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Wenn der Familienbildungsprozess stockt …: Eine empirische Studie über Stress und Coping-Strategien reproduktions-medizinisch behandelter Partner PDF

192 Pages·2000·8.216 MB·German
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Wenn der Familienbildungsprozess stockt ... Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH Corinna Onnen-Isemann Wenn der Familien bildungsprozess stockt ... Eine empirische Studie über Stress und Coping-Strategien reproduktions medizinisch behandelter Partner i Springer Priv. Ooz. Or. Corinna Onnen-Isemann Otto-von-Guericke Universităt Magdeburg FGSE Institut fUr Soziologie 0-39016 Magdeburg Als Habilitationsschrift auf Empfehlung der Fakultat fUr Geistes-, Sozial- und Er ziehungswissenschaften der Otto-von-Guericke-Universitat Magdeburg genehmigt und gedruckt mit freundlicher UnterstUtzung der Deutschen Forschungsgemein schaft. ISBN 978-3-540-66779-7 ISBN 978-3-642-56984-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-56984-5 Die Deutsene Bibliothek _ C!P_Einheitsarnnahme Onnen_liSemann, Cori,ma: Wenn der FamilienbildllJlgsproze&S stoekt ... : eine empirische Stu die liber Stress und Coping-Strattgien rtproduktion_medizinisch behandelte. Panne. I Co rînna Onnen-lIemann. - Bulin; Heidelberg; New York; Barcelona; Hongkong; London; Mai land; Paris; Singapur; Tokio: Springer, 2000 Diues Werk ist urheberrechtlich gesehUtzt. Dle dadurch btgrllndeten Reehte, lnsbesondtre die der OberiSetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Ta bellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der VervlelfăJtigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Ve. wertung, vorbehalten. Eine VervieIfăJtigung rueses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist aueh im Einzelfall nur in den Grenzen der geseulichen 8f:stimmungen des Urheberrechtsge setzes der Bundesrepublik IRulSchland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fu sung zullssig. Sie ist grundsitzlich vergiltungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbeştimmungen des Urheberrechtsgesetzes. O Sp.in~e.-V",.laJ; Be.lin Ileidclberg 2000 Originally published by SprinJ;",.-Verlag Berlin Hcidclberg New YQrIo: in 2000 Die Wiedergabe von Gebrauehsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in dlesem Werk berechtigt aueh ohne be$ondere Kennzeîchnung niche zu der Annahme, dan solche Na men im Sinne der Warenzeichen- und Markensehuez-Geseezgebung al. frei "tu betrachten Iri ren und daher von jede.mann benutze werden diirflen. SPIN 10752421 6>112202-5 4 3 2 1 O - Gedrueke auf săurefreiem Papier Vorwort Die vorliegende Arbeit ist das Resultat eines längeren Forschungsprozesses, der mit der empirischen Studie "Die hochtechnisierte Reproduktionsmedizin" unter derLeitungvonRosemarieNave-HerzanderUniversitätOldenburg 1993 begann. Die Auseinandersetzung mit dieser komplexen Problematik, das offenkundige populärwissenschaftliche undjournalistische Interesse daran, das häufig das Ge fühl vermittelte, den"wahren" CharakterderAuswirkungenderreproduktionsme dizinischen Behandlungen aus der Sicht der betroffenen Partner nicht verdeutli chen zu können, ruhrten dazu, die Thematik im wissenschaftlichenKontext wei terentwickelnzukönnen. KeinForschungsprozeßkannohnedieHilfeandererentstehen, deshalb