bundesliga, wie die Ausgeglichenheit im nationalen Wettbewerb bei Erhalt der internationalen Konkurrenzfähigkeit wieder ge- stärkt werden kann. Unter dem Eindruck der Umsatzeinbrüche und Geisterspiele in der Coronakrise äußerten sich die Fußballverantwortlichen zuletzt nachdenklicher. Als Folge setzt die DFL eine „Taskforce Zukunft Profifußball“ ein, um die Entwicklungsszenarien der Bundesliga auf breiter Basis zu diskutieren. Dieser Schritt ist zu begrüßen, auch wenn ich mir hier ein stärkeres Vorangehen des DFB als Dachverband für den gesamten Fuß- ball gewünscht hätte. Nicht nur den Beteiligten der Taskforce ist die Lektüre der Untersuchung von Herrn Dr. Hösl wärmstens zu empfehlen. Seine Ergebnisse und differenzierte Diskussion von Ligasystemen sind höchst aufschlussreich. Daher ist dem Buch eine breite Wahrnehmung in Theorie und Praxis zu wünschen. Andreas Rettig zuletzt kaufmännischer Geschäftsleiter (FC St. Pauli, 2015-2019), davor Geschäftsführer (DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, 2013-2015) und Manager (FC Augsburg, 1. FC Köln, SC Freiburg, 1998-2012) Danksagung Wenige Jahre nach dem Abschluss meines Studiums der Sportökonomie und nach dem Start meiner beruflichen Laufbahn, brachte mich der Entschluss eine Promotion anzustre- ben zurück an die Universität Bayreuth. Von 2012 bis 2018 konnte ich dieses Vorhaben dort, als externer Doktorand am Lehrstuhl Sport Governance und Eventmanagement, schließlich umsetzen. Das Interesse für eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Profifußball und dessen vielschichtigen Besonderheiten wurde bereits früh in meiner Studienzeit geweckt und hat mich über die Jahre hinweg kontinuierlich begleitet. Ich erinnere mich noch gut an den Tag im April 2012, als ich mich mit dieser Motivation an den Lehrstuhl von Prof. Dr. Markus Kurscheidt wandte und wir uns daraufhin sehr schnell auf eine mögliche Fra- gestellung einigen konnten. Ihm gilt mein besonderer Dank, da er mich nicht nur von Anfang an bei meinem Promotionsvorhaben unterstützte, sondern mir als externem Mit- arbeiter sowohl die notwendigen Freiräume gewährte als auch stets die Zeit für einen persönlichen Austausch fand. Wenngleich es nicht immer leichtfiel, bin ich ihm im Nach- hinein sehr dankbar dafür, dass er mich bereits in einem sehr frühen Stadium meiner Ar- beit ermutigte, mich, mit den noch sehr konzeptionellen Erkenntnissen meiner Forschung, einer breiteren wissenschaftlichen Diskussion zu stellen. Gerade aufgrund des Charakters einer externen Promotion, war das Gefühl der Zugehö- rigkeit und der Nähe zum gesamten Lehrstuhlteam für mich besonders wichtig. Für die Tatsache, dass ich mich hier stets als Teil des Teams gefühlt habe, sowie für die großar- tige Unterstützung in vielen Belangen bedanke ich mich herzlich bei Dr. Kristoff Reichel, Dr. Nathalie Prüschenk, Prof. Dr. Christopher Huth und Andrea Loch. Besonderer Dank gilt hierbei Dr. Daniel Gruber, durch dessen Kontakt mein Promotionsvorhaben über- haupt erst zustande gekommen ist und der mir während der gesamten Zeit stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Ihr alle habt viel dazu beigetragen, dass ich behaupten kann: In einem tollen Team kann Forschung sehr viel Spaß machen. Der Abschluss eines Promotionsverfahrens bedarf darüber hinaus der Mitwirkung weite- rer ausgewiesener Fachleute. Prof. Dr. Budzinski von der Technischen Universität Ilmenau sei an dieser Stelle für die Erstellung des Zweitgutachtens und für die mündliche Prüfungsabnahme gedankt. Ebenso gilt mein Dank Herrn Prof. Dr. Dr. Brink von der Universität Bayreuth, der sich dafür bereit erklärt hat, der mündlichen Prüfung als Dritt- gutachter beizusitzen. Für die Möglichkeit die Promotion neben meinem Hauptberuf überhaupt umsetzen zu können, möchte ich mich herzlich bei Bernd Pürschel bedanken, der mich hierbei nicht VIII Danksagung nur von Anfang an motiviert, sondern der mir gerade hinsichtlich der damit verbundenen Doppelbelastung stets den Rücken gestärkt hat. Große