Description:Mit den hier versammelten, bisher ungedruckten 62 Texten liegt der Zyklus der Berliner Briefe vollständig vor: er umfaßt insgesamt 196 Briefe, die zwischen dem 1. Januar 1895 und dem 25. November 1900 in der »Breslauer Zeitung« erschienen waren.Eine wunderbare Prosa mit der für Kerr bezeichnenden Würze aus übermütigem Spott und kritischer Schärfe, geprägt vom Erleben des hektischen Berlin und Kerrs Weltgefühl in Paris, Florenz und Venedig, wohin er der sommerheißen Metropole entflieht. So baut sich aus Lokalem und Europäischem, aus Berlin W. und der Welt eine Spannung auf: Vom Baumblütenfest im havelländischen Werder und einer nächtlichen Spreewaldfahrt springt der Berichterstatter auf die Zauberinsel Chioggia vor Venedig oder nach Paris auf den Montmartre. Das Heute genießend und der »Weltlust«, ist Kerr zugleich ein Meister der Erinnerung, des Heraufbeschwörens verschollener Tage. Und immer verschränken sich Übermut und Gefühlsintensität, Spott und Ergriffenheit, Distanz und Zuneigung. Die politische Attacke gewinnt dann an Schärfe, wenn es um Kaiserkult, Beamtenborniertheit, vorauseilenden Gehorsam und Duckmäusertum geht.In seinem Nachwort "Kerrs Berlin, Kerrs Welt" charakterisiert Günther Rühle den Typus des Chronisten und Flaneurs, wie er sich in dem jungen Kerr so eindrucksvoll manifestiert.