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Weltpolitik als Wissenschaft: Geschichtliches Bewußtsein und politische Entscheidung PDF

257 Pages·1965·7.159 MB·German
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Arnold Bergstraesser Weltpolitik als Wissenschaft Ordo Politicus Veröffentlichungen des Arnold-Bergstraesser-Instituts und des Seminars für wissenschaftliche Politik an der Universität Freiburg (Br.) Neue Freiburger Beiträge zur Politikwissenschaft herausgegeben von Dieter Oberndärfer Arnold Bergstraesser Band 1 Weltpolitik als Wissenschaft Westdeutscher Verlag Köln und Opladen Arnold Bergstraesser Weltpolitik als Wissenschaft Geschichtliches Bewußtsein und politische Entscheidung 1965 ISBN 978-3-322-97926-1 ISBN 978-3-322-98470-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-98470-8 © 1965 by Westdeutscher Verlag' Köln und Opladen Verlagsnummer 053701 Softcover reprint ofthe hardcover 1st edition 1965 Alle Rechte vorbehalten Schutzumschlag: Herbert W. Kapitzki, Stuttgart Si je savois quelque chose qui me fut utile, a et qui jUt prejudiciable ma familIe, je la rejetterois de mon esprit. a Si je savo;s quelque chose utile ma familIe, a a et qui ne le fut pas ma patrie,je chercherois l'oublier. a Si je savois quelque chose utile ma patrie, a et qui fut prijudiciable I'E urope, a ou bien qui fut utile I'E urope et prejudiciable au Genre humain, je la regarderois comme un crime. MONTESQUIEU, CAHIERS, 1716-1755 Inhalt Vorwort des Herausgebers 9 1. Kurt Georg Kiesinger: In memoriam Arnold Bergstraesser . 17 II. Internationale Politik als Zweig der politischen Wissenschaft 23 Auswärtige Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Diplomatie ..................... 57 Gedanken zu Verfahren und Aufgaben der kulturwissenschaftlichen Gegen- wartsforschung ......................... 85 III. Die weltpolitische Dynamik der Gegenwart 105 Die Hoffnung auf eine weltweite politische Ordnung 146 Europa als geistige und politische Wirklichkeit . . . 156 Gemeinsame Ziele und Probleme der amerikanischen und deutschen Außenpolitik 165 John F. Kennedy 177 IV. Politik 181 Der Einzelne, die Vielen und die Ordnung ..... . 194 Geschichtliches Bewußtsein und politische Entscheidung 206 Zum 20. Juli 1944 ................ . 233 V. Victor Lange: Der Europäer in Amerika ..... . 247 Ernst Fraenkel: Arnold Bergstraesser und die deutsche Politikwissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 Bibliographie . . . . . . 261 Die Beiträge dieses Bandes 267 Vorwort des Herausgebers In der mit diesem Band begonnenen neuen Reihe »Ordo Politicus« sollen in zwang loser Folge Veröffentlichungen aus den drei Kerndisziplinen der Wissenschaft von der Politik: der Internationalen Politik, der Inneren Politik oder Regierungslehre sowie der Politischen Philosophie und Politischen Ideengeschichte vorgelegt werden. Der weite Rahmen, der damit für das Publikationsprogramm gesetzt wird, recht fertigt sich aus dem Charakter der Wissenschaft von der Politik, die trotz aller auch in ihr erforderlichen Spezialisierung als »synoptische« oder »Integrationswissen schaft« in besonderer Weise auf den lebendigen Dialog ihrer Teildisziplinen ange wiesen ist und nicht zuletzt hierin ihre Eigenständigkeit findet. Zunächst ist die Veröffentlichung verschiedener Arbeiten aus dem Freiburger Seminar für Wissenschaftliche Politik und aus dem mit ihm eng verbundenen Arnold-Berg straesser-Institut für kulturwissenschaftliche Forschung beabsichtigt. Darüber hinaus sollen jedoch auch Autoren gewonnen werden, die den genannten Institutionen nicht unmittelbar verbunden sind. Ferner ist die Übersetzung wichtiger Beiträge der inter nationalen Forschung geplant. Angesichts der Zerstörung der deutschen Wissen schaft