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Weißbuch Allergie in Deutschland PDF

414 Pages·2019·6.43 MB·German
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Mit Extra-Kapitel „Zentrale Forderungen“ Ludger Klimek (AeDA), Christian Vogelberg (GPA), Thomas Werfel (DGAKI) (Hrsg.) Weißbuch Allergie in Deutschland 4., überarbeitete und erweiterte Aufl age Für die Deutsche AllergieLiga Weißbuch Allergie in Deutschland Ludger Klimek (AeDA), Christian Vogelberg (GPA), Thomas Werfel (DGAKI) (Hrsg.) Weißbuch Allergie in Deutschland 4., überarbeitete und erweiterte Aufl age Herausgeber: Prof. Dr. med. Ludger Klimek Ärzteverband Deutscher Allergologen (AeDA) Prof. Dr. med. Christian Vogelberg Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) Prof. Dr. med. Thomas Werfel Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) Für die Deutsche AllergieLiga e.V. (DAL) ISBN 978-3-89935-312-9 ISBN 978-3-89935-313-6 (eBook) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Medizin © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 4., überarbeitete und erweiterte Aufl age Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Fotonachweis Umschlag: Vorderseite © kesipun/Fotolia, Sebastian Kaulitzki/stock.adobe.com, [email protected], hsun337/stock.adobe.com, galitskaya/stock.adobe.com, photocrew/Fotolia, bergamont/Fotolia, Sebastian Schreiter/Springer Medizin Verlag GmbH; Rückseite: Milbe © Sebastian Kaulitzki/stock.adobe.com, übrige © Dr. Ingrid Weichenmeier, Prof. Dr. Heidrun Behrendt, ZAUM – Zentrum für Allergie und Umwelt, TU München Satz: Fotosatz Detzner, Speyer Druck: Bariet Ten Brink B.V., Meppel/NL Inhalt Geleitwort (Johannes Ring) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Vorwort zur 4. Auflage (Ludger Klimek, Christian Vogelberg, Thomas Werfel) . . 13 1 Grundlagen und Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.1 Allergie als Volkskrankheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Johannes Ring 1.2 Immunologische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Harald Renz 1.3 Epidemiologie allergischer Erkrankungen: Prävalenzen und Trends in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Roma Thamm, Isabell Hey, Michael Thamm 1.4 Sozioökonomische Bedeutung allergischer Erkrankungen. . . . . . . . . . . 52 Matthias Augustin 2 Umwelteinflüsse und Allergene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 2.1 Allergien und Umwelteinflüsse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Jeroen Buters, Heidrun Behrendt, Monika Raulf 2.2 Allergene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Jörg Kleine-Tebbe, Uta Jappe, Richard Brans 3 Allergische Krankheitsbilder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 3.1 Allergische Krankheitsbilder: Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Johannes Ring 3.2 Anaphylaxie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Margitta Worm 3.3 Allergien der oberen Atemwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Claus Bachert, Ludger Klimek 3.4 Allergisches Asthma bronchiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Eckard Hamelmann, Christian Taube, Michael Gerstlauer, Christian Vogelberg 3.5 Berufsasthma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Uta Ochmann, Dennis Nowak 3.6 Exogen-allergische Alveolitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Dirk Koschel, Dennis Nowak, Jürgen Seidenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7 Atopisches Ekzem (Atopische Dermatitis/Neurodermitis) . . . . . . . . . . 158 Thomas Werfel, Katja Nemat, Hagen Ott, Tilo Biedermann 5 Inhalt 3.8 Kontaktekzem (syn. Kontaktdermatitis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Thomas Fuchs, Thomas L. Diepgen 3.9 Berufsdermatosen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 Andrea Bauer, Thomas Fuchs, Swen Malte John 3.10 Fotoallergische Reaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 Regina Treudler, Jan C. Simon 3.11 Urtikaria (Nesselsucht). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Bettina Wedi, Torsten Zuberbier 3.12 Arzneimittelüberempfindlichkeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 Knut Brockow, Hagen Ott, Bernhard Przybilla 3.13 Nahrungsmittelallergien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 Margitta Worm, Kirsten Beyer, Lars Lange 3.14 Allergisch bedingte Magen-Darm-Erkrankungen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 Martin Raithel, Stephan C. Bischoff 3.15 Allergie und Psyche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 Jochen Meister,Uwe Gieler 3.16 Besonderheiten allergischer Erkrankungen bei Kindern . . . . . . . . . . . . 235 Susanne Lau, Kirsten Beyer, Eckard Hamelmann, Hagen Ott 4 Versorgung allergiekranker Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 4.1 Was macht das Management allergischer Erkrankungen so besonders? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 Johannes Ring, Thilo Jakob 4.2 Grundlagen der Allergiediagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 Ludger Klimek, Lars Lange 4.3 Problematik der Diagnostikallergene. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 Ludger Klimek, Torsten Zuberbier 4.4 Antibiotika-Resistenzentwicklung: Bedeutung der Allergiediagnostik bei Antibiotika-/Penicillinallergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 Hans J. Merk, Ludger Klimek 4.5 Allgemeines Behandlungskonzept von Allergien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 Johannes Ring, Torsten Zuberbier 4.6 Medikamentöse Behandlung (Pharmakotherapie) der allergischen Rhinitis und des Asthma bronchiale . . . . . . . . . . . . . . 270 Ludger Klimek 4.7 Medikamentöse Behandlung (Biologika) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 Marek Lommatzsch, Christian Taube, Ludger Klimek 4.8 Allergen-Immuntherapie (Hyposensibilisierung) . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 Oliver Pfaar, Michael Gerstlauer, Joachim Saloga, Christian Vogelberg, Jörg Kleine-Tebbe 6 Inhalt 4.9 Ernährungstherapie bei Nahrungsmittelallergien ................. 296 Imke Reese, Sabine Dölle, Claudia Kugler, Christiane Schäfer, Sabine Schnadt, Mandy Ziegert 4.10 E rnährungstherapie bei nicht IgE-vermittelten Nahrungsmittelunverträglichkeiten............................ 305 Christiane Schäfer, Imke Reese 4.11 Primäre Prävention atopischer Erkrankungen.................... 309 Matthias Kopp, Eckard Hamelmann 4.12 Allergien und Impfungen ................................... 319 Sebastian M. Schmidt, Thomas Spindler, Tobias Ankermann 4.13 Hypoallergene Säuglingsnahrung zur Allergieprävention............ 331 Valérie Trendelenburg, Susanne Lau, Kirsten Beyer 4.14 Rehabilitation ........................................... 338 Thomas Spindler, Norbert Buhles 4.15 Patientenarbeit im Wandel.................................. 346 Sabine Schnadt, Andrea Wallrafen 4.16 Versorgungsstrukturen ..................................... 350 Wolfgang Wehrmann, Uta Rabe, Thomas Werfel 4.1 Lebensmittelallergie: Verbraucherschutz und Risikobewertung ...... 360 Anke Ehlers, Klaus Richter, Karen-Ildiko Hirsch-Ernst, Alfonso Lampen 4.18 Regulation von Allergenprodukten in Deutschland und behördliche Überwachung............................................ 33 Vera Mahler, Andreas Bonertz, Gabriele Weber, Stefan Vieths 4.19 Patientenschulungsprogramme in der Allergologie ................ 384 Gerd Schauerte, Rüdiger Szczepanski, Thomas Spindler 4.20 Allergie-Information im Internet ............................. 395 Jörg Kleine-Tebbe, Martin Wagenmann 5 Weißbuch Allergie 2018: Zentrale Forderungen .................... 40 L udger Klimek, Christian Vogelberg, Thomas Werfel Anschriften der Autoren .......................................... 