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Werner Jaeger – Wissenschaft, Bildung, Politik PDF

274 Pages·2017·1.368 MB·German
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Werner Jaeger: Wissenschaft, Bildung, Politik Philologus Zeitschrift für antike Literatur und ihre Rezeption / A Journal for Ancient Literature and its Reception Supplemente / Supplementary Volumes Herausgegeben von / Edited by Sabine Föllinger, Therese Fuhrer, Jan Stenger, Martin Vöhler, Katharina Volk Band 9 Werner Jaeger: Wissenschaft, Bildung, Politik Herausgegeben von Colin Guthrie King und Roberto Lo Presti Gedruckt mit Mitteln, die das August-Boeckh-Antike-Zentrum und die Alexander von Humboldt-Professur für Altertumswissenschaften und Wissenschaftsgeschichte zur Verfügung gestellt haben. ISBN 978-3-11-054803-7 e-ISBN (PDF) 978-3-11-054898-3 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-054810-5 ISSN 2199-0255 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com Vorwort IndiesemBand,derteilsausBeiträgenzueinergleichnamigenKonferenzinBerlin imSeptember2013hervorgehtundauchweitereundergänzendeBeiträgeenthält, werden Aspekte von Werner Jaegers philosophiehistorischem Werk sowie von seinembildungstheoretischemWirkenevaluiert.DasZielderTagungsowiedieses Bandesistes,zudifferenziertenUrteilenüberdiedurchausgemischteBilanzvon Jaegers Werk und Wirken zu kommen. Die Wissenschaftsgeschichte (zumal des 19. Jahrhunderts) wird oft als Heldengeschichte geschrieben; wir waren darum bemüht,dieserTendenzentgegenzuwirken. FürdieüberausgroßzügigeUnterstützungdiesesUnternehmensmüssenwir uns bei vielen herzlich bedanken. Insbesondere: ohne die finanzielle und wis- senschaftliche Unterstützung der De Gruyter-Stiftung, der Berlin-Brandenburgi- schenAkademiederWissenschaften,desAugust-Boeckh-Antike-Zentrums(ABAZ) undderAlexandervonHumboldt-StiftunghättendieTagungunddieserBanddas Licht der Welt nie erblickt. Deshalb ist es den Heraugebern eine angenehme Pflicht,den genannten Institutionen an dieser Stelle herzlich zu danken.Unser herzlicher Dank gilt auch Frau Dorothea Keller, die uns bei der redaktionellen Bearbeitung des Manuskripts sehr geholfen hat, sowie den Herren Patrick KappacherundBenedekKruchio,derenZuarbeitamABAZfürdasGelingenauch dieses Projekts entscheidendwar. Zuletzt und mitgrößtemNachdruck möchten wir dem Herausgebergremium der Supplemente-Reihe von Philologus für die AufnahmeunseresBandesindieseReihedanken. ColinGuthrieKing&RobertoLoPresti Providence&Berlin,31.März2017 Inhalt Vorwort V Colin Guthrie King Einführung 1 Manfred Landfester Werner Jaegers Konzepte von Wissenschaft und Bildungals Ausdruck des Zeitgeistes 5 Wolfgang Rösler Werner Jaeger und der Nationalsozialismus 51 Stefan Kipf Paideia und die Folgen – Die Bedeutung des Dritten Humanismus fürden altsprachlichen Unterricht nach 1945 83 Giuseppe Cambiano Werner Jaeger and the Presocratics 111 Dorothea Frede Jaegers Platon 139 Mirjam E. Kotwick The Entwicklungsgeschichte of a Text: On Werner Jaeger’s edition of Aristotle’s Metaphysics 171 Roberto Lo Presti und Philip van der Eijk Werner Jaeger und die antike Medizin 209 Christoph Markschies Werner Jaegers Blicke auf das antike Christentum 245 Sachregister 259 Namenregister 263 Colin Guthrie King Einführung In einem vielbeachteten Aufsatz des US-amerikanischen Indologen Sheldon PollockwurdevornichtallzulangerZeiteineKrisederPhilologiebeschrieben,die für ein Verständnis von Werner Jaeger und dem Schicksal seines Werkes einige wichtige Hinweise gibt.¹ Unter dem fragenden Titel „Future Philology?