NeeslBeuth . Wettbewerbs- und Kartellrecht Prof. Dr. jur. Hehnut Nees Dr. jur. Friedrich Beuth und Wettbewerbs- Kartellrecht CiftBI[-A CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen 8ibliothek Nees, Helmut: Wettbewerbs-u. Kartellrecht I Helmut Nees; Friedrich Seuth. - Wiesbaden: Gabler, 1980. NE: Seuth, Friedrich. © 1980 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden Softcover reprint of the hardcover lst edition 1980 Umschlaggestaltung: H. Koblitz, Wiesbaden Aile Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanischc VcrvieWiltigung des Wcrkes (Fotokopie, Mikrokopie) odcr von Teilen daraus bcdarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. ISBN-13: 978-3-409-96241-4 e-ISBN-13: 978-3-322-86424-6 DOl: 10.1007/978-3-322-86424-6 Vorwort In diesem praxisorientierten Buch haben wir versucht, das Wettbewerbsrecht und Kar tellrecht so darzustellen, dag es nicht nur fur Juristen, sondern auch fur einen breiten Kreis juristisch wenig vorgebildeter Leser verstandlich wird. Dazu schien uns weder eine rein theoretisch-systematische Darstellung des Rechtsgebiets noch eine bezie hungslose Aneinanderreihung von Fallstudien tauglich. Wir haben uns daher bemuht, sowohl die grogen Linien zu zeichnen als auch die Anwendung der Theorie auf die Praxis in charakteristischen Fallbeispielen aus der Rechtsprechung aufzuzeigen. Die hier und da etwas breitere Darstellung einzelner FaIle sollte unsere Leser jedoch nicht davon abhalten, zum tieferen Verstandnis die eine oder andere Entscheidung in ihrem vollen Text nachzulesen. Das Falleverzeichnis erleichtert das Auffinden der Urteile in den meistverbreiteten Zeitschriften und Entscheidungssammlungen. Auf die Austragung wissenschaftlicher Streitfragen und auf Literaturangaben haben wir in diesem fUr das Studium und die Praxis bestimmten Buch bewugt verzichtet. Das bedeutet nicht, dag wir nicht viele Anregungen aus der wissenschaftlichen Literatur entnommen und die Rechtsprechungspraxis unkritisch hingenommen hatten. Wir haben aber jeweils deutlich gemacht, wo eine Frage noch nicht abschliegend entschie den ist und wo wir eine von der herrschenden Meinung abweichende Auffassung vel'" treten. Schlieglich mugten wir bei der Darstellung eines so umfangreichen Rechtsgebiets auch den Mut zur Lucke haben. Das Umfeld des Wettbewerbsrechts und das Verfahrensrecht wurden wegen der Zielsetzung dieses Buches nur in den Grundlagen dargestellt. 1m Kernbereich des Wettbewerbsrechts haben wir dagegen eine breitere Darstellung ge wahlt, weil dort nach unserer Erfahrung die Schwerpunkte der Rechtsanwendung lie gen. Mit dem Wettbewerbsrecht haben wir uns viele Jahre in Praxis und Lehre beschaftigt. Wir hoffen, unseren Lesern auger Kenntnissen auch etwas von der Faszination zu vermitteln, die dieses lebendige, in steter Fortentwicklung begriffene Recht auf jeden ausubt, der sich naher mit ihm befagt. Aachen, im November 1980 Inhalt Abkiirzungsverzeichnis 11 I. Aufgaben des Wettbewerbsrechts 13 A. Schutz der Mitbewerber 14 B. Schutz der Marktpartner ......... . 15 C. Schutz der Funktionsfahigkeit des Wettbewerbs 15 II. Entwicklung und System des Wettbewerbsschutzes 17 A. Geschichtliche Entwicklung ......... .. 