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Werbung, Mode und Design PDF

310 Pages·2001·9.1 MB·German
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J. Guido Zurstiege . Siegfried Schmidt (Hrsg.) Werbung, Mode und Design Guido Zurstiege . Siegfried]. Schmidt (Hrsg.) Werbung, Mode undDesign Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz fur diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhaltlich 1. Auflage Januar 2001 Aile Rechte vorbehalten © Springer Fachmedien Wiesbaden 2001 Urspriinglich erschienen bei Westdeutscher Verlag 2001 Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. www.westdeurschervlg.de Hochste inhaltliche und technische Qualitat unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produk tion und Verbreitung unserer Bucher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf sau refreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die EinschweiBfolie besteht aus Polyathylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Burkle, Darmstadt Titelbild: Inez van Lamsweerde, »Well Basically" (1996). Abdruck mit freundlicher Genehmi gung von Art + Commerce, New York ISBN 978-3-531-13488-8 ISBN 978-3-663-07810-4 (eBook) 001 10.1007/978-3-663-07810-4 Inhalt Guido Zurstiege & Siegfried J. Schmidt Werbung, Mode und Design. ...................................................................................... 9 1. Neue Probleme - Werbung und der wachsende Aufmerksamkeitswettbewerb Norbert Bolz Die Expedition ins Virtuelle und die Entdeckung des Korpers ............................... 17 Sebastian Junger Aufinerksamkeit - Modenschau im Gehim. Oder: Entwirrungsversuch einer transdiszipliniiren Analogie .................................. 35 Florian R6tzer Oberwachung und Beobachtung: Die Kehrseite der Aufinerksamkeit. ......................................................................... 57 Siegfried J. Schmidt Zukunft der Werbung - Werbung der Zukunft. ............................................................................................... 73 6 Inhalt 2. Neue Wege - Werbung und Medien Monika Kramer Mediaagenturen - Zum Management von Aufinerksarnkeitsverknappung ................................................................................. 91 Jorg Tropp Marken, Medien und Zielgruppenmanagement. ..................................................... 10 3 Thomas Schierl Netvertising - Eine kopernikanische Wende in der Werbung? ............................ .113 Stefan Krempl Mergendising - Zur Verschmelzung von Content, Werbung, Merchandising. Sponsoring und Product Placement im Web ..................................................................................... 129 3. Neue Formen - Werbung und Design Michael Erlhoff Informationen aus dem Urwald - Design und Aufmerksarnkeit. ................................................................................. 147 Anton Markus Pasing Bodyfurnitures / Korpermobel-No Comment. ... '" ................................................ 155 Joan Kristin Bleicher Erlebnispark Femsehen. Senderdesign und Programmwerbung der neunziger Jahre ................................................................. 163 Juliane Mocklinghoff "Vielleicht muss man Trailer raffinierter, emotionaler verpacken- ganz so, wie man Seife verkauft" ........................................................................... 179 Bernhard E. Burdek Design: Von der Formgebung zur Sinngebung ..................................................... .183 Uta Brandes Designing Gender: Das Drama der Geschlechter in Logo-Gestaltungen. ............................................ .197 Werbung, Mode und Design 7 Immanuel Chi "Used" - Zur Negation von Neuigkeit... ............................................................... .213 Guido Zurstiege KDW - Mediale Balztiinze zwischen Kunst, Design und W erbung ................................................................................... 