Ulrich Albrecht· Elmar Altvater· Ekkehart Krippendorff (Hrsg.) Was heiSt und zu welchem Ende betreiben wir Politikwissenschaft? Ulrich Albrecht· Elmar Altvater· Ekkehart Krippendorff (Hrsg.) Was heiflt und zu welchem Ende betreiben wir Politikwissenschaft? Kritik und Selbstkritik aus dem Berliner Otto-Suhr-Institut Westdeutscher Verlag CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Was heisst und zu welchem Ende betreiben wir Politikwissenschaft?: Kritik und Selbstkritik aus dem Berliner Otto-Suhr-Institut/ Ulrich Albrecht ... (Hrsg.). - Opladen: Westdt. VerI., 1989 ISBN-13: 978-3-531-12080-5 e-ISBN-13: 978-3-322-84139-1 DOl: 10.1007/978-3-322-84139-1 NE: Albrecht, Ulrich [Hrsg.); Universitat <Berlin, West>/ Fachbereich Politische Wissenschaft Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann. Aile Rechte vorbehalten © 1989 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Das Werk einschliell.lich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung aull.erhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags un zulassig und strafbar. Das gilt insbesondere flir Vervielfaltigungen, Obersetzungen, Mikrover filmungen und die Einspeicherung und Ver arbeitung in elektronischen Systemen. Druck und buchbinderische Verarbeitung: Lengericher Handelsdruckerei, Lengerich Inhalt Vorwort ......... . 7 Grundlagen der Politik . 11 Johannes Agnoli Von der kritischen Politologie zur Kritik der Politik . 13 Wrich Albrecht Der Wissenschaftsanspruch der Disziplin Intemationale Politik. . . . . . . . . . . . . . . . .. 25 Helmut Konig Politologie des Subjekts. . . . . . . . . . . . . . .. 53 Matthias Pfiiller Faktoren einer Konstitution des Subjekts in der vor biirgerlichen und biirgerlich-kapitalistischen Gesell- schaft - Beitrag zu einer "Politologie des Subjekts" . 66 Okonomische und soziologische Analyse politischer Systeme ............ . 81 Elmar Altvater Politische Okonomie - Karriere eines Paradigrnas? . 83 Manfred G. Schmidt Politikwissenschaftliche Analyse der Okonomik. .. 98 6 Inhalt Innenpolitik und Komparatistik . • 113 Martin Janicke I Lutz Mez Praxisorientierte Politologie am Beispiel der Umwelt politik - Versaumnisse der Politikwissenschaft im Kampf gegen die Umweltbedrohung . . . . . 115 Bodo Zeuner Politikwissenschaft als Demokratiewissenschaft - ein vergessener Anspruch? . . . . . . . . .. .. 128 Peter Grottian Wie das Band zwischen Ausbildung und Berufs- perspektiven kniipfen? . . . . . . . . . . . . . . 143 Intemationale Politik und Regionalstudien . 159 Ekkehart Krippendorff Was ist und zu welchem Ende studieren wir Internationale Politik? Kritik der Internationalen Politik als Rationalisierung der Unvemunft . . . 161 Albert Statz Augenpolitische Strategien als Gegenstand wissenschaftlicher Analyse - Eine Replik auf Ekkehart Krippendorff. . . . . . . . . . . . . 171 Michal Reiman Die Alternative zum real existierenden Sozialismus. 191 Die Autoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 Vorwort Der Fachbereich Politische Wissenschaft ist nicht nur nach Studentenzahlen und Dozenten der grofSte im deutschen Sprachraum, ihn zeichnet auch, unter verschiedenen Na men, die Hingste Geschichte politikwissenschaftlicher aka demischer Lehre in Deutschland aus. Fiir die Berliner Stu denten heWt er schlicht IIdas 051", denn als 1I0tto-Suhr-In stitut" wurde die Deutsche Hochschule fUr Politik im Jahre 1959 der Freien Universitat Berlin angegliedert und nahm damit - denn eine IIFakultat" war die Politikwissenschaft ja nicht - die spatere Fachbereichsgliederung in gewisser Weise vorweg. Jene Deutsche Hochschule fiir Politik, deren Wieder-Griindung im Jahre 1949 sich soeben zum 40. Male jahrt, setzte ihrerseits eine Tradition fort bzw. kniipfte an eine Tradition an, die auf die Anfange der Weimarer Repu blik zuriickgeht. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die DHfP ins Leben gerufen mit dem expliziten Auft rag, politi sche Bildung zu lehren und im republikanischen und de mokratischen Sinne zur Politik auszubilden. DafS es den Nationalsozialisten nach ihrer IIMachtiibernahme" gelang, auch diese wenig wehrhafte Hochschule zu iiberwaltigen und ihren Namen zu mifSbrauchen - bis auf wenige Aus nahmen verliefSen allerdings die Hochschullehrer nach 1933 die Institution -, gehOrt in den grofSeren Kontext deut scher Universitatsgeschichte. Zwei volle Tage diskutierten im Januar 1987 Studenten und Dozenten in iiberfiillten Raumen das Thema "Was heifSt und zu welchem Ende studieren wir Politikwissen- 8 Vorwort schaft? Kritik und Selbstkritik, mit besonderer Beriicksich tigung des OSI". Wir hatten zu dieser Aussprache eingela den, weil wir einem weithin empfundenen Mangel an wis senschaftlich-systematischer Diskussion innerhalb unseres Fachbereiches und unseres Faches entgegenwirken woll ten. Deren Groik und Differenziertheit lassen Gesprache iiber den Stand der Disziplin, die eigene Arbeit, neue Fra gestellungen, Forschungsprojekte, didaktische Erfahrun gen, politische Entwicklungen oder auch persOnliche Erleb nisse zu seltenen Ereignissen werden. Der akademische Alltag mit seiner Uberfiille an Lehrverpflichtungen, Prii fungen und Sitzungen der Selbstverwaltungsgremien hin terlaBt ein oft als Leere empfundenes Gefiihl der Frustra tion, die wir gleichwohl nicht hinnehmen wollen. Jedoch sind es nicht nur negative Ursachen, die zu der beklagten mangelnden Kommunikation iiber unser eigenstes Anlie gen - die Lehre und Forschung - gefiihrt haben: gerade weil wir den politikwissenschaftlichen Auft rag ernstneh men, sind viele von uns in gesellschaftlich-politischen Zu sammenhangen auikrhalb der engen OSI-Mauem tiitig; iibrigens gilt das auch fiir die Studenten, die - man mag das bedauem oder begriiikn - schon lange nicht mehr aus schlieBlich fUr ihr Studium leben und in ihm ihren Lebens Mittelpunkt sehen. Wir hatten zu jener kritisch-selbstkritischen Ausspra che alle Dozenten des Fachbereiches eingeladen: daa nicht aIle unserem Ruf folgten, ist zu bedauem. Gleichwohl: aus jeder der vier Wissenschaftlichen Einrichtungen, in die der Fachbereich untergliedert ist (ihnen entsprechen unsere Kapitel-Uberschriften), konnten mindestens zwei Referen ten gewonnen werden und insgesamt hoffen wir, daa sich daraus fUr den Leser ein Bild dessen ergibt, was und wie in der Politikwissenschaft gelehrt, gedacht, geforscht und kri tisch gefragt wird. Die allgemeine Formulierung: "in der Vorwort 9 Politikwissenschaft" will, ganz unbescheiden, auch unter steHen: nicht nur in West-Berlin. Wir stehen hier am OSl zwar nicht steHvertretend fiir die Disziplin in der Bundes republik, doch kann hier, was in kleineren Fachbereichen nicht moglich ist, vieles gebiindelt und konzentriert er scheinen. Die neuerdings wieder iiberdurchschnittlich stark gestiegenen Zahlen eingeschriebener Politik-Studen ten - vor aHem auch "aus Westdeutschland", wie wir hier sagen - bestatigt den reprasentativen Charakter und die Breite des OSl-Angebots auf seine Weise. 1m Kern verkiinden die folgenden Beitrage allerdings eine Art "Gegenprograrnrn". Denn so problernlos und glatt, wie die Universitat als Ganzes und unser Fach glei cherrnal5en sich heute darstellen, beschaftigt mit der Kano nisierung und Verschulung von Lehrinhalten, kann Wis senschaft doch nicht betrieben, zu solchem Ende die Politik nicht studiert werden. Stets aufs neue provoziert von unse ren Studenten mit der Frage, wie wir den Begriff des Politi schen fassen, was der archimedische Punkt politologischer Analyse sei, mit der wir unsere Gesellschaft fassen, wie wir als Personen zu unseren Einsichten stehen und mit diesen umgehen, welches Bild einer zu verandernden GeseHschaft unsere Lehrveranstaltungen und Forschungsbemiihungen widerspiege1n, haben wir uns darauf einge1assen, die f01- genden Selbstauskiinfte vorzu1egen. Diejenigen, die an jenen beiden Fachbereichstagen teil genornrnen haben, diirften sich sehr 1ebhaft erinnern: "sua viter in modo, fortiter in re" diskutierten wir engagiert und interessiert miteinander; daf5 der wichtige studentische An tei! an der Aussprache nicht dokumentiert werden kann, ist sehr zu bedauern. Aber einhellig war die Meinung, dafS die 10 Vorwort bier geleistete konstruktive offentliche Kritik und Selbstkri tik in Zukunft wiederholt und fortgefiihrt werden sollte. Die Beitrage widmen wir "unserem OSI". Berlin, im November 1988 Wrich Albrecht Elmar Altvater Ekkehart Krippendorff Grundlagen der Politik