möchte ich hierall denjenigen danken, die mir imLaufe der Zeit immer wieder zugehört habenundmichinmeinerArbeitbestärkthaben. MeinDankgiltProf. Dr. BarbaraDippelhofer-Stiem, die diese ArbeitalsHabi litation an der Universität Magdeburg betreute. Ihre konstruktiven und kritischen Hinweise sowie ihr methodisches Wissen waren mir eine sehr gute Hilfe und setzteninmirneueErkenntnisprozesseinGang. Besonders danken möchte ich Prof. Dr. Dr. h.c. Rosemarie Nave-Herz, die nicht nur den gesamten Entstehungsprozeß dieser Habilitationsschrift kritisch begleiteteundmichermunterte, den gewähltentheoretischen Ansatzanzuwenden, sondern der ich die wissenschaftliche Förderung meiner gesamten bisherigen Laufbahnverdanke. HerrnProf. Dr.BemhardNauckbinichebenfallszugroßemDankverpflichtet, denn mit seinem umfangreichen Wissen gab er mir viele Denkanstöße und war stetsbereit, mitmirzudiskutieren. AußerdemgiltmeinDank folgenden Personen: Dr. Dirk Sanderrur seine dau erhaftekritische Begleitungder Arbeit, NielsLogemann und BrittNoack schließ lich fiir die redaktionelle Arbeit sowie dem Land Sachsen-Anhalt fiir die finan zielleFörderungderletztenbeidenJahre. Aber ohne die Hilfe meiner Familie hätte ich diese Arbeit wohl nie fertig be kommen: vorallemfiirdieemotionaleUnterstützungdankeichRainer. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung,Fragestellungund ZielderArbeit•.•.•••••••••••••••••••••••••.•••••••••...1 2 Kinderlosigkeitund Fertilitätsverhalten: Entwicklungenund verursachendeBedingungen••••.•••••••••••..••.••••....•.•..•••••••••.•••••••••••••••••••...•••7 2.1 DieFertilitätsentwicklunginderBundesrepublikDeutschland 7 2.1.1 DemographischeDiskussion 7 2.1.2 SoziologischeDiskussion 10 2.2 KinderloseEhen 17 2.2.1 DiesozialeBewertungvonkinderlosenEhen imhistorischenÜberblick 17 2.2.2 DiekinderloseEhealsForschungsthema 20 Exkurs: DiemedizinischenReproduktionstechniken: Entwicklung,Methodenund Richtlinien••••••••••.•••••••••••••.•••••••••••.•••..•.••••25 2.3 ZusammenfassungundtheoretischeÜberlegungen 36 3 StreB,Copingund Familie••.••..••.••••.•••...•..•...•..•.•..••••••••....••••••••••.•.•••••••.•41 3.1 DerBegriff"Streß" undseineAnalysekonzepte .41 3.2 DerBegriff"Coping": AnalysekonzepteundMeßinstrumente 47 3.3 StreßverarbeitunginderFamilie 53 3.4 ForschungsleitendeFragestellungen 63 4 EmpirischeErhebung: MethodeundSamplestruktur•••...........•......•.....67 4.1 DieDatenbasis 67 4.2 Samplebeschreibung 70 4.3 Vorgehensweisebeider Auswertung 71 5 EmpirischeBefunde: StreBinderungewolltkinderlosenEhe undseineBewältigungausSichtderbetroffenenFrauen: EineSkizzederBefragten.•..•..•••••.....••..••.••••.•.••.•..••••••••••••..••.••..•••••.•••••.•73 5.1 DieEinlösungdesKinderwunsches: Orientierungsmuster undauslösendeBedingungen 73 5.1.1 OrientierungsmusterderReproduktionspatientinnen 78 5.1.2 AuslösendeBedingungen:fürdenZeitpunktder EinlösungdesKinderwunsches 83 5.2 DieStressorenimVerlaufderreproduktions- medizinischenBehandlungen 86 VIII Inhaltsverzeichnis 5.2.1 DiewahrgenommenenBelastungenseitens derEhepartnerdurchdieIVF-Behandlungen 86 5.2.2 GründerurdieFortsetzungderBehandlungenbeiMißerfolg 91 5.3 BewältigungdesStressesimVerlaufeinermedizinischen Behandlung:DieCoping-RessourcenderbefragtenFrauen 97 5.3.1 ErscheinungsformendesStresses 98 5.3.2 DasModellderStreßverarbeitung: Vorgehensweise beiderDatenerhebungund-auswertung 101 5.3.3 ErgebnissederqualitativenErhebung 103 5.3.3.1 Phase 1:"Schock" 103 5.3.3.2 Phase2: "Vemeinung" 105 5.3.3.3 Phase3:"ÄrgerundWut" 108 5.3.3.4 Phase4: "SchuldundScham" 1l0 5.3.3.5 Phase5: "Isolierung" 111 5.3.3.6 Phase6: "Depressionen" 1l5 5.3.3.7 Phase7: "Trauer" 117 5.3.3.8 Phase8: "AkzeptanzderDiagnose" 120 5.3.3.9 ZusammenfassungderErgebnisse derqualitativenErhebung 126 5.3.4 ErgebnissederquantitativenErhebungderHauptstudie 127 5.3.4.1 Konfigurationsfrequenzanalyse 131 5.3.4.2 Interaktionsstrukturanalyse 136 5.3.4.2.1 Interaktionsstrukturanalysedes statistischenTypP3 : 137 5.3.4.2.2 Interaktionsstrukturanalysedes statistischenTypP4 141 5.3.4.2.3 Interaktionsstrukturanalysedes statistischenTypPs 145 5.3.4.3 Prädiktions-Konfigurationsfrequenzanalyse 150 5.3.4.3.1 Prädiktiondessignifikanten statistischenTypP ·.150 3 5.3.4.3.2 Prädiktiondessignifikanten statistischenTypP4 · •..·..·152 5.3.4.4 ZusammenfassungderErgebnisse derquantitativenErhebung 153 5.3.5 TypeooachweisanbandvonFallstudien 154 5.3.5.1 FallstudiestatistischerTypP3: DasEhepaarA. 154 5.3.5.2 FallstudiestatistischerTypP4:DasEhepaarB 157 6 Zusammenfassung 161 7 Ausblick. 165 Literatur 169 Sachverzeichnis 183 "SosinktauchDeineSonne ohneLohn, wennDichdie WeltnichtwiedersiehtimSohn." Shakespeare,XII. Sonett(Kraus) 1 Einleitung, Fragestellung und Ziel der Arbeit Diebesonderen Schwierigkeiten, denen Familien vorallem in ökonomischer und strukturellerHinsicht ausgesetzt sind, führen immer mehr dazu, daß junge Paare aufdie GründungeinerFamilieverzichten. InsbesonderefürFrauenbekommt die EntscheidungzurMutterschafteineentscheidendeBedeutungfür ihreBiographie zu. Angesichts der Mehrbelastung durch Erwerbstätigkeit und Kindererziehung verzichten deshalb Mütterhäufig- wenn auch vorübergehend - aufeine Berufs tätigkeitund erleidendadurch gegenüberMännern und kinderlosenFrauenberuf liche unddamitauchfinanzielle Einbußen. VordemHintergrundderwachsenden SelbstverständlichkeitweiblicherErwerbstätigkeitwerdenKinder deshalb zuneh mendzuIndikatorensozialerUngleichheit(Kaufmann1995:11). Als mitverantwortlichfür die sozialenProbleme von Familien - insbesondere mit kleinen Kindern - werden häufig kinderlose Ehepaare gesehen, von denen aufgrund ihres vermeintlichen Hedonismus eine stärkere Beteiligung an den ge samtgesellschaftlichen Familienkosten eingefordert wird; denn im Gegensatz zu Ledigen, SinglesundunverheiratetenPaarenolmeKinderwerdensie- z. B. durch eine höhere Besteuerung ihres Einkommens - nicht in gleichem Maße "in die Verantwortunggenommen". Diese Diskussionen werden in der Regel monokausal - ungeachtet der unter schiedlichen Beweggründe für diese Lebensform - geführt, in dem z. B. nicht zwischendenUrsachen derbestehendenKinderlosigkeitdifferenziertwird. Dabei wird meistens unterstellt, daß die Kinderlosigkeit in der Partnerschaft bzw. Ehe bewußt gewählt und freiwillig ist. Forschungsergebnisse zeigen aber, daß diese Form der kinderlosen Ehe inDeutscWand selten ist und stattdessen die Verzöge rung des Auftretens einer Schwangerschaft in ein höheres Alter der Frau zuge nommen hat (z. B. Nave-Herz 1988). Der Aufschub einer FamiliengrüDdung allgemein: die zuverlässigeVerhütungvon Schwangerschaften- wurdeerstdurch den medizinischenFortschrittdurch die Entwicklungvon