Verfahrenstechnik in Einzeldarstellungen Herausgegeben von Dr.-Ing. J. Spangler und Dr.-Ing. W.Matz ======== 10 ======== Warme- und Stoffaustausch in Arbeitsdiagrammen auf projektiver Grundlage Von Dr.-Ing. Werner Matz Mit 33 Aufgahen und 56 Ahhildungen Springer-Verlag Berlin/ Gottingen/ Heidelberg 1960 ISBN-13: 978-3-540-02613-6 e-ISBN-13: 978-3-642-45951-1 DOl: 10.1007/978-3-642-45951-1 Aile Rechte, insbesondere das der 1Jbersetzung in fremde Sprachen, yorbehalten Ohne ausdriickliche Genehmigung des Verlages ist es aueh nieht gestattet. dieses Bueh oder Teile daraus a.uf photomechanischem Wege (Photokopie. Mikrokopie) zn vervielfiiltigen @ Springer-Verlag OHG_. Berlin/Giittingen/Heidelberg 1960 Softcover reprint ofthe hardcover 1st edition 1960 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen. Warenbezeichnungen usw. in diesem Buche berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nieht zu der An nahme, daB solehe Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetz gebung als frei zu betrachten waren unddahervonjedermann benutzt werden diirften Vorwort Die in diesem Buche niedergelegten Ausfiihrungen fiber d~n Warme und Stoffaustausch in der Verfahrenstechnik sind beziiglich ihrer Dar stellungsart auf der Geometrie der Lage und auf dem Begriff des Doppelverhaltnisses der Projektiven Geometrie aufgebaut. Es zeigt sich, daB durch diese lVIethode insbesondere der Stoffaustausch zwi schen zwei Phasen anschaulich dargestellt werden kann. Wie nutz bringend und allumfassend solche geometrischen Hilfsmittel sein konnen und dariiber hinaus neue Erkenntnisse zutage fordern, hat sich bereits in dem von CLAPEYRON [1)1 eingefiihrten p-v-Diagramm, in den von GIBBS [2], VAN DER WAALS [3], KORTEWEG [4], lVIOLLIER [5] und BOSNJAKOVIC [6] benutzten zeichnerischen Verfahren gezeigt. Gerade das in der Geometrie der Lage [7] und in der Projektiven Geo metrie [8] meistens nur fiir rein zeichnerische Zwecke benutzte "Vo ll standige Viereck" mit seinen harmonischen Beziehungen eignet sich besonders dort gut, wo der Warme- und Stoffaustausch zwischen zwei Phasen vonstatten geht. Vielleicht mag nicht jeder Verfahrensingenieur oder -chemiker sofort die Niitzlichkeit der Anwendung dieser in dem Buche verwendeten lVIethoden erkennen, weil ihm im Augenblick der Vorteil nicht in klingender lVIiinze angebbar erscheint. Ich mochte hierzu die treffenden Worte unseres groBen Nobelpreistragers Prof. OTTO HAHN erwahnen [9], die er iiber den Grund ausgesprochen hat, warum sich der lVIensch mit der Wissenschaft beschiiftigt: "Aber es gibt auch ein Wissenwollen, das unabhangig ist von solchen zweckhaften Vorstellungen. Es muB auch den Wunsch geben, einfach weiterzuwandern auf dem Wege, den GroBe vor uns gegangen sind, und den N achkommenden die lVIethoden wissenschaftlichen Erkenntnis triebes weiterzugeben ohne unmittelbaren Niitzlichkeitsstandpunkt. Ein Fortschritt wird schlieBlich immer erreicht, wenn vielleicht auch nicht in klingender lVIiinze angebbar. Meine eigenen Arbeiten fiihrten zu der Zerspaltung der chemischen Elemente Uran. Sie waren ohne jeden Gedanken an eine praktische Verwertung durchgefiihrt worden. Die weitere Folge war aber schlieBlich die Nutzbarmachung der Energie der Atomkerne." Ebenso