18 B. Rechtsquellen ...... .......... . 18 C. Stellung des Wettbewerbsrechts in der Rechtsordnung 19 III. Rechtliches Umfeld 20 A. Recht am eingerichteten Gewerbebetrieb 20 B. Name und Firma . . . . . . 21 C. Warenzeichen und Ausstattung 23 D. Muster und Patentschutz 25 IV. Grundbegriffe des Wettbewerbsrechts 27 A. Generalnorm § 1 UWG und Begriff der Unlauterkeit ..... 27 B. Handeln im geschaftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs 28 C. Verkehrsauffassung ........ . 31 D. Nachahmungs- und Nachwirkungsgefahr 31 E. Verschulden . . . . . . . . . . . . . 32 V. Wettbewerb mit dem Konkurrenten 33 A. Behinderung und Verdrangung 33 1. Abfangen von Kunden 33 2. Erschwerung des Marktzutritts 34 3. Marktverstopfung 36 4. Preisunterbietung 38 B. Anschwarzen 38 7 C. Ausnutzen fremden Rufs und fremder Leistung 40 1. Vermeidbare Herkunftstauschung 41 2. Unmittelbare Aneignung 42 3. Einschieben in fremde Serie 43 4. Erschleichen und Vertrauensbruch 44 5. Anhangen an fremde Werbung .. 45 D. Abwerben von Kunden und Mitarbeitern 46 1. Abwerben von Kunden 46 2. Abwerben von Mitarbeitern 47 E. Schmieren 48 F. Anzapfen 50 G. Vergleichende Werbung 53 1. Vergleich auf Anfrage 55 2. Abwehrvergleich 55 3. Fortschrittsvergleich, Systemvergleich 56 4. Preisvergleich .......... . 57 5. Vergleich aus anderem hinreichenden Anlag 57 6. Werbung mit Waren tests ....... . 58 VI. Einwirkung auf den Marktpartner 60 A. Belastigende Werbung ...... 60 1. Stragenwerbung ...... 61 2. Zusendung nicht bestellter Ware 62 3. Unerbetener Vertreterbesuch 63 4. Telefonwerbung ..... 64 5. Briefwerbung, geschmacklose Werbung 65 B. Unsachliche Beeinflussung 66 1. Notigung, Autoritatsmigbrauch 66 2. Wertreklame . . . . . . 68 3. Laienwerbung ..... 73 4. Werbung mit dem Mitleid 74 5. Werbung mit der Angst 75 6. Warenkopplung, Vorspannangebote 76 C. Irreftihrende Werbung ....... 78 1 .. Irrefiihrende Angaben ..... 79 2 .. Irreftihrung und Verkehrsauffassung 80 3. Irrefiihrung durch Verschweigen, durch Blickfangwerbung und Fort- wirkung ............ 82 4. Irrefiihrung tiber das Unternehmen 83 5. Irrefiihrung tiber den Preis . . . . 87 6. Irreftihrung tiber die Beschaffenheit 92 8 7. Irrefiihrung tiber die geographische Herkunft 95 8. Irrefiihrung tiber die betriebliche Herkunft 98 9. Irrefiihrung tiber den Warenvorrat 99 10. Strafbare Irreftihrung .. . . . . 100 VII. Sonderveranstaltungen und Sonderleistungen 101 A. Sonderveranstaltungen, Sonderangebote 101 1. Saisonschlugverkaufe . . . . . . . 106 2. Raumungsverkaufe und Ausverkaufe 107 3. Jubilaumsverkaufe 108 4. Resteverkaufe 108 B. Zugaben 109 1. Geringwertige Gegenstande 111 2. Geld- und Warenrabatte . 113 3. Handelsiibliches Zubehor und handelstibliche Nebenleistungen 113 4. Kundenzeitschriften 114 5. Ausktinfte und Ratschlage 115 C. Rabatte 115 1. Barzahlungsrabatte 117 2. Mengenrabatte 117 3. Sonderrabatte 118 VIII. Schutz der Freiheit des Wettbewerbs 120 A. Kartelle, abgestimmtes Verhalten .......... . 120 1. Konditionenkartelle und Rabattkartelle ..... . 124 2. Strukturkrisen-, Rationalisierungs-, Spezialisierungs- und Mittel- standskartelle ......... 