“ erzählt PollockeineArtVerfallsgeschichtederPhilologiealswissenschaftlicherDisziplin und gibt zugleich ein Programm für deren Rettung in der „harten Welt“ eines ökonomisierendenWissenschaftsmanagementsvor.DasverhängnisvolleEreignis in ihrer Geschichte verortet Pollock in einer goldenen Zeit und an einem wun- dersamenOrt:inDeutschlandinderzweitenHälftedes19.Jahrhunderts.Dortund damalsseidieKlassischePhilologieaufihremZenitgewesen:„oneofthehardest sciencesonoffer,thecenterpieceofeducation,thesharpestexponentifnotthe originator of „critical“ thinking, and the paradigm of other sciences such as evolutionary biology“ (Pollock (2009) 931). Den Beginn ihres Verfalls datiert Pollock mit der beißenden Rezension des jungen Wilamowitz von Nietzsches GeburtderTragödie.NietzschestehtingewisserHinsicht,lautPollock,füralles, was Philologie hätte sein können: humanistisch, bildungsorientiert, im Dienst einerlebendigenKulturundinderenMitte.Wilamowitzdagegenstelltden„kalten Teufel des Wissens“ dar und exemplifiziert einen verwissenschaftlichten und lebensleerenUmgangmit Texten,der in der Diagnose von Pollockdie Disziplin heute–inihremletztenVerfallsstadium–charakterisiert. Dieses Bild ist romantisierend und wissenschaftshistorisch schief: Die Ent- idealisierung der Antike durch positiv verfahrende Wissenschaft war lange vor WilamowitzinvollemGange,undkannalsParadigmakaumnurseinemWirken zugeschriebenwerden.Esistzudemunklar,inwieferndieVerwissenschaftlichung der Antike mit ihrem kulturellen Bedeutungsverlust zusammenhängt, wie und wann auch immer man diesen ausmachen möchte. Im Übrigen muss man fest- stellen, dass Nietzsches Schriften zwar eine Kritik der Antike und der Wissen- schaft,aberkeineklarformulierteAlternativezumwissenschaftlichenLeitbildder KlassischenPhilologiebereithalten.Dochistesrichtig,eineSpannungzwischen denNormenderWissenschaftundderBildungingeradedieserZeitinderWis- senschaftsgeschichte der Philologie auszumachen. Im Falle von Werner Jaeger gibtgenaudieserKontextvielleichtdenSchlüsselfüreinVerständnisseinesWerks undWerdegangs.  Pollock(2009)931–961. DOI10.1515/9783110548983-001 2 ColinGuthrieKing DasBuch,fürdasJaegerüberFachkreisehinausbekanntgewordenist,kann als normativ konzipierter Versuch gelten, die Altertumswissenschaften für das Lebennützlichzumachen.AllerdingserscheintseinePaideiaheutenichtnuralt undveraltet,sonderninmanchenPassagenunerträglich.AufeinereinzigenSeite des 1933 geschriebenen Vorwortskommtdas Wort „Kampf“ zweimalvor.Jaeger benutztdenAusdruckzumBeispielinfolgendemdenkwürdigenSatz:„DieDar- stellungwendetsichnichtnur andiegelehrteWeltsondern analle,dieindem KampfeunsererZeitumdenBestandunserermehrtausendjährigenKulturheute wiederdenZugangzumGriechentumsuchen.“²DasgriechischeBildungskonzept undgriechische Bildungspraktiken seien aufgrund „rassischer Verwandtschaft“ naheliegendeVorbilderimbesagten„Kampf“.³Griechenlandseizwarinmancher Hinsichtfremd,„aberzwischendieserArtdesAndersseinsundderjenigen,diewir gegenüber den ausgesprochen rasse- und geistesfremden Völkern des Orients empfinden“,besteheeingroßerUnterschied.⁴DieseunerträglichenÄußerungen macht Jaeger in Zusammenhang mit einer abstrusen Theorie der Kultur,die be- sagt,dassnurdenjenigen„Völkern“Kulturzugesprochenwerdendürfe,dieüber den Begriff „Kultur“ verfügten. Kultur sei zudem durch Natur, näherhin durch Rassebedingt:„wirgehen…vonderrassemäßigenFormanlagedesgriechischen Geistesaus“.⁵GeradeindieserTheoriesolltenwirSchülerderGriechensein,denn dieGriechenhätten„einenangeborenenSinnfürdas,wasder‚Natur‘entspricht“.⁶ Der Anschluss an zeitgenössische nationalsozialistische Rhetorik ist un- überhörbar. Zum Glück sind Einleitung und Vorwort zu Jaegers Paideia für die SubstanzdesBuchesbelanglos;dasBuchhataberauchandereSchwächen.Als einBeispielderHistoriographiederantikenPhilosophiekönnendieBändezwei und drei,die fast ausschließlich Platon zum Gegenstand haben, auch nicht mit WohlwollenalsguteForschunggelten:sieenthalteneineMischungausNacher- zählungen von Texten und einer Art spekulativer Interpretation, die von unge- deckten Vorannahmen etwa in Bezugauf „antikes“ und „modernes“ Denkenli- beralGebrauchmacht.DerVersuch,durchdieAuslegungvonPlatonnormative Empfehlungenfürdiepolitischeund kulturelle Gegenwartzu formulieren,erin- nert an einen anderen ausgewanderten deutschen Geisteswissenschaftler: Leo Strauss. Doch im Vergleich zu Strauss agiert Jaeger in diesem Modus der Inter- pretationeherungeschickt.  Jaeger(1934)i.  Ebenda,4.  Ebenda.  Ebenda,9.  Ebenda,10.

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