sind das "Vo llstandige Viereck" der Geometrie der Lage und die mit ihm eng verbundenen projektiven Beziehungen zwischen vier 1 Die zwischen eckigen Klammern stehenden, kursiv gesetzten Ziffern beziehen sich auf das Schrifttum am Ende des Bandes (s. S.137). IV Vorwort harmonischen Punkten zunachst von rein geometrischer Natur und scheinen auf den ersten Blick nichts mit der Verfahrenstechnik ge mein zu haben. Die groBen Forscher auf dem Gebiet der Geometrie, wie DESARGUES [10], PONCELET [11], MOBIUS [12], JACOB STEINER [13], CHASLES [14] und VON STAUDT [15], denen die Geometrie der Lage ihren reichen lnhalt, ihre fruchtbaren Methoden und ihren ebenso einfachen wie stolzen Aufbau verdankt, konnten nicht ahnen, daB mit dieser Darstellungsart eine Briicke geschlagen wiirde von der Geometrie iiber die Schwerpunktssatze der Mechanik sowie iiber den ersten und zweiten Hauptsatz der Thermodynamik hinweg zur Ver fahrenstechnik der neuesten Zeit. lch bin iiberzeugt, daB auch die im heterogenen Gebiet zwischen den Phasenkurven verlaufenden Vor gange in der Darstellung mit dem V ollstandigen Viereck deutlich zum Ausdruck kommen. Ehe im Kap. II die Darstellung des Warme- und Stoffaustausches in Arbeitsdiagrammen eingehend behandelt wird, wird gewissermaBen zur Einfiihrung in dieses Gebiet im Kap. I die technische Deutung des harmonischen Doppelverhaltnisses bei den Kraften und Massen gebracht. Somit wird die Harmonie des Warme und Stoffaustausches aus der jedem lngenieur gelaufigen Harmonie der mechanischen Krafte und Massen entwickelt. lch habe mich be miiht, den vorgetragenen Stoff an zahlreichen Beispielen, wie sie in der Praxis offen oder in eingekleideter Form an den lngenieur und Chemiker herantreten, ausfiihrlich zu behandeln. Die im Buch gestell ten Probleme werden samtlich mit den einfachen Mitteln der Dar stellung gelost und bisweilen ganz neue, vorher im Text noch nicht erorterte Aufgaben durchgerechnet. lch hoffe, mit den 33 Aufgaben und mit der Art und Weise ihrer Losung das Buch lebendig und ab wechslungsreich gestaltet zu haben. Die vorgetragene Theorie ist leicht verstandlich und erfordert keine groBen mathematischen Vor kenntnisse, so daB sowohl der forschende als auch der im Betrieb stehende Verfahrensingenieur und Verfahrenschemiker Nutzen daraus ziehen und schnell zu positiven Erkenntnissen gelangen kann. Zum SchluB mochte ich .dem Springer-Verlag fiir die schnelle Drucklegung, fiir sein Entgegenkommen und fiir die mustergiiltige Ausstattung des Buches meinen verbindlichsten Dank sagen. Vielleicht darf ich noch den Wunsch und die Hoffnung aussprechen, daB das Buch moglichst viele Freunde unter den Fachleuten der Wissenschaft und der Praxis finden moge. Frankfurt (Main)-Hoechst, im Dezember 1959 Werner Matz Inhaltsverzeichnis Seite Bezeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 I. Die technische Deutung des harmonischen Doppelverhaltnisses. 5 1. Die Harmonie beim Wirken von mechanischen Krii.£ten . . . 5 a) Das Wirken von Parallelkraften ........... . 5 1. Aufgabe. Zu 3 Punkten den 4. harmonischen zu finden mittels Kraftmomente . . . . . . . . . . . 8 b) Getrennte Punktpaare. . . . . . . . . . . . . 9 2. Die Harmonie beim Wirken der Massen. . . . . . 