223 4. Neue Szenen - Werbung, Moden und die Vermarktung von Jugendkulturen Ralf Vollbrecht Zur Vermarktung von Jugendkulturen in der Werbung .......................................... 243 Mark Terkessidis Differenzkonsum. ................................................................................................... 261 Mercedes Bunz Sind wir nicht aIle ein bisschen Ally? Uber das neue Verhiiltnis von Femsehserien zur Realitat... ................................... 269 Birgit Richard Tragen oder Komputieren? Der Mensch zwischen "wearables" und Cargo Kult... ........................................... 277 Christoph Jacke Top of the Pops - Top of the Spots - Top of the Stocks: Zur Popularitiit von Subkulturen fUr das Werbesystem. ......................................... 295 Die Autorinnen und Autoren .................................................................................. .319 Guido Zurstiege & Siegfried J. Schmidt Werbong, Mode ond Design 1. Werbung, Mode und Design erscheinen uns gewissermaBen als Geschwister einer groBen und nicht immer wohl beleumundeten Familie, die aIle mit ganz illmlichen Aufgaben und Zielen arbeiten, aber gleichwohl deutlich voneinander unterschieden sind und unterschieden werden miissen. Was bringt sie zusammen, was halt sie auseinander? Es fehlt keineswegs an Beschreibungen, Funktionsbestimmungen, historischen Einordnungen und soziologischen Analysen von Werbung, Mode und Design. Zu sehr bestimmen sie das Erscheinungsbild unserer GeseIlschaft, urn nicht schon seit langem Gegenstand vielfliltiger Beobachtungen geworden zu sein. Was bewegt nun aber Kommunikationswissenschaftler, sich des Themas aus ihrer disziplinspezifi schen Warte noch einmal anzunehmen? Der Grund ist einfach, und das heiBt bei niiherem Zusehen reichlich kompli ziert, will man aIle Implikationen des Versuchs auch nur einigermaBen in den Blick bekommen. Einfach ist die Hypothese, wonach Werbung, Mode und Design als spezieIle Kommunikationsformen angesehen werden, die ein sich wechselseitig bestimmendes weil systemisch interagierendes System von Kommunikationssyste men bilden. Das solI heiBen: Werbung, Mode und Design bestimmen sich gegen seitig in ihren Funktionsmoglichkeiten, sie nutzen sich gegenseitig bei ihrer eigenen jeweiligen FunktionserfiiIlung und sind gewissermaBen ineinander eingetragen: • Werbung orientiert sich an Mode(n) und braucht Design; 10 Guido Zurstiege & Siegfried J Schmidt • Design orientiert sich an Mode(n) und braucht Werbung; • Mode orientiert sich am Design und braucht Werbung. Diese Orientierungen setzen ein hohes MaE an gegenseitiger Beobachtung voraus, daneben aber auch ein gewisses MaE an Selbstbeobachtung, will man mit den Fremdbeobachtungen systemgerecht umgehen. Setzen sich Kommunikationswissenschaftler mit diesem Beobachtungsmana gement auseinander, dann versuchen sie, eine Fremdbeobachtung dieses Zusam menspiels von Selbst- und Fremdbeobachtung von Werbung, Mode und Design zu liefem. Nun geht Kommunikationswissenschaftlem die Behauptung stets rasch von den Lippen, es handele sich bei einem Untersuchungsbereich urn eine spezielle Form oder gar ein System von Kommunikation(en). Welche Griinde fUr eine solche These lassen sich im Fall von Werbung, Mode und Design anfUhren? Wie die bisher gelieferten Analysen dieser Domanen deutlich gemacht haben, hat jede von ihnen ihre eigene ,,sprache" entwickelt. Dabei tut man gut daran, den Ausdruck ,Sprache' nicht zu eng, nicht zu terminologisch zu sehen, sondem eher umgangssprachlich, denn da macht er intuitiv Sinn. In allen drei Bereichen werden Produkte entwickelt und distribuiert, die semiotisch fruktifIzierbar sind, solI heillen, die neb en ihrer Materialfunktion Zeichenfunktionen zugesprochen bekommen (konnen): Ein Hut bedeckt