von der Politik durch die Nationalsozialisten und ihres verspäteten Wieder aufbaus nach dem zweiten Weltkrieg messen wir diesem Vorhaben immer noch Dringlichkeit zu. Es ist kein Zufall, daß als erster Band des »Ordo Politicus« eine Sammlung der wichtigsten Schriften Arnold Bergstraessers zur Internationalen Politik erscheint. Das wissenschaftliche Vermächtnis des großen, im Frühjahr 1964 verstorbenen Ge lehrten, der wie kein anderer der Disziplin der Internationalen Politik in Deutschland Eingang verschaffte, soll mit dieser Wahl als der eigentliche geistige Ausgangspunkt der neuen Reihe benannt werden. Daß hiermit kein verstellendes, einseitig ideo logisches Programm verbunden ist, versteht sich aus der Natur wissenschaftlicher Wahrheitsfindung. Diese ist, recht verstanden, immer ein dialektischer, kollektiver Prozeß bloßer vorläufiger Annäherung, in dem gerade auch der Widerspruch, die Teilwahrheit und selbst der Irrtum ihren legitimen, notwendigen Platz haben können. Dieser Band wird umrahmt von den Gedenkreden des Herrn Ministerpräsidenten Kurt Georg Kiesinger und der Herren Professoren Victor Lange und Ernst Fraenkel, die anläßlich einer bewegenden akademischen Trauerfeier für Arnold Bergstraesser im Juli 1964 im Auditorium Maximum der Universität Freiburg gehalten wurden. Mit ihrer Wiedergabe, für deren Erlaubnis der Herausgeber den genannten Herren 10 Vorwort besonderen Dank schuldet, soll dem Leser ein vertieftes Verständnis der Person des Verstorbenen und seines Werkes ermöglicht werden. So stellt Kurt Georg Kiesinger aus kongenialem Geiste und Vermögen die in Arnold Bergstraesser beispielhaft gewordene Verbindung von Wissenschaft und eigenem engagierten politischen Wollen dar. Aus der Sicht langjährigen gemeinsamen Schaffens eröffnet Victor Lange den Zugang zu der nur wenig bekannten wissen schaftlichen Tätigkeit Arnold Bergstraessers in den Vereinigten Staaten. Ernst Fraenkel schließlich zeichnet aus der Position teilnehmenden, verwandten Wissen schaftsverständnisses den Gesamthorizont des wissenschaftlichen Lebenswerkes Arnold Bergstraessers und arbeitet dessen wegweisende Bedeutung für die deutsche Wissenschaft von der Politik heraus. Unsere Sammlung bisher nur verstreut und zum Teil schwer zugänglicher Aufsätze Arnold Bergstraessers - hier sei den Verlagen und Frau Erika Bergstraesser, die durch ihr freundliches Entgegenkommen den Abdruck ermöglicht haben, herzlich gedankt gliedert sich thematisch in drei Teile. Der erste Teil bringt die wichtigsten Beiträge Arnold Bergstraessers zur Theorie der Wissenschaft von der Internationalen Politik. Unter ihnen verdient der zuerst in Herders Staatslexikon veröffentlichte Artikel »Auswärtige Politik« besondere Aufmerksamkeit. Mit der ihm eigenen, schöpfe rischen Sprachgewalt und Sicherheit bei der Definition schwer zu fassender, gleitender Tatbestände legt Arnold Bergstraesser hier auf engstem Raum eine Phänomenologie der Auswärtigen Politik vor, die in ihrer analytischen Dichte und Schärfe bis heute auch in der internationalen Forschung unerreicht blieb. Den Inhalt des zweiten Teiles der Sammlung bezeichnet am besten die Überschrift: »Angewandte Wissenschaft von der Internationalen Politik«. In den hier gesammelten Aufsätzen verwirklicht Arnold Bergstraesser sein Programm einer praktischen, an den Aufgaben des politischen Handelns und Entscheidens orientierten Wissenschaft. Zugleich exemplifiziert er hier die Fruchtbarkeit der von ihm für die Wissenschaft der Internationalen Politik geforderten synoptischen Methode international-poli tischer Konstellationsanalysen. Dies gilt vor allem für den Beitrag» Die weltpolitische Dynamik der Gegenwart«, diesen großen, ursprünglich als Einleitung zum Jahrbuch für Internationale