10 II. Die Darstellung des Warme- und Stoffaustausches in Arbeits diagrammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1. Geometrische Definition von vier harmonischen Punkten . . .. 11 2. Aufgabe. Zu 3 Punkten den 4. harmonischen zu finden mittels des Vollstandigen Vierecks . . . . . . . . . . • . . . . . 13 3. Aufgabe. Zu 2 Fundamentalpunkten und einem auBenliegen- den Punkt den 4. harmonischen innenliegenden Punkt zu kon- struieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2. Die harmonischen Beziehungen bei den Warmeaustauschern. .. 14 a) Gleichstrom- und Gegenstromkiihler . . . . . . . . . . . . 14 4. Aufgabe. Berechnung der Grenztemperaturen fiir Gleich- und Gegenstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 5. Aufgabe. Losung von Aufgabe 4 mit Vollstandigem Viereck 21 Kurveneigenschaften beirn Kiihler . . . . . . . . . . . . . 22 b) Lage und Bedeutung der Trennpunkte B und D zu den Fun damentalpunkten A und 0 . . . . . . . . . . . . . . . . 24 6. Aufgabe. Kiihlflachen von Gleichstrom- und Gegenstromkiihler 26 c) Gleichstrom- und Gegenstromanwarmer ....... " 28 d) Die Abhangigkeit von too und rp beim Kiihler und Anwarmer .. 31 e) Der reine Warmeaustauscher fiir rp = 1 . . . . . . . . . . 34 7. Aufgabe. Austauschflache fiir reinen Warmeaustausch im Gegenstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 8. Aufgabe. Austauschflache fiir reinen Warmeaustausch im Gleichstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 9.Aufgabe.Vergleich zwischen Gleichstrom-und Gegenstromkiihler 37 f) Praktische Berechnung der Gegenstrom-Warmeaustauscher auf Grund der Lage des auBeren harmonischen Punktes. . .. 38 10. Aufgabe. Grenztemperatur fiir Gegenstromkiihler. . .. 41 11. Aufgabe. Kiihler (rpl = 0,75) und Anwarmer (rp2 = 1,25) . 42 12. Aufgabe. Gegenstromkiihler und Gegenstromanwarmer 42 3. Die harmonischen Beziehungen bei den Rektifiziersaulen 46 a) Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • 46 b) Die Verstarkungssaule. . . . . . . . . . . . . . . . 47 Der Verstarkungspol D S.56. - Der AustauschpolA S.58. Der Mischpol M S. 60 VI Inhaltsverzeichnis Selte c) Praktische Anwendungen der projektiven Beziehungen. .. 62 13. Aufgabe. Abhii.ngigkeit des Rucklaufverhii.ltnisses Vtl von x 62 14. Aufgabe. Austauschpol A bei zunehmender Verdampfungs enthalpie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 15. Aufgabe. Sonderfall konstanter Verdampfungsenthalpie . . 64 16. Aufgabe. Warme- und Stoffaustausch in der Verstarkungs saule im Vollstandigen Viereck . . . . . . . . . . . . . . 64 17. Aufgabe. Vergleich zwischen MCCABE-TmELE- und MOLLIEB.- i· x-Diagramm . . . . . . . . . . .. ......... 69 18. Aufgabe. Verdampfungswarme G LI i des aufsteigenden Dampfes fUr "tl = 00 • • • • • • • • • • • • 72 19. Aufgabe. Anfahren einer Verstarkungssaule . . . . . . . 73 d) Die Abtriebssaule. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 e) Die kombinierte Verstarkungs-· und Abtriebssaule der kontinuier lichen Destillation . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 77 (I) Die Hauptgerade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 fJ) Beziehungen zwischen der McCABE-TmELESchen Darstellung und der im MOLLIERSchen i-x-Diagramm. . . . . . .. 