Kontrazeptiva möglich. Die Verzögerung einer Schwangerschaft fuhrt allerdings oftmals zu einer unge wolltenKinderlosigkeit, nämlichdann, wenndasEndederfertilenZeitherannaht. Abhilfe können hierjedoch hochtechnisierte Verfahren der Reproduktionsme dizinleisten. C. Onnen-Isemann, Wenn der Familienbildungsprozess stockt... © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2000 2 1Einleitung,FragestellungundZiel Dieser Zweig der Medizin, der seit fast 17 Jahren ein großes Wachstum ver zeichnen konnte - inDeutschland hat sich die Anzahl der hochtechnisierten Re produktionszentren in diesem Zeitraum verzehnfacht - spiegelt eine hohe Nach fragenachdieserTechnikseitensungewolltkinderloserPaarewider. BisEndeder 70erJahre standen nuroperative oder medikamentöseMethoden zur Behandlung von Kinderlosigkeit und die Methode der künstlichen Befruchtung durch Partne rinseminationen zurVerfügung. ZuBeginn der 80erJahre begann in der Bundes republik Deutschland dann die hochtechnisierte Reproduktionsmedizin mit der Methode der In-vitro-Fertilisation (Reagenzglasbefruchtung). Seitdem erweiterte sichderBehandlungskanonnochumanderespezialisiertereVerfahren: • 1981 IVF (In-vitro-Fertilisation): Mit dieser Methode wird versucht, unter Laborbedingungen eine Schwangerschaftaußerhalb des menschlichen Körpers künstlichherbeizuführen. • 1985 um GIFT (gamete intrafallopian transfer: Gametentransfer: Einspülung von einigenEizellenmitvielen Samenfädenunmittelbar nachderEizellgewin nungindieEileiter), • 1986 um lET/ZIFT (tubarerEmbryonentransfer/Zygotentransfer: Einbringung des Embryos bzw. seinerEntwicklungsvorstufe, der Zygote, mittels eines Ka theders indie Gebännutter), und • 1992 um die Mikroinjektion ICSI (intracytoplasmatische Spermatozoeninjekti on: Direkteinspritzungdes Samenfadens in die Eizelle) sowie deren Spezifizie rungen lESE (testicular sperm extraction: Hodenbiopsie) und MESA (micro surgicalepididymalspermaspiration: Nebenhodenpunktion) (um 1995). Häufig werden die IVF-Therapienl als letzte Chance von Partnern ausgewählt, um ihren starken, bisher unerfüllten Wunsch nach einem eigenen Kind einzulö sen.2 Sie entschieden sich damit aber rur eine Therapie, die - im Gegensatz zu konventionellen Therapien männlicher und weiblicher Sterilität, speziell durch Operation und/oder medikamentöseBehandlung- öffentlich sehrkontrovers dis kutiert wird und häufig auf große Ablehnung stößt (vgl. Nave-Herz, Onnen Isemann und Oßwald 1996). Eine der Ursachen fiir die Nicht-Akzeptanz dieser Behandlungsmethoden kann in der Trennung von Sexualität, Zeugung und Schwangerschaftgesehen werden; der überlicherweise als "privat" erachtete Zeu gungsaktwirdalso zueinerhalböffentlichen Angelegenheit. Darüberhinaus bein haltetdie TeilnahmeaneinerIVF-TherapiehoheKostenrurdie betroffenenFrau- I DadieTechnisierungim medizinischenBereichdermaßen starkzunimmtundsich hierbisher noch keine einheitliche Begriillichkeitdurchgesetzt hat, wird im folgenden IVF-Behandlung synonym verwendet fllr die Methoden IVF, GIFT, TET, ZIFT, ICSI und deren Weiterent wicklungen. 2 Selbstverständlich fallen in die Gruppe der Paare, die sich reproduktionsmedizinisch behan delnlassenauchsolche,diebereitseinKindgeborenhaben- seiesdurch nicht-assistierteoder assistierte Zeugung. Da hinsichtlich der Belastungen durch die medizinischen Behandlungen keine empirisch relevanten Unterschiede feststellbar sind, werden die beiden Gruppen von Ehepaaren- die ungewolltlcinderlosen und die ungewol1t ,,zweit- und mehr" kinderlosen im folgenden unterdenBegriff"ungewolltkinderlos"zusammengefaßt. 