Albach / Merkle / Jacob / Müller· Werte und Unternehmensziele im Wandel der Zeit Herausgeber: Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Albach Horst Albach / Hans L. Merkle / Adolf-Friedrich Jacob / Horst Müller Werte und Unternehmensziele im Wandel der Zeit SPRINGER FACHMEDIEN WIESBADEN GMBH Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsautnahme Werte und Unternehmen.ziele im Wandel der Zeit: / H. Merkle; A.-F. Jacob; H. Müller; H. Albach (Hrsg.). ISBN 978-3-409-14694-4 ISBN 978-3-663-12902-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-12902-8 NE: Hans L. Merkle ; Adolt-Friedrich Jacob ; Horst Müller; Horst Albach [Hrsg.) © Springer Fachmedien Wiesbaden 1994 UrsprOnglich erschienen bei Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1994 Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1994 Lektorat: Silke Strauß Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages un zulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfäl tigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Ein speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Pro duktion und Verbreitung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. ISBN 978-3-409-14694-4 Vorwort In diesem Band sind fünf Beiträge vereint, die an der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung - Otto-Beisheim-Hochschule - bei verschiedenen akademischen Veranstaltungen gehalten worden sind. Die ersten zwei Beiträge wurden anläßlich des Dies Academicus der Hochschule am 04. Oktober zur Diskussion gestellt. Der Dritte ist der Festvortrag bei der diesjährigen Verleihung der Koblenzer Hochschul preise. Die beiden anderen Beiträge wurden am 25. Oktober zu Ehren von Rektor Adolf-Friedrich Jacob vorgetragen - akademische Geburtstagsge schenke zu seinem 60. Geburtstag. Unternehmensziele sind nicht ohne eine Wertverankerung des Unter nehmens und seiner Menschen in der Gesellschaft formulierbar. Aber Werte wandeln sich im Laufe der Zeit. Wenn sich das Unternehmen und seine Mitarbeiter auch in einem solchen Wandel der Werte treu und wenn damit das Unternehmen für seine Partner in der Wirtschaft prognostizier bar bleibt, dann kann man wohl auch davon sprechen, daß das Unternehmen "Unternehmenskultur" besitzt. Sich selbst treu und damit für andere berechenbar bleiben, ist aber auch eine Frage der Unter nehmensethik. In diesem Sinne jedenfalls würde sie sicher auch von denjenigen akzeptiert werden, die die Forderung nach einer speziell unternehmensbezogenen Ethik zurückweisen. Die Befolgung allgemeiner ethischer Regeln, angewandt auf das Unternehmen, kann man dann wohl auch die Herstellung von Reputationskapital nennen. v Wir hoffen, daß die Beiträge in diesem Band, den wir den Freunden und Förderern unserer Hochschule mit allen guten Wünschen zum Jahres wechsel überreichen, eine interessante und anregende Lektüre darstellen. Vallendar, im November 1993 Horst Albach VI Inhalt Vorwort V Horst Albach Wertewandel deutscher Manager 1 Hans L. Merkle Untemehmensziele und ihre Verwirklichung 27 Adolj-Friedrich J acob Der philanthropische Landwirth und hamburgische Kaufmann Baron Caspar Voght (1752-1839) 43 Horst Albach Das Management von Vertrauenskapital 65 Horst Müller Bewertung von Kreditinstituten 85 VII Horst AlbachI Wertewandel deutscher Manager 1. Problemstellung Mitte der 60er Jahre war die Phase des Wiederaufbaus in Deutschland endgültig zu einem Ende gekommen. Die Phase dauerhaften Wachstums endete mit der ersten leichten Rezession 1966/67. Die jüngere Generation, die nach dem Krieg geboren wurde, begann sich gegen das System aufzulehnen, das die ältere Generation geschaffen und geformt hatte, und sie begann auch, sich gegen die Werte aufzulehnen, die die elterliche Generation geteilt und für die sie gearbeitet hatte. Die Kultur der Eltern wurde als materialistisch abgelehnt, man probierte neue Wege mit dem aus, was man für geistiger und idealistischer hielt. Die Einstellung zur Arbeit schien sich zu ändern, und die Gewerkschaften versuchten das neue Lebensgefühl auszudrücken, indem sie das Konzept der Lebensqualität in die Diskussion einbrachten. Während dieser Phase wurde die These eines Wandels in den gemeinsamen Werten der Gesellschaft vorgebracht als eine Theorie, um die neuen Entwicklungen zu verstehen. Die sogenannte "Wandel kommission ", eine Regierungskommission, die sich aus Arbeitgebern, Arbeitnehmern und einigen Wissenschaftlern zusammensetzte, wurde von 1 Professor Dr. Dr. h.c. mult. Horst Albach, Wissenschaftliche Hochschule für Untemehmensflihrung, - Otto-Beisheim-Hochschule -, Koblenz 1 der deutschen Regierung ins Leben gerufen mit der Aufgabe, soziale Veränderungen in verschiedenen Lebensbereichen der Gesellschaft zu untersuchen. Folgende Veränderungstrends wurden identifIziert und breit diskutiert: - der Wechsel von materiellen zu geistigen Werten; - der Wechsel von der industriellen zur postindustriellen Gesellschaft; - der Wechsel von der Selbsterfüllung durch Arbeit zur Selbsterfüllung durch Freizeit; - der Wechsel von der Familie als Zentrum des Lebens zu Partnerschaften begrenzter Dauer; - der Wechsel vom Wunsch Kinder zu haben zum uneingeschränkten und ichbezogenen Streben nach Glück; - der Wechsel von einer Orientierung an Investition und Sparen hin zu einer Orientierung am Konsum; - der Wechsel von der abhängigen Ehefrau zur emanzipierten Frau; - der Wechsel von einer wohlstandsvermehrenden Gesellschaft zu einer Wegwerfgesellschaft; - der Wechsel von einer Gesellschaft mit einem weithin akzeptierten Wertesystem zu einer hochdiversifIzierten Gesellschaft mit vielen Sub Kulturen; -der Wechsel vom Respekt für die ältere Generation zur radikalen Abkehr von allem, was von der älteren Generation akzeptiert wurde; - der Wechsel von Recht und Ordnung zur außerparlamentarischen Opposition, zur radikalen Bürgerbewegung und sogar zum Terrorismus; - der Wechsel von einer positiven Einstellung zum technischen Fortschritt zu einer Ablehnung aller technologischen Weiterentwicklungen und tech nologischen Lebensformen. 2