79 y) LOsung von Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . .. 89 20. Aufgabe. Gleichgewichtskurve auf projektiver Grundlage. . 89 21. Aufgabe. Tangenten an Gleichgewichtskurve . . . . . . . 93 22. Aufgabe. Dieselbe Gleichgewichtskurve fur Molenbruch und Gewichtsbruch. . . . . . . . . . . ... . . . . . . . . . 95 23. Aufgabe. Umrechnungskurve Mol.-% in Gew.-% ist gleich seitige Hyperbel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 24. Aufgabe. Verstarkungs- und Abtriebshyperbel . . . . . . 98 1. Verstarkungskurve S.98. - 2. Abtriebskurve S.101 25. Aufgabe. Geringere Bodenzahl bei abnehmender Verdamp- fungsenthalpie . . . . . . . . . . . . . . . . 104 4. Die harmonischen Beziehungen bei der Extraktion . 106 a) Aligemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 b) Das Darstellungsdreieck. . . . . . . . . . . . 106 26. Aufgabe. Herstellung eines Dreistoffgemisches aus einem Zweistoffgemisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 27. Aufgabe. Beweis der Geradlinigkeit der Konnoden .... no c) Die Bedeutung der Mischungsliicke und ihrer Konnoden fur die Extraktion ....................... III 28. Aufgabe. Die Schichtenzuordnungskurve in der Mischungsliicke 117 29. Aufgabe. Bedeutung der partiellen molaren Freien Enthalpie fUr die Konnoden der Mischungsliicke ............ 118 d) Das Vollstandige Viereck bei der Extraktion ........ 120 30. Aufgabe. Benzol bei Pyridin- und Essigsaureextraktion . . 126 31. Aufgabe. Bedingungen fur Kaltextraktion von Pyridin-Was ser-Gemischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 32. Aufgabe. Re<:hnerisches Verfahren bei strenger Forderung von kleinen Gehalten in der Raffinatphase . . . . . . . . . . . 128 33. Aufgabe. Verhii.ltnis von Dampfverbrauch bei Pyridin-Wasser Gemischen durch Destillation und Extraktion. . . . . . . . 132 III. SchlllBbetrachtungen tiber das V ollstiindige Viereek im Dieoste des Wiirme- und Stoffaustausches 135 Schrifttum. . . . . . . . . 137 Namen- und Sachverzeichnis . . . 139 Berichtigung S. 19, 11. Zeile von oben: statt B'D' lies 0' D' S. 79, Unterschrift zu Abb. 34: statt Hauptaufgabe lies Hauptgerade S. 84, Abb. 38 oben: statt VI = 1,21 lies VI = 1,15 S. 92, 6. Zeile von oben: statt 40b lies 40 Matz, Witrme- und Stoffaustausch Bezeichnungen A 1/427 = Warmeaquivalentzahl A ffi 1,99 kcal/grad kmol A Austauschpol A, B, C Komponenten eines Dreistoffgemisches c spezifische Warme in kcal/kg °0 D Erzeugnisdestillatmenge in kg/h oder Mol/h D Verstarkungspol AB/CB/AD/CD = -1 harmonisches Doppelverhaltnis von 4 Punkten A, B, C, D F WarmeiibertragungsfIache in mS F:" die der Abtriebssaule zugefiihrte Fliissigkeitsmenge in kg/h oder Mol/h G Gesamtdampfmenge in· kg/h oder Mol/h G = J - TS Freie Enthalpie in kcal i Enthalpie in kcal/kg + K Koeffizient 1/(1 PI/P2) k Warmedurchgangszahl in kcal/mB h °0 k Kondensationskurve l Lageabstand M Mischpol m Massenteilchen m k/ql Yl c in 11m2 1 i m2 kfq2Y2 c2 in 1/m2 n Anzahl der Eckpunkte eines n-Ecks P, PI' Pz, ••• Parallelkrafte QR die im Riicklaufkondensator entzogene Warmemenge in kcal/h qR = QR/D ql heiBe Fliissigkeit (m3/h) in Phase I q2 kalte Fliissigkeit (m3/h) in Phase II R Resultierende bei Kraften R Riicklaufmenge in kg/h oder Mol/h 8 Siedekurve 8 Subtangente an Kurve t = f(x) T absolute Temperatur in OK Temperaturen in °0 tcc Grenztemperatur (allgemein) (toe). Grenztemperatur beim Gleichstrom (toc)o Grenztemperatur beim Gegenstrom u Zulaufverhaltnis F:"/D v Riicklaufverhaltnis (allgemein) v. = G/ R amerikanisches Riicklaufverhaltnis Va = R/D deutsches Riicklaufverhaltnis + V. = vd/(l va) x = Fliissigkeitskonzentration in Gew.