412  Geleitwort Allergien können mit Fug und Recht als ❱❱ „Allergien bleiben lebenslang beste- „Volkskrankheit“ bezeichnet werden, nicht hen“ nur wegen der immer noch steigenden ❱❱ „Allergien sind ansteckend“ Häufigkeit allergischer Erkrankungen mit ❱❱ „Allergien sind Vergiftungen durch Um- ihrem individuellen Leid für die Betrof- weltschadstoffe“ fenen, sondern auch wegen der immensen ❱❱ „Allergien sind vorwiegend psychischer Auswirkungen auf die Gesellschaft und der Natur“ sozioökonomischen Folgekosten. Allergien ❱❱ „Gegen Allergien kann man nichts sind ein echtes Public-Health-Problem! tun“ Seit dem Erscheinen der ersten Auflage ❱❱ „Allergien sind unheilbar“. des „Weißbuch Allergie in Deutschland“ sind knapp 20 Jahre vergangen, seit der Unter Allergie versteht man heute eine letzten (3.) Auflage fast 10 Jahre. Dennoch spezifische, immunologisch vermittelte ist die Situation von Millionen Betroffenen krank machende Überempfindlichkeit. in Deutschland nach wie vor großenteils Es fehlt an Wissen über Allergien, be- unbefriedigend. sonders in der Bevölkerung und den ge- Einem gewaltigen Erkenntniszuwachs sundheitspolitisch relevanten Gremien, durch experimentelle und translationale aber auch in der Ärzteschaft. Allergien wer- Forschung im Bereich der Immunologie den nicht genügend ernst genommen, viel- und Allergologie, aber auch der betroffenen fach fehlt das Verständnis für die Betrof- Disziplinen für Atemwegs-, Haut- und fenen. Magen-Darm-Erkrankungen, stehen ekla- Man kann dies den Ärzten nicht vor- tante Mängel in den Versorgungsstrukturen werfen, da im Medizinstudium in Deutsch- gegenüber, die dazu führen, dass nach wie land Allergologie weder als Pflichtfach noch vor ein großer Teil der allergischen Patien- als Prüfungsfach verankert ist. Tausende ten in Deutschland keine adäquate Be- von Studenten verlassen die Universitäten, handlung erfährt. Diese Kluft muss drin- ohne sich intensiv mit Allergologie ausein- gend geschlossen werden. andergesetzt zu haben. An einigen deut- Nach wie vor gibt es über Allergien eine schen Universitäten gibt es zwar Allergo- Vielzahl von Fehleinschätzungen, wie: logie als Schwerpunkt (Comprehensive ❱❱ „Allergien sind ganz neu im 20. Jahr- Allergy Centers, CAC) oder als sogenann- hundert entstanden“ tes Wahlpflichtfach, aber nur für eine klei- ❱❱ „Allergien sind eine Krankheit reicher ne Anzahl von Studenten. Auch werden Leute und Länder“ einige Krankheiten möglicherweise in dem ❱❱ „Allergien sind harmlos“ „Organfach“, z. B. Pneumologie oder Der- ❱❱ „Allergien sind Modekrankheiten“ matologie, mit erwähnt, aber leider oft ❱❱ „Allergien sind Kinderkrankheiten“ nicht in der notwendigen Tiefe. 9 Geleitwort Allergien beginnen oft früh im Leben pothese“ gesellt, die besagt, dass eine ge- und können sogar tödlich verlaufen; vor wisse Vielfalt im Kontakt mit Fremdstoffen allem aber können sie in ihrer chronischen eher immunologische Toleranz induziert, oder chronisch-rezidivierenden Form die während eine einseitige Belastung eher All- Lebensqualität zerstören und z.B. als häu- ergien hervorruft. In den Empfehlungen fige Berufserkrankungen wie Berufsasthma zur Prävention hat in den letzten Jahren die Lebensleistung eines Menschen gewal- ein Paradigmenwechsel stattgefunden, und tig einschränken. man geht von den früher sehr stark auf Ca. 25 % der Bevölkerung sind von ei- „Vermeidung“ ausgerichteten Strategien ner Allergie betroffen, etwa doppelt so viele mehr hin zu Adaptation und Toleranzin- weisen eine „Sensibilisierung“ auf, das duktion. heißt, sie besitzen eventuell krank ma- Die Allergiediagnostik steht nach wie chende Antikörper gegen häufige Umwelt- vor im Zentrum des Managements betrof- faktoren, die bei möglichem intensiven fener Patienten. Schwierigkeiten betreffen Kontakt im späteren Leben zum Ausbruch die Verfügbarkeit von Allergenextrakten einer Allergie führen können. zu Hauttestprozeduren, während die mo- Während man noch vor 30 Jahren All- lekulare In-vitro-Allergiediagnostik das ergien als Krankheit von Kindern und Ju- Verständnis von Kreuzreaktionen und die gendlichen einordnete und ganz selten prognostische Einordnung von leichten allergische Erkrankungen bei Menschen oder schweren allergischen Reaktionen er- über 50 beobachtete – ausgenommen Arz- heblich verbessert hat. neimittel- und Kontaktallergien –, besteht Neben der Allergenvermeidung stellt die heute eine Altersverschiebung mit klas- Allergen(-spezifische) Immuntherapie sischen allergischen Erkrankungen wie (ASIT, AIT) nach wie vor die einzige kau- Heuschnupfen oder Neurodermitis bei sale Behandlungsform von Allergien dar. älteren Patienten, auch jenseits des 70. Le- Hier stehen mittlerweile besser standardi- bensjahrs. sierte und gereinigte