1Einleitung,FragestellungundZiel 3 en und Männer, denn zu den finanziellen Kosten der medizinischen BehandlungJ kommen noch weitere subjektive Kosten hinzu, so z. B. ein erheblicher Zeitauf wand während derFertilisierungstherapien oder aber auch das Ertragen körperli cherundpsychischerBelastungen. Aus dem oben Gesagtenkönnen nun 4 Fragenkomplexe abgeleitetwerden, die fürdieseUntersuchungvonzentralerBedeutungsind: 1. ZunächstistdieEinstellungderBetroffenenzurReproduktionsmedizinvorund auch während der Behandlung zu klären- sie könnte als ein Zeichen des Be deutungswandelsvonKinderninterpretiertwerden: WenneinKindzurKlärung der eigenen Zukunftsperspektiven notwendig, wichtig und unverzichtbar emp fundenwirdoderalsSchutzvorEinsamkeitundBereicherungderPartnerschaft erscheint, dann wird die Behandlung- vor allem die psychische Bewältigung derdamitverbundenenBelastungen- alswenigproblematischerlebt. DieseVerarbeitungsstrategieistkurzfristigzwarfunktional, erweistsichmögli cherweise aber langfristigals dysfunktional, weil z. B. mitderIdealisierungeines Kindes" auch die AngstvoreinerendgiiltigenKinderlosigkeitverstärkt und damit die Akzeptanz der Kinderlosigkeit erschwert werden könnte. Damit könnten die IVF-Behandlungsmethoden den paradoxenEffekt bewirken, daß sie bei den mei sten Paaren den Kinderwunsch nur noch verstärken, ihn aber - aufgrund der ge ringenErfolgsquoten- nichtzuerfüllenvermögen. Eine umgekehrte Wirkungder IVF-Methoden wäre auch denkbar: Mit dem Gefühl, ohne Erfolg "alles getan zu haben", eine Neubesinnung und Reflexion über das subjektive Lebensziel einzu leitenundeine"Zielsubstitution"vorzunehmen. 2. Ein weiteres Ziel ist es zu analysieren, mit welchen Belastungen die IVF Behandlungenaus der SichtderBetroffenen einhergehen, und welche Auswir kungen die Therapie aufihre objektive Lebenslage und ihr subjektives Befin den haben bzw. hatten. In diesem Zusammenhang wird geklärt, ob die Ent scheidungfüreineIVF-BehandlungseitensderbetroffenenFrauenundMänner eine "biographischeEntscheidung" (Burkart 1994)war, d. h. sich als eineEnt scheidungherausstellt, die von nachhaltigerBedeutungfür das gesamte Leben war. Bei derGeburteinesKindes istdie Antwort eindeutig,aber ist esauchei ne"biographischeEntscheidung",wennesnichtzueinerGeburtkommt? 3. Darüberhinauswird geklärtwerden, wie die ungewolltkinderlosen Partnerdie körperlichen, psychischen und finanziellen Belastungen im Rahmen einer re produktionsmedizinischenTherapieerlebenundbewerten. 3 DieKostenfllreineDurchfllhrung bzw.einen Versuch mitder- zurZeit- neuesten Methode "ICSI" betragen zwischen DM 2200,- bis 3300,-; fllr eine zusätzliche Spermiengewinnung durch Hodenbiopsien (TESE) kommen zwischen DM 340,- und 600,- hinzu. Häufig werden diese Spermien außerdem kryokonserviert, dies kostet zusätzlich DM 700,- bis 800,-(vgl. zu denMethodendenExkurs). 4 EmpirischeStudien stellengerade bei den IVF-Patientinnen eine besondere Idealisierung von Schwangerschaft,GeburtundElternschaftfest(z. B. Hölzle1990;C.Brähler1990).

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