124 3. Exportkartelle und Importkartelle 125 4. Ministerkartelle 125 5. Bereichsausnahmen 125 B. Vertikale Wettbewerbsbeschrankungen 126 1. Preisbindung . . . . . . . . . . 126 2. Unverbindliche Preisempfehlung . 127 3. Ausschlieglichkeits- und Vertriebswegebindung 128 C. Boykott, Diskriminierung 129 1. Boykott 129 2. Diskriminierung 130 D. Mjgbrauchsaufsicht, Fusionskontrolle 132 1. Migbrauchsaufsicht 133 2. Fusionskontrolle 134 E. EWG-Kartellrecht 135 9 IX. Anspriiche und Verfahren in Wettbewerbssachen 137 A. Anspruchsberechtigte 137 B. Anspruchsgegner .. 139 c. Anspruchsarten 140 1. Unterlassungsanspruch 140 2. Beseitigungsanspruch, Widerruf, VerOffentlichung 141 3. Schadensersatzanspruch 142 4. Auskunft und Rechnungslegung 143 D. Geltendmachung der Anspriiche 143 1. Abmahnung ..... 144 2. Einstweilige verfiigung 145 3. Klage zur Hauptsache . 146 4. Rechtsschutzbediirfnis 146 5. Einwendungen und Einreden 146 6. brtliche und sachliche Zustandigkeit 148 7. Schiedsgerichte und Einigungsstellen 149 X. Musterschreiben und Antrage in Wettbewerbssachen 151 1. Abmahnungsschreiben mit vorbereiteter Unterlassungs- und Verpflich- tungserklarung . . . . . . . . . . . . . . . '. 152 2. Antrag auf Erlag einer einstweiligen Verfiigung 155 3. Abschlugschreiben . . . . . . . . . . . . . 157 4. Antrag an die Einigungsstelle bei der Industrie- und Handelskammer 158 Anhang 1: Internationale Verhaltensregeln fiir. die Werbepraxis der Internatio- nalen Handelskammer in Paris von 1973 . . . . . . . . . . . .. 15 9 Anhang 2: Gemeinsame Erklarung von Spitzenorganisationen der gewerblichen Wirtschaft yom November 1975 ................. 161 Anhang 3: Richtlinien der EG-Kommission iiber irrefiihrende und unlautere Wer- bung yom 28.2.1978 163 Fundstellenverzeichnis 166 Literaturverzeichnis 182 Stichwortverzeichnis 184 10 Abkurzungsverzeichnis aaO. am angefiihrten Ort Abs. Absatz AG Aktiengesellschaft BB Der Betriebsberater (J ahrgang, Seite) BGB Biirgerliches Gesetzbuch BGH Bundesgerichtshof BGHSt Entscheidungen des BGH in Strafsachen (Band, Seite) BGHZ Entscheidungen des BGH in Zivilsachen (Band, Seite) BKA Bundeskartellam t BPatG Bundespatentgericht BPatGE Entscheidungen des BPatG (Band, Seite) BVerfG Bundesverfassungsgericht BVerfGE Entscheidungen des BVerfG (Band, Seite) DB Der Betrieb (Jahrgang, Seite) EWG Europaische Wirtschaftsgemeinschaft EuGH Gerichtshof der Europaischen Gemeinschaften G oder Ges. Gesetz GebrMG Gebrau chsmu stergesetz GeschmMG Geschmacksmustergesetz GG Grundgesetz GmbH Gesellschaft mit beschrankter Haftung GR Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (J ahrgang, Seite) GWB Gesetz gegen Wettbewerbsbeschrankungen HGB Handelsgesetzbuch KG Kammergericht LG Landgericht NJW Neue Juristische Wochenschrift (Jahrgang, Seite) OHG Offene Handeslgesellschaft OLG Oberlandesgericht PatG Pa ten tgesetz RabattG Rabattgesetz RG Reichsgericht RGSt Entscheidungen des RG in Strafsachen (Band, Seite) RGZ Entscheidungen des RG in Zivilsachen (Band, Seite) StGB Strafgesetzbuch UWG Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb VO Verordnung WRP Wettbewerb in Recht und Praxis (Jahrgang, Seite) WuW Wirtschaft und Wettbewerb (J ahrgang, Seite) WuWE WuW-Entscheidungssammlung zum Kartellrecht WZG Warenzeichengesetz ZugabeVO