Anerkennung gebührt meinen Freunden, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise viel Unterstützung, aber auch das notwendige Verständnis, in den verschiedenen Phasen der Promotion aufgebracht haben. Aus diesem Grund danke ich Alexander, An- dreas, Barbara, Christian, Daniel, Florian, Franziska, Gisela, Jan, Jörg, Marcus, Robin, Sebastian, Simone sowie Priska. Weiterhin gilt meiner ganzen Familie und besonders meinen Eltern großer Dank, die mich auf dem langen Weg meiner Ausbildung begleitet und mir damit die Promotion überhaupt erst ermöglicht haben. Schließlich möchte ich mich herzlich bei Felicitas für ihren großen Einsatz und Rückhalt bedanken. Die Verfassung und Veröffentlichung einer Dissertation als „Lebensaufgabe“ zu bezeichnen, erscheint mir gerade jetzt, einige Monate nach der Geburt unserer Tochter, passender denn je. Euch widme ich dieses Buch. Nürnberg, September 2020 Dr. Florian Hösl Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................. XIII Abbildungsverzeichnis ................................................................................................. XV Tabellenverzeichnis ................................................................................................... XVII 1 Einleitung ................................................................................................................ 1 1.1 Problemstellung und Gegenstand der Untersuchung ....................................... 1 1.2 Ansatz und Zielsetzung der Arbeit .................................................................. 5 1.3 Gang der Untersuchung ................................................................................... 8 2 Governance und Wettbewerb – grundlegende Theorien und konzeptionelle Ansätze .................................................................................................................. 11 2.1 Problemstellung: Herausforderungen der Interdisziplinarität und des Perspektivenpluralismus ............................................................................... 11 2.2 Theoretische Verortung und Begriffsabgrenzung .......................................... 12 2.2.1 Institutionen und Organisationen ............................................................... 12 2.2.2 Governance ................................................................................................ 14 2.2.2.1 Governance aus politikwissenschaftlicher Sicht ................................ 15 2.2.2.2 Governance aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht ......................... 18 2.2.3 Wettbewerb und Regulierung .................................................................... 20 2.2.3.1 Wettbewerbstheorie und Funktionen des Wettbewerbs ..................... 20 2.2.3.2 Aufgaben und Ziele der Wirtschaftspolitik ........................................ 22 2.2.4 Konkretisierung von Zielgrößen ................................................................ 26 2.2.4.1 Erfolg und Erfolgsfaktoren ................................................................ 26 2.2.4.2 Effektivität und Effizienz ................................................................... 27 2.3 Modellrelevante Grundlagentheorien ............................................................ 30 2.3.1 Vergleichende Politische Ökonomie .......................................................... 30 2.3.1.1 Einordnung der Vergleichenden Politischen Ökonomie .................... 30 2.3.1.2 Institutioneller Wettbewerb ............................................................... 32 2.3.1.3 Der Varieties-of-Capitalism-Ansatz .................................................. 34 2.3.2 Neo-Institutionalismus und die Neue Institutionenökonomik .................... 36 2.3.2.1 Einordnung des ökonomischen Neo-Institutionalismus ..................... 36 2.3.2.2 Anwendung und Teilbereiche der Neuen Institutionenökonomik ...... 38 2.3.2.2.1 Prinzipal-Agent-Theorie ........................................................................... 40