Allergenextrakte mit Allergien sind typische Umweltkrank- eindeutig nachgewiesener Wirksamkeit heiten: Auf dem Boden einer genetisch und Sicherheit zur Verfügung, wozu die bedingten individuellen Suszeptibilität (be- „Therapie-Allergene-Verordnung“ durch sonders bei Krankheiten aus dem ato- das Paul-Ehrlich-Institut ganz erheblich pischen Formenkreis) kommt es über das beigetragen hat. Im Hinblick auf die Ap- Effektor-Organ „Immunsystem“ zu einer plikationsform hat die sublinguale Immun- krank machenden Reaktion gegen Umwelt- therapie (SLIT) nun einen eindeutigen stoffe natürlichen (biogenen) oder mensch- Stellenwert auf dem Boden überzeugender lichen (anthropogenen) Ursprungs. placebokontrollierter Studien. Die Ursachen der Allergiezunahme sind Große Fortschritte in der Therapie ha- nach wie vor nicht abschließend geklärt. ben die sogenannten Biologika gebracht, Zu der bereits vor 20 Jahren aufgestellten gentechnisch hergestellte Moleküle, die Hygiene“- oder „Urwald“-Hypothese und ganz gezielt Botenstoffe oder Rezeptoren der „Schadstoff-Hypothese“ hat sich seit der allergischen Reaktion hemmen. Neben Neuem die sogenannte „Biodiversitäts-Hy- Anti-IgE bei Asthma gibt es nun Anti- 10 Geleitwort interleukin 5 bei eosinophilen Erkrankun- Immunsystems in Gesundheit und Krank- gen sowie Interleukin-4- bzw. Interleukin- heit und Wissen zu relevanten Umweltfak- 13-hemmende Biologika bei atopischem toren und Exposition. Wer dies beherrscht, Ekzem, in naher Zukunft auch bei Asthma. kann als Allergiespezialist wirken, unab- In den kommenden Jahren ist zu erwarten, hängig von irgendwelchen Diplomen. dass eine Vielzahl neuer Moleküle und Die 4. Auflage dieses Weißbuchs wurde Strategien die Therapie allergischer Patien- in sehr intensiver Vorarbeit von folgenden ten revolutionieren werden, allerdings wie Fachgesellschaften erstellt: bei der Schuppenflechte (Psoriasis) zu er- ❱❱ Deutsche Gesellschaft für Allergologie heblichen Kosten. und klinische Immunologie (DGAKI) Leider kommen die großen Fortschritte ❱❱ Ärzteverband Deutscher Allergologen der Allergieforschung nicht bei allen Pa- (AeDA) und tienten in Deutschland an und viele sind ❱❱ Gesellschaft für Pädiatrische Allergolo- nicht adäquat versorgt. Forschungsförde- gie und Umweltmedizin e. V. (GPA) rung reicht eben nicht aus, sondern neues Über fünfzig Autoren und eine ähnliche Wissen muss auch durch Edukationsmaß- Anzahl von Kommentatoren aus den un- nahmen verbreitet werden. terschiedlichsten Bereichen der klinischen Es ist unstrittig, dass zur Behandlung und theoretischen Fachgebiete haben die dieser Volkskrankheit Allergiespezialisten Texte geschrieben und überarbeitet. Allen notwendig sind. Ein Schritt in die falsche an dieser Stelle ganz herzlichen Dank! Richtung sind daher eindeutig die jüngsten Ich wünsche dem „Weißbuch Allergie Beschlüsse des Ärztetages mit einer wei- in Deutschland“ in seiner 4. Auflage eine teren Verkürzung der Weiterbildungszeit weite Verbreitung, damit es zu einer Ver- zum Erwerb der Zusatzbezeichnung „All- besserung des Wissens um Allergien führt, ergologie“ von einmal 2 Jahren auf jetzt 6 mehr Verständnis für die Patienten weckt Monate! Hier müssen die Versorgungs- und schließlich die Verantwortlichen im strukturen neu überdacht werden. Auch Gesundheitswesen in Staat und Gesell- Überlegungen zur Etablierung eines eigen- schaft wachrüttelt, auf dass sich die Situa- ständigen Fachgebietes „Allergologie“ dür- tion der vielen Betroffenen und ihrer Fa- fen kein Tabu sein. milien entscheidend verbessern möge! Was inhaltlich den Allergiespezialisten definiert, ist klinische Erfahrung im Um- München, im September 2018 gang mit den Krankheitsbildern und deren Johannes Ring Differenzialdiagnosen, Verständnis des 11

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Rund 30 Millionen Menschen leiden in Deutschland an allergischen Erkrankungen – Tendenz steigend. Doch trotz der alarmierenden Zunahme dieser Volkskrankheit und ihrer gravierenden Auswirkungen auf die Betroffenen und unsere Volkswirtschaft ist die allergologische Versorgung hierzulande mangelhaft.
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