Zugabeverordnung 11 I. Aufgaben des Wettbewerbsrechts 1m Kreise der klassischen Rechtsdisziplinen mit ihrer zum Teil mehrtausendjahrigen Tradition ist das Wettbewerbsrecht ein Nachkommling. Die Probleme, mit denen es sich zu befassen hat, sind durch die Industrialisierung, den modernen Warenhandel und das Aufkommen der Werbung gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Sie wur den erst viel spater in vollem Umfange erkannt und sind mit noch grogerer Verzoge rung in das allgemeine Bewugtsein eingedrungen. Noch nach Ende des 2. Weltkrieges war das Rechtsgebiet iiberschaubar, waren die rechtspolitischen Ziele eindeutig fixiert. Es ging darum, einen fairen Wettbewerb der Konkurrenten untereinander zu gewahr leisten, den Kunden vor Tauschung und Manipulation zu bewahren und gewisse Aus wiichse des Wettbewerbs zu bekampfen. Man glaubte, d~ diese - immer noch zum Kernbereich des Wettbewerbsrechts gehorenden - Aufgaben dadurch gelost werden konnten, dag die Wettbewerber etwaige Streitfragen untereinander austriigen, und zwar mit Hilfe einiger handfester Regeln und in Obereinstimmung dariiber, was man unter guten kaufmannischen Sitten verstehen miisse. Wir wissen heute, d~ die Pro bleme vielschichtiger sind und wir im Wettbewerbsrecht einer rasch wachsenden Zahl immer komplexerer Fragestellungen gegeniiberstehen. Nicht nur die Menge. sondern auch die Schwierigkeit des Rechtsstoffes nimmt also zu. Die Begriffe aggressives Mar keting, fehlende Markttransparenz, Wahrung der Verbraucherinteressen und Migbrauch wirtschaftlicher Macht kennzeichnen einige aktuelle Probleme, mit denen sich die Rechtsordnung auseinanderzusetzen hat. Diese Probleme konnen nur zum Teil da durch gelost werden, d~ man auf die Se1bstheilungskrafte der Wirtschaft vertraut und ihnen einen Rahmen schafft, in dem sie sich entfalten konnen. Daneben werden zuneh mend direkte staatliche Eingriffe in das Wettbewerbsgeschehen erforderlich, urn den Wettbewerb funktionsfahig zu erhalten. Die vielfaltigen und komplizierten Probleme, mit denen sich das Wettbewerbsrecht zu befassen hat, sind nur zu bewaltigen, wenn man sie von einem gesicherten Standpunkt aus betrachtet. Es muB also zunachst einmal Klarheit dariiber geschaffen werden, wie die Wettbewerbsordnung aussehen soli, die wir verwirklichen wollen. Von dieser Ziel vorstellung ausgehend, muB ein System von Regeln entwicke1t werden, das die Losung der Einzelprobleme dadurch erleichtert, daB es ihnen einen Platz in der Gesamtpro blematik zuweist. Nur so kann die Zahl der im Einzelfall zu beachtenden Gesichts punkte auf ein iiberschaubares M~ reduziert werden. Was die Grundposition betrifft, muB nach unserem Verstandnis Grundlage aller wett bewerbsrechtlichen Entscheidungen die Freiheitsgarantie des Grundgesetzes sein. Das in Art. 2 GG verankerte Recht auf freie Entfaltung der Personlichkeit gilt auch fiir die Betatigung im wirtschaftlichen Bereich. Seine Schranken findet dieses Personlichkeits recht nur dort, wo die Freiheit wirtschaftlichen Handelns anderer oder die Interessen der Allgemeinheit unangemessen beeintrachtigt werden. Dabei ist es von fundamen taler Bedeutung, d~ un sere Grundrechtsordnung sich prinzipiell dafiir entschieden 13