FORSCH U N GS BE R ICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Herausgegeben durch das Kultusministerium Nr.735 Dipl.-Ing. Robert Lüttmann Wörmeaustausch bei durch Anwendung von Sintermetallen verschiedenartig ausgeführten Wärmeübertragungsflächen aus dem Gaswörme-Institut Essen Wissenschaftliche leitung: Prof. Dr.-Ing. F. Schuster Als Manuskript gedruckt WESTDEUTSCHER VERLAG / KOLN UND OPLADEN 1959 ISBN 978-3-663-03899-3 ISBN 978-3-663-05088-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-05088-9 G 1 i e d e r u n g . . . 1- Einleitung · • · · · · · s. 5 . . . . . . . 2. Wärmeübergang · · · S . 8 . . . . 3· Druckabfall · · · · · · s . 9 . . 4. Rauhe Rohre · · · · S . 11 . . 5. Einlaufvorgänge · · · s. 15 6. Diskussion der Meßergebnisse und Zusammenfassung S. 27 Seite 3 1. Einleitung Durch die neueren Forschungen auf dem Gebiet der Wärmeübertragung, ins besondere auf Grund von Ähnlichkeitsbetrachtungen mit dimensionslosen Kenngrößen, ist es gelungen, ~ie den Wärmeübergang bestimmenden Einflüs se immer besser zu erkennen und somit verschiedene Ausführungsformen genauer als bisher zu berechnen und zu bewerten. Bei vorliegender Untersuchung handelt es sich in erster Linie um die Bewertung von Oberflächensystemen, d.h. es soll untersucht werden, wie sich die verschiedenen Ausführungsformen der Oberfläche von Wärmetau sehern in bezug auf geforderte oder gewünschte Betriebsbedingungen ver halten und eignen. Dabei ist im Rahmen dieser Arbeit ein bisher in der Fachliteratur für den Bau von Wärmetausehern nicht erwähnter Werkstoff verwandt worden. Strömungstechnisch gibt es zur Verbesserung der Leistung eines Ober flächensystems die Möglichkeit, die Turbulenz des Strömungsmittels im Tauscher zu erhöhen. Die Maßnahmen sind folgende: 1. Der verwandte Stoff strömt nicht beruhigt an, sondern wird vor Ein tritt in den Wärmetauscher durchwirbelt. 2. Die Oberfläche wird so ausgebildet, daß Richtungsänderungen in der Strömung entstehen, welche die Wirbelbildung verstärken. 3. Die Oberfläche wird nicht glatt, sondern rauh bzw. uneben ausge führt. 4. Die Oberfläche wird in Tiefenrichtung so unterteilt, daß wiederholte Einläufe vorhanden sind. 5. Die Oberfläche wird mit Wirbel hervorrufenden Einbauten versehen, die aus ihr selbst gebildet werden. 6. Die Oberfläche erhält Wirbel hervorrufende Einbauten durch zusätzli che Konstruktionsteile. Zu den Punkten 1. und 3. ist nach A. SCHACK folgendes anzuführen: Wird einem glatten Rohr ein Röhrenbündel vorgeschaltet, so zeigt sich, daß der Wärmeübergang bei niedrigen Geschwindigkeiten von etwa 2 mjs um ungefähr 47 % und bei hoher Geschwindigkeit von etwa 5 mjs um unge fähr 55 % höher ist als bei gleicher Geschwindigkeit im glatten Rohr und ungestörter Luftströmung. Sei te 5 Weiterhin wird folgender Versuch erwähnt: Die Oberflächenbeschaffenheit eines Rohres ist durch Besetzen einer d/10 starken Rippe auf der Vorderseite verändert worden. Bei geringen % Geschwindigkeiten lag der Wärmeübergang um etwa 10 und bei hohen Ge % schwindigkeiten um etwa 15 höher als bei glattem Rohr. Am deutlichsten war die