nicht nur schiitzend den Kopf, ein Sessel dient nicht nur dem Sitzen, ein Werbefoto stellt nicht nur einen Familiengeburtstag dar, sondem sie aIle verweisen durch Rekurs auf kollektives Wissen auf etwas, was der Hut tiber seine Tragerin, der Sessel tiber seinen Kaufer, der Familiengeburtstag tiber sein Gelingen durch Iakobs Kronung auszuplaudem weiE. Diese Zeichen beziehen sich aufeinander, sie bilden ein Verweisungssystem, in dem wir aIle uns besser oder schlechter auskennen, in dem wir aber unweigerlich kommunikativ orientiert wer den (soIlen), wobei der Erfolg dieses Versuchs von unserem Mit-Spielen abhangt. Und wer heute in dies em Spiel nicht einmal ironisch oder zynisch mitspielt, ist ganz schon einsam. 2. Wie steht es nun mit den Distinktionen, die die zur Debatte stehenden Domanen so hinreichend voneinander unterscheiden, dass sie trotz aller Interaktion Eigenstan digkeit bewahren und von uns als distinkte Domanen beobachtet werden konnen? Werbung, so ist seit langem bekannt, operiert mit einer inhaltlichen wie mit einer sozialen Ausblendungsregel: Sie blendet alles aus, was den Glamour des Be worbenen beeintrachtigen konnte, und sie blendet aIle aus ihrem Beziehungsspiel aus, die nicht zahlen oder sonstwie dem Werbeappell nicht hinreichend folgen kon nen. Werbebotschaften sind, bekanntermaEen, bedingungslos parteiisch und setzen nicht etwa auf Kritik und Analyse, sondem auf Zustimmungsbereitschaft: Kauft, wahlt, glaubt! Werbung affIrmiert den Status quo, sie segnet Gesellschaft ab; denn Werbung, Mode und Design 11 sie verheiBt Wunscherftillung durch Konsurn und Folgebereitschaft, bietet Pro blernlosungen bis zum nachsten Mal, und dann geht es bestimmt noch besser. Mode braucht ebenfalls Zustimmungsbereitschaft, wobei auf eine Kompetenz der Kaufer gesetzt wird, die urnstritten ist, seit es den Begriff gibt: Geschmack. Indem die Selektion eines bestimmten Produkts oder einer Produktlinie aber zu rUckgeftihrt wird auf Geschmack, der zwar diffus aber allemal etwas Gutes ist, wird die Zustimmungsbereitschaft des Kaufers als Distinktionsversprechen deklariert: Wer sich so gewandet, beweist Geschmack und hebt sich dadurch ab von den Ge schmacklosen. Dieses Distinktionsversprechen kann daher als Identitatsvehikel eingesetzt werden: Wer Geschmack nicht nur hat, sondem durch Kauf und Zur schaustellung beweist, der optirniert seine Identitat durch Distinktivitat in der ge sellschaftlichen Selbstdarstellung. Auch Design braucht Zustimmungsbereitschaft, die tiber funktionale Attrakti on oder asthetische Attraktion oder bestenfalls beides erleichtert wird. Auch Design arbeitet mit dem Mechanismus von Geschmack und Distinktionsversprechen - der erste Blick auf eine W ohnungseimichtung, ein Auto oder die Kaffeemaschine ent hiillt, welch Geistes (hier = Geschmackes) Kind jemand ist. Aber im Unterschied zur Funktionalisierung dieses Mechanismus in der Mode, verbindet Design diesen Mechanismus mit einer Fortschrittsideologie: Die Funktionsoptimierung von Ob jekten aber auch ganzer Planungs- oder CD-ICI-Prozesse weist in die Zukunft und tiberwindet den allemal schlechteren Status quo. 3. Werbung, Mode und Design haben sich historisch wie aktueIl im Kontrast zu einem groBen Bruder ausdifferenziert, zur Kunst. Und in diesem Prozess ging es nicht urn Einzelheiten oder Definitionen, sondem urn einen gesellschaftlich offenbar tragfa higen Common Sense, wonach Kunst autonom ist, wahrend die drei anderen Do manen mehr oder weniger eindeutig funktional gebunden sind. Aber so ganz hat die Kunst dieser Differenz wohl selbst nicht immer getraut, will man die standigen Selbstbefragungen der Kunst nach ihrer geseIlschaftlichen Funktion noch im Ge wande der l'art-pour l'art-These nicht ganzlich missdeuten. Und noch unter einem weiteren Aspekt zeigt sich eine bemerkenswerte Nahe der drei zur Kunst: Sie