·% oder Mol.-% y = Dampfkonzentration in Gew.-% oder Mol.-% z = (y - x.)/(x - x.) (s. Abb. 44) VIII Bezeichnungen Griechische Buchstaben p, " Inrervalle in der Musik IX, IX = [y(l - y)]/[x(l - x)] = Doppelverhaltnis, Trennfaktor " = spezifisches "G1 ewicht in kg/m3 ffJ = malm1 = q1 C1/Q2"a ca ffJ = M1/M2 = Verhaltnis der Molekulargewichte {} = (t1 - t2)/(t2 - t~) = TemperaturkenngriiBe {}" fiir Kiihler, {}. fiir Anwarmer, {}'" fiir remen Warmeaustauscher Einleitung Zunachst soIl kurz erortert werden, warum sich die Darstellung auf projektiver Grundlage von anderen Methoden grundsatzlich unter scheidet und welche besonderen Vorteile sie bietet. Die Elemente einer projektiven Betrachtungsweise, die wir hier benutzen, sind Punkte, Geraden und Ebenen. Die hieraus entwickelten Grundgebilde sind die Punktreihen und die Strahlenbiischel als Grundgebilde erster Stufe und die aus ihnen erzeugten Kegelschnitte als Grundgebilde zweiter Stufe. Bei der Aufstellung von Beziehungen zwischen Punkten und Geraden in Diagrammen vermeidet diese Darstellung zunachst irgend welche MaBgroBen und arbeitet nur mit Lagenbeziehungen der Ele mente zueinander. Dadurch aber werden die gefundenen Satze und losbaren Aufgaben sehr allgemein und umfassend und gelten fiir aIle Warme- und Stoffaustauschmoglichkeiten. Es ist nach Kenntnis der genauen Lagenbeziehungen dann ein leichtes, durch Einfiihrung geeigneter MaBgroBen den V organg in die iibliche klassische Dar stellungsweise zu iibertragen. Diese Methode beim Warme- und Stoff austausch unterscheidet sich von der friiheren wie etwa in der Geo metrie die alte Euklidische Geometrie von der neueren Geometrie der Lage. Zwei Grundgebilde, Punktreihen oder Strahlenbiischel, heiBen nun projektiv verwandt oder kiirzer projektiv, wenn sie so aufeinander bezogen sind, daB je vier harmonischen Elementen des einen immer vier harmonische Elemente des anderen entsprechen. Hieraus geht hervor, daB die Satze iiber die harmonischen Eigenschaften von Punk ten und Strahlen eine besondere Rolle spielen. Deshalb mochte ich ganz kurz eine allgemeine Erklarung dieser Harmonie und der ur spriinglichen Bedeutung dieser Beziehung vorausschicken. Obwohl nun die Darstellung yom Standpunkt der strengen Geometrie der Lage (der neueren Geometrie) die Benutzung der MaBverhaltnisse grund satzlich vermeidet, sollen hier trotzdem zur Ableitung der harmoni schen Beziehungen auch MaBbeziehungen mit verwendet werden. Dies geschieht einerseits, weil die alten Griechen, auf welche die Be zeichnung "harmonisch" zuriickgeht, ja noch nicht die Lagenbezie hungeIi der neueren Geometrie kannten, andererseits um auch eine fUr den Fernerstehenden anschauliche Verbindung zwischen den friihe ren Betrachtungen im Sinne des MaBsystems und den neueren im Sinne der Geometrie der Lage herzustellen. Matz, Warme- und Stoffaustausch 1