Erscheinung bei einem durch Einfräsen von Längs nuten von 0,2 mm Breite veränderten Rohr. Hier sank die Übergangs zahl bei niedrigen Geschwindigkeiten etwas unter den Wert vom glatten Rohr, % bei hohen Geschwindigkeiten lag~ aber beinahe um 30 höher. Diese Erscheinung kann man dadurch erklären, daß man sagt, bei niedrigen Ge schwindigkeiten bleibt die Luft in den Nuten liegen und bildet hier eine Isolationsschicht. Erst bei größerer Geschwindigkeit wird sie weg geblasen, und die durch die Nuten erzeugte Turbulenz kommt voll zur Gel tung. Bemerkenswert ist vielleicht auch noch, daß eine weitere Steige-. % rung von fast 10 eintrat, als man an den Nuträndern den Fräsgrat ste hen ließ. Man erkennt hieran besonders deutlich, wie stark der Wärmeübergang durch Konvektion durch kleine, aber schroffe Unregelmäßigkeiten der Oberfläche beeinflußt wird, was rechnerisch sich folgendermaßen zeigt: Für den Wärmeübergang benutzt man meist die empirische Formel ac Wärmeübergangszahl [kcal/m2hOC] w Strömungsgeschwindigkeit [m/s] c Festwert m Geschwindigkeitsexponent des Wärmeübergangsgesetzes Im "Industriellen Wärmeübergang" erwähnte Messungen von JÜRGES haben ergeben, daß bei rauher Oberfläche der Exponent der Geschwindigkeit größer ist als bei glatter, oe nicht nur linear, sondern exponentiell mit der Geschwindigkeit ansteigt. Jedoch gilt die obige beim Versuch festgestellte Erscheinung, daß sich die Rauhung günstig bemerkbar macht, nur bei Geschwindigkeiten über 2 m/s. Diese Grenze der Geschwindigkeit hängt davon ab, ob die Rauheit so beschaffen ist, daß sich die in den Nuten ruhende Schicht ungehindert ausbilden kann, und sie hängt aller Voraussicht nach auch von der Zähigkeit und Dichte des strömenden Stof fes in Form der REYNOLDSschen Zahl ab. Danach würde die Grenzgeschwindig- Sei te 6 keit, bei der eine Steigerung der Wärmeübergangszahl durch Rauhung auf mls tritt, bei doppelter Zähigkeit gegenüber Luft 5 und bei doppeltem mls spezifischem Gewicht 1,2 werden. Auf Grund dieser Versuchsergebnisse ergibt sich für Wärmetauscher folge richtig ein Material mit rauher Oberfläche. Kupfer, das eine gute Wärme leitzahl besitzt, läßt, besonders in Form von Bronzelegierungen, auch gute Verarbeitungsmöglichkeiten zu. Man kann pulverisiertes Kupfer bzw. pulverisierte Bronze bis nahe an den Schmelzpunkt erhitzen und bei die ser Temperatur backt es zum "Sinterkupfer" zusammen. Dieses Sinterkupfer besitzt eine rauhe, aus lauter kleinen Kugeln bestehende Oberfläche und läßt sich relativ gut zu den gewünschten Formen verarbeiten. Für die technische Anwendung gibt es neben dem Wärmeübergang eine zweite wichtige Kenngröße eines Wärmetauschers, den Druckverlust. Der Druckver lust ist eine Größe, die man früher bei der Berechnung und Bewertung von Wärmetauschern unberücksichtigt gelassen hat, die aber keineswegs vernachlässigt werden darf. Da der Kraftbedarf der Fördermittel für die im Wärmeaustausch stehenden Stoffe und damit auch die Wirtschaftlich keit der gesamten Anlage hierdurch beeinflußt werden, ist es für die Be wertung eines Oberflächensystems wichtig, außer der