Politik 1955 veröffentlichten Wurf Arnold Bergstraessers, der trotz mancher durch den Gang der Zeit überholter Feststellungen auch heute noch methodisch vorbildlich bleibt. Arnold Bergstraesser hat zwar nachdrücklich die Eigenständigkeit der Wissen schaft von der Internationalen Politik bejaht, zugleich hat er jedoch immer wieder betont, daß sie nur im Zusammenhange eines umfassenden Verständnisses der Politik und ihres historischen Standortes produktiv geleistet werden könne. Deshalb haben wir im dritten Teil dieses Bandes für die bisher vorgestellten Arbeiten Arnold Berg straessers zur Internationalen Politik den umgreifenden Rahmen seiner Auffassung von der Politik und seiner Analyse zum Ortsverständnis der Gegenwart gegeben. Da gerade auch in diesen Beiträgen immer wieder Arnold Bergstraessers Forderung nach einer» globalen«, des geschichtlichen Kairos bewußten Orientierung unseres Vorwort 11 politischen Denkens und Handelns leitmotivisch wiederkehrt, rechtfertigen sich Titel und Untertitel unserer Sammlung »Weltpolitik als Wissenschaft« - »Geschicht liches Bewußtsein und politische Entscheidung«. Die Internationale Politik, der thematische Bezugspunkt der von uns zusammen gestellten Spätschriften Arnold Bergstraessers, war neben der Kultursoziologie, der politischen Bildung und der Dichtung eines der Gravitationszentren im wissenschaft lichen Lebenswerk des vielseitigen großen Gelehrten. Arnold Bergstraesser wandte sich der Internationalen Politik schon am Anfang seines wissenschaftlichen und prak tischen Wirkens in engagierter Weise zu. Bereits in der Heidelberger Assistentenzeit wird er Mitbegründer des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und des von dem Luxemburger Großindustriellen Mayerisch ins Leben gerufenen deutsch französischen Studienkomitees, das die ersten Schritte zur Verständigung zwischen den beiden Nachbarnationen unternahm. Er habilitiert sich 1928 bei Alfred Weber mit einer Arbeit über Staat und Wirtschaft Frankreichs, die 1930 als zweiter Band des von Ernst Robert Curtius herausgegebenen Werkes über Frankreich veröffent licht wird. In das gleiche Jahr fällt die Publikation der Schrift über» Sinn und Grenzen der Verständigung zwischen Nationen«. Zusammen mit Alfred Weber und J. Mar schalk gibt er 1932 die »Arbeiten zur europäischen Problematik« heraus. Zur selben Zeit folgt er einem Ruf auf die Gothein Gedächtnisprofessur für Auslandskunde in Heidelberg und übernimmt eine Gastprofessur für Internationale Politik an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin. Die Machtergreifung durch den Nationalsozialismus und die bald folgende unfrei willige Emigration in die Vereinigten Staaten unterbrachen für zwanzig Jahre die einmal eingeschlagene Bahn. Wie mancher andere Angehörige seiner Generation fand der leidenschaftliche Patriot Arnold Bergstraesser in den Werken der Dichtung und der schönen Künste die Kraft zum Widerstand und Überleben. So veröffentlichte er noch in Deutschland die Studie »Lorenzo Medici, Staat und Kunst im Florentiner Quattrocento« (1936). In Amerika, wo er zuerst am Claremont College und dann an der Universität Chicago als Professor für deutsche Kulturgeschichte lehrte, folgte als Frucht langjähriger innerer Auseinandersetzung mit Goethe das Buch »Goethe's Image of Man and Scociety«. Freilich: auch dieser der Politik scheinbar so ferne Bereich stand für Arnold Bergstraesser in einem engen Bezug zur Politik. Wie gerade seine Arbeiten über Goethe und Hofmannsthal zeigen, dienten sie ihm letztlich als Selbstvergewisserung einer im Religiös-Transzendenten verankerten und zum poli tischen Handeln befähigenden Anthropologie. Darüber hinaus war die amerikanische Lehr- und Forschungstätigkeit Arnold Bergstraessers