aIle buhlen urn Aufmerksarnkeit, solI sich ihr intrinsischer Kommunikationscharalcter entfalten konnen. Sie aIle sind Player in der neuerdings als solcher geouteten Auf merksamkeitsokonomie. Von daher riihrt ihre un10sbare Verstricktheit mit den Me dien und die auBerst variabel irnplementierbare Beziehung zwischen symbolischem und realem Kapital. Was aber sind die Voraussetzungen, Formen und Folgen von Aufmerksam keit? Wie kann sie erweckt, genutzt und vieIleicht sogar recyclet werden? Was beobachten Kunst, Werbung, Mode und Design auf eine solche Art, dass sich ge naue Beobachtungen dieser Beobachtungen lohnen? 12 Guido Zurstiege & Siegfried J Schmidt Werbung, Mode und Design, so konnte man kurz sagen, beobachten den Zeitgeist, Lebensstile und Bediirfnisentwicklungen im Bezug auf Produkte, Materialien und Herstellungsprozesse. Die Beobachtung von Zeitgeist, Lebensstilen und Bediirfni sentwicklungen, so unsere These, ist aber auch der Kunst nicht fremd; auch sie ist, allen Ewigkeitsreklamationen zum Trotz, jeweils Kind ihrer Zeit, wiewohl in aller Regel etwas aufsassiger, kritischer, risikobereiter, abweichungsversessener. Werbung, Mode und Design, so unsere diesbeziigliche Globalthese, schaffen Oberflachen, Projektionsflachen fur die gesellschaftlich relevante Visualisierung von Wiinschen (Werbung), Distinktionen (Mode) und Funktionen (Design). Diese Oberflachen sind semiotisch nutzbar, insofem sie nicht nur sind, was sie sind, son dem zugleich auf etwas verweisen, was sie selbst nicht sind aber anschaulich zu machen verheiBen. 4. Aber nicht nur Wiinsche, Distinktionen und Funktionen schlieBen Werbung, Mode und Design zu einem Kommunikationskomplex zusammen, sondem auch die ge meinsam geteilten Prob/eme. • Werbung, Mode und Design haben auf Bestellung und gegen Bezahlung Krea tivitat zu liefem. Damit stellt sich im Beziehungsfeld von Kunden und Kreati yen die Frage, wie Autonomie und Funktionalisierung miteinander verbunden werden konnen. Die Wirtschaft ist darauf angewiesen, dass Werbung, Mode und Design - modelliert man sie einmal als eigenstandige soziale Systeme - hinsichtlich ihrer Kreativitat autonom sind, diese aber fur Geld funktionalisier bar machen: Der spannende Werbespot ebenso wie die neue Winterkollektion oder die nachste Generation von Biirostiihlen machen fur die W irtschaft nur im Hinblick auf cash flow Sinn. Umgekehrt kann die Kreativitat in den drei Sy stemen nicht als brotlose Kunst dahin vegetieren; die Kreativen verdienen klot zig, und die Agenturen wollen ebenfalls in die schwarzen Zahlen. • Das Neue ist der Treibstoff fur die wiederholbaren Erfolge der Werbung, der Mode und des Design - und genau hierin liegt ein Grund fur den uniibersehba ren Jugendkult in allen drei Kommunikationssystemen. Denn die inzwischen unter Dauerbeobachtung stehenden Cool Club Cultures bilden eine schier uner schOpfliche Quelle neuer Wunsch-, Distinktions- und Nutzungspotentiale, die sich im kulturellen Mainstream gewinnbringend vermarkten lassen und in den jeweiligen Szenen neue Distinktionsspielraume schaffe n, deren Kreativitat wiederum kreativ instrumentalisiert werden kann. Wie schon oft beschrieben krankt dabei die Aufmerksamkeitsokonomie in allen ihren Sektoren an dem selbstzerstorerischen Verhaltnis von Innovation, Beschleunigung und Abnut zung, muss _sie Differenzmanagement unter Beschleunigungsbedingungen be treiben, die unter "Kontingenz-Overload" (Chr. Jacke) leiden.

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Werbung, Mode und Design erscheinen uns gewissermaßen als Geschwister einer großen und nicht immer wohl beleumundeten Familie, die alle mit ganz ähnlichen Aufgaben und Zielen arbeiten, aber gleichwohl deutlich voneinander unterschieden sind und unterschieden werden müssen. Was bringt sie zusamme
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