Gesetzmäßigkeit des Wärmeübergangs auch gleichzeitig die Gesetzmäßigkeiten des Druckverlu stes zu erfassen. Bei der Steigerung der Geschwindigkeit gibt es eine Grenze, von der ab es sich nicht lohnt, mit Hilfe der Strömungsgeschwindigkeit die Wärme übergangszahl zu steigern, weil dann der Druckverlust zu groß wird. Die ser günstigste Betriebspunkt wird von der Wirtschaftlichkeit bestimmt. G run d 1 a gen Sinterkupfer hat leider einen Nachteil. Es ist porös und wasserdurch lässig. Es ist somit z.B. nicht möglich, bei einem Gas-Wassererhitzer die Erhitzungsrohre aus Sintermaterial herzustellen, und deshalb muß man sich darauf beschränken, die Kühlrippen auf den Erhitzungsrohren aus Sintermetall auszuführen. Um aber überhaupt einen Überblick über den Wärmeübergang bei rauhen Oberflächen zu schaffen, soll für die fol genden Ausführungen das aufgerauhte Rohr betrachtet werden. Über die bei dem mit Rippen versehenen Rohr auftretenden Einlaufvorgänge wird später gesprochen. Sei te 7 2. Wärmeübergang Für die Wärmemenge Q, die je Zeiteinheit zwischen. der Rohrwand und der im Rohr strömenden Flüssigkeit übertragen wird, gilt Q =f:lCF(tw - tft} kcallh mit als der örtlichen Wärmeübergangszahl, F als der inneren Rohrober ~ fläche , t als der Rohrwandtemperatur und tft als der mi ttleren Tempe w ratur des Flüssigkeitsstromes gemäß In dieser Gleichung stellen W· t die örtliche Mengenstromdichte, t die örtliche Temperatur, Cp die auf die Masseneinheit bezogene spezifische Wärme der strömenden Flüssigkeit bei konstantem Druck und f den Strö mungsquerschnitt dar. Nach W. NUSSELT kann man die Wärmeübergangszahl in geraden Rohren bei nicht zu großen Temperaturänderungen einheitlich in der Form Nu = oc . diA darstellen. Hierbei sind oe die Wärmeübergangszahl, d der Durchmesser des Rohres, A die Wärmeleitzahl des fließenden Mediums und Nu die NUSSELT-Zahl. a) Laminare Strömung Für die hydrodynBmisch und thermisch ausgebildete laminare Strömung hat NUSSELT auf theoretischem Wege für Nu den Wert 3,65 gefunden. Im Ein laufgebiet rechnet man mit der von H. HAUSEN aufgestellten Formel für die mittlere NUSSELT-Zahl. b) Turbulente Strömung Für hydrodynamisch und thermisch ausgebildete turbulente Strömung fand H. KRAUSSOLD aus zahlreichen Versuchen mit verschiedenen Flüssigkeiten eine einfache Potenzgleichung, die für den Bereich Rp > 5 . 103 gilt und in etwa anderer Form lautet Nu = 0,024 . Rp 0,8 . Pr 0,3 Seite 8 Besonders für Gase hat sich die von NUSSELT aufgestellte und von HAUSEN leicht abgeänderte Formel 0,786 0,45 Nu = 0,024 . R@ 'Pt sehr gut bewährt. Hierbei sind w·d ~ worin bedeuten: w = der Querschnittsmittelwert der Ge schwindigkeit der Rohrs trömung , d = der innere Rohrdurchmesser, v die kinematische Zähigkeit Pr worin bedeuten: lJ = die dynamische Zähigkeit, Cp die spezifische Wärme bei konstantem Druck, A = die Wärmeleitfähigkeit der Flüssigkeit 3. Druckabfall In einem geraden, waagerecht liegenden Rohrstück von der Länge L ergibt sich der Druckabfall 6p bei ausgebildeter nicht kompressiver und iso thermer Strömung zu L 1 w2 6p = tP d 2g Dabei bedeuten: tP die Widerstandszahl, d den inneren Rohrdurchmesser, w den Querschnittsmittelwert der Rohr- strömungsgeschwindigkeit, t die Wichte des strömenden Mittels, 9 die Fallbeschleunlgung. Sei te 9 Ist ~ bekannt, so liefert diese Gleichung den Druckabfall, der allein durch Reibung verursacht wird. a) Laminare Strömung Die Widerstandszahl für laminare Strömung läßt sich theoretisch her .eiten. Sie ist eine Funktion der REYNOLDSschen Zahl R@: 64 R@ b) Turbulente Strömung In diesem Gebiet fand BLASIUS im Bereich der REYNOLDSschen Zahlen R@ <: 105 aus zahlreichen Messungen die bekannte Beziehung: -1/4 = (100 . R@) ~ Für den anschließenden Bereich 105 <R@ < 1,5 • 106 gilt nach R. HER~ANN: = ~ 0,0054 + 0,396' R@ -Q3 • Gegenüber diesen rein empirischen Gesetzen war es ein entscheidender Vorteil, als es PRANDTL gelang, das Gesetz für glatte Rohre theoretisch abzuleiten bei guter Übereinstimmung mit allen Versuchswerten, wenn die Formel auch den Nachteil hat, daß'~ implizit in der Gleichung steht 1 _ R@iif ,IT.' - 2 log 251 V ~ I Abbildung 1 zeigt die entsprechenden ~ -Werte über R@ aufgetragen. Sie fallen gut in eine Kurve. Diese Versuche dürften den besten Nachweis zur Bestätigung des REYNOLDS schen Ähnlichkeitsgesetzes bilden. Der linke Ast bezieht sich auf die laminare Bewegung, von dem aus sprunghaft die Werte in die zweite Kurve steigen, die die turbulente Bewegung darstellt. Denkt man sich die er ste Kurve verlängert, so sieht man noch deutlicher den sprunghaften An stieg infolge Turbulenz. Seite 10 W_""'_I,I55 .. 0 o .. 0,7115 .... o .. 0.l'1 e .. 1.155 .. .. + "'" .. 1,155 .. .. + v 1.155 .. .. + .. 0,7115 .. .. • .. 0.l'1 .... .. .... 11,11 .... )( Olm - 0.0" - 25j 1 25j vo 10 00 IOOfOO JI I I 1 .v I I I 01Jlll ~o 4' .J2 ~ ~l/ 45 4G 41 +' ~O ~1 ~ ~J ~'1 V ~ ~1 fJ,I ~g ~ 5,1 LogYf A b b i I dun g 1 Widerstandszahl der Strömung in glatten Rohren in Abhängigkeit von der REYNOLDS-Zahl 4. Rauhe Rohre Bei laminarer Strömung gilt für rauhe Rohre das gleiche Widerstands gesetz wie für glatte Rohre. Die Rauhigkeiten wirken sich also im lami naren Bereich nicht auf den Druckabfall aus, weil bei der Ableitung der Druckabfallgleichung für laminare Strömung angenommen worden ist, daß die Strömungsgeschwindigkeit in unmittelbarer Wandnähe gleich Null ist. In der turbulenten Strömung hingegen hängt dieser sowohl von der Höhe k der einzelnen Rauhigkei tselemente als auch von deren Form und Verteilung über der Oberfläche ab. Jede "Rauhigkeitscharakteristik" hat also ihr eigenes Widerstandsgesetz. Nach L. HOPF unterscheidet man grund sätzlich zwischen einer "Wandrauhigkei t", die durch 4J = konst. gekenn zeichnet ist, und einer "Wandwelligkeit", bei der die Widerstandszahl nur wie beim glatten Rohr von der REYNOLDSschen Zahl abhängt. Auf Grund theoretischer Untersuchungen von L. PRANDTL und Th. v. KARMAN leitete NIKURADSE aus Messungen mit ähnlichen Sandrauhigkeiten für den Bereich der ausgebildeten Rauhigkeitsströmung die von der REYNOLDSschen Zahl un "* abhängige Beziehung = 2 log (d / ks) + 1, 14 ab, dabei ist ks die Korngröße des verwendeten Sandes. Seite 11