noch in ganz anderer Weise »politisch«. Er nutzte sie bewußt als Möglichkeit, um für die besten Überlieferungen seiner Heimat zu werben. Dieses Ziel, das Arnold Bergstraesser unerschrocken und unter großen persönlichen Opfern auch in den dunkelsten Tagen der Pauschalver urteilung verfolgte, fand in der von ihm geleiteten Gedenkfeier der Universität 12 Vorwort Chicago zum 200. Geburtstag Goethes seinen größten äußeren Höhepunkt. Wie lange diese Jahre der Emigration dennoch für einen so sehr der Aktion und der kulturellen Tradition seines Vaterlandes verbundenen Menschen wir Arnold Berg straesser werden mußten, geht aus einer Bemerkung im kleineren Kreise hervor, »es seien Jahre des Abseitsstehens und Ausgeschlossenseins gewesen«. Als im Jahre 1954 mit der Berufung auf einen Lehrstuhl für Politik an der Universität Freiburg die immer erstrebte Rückkehr in die Heimat möglich wurde, hat Arnold Bergstraesser in vielem wieder an seine Tätigkeit vor dem Jahre 1933 angeknüpft. In dem nun einsetzenden weitverzweigten wissenschaftlichen, wissenschaftsorgani satorischen und politischen Wirken erhielt auch die Internationale Politik bald wieder ihren zentralen Platz. So übernimmt Arnold Bergstraesser für mehrere Jahre die Leitung des Forschungsinstitutes der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. In dieser Funktion gibt er die von ihm in Methode und Anlage entscheidend mit konzipierten, auch von der internationalen Forschung als vorbildliche Leistung an erkannten Jahrbücher für Internationale Politik heraus. Später, zu einer Zeit, als man sich in der Bundesrepublik noch sehr wenig mit den politisch-sozialen Problemen der Entwicklungsländer befaßte, gründete Arnold Bergstraesser die Freiburger Arbeitsstelle für kulturwissenschaftliche Forschung. In diesem Institut, das nach dem Tode seines Gründers auf dessen Namen umbenannt wurde und inzwischen zu einem der größten Forschungs- und Ausbildungsstätten jenes Arbeitsbereiches in der Bundesrepublik herangewachsen ist, schuf Arnold Bergstraesser mit ungewöhn lichem Weitblick die personellen und organisatorischen Voraussetzungen zu einem groß angelegten Versuch der interdisziplinären Erforschung des Kulturwandels in den Entwicklungsgebieten. All dies und vieles andere - erwähnt sei noch Arnold Bergstraessers hervorragendes Wirken als Vorsitzender der deutschen UNESCO Kommission und der Atlantik-Brücke oder sein nachhaltender Einsatz für die poli tische Jugend- und Erwachsenenbildung - wurde geleistet neben der Freiburger Lehr- und Forschungstätigkeit. Von ihrer großen Fruchtbarkeit, die in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten und einer großzügigen, toleranten Förderung wissen schaftlichen Nachwuchses ihren Niederschlag fand, zeugen nicht zuletzt auch die in diesem Band aufgenommenen Schriften Arnold Bergstraessers zur Internationalen Politik und Gegenwartsanalyse. Bei der Betrachtung des von Arnold Bergstraesser seit seiner Rückkehr geschaffenen, hier nur in einem seiner Aspekte skizzierten Werkes gewinnt man zuweilen den Ein druck, als habe er in einem geradezu explosiven Ausbruch seiner Energien, in dem ihm noch vergönnten Jahrzehnt all das nachzuholen versucht, was ihm durch den Nationalsozialismus auszuführen versagt worden war. Gewiß, die verlorenen Jahre wogen schwer. Sie erklären jedoch nur zum Teil die von Arnold Bergstraesser ent faltete rastlose Dynamik. Mindestens ebenso wirkte die traumatische Erfahrung des zweimaligen Zusammenbruchs der inneren und äußeren Ordnungen im ersten und zweiten Weltkrieg nach. Arnold Bergstraesser war niemals bereit, diese großen Kata strophen des deutschen und europäischen Schicksals fatalistisch als bloßes Resultat

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